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III. Jahrgang, XI. Stück, den 17. März 1773.
I. Naturgeschichte.
Fortsetzung der Abhandlung von ungarischen Edelsteinen.
Vom Rubin und Granat.
Es ist beynahe nothwendig von den ungarischen Rubinen und Granaten in einem Abschnitte, und zugleich in einer Verbindung zu reden: nachdem davon nicht allein die Berichte, sondern auch die Meinungen sehr unterschieden sind, und, nach einer genauen Untersuchung, mit der Erfahrung, nicht allerdings übereinstimmen. Viele halten den nämlichen Stein für einen Rubin, den ein anderer für Granat Almandin (carbunculus Alabandicus) oder noch für etwas anders ansieht. Ein anderer hingegen hält einen Rubin, wenn er ihm nicht groß genug ist, auch nur bloß aus diesem Grunde, für einen Granat. Und was uns noch bey dieser ganzen Sache Bedenken und Schwierigkeiten verursachet, ist dieses: daß wir heutiges Tages wenig oder nichts von manchen Edelsteinen aufweisen könnnen, davon man alte Nachrichten hat. In den Augen unserer Vorfahren, war dieser Gegenstand nicht so wichtig, daß sie Mühe und Fleiß darauf hätten verwenden sollen, Sammlungen von Seltenheiten und dergleichen Produkte des Landes, für ihre Nachkömmlinge zu besorgen. Und wenn man von denen, die eine bessere Einsicht hatten, ein guter Anfang zu dergleichen Werken gemacht worden ist, so gerieth nicht allein alles, nach ihrem Absterben, in Stecken, sondern auch das, was schon vorhanden war, wurde verwahrloset, und unachtsam zerstreuet.
Der gelehrte ungarische Geschichtschreiber Ladisl. Turocius, giebet uns in seinem Buche: Hungaria suis cum Regibus, S. 314. 315. eine ganze Liste von verschiedenen Orten und Gegenden in Ungarn, wo man Rubinen, oder denselben ähnliche Steine finden kann. Er saget: daß auf dem
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Berge Svidowo, in einer Höhle, kleine Steine, die den Rubinen wenig nachgeben, hin und her zu finden sind. (In monte Svidowo specus est, sparsis passim lapillis, Rubinos aemulantibus referens). Eben daselbst heisset es: daß man bey Patak, eine große Menge von Rubinen, von der Größe eines Hanfsamens, sammlet. (Ad Patakinum Rubinorum, sed exiguorum, instar seminis canabum, ingens numerus colligitur) Ferner, daß ein Bach in dem Thale bey Telke-Banya, kleine und so vortrefliche Steine mit sich herab führet, die an der Farbe, und an Durchsichtigkeit den Rubinsteinen nahe kommen. (Lapillos exiles quidem, sed elegantes, qui colore & pelluciditate Rubinos aequant) Und endlich; daß man auch im Graner Komitat einige kleine oder schlechte Rubinen antreffe. (in Strigoniensi, Rubini, sed exiles) Nicht minder hat man auch mündliche Nachrichten: daß im Neograder Komitate, nicht weit von dem Dorfe Sokol, in einem Bache, zuweilen recht schöne Spinnel Rubinen zu finden sind: fein und hoch an der Farbe; weil sie aber nur kleind sind, so kann man sie zu nichts anders, als zum Karmesiren brauchen. Hingegen führet P. Csiba in seiner Dissert. Historico Physica, eine Erzählung an: „daß man zu einer Zeit, auf den karpathischen Gebürgen, einen außerordentlichen großen Karfunkel, das heißt, einen großen feurigen Rubin, gefunden habe, dessen Werth auf etliche 1000 Gulden gesetzt worden ist. Diesen Karfunkel, hätte eine gewisse Familie derer Grafen Drugeth de Homonna lange Jahre unter ihren Kostbarkeiten aufbehalten, bis endlich der männliche Stamm dieses gräflichen Hauses erloschen, und dieser kostbare Stein in die kaiserliche Schatzkammer überbracht worden wäre.“ Hätte dieses seine Richtigkeit, so könnte man vom Ungarlande sagen, daß es auch in diesem Stücke einen besondern Vorzug vor vielen Ländern in der Welt habe: gesetzt, man sollte in einem jeden Jahrhundert auch nur einen einzigen von dergleichen Steinen ausfindig machen. Hr. P. Fridvalszky berichtet endlich auch dieses noch; daß er in Ungarn eine mit Rubinen besetzte Stuffe gesehen habe. Seine Worte, in Mineralogia magni Principatus Tranfylvaniae, sind diese: in Hungaria vidi mineram, cui complures adnati erant Rubini. Er saget aber nicht, woher und aus welcher Gegend des Landes diese Stuffe gekommen sey?
