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IV. Jahrgang, XLVI. Stück >
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IV. Jahrgang, XLV. Stück, den 9. November 1774.
I. Wissenschaften.
Münzwissenschaft.
Medaille Ferdinand des ersten und seiner Gemahlinn Anna, welche vermuthlich im Jahre 1531 gepräget worden ist.
I. Beschreibung der Münze.
Auf der Hauptseite der Medaille, siehet man, die gekrönten Brustbilder des Königes Ferdinand des ersten, und seiner Gemahlinnn Anna, neben einander, im links stehenden Profil, ohne Umschrift. Das Brustbild des Königes, mit kurz verschnittenen Haaren, ist geharnischt, jenes von seiner Gemahlinn Anna hingegen, mit einem zu damaligen Zeiten gewöhnlichen prächtigen Gewande angethan. Beyde haben eine geschlossene Krone auf dem Haupte, und den goldenen Vließ, umd den Hals. Auf der Rückseite ist nichts, als Schrift, welche in einen Kranz eingeschlossen,
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aus sieben Zeilen bestehet: FERDINANDUS ET. ANNA ROM. HUNG. BOHE. REX. E. REGINA. ARCHID. uces, AUST. riae DUC. es, BURG. undiae &c.
II. Historische Erklärung.
Eine Denkmünze, ohne Jahrzahl, und ohne Anzeige der eigentlichen Gelegenheit, welche die Prägung derselben veranlasset hat, ist ein numismatisches Rätzel, dessen Auflösung, in Vermuthungen und Wahrscheinlichkeiten bestehet, welche so lange gelten müssen, bis der Numismatiker, durch ein historisches Zeugniß, in den Stand gesetzet wird, etwas entscheidendes und zuverläßiges davon zu sagen. Vorliegende Medaille gehöret in diese Klasse. Die Entstehungsgeschichte desselben, ist bis jezt noch dunkel und zweifelhaft; ob sie gleich gelehrte Numismatiker in ihren Münzbüchern angeführt, auch zum Theil beschrieben haben, wie wir bald anzeigen werden.
Daß solche bey einer besonders denkwüridgen Feyerlichkeit verfertiget worden ist, kann man daraus schon abnehmen, weil davon Stücke von ansehnlichem Werth, und verschiedener Größe ausgepräge worden sind. Wir haben in Münzbüchern, Gold- und Silberstücke, alle von besonderm Werth entdecket. Joh. Tobias Köbler beschreibet diese Medaille, i seinem vollständigen Dukatenkabinet, als ein Goldstück von vier Dukaten, der Herr Hofrath von Madai, im Thalekabinet, als einen raren Dikthaler*), und die vorliegende, ist von der Größe und Gewicht, eines Halbthalers. Diese Verschiedenheit, und der nicht geringe Werth, zeigen zur Genüge, daß unsere Denkmünze durch eine solenne Begebeneheit, veranlaset worden seyn müsse. Auf der Münze selbst, ist weder Jahrzahl, noch auch sonst ein Merkmal anzutreffen, daraus man die Begebenheit, die sie verewigen sollte, errathen könte. Und die Innschrift des Reverses ist so allgemein abgefaßt, daß man sich dabey verschiedene Feyerlichkeiten gedenken kann. Bey dem ersten Anblick würde man glauben, die Medaille, ist zum Andenken, der hohen Vermählung Ferdinand des ersten; mit der ungarischen Prinzeßin Anna, welche im Jahre 1521. vollzogen worden ist, gepräget worden. Allein, so bald man die Titulatur der Reversseite recht ansiehet, findet man sogleich den Ungrund dieser Vermuthung. Ferdinand war damals als die Vermählungsfeyerlichkeiten vor sich giengen, weder römischer König, noch auch gekrönter König von Ungarn und Böhmen, welches doch die Schrift der Reversseite ausdrücklich sagt.
Wir müssen daher eine andre Feyerlichkeit, aus der Lebens- und Re-
*) S. Dukatenkabinet ersten Theil, S. 16. Nro. 40. Vollständiger Thalerkabinet, zweyten Theil S. 4. Nro. 2392.
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gierungsgeschichte Ferdinand des ersten aufsuchen, welche die Ausprägung einer solchen Medaille mag veranlasset haben. Eine vorzüglich wichtige Feyerlichkeit, war die Wahl und Krönung Ferdinands, zum römischen Könige. Jene ist den 5ten Jenner, im Jahre 1531. zu Cölln am Rhein; diese aber, den 11ten desselben Monats, zu Achen, auf das prächtigste vollzogen worden. Alles gieng dabey nach Wunsch, außer daß der Churfürst Johann Friedrich von Sachsen, aus Ursachen, die wir hier nicht zu untersuchen haben, anfänglich seine Einwilligung zu dieser Wahl zu geben sich weigerte, bis er endlich nach dreyen Jahren, in einem Vergleich, Ferdinanden, für den römischen König feyerlich erkannte*).
