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IV. Jahrgang, XIII. Stück, den 30. März 1774.

I. Wissenschaften

Ungarische Litteratur.

Nachricht von einem seltenen Werkchen.

Mit Vergnügen ergreife ich abermals gegenwärtige Gelegenheit, dem gelehrten Publikum eine alte Schrift, die gewiß in wenig Händen und eben wegen ihrer Seltenheit sehr schätzbar ist, bekannt zu machen. Mit dieser Schrift, hat mich Herr Rufini, ein protestantischer Prediger zu Topschau, jüngstens zu regaliren die Gefälligkeit gehabt. Mehr Vergnügen ist nur ganz ausnehmend, unter der Hofnung, daß ich der Gegend meiner vergnüglichen Wallfahrt, durch einen treuen Auszug aus dieser Schrift, einen kleinen Dienst erweisen, und dadruch meine vielgeliebte Mitbürger auf ihre Alterthümer aufmerksamer machen werde. Sie führt den Titel: Brevis narratio devastationis & direptinis oppidi Topscha per Turcas factae. Anno 1584. den 14. October. Der Verfasser dieser Schrift ist: Daniel Chrystophorus Klesch, ein Sohn M. Daniel Klesch,*) ehemaligen Predigers zu Wallendorf in Zips. Er gab solche im Jahre 1671. zu Wittenberg in 4to heraus; sie besteht aus einigen Bögen in lateinischer Sprache.**) Ich

*) M. Daniel Klesch. war nach vollbrachten akademischen Jahren 10. Jahre Konrector zu Ödenburg, hernach in folgenden Oertern in Ungarn, als: zu Günz, St. Georgen und Wallendorf Prediger: hierauf begab er sich nach Deutschland, woselbst er endlich Superintendent zu Heldrungen geworden ist. Im Jahre 1697 starb er zu Berlin im 78. Jahre seines Alters. Sein Leben und besondere Schicksale findet man ausführlicher beschrieben in Czwittinghers Historia litteraria Ungariae sub litt. K. wie auch in Jochers gelehrten Lexicon, eben unter dem Buchsstaben K.

**) Von seinem Sohne weis ich nichts zuverläßiges, als nur soviel, daß er erstlich zu Wittenberg im Jahre 1671. hernach aber zu Danzig 1674. studiret habe. In dem letzten Orte gab er folgende Schrift heraus, Wahrhafte Beschreibung und Erzählung der besonderen Schicksale meines Vaters. Danzig 1674. in 4to.

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werde nun so viel es möglich seyn wird, jeden Paragraph mit seinem kurzen Inhalte anführen, und einige derselben mit Zusätzen vermehren.

In dem 1. §. beschreibet der Verfasser, Topschaus Lage also: Topschau liegt zwischen den höchsten karpatischen***) Gebirgen, die mit ewigem Schnee bedeckt sind, und hat viele Eisenbergwerke. Dieser Ort hat merh als 30. Grundherrn****) von jeder beynahe 15. Unterthanen besitzet. Die Sprache, die man daselbst redet, ist die Deutsche.

Im 2. §. erzählet er die Ankunft der Türken in die dasige Gegend, wie solche alle Bergleute und Kohlbrenner mit sich genommen, und den Ort selbst genöthiget haben, ihnen einen Tribut zu zahlen. Die Leute, die die Türken dahin abgeschickt haben, nenn der Verfasser Plagiariof*). In dem 3. § berichtet er, daß sie einige Jahre hindurch den Tribut belegen mußten, welches sie, so lange zu thun gezwungen worden, bis nicht Fillek, ein Topschau nahe liegendes Schloß, ihren Händen entrissen, und in der Christen Gewalt gebracht wurde. Nach einer kurzen Zeit, nachdem nämlich die Türken Erlau abermal erobert hatten, kam diese ganze Districkt, von der mittägigen Seite unter ihre Bothmäßigkeit. Topschau mußte sich daher wieder bequemen, zur Zahlung des Tributs, und ihn an den Bascha zu Erlau entrichten.