Aus diesen Nachrichten und Zeugnissen, ist es schon deutlich genug, daß es seine Richtigkeit habe, welches auch auswärtige Schriftsteller bekräftigen, daß nämlich Ungerland Rubinen erzeuge. Weil man aber von allen den angeführten, heutiges Tages keine mehr zu Geschichte bekommt; so hält es nicht allein schwer, sondern es ist auch unmöglich von ihrer wahren Gestalt und Beschaffenheit ein rechtes Urtheil zu fällen.
Die einzige Art von Rubinen, die
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wir noch heute aufweisen können, sind diejenigen, die man nahe bey dem Städtchen Brieß, in einem sandigten Thal sehr häufig findet. Wenn sie aus der Erden und Sand, darinnen sie liegen, ausgegraben, und im Wasser gewaschen, und gereiniget worden sind: findet man zweyerley Sorten; kleine und größere. Die größeren sind wie Hanfsamen; die kleinern, wie grober Sand oder Hirschekörner. Die meisten haben eine runde Figur, und auf der Oberfläche kleine Runzeln. Hält man sie roh gegen das Licht, so haben sie eine bleichrothe Farbe, und ein mäßiges Feuer; läßet man sie aber in Rauten schleifen, so fallen sie im Liegen in das Auge dunkel, und schwarzbraun. So käme daher auf einen guten Künsler an, der sie dünn schleifen könnte, und recht zu bearbeiten wüßte, so würden sie auch eine schönere Farbe, und bessern Glanz von sich geben. Sie sind hart, und halten sowohl ihren Körper, als auch der Farbe nach, in einem ziemlich harten Feuer aus. Viele sehen dieselben, weil sie so klein sind, für Granate an: allein, wenn man dieses bedenkt, daß die ungarischen Granaten, die es außer Zweifel sind, fast alle, gewisse reguläre Ecken haben, und dabey auch andere Farben; so können wir jene viel sicherer unter die Rubinen zählen.
Nicht anders, wie von den Rubinen, sind auch die Nachrichten von den Granaten sehr verschieden. Der obmeldete Geschichtschreiber Ladisl. Turocius sagt in der schon angeführten Stelle: daß der bekannte Berg Granat in Liptau, sehr oft kleine Granaten ausgegeben habe, (granatellos mons Granat sic dictus, saepius dedit ) und was kann wohl wahrscheinlicher seyn, als dieses, daß auch der Berg selbt, daher seinen Namen erhalten hatte! Eben auf diese Art berichtet der nämliche Schriftsteller: ,,daß die Waldwasser, die von den Bergen Jenö welche die Ungarn in ihrer Sprache Jenei Hegyek nennen, herabschiessen, mit dem Sande zugleich größere, und recht durchsichtige Granaten (Granatellos molis & pelluciditatis eximiae) nicht selten mit sich führen; zuweilen in solcher Menge, daß die dasigen Bauern auf ihrer Jagd, anstatt des Bleyes, sich dieser kostbaren Steine bedienen." Wir haben von diesen Granaten keine in unsern Händen: so viel uns aber durch Nachrichten bekannt worden ist, so sollen bey Jenö, in einem grauen Letten und weichen Schifer, Granaten wirklich gefunden werden, die aber viele Kenner, mehr für Almandine, als für rechte Granaten ansehen. Im Poliren sollen die meiste gelb, oder auch röthlichblau herauskommen, und in der Mitte gemeiniglich einen noch rohen erdigten Flecken oder Punkt behalten. Endlich sagt uns auch Turocius: daß ein Wasser, welches von der einen Seite des Tokayer Berges herabfliesset, Granaten, in Erbsengröße auswäschet. Diese sind aber, allem Ansehen nach, eben diejenigen schwarzen Diamanten,
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welche wir schon oben bey der Nachricht von dieser Art Steine berührt haben, und die bey verschiedenen auch den Namen der Granaten haben.
