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II. Jahrgang, XLIX. Stück, den 2. Decemb. 1772.

I. Allerhöchste Verordnungen.

Die Verruffung gewisser Kopfstücke betreffend: Vom 2. Novem. 1772.

Durch ein Patent vom 28sten April 1770. wurden die in Form der Viertelthaler oder halben Gulden, mit einem überecks stehenden Ouadrat ausgeprägte Zwanziger, von Churbayern, von dem Herzoge zu Würtemberg, von dem Marggrafen zu Anspach, von der Reichsstadt Nürnberg, und andern Reichsständen mehr, in den gesammten deutschen und böhmischen Erbländern gänzlich verrufen und außer Kours gesetzt: auch ihre Durchfuhr in die kaiserl. königl. hungarische, und andere auswärtige Länder bey Strafe der Konfiskation verbothen.

Nachdeme aber diesem höchsten Gesetze nicht vollständig die schuldigste Folge geleistet, und diese, zur Irrung und Bevortheilung des gemeinen Mannes, in die Gestalt der Halben Gulden verkleidete Z-w-a-n-ziger oder K-o-p-f-st-ü-cke, ohngeachtet der wider die Uebertreter festgesetzten Strafe, von Zeit zu Zeit in großer Menge, arglistig, in und durch die kaiserl. kön. Erbländer geführet worden: so haben Ihre kaiserl. königl. apostol. Majestät, auf allerhöchstselben gemachte verläßliche Anzeige, sich veranlasset gesehen, das Anfangs erwähnte, gegen die Ein - und Durchfuhre derley Zwanzigekreuzstücke, bereits kundgemachte höchste Verboth, nicht allein zu erneuern; sondern auch die darauf gesetzte Konfiskationsstrafe dergestalt zu verschärfen, daß der, oder diejenige, welche sich von dem Tage der Kundmachung dieses Patents in der Ein-oder Durchfuhr oftgedachter, in der Gestalt der halben Gulden ausgemünzten, Kopf- oder Zwanzigkreuzerstücke, würden betretten lassen , nebst dem Verluste des ganzen Betrags, noch mit der Strafe des Dupli, ohne einige Rücksicht angesehen werden sollen.

v. P.

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II. Wissenschaften.

Fortsetzung des Auszuges Aus dem sechsten Jahrhundert, der zu Mariam nach Zell in Steyermark angefangenen Wallfahrt.

Achte Abtheilung:

Was insonderheit das durchlauchtigste Erzhaus zum Aufnahm und Fortgang der zellerischen Wallfahrt unternommen.

Derr Herr Verfasser fängt hier bey Kaiser Rudolph dem l. an, welcher die Freyheiten und Vorzüge, die dem Kloster St. Lamprecht, seit seiner Stiftung mitgetheilet worden, beträftiget, auch dasselbe gegen einen babenbergischen Fürsten und Bischof: gegen einen Grafen von Ortenburg; und endlich auch wider einen Burggrafen zu Graßlopp vertheidiget hat.

Kaiser Albrecht der l. bestättigte viele wichtige Verträge, die in Betreff des zellerischen Salz und Forstwesens mit Wichardo de Reinstein und Rapotto de Ausee errichtet waren.

Herzog Albrecht Il. befreyte die zellerischen Inwohner von den feindlichen Ueberfällen der Herren von Hochenberg und von Weissenberg; er begab sich eines Lehens , welches er über die Lonschitz im Afflenzthal vom Stift St. Lamprecht hatte, und räumte demselben die Schutzgerechtigkeit über die Orte Zell, Veitsch und Afflenz mit der Bedingniß ein, damit in Zell ein Altar errichtet würde.

In dem Stiftsbriefe, welchen er im Jahre 1349. ertheilet, nennet er sich unter andern auch einen Herrn zu Wien, auf der Markth und zu Portenau.

Was von seiner Bettreise nach Zell S. 213. gemeldet wird, hat zu einem Fehler Anlaß gegeben; indeme dieser Herzog die Kaiserkrone nie getragen.

Herzog Rudolph des erstgedachten Albrechts Sohn, stiftete im Jahre 1364 zu Zelle ein ewiges Meßopfer, und vermachte zu dem Ende, nicht nur eine, nahe an diesem Markte liegende, Mühle; sondern auch eine gewisse Summe Geldes. Diese Stiftung bestättigte Albrecht der llI. im Jahre 1371.

König Ladislaus in Ungarn und Erzherzog in Oestreich, hat seine Wallfahrt nach Zell, wovon wir bereits oben Erwähnung gemacht, im Jahre 1455 vorgenommen.

