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III. Jahrgang, XIII. Stück, den 31. März 1773.

I. Wissenschaften.

Topographische Nachrichten von den Wieliczker Salzgruben.

Ein sehr werther Freund, und verdienter Mitbürger, Herr J. F. M. zeigte uns vor einiger Zeit, eine unvergleichliche in Kupfer gestochene Charte von den Wieliczker Salinen, welche aus vier Blättern bestehet. Wir baten ihn, theils um die Erlaubniß solche dem Publikum, da sie es, ihrer Seltenheit wegen, werth ist, bekannt zu machen; theils, um einige Nachrichten, um Erläuterungen dazu machen zu können. Wir erhielten beydes von dem verdienstvollen Patrioten, um desto williger, je größer sein Eifer ist, dem Staate, in seiner Art, wesentliche Dienste zu leisten. Die von demselben mitgetheilten Anmerkungen, sind sehr zuverläßig; weil er, dieser Freund und Besitzer des schätzbaren Alterthums, bey den Wieliczker Salinen, vom Jahr 1740. bis 1750. als wirklicher Beamter gestanden ist, und also von allen daselbst befindlichen Werkern, die besten Kenntniße erlanget hat.

Der Haupttitel dieser von einem kleinen Bezirke gehobenen Charte, die wir hiemit, samt den Wieleczker Salzwerkern, beschreiben wollen, stehet auf dem ersten Blatte, von beyden Seiten, in einer zierlichen Einfassung, und ist folgender: Felicissimis, Serenissimi Victoriosissimi Augusti & Pacifici VLADISLAI IV. Poloniarum Regis & Mag. Ducis Lithuaniae, &c. auspiciis, cujus Regni hae admirandae Salinarum Fodinae, a tot annorum centuriis, tellure contectae, nunc Administrationis Illustrissimi & Excell. Domini, Domini Adami Cosanov, Curiae Regni Mareschali, Borisnen. Sol. Cos. Biel. Neot. Rum. Gubernatoris, anno tertio his in tabellis, lucem aspexere. A. D. 1645.

Auf dem letzten Blatte, ist die Dedikation des Kupferstechers, an den

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damaligen König von Pohlen, Wladislaum Augustum, angebracht worden, unter folgender Aufschrift: Admirandorum Inclyti Regni Poloniae, pars prima, faeliciter prodiit in lucem : Quam sub auspiciis Seren. & Invict. WLADISLAI IV. Polonii & Sveciae &c. Regis, Authore & Promotore Illustris. & Excell. Domino, Domino Adamo de Casanowa Casanowscy, Curiae Regni Marschalco, Bot. Sol. &c. Gubernatore, per Martinum German, Geometram accurate delineatam, nunc vero exacte aeri incisam, Eidem Sacr. ac Sereniss. Majestati, Domino suo clementissimo, in signum submissae devotionis, humillime offert, dedicat, consecrat, Guillielmus Hondius, Haga - Batavus, Chalcographus, Gedani A. D. cIo. Io. C. XLV.

Dem Alterthume nach, scheinen diese Charten, sehr unansehnlich zu seyn; sie haben aber auch wirklich durch die verschiedenen Besitzer welche, den Werth derselben, nicht kannten, und solche an die Wände genagelt haben, vieles von ihrem Ansehen und Schönheit verloren Da sie aber nirgends mehr zu haben, auch, so viel uns bekannt ist, aufs neue nicht mehr im Kupfer gestochen, noch verleget worden sind, so erhalten sie dennoch ihren vorzüglichen Werth, und verdienten wiederum im Kupfer gestochen, und dem beßern Publikum bekannter gemacht zu werden.

Sogar die hier Beschriebene wären nicht mehr vorhanden, wenn sie nicht zwey schwedische Kavaliers, welche vor zwanzig Jahren, theils in Deutschland, theils hier in Ungarn und Pohlen, verschiedene Bergwerke besuchet haben, dem Herrn Besitzer, auf sein vielfältiges Verlangen, überlassen hätten.

Es sind diese Charten, wie es der Titel und Dedikation derselben ausweiset, noch im Jahr 1645. unter der Regierung des Königes von Pohlen WLADISLAI AUGUSTI, zu Danzig in Kupfer gestochen worden; Und zwar deswegen, weil damals die Wieliczker Salzwerke in grossem Flor stunden, und eine reiche Ausbeute hergaben, welches auch noch bis diese Stunde dauret, laut der Aussage unsers Freundes, der ein Augenzeuge davon gewesen ist.

Ehe wir die Charten selbst beschreiben, wollen wir zuerst überhaupt etwas von den Wieliczker Salinen anmerken.