Daß man in den vorigen Zeiten, mehrere, schönere und bessere Granaten in Ungarn gefunden habe, ist aus verschiedenen Nachrichten nicht unbekannt. Doktor Bruckmann berichtet in seiner unterirdischen Schatzkammer S. 249: daß man vor Zeiten in Schemnitz in dem sogenannten Mohrstoll Granaten gefunden, und damit die Kelche in Kirchen besetzt habe. S. 264 heit es: Eine Meile von Eperies findet man in einem alten Schachte schöne Opale und Granaten. Herr Prof. Vogel, sagt in seinem Mineralsystem S. 144: daß die ungarischen Granaten die orientalischen übertreffen. Da wir dieses von unsern Granaten, die man heut zu Tage findet, nicht sagen können! so muß solches in ehemaligen Zeiten geschehen seyn. Und was kann wohl glaublicher seyn, als dieses? denn gute und brauchbare Sachen, läßet man nicht gerne liegen, man sucht sie zu benutzen, und verträget sie bald. Fragt man, wohin? in frembe Länder, wo sich Künstler finden, die sie in einem annehmlichen Preise erkaufen, und alsdann durch die Kunst zubereitet, mit gutem Vortheil wiederum an an andere absetzen. Bruckmann versichert uns auf eine gewissen Art davon; denn bey der angeführten Stelle: daß man 1. Meile von Eperies schöne Opale und Granaten findet, meldet er gleich darauf: die letztern achtet man nicht; die erstern aber werden nach Breßlau gesendt, und daselbst geschliffen und polirt.
Unter den Granaten, davon wir noch heute einen großen Vorrath haben, sind die karpathischen am meisten bekannt, wovon der Bericht in dem II. Jahrgange im XXV. Stücke bey der Beschreibung des karpathischen Gebürges zu finden ist. Diese sind außer allem Zweifel, ächte Granaten, wie solches ihre Ecken und Seiten und ihre völlige Gestalt und Figur deutlich ausweiset. Weil sie aber weder Glanz noch Schönheit haben, und noch niemand bis diesen Tag sie anzuwenden wußte: so liegen sie ungebraucht da in ganzen Schichten und Steinwänden. Soviel bemerket man dabey; daß die allerkleinsten darunter, die schönsten in der Farbe, und auch etwas glänzend und durchsichtig sind.
Fast von eben dergleichen Art finsterer und undurchsichtiger Granaten findet man auf dem Mauraner Gebiet. Und wie man sagt, soll eben dieser Strich von dem karpathischen Gebirge, sich über Muran, Jenö bis nach Waitzen ziehen, allwo endlich dieser Granatengang durch die Donau abgeschnitten wird.
Zuletzt müssen wir noch jener Granaten gedenken, die ohnweit Kremnitz bey dem Dorf Skalka, in einem gelben Letten, als in der Mutter lie-
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II. Vermischte Nachrichten.
Antwort auf das an die Gesellschaft eingeschickte Schreiben, wider die Existenz des vegetabilischen Goldes in Ungarn.
Die angeführten Gründe, in dem letzthin bekannt gemachten Schreiben, wider die Wirklichkeit des vegetabilischen Goldes in Ungarn, erfordern besondere Einsichten, sowohl in die Physik, als Metallurgie, wenn sie gründlich widerleget werden sollen: und da die Gesellschaft bisher noch nicht so glücklich gewesen, ein mit diesen Talenten begabtes Subjekt unter ihren Gliedern zu haben: so wurde solches Schreiben, einem wegen seiner bekannten Gelehrsamkeit, und seinen ausnehmenden Verdiensten für die Wissenschaften seines Kreises, berühmten, und auch itzo, in seinem hohen Alter zum Besten seines Vaterlandes, noch immer unermüdet arbeitendem Manne zugesendet, und seine Meinung darüber verlanget. Dieser wackere Gelehrte hat uns einige Stunden geschenket: wir erkennen seine Bereitwilligkeit mit vielem Danke, und wir wollen seine geäußerte Meinung über dieses Schreiben, dem Urtheil unsrer Leser überlassen: wie wir dann auch künfighin die entgegengesetzten Meinungen ganz gerne in unsere Blätter einrücken werden; indem uns nicht soviel daran lieget, etwas Seltenes zu erzählen, als unsere. Leser, mit Wahrheiten bekannt zu machen. Hier folget die Antwort:
Mein vorläufiges und ohnmaßgebliches Sentiment gehet bey einem beyderseitigen Widerspruche dahin, daß, indem die ältern Physici seit hundert und mehr Jahren, die Existenz eines vegetabilischen Goldes bejahen: die neuern aber, nach angestellten chimischen Versuchen dasselbe verneinen, beyde Parthien in gewisser Maasse recht zu haben scheinen.*)
*) Vid. Robert. Boyle Chymista Sceptic. Praefat. Introduct.
