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IV. Jahrgang, XVI. Stück, den 20. Aprill 1774.

I. Wissenschaften

Nützliche Bücher.

Bey Herrn Johann Thomas Edlen von Trattnern, hat vor kurzem die Preße verlaßen: Funacza Pestyere, seu antri Funacza dicti historico physica relatio, concinnata, ab Alexio Nedeczky de. Eadem, qui ipsus antrum hocce lustravit, anno 1772 die 19. Octobris. In groß Oktav auf 36. Seiten.

Die merkwürdige Höhle bey Funatza im Biharer Komitate in Ungarn, welche in diesem kleinen Traktätchen sehr genau beschrieben worden, war bisher noch ganz und gar unbekannt. Es wird daher unsren Lesern nicht unangenehm seyn, wenn wir ihnen aus dieser zuverläßigen Beschreibung einen etwas umständlichern Auszug liefern: wir wollen, so viel möglich, den Herrn von Nedeczky, jedoch in einer freyen Uebersetzung reden lassen.

§. 1. Sagt der Herr Verfasser: Ausländer glaubten noch immer, daß Ungarn an Naturseltenheiten, die, wenn sie nicht zu bewundern, dennoch merkwürdig sind, alle andere Länder übertreffe. Und was hätte wohl sonsten und zwar nur noch vor wenig Jahren, einen berühmten Brünnich, einen Färber, einen Schuhmann, gar aus Norden, nach Ungarn ziehen können, als die forschende Begierde, Seltenheiten, die die Natur mit freygiebiger Hand in diesem Königreiche ausgespendet hat, zu sehen und zu untersuchen. Mehrrer, Engländer, welche nach Ungarn gekommen sind: was hat sie wohl bey dieser großen Entlegenheit der Länder, dazu bewogen, als die Verschiedenheit und der Werth unsrer Steine. Wir selbst, wenn nur Jemand seine Aufmerksamkeit darauf richtet, werden davon überzeugt. Können wir

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aber an diese weite Reisen der Ausländer, und auf die damit verknüpfte Mühe, Kosten, und Gefahren; dann auf ihr eyfriges Bestreben, die noch unbekannten Reichthümer unsers Vaterlandes zu erforschen, bloß in der Absicht, um sie aus der Finsterniß an das Licht zu bringen; können wir daran nur denken, ohne schamroth zu werden? Wir müssen ja dabey bekennen, daß sie für unsere eigene Sachen, mehr als wir selbst gesorget haben.

Weder die ausnehmende Begierde, mit welcher die gelehrte Welt, die Arbeiten unsers berühmten Bels, in diesem Fache, aufgenommen hat, noch sein Beyspiel war vermögend, uns aus unsrem Schlummer zu bringen. Kaum hatte dieser Gelehrte eine kurze Beschreibung von zwo Höhlen, nämlich von der Ribar, im Sohler und von der Sklenizer im Torner Komitate entworfen, so kam solche schon zum Vorschein, bey den Engländern, in den Transactionen, und bey den Deutschen, im Hamburger Magazine. Seit deme mußten Fremde anstatt unser, die gerechte Erwartung der Ausländer, zu stillen suchen. Damit ich nun aus Liebe zu meinem Vaterlande, hierzu etwas beytrage, und durch meine Kühnheit, gelehrte Mitbürger zu Erforschung und Beschreibung, der einheimischen Naturseltenheiten aufmuntere, will ich eine Höhle bekannt machen, wovon nicht einmal in den benachbarten Gegenden, vieles geredet worden.

§. 2. Die Höhlen sind von zwo Gattungen; einige hat die Natur gebildet, andere sind durch Menschenhände zubereitet worden. Von diesen letzten sind in Ungarn viele zu finden: Salz, Gold, Silber, und Kupfer, hat den hiebey gemachten großen Aufwand gemeiniglich reichlich belohnet; man muß über der Größe dieser Aushöhlungen nicht selten erstaunen.

Doch hat das Königreich, wegen der vorhandenen felsichten Berge, auch an natürlichen Höhlen keinen Mangel. Denn außer der bey Ribar und zu Sklenitz, ist jene bey Demanowa im Liptauer Komitat sehr merkwürdig, welche Georg Buchholz im Jahre 1723. nicht alleine durchgewandert, und beschrieben; sondern auch abgezeichnet hat; wie man davon den Prodromum des belobten Bels nachsehen kann.

