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IV. Jahrgang, XLIV. Stück, den 2. November 1774.

I. Wissenschaften.

Beschluß der Recension des Werkes: Specimen Genealogico - Prognologicum ad illustrandam Augustam Habsburgo-Lotharingicam prosapiam &c.

[im XLIII. St. S. 337]

In dem 2. §. wird insbesondere, die Geschlechtsfolge des lotharingischen Stammes, vorgenommen; und solche von Eberhard IV. erstgebohrnen Sohn Hugo des ersten Grafens von Elsaß, bis auf Karl den ersten Herzog von Lothringen ausgeführet. Unter dessen Nachkommen, verdient Gerhard III. vorzüglich bemerkt zu werden, weil er seinem gräflichen Hause, neue Titel und Länder erworben; Kaiser Heinrich III. erhob ihn um das Jahr 1048 zum Herzoge, von Ober Lothringen, folglich war dieser Gerhard III. der erste Herzog von Lothringen. Er starb 1070. und hinterließ zween Söhne, Theodorich und Gerhard, welche das herzoglich lotharingische Haus, glücklich fortgepflanzet haben. Theodorich des I. Nachkommen waren: Simon I. Matthäus I. Simon II. Friedrich II. Theobald I. und Matthäus II. Theobald starb 1220. ohne Erben, das Herzogthum Lothringen, fiel daher, auf seinen Bruder Matthäus II. von dem dieses hohe Haus wiederum glücklich fortgepflanzet worden ist. Der fünfte unter seinen männlichen Nachkommen, Johannes I. hinterließ zween Söhne, Karl I. und Friedrich V. Grafen von Vaudemont, der mit seiner Gemahlinn Margaretha, einer Tochter, des Grafen von Vaudemont diese Grafschaft erbte. Karl I. hatte nur eine Tochter, Namens Isabella; für diese suchte er einen Eydam, der mächtig wäre, um ihr den ruhigen Besitz des Herzogthums Lothringen, sicher zu stellen, wenn seines Bruders Friedrich V. Sohn, Anton, einige Bewegungen machen wollte. Er verheurathete sie

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daher, im Jahre 1415. an Renatum, Herzog von Anjou und Barr, auch König von Jerusalem und Sicilien. Anton verbarg seinen Unwillen, so lange Karl I. lebte; nach seinem Tode aber, suchte er seine Rechte, auf das Herzogthum Lothringen zu behaupten. Nach einigen fruchtlosen Bemühungen, griff er zu den Waffen, schlug seinen Nebenbuhler, Renatum I. Herzog von Anjou, und nahm ihn selbst gefangen. In seiner Gefangenschaft nöthigte er ihn zu einem Vergleich, kraft dessen Renati und Isabellä Tochter, Jolonta, mit seinem Sohne Friedrich VI. sollte verrmählt werden, mit dieser Bedingung, daß das Herzogthum Lothringen, wenn die männliche Linie Renati von Anjou, aussterben würde, auf die Nachkommen Friedrich VI. zurück fallen sollte. Dieses erfolgte im Jahre 1473. nach dem Tode Niklas von Anjou, der ohne Erben starb; daher fiel die ganze väterliche Verlassenschaft, an Renatum II. einen Sohn Friedrichs VI. Grafens von Vaudemont. Alles das wird in dem 3. §. umständlich ausgeführet. Von Renato II. ist hernach das herzoglich lothringische Haus, in einer ununterbrochenen Reihe, bis auf Franz den I., römischen Kaiser, glorwürdigsten Andenkens, zum Heil und Wohlfahrt der Völker, glücklich fortgepflanzet worden, welches von §. 4. bis 8. gründlich ausgeführet; §. 8. aber die Lebens- und Regierungsgeschichte, des hochseligen Kaisers Franz des ersten, umständlich beschrieben wird.

Diesen genealogischen Untersuchungen, sind in dieser zweyten Ausgabe, von dem gelehrten Franz Karl von Palm, um solche faßlicher und deutlicher zu machen, vier genealogische Tabellen, die mit der größten Sorgfalt ausgearbeitet sind, beygefüget worden.