Überhaupt kommt es hier auf einen richtigen Begrif von dem ersten Ursprunge jedes wahrhaftigen Goldes: dann auch auf desselben Reife oder Unreife an. Ich will aus der Metallurgie nur folgende wenige Sätze voraus bestimmen, und sodenn eines aus dem andern erklären.
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1. Die Luft enthält die Samen aller Dinge, welche seit dem Anfang der Welt in einem beständigen Umlaufe, Aufgang und Niedergange bestanden, dergestalt, daß dasjenige, was vorhin oben war, nachgehends unten: und was unten ehemals gewesen, nach dessen Zerstörung, Gährung und Fäulniß wieder hinauf kommet.*) Alles dieses wird von der Sonne belebet, welche mehr das Herz, als das Auger der Welt genennt zu werden verdienet. In ihrem System befinden sich viele heimliche Körper, die eben so, als wie auf unserer Erde, Licht, Leben, Wachsthum, und vielleicht auch die anziehende, und abtreibende Bewegung von ihr haben.**) Diese schwimmen alle, so wie unsre Erde in der subtilen Himmlelsluft, afficiren dieselbe, sowohl durch ihre Bewegung, als durch die, von ihnen zurückprallende Sonnenstrahlen, wodurch sie also, nach ihrer weiten, oder nahen Stellung, gegen und voneinander, in sich wirken. Und wie wir nicht wissen, was ihnen von unsrer Erde zufliesset; so können wir nichts, als dieses aus der Erfahrung, sagen, daß, weil sie uns mit ihrem schwachen Licht, wenig oder nichts dienen, sie zur einer ganz andern Absicht erschaffen seyn müssen, nämlich, die Samen aller Dinge, durch die Himmels- und eines jeden Körpers, besondere Luft, mitzutheilen, und das ist es, was uns nöthiget, den Einfluß der Himmelskörper ineinander anzuerkennen, welcher am deutlichsten bey denen, nach Cockii Grundsätzen vorher zu sagenden möglichen Gewittern wahrgenommen werden kann.***)
*) Frid. Balduini aurum aurae sup. & inf. in Miscell. Nat. cur. Dec. I. A. IV. V. app. p. 105. 163.
**) Isac Nevton princ. phil. Nat. Matth. prop. 1 — 10.
***) Georg Ernst Stahl: Einleitung zur neuen Meteoroscopic p. I — 105.160.
2. Wir werden nicht irren, wenn wir nach itzo gedachten Anfangsgründen sagen, daß sich in unsrer groben Luft, viele Himmelsluft, und mit derselben, auch viele einheimische und fremde Materien und Samen befinde: massen, seit Erschaffung der Welt schon alles aufgezehrt seyn müßte, wenn nicht täglioch ein neuer Zufluß von Samen anderwärts herkommen, und von uns in diesem Sonnensystem wieder ausfliessen möchte*) hierzu rechne ich den subtilen Luft- und Astralgeist mit seinen Kräften, wodurch er in unsrer Erde in alle drey Reiche der Natur wirket, und durch die Ausdünstungen derselben, unsre uns umgeben Luft ausmachet. In dieser schwimmen nun vielerley zusammengesetzte Theilchen und Samen. Auch daß sich in ihr die Anfänge aller Elementen befinden, bezeugen obgedachte Gewitter, absonderlich beym Donner, Schwefel, und Salz: (die eigentlich das Dommern, wie beym Schießpulver verursachen) die Salze geben die Mineralien, Salpeter, Salz, Vitriol, Alaun: was irdisch in der Luft und Wasser ist, giebt Staub, Er-
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den und Sand: aus Sand und Letten werden Steine und Felsen, und in den Klüften dieser erzeugen sich Metallen, welche immerfort wachsen**)
*) Vid. D. Joh. Frid. Henkel Kießhist. Kap. XII. p. 677. 681. Kap. XIII. p. 744. Kap. XIV.p. 864. 887. ejusd.Flora Saturn. Kap. V.p. 228. 245.