In dem 4. §. kömmt er nun auf die erfolgte Verwüstung und Verheerung dieses Orts. Den 14. October, im Jahre 1584 kam der Türk abends um 4. Uhr in ein nahes Thal, welches man den Ramsengrund nennet: Hier wurde er von einem Einwohner, der eben aus dem Walde nach Hause gieng bemerket; welcher nachdem er nach Hause kam, solches gleich dem Richter des Orts anzeigte, daß er in dem nächsten Thale, Türken wahrgenommen habe. Er wurde von dem Richter verlacht, der zu ihm sprach: Nachbar, ich weiß wohl, warum ihr seyd hergekommen: ihr wollt gerne**) schlubern. Beschämt über die Reden des sichern Richters begab er sich weg, und sprach: Ich hab es euch gesagt, ihr mögt nun thun was ihr wollet. Hierauf nahm er sein Weib und seine Kinder, gieng zu dem hintersten Theile des Hauses

***) Damit unsere Leser nicht irre werden; so müßen wir hier erinnern, daß der Verfasser nicht die eigentlichen karpatischen Gebirge verstehen könne; sondern nur durch der dasigen Berge nicht gemeine Höhe verleitet worden seyn möge, ihnen den Namen der karpatischen beyzulegen.

****) Die vornemhmsten Grundherrschaften waren ehedem: die Tökölische, Appafysche und Andraschische Familie.

*) Plagiarios heißen sie nach ihrer Mundart Martalossen, oder sonsten, Monscheindiebe.

**) Schlubern ist ein veraltetes deutsches Wort, welches in diesen Gegenden noch gebräuchlich ist, und so viel bedeutet, als seinen Durst löschen.

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heraus, und verbarg sich in das nächste Gesträuche.

Nach einer Stunde geschah der Ueberfall; die erste Wuth des Feindes erfuhren die Mädchen; hierauf wurde die Feindseligkeit allgemein, so daß man nicht einmal der Kinder in den Wiegen schonte; sondern sie grausam ums Leben brachte. Nach dieser Verheerung trieben die Türken die gefangenen Christen, wie das Vieh, vor sich hin, nach Fillek, ehe sie aber dahin kamen, sperrten sie die Heerde der Gefangenen in einem Dorfe, Stephansdorf genannt, in die Kirche ein, wo sie übernachteten. Den andern Tag trieben sie solche bis nach Fillek. Hier nun theilten sie den Raub aus; sie gaben davon den dritten Theil, nach ihrer Gewohnheit, dem Beg. Die gefangenen Christen wurden auf dem Markte öffentlich verkauft. In der Beschreibung der Grausamkeit der Türken fährt der Verfasser bis zum 9. §. fort, und mischet, die schönsten moralischen Betrachtungen mit ein; da er öfters selbst Personen redend anführet.

Im 8. §. zum Beyspiel redet eine Mutter, die ihre Tochter verliehret, den Käufer also an: Warum entreissest du mir mein liebstes Herz, das ich unter großen Schmerzen gebohren, und mit vieler Arbeit bey durchgewachten Nächten erzogen habe, und bringst mich um meinen besten Schatz?***)

In dem 9. §. erzählet er, wie ein wollüstiger Türke, von einer gefangenen adelichen Jungfrau, der er Gewalt anthun wollte, elendiglich ums Leben gebracht wurde. Von 10. bis 11. §. hält er eine sehr rührende Anrede an die benachbarten Zipserstädte, wie sie durch einen unsträflichen Lebenswandel, ähnlichen Strafgerichten Gottes, entrinnen können, und beschließt mit folgenden Versen:

Nullus invius est DEI flagello

Locus, quin sceleri impio rependant

Insperatam aliquando talionem.

Cingant te licet aequoris profundi

Gurgites, juga montium perennem

Circumdent tibi seu velut catenam

Seu nudum tibi rupibus praealtis

Sive in aere pendulum locaris:

Cuncta pervia sunt DEI flagello.

