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IV. Jahrgang, VII. Stück (Druckfehler; VIII. Stück), den 23. Horn. 1774.
I. Numismatik.
Daß die Numismatik, eine der vornehmsten Hülfsmittel der Geschichtskunde sey, ist so ausgemacht, daß nur derjenige, der hierinn ganz unwissend ist, davon einen Beweis fordern kann. Ist aber die Münzkunde ein so vortrefliches Hülfsmittel zur Geschichte, so ist die Münzsammlung und das Münzkabinet wieder das bequemste und beste Hülfsmittel zur Münzkunde. Dieses aber ist nicht die Sache eines jeden. Es erfordert, wenn es nur einigermassen vollständig und beträchtlich seyn soll, Geld und Vermögen, welches, wie die Erfahrung lehret, bey denen, die sich aus wahrer Neigung, und in Absicht auf die übrigen, dazu erforderlichen Einsichten und Fähigkeiten, mit dieser schönen Wissenschaft am besten zu beschäfftigen im Stande sind, gemeiniglich am wenigsten zu Hause ist. Und wie schlecht würde es demnach mit dieser so vortreflichen Wissenschaft annoch aussehen, wenn die Münzkabinete der Fürsten und anderer hohen und vornhemen Mäcenen, der nöthigen Excolirung, Aufklärung und Erweiterung dieser eben so nützlichen, wie anmuthigen Wissenschaft von Zeit zu Zeit nicht zu statten gekommen wären, und auch noch immer mehr, sehr wohl zu statten kämen. Doch giebt es auch eine Art von Münzkabineten für geringe und geldarme Freunde dieser Wissenschaft; welche, so wenig bedeutend sie auch immer, ihrem innerlichen Werthe nach, seyn mögen, in Absicht auf den Gebrauch, den man davon für die Geschichtskunde machen kann, dennoch beynahe eben den Nutzen, als die kostbaresten Münzsammlungen in Gold und Silber schaffen. Ich meyne, wie man es leicht errathen wird, die Sammlung richtiger Kopien von Originalmünzen, in Papier, Sigellack, Gips, Bley und andern Materien, durch Abzeichnung, Abdruck, Guß, und andere nur immer mögliche Arten solcher Münzkopirun-
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gen Denn so, wie, in der Diplomatik, ein richtiges Apographum, eben so gut, als das Originaldiplom genutzet, und inder Hand des Mathematikers der Zirkel und die Regel von Holz, eben so gut, als von einer Materie von größerm Werth gebraucht werden kann; so ist es auch mit den richtigen, obgleich in Rücksicht auf die Materie, daraus sie bestehen, ganz schlechten Kopien kostbarer Original - Gold- und Silbermünzen beschaffen. Verschiedene Gelehrte und zum Theil große Männer, haben sich daher die Mühe nicht reuen lassen, von bequemen und leichten Abdrücken und andern Abkopierungen der Münzen, aus eigenen Versuchen und Erfahrungen, schriftliche Nachrichten zu geben, um dadurch, theils bey vermögenden Freunden und Liebhabern dieser Wissenschaft den Mangel kostbarer Münzkabinete einigermassen ersetzen, theils, bey vornehmen und reichen Besitzern derselben, die Lücken ihrer Sammlungen auf eine bequeme Weise ausfüllen zu helfen. In dem IVten Bande des Hainburger Magazins S. 261. u. f. werden aus dem Engl. Philosophical Transactions des Herrn v. Baker hieher gehörige Anweisungen mitgetheilet; anderer solcher Nachrichten, und besonderer davon handelnder Traktätchen nicht zu gedenken. Wir wollen eine solche besondere Art der Münzabkopierung, die vor andern ganz leicht, und doch sehr richtig ist, bekannt machen, in der guten Meynung, einem oder dem andern Freunde der Münzkunde, dadurch einen kleinen Vortheil in diesen anmuthigen Bemühungen zu verschaffen. Die Veranlassung dazu hat der berühmte Herr P. K. ** y vor einigen Jahren, bey seinem Aufenthalte in E. -- gegeben. Unter andern mühsamen Beschäfftigungen, bey seinem gelehrten Freunde, dem um die vaterländische Geschichte, auf mehr, als eine Weise, sehr verdienten würdigen Hrn. S. Sz. de D. war die Abkopirung einiger hier vorgefundenen alten raren Münzen, für ihn der angenehmste Zeitvertreib. Er kopirte sie mit Stannion oder Spiegelfoli, und brachte diese Kopien sodann auf Gips, so daß der Avers und Revers einer jeden Münze, wie bey der Abzeichnung in zween besondern Theilen vorgestellet wurde. Da man die Unbequemlichkeit dieser Abkopirung sahe, so verfiel man auf andere Versuche, und ein hiesiger, von Natur zu allerhand mechanischen und andern ähnlichen Handgriffen, sehr geschickter Mann, Herr Mark. Thomasi, Direktor Chori und Kollega bey der Schule zu Eperies brachte endlich nach verschiedenen Bemühungen eine Art der Abkopirung heraus, die ungemein leicht, akkurat und einer genauen Beschreibung in diesen Blättern gar nicht unwerth ist. Hier ist sie nach dem eigenhändigen Aufsatze, den er uns auf Begehren davon gegeben hat.
