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III. Jahrgang, XLV. Stück, den 10. Winterm. 1773.

I. Wissenschaften.

Gottesgelehrtheit.

Fortsetzung des Auszuges aus der Predigt von der Einigkeit im Christenthume.

Im zweyten Theile wird die Frage erörtert: Wie viel liegt daran, diese Einigkeit, um welche der Sohn Gottes bittet, ungekränkt zu erhalten?

Wir werden uns abermal der eigenen Worte des Hrn. Verfassers zu bedienen trachten: "Kann wohl, so fängt Er hier an, für den Menschen, der Vernunft, für den Christen, der das Licht der Offenbarung erhalten hat, eine Frage von größerer Wichtigkeit seyn, als diese: Bin ich auf dem rechten Wege, der mich immer näher zu Gott, immer näher zu meiner hohen Bestimmung, zur ewigen Seligkeit bringt?

Männer die für außerordentliche Geister wollten angesehen werden, haben es behaupten wollen: man könne Gott durch einen jedweden Dienst gefallen, den man ihm erwies; es wäre gleich viel, zu was immer für einer Religion man sich bekennete; Tugend, Rechtschaffenheit führten ihren eigenen Werth mit sich, wo sie sich immer fänden; die gutthätigen und menschenfreundlichen Trajane müßten eben so gut den Ort der ewigen Seeligkeit besitzen, als die gläubigen und christlichen Konstantine. Dies hat man gesagt, geschrieben; hat man es aber auch bewiesen? Man hat es beweisen wollen; aber mit welchen Gründen?

Hierauf bestimmet der Redner den Weg zur Seeligkeit umständlich, und endiget diese Abhandlung mit der Frage: Ihr, die ihr das unverdiente Glück habet, in der wahren Kirche zu seyn, seys ihr denn schon durch den Glauben gerechtfertiget? Wehe euch, wo es euch an der Liebe mangelt! -

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Jedoch ich rede hier nicht überhaupt von der Liebe. Ich schränke mich bloß auf drey Anmerkungen ein, welche meines Erachtens deutlich zeigen, wie groß und unmittelbar der Einfluß ist, den die Liebe auf die Religion hat. Durch die Liebe der ersten Christen hatte ehemals die Religion und das Evangelium einen ungemein schnellen, unaufhaltbaren und erstaunungswürdigen Fortgang gemacht. Nach der Zeit hat der Mangel dieser Liebe die Religion geschwächet; vielleicht wird auch heut zu Tage, ihre Aufnahme, ihre Verbreitung, durch nichts mehr, als durch den Mangel der Liebe gehindert. Endlich durch den Wachsthum in der Liebe würde die Religion, und die Kirche Gottes wieder wachsen und zunehmen können. O lasset uns also Menschenfreunde werden; lasset uns lieben, meine Brüder! Saget es denen, die wider uns sind, die uns fliehen, hassen, verabscheuen, und auch verfolgen, saget es ihnen nicht bloß mit Worten, - saget es ihnen durch eure Sitten, Handlungen, durch euer Betragen gegen sie, daß ihr sie mit reinen, redlichen und aufrichtigen Herzen liebet; daß ihr ihre Frennde, und vermöge eures vornehmsten Gesetzes verbunden wäret, sie, wie euch selbst, zu lieben. Liebet, meine Brüder: oder denket nur nicht, daß euch an der Religion, an dem Evangelium, und an der Kirche Jesu Christi etwas gelegen wäre.

Er führet hier das Beyspiel der ersten Christen an, von denen selbst ihr Feind, der Kaiser Julian also schreibet: die Christen opfern sich ganz der Menschenliebe, und der Leutseligkeit auf; in diesem Stücke wissen sie von keinen Gränzen, von keiner Partheylichkeit. Sie erhalten ihre Glaubensgenossen, und thun auch den Unsrigen Gutes; ihre Liebe ist allgemein. Aber eben dadurch gewinnen sie die Menschen, durch ihre Liebe vermehren sie sich gewaltig, und nichts hat so viel zu dem Wachsthum, und zur Verbreitung ihres Aberglaubens (so nennet dieser Abdrinnige die christliche Religion) beygetragen, als die Liebe, Freundlichkeit, Gutthätigkeit, die sie sogar den Fremden bezeigen.

