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III. Jahrgang, XVI. Stück, den 21. April 1773.

I. Wissenschaften.

Fortsetzung des Ausganges aus den Nachrichten von den Eisbergen in Tyrol, des Hrn. Joseph Walchers aus der S. J.

VII. Verschiedene gemachte Vorschläge.

Sowohl die Gemeinden, als die Vorgesetzten; haben sich bisher mit allem Eifer bestrebet, so bald sich nur eine Gefahr zeigte, alsogleich die nothwendigen, und nützlichen Vorkehrungen zu machen.

Diejenigen, die alle Umstände genauer beobachtet hatten, kamen in dem übereins, daß man kein sicherers Hülfsmittel einrathen könne, als daß die Bäche fleißig geräumet; die niedrigen Brücken erhöhet; der Rinnsal in guter Tief erhalten, und so viel möglich, gerade fortgeführet; alles welches das Wasser, zum Nachteile der am Ufer liegenden Güter wegnehmen könnte, aus dem Wege geschaft, und die niedrig gelegenen Güter, durch starke Archen*) geschützet werden möchten.

Die Ausführung dieser Arbeiten wurde im Jahr 1771. von einer hohen Landesstelle anbefohlen, und die Befehle waren im Augustmonate 1772. schon wirklich alle erfüllet.

Von den hier angeführten andern Vorschlägen, wollen wir nur einige bemerken.

Einige wollten den Damm, dessen Dicke von 300 und mehr Klaftern, in dem vorigen Blatte beschrieben worden, durchbohren; und den dazu

*) Arche nennet man, die neben den Bächern und Flüssen zur Beschützung der daneben liegenden Grundstücke, aufgeführten Wassergebäude.

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schon bestimmte Bohrer soll wirklich zu Kofen liegen, wo er aber glaubwürdig ohne Wirkung immer wird liegen bleiben:

Andere glaubten, man würde durch eine Mine, wenn sie unter dem Eisdamme geschickt angelegt, und gesprengt würde, gute Dienste leisten. Die Gefahr für die Arbeiter ist augenscheinlch.

Wiederum andere wollten den Damm mit Kanonenkugeln durchschiessen, oder durch darein geworfene Bomben aus einander treiben.

Noch andere wollten das Seewasser, weil mit dem Eisdamme nichts vorzunehmen wäre, durch einen in dem Nebengebirge, bis in den Eissee durchgeschlagenen Stollen abzapfen. Schon in dem vorigen Jahrhundert wurde dieser Vorschlag gemacht. Der zu führende Stollen sollte nach der damaligen Ausmessung 600 Klafter getrieben werden; itzt müßte er sich auf 1000 Klafter erstrecken. Man erwäge den hierzu nöthigen Aufwand; die Länge der zur Ausführung dieser Arbeit erforderlichen Zeit, und die Unsicherheit, ihn nutzen zu können; da wegen des fallenden Schnees, wegen der Lähnen und Murren, wegen des entstehenden Fernereises, die Oefnung gar leicht verstopfet werden könnte.

Weil die Größe der Gefahr von der Menge des in dem See enthaltenen Wassers abhängt, gedachte man endlich der Gefahr auf eine andere Art vorzubeugen. Man machte nämlich den Entwurf, das Thal, wo sich dermalen der See befindet, wenigstens zum Theile, mit Steinen auszufüllen welche von den daran gelegenen Bergen ohne vieler Mühe herabgesprengt werden könnten. Der Herr Verfasser fället selbst diesem Vorschlag bey, er glaubet aber, daß nachdem der Eissee, bey der allgemeinen, den 17. September, erfolgten Wasserfluth, zur Ueberschwemmung nichts beygetragen hat, auch diese Arbeit, mit gesicherter Hofnung unterlassen, und der ganze Erfolg, ohne Furcht eines besondern Schadens, der gütigen Vorsicht heimgestellet werden könnte.

Nun macht uns der Hr. Verfasser mit einem andern solchen See bekannt: er handelt nämlich

VIII. Von dem Gurglereissee.

Derselbe befindet sich ober den Gurgleralmen, am Fuße des Schwarzenbergs, wo zuvor, ehe er sich gesammelt hatte, eine schöne Weide für das Hornvieh soll gewesen seyn.

Der Eisdamm, wodurch er zurückgehalten wird ist nicht aus mehrern einzeln Eisstöcken, wie beym Kofnersee zusammengesetzt: er bestehet aus einer ganzen ununterbrochenen Eismaße, die wegen ihrer Lage ein fortdauernder Ferner oder Eisberg bleiben wird.