Endlich führet er noch in den leztern 13. 14. und 14 §. an, die vorhergegangenen Vorbedeutungen, dieses göttlichen Strafgerichtes.

Die erste war: ehe sich die Türken diesen Gegenden näherten, so versammelten sich gegen 80 Knaben auf dem Markte zu Topschau: sie bunden sich kreuzweise die Hände zusammen, unwissend, daß ehestens ein ähnliches Schicksal auf sie warte.

***) Cur meum charissimum corculum, quod magnis doloribus genui, & multis laboribus vigiliisque educavi, mihi eripis, meque optimo meo thesauro spolias? Cur - &c.

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Die Zweyte war: Ein gewaltsames Erdbeben, so, daß man solches selbst in den Bergwerken, welches doch sonst nicht geschiehet, wahrgenommen hatte.

Die Dritte war: Zur Zeit der Weinlese (und hier beruft sich der Verfasser auf das Zeugniß glaubwürdiger Leute) entzündete sich das Mooß, und gab eine Flamme von sich, die verschiedene nahe Sachen versengte.

Diese ganze Geschichte schließt er in folgendes Chronostichon ein:

BIs septena Dies oCtobrIs Vt aXe refVLget

DopsChIna fLebILIter tVrCICo ab Igne perIt.*)

II. Naturgeschichte

Versteinerungen aus dem Pflanzenreiche.

Hier werden wir ein ziemliches Feld antreffen, von schönen Versteinerungen, womit Ungarn reichlich versehen ist, manches zu erinnern. Verschiedene Arten vom versteinerten Holz, Baumblättern, Baumrinden versteinertes Mooß, Graß und Kräuterwurzeln, nicht minder allerhand versteinerte Feldrüchte, werden uns bey dieser Abtheilung, hinlänglichen Stoff zu mancherley Betrachtungen an die Hand geben. Außerdem hat man noch im Stein gebildete Abdrücke von Baumblättern, verschiedene Steinspiele und gemachte Steine, welche

*) Dieser Schrift sind noch folgende Glückswunsche in Versen angehängt.

Der erste ist von seinem Vater M. Daniel Klesch.

Sic bene mi fili, de posteritate mereris,

Dum Puer exquiris, quae profutura Viro

Non tua, nec mea sunt, non autor, at editor ipse es

Ingredere ingenue, nobile laudis iter

Sed vanam fuge gloriolam, ceu spicula pestis

Turpi sit tua mens ambitione carens

Per te crescat honor, Jovae atque Ecclesia fructum

Ex te percipiat; deditus esto sacris

Dirigat ipse Deus tenerae conamina mentis

Esto tuo probior, doctior atque patre

Nil cura invidiam; poteris memor esse quod hostes

Ipse habuit; haud animae crede, vir ille oberit

Mac parte anosam patris defendito famam

Filius omnino sic benedictas eris

Sique bonae furgis fueris , Caecus ille dolebit

Mortuus, in te, sic ipse superites ero.

Der zweyte ist von seines Vaters Brudern M. Christoph. Klesch, welcher Prediger zu Georgenberg in Zips war, und im Jahr 1706. den 20. Febr. im 74. Jahre seines Alters zu Erfurt, allwo er als Prediger in der Kaufmannskirche gestanden, verstorben ist. Von ihm und seinen Schriften ist nachzusehen Motschmans Erfordia litterata.

Christophorus Daniel, praenomine dictus

Fratris Germani, filius es unicus

Sed meus est Daniel praenomine rite vocatus

Nomine Christophorus, natus & unicus hic

Ordine mutato sint omnia nomina vestra

Maximus & minumus, sint in honore pares.

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selbst die Natur mit allerhand Abrißen von Gebüsch und Bäumen auf das feineste bezeichnet und ausgezieret hat.Wir werden von allen diesen, das gehörige und nothwendige, an seinem Orte, suchen beyzubringen.

Versteinertes Holz.