Die Heiden erstaunten darüber, sie suchten die Ursache der unerhörten Menschenliebe unter den Christen auf, und sie fanden sie in der ganzen Natur nicht; wie sie denn auch, in der Natur, weder zu suchen, noch zu finden war.

Fraget man mich: wo sie denn itzt unter uns wären, die so sehr gepriesenen Menschenfreunde, die so redlichen, gefälligen, mitleidigen und gutthätigen Herzen? Eine Frage, warum sollte ichs nicht frey gestehen! die ich mit nichts, als tiefen Seufzern beantworten kann. - Es ist wahr, die Liebe ist unter uns erkaltet; und ist nicht diese eine der ersten Ursachen, waarum der Glaube abgenommen hat? Allein, was kann das evangelium dafür, wenn wir die Grundsätze desselben mit fertigem Munde bekennen, und mit entgegen gesetzten Sitten und Handlungen verläugnen?

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Wo ist es uns denn in selben befohlen, wo erlaubt worden, alljene mit einem jüdischen Menschenhasse anzusehen, die anders, als wir gesinnet, und mit uns nicht einer Kirche und Gemeinde sind. - Wie sehr hemmen wir den Lauf und die Eroberungen des wahren und reinen Glaubens, wenn wir gewisse Menschen, bloß deswegen mit scheelen Blicken ansehen, sie verachten, verstoßen, ihrer spotten und sie verfolgen, weil sie sich zu einem andern Gottesdienste bekennen, über andere Lehren halten, andere Gebräuche, Feste und Ceremonien, als wir beobachten: mit einem Worte, wenn wir alles anfeinden, was nicht kaholisch ist? Ist denn der Haß, die Verachtung, das Gespött, die Verfolgung, das Mittel, wodurch die religion Jesu Christi verbreitet werden will? dies sagt der Heiland zu seinen Aposteln: Gehet hin und prediget. Wo hat er aber gesagt? gehet hin, lästert, verfolget, und unterdrücket? Wenn man euren worten, Lehren und Predigten nicht weichen wird: so wird man unter den Streichen eurer Gewaltthätigkeit weichen müßen. Dieses lese ich wohl in dem Evangelium, daß die Jünger des Herrn, wie die sanften und geduldigen Lämmer unter die reißenden Wölfe sind gesendet: daß sie aber selbst reißenden Wölfen gleichen, ihre Beute blutig und mit Gewalt an sich bringen, und, was sie nicht erbauten konnten, zerstören, und zernichten sollten, wo stehet dieses geschrieben?

Nein, meine geliebten Brüder! dieses ist der Geist Jesu Christi, seiner Kirche und seines Evangeliums nicht. Er hat uns weder solche Gebothe, noch auch dergleichen Beyspiele gegeben. So haben die ersten Christen nicht gethan. Die Religion muß durch Liebe, Geduld, Sanftmuth, Friedfertigkeit wachsen: so ist sie anfangs verbreitet worden. Haß, Zwietracht, Feindseligkeit, Verachtung sind Mittel, sie nur verhaßt und abscheuungswürdig zu machen. Durch ein so beleidingendes Verfahren wird sie das Ziel des Spötters; sie wird bey unsern irrenden Brüdern nur um so viel schwärzer, und bey Juden und Heiden, um so viel übler angesehen.