Nach den Erzählungen, die ich gehöret habe, soll jene Höhle bey Aktelek, im Gömörer Komitate, viel merkwürdiger, als diese seyn; auch dergleichen verschiedene sich in der Thurozer und Zipser Gespanschaft befinden; wovon, wenn es mir Zeit und Umstände gestatten, ich ebenfalls, wenn ich sie einmal besuchet habe, eine genaue Nachricht ertheilen werde.

§. 3. Was meinen itzigen Gegenstand anbelangt: so habe ich die erste Nachricht von dieser Höhle dem Herrn Stacho, welcher von Groß-

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wardein nach Kaschau gekommen ist, zu danken. Dieser, da er meine Neigung zur Naturgeschichte wahrgenommen, hat mich durch sein eigenes Beyspiel aufgemuntert, die Höhle zu besuchen.

§. 4. Die Gegend vom Biharar Komitate, wo sich derselbe an die Gränzen Siebenbürgens mit dem Albenser Komitate zusammen schließet, ist mit hohen Bergen besetzt, welche gegen 10. Meilen von Großwardein entfernt sind. Unter denselben ist das Dorf Funacza, welches seine Benennung von dem Walachischen Worte fun erhalten hat, das in dieser Sprache Heu bedeutet; das Dorf gehöret zu Herrschaft Belenyesch, welche zum Bisthum Großwardein gehörig ist.

§. 5. Von diesem Dorfe zwischen Osten und Süden, liegt der Berg, in dessen Eingeweide, man durch unsre Höhle, welche die Walachen Funacza Pestyere nennen, gelangen kann. Von dem Fuße des Berges, bis zu ihrem Mundloch hatte ich eine gute Viertelstunde mit einem tüchtigen Pferde zu reiten. Die senkrechte Höhe, wenn ich sie auf 50. Klafter anschlage, scheinet mir gar nicht übertrieben zu seyn.

Der Zugang zur Höhle, ist von der gewöhnlichen Waldstraße, gegen Mittag in etwas entlegen, und die Tagöffnung derselben mag sich in der Breite ohngefähr gegen zwo Klafter erstrecken, und eine Klafter hoch seyn. Vor dieser Oefnung ruhet ein ungemein großes Stück Felsen, das davon nur wenig Schritte entfernet ist, und mich auf die Gedanken gebracht hat, daß solches durch eine Erschütterung, oder wie immer, von dem Gebürge losgeworden ist, und den Zugang zur Höhle eröfnet hat.

§. 6. Die Höhle erstrecket sich beyläufig auf 20. Klafter; sie ist ihrer 8. bis 9. breit, und 2. hoch, bis sie sich an die benachbarte schließet, wo die Höhe etwa 6. Klafter betragen mag. In dieser Strecke, bedarf man der Windlichter nicht, weil sie durch das einfallende Tageslicht, ziemlich aufgellet wird.

Unsere Leser werden das angegebene Maaß so gar genau nicht nehmen: weil der Herr Verfasser selbst gestehet, daß er mit keinem Meßzeuge versehen gewesen; und sich daher nur mit dem Augenmaße behelfen müßen. Dieses nun, kann besonders an dunklen Oertern sehr oft unrichtig ausfallen.

(Die Fortsetzung wird folgen)

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II. Geschichte

Beyträge zur Geschichte des Menschen.