,,Zur Abkopirung einer Münze, nach meiner Art, muß zuförderst ein sogenanntes Stannion oder Spiegelfoli von mittelmäßiger
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Dicke erwählet werden; welches, wenn es nach der Größe der abzukopirenden Münze, rund, oder in Quadrat, doch, wie es das Umschlagen um die Münze, und ihren Rand erfordert, allezeit in einer etwas größern Fläche, dazu abgeschnitten worden, ganz genau und mit möglichster Akkuratesse auf die Münze geleget, und durch das Ueberschlagen um den Rand, daran fest gemacht wird; worauf mit einem kegelförmig mehr rundflach, als spitzig gedrechselten und dazu aptirten Beine, welches in ein leinen Tuch gefaßt worden, die Oberfläche der Spiegelfolie an dem Avers der Münze, auf welchem es zuerst am besten zu appliciren, mit nöthiger Behutsamkeit so lange angeriben wird, bis alles, auch die kleinsten Züge und Bilder vollkommen, dargestellet ist, und die am Rande mit dem Stannion gemachten Falten mit dem Beine ausgeglättet worden. Hierauf, wenn dieses geschehen, nimmt man ein Brettchen von ohngefehr 1/4 Zoll in der Dicke, die Länge u. Breite sind willkürlich, und drückt nach Proportion der Münze, ein Stück von weißem Töpferthon darauf, in welchen die Münze, nebst dem daran befestigten Abdrucke, hineingesenket wird; nachdem vorhero das unnöthige Stannion dermassen mit einem scharfen Messer abgeschnitten worden, daß der Rand dennoch ganz bleibet. Weil der Thon durch das Eindrücken der Münze etwas von einander gehet so muß derselbe ringsherum seitwärts zusammengedrückt, und oben mit dem Beine oder andern dergleichen Werkzeuge gerade und gleich gemacht werden, also zwar, daß man keinen Riß oder Loch zwischen dem Thon und der eingsenkten Münze bemerke. Wenn dieses verrichtet, kehret man das Brett, samt dem darauf klebenden Thon, und eingesenkter Münzen um, schläget mit einem Schlüßel oder Hammer ganz sachte darauf, bis die Münze herausfället, und so bleibet der Abdruck samt dem Rande in dem Thon. Mit dem Revers wird alsdann wirderum so verfahren, nur mit dem Unterschied, daß man, anstatt die Münze mit dem Abdruck wie bey dem Revers, in den Thon, auf dem Brett, hineinzusenken, denselben nur auf die Münze mit dem Abdruck aufdruckt, und ein Zäpferl daran macht, daß man die Münze füglich fassen kann; die unnöthige Spiegelfolie wird wieder weggeschnitten, und auch der Rand, wenn vorher kreuzweise vier Zähne geschnitten werden, nämlich vier solche Theilchen des Randes, die etwa eine Zahnbreite haben, welche, wenn die Zwischentheile des Randes weggeschnitten worden, daran bleiben, und etwas einwärts gebogen werden müssen, damit man diesen Theil des Abdruckes um so bequemer, auf den andern legen könne. Wenn solches geschehen, schlägt man nur mit der andern
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Hand, auf diejenige, in welcher man den Abdruck des Revers in dem aufgedrückten Thone hält, so fället die Münze wieder heraus, und der Abdruck bleibt im Thon zurück. Darauf läßet man an einem gelinden Feuer oder Kohlen, weißes Wax zerschmelzen, und gießet solches nicht allzuheiß in den Theil des Abdruckes, welcher im Thon eingesenket lieget, sodann nimmt man bey dem gemachten Zäpfel den andern Theil, und setzet ihn geschickt auf den ersten, und läßet es verkühlen. Damit der Abdruck nicht verkehrt ausfalle, und alles akkurat aufgeleget werde, macht man sich im Thon die nöthigen Zeichen, und damit der fertige Abdruck um so reiner aus dem Thone herausfalle, kann man ihn vorhero mit einem Fett bestreichen.