Durch wie viele traurige Beyspiele und Begebenheiten würde ich das, was ich eben itzt gesagt habe, bestättigen können; wenn es nicht ohnehin bekannte Beyspiele und Begebenheiten wären? Sind denn Menschen, die sich auf den Abwegen der Irrthümer und falschen Lehren befinden, nicht ohne hin schon unglücklich genug? Wollen wir ihnen ihr unglück noch dadurch vermehren, daß sie von uns nur verachtet und verfolget werden sollten? Sie sind aber Feinde der Kirche - dieses ist eben ihr Unglück. Und können sie nicht noch Freunde der Kirche, können sie nicht ihre Kinder werden? Mein Gott bey dir ist kein Ding unmöglich. Welche Mittel deut uns die Religion, das Evangelium dar, sie zu Freunden der Kirche zu machen? keine andere, als ein wahres Mitleiden gegen sie, einen liebreichen Un-

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terricht, die Bezeugung des Geistes und der Kraft (1 Korinth. 2,4) Geduld, Sanfmuth, ein freundschaftliches Betragen, Redlichkeit, Aufrichtigkeit, Liebe, Dienstfertigkeit; ihnen Gutes zu erweisen, für sie bethen, seufzen und zu Gott hinaufflehen: dieses sind die Mittel, irrende Brüder zu gewinnen. Wer nicht auf diese Art zu recht gebracht wird, der wird auf eine andere schwerlich zu recht gebracht werden. Gewalt, Drohungen, Schrecken, Unglück, ja! dieses kann Heuchler machen; Rechtgläubige aber nimmermehr: denn der Glaube ist wie die Liebe, eine Sache, die sich unmöglich zwingen, oder auch nur befehlen läßt.

O lasset uns den Anfang machen, daß wir mit den unzähligen Seelen, die in der Irre gehen, ein wahres und herzliches Mitleiden tragen! Haben sie doch nichts vershuldet, warum wir sie hassen, verachten, oder ihnen hart und lieblos begegne sollten.

Saget mir nicht, sie wären hartnäckig, stolz, sie wären Feinde von euch - Lasset uns ihnen zeigen, daß wir Schüler der Religion der Liebe, und Kinder eines Gottes sind, der selbst die Liebe ist. Wir wollen ihnen zeigen, wie weit das wahre Christenthum von allen dem entfernet ist, was Meyneid, List, Falschheit, Stolz, Bitterkeit, Zwietracht und Menschenhaß genennet wird. Wir wollen uns nur an jenes halten, was uns unser Jesus so oft und mit solchem Nachdrucke eingebunden; wovon er uns so vielfältige Beyspiele hinterlassen, und um welches er für uns so inbrünstig gebethet, und was er uns, als ein kostbares Erbtheil, übermachet hat: nämlich an die Liebe gegen jedermann, an den Frieden und die Freundlichkeit mit allen Menschen.

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Geschichte.

Siebenbirgen, das durch den allerhöchsten Besuch Joseph des Zweyten beglückte Siebenbürgen ist noch immer beschäftiget, diese merkwürdige Begebenheit, mit welcher eine neue, sehr glänzende Periode Daciens anfänget, für die Nachwelt aufzubewahren. Erst vor wenig Wochen, verließ in dieser Absicht, die Preße zu Hermannstadt, ein unvergleichliches Werkchen, daß jedem getreuen Unterthan, unter Josephs Scepter, schätzbar seyn muß. Es führet diesen Titel:

Sinngedichte auf Joseph den Zweyten Römischen Kaiser, auf dessen Reise in Siebenbirgen, von D. F. aus Hermannstadt 1773. Gedruckt bey Petrus Barth auf 60. S. in kl. Oktav. Ein Werkchen voll wahrer Empfindung, voll heißer Liebe und der allerehrerbietigsten Devotion, für den erhabensten der Monarchen, den besten Kaiser. So klein dieses Werkchen auch ist, so übertrift es doch unendlich, seines erhabenen Gegenstandes wegen, die größten Folianten, welche mit albernem Schulstreite und selbst erfundenen Fragen,

