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I. Jahrgang, XVII. Stück, den 23. October 1771.

I. Allerhöchste Verordnungen.

Die Körnereinfuhr betreffend, vom 30. September.

Ihre kaiserl. königl. apostol. Majestät haben die, bis zum Ende des Monats August allergnädigst verwilligte Mautbefreyung und sonstige Begünstigungen der Körnereinfuhr, sowohl aus dem Königreiche Ungarn, als aus fremden Ländern, in die k. k. Erbländer, wie auch aus einem Erblande in das andere, weitershin, und bis zu einer andern nachfolgenden Verordnung, allergnädigst zu erstrecken geruhet, und zwar auf die nämliche Art, wie solche bisher bewilliget gewesen.

II. Wissenschaften.

Von Errichtung der neuen Universität in der königl. freyen Stadt Tyrnau in Niederungarn.

Die königl. freye Stadt Tyrnau in Niederungarn ist seit mehr, als einem Jahrhunderte besonders deswegen berühmt gewesen, weil daselbst zur Unterweisung der Jugend die herrlichsten Anstalten gemacht worden.

Noch im Jahre 1586 unter dem 19ten May stiftete der glorwürdigste Kaiser Rudolph II. als König in Ungarn, das daselbst befindliche Collegium der Gesellschaft Jesu, in der Absicht: damit diese Väter, sich dem Unterrichte der Jugend unterziehen möchten; und verliehe ihme die Probstey des Convents der Kirche unserer lieben Frauen in Thuroz, nämlich das Schloß Znio, nebst den dazu gehörigen Flecken, Dörfern und allen übrigen Zuständigkeiten: welche eben damals, durch den Tod des königl. Statthalters und Bischofs zu Erlau Stephan Radetius, erlediget war. Ihre jährliche Erträgniß erstrecket sich auf 15731 Fl. 56 H.

Im Jahre 1635 hat Petrus Pazmany Erzbischof zu Gran und Primas des Königreiches, welcher seine Gelehrsamkeit, und seine durch dieselbe erreichte Große dieser Einrichtung zu

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danken hatte, aus erkenntlicher Liebe zu seinem Vaterlande, unter dem 12. May zu Presburg einen Schenkungsbrief ausgestellet, kraft dessen diesem Collegium Einmalhundert Tausend Gulden an baarem Gelde und angelegten Capitalien zugeeignet: und dadurch der Grund zu einer Universität geleget wurde.

Der damalige Generalvorsteher Mutius Vitellesius hat die Obsorge über die Universität bey der Gesellschaft übernommen, und sich anheischig gemacht, auf die Erfüllung nachfolgender Bedingungen zu sehen. Es sollten nämlich:

1) Die dem damaligen Pater Rector Georg Dobronoky übergebenen Gelder außer Landes, entweder auf Erkaufung einiger Güter verwendet, oder sonst sicher angeleget; und die davon fallenden Zinsen, die erstern Jahre, vorzüglich zur Erbauung des Collegii und Schulgebäudes und zum Unterhalte einiger Professoren:

2) Nach vollführten nöthigem Baue, von den Einkünften der Stiftung, jährlich 1000 Gulden zur Verpflegung armer Studenten, in der sogenannten Bursa St. Adalberti, der Ueberrest aber überhaupt zum Nutzen der Universität bestimmet und angewendet werden.

