You are here: Foswiki>DigiHung Web>SachVerzeichnis>BegriffPraedium (16 Nov 2010, AgostonBernad)Edit Attach
Praedium
Erläuterung: lat. praedium, dt. Landgut, ung. prédium bzw. puszta. Im Allgemeinen ein außerhalb der Stadt, auf dem Land liegendes Grundstück, das u.a. aus Ackerland, Gärten, Wiesen und Triften, sowie den dazugehörigen wirtschaftlichen Gebäuden und der nötigen Viehzucht besteht. Ist das Gut ein Lehen eines anderen, so handelt es sich dabei um ein Lehngut, im Unterschied zum allodium (Erbgut). Ist das Gut niemanden mit Lehenspflicht zugetan, so heißt es freieigenes Gut, oder Freigut. Das goldene Zeitalter der Prädien in Ungarn war im 11.-13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert ging die Anzahl der Prädien deutlich zurück. Ein Teil dieser Landgute verödete und wurde entvölkert, aus einem anderen Teil entstanden Dörfer. Lediglich ein geringer Teil blieb als adeliges allodium übrig. Ab diesem Zeitpunkt bezeichnete man in Ungarn mit dem Begriff praedium eine verödete und entvölkerte Siedlung. Die Anzahl dieser wuchs besonders während der Türkenherrschaft. Am meisten verwendete man diese Prädien so, dass die in der Nähe befindliche Siedlungen, insbesondere Marktflecken, die Prädien von den adeligen Gutsherren gepachtet haben. Auf diese Weise wurden das praedium bzw. dessen Verpachtung zu einer spezifischen Erscheinung der ungarischen Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte im 15.-19. Jahrhundert. Ab Ende des 16. Jahrhunderts stieg infolge der kriegerischen Auseinandersetzungen die Anzahl der Prädien schlagartig an. Die Bevölkerung zahlreicher Siedlungen musste flüchten oder wurde ausgerottet. Zahlreiche Dörfer und das dazugehörige Ackerland wurden für mehrere Generation entvölkert bzw. lagen brach. Ein kleiner Teil der Acker dieser Siedlungen wuchs mit jenen der umliegenden Ortschaften zusammen, bzw. wurde einverleibt, der Großteil jedoch blieb im Besitz von ungarischen und türkischen Gutsherren. Sie verpachteten diese Ländereien an größere Dörfer, meist jedoch an Marktflecken. Bis zum 18. Jahrhundert gelang es zahlreichen Marktflecken diese Prädien einzuverleiben oder zu kaufen. Nur ein kleiner Teil dieser Prädien wurde als Ackerland verwendet, zumeist wurden sie als Weidegrund verwendet. Im 18. Jahrhundert ging infolge der Neubesiedlung der entvölkerten Gebiete und der Entstehung von Meierhöfen (im Besitz von Adeligen) die Anzahl und Ausweitung der Prädien zurück. Ein neuer Zug in der Verwendung der Prädien war ab 1750 das Aufkommen des Ackerbaus.

Quellen: MTF
Topic revision: r3 - 16 Nov 2010, AgostonBernad
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