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IV. Jahrgang, XIV. Stück, den 6. Aprill 1774.

I. Wissenschaften.

Ungarische Numismatik.

Eine Münze des Königs Mathias Corvinus vom Jahre 1458. Bis 1490.

I. Beschreibung der Münze.

Ein ganzer Groschen. A) Das qadrirte Wappen, in dessen Mittelschilde ein Rabe, mit dem Ring im Schnabel, auf einem Ast sitzend, erscheint. Im ersten Felde stehen die ungarischen Streifen; im andern, das doppelte Patriarchenkreuz; im dritten, drey goldene gekrönte Löwenköpfe, des Königreichs Dalmatien; und im vierten, der Bistrizer Löwe, welcher in der rechten Tatze, eine Krone hält. Die Umschrift + Moneta Marhie. regis Vnga + B Das sitzende Bild der heiligen Jungfrau, mit einem Schleuer auf dem Haupt bedeckt, und das Jesuskindlein, auf den rechten Arm haltend, zu dessen beyden Seiten Die Buchstaben K. X. stehen, Umschrift. Patrona Hungarie. Die lateinische Buchstaben,

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der Avers- und Reversseite, arten völlig, in die sogenannte Mönchsschrift aus.

II. Historische Erklärung.

Corvin, dessen Lebens- und Regierungsgeschichte, die größten Geschichtschreiber, sehr umständlich beschrieben haben;*) verdienet auch in der ungarischen Münzgeschichte, eine ganz eigene Stelle. Wir haben von ihm verschiedene Münzverordnungen, die sowohl der ungarischen Münzkunde überhaupt, als auch insbesondere, den unter seiner Regierung geprägten so verschiedenen Silbermünzen, vieles Licht geben. Einige dieser Münzverordnungen stehen in den Decretis Regni Hungariae, andere hat der fleißige H. Kaprinai, aus dem Archive der Stadt Caschau in seiner Hungaria Diplomatica, durch den Druck


*) Von den ältern Historicis, hat Anton Bonfinius, ein Zeitverwandter und Geschichtschreiber des K. Mathias, der an dem Hof dieses Königes lebte, und der den meisten Begebenheiten, selbst gegenwärtig gewesen ist: das Leben und die Regierung desselben, so umstündlich aufgezeichnet, daß ganze 17. Bücher, seines historischen Werks, damit vollgefüllet sind. In den neuesten Zeiten bearbeitete die nämliche Geschichte diplomatisch und kritisch, und so viel  möglich selbst vollständig. H. Stephan Kaprinai in dem oben angeführten Werke, davon schon zwey Theile ans Licht getreten sind. S. den IIten Jahrgang unserer Anzeigen S. 377. Außer dem gehören hieher, Gerhard von Noo, von 6. bis zum 8. Buch,  und vornämlich der verdienstvolle Praym im 3ten und 4ten Theile seiner vortreflichen Annalen.

bekannt gemacht. Sie betreffen meist den Münzfuß, der unter der Regierung des Königs Mathias, von einer Zeit zur andern, geprägten silbernen Denarien und Heller; und können, als eben so viel Veränderungen, bey dem ungarischen Münzwesen, der damaligen Zeit, betrachtet werden. Wir begnügen uns jetzt solches überhaupt angezeigt zu haben, bey der Erläuterung der kleinen Silbermünze dieses Königs, wir meinen die Pfennige und Heller, werden wir jede ünzverordnung desselben, nach allen Umständen, ordentlich beschreiben. Und das deswegen, weil solche Münzanstalten, ganz eigentlich diese Art von Münzen betreffen; auch über dieses, bey dem vorliegenden Groschen, verschiedenes noch einer nähern Beschreibung und Aufklärung bedarf; so daß der enge Raum dieses Blattes, für alles zugleich nicht hinreichend seyn würde .

Das erste, welches bey unserm Groschen, einer nähern Erklärung bedarf, ist das Gepräge desselben. Das Wappenschlild der Hauptseite, ist qadrirt oder geviertet,*) und hat überdies ein Mittelschildlein.