Dieses befindet sich in unserm Vaterlande in einer solchen Menge und nicht allein in der Farbe, sondern auch in seinen übrigen Eigenschaften so verschieden; daß es nicht einmal möglich wäre, in einem kurzen Absatz eine vollständige und ausführliche Beschreibung davon zu liefern; man würde in diesem Fall genöthiget seyn, einzelnweiß Stück vor Stück zu beschreiben, und das Besondere, welches dabey; vorkommt, anzumerken. Allein wäre dieses nicht eine vergebliche Mühe, und ein Mittel, bey einem Leser Eckel und Verdruß zu erwecken. Wer an dergleichen Sachen ein Belieben findet, der kann seinen Zweck, durch einen weit bequemern und kürzern Weg erreichen. Er darf nichts anders thun, als eine auserlesene Sammlung von versteinertem Holz in Augenschein nehmen, und übersehen, so wird er in wenig Minuten im Stande seyn, sich einen viel deutlichern Begrif, von der ganzen Sache einzuprägen, als durch die weitläuftigste Beschreibung mit Worten. In Betracht dessen, wollen wir ebenfalls von dieser Sache, hier nur lediglich das allgemeine und nothwendige anführen.

Der Hauptort in ganz Ungarn, wo sich das meiste und zugleich das schönste versteinerte Holz finden läst, ist wohl, allem Ansehen nach, die Abaujvarer Gespanschaft, und in derselben besonders die Gegend bey dem alten Schloß Boldog - Kö, und bey Szanto herum, allwo man es theils auf der Oberfläche des Erdbodens, theils unter der Erde antrift. Es ist aber hier nicht die einzige Gegend, die uns Versteinerungen von dieser Art anbietet, sondern auch der bekannte Berg Matra, der Zempliner, Borschoder, Gömörer, Zipser und Neograder Komitat, in welchem letzteren insbesondere in der ganzen gegend bey Schalgo und Kalonda herum, eine große Menge von versteinertem Holz vorhanden seyn soll, welches mit schwarzen Adern durchdrungen, eine feine Politur annimt a).

Merkwürdig ist es, daß man hier zu Lande solches Holz nicht bloß in kleinen Stückchen und Splittern antrift, sondern ganze Stämme und Wurzeln von Bäumen, die etliche Centner am Gewicht übertreffen. Im Jahre 1746. ist in einem nahe bey Boldog- Kö gelegenen Walde, ein versteinerter Stamm gefunden worden, welcher 14. Centner und noch darüber 40. Pfund am Gewichte gehalten. b). Auf gleiche Art hat man zu Varbo, ein im Durchschnitte 8. Zoll großes versteinertes Holz, mit schönen Chal-

a) S. Preßburger Zeitung vom Jahre 1767. Ro. 89.

b) Lad. Turoc. S. 300.

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cedonischen Fluße überzogen im Jahre 1767 entdeckt und gefunden. c). Und noch heut zu Tage kann man in der königl. XIII. Stadt Iglo, den Stamm eines versteinerten Holzes sehen, welcher vor ohngefähr 3. Jahren aus der Gömörer Gesapanschaft auf diese Stelle gebracht worden ist, und wenigstens 12. Centner am Gewichte haben muß. Die umständliche Beschreibung davon ist zu finden im IV. Stück des II. Jahrg. unserer Blätter S. 28.

