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IV. Jahrgang, XLIII. Stück, den 26. October 1774.

I. Wissenschaften.

Nützliche Bücher.

Wien.

In diesem Jahre, ist allhier beym Herrn Johann Thomas edlen von Trattnern, prächtig abgedruckt worden: Specimen Genealogico Proguologicum, ad illustrandam Augustam Habsburgo - Lotharingicam prosapiam, Caesareo Regio Principi, Petro Leopoldo, Archiduci Austriae, Duci Lotharingiae, Magno Duci Hetruriae &c. &c. Goritiam advenienti oblatum, a Rudolpho Coronino S. R. i. Comite de Cronberg, &c. Augg. M. M. Consiliario actuali intimo, ac in utroque principali Comitaru, in publicis, politicis, & iustitualibus, Praesidis Vices gerente, Venetiis A. MDCC. LXX typis Antonii Zatta. Quod nune novis Genealogicis ac historicis accessionibus locupletavit, ad nostram usque aetatem continuavit, edidit Franciscus Carolus Palma, S. S. Th. in antiquiss. Univers. Vindobon. Baccalaureus, auf 184. Seiten, nebst XIII. genealogischen Tabellen, in median Quarto. Wir haben mit Fleiß, den ganzen Titel, dieses gründlichen Werkes hergesezt, welches seinem erhabenen Verfasser, ungemein viel Ehre gemacht hat; damit unsre Leser, gleich beym ersten Anblick, übersehen können, was sie in demselben zu erwarten haben.

Die Veranlassung, zur Herausgabe, dieses, mit der äußersten Genauigkeit und Belesenheit abgefaßten genealogischen Werkes, des allerdurchlauchtigsten Habsburg - Lothringischen Hauses, zeigte der gräfliche Herr Verfasser selbst an, in der Zueignungsschrift der ersten Ausgabe, an Se. königliche Hoheit, den Großherzog Peter Leopold. Die feyerliche Ankunft Sr. königlichen Hoheit nach Görtz, im Jahre 1770. hat die Herzen, der über diesen hohen Besuch erfreueten Einwoh-

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ner so durchdrungen, daß einer um den andern sich beeyferte, seine allerunterthänigste Devotion und Freude auf alle nur ersinnliche Weise, gegen einen so großen und liebenswürdigen Prinzen, einen Sohn, der größten Maria Theresia, an den Tage zu legen. Kaum hat der erhabene Herr Verfasser, von der so lang gewünschten hohen Ankunft, des Großherzogs königlicher Hoheit, in sein Vaterland, die erste Nachricht erhalten; so vereinigten sich sogleich, alle seine Wünsche und Bemühungen dahin, durch ein besonderes Merkmal, seine Unterthänigkeit, und zugleich seine Dankbarkeit, für die unzähligen k. k. Begnadigungen, zu bezeigen. Unentschlossen, ob Sr. Excellenz den Tribut der schuldigen Devotion und Dankbarkeit, durch prächtige Feyerlichkeiten, oder durch sonst etwas außerordentliches und glänzendes, dem hohen Gaste entrichten sollten; fiel der Gedanke dahin, daß ein gelehrtes Monument, aus dem Fache der Wissenschaften, wohl das angenehmste und anständigste seyn würde; da bey dem allerhöchsten kaiserlich- königlichen Erzhause, eine mit unter den bewunderungswürdigen Tugenden desselben, wie jener Dichter singet, diese ist,

- - - - - - - - quae strepitus fastidit

inanes,

Inque animis hominum pompa me-

liorc triumphat.

So entstand dieses gründliche und lesenswürdige Werk; welches vor dreyen Jahren, zu Venedig bey Anton Zatta, sehr prächtig abgedruckt, und des Großherzoges königl. Hoheit, zu Görz übergeben worden ist. Der Name eines Reichsgrafen Coronin von Cronberg, ist der gelehrten Welt, durch verschiedene gelehrte Versuche und Abhandlungen, mehr als zu bekannt. Schon in der k. k. Theresianischen Ritterakademie allhier, machte Se. Exzellenz den Anfang, unter der Anführung, des berühmten P. Erasmus Frölich, die Geschichte der Grafschaft Görz, mit vielem Fleiße zu bearbeiten. Hier war es, wo sie noch im Jahre 1753. bey angestellter öffentlichen Prüfung, ans Licht stellten; Tentamen Genealogico- Chronologicum, promovendae feriei Comitum, & rerum Goritiae. Die huldreichste Monarchinn, belohnte diesen angehenden Fleiß, mit einer goldenen Kette. Nach einem so glücklichen Anfang, blieben die Wissenschaften unausgesetzt, selbst nach aufgetragener Besorgung, öffentlicher Staatsangelegenheiten, eine Lieblingsbeschäftigung, des erhabenen Herrn Verfassers: welch eine Ehre für die Wissenschaften!