Das Vorurtheil überhaupt, und diejenigen Vorurtheile insonderheit, die den Menschenhaß und die Schwärmerey zum Grunde haben, und die vornehmsten Quellen, eines unbarmherzigen und grausamen Betragens, gegen den unschuldigen Nebenmenschen sind, aufs möglichste zu bestreiten, und zu vernichten, ist immer eine Pflicht, und eine Ehre der Menschlichkeit. Ein Vorurtheil dieser Art, mit welchem sich in diesen Gegenden nicht nur niedriger, sondern auch zum Theil angesehener Pöbel, annoch schleppet, und durch welches, in Verbindung mit andern ähnlichen Vorurtheilen und falschen Sagen, ehedem, in verschiedenen Provinzen viele tausend Menschen jämmerlich erwürget worden,*) ist das ganz alberne, und durch seine offenbahre Ungereimtheit, sich von selbst sattsam wiederlegende, und zum größten Unglück, für das ohnedem genug unglückliche Geschlecht der Juden ausgetraumte Vorurtheil und höchst unvernünftige Sage: daß die Kinder der Juden blind auf die Welt gebohren werden, und nicht anders, als durch Bestreichung der Augen mit Christenblute, das Gesicht erlangen könnten. Die Geburth eines einzigen Judenkindes, ist hinreichend eine Thorheit dieser Art zu wiederlegen: allein Menschen, die einer solchen Thorheit fähig sind, sind keiner Wiederlegung und Ueberführung, es sey durch die Vernunft, oder durch die Sinne so leicht fähig. Aus diesem albernen Vorgeben ist der Schluß geflossen: die Juden müsten Christen, und besonders Christenkinder Mörder seyn, um sich mit dem nöthigen Vorrath von Christenblute, zu diesem Gebrauche zu versehen u.s.w. Man sollte in unsern Tagen, von solchen Dingen billig nichts mehr lesen, allein, sie sind, wie viele andere gräuliche und Menschen verderbliche Vorurtheile noch da, und man muß sich die Mühe nicht reuen lassen, dieselben, immer mehr und mehr aus dem Gehirne wegzuschaffen, und der Unschuld, wenn sie gleich die Unschuld eines Juden oder Heyden ist; denn sie bleibt doch die Unschuld eines Menschen; das Wort zu reden, und Leute die mit solchen Thorheiten angestecket sind, zur Vernunft, und mehrern allgemeinen Menschnliebe, aufs möglichste anzugewöhnen.

Die Begebenheit die vor einiger Zeit in diesen Gegenden vorgefallen, und die ich nach meinen damaligen Eintrag in mein Tagfebuch erzählen will, wird, wie ich hoffe, diese mei-

*) Man lese unter andern Goldaski Scriptores rerum fucuicarum , so wird man häufige Tragödien dieser Art antreffen, und mit Grauen betrachten.

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ne kurze Vorrede, rechfertigen. Sie ist folgende:

Aus dem Dorfe Orkutzan, der nahe dabey gelegenen königl. freyen Stadt Zeben zugehörig, in der Oberungarischen Gespanschaft Scharos, ging vor einigen Jahren (im Jahre 1765.) an einem gewissen Tage auf einmal ein Kind verlohren, welches die Aeltern, denen dasselbe zugehörte, nach zween Tägen, nahe bey dem Dorf, auf dem Felde tod, und sehr übel zugerichtet gefunden.

Da das Kind, oder dessen todter Körper eine solche Art von Wunden zeigte, wie man nämlich vorgab, (denn wir selbts haben sie nicht gesehen) die mit vielen Stichen schiene gemacht worden zu seyn, und an dem Tage, da das Kind verlohren gegangen, eben einige Juden, von einem an dieser Straße liegenden Dorfe, durch Orkutzan gereiset, so verfiel das Volk durch das Vorurtheil geleitet, so gleich auf die Vermuthung, daß Niemand anders, als diese Juden, Mörder dieses Kindes seyn müsten. Man betrachtete es als einen Märtyrer: behielt den todten Körper auf: nahm davon durch ungeschickte Abzeichnungen, wovon wir selbst eine gesehen, und die mahlerischen Zusätze deutlich bemerket; man fieng alles was Jude heißt, in der ganzen Gegend zusammen, warf sie im E — — ins Gefängnis, formirte ihnen den schäfsten Proceß, und doch brachte man mit dem allen, wie es auch nicht möglich war, die Sache zu keiner Gewißheit. Ein armer alter Rabbi, den man für den Urheber dieser Morthat ansah, denn er nothwendig muste es seyn, wurde auf die Folter gebracht, wo es ihm das Leben kostete, indem er an den Schmerzen einige Tage darauf dahin starb, und auf den Schinderkarren zur Schande der Menschlichkeit öffentlich hinaus geschleppt wurde. Endlich da die Sache durch die Judenschaft bey dem allerhöchsten Hofe anhängig gemacht wurde, und Herr v. Okolitschani, ein vornehmer Rechtsgelehrter aus Liptau, die Vertheidigung ihrer Sache übernahm, so gewann der lange harte Proceß, und die ganze Judenmordgeschichte auf einmal ihr Ende. Die arretirten Juden kamen auf allerhöchsten Befehl, in Freyheit, und das ganze gräuliche Mordgeschrey, verwandelte sich in Zweifel und Stille. Wir haben uns die ganze Sache nach vernünftiger Wahrscheinlichkeit, dabey also vorgestellt. Das Kind hat auf mehr als eine gar leicht begreifliche Art, durch innerliche und äußerliche Ursachen, das Leben verlieren können: Die Wunden die sich am todten Körper gezeigt, und die man gewiß, mit genugsamer Vorsicht und Einsicht nicht untersucht hat, haben von Vögeln und andern Thieren, können gemacht werden, wozu die Einbildung und das Vorurtheil mit dem Haße und der Gewinnsucht, so dann die nöthigen Vergrößerungen beygetragen. Wann werden doch die Menschen aller Sachen Ungreimtheiten los werden? Nicht eher, als wenn man sie durch ein durchgängi-