In dem dritten Kap. von S. 44. bis 120. nimmt der erhabene Verfasser den habsburgöstreichischen Stamm vor sich; und untersucht in zehen Paragraphen, die Geschlechtsfolge dieses durchlauchtigsten Hauses, mit eben so vielem Fleiß und Gründlichkeit, als im 2ten Kap. die Habspurglotharingische. Zuerst wird ein Beweiß vorausgeschickt, daß Guntram, mit dem Beynamen der Reiche, der Stammvater des Habsburgischen Hauses, ein Sohn Hugo, des ersten gewesen, worüber die Genealogisten noch nicht einig sind. §. 1. Den Beweiß entlehnet der Herr Reichsgraf v. Cornberg, aus einem gleichzheitigen Geschichtschreiber, dem Verfasser des Lebens des heiligen Deicolä, welcher ausdrücklich sagt, daß Hugo der erste, mit seiner Gemahlin Hildegarde, drey Söhne erzeuget, Eberhard, den Stammvater der lotharingischen Herzoge, davon im 2ten Kap. gehandelt worden; Hugo den 2ten Grafen von Egensheim, dessen Stamm bald erloschen; und Guntram Grafen von Altenburg. Von diesem Guntram

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werden die habsburgischen Fürsten in den Akten des Klosters zu Murbach, bis auf Rudolph den ersten römischen Kaiser, abgeleitet. Deren Glaubwürdigkeit wird daher, in diesem §. wie auch der oben angezeigten Lebensbeschreibung des heil. Deicolae, weil der ganze Beweiß der genealogischen Deduction, sich darauf gründet, dargethan.

Auf diese allgemeine Untersuchung, folget nun die genealogische Deduction des habsburgischen Stammes selbsten, in der Ordnung. §.2. wird die Geschlechtsfolge desselben, von Guntram, mit dem Beynamen der Reiche, bis auf Rudolph V. Grafen von Habsburg, ausgeführet. Gutram starb im Jahre 946. und hinterließ nur einen Sohn Lanzellinum, wiewohl einige ihm auch den zweyten Birchtilo beylegen. Unter Lanzellins Nachkommen, vierdient der zweyte Sohn desselben Verner I. Bischof zu Straßburg, vorzüglich bemerket zu werden; weil er außer dem Murbacher Kloster, auch das berühmte Schloß Habsburg auf einer Höhe an der Aar, mit eigenen Kosten erbauet hat, davon hernach seine Nachfolger sich Grafen von Habsburg nannten. Rudolph V. Graf von Habsburg, ist in der Reihe der zahlreichen Nachkommen Guntram des Reichen, derjenige, welcher durch seinen Heldenmuth und Klugheit, sein Haus auf den Gipfel der Ehre zu bringen wußte, den es erreichet hat. Er war der erste römische Kaiser, aus diesem Hause welches in der Folge der Zeit, so viele Helden, Könige und Kaiser der Welt gegeben; aber auch der erste Urheber der habsburgöstreichischen Macht. Denn durch seine Staatsklugheit, brachte er Oestreich, Steyermark, Kärnthen, Krain und die windische Mark an sich. In dem 3. §. werden daher, seine merkwürdigsten Thaten, Gemahlinnen und Kinder umständlich beschrieben. Er starb im Jahre 1291. und sein Sohn Albert der erste, folgte ihm in der kaiserlichen Würde, nachdem er, noch bey Lebzeiten des Vaters, die östreichischen Staaten, damit er ihn im Jahre 1282. auf dem Reichstage zu Augsburg belehnte beherrschet hatte.