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Im späten Herbste des 1716ten Jahres fieng die Wassersammlung an: in dem darauf foglenden Frühjahre wurde die Länge des Sees über 1000, die Breite auf 500 Schritte, und die Tiefe auf 30 Klafter gschätzet. Man befürchtete, damals allenthalben eine Ueberschwemmung: allein das Wasser machte sich den letzten Junius selbst eine Oefnung, und floß, binnen 18 Stunden, ohne Schaden ab.

1717. im Weinmonate schloß sich diese Oefnung wieder zu, und in Zeit von 8 Monaten war der See so groß, daß sich seine Länge auf 1700 Schritte, die Breite auf 650, die Tiefe aber auf 100 Klafter erstrecket haben soll. Der See war ohne Abfluß. Die Wassermenge nahm stündlich zu. Man sah es voraus, daß endlich der Damm von dem Wasser müßte überstiegen werden. Und man besorgte eine Ueberschwemmung, der im Thale gelegenen Güter. Den 16. des Heumonats fieng das Wasser wirklich an, die Höhe des Dammes zu übersteigen, zugleich aber das Eis so sanft zu durchgraben, daßder meiste Theil des Gewässers glücklich ausgeflossen ist.

Im Jahre 1724. erreichte es wiederum die ganze Höhe des Dammes, machte sich aber auch wiederum eine glückliche, und floß zwischen dem 10. und 15. Junius bis zur Hälfte ohne Schaden zuzufügen, ab. . Da man also bemerkte, daß diese Abwechslung so gleichförmig geschähe, und der See jährlich im Monat Oktober anzuwachsen, und bey Anfang des darauf folgenden Junius wiederum abzunehmen pflege, vergaß man nach und nach auf die vorige Furcht: doch diese wurde 1770. wiederum rege; weil der gewöhnliche Ausfluß in diesem Jahre etwas später, als sonsten erfolgte, der See aber indessen immer höher angewachsen ist.

Im Jahre 1771. verlohr sich das Wasser, wie die vorige Jahre ohne nahmhaften Schaden zu verursachen. Der Eisdamm, welcher gegen den Gurgleralmen hinab ist, blieb indessen fest stehen.

XI. Von den Bächen im Oetzthale.

Der Hauptstrom im Oetzthale ist der Achbach, welcher in dem Kofenthale entspringt, sich mit dem Spiegler- und Gurglerbach vereiniget, und endlich unter dem Namen des Oetzthalerbachs unweit Oetzbrucks in den Inn ergiest. Er ist bey seiner gewöhnlichen Größe so reißend, daß man nicht leicht einen gleichen finden wird. Wächset er an, so drohet er dem ganzen Oetzthale und Innthale allzeit einen großen Schaden. Sein reißendes Wasser schützet ihn nicht wider das Zufrieren, und das Eis soll fast jährlich so stark seyn, daß man darüber sicher fahren kann.

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X. Von Wasserfällen.

Von diesen sagt der Hr. Verfasser: Ich erinnere mich niemal ohne Vergnügen jener Gegenden, wo das Wasser von dem höchsten Gebirge, auf so mannigfältige Art, durch so vielerley Wege in das Thal herabklömmt. An vielen Orten stürzet es ohne irgendswo anzustossen, hoch herab; das Aug kann kaum zum Ursprung hinauf reichen. Bey solchen Fällen zertheilt es sich in die feinsten Fäden, in die kleinsten Tröpfchen, welche sich gleich dem Thaue in der Luft verliehren. An andern Orten fällt es stuffenweise, oft so ordentlich, als wenn die Felsen mit Fleiß dazu wären ausgehauen worden; gemeiniglich aber in einer angenehmen Unordnung herab. Bald verbirgt es sich unter den Steinklippen, und erscheinet wieder: bald zertheilt es sich in kleine Bäche, und sammelt sich aufs neue: itzt laufet es gerade; itzt schlangenförmig fort; itzt stöst es an die im Wege stehenden Steine an, und prellt wieder zurück. ic. ic.

Die Menge dieser Wasserstürze ergötzet das Aug der reisenden Fremden. Den Einwohnern aber sind sie nur eine traurige Erinnerung der Ueberschwemmungen, welche eine Wirkung so vieler Wildbäche sind.