*)  Ein Schild heist gevirtet, sagen die Heraldiker, wenn eine senkrechte und eine quere Linie, dergesalt mitten durch den ganzen Schild gezogen werden, daß sie einander im Mittelpunkte des Schildes durchschneiden. Durch diese Section, bekommt also eine Schild vier gleiche Plätze, die man sonst auch Quartirte heißt, wenn sie Figuren haben. Wie wohl Quartier und Feld überhaupt, als gleich-

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In dem ersten Quartiere desselben, stehen die vier ungarischen Querstreifen, welche, unter denen zur Zeit bekannten Münzen, zuerst auf den Silbermünzen, Karl Roberts vorkommen, wie wir es bey Beschreibung des Karolinischen Groschens, im VIten Stücke dieses Jahrganges erinnert, und zugleich versprochen haben, bey Erläuterung der nächsten ungarischen Münze, unsere Gedanken darüber zu sagen. Da uns aber nach der Zeit wiederum einige Abdrücke Karolinischer Silberpfennige, mit dem nämlichen Querstreifen zugeschickt worden sind; so wollen wir die ausführliche Erklärung darüber, mit der Beschreibung dieser Pfennige dem Publikum vorlegen.

Im zweyten Felde ist das Ungarische Patriarchenkreuz, dessen Entstehung und Gebrauch, bey den silbernen Denarien Bela des vierten, untersucht und angezeigt werden soll.

Das dritte Feld unseres Groschens, füllen drey goldene gekrönte Löwenköpfe des Königreichs Dalmatien**). Auf denen ungarischen Münzen, so


geltende Worte gebrauchet werden. Wir machen diese Anmerkung bloß für Anfänger in der Numismatik; Kenner können sie überschlagen.

**) Drey goldene und gekrönte Löwenköpfe, im blauen Felde sind das Wappen von Dalmatien, sagt du Fresne, und aus ihm der Graf v. Schulenburg, im Staat des Königreichs Dalmatien L. 3. Cap. 2. S. 390. Das nämliche sagt auch Peter von Rewa, Monarch. Hung. Cent. VII.

viel wir derselben gesehen, und in Münzbüchern angetroffen haben, erscheint das Dalmatische Wappen, zuerst auf Corvinischen Groschen, und auf einigen Denarien dieses Königes; nach ihm kömmt es auf den Münzen seiner Nachfolger häufig vor. Auf Siegeln haben wir es zuerst gesehen (doch wir gestehen, daß wir nich alles gesehen haben) auf einem großen doppelten Siegel des Kaisers und Königes Sigismunds*). Die Ursache warum Corvin, an statt des Wappens einer andern zu Ungarn gehörigen Provinz, eben das Dalmatische, vorzüglich auf seine Münzen prägen lassen, war keine andere, als die gegründeten Ansprüche, der heiligen ungarischen Krone auf Dalmatien; und um sein unermüdetes Bestreben, öffentlich an den Tag zu legen, diese Provinz, welche damals von der Krone meist abgerissen war, wiederum mit derselben zu vereinigen. Schon unter der Regierung des Kaisers und Königes Sigismundi, fiengen die Dalmatiner an, abrtrinnig zu werden, und sich der Bothmäßigkeit der heiligen Krone zu entziehen. Nach dem Tode derselben, kamen ihnen die einheimischen Unruhen, wegen der Thronfolge, und die Türkenkriege, bey ihrem für die Krone höchst nachtheiligen Unternehmen treflich zu statten. Cor-


*) Es hängt dieser Siegel an einem Privilegio, welches Sigismund der königl. XIII. Stadt Iglo im Jahre 1435 ertheilet hat; dasselbe wird in dem Archiv dieser Stadt aufbewahret.

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vin konte es bey seiner Thronbesteigung, nicht gleichgültig ansehen, daß eine Provinz, worauf die Krone die gegründetesten Ansprüche, und welche seine Vorfahren so lange beherrscht hatten, von derselben ganz abgrissen bleiben sollte. Er wendete daher das äußerste daran die Ansprüche und Rechte der Krone geltend zu machen, und ganz Dalmatien zu Ungarn wiederzubringen. Daher erhielt das Dalmatische Wappen, auf seinen Münzen und Siegeln vorzüglich eine Stelle*)

Im vierten Felde erscheint ein ein Löwe, welcher in der rechten Tatze eine Krone hält. Dieß ist das neue Wappen, womit der König Ladislaus Posthumus, das Corvinische Geschlechtswappen, ansehnlich vermehret hat. Als der junge König seine Regierung antretten sollte, kam sein bisheriger Statthalter Johann v. Huniad, nebst andern Großen des Reichs nach Wien, im Jahre 1452. und übergab daselbst seine Regierung, in die Hände des jungen Königes. Der König, zufrieden mit seiner achtjährigen Statthalterschaft, rühmte bey dieser Gelegenheit, den tapfern Huniad öffentlich, wegen seiner großen Verdienste, um das Ungarische Reich, und schenkte ihm, mit vielen Feyerlichkeiten, zum Beweiß der königlichen Gnade, für sei-