Die Geschlechtsfolge Albert I. wird §. 4. bis aus Ladislaum Posthumum, König von Ungarn und Böhmen, und Herzog von Oestreich ausgeführet. Mit Ladislao Posthumo hat die herzogliche Linie, Rudolph IV. Herzogs von Oestreich aufgehöret; es fiel daher die herzogliche Würde auf seinen Bruder Leopold III. mit dem Beynamen der Fromme zurück; dessen Nachkommen werden §. 5. bis auf Ernst Herzogen von Steyer, der wegen seiner außerordentlichen Stärke, der Eiserne genennet worden ist, angezeiget; §. 6. folgen die Nachkommen Ernsts, bis auf Philippn, mit dem Beynamen der Schöne, König von Kastilien und Erzherzog von Oestreich, dem Vater Karl V. und Ferdinand I. Philipp der Schöne, vermählte sich, mit der Johanna, einer

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Tochter Ferdinandi Katholici, der einzigen Erbinn der Spanischen Monarchie, und wurde nun der Stammvater zweyer Linien, der oestreichisch - spanischen und der oestreichdeutschen. Die Oestreichspanische hat Karl der Vte und die Oestreichdeutsche Ferdinand I. fortgepflanzt. Die Nachkommen Karl V. römischen Kaisers und ersten Königes von Spanien und Indien, werden §. 7. bis auf Karl II. den lezten König von Spanien, aus der oestreichspanischen Linie, der 1700 ohne Erben starb, beschrieben; und zugleich seine große Thaten, die ganz Europa, in Verwunderung gesezt haben, erzählet. In dem 8.§. folgen hierauf die Nachkommen Ferdinand I. bis auf Matthias II. Kaiser und König von Ungarn und Böhmen. Mit dem Kaiser Matthias, ist der männliche Stamm, Maximilian de s IIten ausgestorben, daher fiel die Succession auf seinen Bruder Karl, Erzherzog von Oestreich und Herzog von Steyermark, einen Sohn Ferdinand I. dessen Nachkommen werden §. 9. bis auf Leopold den Großen angezeigt; und §. 10. die hohen Nachkommen Leopold des grossen, Kaisers und Königes, bis auf die jezt regierende allerdruchlauchtigste Kaiserinn Königinn, Maria Thersia; deren kaieserlich- königliche Familie in dem 11. und lezten §. beschrieben wird. Diesen genealogischen Untersuchungen, sind wie denen im 2ten Kap. um die verschiedenen Successionen, mit einem Blicke übersehen zu können, sieben mit großem Fleiß ausgearbeitete genealogische Tabellen, beygeleget worden.

Das vierte und lezte Kapitel, handelt von den Titeln und Wappen des allerdurchlauchtigsten habsburglotharingischen Hauses; welches der erhabene Verfasser, in derjenigen Ordnung richtig angezeigt und erörtert hat, wie sie auf öffentlichen Urkunden, und Siegeln St. kaiserlicchen Majestät Joseph des IIten vorkommen. Zu dem Ende ist auch das große kaiserliche Siegel, auf der andern Seite des Titelblats, prächtig im Kupfer gestochen, vorgestellt worden.

Dem ganzen Werke, ist ein gedoppelter sehr prächtiger Anhang, der mit demselben, die genaueste Verwandschaft hat hinzugethan worden. Der eine hat, Se. Exzellenz, den Herrn Reichsgrafen von Cronberg, der andere aber, den verdienstvollen Besorger, dieser neuen Ausgabe, Herrn v. Palm, zum Verfasser. Der erstre führet den Titel: Arbor Progonologica, duorum millium, quadragina & amplius majorum, Mariae Theresiae, filiae primogenitae, Caesareo Regii Principis Petri Leopoldi, Archiducis Austriae &c. dicata & exhibita, An. 1767. d. 26. Apr. Augustissimae, ... Mariae Theresiae, Imperatrici, &c. ab humilimo compilatore, Rudolpho Coronino S. R. I. Comite de Cronberg. &c. nebst einer Zueignungsschrift an Ihre Majestät, unsere allergnädigste Kaiserinn, Königinn, darinnen der Herr Reichsgraf unter andern Rechenschaft giebt,

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von seinen gelehrten Bemühungen, in Aufklärung der Famliliengeschichte, des Allerdurchlauchtigsten habsburglotaringischen Hauses, und von seinen anderweitigen gelehrten Arbeiten, aus dem historisch -geographischen Fach. Die zweyte: Dissertation de peculiaribus titulis, & insignibus Magna Mariae Theresiae Augustae, ut Apostolicae Hungarorum Regina, conscripta a Francisco Carolo Palma*)

