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III. Jahrgang, X. Stück, den 10. März 1773.
I. Allerhöchste Verordnungen.
Die Wägung der Goldmünzen betreffend.
Vom 20sten Hornung.
Nachdeme von dem kaiserl. königl. hiesigen Hauptmünzamte gutächtlich an Hand gegeben worden, daß das wirksamste Mittel seye, das Publikum gegen die Bevortheilungen der in den kaiserl königl. Erbländerrnm nicht selten zum Vorscheine kommende falschen Goldmünzen zu bewahren, wenn dasselbe sich, bey Einnahme sämmtlicher derley Münzen, der Waage zu bedienen, neuerdings angewiesen würde; maßen ein das rechte Gewicht haltendes falsches Goldstück, entweder unproportionirt dick, und bey dem ersten Anblicke kennbar ist; oder sich auf der Waage zeigen muß, daß es von den ächten derley Stücken im Gewichte merklich unterschieden seye: so haben Ihre kaiserl. königl.apostol.
Majest. dieses allergnädigst zu beangenehmen und zu befehlen geruhet, das Publikum von obig hauptmünzämtlichen Antrage zu benachrichtigen, auch dasselbe zu jedesmaliger Wägung der einnehmenden Geldsorten neuerdings anzuweisen und zu ermahnen.
v. P.
II. Wissenschaften.
Ungarische Historie.
Beyträge zur Geschichte des Zipserlandes.
Das in Oberungarn gelegene Zipserland ist im XIVten Jahrhunderte in der ungarischen Geschichte sehr merkwürdig geworden. Denn ob es gleich bis auf die Zeiten des Königes Karl des I. rauh, wüst und zeimlich unbewohnt gewesen: so hat
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doch, sowohl dieser König, als seine Gemahlinn Elisabeth, eine pohlnische Prinzessinn, des Königes Uladislaus Loketto Tochter; dann ihr Sohn, König Ludwig der I. sich große Mühe gegeben, viele Städte und Dorfschaften, in demselben anzulegen, und viele Einwohner dahin zu bringen. Diese königliche Anstalten haben die erwünschtesten Früchte getragen: indem dieses Land, in einer gar nicht langen Reihe von Jahren eines der schönsten und ansehnlichsten im Königreiche geworden. Welches man auch daraus schon abnehmen kann, daß König Ludwig mit den Gedanken umgegangen, ein besonderes Bißthum dasalbst zu errichten, und es mit hinlänglichen Gütern und Einkünften zu versehen: wie dieses der gelehrte P. Karl Peterfi in Sacr. Conc. Regni Hungariae. Part I. p. 194 gezeiget hat. Um aber davon überzeugt zu werden, findet sich bey den einhemimischen alten Geschichtschreibern, deren Aufmerksamkeit nur allein beym Geräusche der Waffen rege wurde, sehr wenig: das Licht in dieser dunklen Sache müssen uns alte Urkunden hergeben. In diesen finden wir, daß schon im vierzehnten Jahrhundert XXIV. königliche Städte im Zipserlande gewesen sind, welche eine ganz besondere bürgerliche, und in Ansehung der Pfarrer, auch geistliche Gesellschaft ausgemacht haben.
In dem vom Könige Stephan dem V. im Jahre 1271, den im Zipserlande wohnenden Sachsen, ertheilten Privilegium, welches der gelehrte Porfessor zu Rinteln, Herr Gottfried Schwarz in seiner recensione critica originum & occasuum Transylvaniae, auctore Laurentio Toppeltino im Jahre 1766 zum Druck befördert, findet man noch keine Spuren davon. Allem Ansehen nach wird die allererste Nachricht von ihnen, in dem herrlichen Privilegium anzutreffen seyn, welches König Karl der I. denselben im Jahre 1317 ertheilet, und darauf Jahre 1328 mit seinem zweyten Siegel bestättiget hat. Ihnen, den Zipser Sachsen, gereichet es zu einem unsterblichen Ruhme, daß sie zu dem, im Jahre 1312, über den rebellischen Grafen Matthäus von Trenschin und seine Anhänger, bey Kaschau erfochtenen Sieg, sehr vieles beygetragen haben. Es wird dieses in gedachtem Privilegium angeführt, als ein Bewegungsgrund, die den XXIV. königlichen Städten vorhin schon zugestandenen Rechte und Freyheiten, nicht nur zu bestättigen, sondern auch zu erweitern. Dieses kostbare Kleinod wurde von ihnen dermaßen hochgeschätzt, daß sie nicht unterließen, bey den nachfolgenden Königen, Ludwig dem I., und dem Kaiser Sigmund, die Bestättigung darüber zu erlangen. Im sechzehnten Jahrhundert gaben sie es dem Zipserkapitel zur Verwahrung, von dem sie dagegen, ein sogenanntes Transumtum erhielten.