Das ganze Werk liegt in einem tiefen Thale, von drey Seiten, mit Bergen umgeben, unb hat kein Aufschlag Wasser, um dabey Wasserkünste, welche, wie bekannt, bey Grubenwerkern von der größten Nutzbarkeit sind, anbringen zu können. Es bestehet dasselbe, aus drey Haupt - und mehr andern Absätzen, meherntheils in Stockwerken, und so stark ausgehauenen Zechen (welche daselbst Kammern, pohlnisch, Komora, genannte werden) daß in mancher, eine Kirche, mit samt dem Dache, stehen könnte.

Das erste Blatt dieser Charte, unter dem Titel: Miasto Wieliczka, stellet vor im Grundriß, die Stadt Wieliczka, mit allen Gassen und kö-

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niglichen Tag- Gebäuden, welche damalen, nämlich im Jahr 1645. errichtet waren; und mit einer pohlnischen Beschreibung bezeichnet sind, als:

1.) Zupa, das Amthaus, woselbst die Amtszusammentretungen gehalten werden.

2.) Zupny Dwor, ein Hof, für das Magazin.

3.) Karbaria, die Salzsiedereyen, welche heut zu Tage, wegen Mangel des Holzes, nicht mehr vorhanden sind.

4.) Gora Buzenin, ein Förderungsschacht

5.) Gora Boner, der Schacht Boner, welcher, nachdem er abgebrannt; nicht mehr vorhanden, sondern an dessen Stelle, Gora Boza Wolia (der Wille Gottes Schacht) erbauet worden ist.

6.) Zawalisko, ist ein großer Bruch, der bis zu Tage aus eingestürzet gewesen.

7.) Gora Seraf, ist der Einfahrtsschacht, woselbst die Häuer, täglich ein- und ausfahren.

8.) Gora Regis, ist unter allen vorhandenen Schächten, der tiefste.

9.) Gora Wodna, der Wasserschacht, woselbst nichts gefördert wird.

10.) Gora Gorsko , ein Förderniß-Schacht, wodurch das erzeugte Salz herausgebracht wird.

11.) Gora Danielowiec, ist ebenfalls ein Föredrungsschacht; aber mit dem Unterschiede, daß in demselben die Beamten, an der Leine, im Sillen täglich aus- und einfahren.

12.) Gora Kunegunda, war ein besonderes Bergwerk, so ehedem der fürstlich Lubomirskischen Familie zugehöret hatte. Es ist aber derselbe, unter militarisch Aßistenz, eingestürzet, und zu den königlichen Werkern geschlagen worden. Dieser Schacht ist dermalen nicht mehr vorhanden, sondern es ist, weiter unterhalb, gegen Abend, ein ganz neuer Schacht, Names Janina abgeteufet worden, welcher noch stehet.

Auch ist, zur Bequemlichkeit der Herrschaften, welche öftrers diese Werke besuchen, unweit der Stadt, gegen Mittag, ein Schacht, Namens:

13.) Lesno, abgeteufet worden: in demselben kann man auf einer | gemauerten Wendeltreppe, welche 330. Staffeln enthält, und noch vorhanden ist, in die unterirdischen Werker, ganz bequem hinunter« kommen.

14.) Dwor Pane Bachmistrza, des Herrn Bergmeisters Wohnung.

15.) Woytostwo Wieliczkie, die Wieliczker Bogtey.

v. N. Z.

II. Naturgeschichte.

Von dem Chrysolith, Hyacinth, und Chrysopras.

Der Chrysolith, Hyacinth, und Chrysopras ist, allem Ansehen

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nach, bey uns in Ungarn, ein, und eben derselbe Stein. Je nachdem er die Farbe hat, und auf einen Kenner trift, der ihn beurtheilt; nach dem erhält er auch seinen Namen. Alle die Steine, die man mit diesen verschiedenen Namen belegt, werden an einem Orte gefunden; sie haben einerley Härte, eine und eben dieselbe Mutter; nur an ber Farbe, Glanz, und Reinigkeit, sind sie unterschieden.

In der Gegend bey Kaschau, liegt in einem Thale, ein Dorf, welches man in der Landessprache Telke Banya, nennet; und eben nahe bey demdelben, sind zwey, nicht weit von einander, gelegene Stellen, wo sich diese Steine, in verschiedenen Gängen und Adern, durch die Felsen ziehen, und, entweder mit Hammer und Eisen ausgebrochen, oder auch mit Pulver gesprengt werden müßen. Einige davon liegen in einer Kreide, oder vielmehr trippelartigen Mutter, mit welcher sie, wie mit einer Haut umgeben sinb: einige hingegen liegen so dicht und fest an einem grauen, oder auch grau und röthlich gefleckten Felsen, daß man sie nicht anders, als mit Gewalt, davon ablösen kann.