Es ist aus Beyspielen, mehr als zu bekannt, daß bey Krönungsfeyerlichkeiten, das Andenken derselben zu verewigen, nicht nur kleine Auswurfmünzen, in Menge gepräget; sondern auch größere Gold- und Silberstücke,
*) Unter andern deutschen und östreichischen Schriftstellern, hat Caspar Ursinas Velius, Kaiser Ferdinand des ersten Geschichtsschreiber, die Wahl, und Krönungsgeschichte desselben umständlich beschrieben, in Bello Pannonico, a Ferdinando I. Caesare & Rege Hungariae, cum Joanne, Comite Scepusiensi, regni aemulo feliciter gesto, S. 172 bis 176. nach der vortreflichen Ausgabe, welche der berühmte Herr Hofrath v. Kollar, im Jahre 1762 zu Wien, in gr. 4. aus einem Mscpt. der kaiserlichen königl. Bibliothek, zuerst veranstaltet hat.
von verschiedener Gattung, um solche, als besondere Gnadengeschenke, unter die vornehmen Anwesenden auszutheilen, verfertiget werden. Bey der Krönung Ferdinand des ersten, zum römischen Könige, ist ein Gebrauch, den so viele seiner Vorgänger, von je her geübet haben, nicht aus der Acht gelassen worden. Ein Gebrauch der diese Solennität, nicht nur sehr glänzend, sondern auch unvergäßlich machte; Velius, dessen Beschreibung, dieser Feyerlichkeiten, wir unten in der Note angeführet, hat unter andern prächtigen Veranstaltungen dabey, auch diesen Umstand vorzüglich bemerket. Er sagt: S. 175. Nach verrichteter Krönung, sind silberne, auch goldene Denkmünzen, von den hohen königlichen Bedienten unter das häufig versammletet Volk an verschiedenen Orten, ausgeworfen worden*). Unsrer Medaille ge-
*) Hier ist seine eigene Erzählung: Nummi argentei, etiam aurei, tali inscriptione, subinde in vulgus, ubi conferta multitudo erat, a Regiis Ministris sparsi: Ferdinandus Ungariae ac Bohemiae Rex, Archidux Austriae coronatur in Regem Romanorum Aquisgrani XI. Januarii M. D. XXXI. Der gelehrte Abbt Marquard Herrgott, hatt in seinem Monumentis Aug. Domus Austriacae, Tom. II Part. II. ad pag. 3. tab.I. Num X. diese Münze im Kupfer volrgestellt, und so beschrieben: Ferdinandus Hung. &. Bo. Rex. Arch. D. Au. Protome Ferdinandi armata, cum corona in capite, dextra sceptrum tenentis, sinistra globum Imperii, cruce instructum. Aversam sequens inscriptio implet, sex lineis absoluta: Coronatur in Rom. &c. kotn,&c. Luckius, stellt diese Auswurf-
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denket der Geschichtschreiber zwar nicht, noch auch des Umstandes, daß unter die vornehmen Anwesenden, und Hofbedienten, dergleichen Gold- und Silberstücke, wären ausgetheilet worden. Wer wird aber daran mit Grunde zweifeln können, da diese Medaille in Gold und Silber würklich da ist, und solche weder unter die Münzen, die gang und gebe sind, gerechnet, weder auf eine andere Feyerlichkeit, so leicht gedeutet werden kann? Es sey denn man würde sagen, fsie wäre etwa damals gepräget worden, als im Jahre 1534. auch der Churfürst von Sachsen, seine Stimme Ferdinand dem ersten gab, und ihm, in einen feyerlichen Vertrag, welcher zu Raaden in Böhmen geschlossen wurde, vor den römischen König erkannte. Gelehrte Münzkenner mögen den Ausspruch thun, welche von beyden Vermuthungen, die meiste Glaubwürdigkeit für sich habe. Wenn der berühmte Abbt Herrgott, diese Denkmünze beschreibt; so sagt er von der Entstehung derselben nur so viel: Eidem sine dubio anno nummus hic, cui prior, (er redet von der unten beschriebenen Auswurfmünze) debetur; saltem post annum 1531. cusus fuit, quo Romanorum Rex creatus jam fuerat Ferdinandus*).
