-- KatalinBlasko - 29 Mar 2007

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Vorbericht.

Der gütige Beyfall, womit das Publikum meine politisch- geographisch- historische Beschreibung des Königreichs Ungarn aufgenommen, verursachte, daß die ganze Auflage derselben in kurzer Zeit vergriffen worden, und der Herr Verleger daher an die Ausfertigung einer zwoten denken mußte. Er hat mich deswegen zu Rahte gezogen, und zugleich ersuchet, wenn ich es für nöhtig fände, einige Veränderung dabey vorzunehmen. Da besagtes Werkchen zu einer bestimmten Zeit fertig werden mußte, so haben sich freylich Fehler, und Unrichtigkeiten eingeschlichen, die ich nie ohne Unwillen ansehen konnte. Ich machte also dem Herrn Verleger den Vorschlag, es völlig umzuarbeiten, und für meine Leser nützlicher, und brauchbarer zu machen. Da ich aber, so

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bald ich die erste Hand dazu angeleget sogleich wahrgenommen habe, daß diese meine Arbeit für ein Handbuch zu stark ausfallen würde, so habe ich mich nur auf den historischen Theil eingeschränket, den politisch- und geographischen aber, besonders herauszugeben beschlossen. Ich habe mich dabey größtenteils der vortrefflichen Annalen des berühmten und verdienstvollen königlichen Geschichtschreibers, und Bibliothekars bey der Universität zu Ofen, Herrn Abbts Pray, meines schätzbaren Freundes bedienet, und über dieß auch von der Hand dieses würdigen Gelehrten manche Berichtigungen erhalten, die andern Werken dieser Art noch fehlen. Ich habe jedoch auch andere Geschichtschreiber nicht auf die Seite gesetzet, sondern viele derselben, besonders aber einige gute Handschriften fleißig zu Rahte gezogen. In der ältesten Geschichte habe ich mich nur kurz gefasset, weil solche eben so ungewiß, und mangelhaft, als diese Ge-

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schichte der meisten andern Nationen ist. Man hat sich zwar eine Zeit her viel Mühe gegeben, sie aufgeklarter und gewisser zu machen, aber dadurch hat man nur noch mehr Zweifel in derselben verbreitet, und die Wahrheit meist in Wahrscheinlichkeit umgebildet. — Alle Bewohner meines Vaterlandes waren in dem zehnten, und alteren Jahrhunderten rauh, und kriegerisch, ohne Wissenschaften und Künste, und folglich auch unvermögend, die merkwürdigen Thaten ihres Volks auf die Nachwelt zu bringen. Die christliche Religion hat sie zwar sanfter, und gesitteter, aber nicht gelehrter gemacht. Was kann man also wohl Wahres von ihnen behaupten? In der neueren Geschichte aber bin ich immer weitläufiger geworden, jemehr Geschichtschreiber die Aufblühung der Wissenschaften in meinem Vaterlande hervorgebracht hat. Und, ungeachtet ich mich auf eine gewisse Anzahl Bogen einschränken müßen, so habe ich doch nicht leicht eine Begebenheit

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übergangen, welche verdiente erzählet zu werden, mich aber immer mehr bey der Geschichte der Nation, als der Regenten aufgehalten. Alles, was nur einigermaßen fabelhaft, oder ungewiß geschienen, habe ich sorgfältig vermieden, mich aber auch in keine Entscheidung so vieler Streitfragen eingelassen. Und ungeachtet es nichts Leichtes ist, bey so vielen Streitigkeiten über die Nationalfreyheiten, und über die Religion, auf einer richtigen Mittelstrasse zu bleiben, so glaube ich doch, dieselbe nicht verfehlet, und alle Partheylichkeit gewiß vermieden zu haben. Und, so hoffe ich, einigen meiner Landsleute, welche vor den grossen, und zahlreichen Banden unserer Geschichtschreiber erschrecken, einen Dienst erwiesen zu haben, wenn ich ihnen das Wichtigste und Nützlichste aus denselben, in einem Auszuge vor Augen lege. Diejenigen aber, welche die Sprachen, in der diese schätzbaren Werke geschrieben sind, nicht verstehen, werden an-

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statt der elenden deutschen Kroniken von Ungarn, und eckelhaften Übersetzungen, die Geschichte ihrer Vorfahren in einer itzt gewöhnlichen Sprache lesen, und nützen können. Sollte ich aber nicht auch hoffen, diese meine Geschichte unter andern Werken auf den Putztischen meiner schönen Landsmänninnen zu finden, und sie bey Lesung derselben, auf die Geschichte ihres Vaterlandes aufmerksam zu machen? Hier habe ich nun auch die gewünschte Gelegenheit, den berühmten Verfassern der allgemeinen deutschen Bibliothek, *[ *Man sehe das zweyte Stück des 23ten Bandes, auf der 566igsten Seite.] und der beliebten Leipziger Zeitung von gelehrten Sachen, **[ **Im XL. Stücke auf das Jahr 1772.] nebst andern ihnen an Verdiensten ähnlichen Gelehrten, für ihr gütiges, und für mich so schmeichelhaftes Urtheil über meine politisch- geographisch- und historische Beschreibung des Königreichs Ungarn, den schuldigsten Dank öffentlich abzustatten, und sie zu versichern, daß ich ihre