Herzog Ernst, mit dem Zunamen der Eyserne, hat im Jahre 1414 den Geistlichen zu Zell aufgetragen, in öffentlichen Gottesdiensten, und Predigten, sowohl seiner selbsten; als auch der Gemahlinn Cymburga und seines mit Anna Herzoginn von Braunschweig vermählten Bruders Friderich zu gedenken.

Diese Cymburga hat im Jahre 1429 eine Wallfahrt nach Zell vorgenommen; auf ihrer Rückreise, verließ sie das Zeitliche zu Tyrnitz: der entseelte Körper wurde in das Cistercienser Stift Lilienfeld, wo er noch

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heute seinen Ruheplatz hat, übertragen.

S. 226. sagt der Herr Verfasser: Nach dem Kaiser Friderikus rühmen unsere Jahrbücher die Gottseligkeit der vier durchlauchtigsten Erben Maximiliani ll. römischen Kaisers an.

Erzherzog Maximilian Großdeutschmeister und erwählter König in Pohlen, kam im Jahre 1591 in fremder Kleidung nach Zelle, und brachte eine silberne Tafel mit, worauf Hatwan in Ungarn abgezeichnet war, mit folgenden Worten: den 24sten August 1596. ist Hatwan vom König Maximilian Erzherzogen zu Oestreich erobert und eingenommen worden.

Kaiser Matthias kam dreymal nach Zell. Im Jahre 1602., noch als Vizekönig in Ungarn, brachte er, nebst kostbaren Meßkleidern, eine aus dichtem Golde verfertigte Krone, wegen des bey Stuhlweissenburg in Ungarn, im Jahre 1601, den 13. und 15. Oktober über das Heer der Türken erfochtenen Sieges.

Im Jahre 1611. trafen mit Ihme, als schon Könige in Ungarn zugleich zu Zelle ein, Erzherzog Ferdinand von Oestreich, nachheriger Kaiser, von Graz in Steyermark; und Maximilian Herzog in Baiern, von München.

S. 233. bis 237. eifert der Herr Verfasser wider Johann Hübnern, wegen einer gewissen Anmerkung in dessen Geographie.

Erzherzog Ernst schenkte im Jahre 1594. eine silberne Lampe von ausnehmender Größe, in die heilige Kapelle.

S. 251. wird aus den Nachrichten, des oft angeführten Fischers bemerket, daß im Jahre 1604, am Tage des Apostels Bartholomäus, die gesammte Zahl der fremden anwesenden Wallfahrter zu Zell sich gar gewiß auf 23000. Köpfe belaufen habe.

Die Erzherzoginn Anna, eine Prinzeßinn Erzherzog Karls, welche an Sigismundum König in Pohlen, auch nach der Zeit König in Schweden, vermählet worden, hat nach Zell verehret eine silberne vergoldete Galeere; ein silbernes in Taschen liegendes Kind; und ein fast ellenhohes Kreuz aus Ebenholz geschnitzt, worauf sich das Bildniß unsers leidenden Heilandes von dichtem Golde kunstreich gearbeitet fande, von ihrem küniglichen Gemahle überschicket.

Von der Erzherzoginn Margaretha, einer Schwester der vorigen, und Gemahlinn König Philipps des III. von Spanien, findet sich ebenfalls eine silberne Galeere in dem Schatze, welche aus Spanien nach Zell überschicket worden.

Von der letzten Wallfahrt der Erzherzoginn Maria Anna , Gemahlinn des Erzherzog Karls von Steyermark, welche sie im Jahre 1602. im Hornung nach Zell vorgenommen, heißt es S. 258. „Bey dieser Kirchfahrt, war alles mit unvergleichlich gutem Exempel und Beyspiel angefüllt. Eine ganze Nacht ware im eifrigen Gebeth durchgewacht, und

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war bey hohen Fürstenpersonen der Gebrauch der härenen Bußkleidern, wie auch eiserne Gürteln etliche Stund nacheinander zu tragen."

v. R.

III. Landwirthschaft.

Von der Viehzucht.