Nun wollen wir unsern Lesern, einen kurzen Auszug aus dem Werke selbst mittheilen. Das ganze gelehrte Werk, bestehet aus vier Kapiteln, und einem doppelten sehr interessanten Anhang. In dem ersten Kap. werden in fünf Paragraphen allgemeine Betrachtungen, von dem Ursprung des Durchlauchtigsten habsburg-lothringischen Hauses, an-

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gestellt. Im 1. §. sind die verschiedenen Meinungen der Gehrten davon angeführt, deren Joh. Ludwig von Schönleben, in seiner Dissertation, de prima origine Augustissimae Domus Habsburgo- Austriaca, welche zu Laybach 1680. im Druck erschienen ist, zwanzig, aus verschiedenen Schritstellern, zusammengesammlet hat; davon die meisten so abentheuerlich sind, daß sie nicht würdig geachtet werden, denkende Köpfe, zu beschäftigen. Unter so vielen Meinungen der Genealogisten, wählet Herr von Schönleben diejenige, nach welcher die männliche Linie, des habsburg-österreichischen Hauses, von den fränkischen Königen, aus dem Merowingischen Stamme: die Weibliche aber, von Karl dem großen, hergeleitet wird. Diese Meinung wird §. 2. geprüfet; und als willkürlich, erdichtet, auch nie erwiesen, verworfen. Hierauf trägt der gelehrte Herr Reichsgraf §. 3. diejenige Meinung vor, welche den durchlauchtigsten habsburg-lothringischen Stamm, von Attico, oder Ethico, den wir hinführo den ersten nennen werden, herleitet. In dem 4. §. wird die Meinung von einigen Fehlern gereiniget, und näher entwickelt; in dem 5. §. aber, als eine von dem berühmtesten Schriftsteller angenommene, und mit Urkunden und Zeugnissen erwiesene Meinung, bestättiget. Haec, heißt es unter andern, communis est eruditorum sententia, quam tuentur Germani, amplectuntur exteri; promovent fideles Austriacorum; subditi; pro qau militat ratio, loquuntur ipsae Habsburgicorum Comitum, & Lotharingiae Ducum antiqae ditiones, olim Ethiconi propriae; firmant infinita propemodum documemta; . . .quae probabilitate omnes omnes hactenus vendicatas superat & adeo comprobata est, per idonea instrumenta, ex intimis Tabulariorum recessibus in hunc finem producta, ut inter grandaevas familias, vix alteram similibus praesidiis munitam inveniamus.

Nach diesen vorläufigen Betrachtungen,kommt der Herr Reichsgraf von Cronberg, seinem Endzwecke näher, und untersucht im 2ten Kap. die Nachkommen des Allmannischen Herzogs Ethicons, namentlich diejenigen, von welchen das Haus Lothringen abstammet, in acht Paragraphen. Der 1. §. enthält eine vorläufige genealogische Deduction, des Habsburglothringischen Stammes, von Ethico dem Isten bis auf Eberhard den IVten, einen Grafen von Elsaß; und auf Güntram den reichen, seinen Bruder, einen Graven von Altenburg. Jener ist der Stammvater der Lothringer, dieser aber der Habsburger. Der Verfasser weicht hiebey mit gutem Grunde ab, von der genealogischen Deduction, welche der gelehrte Abbt Herrgott angenommen, und in Geneulog. Diplom. Augustae gentis Habsb. Tom. I. libr. II. Cap. VIII IX u..f. ausgeführet hat; dagegen wählt er die von dem berühmten Leipziger Professor, Joh. Georg Eccard, mit vielem Fleiß und aus lauter Urkunden

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und Akten, abgefaßte, in dem gelehrten Werk, welches zu Leipzig 1721. ans Licht getretten, unter folgenden Titel: Origines Serenissimae ac Potentissimae Familiae Habsburgo Austriacae. Beyder gelehrten Stammtafeln, werden S. 20. angeführt. .

(Die Fortsetzung folgt.)

II. Topographische Nachrichten.

Beschluß der Beschreibung von Bosnien.