Wir können, aus eigener Erfahrung, versichern, daß diese Abkopirung ungemein leicht und gut sey. Man kann sich auf solche Weise, ohne besonberer Mühe und mit einem Aufwand von ein Paar Gulden eine beträchtliche Sammlung der schönsten Kopien von den raresten Originalmünzen, oder ihren Abgüßen, in Zinn und Bley sammeln, welche, wenn sie nur an einem kühlen Orte aufbehalten werden, sich wohl konserviren lassen, und so schön aussehen, daß das Auge bey dem ersten Anblick, was anders zu sehen vermeynet, bis der Irrthum durch das Gefühl verrathen und entdeckt wird.
K. — I.
II. Ungarische Geschichte.
Fortsetzung der merkwürdigen Begebenheiten der königl freyen Stadt Käsmark.
§ 7.
Da die Bürger diesers Stadt so vielen Schaden erlitten hatten: so erneuerte König Sigismund die Freyheitsbriefe derselben, und befreyete sie vom Dreyßigst. In dem nämlichen Jahre schnekte ihnen dieser König, propter fidelia servitia, die Oberzueil in Ror, mit dem Landgut Grad-Rokusch. Er gab ihnen auch einen Schenkungsbrief über das Dorf Forburg, welches die Stadt angeleget hatte; woraus abzunehmen, daß dieses Dorf im eigenen Territorio dieser Stadt liege.
§ 8.
Von Mathia Corvino, Könige in Ungarn, erhielt diese Stadt im Jahre 1464. den Flecken Kis-Szalok, eine halbe Stunde von der Stadt, und zwar auch wegen der geleisteten treuen Dienste. Dieses Dorf ist per defectum seminis Johannis Toporsz ad fiscum regium gekommen, und durch Emerici deZapolya, Gubernatoris Bosniae, Dalmatiae & Croatiae, nec non Bani Slavoniae Empfehlung, der Stadt Käsmark perennali jure geschenket worden. Dieser König Mathias hat auch der Stadt
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die armales, cum privilegio juris gladii, depositorii & nundinarum ac fororum wie auch exemtionem a Tricesima verliehen. Und dieses findet man in den Freyheitsbriefen Alberti und Vladislai.
§ 9.
Unter den hußitischen Unruhen, wie auch während des Krieges, zwischen dem König Mathias und der Krone Pohlen, ist innerhalb den Stadmauern bey dem Nieder- oder bey dem pohlnischen Thore, ein Schloß, wider die Einfälle der Hußiten und Pohlen auf der Stadt Grund und Boden erbauet worden. In diesem Schloße ist immer ein königl. Hauptmann mit einer Besatzung gewesen, und die Zapolyische Familie hat diese Hauptmannsstelle viele Jahre behauptet.
§ 10.
Nachdem aber die Zapolyische Familie im Lande sehr mächtig geworden ist, so hat sich Johannes Zapolya nach der unglücklichen Schlacht bey Mohatsch, und des dabey erfolgten Todesfalls des Königs Ludwigs des II. zum Könige von Ungarn aufgeworfen, und die Stadt Käsmark sammt dem Schloße, wie auch vielen andern außer der Stadt befindlichen Grundstücken und Dorfschaften sich zugeeignet. Hierauf hat er solche einem pohlnischen Herrn, Hieronymo Laßky, Waywoden von Sayradien, sammt dem Schloß Dunwetz, wie auch des
Johannes Bersewitzy Güter, wegen der, ihm geleisteten Dienste übergeben.
§ 11.
Dieses geschah im Jahre 1526. Alles aber wurde im Jahre 1530. mit gewaffneter Hand eingenommen. Er eroberte Käsmark, belagerte das Schloß Dunawetz, zwang dessen Besitzer Minkowitsch zur Uebergabe, und führte ihn nach Käsmark, wo er so lange gehalten wurde, bis er gegen Empfang 6000 fl. dem Laßky seinRecht auf Dunawetz abtrat. Nach dem Tode Joannis Zapolya ist Hieornymus Laßky auf die Seite des rechtmäßigen Königes Ferdinand getreten. Er ließ sich alsdann zu einer Gesandschaft an dem Türkischen Hofe brauchen. Für diesen Dienst erhielt er vom Könige Ferdinand über alle diese Güter eine Donation, wie auch über das Schawniker Territorium. Dieses ließ er sich im Jahre 1539. übergeben. Doch geschahen bey dieser Uebergabe viele Widersprüche.
§ 12.