*) Alles dieses kann umständlich nachgelesen werden, in dem unvergleichlichen Werke, des gelehrten Herrn Caononicus von Kerseselich, Notitiae priliminares de regnii Dalmatiae; Croatiae, Sclavoniae. pag. 259. 266. 267. 292. seqn.

ne wichtigen Dienste, die Graffschaft Bistritz, in Siebenbürgen; er fügte auch zu seinem bisher geführten Wappen, ein anderes hinzu, nämlich einen rothen Löwen, der mit seinen Klauen eine Krone ergreifen will, im weißen Felde*); Und daß deswegen, weil dieser große Held, durch Tapferkeit, die bey den türkischen Anfällen, öftermalen wankende Ungarische Krone, jedesmal glücklich gerettet und erhalten hat. Der Löwe auf unserer Münze gehört demnach zum Geschlechtswappen der Corviner, und ist eigentlich das Kennzeichen der Siebenbürgischen Graffschaft Bistritz. In dem Wappenschilde unseres Königes, pflegt derselbe gemei-


*) Die ganze Begebenheit erzählt Thurocz Chron. Hung. Par. IV. Cap 51. umständlich, da es unter andern heißt. Armorum quoque insigniia; puta corvo, gestamine annuli de colore flavo, in clypeo depicto, quae ipse Dominus Comes usque tunc gestaverat, alia clara insignia rubrum scilices leonem, coronam unguibus rapere volentem, albo in scuto descriptum superaddidit: & maioris excellentiae & digniatis pro honore eundem Dominum Comitem Bistriziensem insignies iisdem adornavit. Eben das sagt uns auch Vitus Arenspeck. Chron. Austr. ad an. 1452. To. I. , Script. Austr. Pezii, Pag. 1259. Aeneas Syilvius, in Europa, cap. 11. p. 227. edit. Helemstad. und Bonfinius, Dec. III. p. m. 482. Der gelehrte Pray hat diese Erzählungen, in ein noch größeres Licht, uns außer allem Zweifel gesetzt, durch das im IIIten Theil seiner annalen S. 125. u. f. bekanngemachte Diplom, welches der König Ladislaus der Vte bey dieser Begnadigung seines Statthalters ausgefertiget hat; wovon kein Geschichtschreiber vorhin etwas wußte. Nur schade, daß es H. Pray nicht vollständig haben konnte.

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niglich auf Siegeln und Münzen, das lezte Quartier zu erfüllen. So bald im übrigen der K. Mathias, den böhmischen Löwen auf seine Münzen schlagen ließ, — davon wir nächstens Beyspiele ausweisen wollen; blieb der Bistritzer Löwe, von seinen Münzen ganz weg. Ein Dukaten mit dem Bistrizer Löwen, ist uns nie zu Gesichte gekommen, obwohl deren mehr als 50. besondere Arten durch unsere Hände gegangen sind.

Der Mittelschild unseres Groschens endlich, enthält das Corvinische Geschlechtswappen, einen Raben, der auf einem Ast sitzet, und einen Ring in dem Schnabel hält. Jacob von Mellen, und der gelehrte Hr. Adauct Voigt haben bey Erläuterung der Corvinischen Münzen, mit Grund angemerket, daß diejenigen nur allzusehr iiren, welche aus einer fabelhaften Sage dafür halten, K. Mathias, habe dieses Wappen zuerst auf seinen Münzen gebraucht.**) Wir finden es auf den Goldgulden (Dukaten) seines Vaters, des Statthalrters Johann von Huniad schon. Doch giebt es auch Goldgulden von ihm, wo der Rabe ohne Ring erscheinet. *) Und Karl Peterfy hat der Zueignungsschrift zum IIten Theil seiner Concilior


**) Mellen Series reg. Hung. e numis aureis p. 63. Adauct Voigt, Besch. Böhm. Münzen. IIIten Band. S. 312.

***) Dissert. de Regieae Bud. Biblioth. Mathiae Corvini, ortu, laptu, interitu, authore F. X. S. A. pag. 10.11.

Regni Hungar. ein Siegel desselben vorgesetzet, worinn der Corvinische Rabe, auch ohne Ring stehet. Es ist im übrigen sehr wahrscheinlich daß Johann v. Huniad, nachdem er durch seine Siege und Heldenthaten sich empor geschwungen, willkürlich dieses Wappenzeichen angenommen, und auch gebraucht habe. Doch bey der Beschreibung seiner Münzen hievon ein mehrers.