Der Raum und andere Umstände gestatten es nicht, daß wir die den
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Zipser-Sachsen zugestandenen und gebührenden Freyheiten, hier anführen; noch weniger daß wir darüber Anmerkungen machten. Wir wollen diesmal allein die Namen der gedachten XXIV königlichen Städte, bekannt machen.
Diese werden in folgender Ordnung erzählet:
1) Leutschau, Leutschovia als die Hauptstadt der XXIV. königl. Städte. Diese Stadt ist nach der Zeit unter die königlichen Freyen Städte aufgenommen worden.
2) Kirchdorf, Szepes Varllya, ist noch in sehr guten Umständen, eine von den bekannten XIII. Zipser Städten.
3.) Eylenbach, Velbachium, ein elendes Dorf: die Kirche und die Rudera von andern da gestandenen Gebäuden zeigen es, daß der Ort vor Zeiten ansehnlich gewesen seyn müsse.
4.) Wallendorf, Olassinum, Villa Italica in guten Umständen, mit einem weitläufigen und einträglichen Ackerbau, ist eine von den XIII. Zipser Städten.
5) Diren, Densdorf, Danisocz.
6.) Odorin, Odorinum.
7.) Neudorf, oder Iglo, Iglovia. Die ansehnlichsten kaiserlich-königlichen Gewerken in Oberungarn sind daselbst wohnhaft; sie hat viele Einwohner, die meistens bey dem
Bergbau ihre Nahrung finden, und ist die erste unter den XIII. Zipser Städten
8.) Balemsdorf, Balmsdorf, Harigocz, ein armes Dorf.
9.) Sperndorf, Illyesfalva, auch dermalen keine Stadt, sondern ein Dorf.
10.) Donnersmark, Quintoforum, oppidum S. Ladislai.
11.) Kapsdorf, Kaposztafalva.
12.) Deutschendorf, Poprad, eine von den XIII: Zipser Städten.
13.) Völk, Fülka, eine von den XIII. Zipser Städten.
14.) Schlagendorf, Großschlagendorf.
15.) Mülendorf, Müllenbach.
16.) Matzdorf, Matthaei Villa, eine XIII. Stadt.
17.) Georgenberg, Fanum S. Georgii, eine XIII. Stadt.
18.) Michelsdorf, Michaelis villa, eine XIII. Stadt
19.) Groß Eyßdorf, Zakocz.
20.) Mennersdorf, Menhardi villa, eine XIII. Stadt.
21.) Bel, Bela, eine von den volkreichern XIII. Städten.
22.) Kaißmark, Kesmarkinum, eine königlich freye Stadt.
23.) Leibiz, Lubicza, eine von den größern XIII. Städten.
24.) Rißdorf, Ruszkonocz, eine XIII. Stadt.
Dieses waren nun zu den Zeiten Karl des I. die XXIV. königlichen Städte. Auf was für eine Art aber, in spätern Jahren, die nunmehr königlichen freyen Städte, Leutschau und Kaismark davon abgesondert; und diese zu der Bruderschaft Inferioris Popriad, ge-
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zählet; an deren Stelle der Flecken Schmegen, Smisan, gesetzet; und unter die Zahl der XXIV. Städte gerechnet werden? ist dermalen eben so wenig bekannt: als, wie St. Kirn, Fanum Quirini, nach der Hand, etwa an die Stelle der Hauptstadt Leutschau dazu gekommen ist. Es bliebe nämlich die Zahl der XXIV. Städte, auch nach der Absonderung der Stadt Leutschau und Kaismark immer vollständig.
Diese XXXIV. Städte nun, hatten, ihren Freyheitsbriefen gemäß, einen besondern Grafen, welcher in den Urkunden zum Unterschiede des Grafens der Gespannschaft, (Comes Comitatus, mitatus, nun, supremus Comes) der Landgraf (Comes Provincialis) genennet wurde, und eine besondere Gerichtsbarkeit in denselben auzuüben hatte.
Nachdeme aber, im Jahre 1412, von diesen vier und zwanzig königlichen Stätdten, deryzehn, an den König Jagello in Pohlen versetzet, und von den übrigen XI. abgesondert wurden; so haben diese, so wie die XIII. Städte, einen Grafen unter dem die XIII. Richter stehen,bis auf den heutigen Tag noch fort haben, ebenfalls den ihrigen bekommen. Und ist diese Würde vor ohngefähr 50 Jahren bey ihnen noch anzutreffen gewesen: wie solches Herr Gottfried Schwarz, in der oben angeführten Recensione critica p. 36. erinnert.