Endlich müssen wir noch sagen, was der verdienstvolle Herr von Palm, bey der von ihm veranstalteten zweyten Ausgabe dieses Werkes dazu er von dem erhabenen H. Verfasser selbst berechtiget, und aufgefordert worden ist, geleistet habe. Wir wollen ihn selbsten davon reden lassen. In der Zueignungsschrift, dieses zweyten Drucks, an Se. Hochfürstl. Gnaden, Herrn Martin Gerbert v. Hornau, Abt zu St. Blasien, auf dem Schwarzwalde, einen eben so großen Gelehrten, als Beförderer der Wissenschaften, und der Gelehrten, erkläret sich Herr v. Palm darüber also: „Ego potestatem nactus, dignissimi hujus operis recudendi, ceteris, ut erant, relictis, seriem genealogicam ab Eberhardo IV, usque ad Antonium Loth. & Bari Ducem, a Guntramo item usque ad Ferdinandum I. novis genealogicis aeque ac historicis accessionibus locupletiorem effeci, eidemque universam Antonii Loth. Ducis tum vero Caroli V. & Ferdinandi I. Caesarum posteritatem adieci. Praeterea memoriae juvandae causa, omnes Habsburgicae non minus, quam Loth. domus Principes, in XL tabellas genealogicas dispeseni“ — Das gelehrte Publikum, hat demnach, dem Fleiß, des würdigen Herrn v. Palm, bey dieser neuen Ausgabe, eines fast schon unsichtbar gewordenen Werkes, vieles zu verdanken. Wie meinen, Zusätze und Anmerkungen, zu den genealogischen Untersuchungen des Herrn Reichsgrafen v. Cronberg; Fortsetzungen der Genealogie beyder durchlauchtigsten Häuser, bis auf unsere Zeiten, und endlich die, mit aller möglichen Genauigkeit und chronologischer Sorgfalt ausgearbeiteten, II. genealogischen Tabellen.

Dem Titelblatt, ist das wohlgetroffene Bildniß Sr. Excellenz des Herrn Reichsgrafen Coronini von Cronberg, mit der vortreflich passenden Devise: Cronberga illustri, & prisea de gente Rudolpus; Hic est Goritiae primus in historia, vorgesetzet worden. Auf dem Titelblatt selbst aber, erscheint die Medaille, welche zum Andenken, der im Jahre 1746. errichteten k. k. Theresianischen Ritterakademie in Gold und Silber, ausgepräget; und von der Kaiserinn Königinn Majestät, zu der Zeit dem Herrn Reichsgrafen, zum Beweiß

*) Von dieser Commentation, ist ohnlängst, eine deutsche Übersetzung, mit einigen Verbesserungen und Zusätzen, beym Herrn von Trattnern ans Licht getreten. S. davon das XXX. XXXI. und XXXII. St. dieses Jahrganges.

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königlicher Gnade geschenket worden ist; als Se. Excellenz zum Vicario Praeside von Goritien, ernennet worden sind.

II. Geschichte.

Fortsetzung, des Versuchs einer Geschichte der Buchdruckerey in dem Königreich Ungarn.

Eben da wir mit dem vorhergehenden Abschnitte zu Ende gekommen waren, und unsern geringen Ansatz zur beliebigen Einrückung in diese öffentliche Blätter, abgeschicket hatten*); erhielten wir von einem sehr schätzbaren Freunde, nebst verschiedenen andern zu dieser unserer Arbeit dienenden Stof, die schöne Schrift des Herrn Paul Wallaßky, die er noch im Jahre 1769. zu Leipzig, bey seinem damaligen Aufenthalt auf den Akademien, von dem Zustand der Litteratur unter dem K. Mathias Corvinus, an das Licht gestellet**), in welcher er in dem fünften Abschnitte, der von den berühmten Bibliotheken damaliger Zeit handelt, in einem besondern dabey befindlichen Anhang, von der damaligen Buchdruckerey zu Ofen, auch von der von uns beschriebenen, und im Jahre 1473. vom Andreas Heß daselbst gedruckten Ungarischen Chronik, eine genaue Nachricht giebet***). Das rare Ex-