Das Bedenklichste und Anmerkungswürdigste bey unserm versteinerten Holze, ist noch folgendes: daß wir dasselbe nicht in der Erde allein, sondern auch im Wasser, und in der freyen Luft antreffen und zu finden pflegen; da doch alle Naturforscher darinnen übereinstimmen; daß weder im Wasser, noch in der freyen Luft eine Versteinerung entstehen könne. Vor etlichen Jahren wurde aus dem Theißfluß eine solche Versteinerung von ohngefähr herausgezogen, welche, wenn man die Größe ausnimmt, einem versteinerten Rohr vollkommen ähnlich siehet; auf der Oberfläche schön glatt, wie polirt, inwendig so durchbrochen, wie das Mark in einem Rohre, und in der Farbe Kastanien braun ist. Nur dieses ist uns unbekannt, ob dergleichen Rohr in den dasigen Gegenden wachse, welches über 3. Zoll im Durchschnitt hätte? Doch es mag nun diese Versteinerung ein Rohr oder ein Holz gewesen seyn, so müßen wir es gerne gestehen, daß sich aus dieser Begebenheit noch nicht darthun oder behaupten lässet, daß solche Versteinerungen auch im Wasser entstehen können; indem es begreiflich ist, daß dieser Körper schon in einem solchen Zustand, durch eine Ueberschwemmung oder sonsten auf eine andere Art in den nämlichen Fluß gerathen seyn mag. Allein die Versteinerungen in der freyen Luft geben uns mehr Anlaß zum Nachdenken, nachdem man welche in einer solchen Stellung antrift, die uns durch den Augenschein leicht auf die Gedanken brächten, als hätten sie ihre Veränderung in der freyen Luft erlitten. Ein Augenzeuge und zugleich ein Kenner von Naturalien, versicherte mich ganz zuverläßig, wie er im Abaujvarer Komitat, bey dem Dorfe Arka, gleich hinter denen Hausgärten, drey versteinerte Stämme von Bäumen angetroffen hätte, die ohngefehr 3. Schuhe hoch über das Erdreich hervorragten, und noch auf ihren Wurzeln, auf welchen sie gewachsen waren, fest stunden. Was soll man hievon sagen oder denken? Entweder, daß diese Stämme in der nämlichen Positur mit einem Schutt so lange bedeckt verblieben sind, bis diese Veränderung mit ihnen zu Stande gekommen; welches aber nur lediglich ein Gedanken ist, der sich auf die blosse Möglichkeit gründet: oder daß an dergleichen Orten, welches mehr Wahrscheinlichkeit hat, die versteinernde Materie ganz subtil und

c) Preßburger Zeitung l.c.

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durchdringend sey. Diese ziehet sich unter der Erden an den Wurzeln eines Baumes zusammen, und macht allda zu der Versteinerung den Anfang. Nach und nach drückt sich diese Materie durch die innern Gänge und Kanäle des Holzes, immer weiter gegen den Stamm zu, und steiget so lang stufenweiß in die Höhe, bis diese Beschäftigung der Natur durch einen andern ganz natürlichen Erfolg unterbrochen wird. Dieser Erfolg bestehet darinnen: nachdem die obern Theile des Baumes, von der Wurzel, die nebst einem Theil des Stammes schon in einem Stein verwandelt ist, keine Nahrungssäfte mehr erhalten können, so müßen sich diese Theile, die noch Holz sind, wie leicht zu erachten, von sich selbst von denen absondern, die bereits versteinert sind. Das heist, so viel: der Baum fällt nun, und die versteinerte Wurzel, nebst einem Theil des Stammes, bleibt auf ihrer Stelle stehen. Mit diesem Begrif kann der Satz bestehen: daß in der freyen Luft keine Versteinerung ihren Fortgang habe; denn in diesem Fall geschiehet die Versteinerung nicht in der freyen Luft, sondern unter der Rinde, und in denen Innern Theilen des Holzes, wo die freye und äußere Luft, den Fortgang mineralischer Säfte nicht hindern kann. Hieraus läßt sich eben begreifen und erklären: woher es komme, daß solche Stämme, die auf eben diese Art versteinert worden sind, mit keiner Rinde umgeben sind? Weil diese der freyen Luft ausgesetzt unmöglich versteinert werden konnte. Ferner: warum man an solchen Stämmen oben auf ihrer Oberfläche, entweder Narben und Hölungen, oder auch noch Theile von halbvermodertem Holz antrefe? Weil nämlich durch die Rinde an einigen Stellen, die äußere Luft durchgedrungen ist, und die Versteinerung gehindert hat. Aus eben diesem Grunde, kann man auch einsehen, was die eigentliche Ursach seye, daß manche Stücke zum Theil aus Stein, zum Theil aber noch aus einem ordentlichen Holze bestehen? Ja endlich auch dieses, warum in einigen Stücken das Mark glaßartig und durchsichtig ist, da doch das übrige aus einem undurchsichtigen Stein bestehet? Weil in jenes die versteinernde Materie einen geschwindern und bessern Eingang gefunden hat, auch vor der äußern Luft mehr, denn die übrigen Theile gesichert war. Man findet zwar und beobachtet, an vielen Stücken, auch das Gegentheil, wo nämlich die äußern Theile des Holzes in einen festen Stein verwandelt sind, das Mark aber hat sich gänzlich daraus verlohren. Es muß demnach bey so gestalten Sachen, an der Situation oder Lage des Holzes, in welcher sich dasselbe dazumal befindet, wenn es versteinert wird, vieles gelegen seyn, oder aber senkrecht hinauf stehet. In dem ersten Fall, nimmt die Versteinerung wahrscheinlich den Anfang unter der Rinde des Holzes, und breitet sich nach und nach gegen die Mitte, oder den Kern aus, und