Dieser Hieronymus Laßky beschützte die Stadt Käsmark wider die Stadt Leutschau. Der Streit zwischen den zweyen Städten entstund wegen der Niederlagsgerechtigkeit. Die Leutschauer wollten behaupten, daß alle, aus fremden Ländern, in Zipß eingeführte Waaren, nach Leutschau geführet, und da erst entsiegelt werden sollten. Die Käsmarker aber woll-
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ten kraft ihrer Freyheitsbriefe, diese Niederlassungsfreyheit und die Entsieglung der Waaren für sich behaupten. Zu allem Unglück entstand zwischen Ferdinand dem I. und Joannes Zapolya wegen der Behauptung der Ungarischen Krone, die doch mit allem Rechte, dem Hause Oesterreich, kraft der vorhin schon gemachten Verträge, zugehörte, ein Krieg. In diesen Unruhen wollten beyde, die Käsmarker sowohl, als die Leutschauer ihr Recht behaupten, daher zogen sie gegeneinander zu Felde, und schlugen sich tapfer herum.
§ 13.
Etwas von diesem besondern Kriege: einmal kamen die Leutschauer am Lomnitzer Wege mit dem Käsmarkern zusammen, und die Leutschauer mußten sich mit Verlust 140. Mann zurückziehen. Das andremal kamen die Leutschauer mit Stücken, und beschossen die Stadt Käsmark etliche Tage. Hierauf thaten die Käsmarker einen Ausfall, wurden aber mit Verlust einiger Bürger zurückgetrieben. Die Köpfe der Ueberwundenen haben die Leutschauer gleichsam zu einem Siegeszeichen mitgenommen. Das drittemal wurden die Käsmarker von den Leutschauern ohnweit Landeck geschlagen. Das viertemal zogen die Käsmarker gegen Leutschau. Laßky gab ihnen 400. Kosacken zur Hülfe, sie stellten sich ohnweit Neudorf, bey dem Kleinischen Hammer. Die Kosacken hingegen stellten sie in einen Hinterhalt Als ihren Anmarsch die Leutschauer erfuhren, zogen sie zu Pferd und Fuß heraus, und nachdem sie auf die Käsmarker trafen, wichen solch bis zu ihrem Hinterhalt zurück. Hierauf thaten die Kosacken einen starken Angriff, trennten die Leutschauer Reuterey, und griffen mit großer Wuth ihr Fußvolk an, wovon viele getödtet, und über 200. Gefangene nach Käsmark geführet wurden. Davon sind viele in dem dicken Thurme gestorben. Andere haben sich in ihrem Gefängniße durchgraben wollen, sind aber bey der Badstube erwischt, und alsdann geköpfet worden. Dieser Streit wurde endlich, nachdem Ferdinand der I. rechtmäßiger König von Ungarn das Land behauptet, durch Vorbitte Hrn. Laßky bey Hofe, und folglich durch eine angeordnete Kommißion, so weit beygeleget, daß beyde Städte in usu depositorii & disligationis verblieben sind.
§ 14.
Unter diesen Unruhen mußten die Käsmarker ihrem Beschützer Hieronymus Lasky ihr von dem König Mathias geschenktes Dorf Kisch-Szalok zur Nutznießung überlassen, welches er auch nebst etlichen Häusern am Schloß, und außer der Stadt, nebst der Mühle, Langewald, Thiergarten, Rohrwiesen und andern Grundstücken, sich zueignete, nachdem er es zu der Stadt größtem Nachtheil, ihrer Gerichtsbarkeit entrissen, und den Schloßgütern einverleibet hat: in-
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dem er sich eben propter Cessionem census den Herrn von Käsmark nennte; indessen schmeichelte er den Bürgern, mit dem Vorbehalt ihrer Freyheit. Er versicherte sie auch, er wolle immer ihr gnädiger Herr seyn, und verbleiben.
III. Landwirthschaft.
Von der Baumzucht.