3) Sollte es der Gesellschaft, im Fall mit der Zeit eine andere Stadt zur Universität gewählet würde, und solche nicht außer dem Graner erzbischöflichen Sprengel läge, noch die Fundation des Collegiums darunter litte, diese Stiftung dahin zu verlegen, unbenommen: dagegen aber dieselbe verbunden und gehalten seyn:

4) noch in gedachtem Jahre einen Cursum philosophicum anzufangen; in den folgenden aber 3 derley Cursus, nebst der Ethik und Mathematik zu veranstalten; hiernächst zween Professores in der Scholastischen Theologie; einen in der Exegetik; einen in der Causistik; einen in Polemicis, und einen in der hebräischen Sprache anzustellen; ferner die auf Universitäten in diesen Wissenschaften gewöhnlichen Promotionen vorzunehmen. Im Fall die Gesellschaft aus dem Lande gänzlich weichen müßte: so lieget es ihr ob

5) den Nutzen von dem gestifteten Capital dergestalt zu verwenden, daß zum geistlichen Stande tüchtige Landeskinder wohl unterwiesen, und als Priester in ihr Vaterland zurück gesendet werden möchten. Sollte sie aber nur eine kurze Zeit wegzubleiben haben: so werden

6) die Einkünfte gesammelt, und zum Besten der Emigranten, oder zur Ausbesserung der, nach der Zeit in Tyrnau wieder zu beziehenden, währender Abwesenheit, etwa ruinirten Gebäude zu verwenden seyn. Laut dieses Stiftungsbriefes wird

7) das Recht zu untersuchen: ob diesen Verbindungen eine Genüge geleistet werde, und darüber zu halten, daß es geschehe; den Erzbischöfen von Gran, und im Fall der Erledigung, dem Graner Capitel, welches zu Tyrnau seinen Sitz hat, zugeeignet.

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Dieses rühmliche Beyspiel, wodurch die Theologische und zum Theil auch Philosophische Facultät in Tyrnau gegründet wurde, bewog die unmittelbar folgenden Erzbischöfe und Primaten des Königreiches, Emericum Losy und Georgium Lipaj von Zombor, auf die Gründung einer Juristischen Facultät zu denken, und zu dem Ende ein Capital von 37000 Gulden zu widmen.

Seit dem Jahre 1666, in welchem der Primas des Königreiches und Erzbischof von Gran Georgius Lippay, als Mitstifter dieses Fonds für die Juristen Fakultät, mit Tode abgegangen ist, findet sich keine merkwürdige Stiftung mehr.

Es war unserer allergnädigsten Monarchinn vorbehalten, dieser, dem allerdurchl. Hause getreuen Nation eine Wohlthat zu erweisen, die unter allen, welche von Regenten den Unterthanen, und dem Staate erzeigt werden können, die wichtigste ist.

Die große Maria Theresia hatte es seit mehrern Jahren beschlossen, in diesem Königreiche eine Universität zu stiften, in welcher alljene Wissenschaften, deren Kenntniß bey der Verwalt- und Beglückseligung des Staates erforderlich ist, auf öffentlichen Lehrstühlen vorgetragen werden möchten.

Nach vielen in Vorschlag gebrachten Städten, wo die Universität, theils zur Bequemlichkeit der ungarisch- erbländischen Unterthanen, theils aus andern Ursachen versetzet werden konnte, wurde dazu vor andern Tyrnau erwählet. Und unter dem 7. November 1769 allergnädigst verfüget: daß außer den Einkünften, welche von der Pazmanischen dem Collegw noch überlassenen Stiftung von 100000 Gulden; ferner von dem Losy- und Lippajschen Capitale von 37000 Gulden, der Universität, theils in Ansehung der Theologie und Philosophie, theils der Rechtsgelehrsamkeit zu Guten kommen: das Tyrnauercollegium mit Zuziehung andrer im Königreiche befindlichen Collegien und Residenzen, aus jenen Fundis, die zur Unterweisung und Bildung der Jugend von den Stiftern bestimmt worden sind, einen jährlichen Beytrag von 10000 Fl. in vierteljährigen Fristen, und zwar vom Anfange Novemb. erstgedachten Jahres, leisten sollte.