Keine größre Plage können die Menschen haben, als wenn Mißwachs und Viehseuche sich bey ihnen einstellen. Beydes hat ein großer Theil von Europa seit Kurzem erfahren, und ohngeachtet, daß alle Abwendungsmittel sind überall versucht worden, so hat es bey dem allen, zuweilen noch fehlen wollen. Wir haben im ersten Jahrgange dieser Blätter, Seite 12 eine allerhöchste Verordnung wegen Abwendung der Viehseuche in den Niederlanden bekannt gemacht: auch etliche versuchte Mittel Seite 48 angewiesen: ingleichen in diesem zweyten Jahrgange noch verschiedene hinzu gethan: nun wollen wir unsern Lesern eine wohlgerathene Abhandlung hersetzen über etlichemale wiederholte Versuche eines großen Kameralisten und erfahrnen Landwirthschafters, welche er, bey Viehkrankheiten, auf seinem Gute angestellet, und die gute Wirkung seiner Erfindung mit Vergnügen wahrgenommen hat. Hier sind seine Worte:

Von den Ursachen der Viehseuche, insbesondere vom Halsweh.

Die Anfangsursachen der Viehseuche, oder das Sterben der Rind-und Schaafviehes, welches wiederkäuet, Futter und Getränke her. Entweder ist diese Seuche ein Halswehe: oder durch das Ueberfressen, eine Unverdaulichkeit des Magens, aus Mangel genügsamer Galle: wenn nämlich, das Vieh in gar zu hitzigem jungen Futtergraß, stäubigtem Heu, oder sumpfichten Kräutern sich überfressen hat; weil es nicht beisset, sondern ganze Wische zusammenkäuet, und einschlucket, welche hernach ihr Magen nicht bewegen, noch zur Dauung auseinander gähren kan. Die Galle will dieser Bewegung zu Hülfe eilen: sie tritt in Magen: und durch diese Bewegung in den Nahrungssaft: sie gehet mit Gewalt ins Geblüte, erreget darinne den Säft; und wird in den Bluttheilchen scharf, welches auch der Lympha oder dem Speichel widerfähret, die dadurch giftig werden: sie setzet sich an die Glandeln und Drüsen, inflammiret sie, daß eine brennende Geschwulst gleich dem Rothlauf mit einer schmerzhaften, brandigen und stockenden Entzündung in den Hals des Viehes ausbricht. Und weil die Leber das Blut empfänget, welches voller Säfttheilchen und Schärfe stecket, so wird sie da-

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von von angegriffen und entzündet, so, daß sie entweder stocket, hart wird, oder gar in die Fäule gerathet.

Die Galle kann hierbey, zur Verdauung der Arzneymittel, so man dem Viehe etwa geben wollte, keine Wirkung mehr verrichten, weil sie schon völlig in das Geblüt übergegangen ist! daher folget ganz natürlich, daß einige innerlich gebrauchte Hülfsmittel nichts wirken können; weil eine Bewegung der Verdauung im Magen des Viehes nicht mehr vorhanden ist. Der Dauungssaft ist nunmehr ganz scharf und ätzend: die Galle kann der Fäulung nicht widerstehen: hieraus muß folgen, daß auch brennende Entzündungen sich im Magen selbst ergeben, und ihren Angriff an dem einer Säge gleichenden Manchfalt des Magens am ersten gemacht haben; endlich wie es beym Brande zu geschehen pfleget , daß diese Entzündung darnach fortlaufe, bis sie die Gedärme, und das übrige Ingeweide eingenommen hat. Dieses ist die eigentliche Ursache, warum das Vieh so geschwind am Brand stirbt. Und hierbey wird man jederzeit finden, daß die Galle ausgeleeret: die Leder entweder hart oder eitrige: die Mandeln am Halse entzündet und verschwollen sind, so daß man mit Eingiessung einiger Hülfsmittel dem Viehe nur mehr Schmerzen verursachet: Kurz, nur ein Uebel ärger machet.

Von den Hülfsmitteln bey dieser anfangenden Krankheit.

Die untrügliche und unfehlbare Kur, bey dieser anfangenden Krankheit, welche durch die Ausdünstung und das Ausathmen des kranken Viehes, ansteckend wird; indeme das andere gesunde Vieh die giftigen Theilchen einathmet, und also in sich ziehet, bestehet nur bloß im Aderlassen am Halse, drey auch viermal hintereinander, in einem Tage, jedesmal 16 Unzen. Einem starken Stück Viehe läßt man auch 6. Pfund Blut auf einmal ablaufen, anbey macht man auch eine Oeffnung mit einem scharfen Messer unter dem untern Kiefer, ein und einen halben Zoll lang: man feilet ferner ein Zehenkreuzerstück, wie eine Säge mit Zähnen, und rizet zween Zolle lang dem Vieh die Zunge entzwey, etwa einen guten Messerrücken tief, und lässet es wohl bluten : hieraufnimmt man Eßig und Salz, worinn reines Tuch getunket worden , und fähret mit diesem dem Vieh bis gegen den Schlund in Hals. Wenn es darauf anhebt, häufigen Geifer zum Maul und den Nasenlöchern herauszugeben, so ist keine Gefahr des Umkommens mehr zu fürchten: wo aber dieses nicht erfolget; so muß das Waschen des Rachens öfters wiederholet werden. Wenn dieser Geifer, welcher gemeiniglich den dritten Tag aufhöret, vorbey ist; alsdenn fehlet es dem Vieh am nöthigen Dauungssafte: dann nimmt man:

Zwey Maaß süsse, und eine Maaß saure Milch:

Zwey handvoll Gerstenmehl,

Eine handvoll Salz,

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Ein halbes Maaß Eßig:

Schüttet alles untereinander, und giebt dem Vieh jedesmal ein halbes Maaß, welches ihm in Hals hinein geschüttet wird. Man giebt ihm acht Tage lang nichts zu essen, als diesen Trunk. Nach dieser Zeit kochet man ihm Linsen und gelbe Rüben, eins soviel als das andere: verrühret es zu einem dünnen Brey mit zwey Maaß Milch und einem Seitel Eßig, giebt solches dem Vieh warm zu essen, so lang, bis man siehet, daß das Vieh hungrig ist, und eine Begierde zum Fressen zeiget.

v. M.

IV. Naturgeschichte.

Karpatische Vegetabilien.

§. 16. Von der medicinischen Kraft des Linnbaums und seiner Staude, oder des sogenannten Krummnholzes.

Die medicinische Kraft des Linnbaums und seiner Staude, die wir §. 14. unsern Lesern mitzutheilen, versprochen haben, ist ausnehmend, und von ausgebreiteten Wirkungen. Wir können davon keine richtigere Beschreibung liefern, als wenn wir dasjenige von Wort zu Wort hier einrücken, welches zwey berühmte Zipser Medici, einer D. Christian ab Hortis, und der andere Herr D. Daniel Fischer, aus eigenen Versuchen und Erfahrungen davon geschrieben haben. Herr D. Daniel Fischer Physikus in der königl. freyen Stadt Käßmark, hat in seine Beschreibung alles dasjenige eingetragen, was D. Christ. ab Hortis von der medicinischen Kraft dieser beyden Vegetabilien schriftlich hinterlassen hat; Er ließ seinen Aufsatz in die Breßlauer Sammlungen an, 1717. Mens. Novembr. Class. IV. art. 10. einrücken. Hier ist sein Aufsatz.

Die theils von andern erfundene, theils von mir in die Officinen eingeführte Medikamenten von diesen Vegetabilibus sind folgende: und zwar zuerst die, welche aus dem Strauche bereitet werden.

1) Balsamus Hungaricus, der nichts anders, als ein Oel ist, so entweder von freyen Stücken, aus den Spitzen der Aeste hervorstiesset, und auf folgende Weise gesammlet wird: Man hänget Gläser an die Aeste dieser Staude, und verwahret solche bey der Oeffnung sehr genau, damit das geistige Wesen dieses Balsams nicht verstiegen könne; sodann tröpfelt das im Frühling ausschwitzende Oel, oder Balsam in die Gläser, und wird zum Gebrauch aufbehalten. Oder aber es wird davon ausgepresset. Itziger Zeit pflegt man das destillirte Oel für den wahren ungarischen Balsam zu verkaufen, von dem sich aber niemand die Wirkung versprechen darf, die der oben bemeldte wahre ungarische Balsam vermag. Wie denn auch selbiges kein reines und wahrhaftes

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karpatisches Oel, sondern mit Terpentinöl verfälschet ist. Der erste Erfinder dieses Balsams ist Hr. Christianus ab Hortis, der von desselben Tugenden, auch einen absonderlichen Bericht in deutscher Sprache aufgesetzet, und unsern Apothekern übergeben hat, welcher also lautet: (*)

