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II. Jahrgang, L. Stück, den 9. Decemb. 1772.

I. Wissenschaften.

Fortsetzung des Auszuges Aus dem sechsten Jahrhundert, der zu Mariam nach Zell in Steyermark angefangenen Wallfahrt.

Achte Abtheilung:

Was insonderheit das durchlauchtigste Abbaus zum Aufnahm und Fortgang der zellerischen Wallfahrt unternommen.

S. 261. Werden die Geschenke beschrieben, welche von dieser Erzherzogl. Gemahlinn Maria Anna übergeben worden.

1. Ein goldenes Kreuz mit weiß und rothen Edelgesteinen ausgelegt.

2. Sechs silberne Statuen der Heiligen : Leopoldus, Georgius, Maximilianus, Ferdinandus, Katharina und Margaretha.

3. Mit Silber und Gold gewirkte Meßkleider.

4. Frauenkleider zur Bedeckung des heiligen marianischen Statue, die von reich blauem Zeug mit Schmuck und häufigen Perlen ausgesetzt, und noch heut zu sehen sind.

5. Ein ellenhohes silbernes Gefäß, welches, gleichwie am Gewicht, also auch am Werth ansehnlich war.

6. Einen goldenen Ring, mit einem großen Diamant, dergleichen auch Erzherzog Karl, als Gemahl, sammt einer silbernen Statue, geopfert hatte.

S. 267. hat Ihre Prinzeßin die Erzherzogin Maria Magdalena, welche mit Hosinus II Großherzog zu Florenz 1603 verheurathet worden, im Jahre 1621 ein von purem Silber künstlich geschlagenes sehr schweres Antipendium oder Vordertheil zum Frauenaltar, dahin gebracht.

S. 270. Die verwittibte Kaiserinn Eleonora hat nach geendigtem Trauerjahre, eine Wallfahrt

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nach Zell vorgenommen, und zugleich eine ganz goldene tausend Dukaten schwere Bildniß ihres Gemahls Kaisers Ferdinand des II. mitgebracht.

S. 278. meldet der Hr. V von Heinrich Joly, welcher die Celleides, das ist, die Geschichte von Zell in lateinischen Versen verfasset hat, daß er die durchlauchtigste Erzherzoge Ferdinand und Karl in den schönen Wissenschaften mit gutem Fortgang unterrichtet habe.

S.282. wird von der verwittibten Kaiserin Eleonora, einer herzogl. Prinzeßinn aus Mantua, folgendes gesagt: Sie fande sich nicht ohne kais. Geschanknissen. (Es sind diese: zwey ganz golde-mit Perlen und Edelgesteinen prächtig versetzte Kronen, und ein durchaus mit Schmelzwerk bemahltcr Kelch) achtmal, hier ein, öfters in hoher Geleitschaft des Erzherzogs Leopoldi Guilielmi. S.

S. 293. wird von Kaiser Ferdinande dem IIl. gemeldet: fünfmal finde ich diesen großen Monarchen vor dem zellerischen Gnadenthron Mariä kniend, nämlich 1642. — wo Er zwey Stund von hier vom Wagen gestiegen ist, und den bis zum heiligen Haus noch übrigen Weg, sammt seiner kaiserlichen Gemahlinn Maria Anna, einer Prinzeßinn Philippi lll. Königs in Spanien, und dem übrigen Hofstaat zu Fuß gemacht hat.

S. 296. Unter den Geschenken, welche von Ferdinand lV. nach Zell gekommen, findet sich ein silbernes Kreuz, das hundert Mark schwer ist.

S. 297. Das Herz des Erzherzogs Karl Josephs Bischofs zu Passau, ist zu Zell, in der H. Kapelle im Jahre 1664. beygesetzt worden.

v. R * *

II. Fortsetzung des Gellertischen Urtheils über die meisten Werke itziger Zeit.

Batteux: Cour des belles lettres gehet meistentheils nur auf die Poesie.

Banier: in seinem Werke: La Mythologie & les fables expliquées par L'historie findet man viele Gelehrsamkeit, aber auch viel Gewagtes; es ist von Schlegel übersetzt worden.

Iconologisches Wörterbuch, ist gut für Mahler.

Addisons Abhandlung von Münzen, ist gut.

Battaire: Series Aug. Cesar. zu Venedig 1702 gedruckt, ist für Anfänger gut und brauchbar.