Weil aber alles dieses, um die Universität zu ihrer Vollkommenheit zu bringen, unzulänglich schiene: so haben Ihre Kaiserl. königl. apost. Majestät aus königl. Machtvollkommenheit, nach Anleitung des 12ten Artikels der Landesgesätze vom Jahre 1548 die Abtey der heil. Helena von Földvar, welche duch den Tod des Landgrafen Josephs von Hessendarmstadt wirklich erlediget worden, schon unter dem 17. Julius zur Dote derselben, durch einen eigenen Schenkungsbrief, und zwar dergestalten gewidmet, daß die Einkünfte gedachter Abtey, nach Abzug 20 von 100, wovon die eine Hälfte für die Casse der armen Pfarrer in Ungarn, die andere aber zum Festungsbaue bestimmet ist, ihr eigenthümlich bleiben sollten: diese Einkünfte betragen, laut dem jetzigen Anschlage, nach Abzug der 20 von Hundert, 7200 Gulden:

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davon die Verwaltung der hochlöbl. königl. ungarischen Hofkammer überlassen bleibet.

Der Schenkungsbrief wurde Sr. Excellenz, dem, wegen seiner vorzüglichen Verdienste, aus allerhöchst eigener Bewegung allermildest ernannten obersten Director der Universität, Herrn Georg Grafen Fekete von Galantha, königl. ungarischen Vicekanzler und Großkreuz des vortreflichen Rittersordens des heil. apostol. Königes Stephani, Obergespann des löbl. Arader Comitats: Ihrer röm. kaiserl. auch zu Ungarn und Böheim königl. apost. Majestät wirkl. geheimen Rath, und in dem Königreich Ungarn Obersten Hofmeister, behändiget.

Im Jahre 1770 unter dem 10ten März wurden zu dem nöthigen Universitätsgebäude, welches die Hörsääle, und andere für die Lehrer erforderlichen Bequemlichkeiten enthalten sollte, wozu der königl. ungarische Hofkammerarchitect Herr Hillebrand den Riß verfertiget hatte, 80000 Gulden allermildest bestimmet, und kurz darauf die Direktion von der Universitätscassa, ferner die Aufsicht den Anschaffung der Baumaterialien, dem Herrn Joseph Aszalay, wirkl. Sekretär bey dem königl. ungarischen Stadthalterrath allergnädigst anvertrauet.

Auch haben Ihre k. k. apost. Majestät aus landesmütterlicher Zuneigung allergnädigst geruhet, dieser Universität den allerhöchsten k. k. besondern Schutz, Fürsorge und Beschirmung allermildest zu versichern: die Aufsicht darüber dem königlich- ungarischen Stadthalterrath zu übertragen; und wie wir schon erinnert, einen eigenen obersten Direktor zu benennen, welcher sowohl für die Wissenschaften und ihren Fortgang zu sorgen; als auch auf die Verwaltung des allergnädigst zugemessenen Fonds zu sehen, die erforderlichen Vorträge von allen eingelangten, die Universität betreffenden Berichten zu erstatten, und die allerhöchsten Entschlüßungen darüber einzuholen haben wird.

Die Verfassung der Universität ist nach der berühmten und uralten hiesigen überhaupt eingerichtet, und dahero unterm 22. April dieses Jahres:

1) Ihr alle sonst herkömmliche Rechte, Vorzüge und Freyheiten, nebst der Criminaljurisdiction und dem Jure Gladiii, angediehen; auch zu dem Ende, das Consistorium zum Universitätsgerichte, jedoch mit dem Unterschiede ernennet worden: daß in Civilsachen der jedesmalige Präses mit den 4 Facultätsdirektoren, das Gericht ausmachen: in peinlichen Fällen aber, bey welchen Geistliche nicht erscheinen, der Direktor der Juristen Facultät das Präsidium führen:

2) Die Glieder der Universität, welche in Tyrnau beständig wohnen, in Personalsachen einzig und allein unter dem Universitätsgerichte stehen:

3) Alle andere Richter, die bey der Universität gefällte Urtheile, auf erhaltenes Compaßschreiben, zu vollziehen schuldig und gehalten seyn;

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4) Die Appellation von der Universität nirgendshin, als an die Curiam Regiam Statt finden, und endlich

5) Die Postfreyheit allen von Universitätswegen abgehenden Berichten zugestanden seyn solle.