Hier bey Zwornik ist auch eine Hauptüberfahrt, und die Passage von Sarajewo nach Belgrad, nicht minder zweyerlei Mauthen von Servienscher sowohl, als Bosnischer Seite. — Dieser Festung kann man sich mit einer Armee sowohl von Ratschka über Belina, Glawitschitza, und über das kleine Gebirge Tscherna Stena, über welches man auch mit Wägen ganz gut fortkömmt; als auch von Ratschka, über Belina, Tratschak, über das Gebirge Spretscha. und zwar bis an die oberhalb Zwornik stehenden Schlösser nähern, aus welchen sowohl die Stadt, als die Festung bloquiret, und beschossen werden kann. —

Von dannen gehet abwerts neben der Drina eine Strasse, welche sich linker Hand des Saustroms über die Gebirge wendet, und zu den Kaludjerkloster Tamna führet. Unterhalb demselben befindet sich das Schloß Trotschak, welches einige Kanonen und eine kleine Vorstadt hat. Von diesem gegen Mittag zu, gehet der Weg auf den türkischen Marktflecken Janja, welcher ungefähr 150. Häuser stark ist, und einen Serdar Aga zum Kommendanten hat. Ein Bach gleiches Namens fließet demselben vorbey, und fällt zwischen dem Gebirge Zavrßa und Tußla in die Drina. Belina liegt auf dem Wege von Zwornik gegen Ratscha, welchen sowohl Christen, als Türken bewohnen. Es sind bis 230. Häuser darinnen: es hat einen Kapitän, als Befehlshaber, und einen Kadia, der des Zworniker Generalauditeurs Substitut ist. Dieser Flecken liegt in einer sehr schönen, und anmuthigen Ebene, in welcher besonders viel Korn gebauet wird. — Von Ratscha bis Belina, sind drey, von Belina aber, bis Zwornik, 7 Stunden.

Von Belina gegen dem Saustrom, stehet die kleine türkische Schanze Bertschko, welche ein Filialposten von Tußla ist, und unter den dasigen Kommendanten stehet. Von derselben auf 3. gute Stunden linker Hand, stehet die Festung Derbent, welche unlängst repariret worden, und mit Artillerie hinlänglich versehen ist. Es befindet sich ein Oberkapitän, als Kommendant in derselben, und hat 4. Agen und einen Staabs-

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auditeur unter sich. Die Vorstadt von beyläufig 300. Häusern wird von lauter Türken bewohnet. Die Gegend, da herum, ist stark bevölkert, mit vielen Christen besetzet, und bringet auch sehr schönes Getrayde.

Das Dorf Türkischbrod hat bey 40. Häuser lauter Türken, keine Schanze; sondern nur eine einzige Tsardaken, und einen Aga zum Befehlshaber.

Die beste Passage für eine Armee, und Artillerie von dem Saustrom nach Bosnien, ist folgende: Von Gradischka bis Banjaluka ist eine Ebene, und guter Weg; von Swinjar bis eben nach lezterm Ort gleichfalls bequem fortzukommen.— Swinjar liegt 3. Stunden unterhalb Gradischka hart an dem Saustrome; und die Distanz von diesen beyden Oertern bis Banjaluka ist einerley.— Die Infanterie kann binnen 10, die Kavallerie aber in 7. Stunden dahin marschiren. Den Fluß Werbas kann man auch von der Seite des Saustroms an drey verschiedenen Orten, ohne einer Brücke nöthig zu haben, durchsetzen, und das zwar zu Ende des Berges Lertscha unterhalb Klatschanitza, nicht minder bey dem so genannten Trensko Polje und ebenermassen unterhalb Banjaluka, wo der Bach Werbanja in die Werbas fließet. Unterhalb Banjaluka bey Smianje kann man mit Kanonen passiren, und um den Berg nach Podratschitza, wiewohl etwas mühsam, bis auf Wartzekvakup, dort abermal über die Werbas setzen, und sich der Festung Jaitza nähern. — Von da gegen Trawnik, und von diesem nach Sarajewo, kann man längst dem Flusse Bosna ganz bequem marschiren. — Von Kajewosello, von Sritar, und Kiakar kommt man auch sehr leicht nach Bosnien, und von diesem letzteren Orte, sind bis zu der Festung Derbent mehr nicht, als 3. Stunden, und von Derbent nacher Gradatschatz, und Srebernik die nämliche Entfernung. — Von der Sau längst der Bosna kann die Artillerie bis zur Festung Vranduk kommen, tiefer aber in das Land sind die Wege etwas enge, und ohne Verbesserung der Strassen, kann keine Artillerie fortgebracht werden. — Von Ratscha längst dem Flusse Drina und Zwornik ist gute Passage, und von Zwornik bis Vischegrad kann man mit Truppen, aber mit keiner Artillerie marschiren, weil die Wege sehr eng sind. Im Nothfalle aber müßte die Artillerie auf den Drina transportiret zu Gratschanitza ausgeschiffet, und so weiter nach Sarajewo, oder Herzegowina gebracht werden.