*) Wir müssen in diesem Abschnitt einen notablen Druckfehler so gleich verbessern. Da wir im Anfang desselben gesagt, daß die Erfindung der Buchdruckerkunst nicht über das Jahre 1430 zurückgesezt werden könne, so ist statt dieser, die Zahl 1450 und anstatt des 3. der 5. gesetzet worden. Eben so müssen wir auch auf freundschaftliche Veranlassung, in Ansehung unserer nach dem Czwittinger mitgetheilten Nachrichten, vom Paul Pater etwas abändern. Er war nämlich kein Trenschiner; sondern ein Zipser aus der XIII. Stadt Menhardsdorf gebürthig, war auch zu Thorn nicht Rector Gymnasii, sondern führte nur den Titel eines Professors, wie solches besonders Ephraim Prätorius in seinen Athenis Gedanensibus Lipsiae A 1713 in 8vo zeiget, welches in des Mich. Rotarides, Prolegom. Lineament. Hist. Hung. Litter. §. XII. nota cc. (und ee) auch zu lesen ist.

**) Der Titel der Schrift ist: Tentamen Hist.Litterarum sub Rege gloriosissimo Matthia Corvino de Hunyad in Hungaria, Auctore Paullo Wallaszky e montanis Hungaro. I.ipfiae ex offic. sommeria Anno 1769, in Quarto.

***) Der Anfang dieser Nachricht, der die Unsrige einiger Maßen erläutern kann, ist dieser §. XXIII. De Typographia jam quae sub Matthia ornabat Hungariam , dicendum ultimo. Auctor ejus, vel statim mandato Regis administer instruendae fuit Ladislaus Gerebus Consobrinus Matthiae eique ab epistola, qui evocato circa annum 1472. ex Italia Andrea Hess Typographo, artem hanc Budae exercere jussit. Servavit beneficit hujus memoriam ipse Hessus in epistola nuncupatoria, ad Ladislaum, Chronico anonymi, quod vulgo budense ab impressionis loco dicitur, praemissa. Quia vero liber est rarissimus, atque - eorum qui ex hac officina prodierung primus, & forté qui hodionum extant, solus: non

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emplar, nach welchem solches geschehen, ist ihm, wie er es rühmet, von dem berühmten Herrn Professor Karl Andreas Bel zu Leipzig, dem würdigen Sohne, unsers Mathias Bel, aus der dasigen sehr vortreflichen Akademischen Bibliothek gütigst gereichet worden. Er versichert, daß ihm das Glück, bey seinem sorgfältigen Nachspähen, nach solchen Ueberblebsäln, nicht mehr als zwey Exemplare hievon, habe zu Gesichte kommen lassen, nämlich, das jezt gedachte zu Leipzig, und das andre, in der kaiserlichen Bibliothek zu Wien. Wir können also, mit besonderm Vergnügen, das von uns beschriebene, aus einem Winkel dieser Gegend, wo man es nimmermehr vermuthet hätte, darzu thun. Und so gehts mit solchen gelehrten Schrift - und Bücheralterthümern: sie liegen oft hie und da im Staube, wenn man meynt, daß sie gar nicht mehr vorhanden sind; und mancher sehr rare, und für den einzigen gehaltene Codex; manches sehr rare, und für das einzig gehaltene Buch, würde von diesem seinen so hoch gehaltenen Werthe, gar bald herunter gesetzt werden, wenn die hin und her noch verborgen liegende und vernachläßigte Schätze gleicher Art, sich selbst in Bewegung bringen, und so wie jene zur Schau darstellen könnten.