Das Universitätssigel stellet die allergnädigste Stifterinn vor, wie sie das Universitätshaus der gebenedeyten Mutter Gottes zum Opfer reichet, mit der Umschrift: Sigillum Universitatis Tyrnaviensis. Jene der vier Facultäten unterscheiden sich davon, durch ihre mindere Größe, und unter einander, durch die jeder Facultät eigene Umschrift.

Dermalen sind die Stellen bey der Universität folgendernassen besetzet.

Präses des Universitätsconsistoriums.

Herr Joannes Galgoczj, Bischof von Tragurien, Canonicus der Metropolitankirche zu Gran.

Kanzler der Universität.

Herr Ladislaus Banyay, Abt des heil. Erzengels Michael in der Insel U. L. Fr. bey Ofen, Probst des heil. Thomas vom Granerberge, Canonicus von Gran und Generalvicarius.

Director der Theologischen Facultät.

Herr Joannes Jvancsich. aus der Gesellschaft Jesu.

Director der Juristischen Facultät.

Herr Graf Franz Tolvaj, als Präses der Districtualgerichtstafel in Tyrnau.

Direktor der Medicinischen Facultät.

Herr Joannes Gilg von Gilgenberg, Doctor der Medicinischen Facultät in Wien und Stadtphysicus in Tyrnau.

Direktor der Philosophischen Facultät.

Herr Michael Shoretics, zugleich Professor der Pathologie und Medicinischen Praxis.

Professores der Theologie

und zwar

Der Dogmatik.

Herr P. Ludwig Csapodi, der G. J.

Herr P. Joseph Kenyeres, der G.J.

Der Moral.

Herr P. Johann Baptist Piestyanszky der G. J.

Herr P. Johann Labos, der G. J.

Der heil. Schrift.

Herr P. Andreas Bernolak, der G. J.

Der Glaubensstreitigkeiten.

Herr P. Franz Kovalsky, der G. J.

Der geistlichen Beredsamkeit und Geschichte.

Herr P. Paulus Wagner, der G. J.

Professores der Rechtsgelehrtheit.

Des Natur- und allgemeinen Staatsrechtes.

Herr Johann Heinrich van der Heyden.

Des Canonischen Rechtes.

Herr Sigmund Georg Lakics.

Der Institutionen und Pandekten.

Herr Michael Szedmaki.

Der ungarischen Rechte.

Herr Johann Zelenay.

Herr Gabriel Nitray.

Der Policey -Handlungs- und Kammeralwissenschaften.

Herr Kaspar Pal von Ehrenfels, welcher bereits den 28. März 1770, zu diesem Lehramte allergnädigst ernennet worden, und dessen Vorlesungen, Kraft eines allerhöchsten Rescripts vom 21. Oktob. 1769 nicht

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minder die Candidaten der Theologie, als alle Clerici besuchen müßen.

Professores der Medicin.

Der Pathologie und Medicinischen Praxis.

Herr Michael Shoretics, ehemals Physicus zu Wesprim.

Der Phisiologie und Materiae Medicae .

Herr Adam Ignaz Prandt.

Der Chimie und Botanik.

Herr Jakob Joseph Winterl.

Der Anatomie.

Herr Wenzel Trnka.

Der Chirurgie und Hebamenkunst.

Herr Joseph Plenk.

Professores der Philosophie.

Der Logik und Metaphisik.

Herr P. Joseph Gullik der G.J.

Der Experimentalphisik

Herr P. Johann Horvath der G. J.

Der Mathematik.

Herr P. Balthasar Nagy, der G. J.

Der Ethik.

Herr P. Anton Majlath, der G. J.

Der hebräischen Sprache.

Herr P. Mathäus Eysenbeütl, der G.J.