Es wird vieleicht nicht undienlich seyn, hier auch der verschiedenen Gattungen türkischer Kriegsvölker, die sich in Bosnien befinden, und der Art, wie solche im Erforderungsfalle zusammenrücken, Erwähnung zu thun. Die beßten derselben, sind die Jenitschern, die so, wie die Sejmen, und Serdenjetschli, zu Fusse dienen.

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Die Spahi aber und Nepher machen die Reiterey aus. — Wann die Armee zusammenrucken soll, so schicket der kommandirende bosnische Pascha-Seraskier, seine Garde aus, und läßt den Befehlshabern der Festungen, und ihren Völkern mündlich befehlen, sowohl in den Städten, als Marktflecken, durch die Herolden ausruffen zu lassen, daß sich die Truppen, und zwar jede Gattung zu ihrem Kapitän, und zu ihrer Fahne alsogleich einfinden sollen. Zugleich gehen auch die Werbungen an. So bald nun diese beysammen sind, so marschiren sie auch sogleich auf den zur Zusammenkunft der ganzen Armee bestimmten Ort.

Ein jeder Aga nimmt seinen Fähnrich, sammt der Fahne mit sich und läßt in der, zu seinem Kommando gehörigen Stadt oder Flecken, die Fahne auf den größten Platze aufpflanzen. Dahin versammeln sich nun sowohl die alten Soldaten, als die Rekruten*). Sobald sich einer anwerben läßt, wird er aufgeschrieben; und wann die Kompagnie vollzählig ist, so marschirt der Aga mit derselben, zu dem bestimmten Sammelplatz. Ehe sie aber dahin kommen, kriegen sie weder Brod noch Löhnung.

Die bosnische Armee kann jederzeit in 20. Tägen beysammen seyn. — Sobald die Kompagnien ankommen, so werden sie durch den Testerdar, (eine Art Kriegskommissär) gemustert. — Diejenigen Agen, welche ihre Kompagnien nicht zur rechten Zeit vollzählig machen können, nehmen alles Gesindel zusammen, das sie nur finden; welches bis zur geendigten Musterung bey der Kompagnie verbleibt; sodann aber wieder hinlaufen kann, wohin es immer will**).

Es geschiehet daher nicht selten, daß einige der Verwegensten dieser Leute, sich wohl in einem Tage bey zwey bis drey verschiedenen Kompagnien anwerben lassen, und die Musterung passiren. Das Handgeld bey der Werbung, belauft sich auf 10. bis 12. Piaster***), und die Löhnung wird den Soldaten, nur halbjährig bezahlet.

Die Musterung*) geschiehet allezeit im Frühlinge. Die Kompagnien bestehen aus 52. Köpfen, und folgenden Officieren: Einem Aga, einem Barjaktar oder Fähnrich, einem Odapasche oder Feldwebel, und einem Chiaus oder Korporalen. — Ihre Kapitäns sind als Staabsofficiere anzusehen; indem jeder dersel-

*) Dieses vertehet sich nur von den Sejmen, Serdenjetsli und Nepher, denn die Jenitschern, und Spahi werden nicht rekrutieret.

**) Und dieses lassen die Agen geschehen, weil sie hernach, die Löhnung derselben einstecken.

***) Ein solcher Piaster beträgt nach unserem Gelde 1 Fl. 8 Kr.

*) Die Türken heißen sie Oklama. Sollten sie wohl dieses Wort aus der Slavonischen Sprache genommen haben?

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ben sechs Agen unter sich hat. Eine Compagnie Spahi bestehet aus 100. Pferden, und hat zu Officieren, einen Begh, als Rittmeister, einem Barjaktar, und zwey Odapaschen. — Der Allai Begh ist soviel als General Major, und Brigadier über die Spahi. Bey dem Chore der Spahi darf kein Knecht, oder sonst ein gedungener, bey Verlust seines Guts und Lebens erscheinen, und wann sich ein Spahi auf die erhaltene Ordre, bey seiner Kompagnie nicht einfindet, so hat der Allai Begh die Macht, seine Güter sogleich einzuziehen, und sie einem andern zu conferiren.**).