Sonst bleibt Herr Wallaßky bey der auch von uns geäußerten Meinung, daß es um diese Zeit wohl nur bey dieser einzigen Buchdruckerey zu Ofen geblieben, und schränkt dieselbe, wie seine eigene angeführte Worte fast muthmassen lassen, so sehr ein, daß er die von ihm und uns beschriebene Chronik, beynahe für das völlig einzige Werk dieser Presse hält, worinn wir, wie wir uns schon oben darüber erkläret, nicht gleicher Meinung seyn können. Die mit Sorgfalt und genauer Aufmerksamkeit fortgehenden Nachforschungen nach solchen Dingen, können uns bald eines andern überzeugen. Mit aller Billigkeit bemerket er aber auch hiebey, den großen Verstoß, des ungenandten Verfassers, der im Jahre 1735. zu Kaschau in 12. form, ein sonst nicht zu verachtendes Werkchen, unter dem Titel, Res litterariae Hungariae, herausgegeben, und darinn, p. 30. ausdrücklich, und mit großer Uebereilung behauptet: daß die Buchdruckerkunst in dem Königreich Ungarn, nur erst gegen das Ende des XVI. und mit dem Anfange des XVII. Jahrhunderts zu leichterer Ausbreitung aufgekommener Irrthümer sey hineingebracht worden*). In solche

me ingratam rebar praestiturum lectoribus operam, si cum curatius paullo recensuero &c.

*) Die eigenen Worte, dieses anonimi l.c. sind diese: „Nova ergo ista (ars Typographica) primum in Germania reperta tandem in Hungariam delata est, sub finem sexti & decimi seculi, aut initium sequentis, haereticorum forte opera, qui ut plures errorum suorum libros comodius in populum spargerent, hac

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nicht sehr rühmliche Verstosse, muß man immer gerathen, wenn man bey der bloßen Sache der Litteratur, die dahin gar nicht gehörige Sache, der Religion immer mit im Kopfe hat; und nicht so wohl bemühet ist, die wahren Verdienste um die schönen Künste und gesammte Litteratur sorgfältig zu entdecken, und mit edler Aufrichtigkeit und Unpartheilichkeit bekandt zu machen; als vielmehr die sich von selbst zeigenden, und ohne unsere große Mühe und Nachforschung darstellenden augenscheinlichen Verdienste; um dieselbe, durch verhaßte Namen, und gallsichtige Vorwürfe zu verkleinern und zu verdunkeln. Doch ich muß zu meinem Zwecke kehren.

Es ist also gewiß und hinlänglich erwiesen, daß die edle Buchdruckerkunst, in Ungarn sehr frühzeitig aufgenommen, und nach Möglichkeit mit rühmlicher Sorgfalt und Eyfer, zu ihrem rechten Zwecke angewendet worden; daß aber ihr erster Aufenthalt in diesem Königreiche auch von keiner gar zu langen Dauer gewesen, und durch die Verwirrung der Zeiten alles bald wieder ins Stocken gekommen, ist ebenfalls außer allen Zweifel, wie jedermann der hievon jemals etwas erwähnet, solches gerne zugiebet. Schon gegen das Ende der Regierung des grossen Matthias Corvins, bey seinen Verwicklungen in den Böhmischen und Oestreichischen Krieg, fieng der Flor der Künste und der Litteratur in diesem Königreiche an, in etwas abzunehmen. Der König und Held bey vielen äußerlichen, und zum Theil auch innerlichen Unruhen, zu sehr an den Mars gewöhnet, fieng an, die Minerva aus dem Gesichte zu verlieren, und auf den blühenden Zustand seines ungarischen Parnasses unachtsam zu werden. Die berühmten Männer, und Lehrer der Künste giengen nach und nach davon, und ihre Dienerschaft, unter welche auch vorzüglich, die Buchdruckerey gehöret, folge ihnen nach.

(Die Fortsetzung folgt.)

arte utebantur. Eine weitere Nachricht,, und nicht üble Beurtheilung dieses Werkchens kann man in dem vorhin erwähnten Lineam. Hist. litt. Hung. des sonst in seiner Schreibart, ebenfalls nicht gar zu seinen Mich. Rotarides, §. XIII. p. 80. lesen. H. P. Kaprinay sagte einmal bey uns, von seiner Schreibart: rus olet; und wir geben gerne Beyfall. Die Müssigung ist überhaupt in allen Dingen, und bey allen Arten von Menschen, bey einem Schriftsteller aber war vorzüglich Nöthiges und Schönes.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r4 - 04 Oct 2011, AgostonBernad
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