Nun ist zwar auf diese Art, durch die Verpfändung, das Band der bürgerlichen Vereinigung der vier und zwanzig Städte getrennet worden; indessen aber ist die Verbrüderung der daselbigen Geistlichkeit auch in den folgenden Zeiten noch bestanden. Die Pfarrer aller vier und zwanzig Städte, hielten an der alten Verfassung, und blieben unter ihrem besondern Dekanus oder Senior vereiniget, welcher von ihnen, nach Belieben, so oft sie es für gut befanden, gewählet wurde. Unter seine Obliegenheiten gehörte es, nicht allein den Kirchen und Priestern vorzustehen, und ihnen mit einem guten Beyspiel vorzuleuchten: sondern er war auch schuldig, die denkwürdigsten Vorfälle und Begebenheiten, welche die Fraternität der XXIV. Regalium, oder das Zipserland, angiengen, in ein dazu bestimmtes besonderes Buch einzutragen. Ein solcher Codex ist ohnlängst zum Vorschein gekommen. Er führet den Titel: Liber seu Rcgistrum Fraternitatis venerabilium, Dominorum viginti quator plebanorum regalium in Scepus, in se continens, recepta, data, exposita,
acta ac omnia facta, ejusdem laudabilis fraternitatis &c. ab anno Dominicae
Incarnationis 1520. Wir werden künftighin unsere Leser von Zeit zu Zeit mit einigen daraus genommenen Nachrichten zu unterhalten suchen.
v. R.
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III. Gellertisches Urtheil über die Fabeldichter.
Grecourt ((Joh. Bap. Joseph. Villart de) ein schmutzig und weitläufiger Fabeldichter. Er ward zu Tours 1683 aus einem guten Hause gebohren; erhielte 1697 in Kanonitat, und unterhielte eine genaue Freundschaft mit dem Marschall d'Etrees. 1743 verließ er das Zeitliche.Seine Werke sind 1748 zusammen gedruckt worden.
Hagedorn: sehr gut, doch sind seine andere Gedichte den Fabeln vorzuziehen, da sie zu schwer und tief denkend sind: Erbleibet immer ein Freund des Vergnügens und der Tugend. Die Moral seiner Fabel ist nicht allezeit streng, sie ist auch lachend; allemal mit dem feinen Salze der Satire gewürzt; welches er als ein Mannn, der die Welt kennet, anzuwenden wußte. Er hat fremde Gewächse in das deutsche Erdreich überpflanzet, und sein Eigenthum daraus gemacht.
Lichtwehr gehöret unter die beßten. Er erfindet, und ist eben so lustig, wie Lafontaine. Lessings Arbeiten sind vielmehr gute Sinnsprüche, als Fabeln. Die Schweizer gaben gegen ihn, Leßingische unäsopische Fabeln, heraus.
Richardson: seine Fabeln kamen 1757, von Leßing übersetzt, heraus. Sie enthalten einen Auszug in Prosa, und viel Nutzbares.
Francisci Josephi Fabulae aesopicae, sehr schön. Ist eine Nachahmung des Phaedrus, welche zu Manheim sauber gedruckt worden.
Riberi, hat Fables & Contes geschrieben, aber sie nicht erfunden; indem er solche meistentheils aus andern Autoren, und viele von dem Verfasser dieses Urtheils selbst entlehnet .
Schäfergedichte.
Racan : seiner Schreibart nach ist er der französische Vergilius. Er hat den guten Geschmack eingeführt.
Mad. Deshoullieres: ist nach dem Urtheil des Voltaire, die beßte Poetin in Frankreich.
Greßet: Er verdienet hier eine Stelle: von ihme sind Eklogen und eine freye Uebersetzung des Virgils, welchem er ein französisches Hofkleid angezogen.
Petrarch; war Staatsrath am maylandischem Hofe. Seine Gedichte sind gut.
Spencer hat Eklogen auf jeden Monat im Jahre verfertigt.
Pope schrieb die vier Jahreszeiten in seinem 14ten Jahre: und diese sind unter seinen Schäfergedichten die beßten: er ahmte geschickt nach, und wußte fremde Gedanken sich ganz eigen zu machen.
Rost: er schrieb fliessend und natürlich. Seine Bilder sind zuweilen anstößig: zu wenig behutsam: verdienet er von der moralischen Seite, betrachtet wenig Empfehlung.