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gegründeten Erinnerungen Hochschätze, und sie mir zu Nutze gemacht habe. Da ich nun auch gegenwärtiges Werkchen in einer verbesserten Gestalt, und Einkleidung erscheinen lasse, so hoffe ich, daß dasselbe die Mis-billigung gedachter vortrefflicher Kunstrichter, eben so wenig zu fürchten haben wird. — Endlich muß ich auch noch von der zu Anfange dieses Vorberichts erwähnten Erdebeschreibung meines Vaterlandes etwas sagen. Man weis, wie finster es noch in derselben ausstehet, und wie mangelhaft alle unsere Werke dieser Art sind, auch wie sehr man noch immer wünschet, ein so grosses, und herrliches Land besser kennen zu lernen. Der berühmte, und um die vaterländische Geschichte und Geographie sich so viele Verdienste erworbene Mathias Bel, hätte diesem Mangel gewiß abgeholfen, wenn es der Vorsehung gefallen hätte, ihm sein Leben noch einige Jahre zu fristen. Die vier Bände seiner Notitia Hungariae novae historico-geographica, sind ein Beweis,

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wie viel unsere Geschichte, und Geographie durch den Tod dieses Mannes verloren hat. Die oft wiederholten Wünsche, daß dessen würdiger Sohn, der gelehrte Herr Hofraht Bel in Leipzig dieses Werk fortsetzen möchte, scheinen nun auch vergeblich gethan zu seyn; und kein anderer Gelehrter hat sich noch gefunden diesen Verlust zu ersetzen. Wir haben zwar von unserem verewigten Bel ein geographisches Kompendium des Königreichs Ungarn, welches schon itzt das Zweytemal, durch unsern verdienstvollen Senator, den Herrn Joseph Benzur, meinen würdigen Freund und Kollegen, vermehrt, und verbessert herausgegeben worden; ein ähnliches, in des berühmten Rektors des evangelischen Gymnasiums zu Preßburg, weiland Herrn Johann Tomka Szászky Introductio in orbis hodierni geographiam, welches durch die Bemühung des gelehrten Rektors in Schemnitz, Herrn Johann Severini, das erst verflossene Jahr vermehrt herausgegeben worden; und ein anders

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schätzbares in der neuen Erdbeschreibung de vortrefflichen Oberconsistorialrahts Büsching sie sind aber alle viel zu kurz, als daß sie die Wünsche des Publikums befriediget könnten. — Ich habe also seit einigen Jahren, in den Stunden, welche mir die öffentlichen Geschäfte übrig gelassen, den Stof zu einer Erdebeschreibung meines Vaterlandes gesammelt, und ich bin durch höhern Beystand in dieser meiner Unternehmung so gut unterstützet worden, daß ich nun im Stande bin, dem Verlangen meiner Freunde zu willfahren, und Hand an das Werk zu legen. Kann ich mir gleich nicht schmeicheln, eine vollständige, und von allen Fehlern freye Arbeit hervorzubringen, so kann ich doch hoffen, mich der Vollständigkeit ziemlich genähert, und die Unrichtigkeiten merklich vermieden zu haben. — Sollte mir nun Gott Leben, und Gesundheit verleihen, so denke ich, diese meine Erdebeschreibung binnen Jahresfrist zu Stande zu bringen, und solche in zween mäßigen Bänden in

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groß Oktav, nebst einer richtig gezeichneten Landkarte herauszugeben. Damit aber das Publikum von dieser meiner vorhabenden Arbeit urtheilen könne, so werde ich zur Probe die Abauiwárer Gespanschaft abdrucken lassen, welche in eben dem Verlage des Herrn Löwens höchstens bis Pfingsten dieses Jahr erscheinen, und in den berühmtesten Buchhandlungen in Deutschland sowohl, als in meinem Vaterlande zu haben seyn wird. Da ich mir übrigens bey dieser Arbeit sowohl, als bey der Ausgabe gegenwärtigen Werkchens die Verbreitung der Kenntnisse in der Geschichte meines Vaterlandes zum Endzwecke vorgesetzet habe, so ist meine Absicht vollkommen erfüllet, wenn ich denselben erreichet habe. Preßburg, am letzten März des Jahrs 1778.

Der Verfasser
Topic revision: r14 - 09 Jan 2009, KatalinBlasko
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