Der Beredsamkeit und weltlichen Geschichte.

Herr P. Stephan Katona, der G. J.

III. Von Künstlern.

Folgendes an uns aus Steyermarkt erlassenenes Schreiben enthält die Nachricht von einem sehr geschickten und fleißigen erbländischen Künstler, der bereits vor 40 Jahren die hiesige k. k. Mahler - Bildhauer - und Baukunstakademie besuchet, und darinn, sowohl nach den Werken der Kunst, als der Natur, studiret hat.

Wir glaubten diesem Verdienste, und dem rühmlichen Patriotismus des Hrn. Verfassers, dem wir dafür vielen Dank wissen, die Gerechtigkeit schuldig zu seyn, es in unsre Blätter eindrucken zu lassen:

Meine Herren!

Durch die Ausdrücke, womit sie die Künstler zu schildern pflegen, entdecket sich das Vergnügen, mit welchem Sie dieselben dem Publikum kund machen.

In dieser Rücksicht gebe ich mir die Ehre, Ihnen einen, in unsern steyrischen Gebürgen sich befindenden vortreflichen Mann in der Mahlereykunst bekannt zu machen, dessen Ruhm bishero mehrentheils sich eben so, in den gebürgigten Ländern zwischen Felsen und Klippen verbreitet hat, wie die Werke seines Erfindungsgeistes, auch nur meistens an Steine angebracht, und dahero unbeweglich geworden sind.

Es ist der k. k. Kammermahler aus Tyrol: Herr Joseph Mölk, von welchem, nebst vielen in Oel verfertigten Altarblättern, folgende Arbeiten in Fresko zu sehen sind:

In Tyrol, die Kirche zu Eps, Kufstein, Niederndorf, Witschenau, Hall, Störzing, Flauling: zu Insbruck bey den WW. EE. PP. Serviten, zu Trenz, Schlanders, Mathe-

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rey, Weißenstein, Sillien, Laas, Marthall und Regmünzen.

In Kärnthen: die Pfarr zu Klagenfurth.

In Steyermarkt: und zwar in Graz bey den PP. Minoriten die sogenannte Mariahilfkirche: zu Rhein, die Cistercienser Stiftskirche; zu Fronleuthen Zey den PP. Serviten; dann die Marianische Wallfahrtskirche am Weizberg. Diese allein dienet zum Beweise seiner ausnehmenden Talente: wo seine reiche Erfindungskraft, Ordnung, Zeichnung, Natur, Kolorit mit den seltnesten Ausdrücken vereinbaret, anzutreffen sind. Dabey ist diese vortrefliche Arbeit mit einer solchen Geschwindigkeit entworfen, und auf das vollkommenste ausgeführet worden, daß man fast nicht glauben kan; wie ein solches Werk, in Ansehung der Größe und Kunst, binnen eines Sommers vollendet werden können: indem noch 6 der niedlichsten aufs beste gewählten, und eben so gut gemahlten Altarblätter, jedes von der Höhe von 18 Schuhen, von diesem Künstler mit verfertiget worden. Der wegen dieser Arbeit von ihme ohne allen Eigennutz getroffene Akkord, ist kein geringer Beweis seiner aedeln Denkungsart. Der Ruhm des Künstlers ist auch außer den kais. kön. Erbländern bekannt. Die Kapelle und der Saal in dem schönen kuhrbaierschen Sommerpallais zu Nymphenburg sind durch seinen Pensel gezieret worden.

F. J. W.

IV. Von Fabricken.

Der angehofte Verschleiß der Seidenzeuge hat den k. k. Niederlagsverwandten Herrn Johann von Fuchs veranlasset, daß er schon 1763 den 1. May eine Seidenzeugfabricke von 68 Werkstühlen eröfnet; welche auch bishero ihren guten Fortgang gewonnen hat: so daß nicht wenig Geld durch sie im Lande zurück geblieben ist, welches sonst hätte auswärts versendet werden müßen.