In ihrem Wachsthum, haben sie keine bestimmte Figur, sie ziehen sich verschiedentlich in ihren Adern herum; daher sie auch in ziemlich großen Stücken, von einem Subitzoll, auch darüber, doch aber unförmlich, bald etwas plat, bald halbrund, bald dreykantig, nachdem es von ungefehr gelingt können gebrochen, und von ihrer Mutter abgesondert werden.

Ihre Farbe ist sehr verschieden, denn ob sie gleich meistentheils in das gelbe fallen, so findet man doch daruufer weißgelbe; die einem halbgebleichten Ware ähnlich sind; Schwefel -und grüngelbe, Gold- und rothgelbe; auch sogar dunkelgrüne, oder vielmehr olivenfärbige. Die weißgelben, so wie auch die Dunkel- und Olivengrünen, sind gemeiniglich undurchsichtig, und daher, wenn sie nicht besondere Flecken, oder Figuren, an sich haben, die sie empfehlen können, wenig beliebtg: die übrigen hingegen, die einer reine Bernsteingelbe, oder grüngelbe Farbe haben, sind schön, klar, und durchsichtig, wie ein klarer Wein in einem Glas, und besonders sind die roth und goldgelben, wenn man sie gegen das Tageslicht hält, sehr feurig.

Alle diese, in der Farbe so unterschiedene Steine, sind bey uns heut zu Tage, durchgehends unter dem Namen der Chrysolithen, bekannt: und man hält sie dafür; weil man ihnen schon einmal diesen Namen gegeben hat. Erwäget man aber, daß die ausländischen Schriftsteller einhellig sagen: Ungarn habe Hyacithen; und man bemerket hiernächst, daß einige von diesen Steinen, die wir Chrysoliten nennen, besonders aber die rothgelben, nicht nur allein, eine grosse Aehnlichkeit mit den Hycinthen haben; sondern auch, wenn sie recht geschliffen und polirt sind, einen Hyacinthen vollkommen vorstellen können:

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so wird man es gerne zugeben, daß es eben diese Steine seyn müßen, welche ausländische Mineralogisten die ungarischen Hyacinthen nennen: weilen kein einziger Edelstein in Ungarn, außer diesen ist, der auch nur die geringste Aehnlichkeit mit einem Hycinthen hätte. Turocius hält den nemlichen Stein für einen Chrysopras: in dem schon gedachten Buche: Hungaria suis cum Regibus, drückt er sich darüber folgender Gestalt aus: In fodinis Tellek Banyensibus eruuntur Chrysoprasii quibusdam Chrysolithi, qui venarnm instar per longos ductus saxis inclusi haerent. Und wenn dieses seine völlige Richtigkeit hätte, wie es einige behaupten wollen: daß ein Chrysopras, nur eine bloße Abartung von einem Chrysolithen ist, so könnte man einigermaßen, besonders von den Olivengrünen, gelten lassen. Wiewohl wir es aufrichtig gestehen müssen, daß keine von unsern Chrysolithen, weder in der Farbe, noch in Ansehung der Härte, die geringste Aehnlichkeit haben, mit einem Chrysopras, den man in andern europäischen Ländern findet. So viel wir mündliche Nachricht haben, für welche wir aber nicht allerdings können gut stehen, so heist es: daß man rechte, ächte, und von diesen unterschiedene Chrysopras in Ungarn, bey Horvath, und zwar in einem schlechten violetbraunen Jaspis eingeschlossen, gefunden habe.

In den vorigen Zeiten, hat man unsere Chrysoliten, vielleicht bloß wegen der gelben Farbe, unter die Topase gerechnet. Wenn der bekannte P. Csiba, in serner Dissert. Historico Physica, de montibus Hungariae beriechtet: daß es in Ungarn auch Topase gäbe, welche er, als Edelsteine, von einer Goldfarbe, mit Grüner vermischt, beschreibt, so führet er zum Beweise folgende Worte des Ungarischen Geschichtschreibers Ranzanus an: Ad aliquot millia passuum supra Cassoviam gignitur Crystallum, ac genus illud Lapillorum, qui appellantur Topasii. Da man nun in dieser Gegend, nichts von dergleichen Topasen weis, so müßen darunter nothwendig, eben diese Chrysolithen, oder Hyacinthen, verstanden werden.