Auf der Gegenseite der vorliegenden Münze, erscheint das Marienbild, mit dem Kinde Jesus, dessen Geschichte wir, nämlich die Prägung desselben auf ungarische Münzen betreffend, bey Erläuterung der Corvinischen Dukaten in das gehörige Licht setzen wollen. Der zur rechten Seite des Bildes stehende Buchstabe K. bedeutet die berühmte Berg- und Münzstadt Kremnitz, wo dieser Groschen geprägt worten ist; die beyden übereinander stehenden Buchstaben, von der linken Seite V. A. sind die Namensbuchstaben des damaligen Münzmeisters zu Kremnitz, dessen Name uns noch unbekannt ist. *) Auf dem Groschen, welchen Hr. Kaprinai in seiner Hung. diplomat. abdrucken lassen, stehet statt der bey den Buchstaben V. A. nur ein kleines Wappenbildlein. Es ist auch das Gepräge desselben von einem ganz andern Stempel. Unser Original

*) Zur Erläuterung dessen wollen wir nächstens einen alten handschriftlichen Aufsatz davon, in diese Blätter einrücken lassen: auf den wir uns iun Zukunft, bey Erklärung solcher Münzzeichen jedesmal berufen können.

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hingegen, kommet mit dem hier vorgestellten, vollkommen überein. Ob nun zwar im übrigen diese Groschen damals in Menge geprägt worden seyn mögen, so gehören sie doch jetzt unter die seltenen; und man wird eher 40. Corvinische Dukaten, als einen solchen Groschen auftreiben können.

So viel zur Erklärung der Wappenbilder, oder des Gepräges der Avers- und Reversseite dieses Groschens. Jetzt wollen wir noch den Gehalt desselben untersuchen.

In der Münzverordnung des K. Mathias, wird der, unter seiner Regierung geprägten Groschen nicht die geringste Erwähnung gemacht. Wir müßen uns demnach mit bloßen Muthmaßungen bey Bestimmung des Werths des gegenwärtigen behelfen, bis die darüber ausgefertigte Münzurkunde zum Vorschein kommen wird. Das Silber in unsern Groschen ist eilf löthig, und ein Stück wiegt ein Achtelloth, folglich fast eben so viel, wie ein karolinischer Groschen, dessen Werth wir, Nro. VI. dieses Jahrgangs bestimmt haben. Ein karolinischer Groschen, ja auch seines Nachfolgers Ludwigs des ersten, galt 6. damalige Denarios; wie wäre es, wenn wir sagen wollten, der Corvinische Groschen, behielt den nämlichen Werth, und galt auch 6. silverne Denarios; aber nur dergleichen Denarios, deren, nach der Reichssatzung vom Jahre 1464 hunderte auf einen Goldgulden (Dukaten) giengen: denn es sind auch geringhältigere geschlagen worden, wie in der Folge unserer Münzarbeit gezeiget werden soll. Wollen uns Münzkenner eines bessern hierüber belehren; so nehmen wir es mit dem verbündlichsten Dank an. Noch können wir nicht unangemerkt lassen, daß es auch halbe Groschen, von diesem Könige giebt, die aber im Gepräge der Avers- und Reversseite von dem vorliegenden ganzen Groschen, unterschieden sind. Wir selbst besitzen davon zwey Urstücke, welche beyde, wie der Buchstabe B. (Buda) ausweiset, zu Ofen gepräget worden sind.

II. Naturgeschichte.

Fortsetzung der Nachricht vom versteinerten Holze in Ungarn.

Fraget man: woher diese verschiedene Farben, die man an dem versteinerten Holz wahrnimmt, ihren Ursprung haben? So können wir hier, eben das sagen, was man von den Farben der Edelsteine, als einen wahrscheinlichen Grund angiebt, daß nämlich diese Farben von nichts andern, als einem mineralischen Dunst herrühren. Man schließet dieses aus gewissen Versuchen, durch welche sich aus einigen Edelsteinen das metallische und hiemit auch die Farbe herausziehen läßt. Andere hingegen werden wiederum künstlich durch Metalle, als durch Kupfer,

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Zinn und Eisen allerhand Farben mittheilet.

In Ansehung der Härte ist das versteinerte Holz nicht einerley. Einiges davon giebt am Stahl geschlagen, eben so häufige Feuerfunken von sich, wie ein gemeiner Feuerstein, daher kann es auch im Schleifen und Poliren auf die nämliche Art, wie die Edelsteine tracktiret werden; einiges hingegen ist hart und zugleich zähe, und dieses giebt kein Feuer. Das halb und ganz durchsichtige pfleget in den meisten Fällen weich und mürbe zu seyn, und läßt sich daher auch im Schleifen und Poliren ohne großen Widerstand bearbeiten.