Die Jenitschern sind die besten türkischen Kriegsvölker, und haben ihr besonders Reglement. Ihre Regimenter, werden Orta genennet, und ihre Kompagnien bestehen aus 80. Köpfen. Jegliche derselben hat einen Aga, einen Barjaktar und einen Odapascha, aber keinen Chiaus, oder Korporalen, indem diese sich immer bey den kommandirenden Paschen, und Agen auf Ordinanz befinden. Diese Chiause sind allzeit beritten, und tragen einen Stock, der einen silbern Knopf, mit zwey Hörnern hat. Zu dieser Charge nimmt man lauter auserlesene, und getreue Leute; und ihre Pflicht bestehet hauptsächlich darinn, daß sie das Volk bey Scharmützeln und Schlachten antreiben. — Sonst bleibt das Chor der Jenitschern immer beysammen, und da der größte Theil von ihnen Professionisten sind, so treiben sie auch ihr Lager, so oft sie ein wenig Ruhe haben, ihr Handwerk. Wann die Armee marschiret, so machen sie die Avantgarde, und repariren die Wege; es müssen ihnen auch im Marschiren, außer der Garde des Pascha, alle übrigen Völker ausweichen. Ihre Montur und Gewehr ist egal.

Die Sejmen, Serdenjecsli und Nepher, werden meist zu den detaschierten Posten, und zum plündern gebraucht. Sie sind wenig im Lager, sondern meist auf Streifereyen, überhaupt aber ein zusammgeraftes Gesindel, von Türken, Christen, Arnauten, Zigeunern, und anderm liederlichem Volke.

Die Sejmen sind, das Gewehr ausgenommen, gleich montirt, sie haben aber bey ihren Kompagnien, welche ebenfalls 52. Mann stark sind, keinen Aga, sondern einen Buljukpascha, einen Barjaktar, einen Odapascha und einen Chiaus. Diese sowohl als die Jenitschern, welche Handwerker sind, bekommen zuweilen eine kleine Beyhilfe, ihr Gewerbe besser treiben zu können.

Die Spahi bleiben auch beständig beysammen, und keiner von ihnen gehet aus dem Lage, ohne kommandirt zu seyn. Sie tragen sich nach eigener Willkühr, jedoch nett und sauber; sie sind sehr wohl beritten, und

**) Wie er dann darüber auch zugleich einen Schenkungsbrief ertheilet.

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überhaupt die beste türkische Kavallerie. Da die übrigen Truppen sowohl Brodt als Löhnung vom Hofe bekommen, so haben die Spahi doch keines von beyden; sondern sie müssen sich selbst verpflegen, weil sie als eine Art Edelleute, von allen Abgaben befreyt und meist begütert sind.

Jeder von dem Bosnischen Fußvolke pflegt bey der Musterung seinen Namen, die Profession, und die Kompagnie, zu der er gehöret, anzuzeigen. Er fällt sodann auf beyde Knie, hebt beyde Hände in die Höhe, und leistet auf diese Art den Eid der Treue.

Nach jedwedem Scharmützel, oder Batallie, wird der Verlust, der Janitscheren, Spahi und Sejmen einberichtet, nicht aber von den Nephern und Serdenjecsli: weil, wann ein Spahi umkömmt, der nur der einzige seiner Familie gewesen, dessen Hab und Gut dem Fisco heimfällt. Was aber die Jenitschern und Sejmen betrift, geschiehet es darum, weil sie ex aerario montiret, und verpfleget werden.

Das Königreich Bosnien kann 50. bis 60. tausend streitbare Männer stellen. Es befinden sich auch 80000 Christen in demselben, deren jeder seinen Contributionszettel, Teßkera genannt, von dem Cassier, Harakßlia lösen muß. Diese Einnehmer haben die Contribution in Verpachtung, so wie auch alle andere Gefälle exarendiret werden.*)

* * *

Aus dieser kurzen, jedoch richtigen Beschreibung des Königreiches Bosnien, erhellet, daß sich in demselben befinden:

24. große und kleine Festungen.

19.Schlösser.

23. Städte.

44. Marktflecken

5. Katholische Klöster, worunter zweye öde sind.

20. Griechische Klöster, von welchen, auch zweye wüste sind. 7. Bergwerke.

35. Gebirge.

7. Flüsse.

24. Bäche

1. See, und 2. Gesundbäder.

v. W.

*) Diese Contributionen werden meist an die Beghs, Kapitäns, und andre Officiere verpachtet, die aber sehr oft hintergangen werden; indem sich die Contribuenten so lang versteken, bis die Steuereinnehmer, welche solche einzutreiben herumreisen, ihren Ortwieder verlassen haben.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 04 Oct 2011, AgostonBernad
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