Cupers (Gisbert) Briefe gehören nicht für Ungelehrte. Er war ein großer Kenner der Alterthümer; wurde im Jahre 1668. Professor der Geschichtkunde und Beredtsamkeit, auch einige Jahre darauf Bürgermeister zu Deventer.

Hieher gehören auch noch:

Wächters Archeologia argentaria: nicht übel.

Weise: Herausgeber der Bibliotheke der schönen Wissenschaften, worinne viel Schönes und Gutes.

Müller: hat die brittitsche Bibliothek herausgegeben, ein nützliches Werk.

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Von der Dichtkunst.

Dacier (Andreas) und seine Gemahlinn Anna, eine gebohrne le Fevre hinterliessen verschiedene Werke, die zu empfehlen sind. Er übersetzte den Horatius, die Bücher des Kaiser Antonius, den Aristoteles de arte poetica &c. und fügte seinen Arbeiten gelehrte Anmerkungen bey, in welchen er unterrichten und angenehm seyn wollte.

Vida (Marcus Hieron.) Bischof zu Alba in Montserat, einer der besten lateinischen Dichter des XVI. Jahrhunderts. Er war ein eifriger Nachahmer des Virgilius: Seine Libri lll. de arte poetica sind für Künstler und Lehrlinge eingerichtet. Man hat davon eine Ausgabe in 4to von 1734 in Oxfort: und neulich sind sie auch in Altenburg herausgekommen.

Boileau ist in seinem Werke l'art poetique weniger Philosoph als Horatius und weniger Poet als Vida: sein dritter Gesang ist gut.

Essai sur la poesie, de Bougingham: sehr sinnreich: mit dem Geiste eines Pope geschrieben, 3 Bände. Er starb 1720.

Trap (Joseph) seine Abhandlung de arte poetica besteht in 30 bis 40 Vorlesungen. Kömmt dem Boileau nicht gleich. Ist von Schlegel mit vortreflichcn Anmerkungen übersetzt worden. Ramier, Professor in Berlin übersetzte diesen Autor nicht recht.

Baumgarten: (Joh. Jakob) seine Werke sind vortreflich, und von ziemlich gutem Geschmake.

v. S.

III. Naturgeschichte.

Karpathische Vegetabilien.

Von dem Baume, oder Libano Carpathica werden folgende Arzneien bereitet.

Balsamus Carpathicus ex Libano, dessen Erfinder vorerwähnter D. Christ. ab Hortis seyn soll , und der diesen eben, wie den ersten Balsamum Hungaricum zu nennen beliebet; da ich hingegen bessern Unterscheids wegen, bey diesem letztern, die Worte ex Libano beyzusetzen vor gut befunden. Selbiger wird auf eben diese Weise, wie der erstere gesammelt: dessen Tugenden der Herr Autor in angeführtem Berichte folgender Gestalt beschreibet: „Er dienet 1stens für den Schwindel des Haupts; auf die Nacht die Schläfe damit bestrichen; 2tens, für das Gehör und Sausen der Ohren, nur etliche Tropfen in die Ohren gelassen; 3tens, für die Hitz und Ohnmacht des Herzens, Morgens und Abends in Wein 7 bis 9 Tropfen gebraucht; 4tens, für schwere Krankheiten nur 6 oder mehr Tropfen eingenommen; 5tens, für den Bruch alter Menschen, oder auch jungen Kinder, Morgens und Abends in Brandtwein gebraucht: ein alter Mensch 6 oder mehr Tropfen; ein Kind 2 Tropfen in Mutter- oder anderer Milch tempe-

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rirt eingenommen, und auswendig, damit wohl gesalbet; 6tens, für die Rose, damit in Brandtwein Morgens und Abends wohl gesalbet; er stillet die Schmerzen, und zertreibet das durch Hitze zusammengezogene Geblüte; 7tens, für Seitenstechen und Wehe des Rückgrads etliche Tropfen mit Aq. Vit. eingenommen, auch den Leib damit gesalbet, stillet die Schmerzen, und stärket den Magen; 8tens, für den Stein, zuvor wohl purgieret, des andern Tages des Morgens, die erste Stunde 12 Tropfen in Aq. Vit., die andere Stunde 10 Tropfen, die dritte Stunde acht Tropfen, die vierte Stunde 6 Tropfen eingenommen, und darunter etwas weniges gegessen, zermalmet den Stein; hernach täglich, drey oder mehr Tropfen Morgens und Abends gebraucht. Es hilft 9tens, für Fäulniß der Zähne; ein oder zwey Galläpfel gestossen, in Wasser gekocht, das Zahnfleisch ausgewaschen, auf die Nacht hernach etwas Linnbaumöl, im Munde mit der Zunge hin und wieder auf das Zahnfleisch herumgezogen, heilet das Zahnfleisch; 10tens, so ein Mensch eine langwierige Krankheit hat; Morgens und Abends etliche Tropfen genommen; es heilet auch alte und neue Schäden, innerlich und äußerlich gebraucht; 11tens, so soll dieses Linnbaumöl alle Tugenden und Wirkungen in Höhcrm Grad, und besser haben, als das Krummholzöl. Andere Krankheiten und Kuren zu geschweigen, welche die Erfahrung am besten lehren wird."