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vollgefüllet sind. Der Herr Verfasser, der unter den Buchstaben D. F. verborgen bleiben wollte, hat alles bemerkenswürdige, alles lehrreiche, und scharfsinnige, bey der Siebenbirgischen Reise, des allertheuersten Vaters des Vaterlandes, so viel ihm nur davon bekannt worden, zusammen gesammelt und in kurze, aber vielsagende Singedichte eingekleidet. Das menschliche Gedächtniß ist vergeßlich, und nicht immer im Stande, jedes Merkwürdige stets zu behalten. Es ist daher nöthig, daß demselben, durch gedruckte Aufzeichnungen, zu Hülfe gekommen werde. Eben dieses bewog den würdigen Verfasser unserer Sinngedichte, den Liebhabern, sonderbarer Zeitbegebenheiten das denkwürdigste, aus der Reise des großen Kaisers in Siebenbirgen, zum Nachlesen, durch den Druck, in die Hände zu liefern.

Seine Sinngedichte empfehlen sich im übrigen von allen Seiten. Sie sind zärtlich, rein und sanft fließend; dabey aber erhaben und dem hohen Gegenstande angemessen. Wir wissen nicht, welches wir besonders zur Probe unsern Lesern vorlegen sollten; sie sind alle gleich schön, und würdig, daß sie jeder getreue Unterthan, nicht lese, nicht bewundere; sondern ins Herze schreibe. Die Hauptmaterien derselben werden vorläufig, auf der dritten Seite angezeiget. Es sind folgende: 1) Ueber den Eintritt des Kaisers ins Land. 2) An den Wolkan ein Gränzgebirge an der Wallachey. 3) Ueber des Kaisers Reise durchs Land. 4) An den Mahler und die Geschichte. 5) Ueber die Einwohner Siebenbirgens. 6) Eine Uebersetzung aus dem Martial. 7) Auf Colignons Gasthof. 8) Eine lateinische Ode. 9) Auf die leutselige Erniedrigung des Kaisers. 10) Das Waisenhaus und das Land. 11) Der junge Wald. 12) Die Regierung Theresiens und Josephs. 13) Die Furcht vor dem Kaiser. 14) Ein anderes über den nämlichen Gegenstand 15) Die zwo Nationen. 16) Die zwey gute Werke. 17) Die Memoriale, so dem Kaiser eingereichet worden 18) Des Kaisers Zeitvertreib. 19) Die Herrschaft Siebenbirgens. 30) Der Abzug des Kaisers aus Hermannstadt.

Wohlthätige Handlungen der Monarchen, weise Aussprüche und Urtheile; derselben Beschäfftigungen, welche erst die Zukunft entwickeln, und welche nationen Heil bringen worden, verdienen eben sowohl, für die Nachwelt aufbewahret zu werden, als Siege, Eroberungen und berühmtesten Heldenthaten. Wie sehr ist das Publikum einem Galeotto Martio verbunden; daß er uns die scharfsinnigen unsterblichen Corvons aufgezeichnet hat*)

*) Galeotus Martius königlicher Bibliothecarius zu Ofen schrieb Commentarium de Mathiae Corvini Hungariae Regis, egregie, sapienter, Jocose dictis & factis, welches Werkchen zuerst zu Wien 1563. ans Licht getretten, hernach aber den Scriptoribus Rerum Hung. Schwandtneri Tom. I. p. 528. einverleibet worden ist.

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Den patriotischen D. F. werden nicht nur Liebhaber der Zeitbegebenheiten, sondern spätere Jahrhunderte noch erheben, und ihm danken, daß er des besten Kaisers Reden und Handlungen in Siebenbirgen aufgesammelt, und durch den Druck bekannt gemacht hat.

* * *

Ein anders Denkmal der allerhöchsten Gegenwart des Kaisers in dem Großfürstenthume Siebenbirgen, und zugleich ein Opfer der allerehrerbietigsten Devotion ist dem erhabensten und geliebtesten Monarchen, zu Hermannstadt, von vierzehn vornehmen Sachen gestiftet worden. Erfreuet über der gewünschten Ankunft des bestens kaisers, entzückt über seine kaiserliche große Handlungen, ließen diese Edle Patrioten, voll von Vaterlandsliebe, einen drey Schuh hohen blauen Marmor, in dem Hermannstädter Rathhause aufsetzen, und darein, nach röimscher Art, eine lateinische Innschrift, mit goldenen Buchstaben einsätzen. Die Inschrift ist diese.