Nach diesen Untersuchungen, wenden wir uns zur Bildseite unserer Münze, dabey dieses das sonderbarste ist, daß nicht nur der König Ferdiand, sondern auch seine Gemahlinn Anna, die Ordenskette des goldenen Vließes, um den Hals hängend haben. Wir nennen diesen Umstand was sonderbares. Denn hier erscheint eine königlich ungarische Prinzeßinn, mit umgehagenen Orden des goldenen Vließes, welcher noch heut zu Tage der glänzendste und vornehmste ist, davon wir kein Beyspiel mehr aufweisen können; hernach so finden wir auch, auf den Brustbildern, der folgenden kaiserlichen Gemahlinnen auf Münzen, nirgend mehr diesen Schmuck oder die Toisenkette, auf der Brust. Wir werden darüber, bey einer ählichen Vorstellung, auf einer andern Münze Königs Ferdinand des ersten, einige
Bemerkungen machen.
v. Cz.
münze auch im Kupfer vor, Sylloge Numismat. Elegantiorum &c, pag, 75.
*) S. desselben Monumenta Austr. Tom II. Par. II. pag. 10. wo diese Medaille Num. XII. im Kupfer gestochen ist, Luckius hat am a. O. außer der kleinen Auswurfmünze, auch noch eine größere Medaille von der Krönungsfeyerlichkeit Ferdinand des ersten im Kupfer vorgestellt, auf deren Hauptseite die gekrönten Brustbilder, Kaiser Karl des Vten und seines Bruders Ferdinand des ersten stehen; die Reversseite aber füllet folgende Innschrift: Carolus V. & Ferd. I. Fratres Ro. Imp. & Reges Hisp. Vtriusque Sici. Vng. Boe. &c. Archid Aust. D. Burg. MD. XXXI. hieraus ist zu ersehen, daß bey der Wahl und Krönung Ferdinand I. zum römischen Könige, Denkmünzen, von allerley Gattungen gepräget worden sind.
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II. Geschichte.
Fortsetzung des Versuchs einer Geschichte der Buchdruckerey in dem Königreich Ungarn.
Der berühmte Mathematiker und Astronom Johann Müller, von Seinem Geburtsort, Regiomontanus genandt, welcher zuerst bey der Donauakademie, zu Preßburg, und dann, bei der königl. Hofakademie zu Ofen, als öffentlicher Lehrer gestanden, gieng wie Gassendus, in seinem Leben, berichtet, aus diesem Grunde aus Ungarn, nach Deutschland zurück*) und von ihm, lässet sich der Schluß leicht weiter, nach allen dahin gehörigen Folgen, machen. Um das Jahr 1433. ja eben in demselben, ist die Ungrische Chronik des Magister Johann Thuroczius, eines Ungrischen Rechtsgelehrten und Geschichtschreibers damaliger Zeit, zu Augsburg von Erhard Radolth, aber auf Unkosten des Theodor Fegers, oder eigentlich Fejérs (welches ungrische Wort, im Deutschen Weiß bedeutet) gedruckt worden; und dieser Umstand mag einiger massen zum Beweise dienen, daß die Druckerpressen zu Ofen, vielleicht schon um diese Zeit, in ihrem Gebrauche aufgehöret hatten**).
Nach dem Tode Matthias Corvinus aber, welcher im Jahre 1490, zu Wien ganz plötzlich erfolgte, nahm endlich nach und nach alles, wie in Absicht auf den blühenden Zustand des ganzen Königreichs, also auch insonderheit, in Absicht auf den blühenden Zustand der Litteratur, sein völliges trauriges Ende. Man darf, um sich davon zu überzeugen, nur in die Geschichte der darauf erfolgten Zeiten und Regierungen, mit einiger Aufmerksamkeit hineinsehen, so kommet man hierinn außer allen Zweifel*).
*) „Neque vero diu in officio hoc perstitit (nämlich in officio Doctoris in Academia Istropolitana Posonii, heißet es in der angeführten Commentation des Herrn Wallaßky p. 65. not. c.) „Ad Academiam Rudensem vel potius aulam translatus videtur. Ubi ad A. 1471. initium diversabatur, quo in Germaniam rediit. Causam, remque totam ita exponit biographus ejus Gassendus l. c. Quoniam interim per ea tempora (cum Budae morabatur) emersis occasio certandi de Bohemiae Regno, ipsaque Regio multis est exposita confusionibus (adde, sezt Herr Wallaßky hinzu, Patroni ejus, Rex & Archiepiscpus dissidebant invicem adeo, ut res ad bellum devenerit, quae quidem dubio procul causa est genuina difcessus) cogitavit Regiomontanus sedem studiis fixam ponere, & ideo se recipere Norimbergam, quam primum satuit. Venia itaque discedendi a Rege imperata, dicere etiam vale Archiepiscopo suo (Joan Vitezio) voluit - Strigonii - ac inde digressus Norimbergam tandem circa mediam veris pervenit, cet.