So weit diese Nachricht, des Herrn Christ. ab Hortus vom Linnbaumöl. Nächst dem habe ich ebenfalls aus diesem Baume, folgende Medikamenten ausfindig, und officinel gemacht.

2) Das Holz mit der Rinde, welches von gleichen Kräften mit erstgedachten, von der Staude ist, außer, daß es mehr wider den Scharbock dienet, und etwas gelinder zertheilet. Dieses Holz wird auch, mit unter unsere Essentiam compositam, wider den Schwindel genommen, als welche ich in Hauptbeschwerungen nicht sattsam loben kann: sie wird folgender Gestalt bereitet :

Rec. Ligni Liban. Carpath. 2/3 i.j. M. f. l. a. cum spirit. vin. rectificatiss. Essentia. Auch kommet es in unser Elixier. antivenercum, so folgender Gestalt zugerichtet wird:

Rec. Bals. Hungar. Bals. Hung. ex Libano a. a. 2/3 j.

G. Gvaiac. veri 2/3 jjj.

Mumiae Transmar. 3 jj.

Lign. Sassafr. 3 j.

Spir Cochl. Juniper. carpath. S. Ferment. Liban. carpath. aa. q. S. F. l. a. Elixir. dazu man ein wenig Sal Tartari thun kann, damit sich die Species desto besser aufschliessen.

3.) Essentia ligni carpathici.

4.) Spiritus per Fermentationem und ohne dieselbe.

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Welche Medikamente einerley Hauptwirkungn, mir erstern ex Iigno Carpath Frut., jedoch weit größer haben, wegen des flüchtigen Oels, so im Baume befindlich.

So viel hat Herr D. Daniel Fischer, von der medicinischen Kraft des Baumes, und seiner Staude, in die Breßlauer Sammlungen eingeschickt: die gelehrten Sammler zu Breslau machten dabey diese Anmerkung:

"Von dem Balsam oder Oel, so uns aus Ungarn zugesendet worden, können wir nur dieses sagen: daß es ganz klar, weiß, und sehr flüßig seye, auch die Farbe, und Flüßigkeit in vielen Jahren nicht ändere, so wie das gemeine Wacholderöl, welches doch mit der Zeit, gelblich und dicker zu werden pfleget. Inzwischen kommet es, an Geruch und Geschmack, dem Wacholderöl zwar einigermaßen bey, doch riecht es viel angenehmer, und nicht so beissend, wie letzteres; der Geschmak fället etwas gelinde aufs Karbeöl. Sonst ist es von großer Penetranz, und feuriger Art, so daß es augenblicks Flamme fänget, und sehr brünstig hinweg lodert: welches alles denn, von der schweflichten und durchdringende Natur, und daß es eben so viel grobe Erdtheilchen nicht an sich habe, ein deutliches Zeugniß geben durfte. In welcher Beschaffenheit der indifferente, und über 1 oder 2 Tropfen gesteigerte und wiederholte innerliche Gebrauch desselben, uns nicht allzusicher bedünken will, angesehen es das Geblütc heftig zu erhitzen, auch wegen seiner angreifenden Penetranz wohl den Stein zu -bewegen, den Monatsfluß, die güldene Ader und andere Blutflüße zu exturbiren, aber auch zugleich die efficaciam aller acrium calidorum, orgasticorum, gewiß zu imitiren fähig ist: Wie denn nur ein kleiner Theil von einem Tropfen der Zunge, dergestalt empfindlich fället, daß man den feurigen penetranten Geschmak in langer Zeit nicht verlieren kann: es sey denn, daß das uns überschickte Oel, nicht sowohl das Nativum, so von sich selbst heraströpfelt, als das Factitium sey; ungeachtet uns selbiges unter dem Namen des Krumholzbalsams oder Oels angegeben worden."