Gesner findet bey Jedermann Beyfall, auch unter den Franzosen. Huber übersetzte ihn gut.
Daphnis: die Schäfergedicht sind gut.
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St.Mard: ein guter Schäferdichter, aber kein Hauptpoet. Von den italienischen Schäferdichtern besehe man Mainhards Nachrichten. Sie haben viele aber schlechte Schäfergedichte gemacht: lieben die Wortspiele, und halten zu viele Gegensätze. Das Beßte und Schönste ist übersetzt, und mit kritischen Anmerkungen herausgegeben worden.
v. M.
IV. Naturgeschichte.
Zweifel wider die Existenz des vegetabilischen Goldes in Ungarn.
Da wir im abgewichenen Jahre, dem Publikum, die Nachricht, von einer zu Töplitz in Zips gefundenen goldenen Krone, mitgetheilet haben: nahm ein Gesellschaftsglied zugleich davon Anlaß, eine kurze Abhandlung vom vegetabilischen Golde, das in Ungarn gefunden wird, zu verfassen. Wir haben sie in das XLV. und XLVI, Stück des II. Jahrganges hineingebracht.
Seitdeme erhielten wir ein Schreiben von einem Manne, den wir wegen seiner Gelehrsamkeit hochschätzen, und wegen seiner Vaterlandsliebe verehren. Es war uns dasselbe sehr angenehm: indeme es die Meinung eines ausländischen Gelehrten, von diesem ungarisch-vegetabilischen Golde enthielte, welche dieser
Erbländischen Seltenheit freylich nicht günstig ist. Wir wurden zur Rettung ihrer Ehre aufgefordert; und wie sollten wir uns nicht beflissen haben, zu Aufklärung der gemachten Zweifeln das Unsere beyzutragen? Hier ist das Schreiben:
Meine Herren!
Wie ich Dero wöchentliche Schriften, nicht ohne Vergnügen und Nutzen zu lesen pflege: also habe ich in Deroselben 45- und 46sten Stücke, worinnen sie von dem ungarisch- vegetabilischen Golde, nach Dero Gewohnheit, gelehrt, gehandelt, etwas wahrgenommen. Es sey mir, Dero Gütigkeit gemäß, erlaubet, Ihnen, nicht einen Traum; sondern eine, in diese Sache gehörige Geschichte zu überschreiben. Als ich vor nicht gar vielen Jahren, in London, einer Auktion der vortreflichen Bibliothek des ehemaligen königl. Leibarztes Richard Mead, wo viele Gelehrte Männer zugegen waren, beywohnete, trug es sich zu, daß unter andern Meistbietenden, ein gewisser englischer Kavalier, ein großer Freund der Naturgeschichte und Liebhaber der Naturalien, ein Stück ungarisches vegetabilisches Gold, in einem außerordentlich hohen Preise erhandelt hatte. Dieses nun zu untersuchen gab ers einem seiner vertrauten Freunde, dem Herrn Michael Morris, einem erfahrnen Professor der Cbymie, meinem ehemaligen, bis dieser Stunde noch schätzbaren Lehrer. Das so theuer erkaufte Stück bestunde in ei-
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ner trockenen Weintrauben, woran 10 Beeren waren. Auf dreyen derselben und an ihren Stielen sahe man 5 theils Linsen- theils Hirschekörner große Theilchen, äußerlich an der Haut anhängen, die wegen ihres Glanzes, Gold zu seyn schienen. Die Meinung war, daß auch innerlich, alle Körner, aus dergleichen Gold bestehen müßten.
Es wurde diese Traube in dem laboratorio chymico, obgedachten Hrn. Prof. Morris, welches er für seine Schüler, in der Strasse Poldinga Square zu eröffnen pflegte, in Gegenwart obgedachten Kavaliers, Stück vor Stück, der genauesten Untersuchung unterworfen, und zuerst die äußerlichen und größeren, dann mehrere, und zuletzt alle, äußerlich angeflogene, und dem Häutchen der Beeren anhängende, Schimmer und Glanztheilchen vorgenommen. Ein gleiches geschahe auch mit den inwendigen Traubenkörnern. Und da man alles mit Quecksilber zu amalgamiren sich bemühete, so hat sich doch mit aller Kunst nichts vereinigen wollen, sondern ist immer frey oben geschwommen. Da man es mit einem hydrostatischen Instrument probirte, so kam das Verhältnis der Schwere eines wahrhaften Goldes ebenfalls nicht heraus: auch konnte dieses auf die Probe genommene, sogenannte vegetabilische Gold, weder die, durch eine Goldschmiedsröhre geblasene Spitzflamme, noch viel weniger ein Reverberier- oder auch nur ein geringeres chymisches Feuer, lange ausstehen: Dieses unächte ungarische Gold, gieng endlich mit allen dafür bezahlten vielen Pfunden Sterling, welche dieser wohl begüterte Naturkündiger, in Absicht, die Wahrheit davon zu erforschen, kaufweise dafür gegeben, im Rauch auf, und wurde zu Aschen.