Diese Fabricke liefert theils gezogene und glatte Seidenwaaren; theils geringen, schweren, Mignatur - und Frise-Sammet. Ueber 200 Arbeiter haben darinn beständig zu thun genug. Ein wahrer Verdienst; wo so viele Menschen ihre Nahrung und Aufenthalt finden.

Der gröste Theil dieser Werkstühle steht im Hengstbergerischen Garten oberhalb des Neustifts. Ueber diese Fabricke ist der bürgerliche Seidenzeugmacher Hr. Ludwig Welschy als Werkmeister bestellt.

Ferner hat obenbemeldter Hr. Johann von Fuchs die ins Abnehmen gerathene Jahnerische Seidenbandfabricke durch seine eigene Kosten wieder in Gang gebracht. Er übernahm sie den 20. November 1767, und continuirte selbe bis dieses abeilende Jahr.

Das Werk bestehet aus 23 Schweizerbandmühlen, welche mit gleichem Eifer getrieben worden. Die Aufsicht und der Mitgenuß ist in Händen

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der Herrn Karl und Joseph Jahner, in deren Behausung zu Mazleinstorf auch diese Fabricke stehet.

V. Vermischte Nachrichten.

Wir kündigen unsern Lesern eine neue Wochenschrift an, welche in Prag herauskömmt, und wovon bereits, den abgewichenen ersten Oktober, der erste Bogen ausgegeben worden. Sie führet den Titel: Prager gelehrte Nachrichten, und ist bey dem dortigen Buchhändler Hr. Wolfgang Gerle zu haben.

Diese Schrift soll den Endzweck erreichen: Nicht nur die Werke größerer Gelehrten, auf die Oesterreich stolz seyn kann, darinn anzuzeigen, und wo es nöthig, zu erläutern; sondern auch alle kleinere Schriften aus jedem Fache der Wissenschaften, wenn sie in den kaiserl. kön. Erbländern geschrieben worden, mit den gebührendem Lobe, oder dem verdienten Tadel bekannt zu machen: das Verdienst einer jeden Schrift, sie möge noch so unbedeutend scheinen, hervor zu suchen, und nie durch unzeitige Beschimpfungen junge aufkeimende Genies abzuschrecken.

In dieser Absicht hat sich eine Gesellschaft gelehrter Männer entschlossen, alle in den österreichischen Staaten jüngst ausgegebene, oder künftig auszugebende Werke durch wöchentliche gelehrte Nachrichten bekannt zu machen. Zur Beurtheilung der Schriften eines jeden Faches, hat sie einige tüchtige Recensenten, die sich in diesem Fache einiges Ansehen erworben, gewählet. Diese versprechen richtige und gegründete Beurtheilungen; nur das Fach der Gottesgelehrtheit im genauesten Verstande verbitten sie aus wichtigeren Ursachen.

Ferner werden in diesen Blättern vorkommen: Nachrichten von merkwürdigen Veränder- und Einrichtungen auf den erbländischen hohen Schulen, von Todesfällen der Gelehrten, von neuerrichteten Lehrstühlen und von Anstalten zur Erweiterung der Realkünste. Auch hier sollen die Vorkehr- und Einrichtungen, die man bey den Schaubühnen macht, bey Seite gesetzt bleiben.

Unpartheilichkeit soll darinnen die Feder führen; und kein Ansehen der Person, noch Eigennutz oder kriechende Schmeicheleyen werden den blinden Kunstrichter, der nie den Mann, sondern stets das Werk beurtheilet, zu einem günstigen oder widrigen Ausspruche bewegen.

Die Prenumeration auf diese Wochenschrift wird hier in der Baderischen Buchhandlung angenommen; auf den ganzen Jahrgang werden 4, oder auf die Hälfte 2 Gulden voraus gezahlt.


Wien gedruckt mit von Ghelenschen Schriften, und zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r9 - 16 Nov 2011, AgostonBernad
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