Es kann seyn , daß die gelehrten Sammler, nicht eben das rechte Linnbaum - oder Krummholzöl bekommen haben; Denn man wird dabey gemeiniglich nur allzusehr hintergangen. D. Johann Millleter bemerket dieses auch in seiner inaugural Dissertation, deren wir oben Erwähnung gemacht haben. Observandum autem, heißt es daselbst: p. 46, ut oleum illud purum aquiratur, nam communissime adulterari (olet per piceam, praesertim Thurociensibus olcorum circumforaneis. Bald darauf macht dieser berühmte Physikus eine Anekdote, welche hier noch eine

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Stelle verdienet: "An vero undique encomiis suis par, prae ceteris interne virtus ejus deprehandur, vel non nisi sub certis conditionibus, laudabilem aliquem usum exhibeat: uti ratione, posterius suspicor, ita ulteriori experientiae commendo. Hoc scio celeber. D. Schlevogt, Prof Jenensem...quondam coram me, mentionem injecisse, se feliciter olim balsamum hoc in exulceratione vesicae interne foeminae euidam propinasse. D Mollerus vero testatur, externe in contrctura, paralysi & nervorum frigidis affectibus laudabilem praestare efficaciam."

Viele stehen in der Meinung, die eigentliche und wahre Zubereitung des karpathischen Balsams oder Oels wäre von dem verdienstvollen Erfinder desselben, als ein besonderes Arkanum aufbewahrt, und vielleicht Niemanden so lang er lebte, bekannt geworden. Endlich mit seinem Tode, wäre dieses medicinische Arkanum gar verlohren gegangen. Es hat zwar der Erfinder dafür gesorgt: daß die eigentliche Zubereitung des karpatischen Balsams, auch der Nachwelt bekannter würde, und zwar durch Verfertigung einer ganz eigenen Commentacion über diesen Gegenstand; die unter dem Titel: de Balsamo Hungariae Carpathico nebst andern gelehrten Arbeiten desselben nur im Manuscript, zurückgeblieben ist: Der Tod aber hat den Verfasser gehindert, diese und andere Kommentacionen durch den Druck bekannt zu machen. Nach seinem Tode indessen, sind die gelehrten Mobilien desselben theils verkauft, theils zerstreuet worden; so daß diese Kommentation nirgends mehr zu finden ist, wie wir §. 11. unserer Beschreibung diesen Umstand schon angemerkt haben.

A. J. Cz.

IV.

Fortsetzung der Beschreibung derjenigen Mittel, welche zur Abwendung der Viehseuchen erfordert werden.

Vom Ueberfressen den Viehes.

Es geschiehet auch, daß das Vieh sich überfrißt, wie wir dieses gleich zu Anfang dieser Abhandlung gesagt haben. In diesem Falle sind die unverdaulichen Klumpen Futters aus dem Mastdarm herauszuziehen: oder, man machet nahe an der Weiche, zwey Finger breit bey der kurzen Rippe, eine Oeffnung mit einem breiten spitzigen Messer in den Wanst, damit der Dampf des Aufschwellens herausgehe: doch muß man hierbey sehr behutsam seyn, daß das Messer kein Nierenhäutlein, noch Nierenfett verletze, sonst stirbt das Vieh. Die Wunde kann man hernach, wenn der Bauch des Viehes eingefallen, mit einer Nadel und Faden wieder zunähen. Das destillirte Wasser von der Schwarzwurzel, oder ihre Blät-

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ter in Eßig geweichet, auf die Wunde gelegt, heilet solche auch ohne Zunähen in 2 bis 3 Tagen: nur muß man fleißig Acht haben, daß das Vieh, es sey ein Rind oder Schaaf, mit den vordern Füßen nicht niederhocke; indeme, wenn dieses geschähe: das Vieh auf der Stelle tod wäre. Nun folgen die

Vorkommungsmittel

Die sichersten und natürlichsten hiervon sind: wenn das Rindvieh im Stalle gefüttert wird, und zwar mit Klee, Graß, oder abgeschnittenen Früchten, als die Spitzen von Haber, Heidenkorn, Waitzen ec. Man wasche alles Futter: das Viehe frißt es lieber. Der Klee wird auf einer Strohbank geschnitten, und ein wenig geschnittenes Stroh, oder Spreuer von Früchten darunter gemengt, und auf ein jedes Futter ein wenig Salz gestreuet, auf solche Art wird sowohl das grüne Futter im Sommer, als auch das dürre im Winter behandelt, und dem Viehe vorgelegt. Das Viche erkranket hiervon nicht, besonders, wenn es dabey alle Tage in der Mistlache getränket wird, welches das Hauptvorkommungsmittel für die Zufälle des Viehes ist.