**) Vide WAllaszkii Comment p. 45. 46. & reliquos qui ibi citantur.
*) Man kann die Geschichte der Regierung des K. Wladislaus des II. und seines Soh-
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Denn ob gleich die Erhaltung und Vermehrung der berühmten Corvinischen Bibliothek zu Ofen, auch unter der Regierung des Königs Wladislaus nicht ganz aus der Acht gelassen worden; wie davon Beweise vorhanden sind: so war doch dieses alles gegen dem vorigen, wie nichts, anzusehen, und gleich, mit verschiedenen andern Arten der Vernachläßigung und Zerstreuung verbunden, so, daß man gleichsam den berühmten Büchersaal mit einem und dem andern Buche zwar vermehrte, und dagegen von Leuten, die darnach begierig waren, weit beträchtlichere Schätze, und die raresten Codices aus derselben nach Belieben hivwegnehmen, und an andere Orte hinwegschaffen ließ: welche Unachtsamkeit zufälliger Weise zum Erhaltungsmittel einiger Theile von dieser königlichen Büchersammlung, in Absicht auf die bald darauf erfolgte völlige Zerstreuung und Zernichtung derselben geworden ist**).
Unter der Regierung des Königs Wladislaus wanderten die Musen, bey den traurigen Aussichten, nach und nach, mit einiger Gemächlichkeit aus dem Lande: unter der unglücklichen Regierung seines Sohnes Ludwig des zweyten aber, und nach der großen Niederlage bey Mohatsch lief völlig alles, was noch von ihnen und ihrem Gefolge übrig war, mit schnellen Schritten davon. Die bekannte Nachricht des Brodericus von diesem unglücklichen Treffen und seinen Folgen kann nicht ohne Entsetzen und innigster Wehmuth gelesen werden*).
(Die Fortsetzung folgt.)
nes Ludovici des II. nur in den schönen hieher gehörigen historischen Compendiis des P. Palma, und Herrn Severini, der Kürze wegen lesen, so wird dieses alles begreiflich.
**) Hievon handelt sehr schön Herr Wallaszky l. c. Sect. VI. §. XIX. & sequentibus, womit die comment. Pauli Fabri de Bibhot. Budensi, und andere hieher gehörige und zum Theil angeführte Schuften können verglichen werden. Die Vorsicht hat in allem sehr wunderbare Wege: Sie läßet sammlen um zu zerstreuen, und läßet zerstreuen, daß gesammlet werde. Eine genaue Entstehungsgeschichte der großen Bibliotheken Europens würde hievon schöne Beweise geben.
*) Dieses war die Zeit, und der Vorfall, über welchen sich der unvergleichliche Vaterländische Poet, Joannes Filiszki de Filefalva, so rührend ausgedrücket hat, wenn er das höchst verunglückte Königreich also redend anführet:
Quo mea mejestas? quo cessit gloria? quo me
Detrusit fatum & laevi, horrida numinis ira?
Quae Regina prius, totum celebrata per orbem
Victrucique manu natorum septa potentum,
Incedebam: eadem nunc heu solioque soloque
Et sobole avulsa (quam partim sustulitensis:
Partim triste jugum premit) afflictissima linquor:
Cur non posse queri saltcm licet? an quoque fatis
Catum ne liceat casus lugere nefandos.
Vide de Filiczkio Cvitting. p. 143. & I. F. Behamb in Notit Hung Antiquo-
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III. Vermischte Nachrichten.
Folgenden Brief haben wir eingerückt;weil wir hoffen, er werde einigen von unsern Lesern wohl gefallen.
Meine Herren
Sie haben uns schon vieles von der Landwirthschaft in Ihren Blättern gesagt. Erlauben Sie, daß ich Ihnen auch einen Artikel, die Pferdezucht betreffend, einschicke? Vielleicht ist er Ihnen anständig, um Ihren Nachrichten beygesezt zu werden.