**) Vid. Agricola de remet. l. r.
3. Diese Metalle haben also den Ursprung von außen, oder vom Tage, und senken sich, theils in die Tiefe zwischen die Klüften: oder streichen gerade hinaus, dem Horizont gemäß: oder schrägs, ins Liegende oder Hangende, hinauf oder herunter, nachdem obgedachte Klüfte abwärts, seitwärts, oder unterwärts gehen. Daß aber alles, was itzo hart ist, ehedessen flüßig gewesen, beweisen die in Metallklüften befindlichen Kristallkreisen, die versteinerten Toffe, das gediegene Gold und Kraußsilber in Gängen: und da die mineralischen lauwarmen und feuchte Dünste, wie die vielen Bergwasser von unterschiedenem Geschmacke die Kommunikaition des Innern mit dem äußern genugsam entdecken; so ist kein Zweifel, daß die untern Metallen ihren ersten Ursprung und Nahrung von außen: ihre Reife aber von dergleichen unterirdischen Wärme und Digestion, unter der Länge der Zeit überkommen.*)
*) D. Job. Frid. Henkel I. c. Kießhist. cap. 5. p.259.
4. Weil aber (wie im Plfanzenreiche kein Samen nicht keimet, wenn er nicht in eine ihm taugliche Erde kommet, und wenn nur bloß die Luft mit ihren Mineralsamen die Metallen machen möchte) man überall dieselben haben müßte, wo nur Luft, Regen und Erde zu haben ist; so erhellet hieraus, daß zur Erzeugung der Metallen ein diesen ähnlicher Magnet auf der obern Fläche der Erde nöthig sey. Dann ein Homogeneum vereiniget sich leicht mit einem ihm ähnlichen Homogeneum, eines ziehet an: das andere fliesset ein: und wenn man eine bereits ausgelaugte Salpetererde unter einem Dach, wo der Regen sie nicht auswaschen kann, der freyen Luft aussetzet; so überkommt man in einem Monat wieder Salpeter: gleichergestalt, wenn man das Kaputmortuum, von einem durch starkes Feuer, wegdestillirten Vitriolgeiste zerstosset, und an die Luft und Sonnenstrahlen ausgebreitet hinsetzt: so überkommt man wieder Vitriol: imgleichen, wenn man ein wohlrecktificirtes Vitriolöl in einer flachen Porcelan - oder Glasschale der Luft aussetzet, so ziehet dieses Vitriolöl ein ihm ähnliches, und mit einem kräftigen Luftgeiste vermischstes Pflegma des Vitriols an sich, zum Beweis, das in der Luft eine Menge Salpe-
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ter- und Vitriolgeist stecke.(*) Es befinden sich aber auch andre und diesen sauren Geistern entgegen gesetzte Liquores und Salz in der Luft. Dann, wenn ich ein stark kalcinirtes Weinsteinsalz oder Nitrium fixum: oder auch einen gemeinen frisch gebrennten und ungelöschten Kalk an die Luft setze, so ziehet dieser weder Vitriol, noch Salpeter an sich, sondern einen ihm Homogeneum alkalinum acido contrarium liquorem an sich, zum augenscheinlichen Beweiß, daß jeder effectus atractionis aeris & eodem contentae panspermiae von seinem eigenen Magneten abhange, eben so, wie Rettich, Löffelkraut und Saurampfer in einem Garten wohl beysammen stehen, und jedes das Seine, dem eigenen Samen und Magneten gemäß an sich ziehen kann.
*) Idem ibid cap. I. p. 57.
5. Wenn ich nun dieses itzt gedachte auf die Metalle anwende; so ist es sonnenklar, daß ein jedes Metall einen, ihm ähnlichen Magneten haben müsse. Nur daß die Metalle einen viel größern Raum einnehmen, und nicht so nahe, wie Kräuter neben einander stehen können; daher auch die Erfahrung giebet, daß wo Eisen- oder Kupferbergwerke sind, man allda niemals oder selten Gold- oder Silberadern, (außer in der Tiefe) findet, und wo dieses ist, so stecket ihr Magnet entweder auf der Fläche der Erde, weit von diesen, oder tief darinne unter diesen. Wie dann die Klüfte und Gänge auf etlichen, Meilen lang, durch das aneinander hangende Gebürge streichen*) Genug, daß die Luft, als der reiche Behälter allerley Samen, einem jeden Geschöpfe das Seine mittheile, nachdem sie auf der Fläche der Erde einen anziehenden Magneten findet, welchen sie erstlich mit Schwefel und Luftsalz speiset, auskochet, und wie die Wurzeln und Zweige der Bäume nähret, und sich nur dieser Magnet durch die Klüfte wendet, ihme (meist unterwärts, selten aber ihrer Schwere halber, aufwärts) nachgehet.**)
*) Vid. Georg Agricola de re Metilic. Lib. III. p. m. 33.
**) Vid. Joachim Becher Duumvirat hermetic. opusc. Edit. Norimb, 1719. p 72 seqq.
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