Ferner: baue man, soviel es möglich, genugsam gelbe Rüben oder Möhren, damit man des Winters, für das Vieh zu füttern, und auch zum Mästen desselben, genugsam damit versehen seye. Daß die gelbe Rüben vor allen andern Kräutern und Füttereyen den Vorzug wegen Widerstand der Gallenschärfe in sich haben, das werden die Herren Aerzte am besten wissen: und keine Fütterung färbet das Fett des Thieres, als die gelbe Rüben; ja ihre Oeligkeit ist so durchdringend, daß das Fleisch sogar nach ihnen schmecket, besonders wenn Gänse damit fett gemacht werden. Zudem ist es bekannt, was die gelbe Rüben in der Gelbsucht, und in verdorbenem krebsartige Geblüte: desgleichen in andern Zuständen an Menschen und Viehe für geschwinde und erstaunliche Wirkungen verrichten.

Das Kraut davon ist den Nieren und der Blase, wegen dem Urin, ein Reinigungsmittel: besonders, wenn es, mit einer Handvoll Salzes, und eben so viel Gerstenmehles: denn etwas weniges glänzenden Ofenruses, die Woche ein- oder zweymal dem Viehe mit warmen Wasser angebrühet, zu fressen gegeben wird.

Auch ist es sehr gut, wenn man dem Viehe im Frühjahre zur Ader lässet, ehe es das frische Graß überkommet. Dieses verhindert den Gäst im Geblüte: die Galle bleibet in ihrer Reinigkeit, und das Viehe wird weder eine Seuche bekommen, noch krank werden.

Eines der guten Vorkommungsmittel ist nicht minder das rohe Antimonium, wenn hiervon 3, auch 4 Loth für Schaafe und Rinder unter obiges Futter gemengt werden.

Für das Rind-und Schaafvieh sind auch folgende Heilungs- oder Vor-

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kommungsmittel anzurathen. Man nimmt:

Rauten, Ehrenpreiß, Salbey } jedes 2 Handvoll:

Senesblätter, 4 Loth.

Sternanis, 1 Loth.

Präparirten Weinstein, 2 Loth.

Lorbeer, 1 Loth.

Alles zusammen zerstossen, in 6 Maaß heissen Wassers Abends zuvor angebrühet, wohl zugedecket, über Nacht stehen lassen: denn des andern Tages ein Maaß davon eingesotten, und jedem Stück Viehe nach der Aderlässe im Früh- und Spätjahre ein Maaß eingeschüttet. Dieser Trank laxiret das Rind - und Schaafvich gelinde, und reiniget ihnen die Gedärme nebst dem Magen von aller Schärfe. Denen Schaafen giebet man nur jedem Stücke ein halbes Maaß, und lässet das Vieh, eines wie das andere, zwo Stunden ohne Fressen: giebt ihnen darnach einen laulichten Trank von Gerstenmehl, und so bleiben sie den ganzen Tag und die Nacht ohne weiteres Essen: des andern Tages reichet man ihnen ganz wenig Futter auf einmal, aber desto öfters. Die sparsame Fütterung, wie auch des Mastviehes überhaupt, ist die höchste Nothwendigkeit in währender Viehseuche. Und daß manches Stück Vieh von dieser Seuche nicht angestecket wird, ist die einzige wahre Ursach das Simile attrahens, oder besser zu sagen; wenn im thierischen Körper schon eine üble anziehende böse Materie stecket: so theilet Gleiches sich Gleichem mit. Wenn aber im Körper kein Uebel vorhanden ist; so kann auch durch den Anzug der Luft und des Ausathmens keine magnetische Kraft wirken.

Das Riemenstechen und Durchziehen ist gleichfalls ein kräftiges Vorkommungsmittel: man machet mit einem spitzigen Messer innerhalb dem vordern Blate, oder auch an der Haut, welche unter dem Hals herabhänget, ein Loch durch, und ziehet einen halben fingerbreiten, mit schwarzem oder grünem Wagenschmier bestrichenen Riemen, oder einen achtfachen Schusterdrath hindurch: ziehet solchen alle Tage dreymal hin und wieder.

Dieses wären die besten Vorkommungsmittel, deren sich der Autor vielfältig mit großem Nutzen bedienet, und welche die Erfahrung bestättiget hat.

v. M.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 05 Apr 2011, AgostonBernad
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