XI. Von Wildbächen.

Fast aus jedem Ferner strömet ein Wildbach herfür. Die meisten trocknen niemals aus: bey vielfältigen Regen wüthen sie so heftig, daß ein einziger vermögend ist, das Thal in Furcht zu setzen. Wenn sie einzelne Oerter verwüstet haben, laufen sie mit dem übrigen Gewässer fort, um sich noch weiter zu verbreiten, und den Schaden allgemein zu machen. Der Schaden aber ist, der unglaublichen Menge der durch das gehäufte Gewässer mitgeführten Steine und Sand anzurechnen. Zum Beyspiel:

Der Wietenbach ist im Jahr 1725. den 18ten Brachmonat bey einfallendem Sudwinde und häufigem Regen, so ungemein angewachsen, daß die herabgeführten Steine eine lange Reihe der schönsten Wiesen und Felder 10 und mehr Schuh hoch, überschüttet haben. In dem Oetzthale wurden 15 Brücken hinweggerissen, und die Strassen gewaltig verderbt: das Wasser hatte die Höhe der Brücke zu Innspruck erreichet; es ist durch das Stadtthor hineingeflossen, und hat eine Ecke an dem neuerbauten Zuchthause beschädigt. Dieser Wietenbach oder Wüthenbach soll von seinem öftern Wüthen, gleichsam den Namen überkommen haben.

Der Hairlachbach hat im Jahr 1762. zu Umhausen 62 Häuser theils weggerissen, theils mit Sand und Steinen überschüttet: die Einwohner haben den folgenden Tag dem Platz ihrer Wohnungen nicht mehr gekannt.

Der Farstrinnerbach hat im Jahr 1769. zu Oesten unweit Umhausen die nahen Felder, die ganze Strasse,

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und die benachbarte Gegend überschüttet: dermalen muß man eine Klaftertief in die Kirche einsteigen, da man vorher über 6 Stafeln hinaufstiege.

Der Fischbach vereiniget sich mit vielen kleinen Bächen. Er hat einen großen Antheil an der im Jahr 1678. erfolgten Ueberschwemmung, die bey dem Ausbruch des Kofnersees das Oetzthal verwüstet hat. Alle Häuser samt der Kirche wurden sehr beschädiget: der vorher mooßigte Kirchhof wurde 2 Ellen hoch mit Letten, und ein großer Theil der Gegend mit Sand und Steinen angefüllt.

II. Naturgeschichte.

Von den Edelsteinen in Ungarn.

Vom Ametysthe.

Der Amethyst ist ein durchsichtiger violblauer Edelstein, der seine Farbe im Feuer verliereth, und darnach so weiß, wie ein Krystall wird. Die meisten Naturkündiger sehen ihn auch für nichts anders an, als für einen gefärbten Bergkrystall; und eben dasselbe können wir auch von unsern Amethysten in Ungarn gelten lassen Die vielen Kreisen, die man von dieser Art, in den Gruben bey Schemnitz ausbricht, sind ein Beweiß, daß die Krystalle in derselben Gegend, zu einer solchen Amythysten Farbe sehr geneigt sind. Man trift sie daselbst an, in großen und kleinen Drüsen daraus die 5. oder 6. eckigen Zachken häufig und dicht nebeneinander herfürragen. In der Farbe sind sie verschieden, bald röthlicht, bald geblicht, nachdem die Kreisen selbst unterschieden sind. Die meisten aber, und besonders diejenigen, so die größten Zacken haben, sind so bleich, daß man sie sehr wenig, von einem ordentlichen Bergkrystall unterscheiden könnte, wenn sie nicht auf ihrem Boden,der etwas gefärbt ist, stünden. Diese hingegen, so in der Farbe einen Vorzug haben, sind meistens nur so groß, wie ein Gerstenkorn, einige auch so klein, wie Sandkörner; die aber, wenn sie, noch nebeneinander, an ihrem Gesteine sitzen, mit einer Pracht der schönsten Purpurfarbe in das Auge fallen. Nur alsdann, wenn man sie einzeln abbricht, wird man gewahr, daß auch diese, die so schön auf ihrem natürlichen Postement stehen, noch nicht genug Farbe haben, und etwas zu bleich sind.

Was man sonst in größern Stücken von dergleichen Steinen zu sehen bekommt, ist nur ein violetgefärtbter Spathkrystall, welchen man für nichts anders, als etwa für die Mutter des Amethysten halten kann; unrein, weiß und blutroth untereinander vermischt, wenig durchsischtig.