Wir wollen zwar einem jedweden hievon seine Meinung lassen; nichtsdestoweniger aber, wenn wir von diesen Steinen, nicht lediglich nach der Farbe, und nach dem äußerlichen Ansehen; sondern nach ihrem Wachsthum, und innerlicher Beschaffenheit urtheilen wollen; so finden wir an denenselben weder die rechten Eigenschaften. eines Chrysolithen, noch eines Hyacinthen, vielweniger die Merkmale eines Chrysopras, und eines Topasen. Am sichersten könnte man sie noch für eine Art von OIpalen halten nnd dieses nicht ohne Grund. Denn sie haben mit den Opalen fast einerley Härte, sie kommen den gelben Opalen, die wir oben bemerket haben, sehr nahe, außer, daß sie nicht eben so fein sind: einerley Mutter; wie man denn oft in eben dergleichen Gestein, Opale, antrift, als diese Chrysolithen, neben sich

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haben. Und wenn noch erwogen wird, daß diese Chrysolithengänge nach derjenigen Gegend zu, streichen, wo man wirklich Opalen findet; daß zwischen den Opalen auch dergleichen Chrysolithen gefunden werden, und daß man auch schon selbst zwischen den Chrysolithen, Nesterweise Opale gefunden habe; so wäre diese Muthmaßung nicht allein wahrscheinlich, sondern es hätte dieselbe beynahe ihre vollkommene Richtigkeit. Die Erfahrung lehret uns ohnehin, wo nicht allenthal, dennoch aber in den meisten Fällen, daß auch die Erzgänge verädelt werden, je weiter, und tiefer man ihnen nachprüfet: warum könnte sichs nicht ereignen, wenn man diesen Gängen und Adern, von den bisher bekannten Chrysolithen, und Hyacinthen, immer weiter nachgienge, daß man endlich die schönsten Opale antreffen sollte? Sonsten ist von diesen Steinen überhaupt noch folgendes anzumerken:

1. In einem mäßigen Feuer, verliehren sie die Farbe gänzlich, werden schwarzgrün, undurchsichtig, wenn sie auch vorher recht rein und klar gewesen sind, und zerspringen endlich eben so, wie dieOpale, in kleine Splitter.

2. Findet man in einigen, wiewohl selten, fremdartige Dinge, als kleine Insekten, Mooß, und andere dergleichen Gewächse. Daraus zu schließen ist, daß sie aus einer flüßigen Materie entstehen, und nichts anders als Versteinerungen sind. —

3. Ob sie gleich keine sonderliche Härte haben, und am Stahl nur wenig Feuer geben, so haben dennoch, besonders die rothgelben, und goldfärbigen, wenn man sie gegen das Tageslicht hält, ein starkes inwendiges Feuer.

4. Im Schleiffen phosphorisiren sie beständig, welches man am besten, und als etwas besonders an diesen Steinen, beobachten kann, wenn man eine solche Operation, im Finstern, oder in der Dämmerung vornimmt. Man fchleift sie mit Schmergel, auf einer bleyernen Scheibe, und mit Tripel kann man sie hartem Holz, oder Zinn, poliren, indem sie auf einer kupfernen Scheibe nicht gerne aushalten, sondern leicht brechen.

5. Weil man unter diesen Steinen nicht wenige antrift, die verschiedene Flecken haben, also, daß man in manchem, schichtenweis, zwey oder drey von den oben angezeigten Farben findet; manche, die ganz gelb sind, und durchsichtig, haben einen weißen, oder schwarzen undurchsichtigen Flecken, oder Figur: so erkennet man schon von selbsten hieraus, daß ein geschicketer Künstler, der die Einbildungskraft ein wenig zu Hülfe nimmt, in erhabener Arbeit, die schönsten und beliebtesten Stücke daraus verfertigen kann. Der Herr P. Csiba berichtet dergleichen, von einem Opal, den ein Bürger in Eperies gehabt haben soll; in welchem selbst die Natur, ein fleischfarbenes Menschenherz, so künstlich gebildet hat, daß auch der berühmte Apelles, einen bessern Abriß davon nicht hätte machen können. Wenn also bey dergleichen Naturspielen noch

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die Kunst geschickt angebracht wird, so wird auch die Sache selbst zierlicher und beliebter, und das Stück wird in beyderley Absicht bewundert.

v. H.