Der Jahrwuchs ist zwar an dem versteinerten Holze meistentheils kenntlich und mit Cirkellinien bezeichnet: Doch aber ist dieses nicht allgemein; sondern je feiner und solider die Versteinerung; desto seltener bemerket man die Zeichen des Jahrwuchses derselben.

Im Feuer halt das in Stein verwandelte Holz nicht aus, wie die Edelsteine, mit denen es eine Aehnlichkeit hat; sondern zertheilt sich bey der ersten Glut in Stücke, verliehret die vorige Farbe gänzlich, und wird weiß wie ein Kalkstein.

Hier sollten wir noch von versteinerten Rinden und Blättern von Bäumen etwas sagen: Weil aber diese Gegenstände eine besondere Erörterung erfordern; so wollen wir in der Folge davon ausführlich handeln.

ab H.

III. Ungarische Geschichte.

Beschluß der merkwürdigen Begebenheiten der königl. freyen Stadt Käsmark.

§ 27.

Im Jahre 1709. wurde Käsmark abermals belagert, bey welcher Gelegenheit die sonst treuen Bürger, gemeinschaftlich mit der Rebellen ihrem Capitain Tschemnitzky einen Ausfall gewaget, der aber unglücklich für sie ausfiel, indem sie durch die siegreichen Waffen der kaiserlich- königlichen Völker zerstreuet, und bis an das Thor verfolgt worden sind. Bey diesem Ausfall blieben zwey Bürger, als Paulus Cornides und Sebastian Topperezer. Hierauf wurde die Stadt berschossen, der General Hartely verwundet, die Schloßgasse gerieth in Brand. Der Oberlieutenant Georg Baytschy entflohe bey Nacht aus der Stadt. Da nun die Bürgerschaft capituliren wollte, öfnete der Commendant das Thor, und sorgte bloß für die Soldatengarde; die Bürgerschaft aber wurde von seiner Capitulation ausgeschlossen. Bey dem Eintritt des Generals Heisters in die Stadt, wurden gefänglich eingezogen Jakobus Kray, Martinus Lany, Sebastian Topperczer, Johannes Lang und Daniel Mudrany. Die drey ersteren wurden, obgleich der Fürst Lubomirsky für sie bat, den 16. Dec. auf dem Acker am Lang-

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berg enthauptet. Zu letzt wurde die Stadt mit großer Brandschatzung beleget.

§ 28.

Im Jahre 1710. schickte die Stadt drey Abgeordnete nach Wien, um Gnade für sie zu bitten, wegen des begangenen Fehlers, welche ihr auch vom kaiserl. Hof allergnädigst angediehen wurde. In diesem Jahre fieng sich auch die Pest an, am Verklärung Christitage; darum flüchteten sich die wohlhabenden Leute nach Vorberg, Rakosch und Großschlagendorf.

Im Jahre 1711. hörte die Pest auf zu wüten, und die Leute fanden sich in ihren Behausungen wieder ein.

IV. Vermischte Nachrichten.

Eine Anekdote von dem Ungarischen Könige Mathias Corvinus.

Als der Ungarische König Mathias der erste, Wienerisch - Neustadt belagerte, kam ein Abgesandter, welchen der türkische Kaiser Bajazet, an diesen Sieger schickte, in dem Lager vor besagter Stadt an. Dieses war ein Mann, der bey seinem Monarchen in großer Achtung stand, und dessen Beredsamkeit, schon bey verschiedenen orientalischen Fürsten Wunder gethan hatte. Er rühmte sich daher: daß er durch die Macht seiner Beredsamkeit, und durch sein Ansehen, die ganze Welt zum Vortheile seines Herrn einnehmen könnte. Dieses versprach er sich nun bey dem Könige Mathias; der aber, als ihm die Pralereyen des Abgesandten berichtet worden, sogleich beschloß die Frechheit desselben zu bestrafen. — Als man ihn nun zur Audienz ließ, begab sich der König mit demselben, unter die Mauern der belagerten Stadt, wo auf dessen Befehl eben am stärkesten kanoniret wurde. Unter dem Donner der Kartaunen, und dem Schwirren der Kugeln, befahl der König, ihm den Auftrag seiner Gesandschaft zu eröffnen. Er that solches, und bekam eine Antwort von dem Könige. Aber an diesem fürchterlichen Orte entfiel ihm die erhaltene Antwort gänzlich, und er konnte, der oftmaligen Bitten ungeachtet, sie nicht wiederholt bekommen. — Und, so mußte er beschämt, und unverrichteter Sachen nach Hause kehren! S. Paulli Gregorianczii Brev. rer. hung.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r6 - 21 Jun 2011, AgostonBernad
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