Obgleich die Natur nur ihre eigene Wege betritt, und ihr Endzweck erst nach einer gewissen Zeit hervorkömmt, und uns sichtbar wird; so sind doch viele Zeugnisse vorhanden, daß man ihr durch Kunst und Hülfe schleunigen könne. Wir wollen hier allein beym vegetabilischen Reiche stehen bleiben. Die Treibhäuser in den Lustgärten sind überhaupt Beweise hiervon Wir wollen aber auch den Liebhabern der Baumzucht eine gewisse Gattung einer vegetabilischen Mumie anzeigen, durch deren Hülfe nicht allein alle Arten von Obst, sondern auch von wilden Bäumen außerordentlich vermehret, und zum geschwinden Wachsthume gebracht werdne können. Die Beschreibung davon ist zum Theil aus des ehemaligen Regensburgischen Stadtphysikus , Georg Andreas Agrikola seinem Versuche der Universalvermehrung aller Bäume, Stauden und Blumengewächse genommen. Die Zubereitung dieser Mumie bestehet in folgendem; Man nimmt das reinste Pech, und hiervon ein Pfund, den vierten Theil guten Terpentin, thut beydes in einen starken unglasirten Hafen, und zündet es unter freyem Himmel an:sodann decket man den Hafen mit einer Stürze zu, sollte es aufhören zu brennen, so zündet man die Materie wieder an, so lange, bis die flüchtigen schwefelichten Theile hinweg rauchen. Die Probe, daß sie genugsam gebrennet habe, ist, wenn die Masse auf zinnerne Teller gegossen bald trocknet, und mit leichter Mühe abgestossen werden kann. Hierzu wird nachgehends noch ein Viertelpfund reines Wachses, und etwa ein halbes Loth gestossener Myrrhen und Aloe gethan,, man läßet endlich alles untereinander gut fließen, und macht entweder Zapfen daraus: oder es wird, wenn alles in einer blechernen Schüssel zerflossen, eine Leinwand durchgezogen, und zum Abkühlen hingeleget.
Versuch, wie mit Zertheilung der Wurzel, vermittelst dieser Mumie, eine Universalvermehrung angestellet werden könne.
Hierzu kann die Wurzel von allen Obstbäumen, Weinreben, Zitronen, Pomeranzen ec. und wilden Bäumen genommen werden. Man nehme eine Wurzel, schneide sie oben und unten, wo die kleinen Wurzeln herausgehen, ganz oben: alsdann klebe oder überdecke man die gleichgeschnittenen zwey Ende mit dieser hier beschriebenen
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Mumie, und lege dieses Stück Wurzel horizontal in die Erde, bedecke sie mit einer guten Erde, und drucke die Wurzel etwas fest ein. In kurzer Zeit wird sie sich allenthalben eröffnen, und kleine Bäumchen herfürtreiben, die in einem Monat nicht allein über einen Schub hoch wachsen: sondern auch neue Wurzeln schlagen werden.
Die zwote Art bestehet hierinnen: wenn man eine Wurzel in mehrere Stücke, jedes eines Fingers lang zertheilet, beyde Ende an jedem Theil gleich schneidet, und mit dieser Mumie verwahret, sodann der Länge nach in die Erde setzet, daß der dünnere Theil unter sich, und der dickere in die Höhe, etwa ein halbes Glied lang aus der Erde stehet; so schlagen sie in vier Wochen alle aus, und fassen überall auch neue Würzelchen. Auf diese Art können alle Arten von Bäumen sehr geschwind vermehrt, und zum stärksten Wachsthum gebracht werden. Man will behaupten, daß sogar auch Blätter, mit oder ohne Augen, wenn der unterste Theil ihres Stieles mit dieser Mumie verwahret, in die Erde gesetzt und etwas fest eingedruckt wird, zu einem Baum erwachsen können.
Wenn ein Hauptzweig in viele Theile zerschnitten (ohne jedoch diese vom Zweige, noch den Hauptzweig vom Stamme gänzlich zu sondern) und hierauf jeder Theil oben gleichgeschnitten, mit der Mumie verwahret, auch alle zusammen in die Erde gesenket werden: so erscheinen in Kurzem neue Schößlinge, und die abgesonderten Theile schlagen jeder eigene Wurzeln, worauf der Hauptzweig vom Baume abgelöset, auch ein jeder Theil besonders dem fernern Wachsthum überlassen werden kann. Man siehet hieraus, daß durch ein solches Unternhemen das Baumgeschlecht erstaunlich vermehrt werden könnte.
Wir haben die Zubereitungsart dieser vegetabilischen Mumie hauptsächlich in der Absicht hergesetzet, damit jene, welche sich mit der Landwirthschaft beschäftigen, und bequeme Gelegenheit dazu haben, Versuche damit anstellen. Welcher Nutze dürfte für den Holzschlag, für die Wälder entstehen, wenn alles Angeführte seine Richtigkeit hätte, und Anstalten zur Vollziehung gemacht würden: indem der Wachsthum der Baumarten selbst dadurch befördert werden könnte; so daß mancher Baum, der fünfzig Jahre, seiner Natur gemäß, zu wachsen hat, hierdurch diese nämliche Größe in zehen und noch weniger Jahren erreichen würde. Gewiß ein großer Nutzen für ganze Länder, besonders jene, die Mangel am Holze leiden.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.