Ob man in vorigen Zeiten, wie vorgesehen wird, beßere Amethysten,

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häufiger gefunden habe, dieses wollen wir dahin gestellt seyn lassen, und nur so viel noch hinzufügen: daß alle diese Steine am Stahl geschlagen; eine Menge Feuerfunken von sich geben, und viele auch Glaß schneiden; Es ist hieraus zu schließen, daß sie hart genung sind, und sich schön schleifen und poliren lassen.

Vom Berill.

Der Berill ist ein See- oder blaugrüner Stein, wie man ihn in Indien, in Böhmen, und Sachsen antrift. Ungarn kann ihn nicht minder aufweisen. Er wird in diesem Königreiche eben so gut, wie andere Edelsteine, unter dem günstigen Himmelstriche in dem Schooße der Erden erzeuget. Auf dem Tokayer Berg, an dem nämlichen Orte, wo man die schwarzen Diamanten oder Granaten, wie sie von einigen genannt werden, findet, ist auch der Berill anzutreffen. Er liegt in einem grauen Schifergips eingehüllt und verborgen, welchen man sehr leicht mit Fingern zerreiben, und den Stein ohne viele Mühe herausnehmen kann. Seine natürliche Figur ist beynahe wüflicht, doch selten größer, als ohngefähr eine Erbse; die kleinen sind häufiger. Leget man ihn, wie er von Natur ist, auf die Hand, so scheinet er schwarz und undurchsichtig zu seyn; hält man ihn aber gegen das Tageslicht, so wird man gewahr, daß er durchsichtig und etwas dunkelgrün ist. Und endlich, wenn er geschliffen und polirt wird, so zeiget er seine rechte Farbe: dann nimmt man darinn kaum etwas vom Grünen oder Blauen wahr, sondern er fällt in das Aschgraue und ist von der Farbe eines stillstehenden Wassers wenig oder nichts unterschieden. Er hat eine ziemliche Härte und nimmt eine schöne Politur an. Ein Freund versicherte mich; daß wenn dieser Stein fein geschliffen, polirt, eingefaßt, und mit einer weißen Folie unterlegt wird, er einen gelbbraunen Diamanten nicht uneben vorstelle. Und dieses sagt man allgemein von einem Berill, der wenig von der grünen Farbe hat: man könnte ihn eingefaßter von einem ächten Diamanten schwer unterscheiden. Es ist also ausser Zweifel, daß Ungarn auch Berill-Steine besitze.

ab H.

III. Vermischte Nachrichten

Aus der Gnomonik.

Von dem rechten Gebrauch der Sonnenuhren.

Jedermann glaubet, alle Sonnenuhren gehen richtig: und man därfte nur alle Thurn - und mechanische Uhren darnach stellen. Weil aber solches meistentheils obenhin geschie-

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het und eine unvermeidliche Unordnung unterhält; so wollte man hierdurch zween hauptsächliche Fehler anzeigen, zugleich aber auch sagen, wie diese Fehler zu vermeiden wären.

An allen Sonnenuhren sind die Vor- und Nachmittagsstunden entweder zu lang oder zu kurz; (Ich setze hinzu, nachdem sie zu dieser oder jener Jahrszeit, welches viel zu sagen hat, sind aufgenommen, und abgezirkelt worden.) So wie die Stunden näher oder weiter von der Mittagsstunde entfernet sind, so sind sie auch mehr oder weniger lang. Dieses ist zu verstehen von den gnomonischen oder Sonnenuhren; durch welche aber die mechanischen Uhren, wenn sie anders richtig und standhaft sind, sich nicht irre machen lassen dürfen.

Wenn nun eine Thurn-oder andere mechanische Uhr, Vor- oder Nachmittags, auch wohl zu ungewissen Stunden, nach diesen und jeden Sonnenuhren gestellt wird; so kann die mechanische Uhr, wenn sie noch gut wäre, niemalen ihren richtigen Gang gehen. Noch weniger können Uhren, die nach verschiedenen Sonnenuhren gestellet worden sind, auch nur die mindeste Gleichheit haben: sondern eine jede behält ihren eigenen Gang, wie man täglich wahrnimmt.