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in währender Zeit, bis sie dahin kommet, vermodert das Mark, und verschwindet. In dem letztern Fall hingegen, gehet die Versteinerung unten bey der Wurzel an, und steiget senkrecht gegen den Stamm hinauf, allwo die Materie, welche die Versteinerung bewerkstelliget, durch das Mark, als durch einen lockern Körper, am ersten durchdringet, und den besten Platz, als auch die Zeit gewinnt, ihr Werk desto schöner und vollkommener auszuführen.

Die mannigfaltigen Arten des versteinerten Holzes, werden zuweilen aus der Farbe, als worin sie sehr unterschieden sind, zuweilen auch aus der Strucktur und dem Jahrwuchs erkannt. Birnbaumholz ist meistens gelb, wie Wachs. Eichenholz kastanienbraun mit seinen weißgrauen Adern, welche den Jahrwuchs bezeichnen. Birkenholz ist entweder graublau oder blaßgelb mit weißen Adern. Erlenholz pflegt entweder schwarz oder schwarzgrau zu seyn. Buchenholz ist grau mit weißen Flecken. Weidenholz fällt in das olivengrüne, und das Haselstrauchholz nimmt insgemein seine weiße Farbe an sich. Tannenholz findet man in Niderrauschenbach im Zipser Komitat, welches in einen lockern Sandstein verwandelt ist. Man erkennet sein Uhrbild aus der Struktur und dem Jahrwuchs, welcher daran sehr deutlich in die Augen fällt. Es giebt aber auch außer denen schon im vorhergehenden angeführten Farben noch roth, violet und auf verschiedene andere Arten gefärbtes und geflecktes Holz, welches von einer solchen Gestalt, und Beschaffenheit ist, daß es schwer hält mit einer Gewißheit zu bestimmen, zu welcher Gattung es ehedem gehörte, ob es gleich im übrigen die allgemeinen Merkmale eines versteinerten Holzes vollkommen besitzt. Insonderheit ist dieses fast unmöglich zu errathen, bey denen versteinerten Wurzeln von großen und starken Bäumen, in welchen allerhand Quarzflüsse, die einen Carniol, Jaspis, Chalcedonier, Onix, Agat, oder auch geaderten Marmor vorstellen, vorhanden sind. Hieraus kann manschon den Schluß von selbsten machen, daß nicht alles versteinerte Holz undurchsichtig sey, sondern daß auch welches halb durchsichtig seyn müße. Ja Ungarn besitzt nicht allein solches, sondern auch ganz durchsichtiges und manches in der Farbe so außerordentlich schön, daß es einem Hyacinthen oder auch einem Opal von der zweyten Klasse sehr nahe kommt.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r6 - 21 Jun 2011, AgostonBernad
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