Johann Emmerich Kováts an Karl Gottlieb Windisch

Maria Theresiopel, 16. Februar 1781

Kováts sendet Windisch die Kopie einer Karte des Bartscher Komitates und beschreibt diesen detailliert. Verspricht, auf Aufforderung noch weitere geographische Arbeiten zu erstellen.

Wohledelgeborener,
Hochzuehrender Herr!
Mit dieser Gelegenheit habe ich die ehre denenselben die Charte vom Bácser Comitate zu überschicken, aus welcher Sie die Orthschaften in jedem Processe, aufs genaueste aufgetragen, finden werden, nach welcher sich dieselben bey einer Neuen-Auflage aufs gewisseste richten können. Ich habe vor etlichen Jahren aus der großen Hofkarte von Ungarn einige Comitater worunter auch das Bácser ist, copiret, blos um solche mit meinen Arbeiten zu combinieren, ich kann aber dieselben versichern, daß die ganze Karte nichts tauget, belieben dieselben nur dieses Bácser-Comitat mit dem, aus der Hofkarte zu untersuchen, so wird sich der unterschied handgreiflich weisen. Die Hofkarte von Ungarn ist nichts anders als eine Verwirrung, man findet in derselben Benennungen die gar niemals gehöret worden, es kann aber auch nicht anders seyn, den die Karte ist von Militär officiers zusammen getragen worden, von Leuten, die der Himmel weiß was Nationen sie waren, denen man die Ungarischen Namen der Ortschaften nicht genugsam einkauen konnte, daher sie auch jeder nach der Mundart seiner Muttersprache hinschrieb. Herrn Kriegers Karte von Ungarn leidet auch viele verbesserungen sowohl in der Geometrischen Laage der Ortschaften als der Parallelgreise. Radonits im Bácser Comitat ist kein dorf sondern nur ein kleines Kameral Praesidium, doch hat benennter Herr solches als einen Flecken angezeichnet. Wo Kalotsa ist stehet Csatalia ein Dorf so im Bácser Comitat ist, Kolotsa aber ist gänzlich weggelaßen, und so wäre noch vieles zu erinnern, ich will jezo aber nur vom Bácser Comitat reden. Daß eigendliche Bácser Comitat ist der untere District der obere, und Theißen soll daß Bodroger gewesen seyn, der Palitscher See kommt also nicht ins Bácser Comitat den derselbe liegt im Gebiethe der Stadt Maria Theresiopolis, welche im Bodroger liegt. Als erwähnte Stadt im Jahr 1780 Statuiret wurde und die Worte Inclyto Comitatu Bácsiensi adjactense vom Homine Legio vorlesen wurde, protestierte der zu dieser Solennität deputierte Csongráder Comitats Fiscal aus der Ursache, die weilen selber vorgab S[ank]t Maria habe in alten Zeiten nicht zum Bodroger, sondern Csongráder Comitat gehöret. Wenn dieselben daß Bodroger Comitat vom Bácser genau beschreiben wollen, so ist nichts bessers meinerseits zu rathen, als dieselben begehren vom Fürst Primas Battyáni den Process, den selber mit dem verstorbenen Grafen Grasálkovits in ansuchung der Theilung des Bácser vom Bodroger Comitat gehabt hat. In demselben hat Graf Grasálkovits alle ortschaften mit vielen öffendlichen Documenten ja so gar Urbarien bewiesen, welche zum Bodroger Comitat gehöret haben. Da aber durch die Theilung dieser Comitater und durch aufbereitung vieler authentischen Documenten alte Jura Possessioneria Familiarum, actu exissentium, hätten können endecket werden, und dadurch dem Fisco ein Praejudicium mitsehen können, ist solche Theilung gänzlich unterdrucket worden; und Graf Grasalkovits mußten sich mit den leeren Titel eines O[ber]Gespans vom Bodroger Comitat begnügen laßen. Der obere und untere Process des Bácser Comitats ist ein vortrefflicher Landsstrich auf welchem man benebst den Wiesen auch guten Ackerbau und schöne Waldungen hat, der Theißer Process aber ist seiner hohen laagen nach desto schlechter; die vielen Winde so meistens in die im Bezirk zu wehen pflegen machen den Boden so ohnehin nicht viel wässer hat noch trockener, daher unter 10 Jahren kaum eines ist, welches dem Landmann sammt seinem Viehe genugsam nahrung bringen kann. Auch ist dieser Bezirk schlecht bevölkert welches auch viel beyträgt daß seine bewohner arm sind, denn durch die weite entfernung eines ortes von den andern, wird der Kaufhandel der doch vor den Bauern der beste ist, indem einer dem andern dasjenige giebet, was er entbehren kann, gehemmet, die Städte leiden an Zufuhr der victualien, dahero es auch hier fast unmöglich ist Künstlern und Handwerkern zu leben. Maria Theresiopolis könnte eine gute Stadt werden wenn mehr Dörfer um dieselbe wären. Die meisten Einwohner geben sich mit der Viehzucht ab, den Ackerbau aber vernachläßigen sie, weil in loco kein verschleiß ist, auch Donau und Theiß ziemlich entfernet sind. Handwerker gibt es wenig hier, den die Tracht der Bürger ist simpl so wie der Bauern auf dem Lande, daher auch solche nicht hieher kömmen. Die Stadt bestehet aus 2300 Häusern, die ausgenohmen etlicher Edel-Leute wohnungen meistens von Koth gebauet sind, ohne Ordnung und Gässen, welche im Bezirk 6000 Wiener Gulden hat. Der Weinbau wird starck getrieben, denn im Jahre 1778 wurden hier über 40000 Eimer gefühlet, er läßt sich aber nicht lange über die Jahre halten, daher er gleich von den Einwohnern, so bald er ausgegärt hat, weggetrunken wird.
Die Anzahl der Einwohner dieser Stadt beläuft sich auf 24.000 Seelen worunter der 11 Theil der Griechischen, der andern aber der Römischen Kirche zugethan sind. Die meisten Einwohner sind Raitzen, die sich Bunjevátzen nennen und sich vieles auf diesen Namen einbilden, die übrigen Katholiken Raitzen heißen sie Schokatzen, und die Griechischen Servier oder Szerbli, ihre Sprache aber ist im Grunde die Illyrische oder besser zu sagen die Raitzische, nur in der Aussprache sind solche zu unterscheiden, wenn man genau achtung hat, nicht aber allemal.
Vom Palitscher See folget auch hier eine kleine Beschreibung, in welcher dasjenige enthalten was man bisdato hat erfahren können; belieben dieselben mit mir in nur möglichen Stücken zu befehlen, ich schäze es mir zu Ehren wenn ich einem Manne dienen kann, den ich hochachte. Beliebt denselben dieser Auftrag so ist mit der erfolgleistung immer bereit Wohledelgeborner Hochzuehrender Herr! Deroselben
Gehorsamster Diener
Kováts
M[aria] Theresiopel, den 16 Februar [1]781
Topic revision: r1 - 18 Mar 2011, AndreaSeidler
This site is powered by FoswikiCopyright © by the contributing authors. All material on this collaboration platform is the property of the contributing authors.
Ideas, requests, problems regarding Foswiki? Send feedback