„Dieses Balsams oder Oels Gebrauch ist zweyerley, einer äußerlich, der andere innerlich. Der äußerliche Gebrauch ist 1), zu allen frischen Wunden, welche er, wofern sie nicht allzu groß und zu tief sind, innerhalb 25. Stunden ohne einer Unterkötung oder Eyterung, oder auch heimliche Mahlzeichen heilet; große Wunden aber können in 30 Tägen dadurch geheilet werden; wenn man nämlich mit einer Feder etliche Tropfen hineinflösset: es muß indessen die Wunde, mit einem gewächsten Tüchlein überbunden werden; weil sonsten das Oel wegen seines flüchtigen und geistigen Wesens davon flieget und verrauchet: 2) heilet dieses Oel derer Kinder Unreinigkeit, und feuchtes Ausschlagen am Gesichte und Haupte in 3. Tagen aus dem Gründe, ohne einiges Merkmal desselben, bloß damit bestrichen. 3) Alle alte um sich fressende Schäden heilet es innerhalb zwey Wochen; selbige damit bestrichen, und mit einem gewächsten Tüchlein zugebunden: man muß es des Tages dreymal aufstreichen, Morgens, Mittags und Abends. 4) Zu allen Flüssen, Zerquetschungen, geronnenen Geblüte im Leibe, Verstopfungen der Monatszeit, aufgeschwollenen Gliedern, auch zu Verstopfungen der Adern, lahmen Gliedern und Krampf, ist es gut zu gebrauchen: in Brandtwein gegossen, und sich damit gesalbet, massen es innerhalb zweyer Wochen solche zurecht bringet und heilet 5.) für das Podagra nur den Ort damit gesalbet, da das Podagra reisset, so vergehen die Schmerzen.“

„Der innerliche Gebrauch ist von 7. bis 9. oder mehr Tropfen, in einem Trunk Aq. Vit. oder Wein, des Morgens, wenn man aufstehet, und des Abends, ehe man sich leget, zu sich genommen. Da denn solches 1) alle Verstopfungen der Leber, der Seiten, und Rieren mächtig öffnet: 2) Treibet es

(*) Med. Doct. Christianus Augustini ab Hortis Ferdinandii III. Imp. Medicus, & aulae familiaris nec non Regiae liberaeqe civit. Kesmark. Archiater ordinarius, qui circa annum 1640. Carpathum conscendes oleum hocce primus ibidem destillavit, nemini antehac cognitum, heißt es in D. Maleters, dissert. inaug. medica, de morbo Tsömör, Hungaris endemio p. 45.

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ohne Beschwerung, alle Unreinigkeit des Geblüts durch den Urin und Schweiß aus, ja auch alle venerische Unsauberkeit: 3) treibet es auch den Sand und Nierenstein hinweg; erreget die Monatszeit, und ist zur goldenen Ader zu gebrauchen 4) den Saamenfluß und andere kalte Flusse füllet es auch: 5) zertreibet es alles, auch langwieriges Hauptweh: 6) ist es auch dienlich und nützlich wider den Husten, und alle Hauptschmerzen, auch vornämlich wider die Lungen- und Schwindsucht, 7) und letztlich hat auch dieser Balsam alle die Kraft und Wirkung, welche der orientalische Balsam hat; wie solches durch die vielfältige Erfahrung auch an hohen Personen, absonderlich an Se. k. und k. Majest. Ferdinando III. höchstseligster Gedächtniß wahr und probirt erfunden worden; dafür ich auch eine Gnadenkette, den Adel und -adeliches Wappen, darinne ein Garten und Baum vorgestellet wird, allergnädigst erhalten habe."

So weit des Herrn Christian ab Hortis Bericht, von dem ungarischen Balsam. Außer welchem ich nachfolgende Medikaments ausgedacht, und durch die Erfahrung gut befunden, folglich in unsere Apotheken eingeführet habe; nämlich

2) Das Holz mit der Rinde, welches das lignum Nephryticum an Kräften übertrifft; indem es den Urin unvergleichlich treibet; das zähe, dicke und geronnene Geblüte gewaltig zertheilet; und in Krankheiten, so von wässrigen Feuchtigkeiten herrührcn; in Nieren, und Blasengebrechen, ja in dem Saamenflusse, und der Franzosenkrankheit selbst, gute Dienste thut; sonderlich, wenn es als ein infusium, oder decoctum mit starkem Weine gebrauchet wird.

3) Essentia Carpathica mit spiritu vini rectificatissimo bereitet, so von gleichen Tugenden mit dem Holz ist.

4) Spiritus per fermentationem, und ohne dieselbe bereitet, so innerlich gleiche Wirkung mit der Eßenz thut. Aeußerlich aber die Geschwülsten zertheilt, die podagrischen Schmerzen lindert, sonderlich, wenn der leidende Theil vor der Einschmierung brav gerieben, und Ziehköpfe ohne zu schröpfen auf denselben appliciret werden.

5) Gebrannte Asche, welche in der Wassersucht mit starkem Wein gebraucht, vortreflich gut befunden worden.

A. J. Cz.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r3 - 18 Jan 2011, AgostonBernad
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