Es muß also ein jeder darauf bedacht seyn, just um 12. Uhr seine Uhr nach der Sonne zu stellen. Denn um diese Zeit zeigen alle Sonnenuhren, die einigermaßen richtig sind, die Mittagsstunde, oder 12. Uhr ohne sonderlichen Unterschied an. Wäre es, daß die Mittagslinie, wornach eine jede Sonnenuhr festgesetzet werden muß, nicht recht sey aufgezeichnet worden, so muß eine andere richtig aufgenommene Mittagslinie gesuchet werden. Hat man hierzu entweder keine Gelegenheit, oder die gehörige Geschicklichkeit nicht; oder will man sich Zeit und Musse darzu nehmen; so gehts auch noch an, nach einer andern richtigen Sonnenuhr, einen solchen Sonnenweiser, just um 12. Uhr zu rücken.

So wenig als man nun nach einer Sonnenuhr eine Thurnuhr oder Pendula, mit Zuverlässigkeit stellen kann, ausser des Mittags um 12 Uhr; um so weniger zuverlässig ist es Taschenuhren, ausser 12 Uhr Mittags, darnach zu stellen. Denn Taschenuhren sind meistentheils auch dem Fehler unterworfen, daß wenn sie erst aufgezogen sind, sie rascher gehen, beym Ablaufen dagegen sich allmählig verspäten.

Wenn man also eine Taschenuhr nach der Sonne stellen will, so muß es ebenfalls um 12 Uhr geschehen. Siehet man des folgenden Tages um 12 Uhr wieder, daß sie, die Taschenuhr, 3 - 5. oder mehr Minuten geschwinder, als die Sonne zeiget, geht: so rückt man an der Correktur etwa einen halben Grad linkwärts: des dritten Tages siehet man um 12. Uhr von neuem nach, wie viel die Reme-

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dur geholfen habe oder nicht? Hätte sie zu viel gethan, so muß man etwas rechtwärts an der Correktur rücken. So es aber in der erst nicht genug, um das Zugeschwindgehen der Uhr zu hemmen, geholfen hätte, so rückt man abermals einen halben Grad an der Correktur linkwärts, und das so lange, bis man zu seinem Zwecke kommt. Eben so hat man sich zu verhalten, wenn die Taschenuhr zu langsam geht: nur muß in diesem Fall, das Correkturscheibchen rechtwärts gedrehet werden. Nie aber darf man mit einemmale mehr als einen Grad am Correkturscheibchen, es sey links- oder rechtswärts rücken.

Diejenigen, die Ihre Taschenuhren nach einer Pendula, welche aber accurat nach der Sonne gestellet seyn muß, stellen, oder probiren wollen, können sich zwar jede Stunde des Tages darzu erwählen: nur muß solches, des folgenden Tages, in eben derselben, und just 24sten Stunde geschehen.

Bemerkt man, daß die Taschenuhr zwischen den 24. Stunden 3-6 oder mehr Minuten gegen einer guten englischen Pendula (denn anderer nach der alten Mode eingerichtete Uhren machen ebenfalls die Stunden nicht egal) abweichet: so ist dieses wohl ein Fehler an der Taschenuhr, den man aber dulden muß, wenn nur die 24ste Stunde wieder zutrift. Während der Zeit aber, in welcher man sich vorgenommen hat, seine Uhr genau zu stellen, oder zu probiren, darf solche nicht geleget werden, sondern sie muß, außer dem Tragen gehenget werden. Eine starke Bewegung im Tragen, ist binnen dieser Zeit, der Uhr auch nicht dienlich.

Allen denen, welche vergeßlich, lässig oder unwissend sind, wird zum Beschluß bestens empfohlen, allemal in der 24sten Stunde ihre Taschenuhren geschickt aufzuziehen: und nicht zu warten, bis die Uhr meist abgelaufen ist. Das angezeigte ordentliche Aufziehen, trägt gar viel, zu dem richtigen Gange einer Uhr, bey. Es wäre denn , daß die zu beobachtende 24ste Stunde, eben auf einer Reise zu Pferde, oder auf einem stark rollenden Wagen einfiele. In diesem Falle kann das Aufziehen über lang oder kurz, nach dem Maaße der Bewegung verschoben werden, Liebhabern guter Uhren wird bestens zum Nachlesen empfohlen: Heinrich Sully Unterricht von der Eintheilung der Zeit ic. von den verschiedenen Einrichtungen großer und kleiner Uhren ic. vermehrt von Antoine Charles &c. Das Werkchen ist in die deutsche Sprache ubersetzt, und gedruckt zum Lemgo 1746 in Octavo.

J. S. K.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 06 Apr 2011, AgostonBernad
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