Nachdeme also obgedachter Herr Professor eine lange, und gelehrte Abhandlung darüber gemacht hatte, und zuletzt mit einem Gelächter, dieses ungarisch vegetabilische Gold, nicht wenig ausspottete: so meldete ich mich in Gegenwart erwähnter gelehrten Gesellschaft, um die Ehre unsers Vaterlandes, und der in demselben befindlichen vielen Naturschätze zu retten: ich wendete dagegen ein, daß mit viele meiner Landsleute und gelehrte Naturkündiger, aus meinen Anmerkungen bekannt wären, und beyfielen: wie ich dann, Matthäum Heldium ehemaligen siebenbürgischen Fürstlich Sigmond Rakotzischen Leibarzt Martin Heinrich Frankenstein, und Joh. Paterson, beyde berühmte Physicos von Eperies, dann den Procopium Bonanum kaiserl. königl. Bergwerks- und . Kammerphysikum, wie auch den sel. Köleserium ehemaligen siebenbürgischen Bewerkinspektorem, und viele andere gelehrte Männer, Fürsten, Grafen, und, ungarische Edelleute nennte, welche dergleichen vegetabilisches Gold in Augenschein genommen, mit Händen betastet und besessen haben, wovon uns die Miscellanes Naturae curiosorum Decur. 1 ann I, observ. 131. und ann II. observ.113 nebst der historischen Beschreibung
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derselben ein langes Register darstellten.
Obgedachter Herr Professor erwiderte hierauf, daß dergleichen Histörchen, oder alte Weiberfabeln, bey vielen Scribenten anzutreffen wären, könne er zwar nicht läugnen; es hätten aber auch Gelehrte das praejudicium auctoritatis und praecipitantiae, welche gewiß anders urtheilen würden, wenn sie eben so, wie ich bey dieser vorgegangenen Prüffung des geglaubten vegetabilischen Goldes, auch das in der kaiserl. königl. Kunstkammer zu Wien befindliche, und 1 Loth und 2 Quintel wägende vegetabilisches Gold, bey ächter Probe, und angewendetem chymischen Feuer, gleichmäßig im Rauch aufgehen sehen und wahrnehmen würden.
Daß die Gründe und Schlüsse dieses Philosophen und Chymisten wahrscheinlich gewesen, bin ich nachero durch andere Umstände vergewissert worden; denn da ich itzo mit der Historie der Medicorum meines Vaterlandes beschäftiget bin: so muß ich bekennen, daß mir unter allen keiner vorgekommen, der die wahre Beschafffenheit dieses vegetabilischen Goldes, so wie es nöthig gewesen ist, untersuchet hätte, ohnerachtet Paterson, Bonanus und Köleféer Geschicklichkeit genug dazu hatten;
außer dem ohnlängst verstorbenen Eperieser Physikus D. Adam Raymann, welcher durch angestellte Versuche der erste gewesen, der in den Breßlauer Natur- und Kunstgeschichten, die Existenz dieses wahren vegetabilischen Goldes in Zweifel gezogen, und hernach in den Ephemeridibus Naturae curiosorum Centur. IX. obs. 45. und neuerlich in derselben Actis Vol. VI. obs. 129 öffentlich und aufrichtig vor falsch und unächt erkläret hat.
Was ist nun hierbey zu thun? meine Herren ! sollen wir dann auch künftig die Meinungen des Pöbels unter den Gelehrten beibehalten: und bey Anblick eines Goldschimmers, uns etwas anbinden lassen? Meines Orts versichere ich, daß, wenn mir, in meinen, um die Theys liegenden Weingärten, etwas dergleichen vorgekommen wäre, ich dem blossen Schein nicht geglaubet; sondern solches, mit fleißigen Untersuchungen, aus dem Naturgrunde, erforschet haben würde. Da aber, Sie, meine Herren, viel bequemere Gelegenheit hiezu haben, so belieben Sie, Dero, in Untersuchung und Sammlung derer Naturschätze geneigten Bemühung gemäß, sich dahin zu bestreben, damit diese vorhandenen Zweifel, endlich in ein vollkommenes Licht mögen gesetzet werden. ec.
v. V.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.