D. O. M.

PRO SALUTE ET ADVENTU IN DACIAM. Imp. Caes. josephi II. Pii Fel. Augusti. Optimi Principis 10 Gaude Cibinium Germanorum. Metropolis. Gaude Dacia Felix. Vestra Fortuna Firmata Est M. D. CC. LXXIII.

v. G.

II. Naturgeschichte.

Fortsetzung derer, in denen XI. XII. XXVII. XXVIII. Stücken erwiesenen, mannigfältigen Wirkungen des Luftgeistes, in dem Ungarischen Climate.

Ich habe in obererwähnten 2. Stücken, S. 216. 220. 222. die verschiedenen Wirkungen des Luftgeistes, fürs erste in denen Ungarischen Erdmagneten, als einem passivo attrahente, angegeben: itzt schreite ich nun weiter, und will fürs zweyte zeigen, was obererwähnter Luftgeist in denen meisten ihn auffangenden Liquidis, zu dem besondern des Ungarischen Climatis beytrage?

Hier ist nun das erste: die verschiedene Leichte und Schwere der Wässer, dann das in solchen befindliche principium aethereum, worinnen der Luftgeist, und der verschiedene Geschmack, worinnen sowohl die Luftsalze und Schwefel, als die von den Klüften und stratis, welche das Quellenwasser durchstreifet, abgewaschene mineralia stecken. (a) Die Leichte und Schwere anbelangend, so wird ein jeder, der sichs in seiner Jugend nicht hat verdrießen lassen, auf die hohen Carpatischen und andere Ungarische Gebirge zu steigen, wahrnehmen, daß in denen Klüften derselben, sich solche Quellwasser befinden,

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die, wie ein Thau leicht sind: ich habe davon in meiner Jugend, eine Bouteille damit angefüllet, und nebst meiner Gesellschaft, und dem damaligen uns begleitenden Schulrectore bemerket, daß, bis wir zu unserer Mittagsstation heruntergekommen, fast die Hälfte davon weggerauchet. Diese bewiese uns, durch einhineingesenktes Hygrometer, daß dasselbe in diesem, um 2. Linien tiefer, als in dem, am Fuße des Berges befindlichen Brunnenwasser gesunken, und als die Sonne darauf in einem Glase schien, die innere Fläche desselben, von einer Menge anklebender Duftbläßchen besäet war. Hierinnen stecket nun der subtile ätherische Luftgeist, welches ohnerachtet die äußere grobe Luft in das Wasser nicht dringet; sondern nur oberhalb, den Druck giebet (wie es bey alten Pumpen, und absonderlich, bey der Schemnitzer Feuer- und Carl Höllischen Lustmaschine wahrzunehmen) doch eben so in das Wasser, als in alle irdische und unterirdische Objecta dringet, und das Hauptfundament von der Salubrität oder Ungesundheit des Wassers abgiebet. Im Gegentheil aber, je tiefer man in die Fläche von Ungarn, und jeweiter man von denen Gebirgen, und dasigem subtilen Quellwasser kommet; je schwerere Wasser trift man an, also, daß sebe, nicht allein das Hygrometer weiter empor tragen, sondern wenn man solche in einem flachen Gefäße abrauchen läßet, man vieles sandiges, aschenfärbigirdenes, oder gelb mineralisches Sediment wahrnimmt, welche entweder einen nitrosischen, oder vitriolisch, sulphurisch, martialischen Geschmack haben, wie bey allen Sauerbrunnen und Bädern anzutreffen. Dieses ist also die erste Operation, des, in denen verschiedenen Wässern Ungarns, befindlichen Luftgeistes, dererselben verschiedene Leichte, Schwere, und davon dependirende Salubrität oder Ungesundheit, welche daraus entspringet.