III. Vermischte Nachrichten.

Dieser gegenwärtige Aufsatz ist uns von einem Gelehrten und fleißigen Naturforscher, zugeschickt worden, um ihn durch unsre Blätter dem Publikum bekannt zu machen. Wir glaubten, ihm willfahren zu müßen, weil dadurch vielen ein Dienst erweisen, und Schaden verhütet werden kann. Es wird darinnen, das unlängst in einem hiesigen Blatte angerühmte Mittel: Bücher, welche vom langen Gebrauch schmutzig geworden, wieder zu reinigen; gehörig untersucht, richtig geprüfet, und unpartheyisch verworffen.

Sie sagen, schreibt der Herr Verfaßer, man soll eine scharfe Lauge, aus der Asche vom Weinrebenholze, machen, das zu säubernde Buch (nachdem der Einband weggenommen, und die Blätter zusammen geschnüreret worden:) zu 3. und mehrernmalen eintauchen, und es allezeit eine Viertel Stunde, oder länger, darinnen liegen lassen, damit mit das Rebensalz durchgreiffe: unter der Zwischenzeit wieder auspressen, und trocknen: endlich, wenn es rein genug ist, ein Alaunwasser, damit das Papier, das durch die Lauge den Leimen verlohren hat, seine Feistigkeit wieder bekomme, eintauchen: es alsdann trocknen, und wieder einbinden lassen. Auf diese Weise, heist es zuletzt, gehen alle Dinten - und Schmutzflecke aus dem Papier: die Druckerschwärze allein wiederstehet dieser Lauge.

Ich glaube nun ganz gerne, daß bey der Bekanntmachung dieses Mittels, die beste Absicht geheget worden: allein ich wollte, daß man auch die chymischen Grundsätze vorher zu Rathe gezogen hätte. Sie rathen: eine scharffe Lauge zu machen, und das Buch in selbe zu tauchen. Glauben Sie, daß das Papier wohl sollte durch diese Lauge unverdorben bleiben: man soll es öfter eintauchen, eine Viertel Stunde, und noch länger darinne lassen: haben Sie nicht gehört, daß von den Laugensalzen, die Leinwäsche, das Papier, und andere aus Vegetabilien gemachte Produkte, völlig zerfressen werden? Endlich sagen sie noch: den Leimen zu ersetzen, soll man es Alaunwasser tauchen. Das arme Buch! Nun muß es gar leiden, daß eine chymische Operation auf seinen Blättern gemacht wird. Zuerst, sage ich ihnen, ersetzt der Alaun den verlohrnen Leimen nicht. Die Tischler, und Buchbinder nehmen den Alaun unter den Leim, damit er nicht so geschwinde schimmele, und

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gar faulend werde; nicht, daß sie dadurch den Leimen wollen stärker machen. Das Papier wird von dem erzeugten Mittelsalze, welches man mit einem guten Microskope in unzähligen kleinen Krystälchen sehen kann, und der niedergeschlagenen Thonerde steif: aber es wird der Leim dadurch nicht ersetzt. Weiter — der Alaun bestehet in einer Thonerde, die mit der Vitriolsäure gesättiget worden: nun wissen wir, daß die Vitriolsäure, eine größere Verwandtschaft mit dem Laugensalze, als mit der Thonerde habe; sie gehet aus dieser heraus, vereiniget sich mit jenem, und macht mit ihm ein Mittelsalz, welches wir Chymisten einen Vitriolweinstein ( Taratarus Vitriolatus ) nennen*). Das Papier, glauben Sie gewiß, leidet durch diese Auflösung und Zusammensetzung, wieder sehr vieles, und das ganz Buch wird verborben. Die Schmutz- und Dintenflecken werden sicher ausgehen, die Druckerwärme wird, wie Sie sehr wohl sagen, allein dieser Lauge widerstehen: aber das gute Papier wird ihr nicht widerstehen: und anstatt eines schmutzigen Buches, haben Sie ein zerfreßenes, welches nur noch die Schädlichkeit des angewandten Mittels, zu erweisen dienen kann. Welchen Schaden könnte man, in Bibliotheken anrichten, wenn man seltene Manuskripte, die meistens, hier und dort schmutzig sind, auf diese Art reinigen wollte.

v. W - b - g.

Wir werden in einem der folgenden Blätter, eine angefangene nützliche Sammlung von diesem Gelehrten, unsren Lesern bekannt machen.


*) Wenn man in eine Solution von Alaun, ein Laugensalz gießet, wird die Feuchtigkeit alsogleich trüb: die Thonerde fällt zu Boden, und die Vitriolsäure macht mit dem Laugensalze, wenn es Vegetabilisches ist, einen Vitriolweinstein, wenn es ein Mineralisches, ein Wundersalz des Glaubers, und wenn es ein flüchtiges ist, einen vitriolischen Salmiak.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r4 - 05 Apr 2011, AgostonBernad
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