Die Erziehung des Pferdes beruhet auf zwey Dingen: auf der Kunst und Natur. Man läst die Fohlen nur fünf, sechs oder sieben Monate saugen; und es wäre besser, wenn man ihnen acht bis neun Monate gestattete. Nach den Saugmonaten giebt man ihnen täglich zweymal Kleyen und ein wenig Heu: man hält sie eine Zeitlang im Stalle, bis sie die Mutter vergessen haben. Noch besser wäre es, wenn sie in einem gewissen Bezirke herum liefen; weit besser in Gesellschaft ihres gleichen. Mit dem vierten Jahre kommen sie von der Weide weg, und werden alsdenn mit trockenem Grase gefüttert; diese Veränderung der Nahrung erfordert viele Vorsicht. Im Märzmonate sollte man sie auch des Nachts unter freyem Himmel lassen. Im Winter müssen alle Fohlen und Pferde nur eine gemäßigte Stallwärme haben. Die Ställe sind selten ohne Fehler gebauet. Sie sollen etwas erhöhet stehen: und auch eine ziemliche Höhe; und an etlichen Seiten Fenster haben, damit die Luft ohngehindert durchziehen könne. Diese sollte bey allen Thierwohnungen jederzeit rein gehalten werden, welches doch nicht anders, als durch genugsame Fenster und Luftlöcher geschehen kann. Allenthalben muß man darauf sehen, daß nützliche Thiere eben so erzogen und gehalten werden, wie sie ohngefähr im Stand der Natur leben würden.
Die Decke des Pferdestalles kann fast niemals zu hoch seyn. Die Ausdünstungen müssen sich ungeghindert erheben können. Die Mäuern müssen dicke seyn, damit die Kälte und Hitze nicht leicht durchdringen könne. Bey großer Hitze kann man die Fenster gegen die Mittagseite mit Stroh verwahren, und bey großer Kälte jene gegen der Mitternachtsseite. Die Reinlichkeit des Pferdestalles ist fleißig zu beobachten.
Zu Erhaltung der Gesundheit und Vermehrung der Kräfte ist es sehr gut, die Pferde zuweilen die Freyheit em-
modernae Bernegg. Argent. edit. a. 1676.p. 182. von dem Brodericus, der Bischof zu Waizen, des König Ludov. des II. Canzler, und im Treffen zugegen gewesen, atque de ejus Narratione, aeque Czvitting. p. 91. & Appendicis p. 16.
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pfinden zu lassen, nämlich, daß sie auf einem besondern Platz herumspringen können. Dieses kann Winters und Sommers geschehen, nur bey der großen Hitze nicht. Dieser Plaz sollte aber billig nahe am Stalle, wenigstens nicht weit davon seyn.
Das beste Futter möchte aus verschiedenen Arten von Klee bestehen. Gemeine Weiden sind nur eine Nothhilfe. Die Pferde haben von Natur dreyerley Gang: den Schritt, den Trab und den Galob, dazu kann man noch den Paß setzen. Ein Pferd gehet nur den Paß, wenn es schwach ist, und weder traben noch galopiren kann. Warum es, wenn es den Paß gehet, sehr müde werde, ist dieses die Ursache: seine zwey rechten Füsse stehen auf der Erde, wenn sich die Linken erheben, und so gehet es wechselweise fort, also daß die ganze Schwere allezeit nur auf einer Seite ist, folglich muß der Ruhepunkt sich bey jedem halben Schritte verändern, und das Pferd öfters wanken. Dieses Wanken ist sehr ermüdend und unbequem für das Pferd, aber sehr angenehm für den Reuter, er wird gleichsam gewiegt. Es giebt noch zwey andre Gänge, der halbe Paß und der Mittelgalop, in welche schwache und übertriebene Pferde von selbst fallen. Der halbe Paß hat etwas vom Schritte und vom Zeltergange: Der Mittelgalop etwas vom Trab und Gallop: beyde entstehen von einer übertriebenen langen Strapaze, oder von einer großen Lendenschwachheit.
Wenn man wein Pferd wählet, soll man nicht sonderlich auf die Farbe sehen: sondern nur trachten, daß es die wesentlich guten Eigenschaften besitze, nämlich Munterkeit und Schönheit. Man verlangt, daß es einen kleinen Kopf habe; schwarze Augen, große Nasenlöcher, kurze und steife Ohren, einen breiten und angenehmen Hals, dichte und auf die linke Seite hangende Haare, eine breite, freye und starke Brust, einen großen und geraden Bug runde Seiten, einen doppelten Rückgrad, einen zusammengezogenen Bauch, gleiche und kleine Testikeln, breite und niedrige Lenden, einen langen und krausen Schweif, gleiche hohe und gerade Beine, ein rundes kleines und nicht eingebogenes Knie, runde Hinterbacken, dicke und starke Schenkel, einen harten, hohen, hohlen und runden Huf, eine kleine Krone; und endlich soll es munter und sanft seyn.
Ich bin mit vieler Hochachtung ec.
v. R.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.