Diese betrachtungen scheinen zwar von geringer Erheblichkeit zu seyn, sie geben aber fürs andere, ein großes Licht, wegen dem in denen Wässern vorhandenen (b) weniger oder mehreren Luftgeist, und davon her rührenden Kräften, auf alle 3 Reiche der Natur. Denn, wie die untere grobe Luft ein anziehender magnet des astralischen Luftgeistes und sein Vehiculum ist, wodurch solche in alle vegetabilia, mineralia und animalia wirket; also insinuiret sich solcher am meisten ins Wasser, als sein, ihm nächst gelegenes homogeneum, daß man also auch jedes, und am meisten das subtile, reine, leichte, und von allem heterogenco freye Wasser, für einen, derer ersten Luftgeistmagneten erkennen muß. Man bedenke nur, woher es komme, daß ein einziger Regen, vielmehr zur Fruchtbarkeit und Wachsthum des Getraides, der Früchte in Gärten, des Grases, Kräuter und aller Vegetabilien beyträget, als alles wässern, Befeuchten und Deriviren der kleinen Bäche auf

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dürre Aecker, Furchen, Wiesen, und alles Begießen der Gärtner? weil nämlich in den fließenden und faulen, stinkenden Wässern, unendlich weniger Luftgeist, als in dem Regen, sich befindet. Denn, da diese letztere durch die Putrefaction und Auseinandergehung derer, in jedem atomo ihren Luftgeist habenden Theilchen, das volatile aetherum verlieret (wovon der, bey jeder Fäulung entstehenden durchdringende Geruch, zum Beweis dienen kann) da imgleichen das fruchtbar machende Sal alcali fixum, schon volatilisch geworden, und durch die geringste Sonnenhitze, weggeflogen, so bleibet zwar das in dem obenschwimmenden fetten und vegetabilischen Sulphur, als ein corpus, im Schlamme zurück, und kann, wenn es wieder zum Luftmagneten wird, in etwas düngen; aber die in dem Luftgeist und alcali fixo das schon flüchtig geworden, befindliche anima, ist bereits weg, und hat also das bloße corpus, ohne anima, keine Kraft, wie es auch die erfahrung, in den Treib- und Glashäusern bekräftiget, daß keine Kunst durch nachgemachte Wärme, und faules Begießen an Blumen und Früchten, das hervorbringen kann, was die Natur, durch offene Sonne und freyen Einfluß des Luftgeistes thut.

(Die Fortsetzung folget.)

III. Vermischte Nachrichten.

Ein Mittel, womit man alle Flecken, aus allen Arten von zeugen, ohne Nachtheil der Farbe, herausmachen kann.

Man nimmt 6. Loth venetianische Seife, schneidet sie ganz klein, läßet solche bey dem Feuer, mit einer Kanne Flußwasser gehörig auflösen, und alsdann wieder erkalten. Hierauf werden 6. eyerdotter genommen, und mit einem Rütchen geschlagen, da man indessen das Seifenwasser nach und nach, und ganz allmählig zugieset. In diese Masse taucht man eine Bürste, und alsdann reibt man mit solcher den Fleck genugsam, wäscht ihn hierauf wiederum in reinem kalten Wasser, welches man neben sich stehen hat, aus, und endlich trocknet man ihn, mit einer Serviette wieder ab. Auf diese Art ist man im Stande, alle Schmutz- und Fettflecken aus allen Arten von Zeugen, herauszubringen, ohne daß man den geringsten Schaden und Nachtheil an der Farbe zu befürchten hat. Bey Flecken von Theer oder Wagenschmiere verfähret man eben so, nur muß man den Fleck vorher mit Baumöl oder ungesalzener Butter erweichen.

L. J. B. 48.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r15 - 17 Oct 2011, AgostonBernad
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