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ges vernünftig eingerichtetes Auferziehungswerk von Kindheit an zum rechten Gebrauch der Vernunft angewöhnen, und dadurch zu wahren Menschen machen wird. Die Zeiten, in welchen wir leben, versprechen uns dieses Glück: und wahre Menschenfreunde freuen sich des.

K - l.

III. Ungarische Naturgeschichte.

Vom Trappen.

Die äußerliche Gestalt des Trappen, ist von dem indianischen, Hahne nicht viel unterschieden. Er ist aber viel dicker, und schwerer; hat nur drey Krallen an den Füßen, zwischen denen sich keine Membrane befindet; sein Schwanz ist anderst gestaltet, der untere Theil seiner Kreulen ganz nackend, und, anstatt der fleischichten Membrane unter dem Kiene, hat er einen Bart von Federn.

Die Farbe seiner Federn hat einen aschgrauen Grund, auf dem Rücken aber, sind diese mit schwärzlichten, fahlen, und röthlichten Flecken, und Streifen untermischet. In Ungarn wenigstens, haben sie diese Farbe und Gestalt durchgehends und sind von denen, welche Gestner und Aldrovandus untersuchet haben, nur sehr wenig unterschieden. Ihr Gewicht kommt mit denselben auch ziemlich überein, wiewohl man einige bey uns angetroffen hat, die über dreyßig Pfund gewogen haben.

Der Trappe unterscheidet sich von dem Strauße, und dem Casuar, durch seine Flügel, die ungeachtet sie der Schwere seines Körpers gar nicht angemessen sind, ihn endlich dennoch in die Höhe heben, und einige Zeit in der Luft erhalten; da die Flügel der angezeigten Vögel, ihnen gar nicht zum Fliegen taugen. Sein Flügel hat 26. Spulen, und der Schwanz 20. grosse Federn.

Sein liebster Fraß bestehet in allerley Körnern, und Saamen; er frißt jedoch auch Gras, Kohl, Rüben, und andere Erdgewächse; ja in der Noth, nimmt er auch mit Heu, Stoppeln, und Erdwürmen vorlieb; und wann die Felder mit viel Schnee bedecket sind, behilft er sich sogar mit Schilfrohr, und Baumrinden.

Zur Paarzeit gehet der Hahn, eben so, wie der indianische, trotzig um die Henn und breitet seinen Schwanz in der Gestalt eines Fächers aus. Die Eyer sind nicht größer, als die Gänseeyer, gesprengelt, und von bräunlichter Farbe. Die Henne bauet kein Nest, sondern macht ein Lich in die Erde, legt ihre Eyer hinein, und brütet sie ordentlich aus. Die Kornfelder wählt sie zum Brutorte am liebsten; doch brütet sie auch an den

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Morästen, zwischen dem trockenen Schilfe. — Man sagt; daß wann sie einige Nachstellungen gewahr wird, sie die Eyer unter ihre Flügel nähme, und an ein sicheres Ort bringe; und daß sie diese ihre Eyer sogleich verlasse wann sie in ihrer Abwesenheit berühret worden.

Seiner Größe ungeachtet, ist der Trappe dennoch überaus furchtsam, und bedienet sich seiner Stärke gar nicht. Zuweilen trift man eine Menge, von 50 und mehr beysammen an: aber der Anblick eines Menschen, eines Hundes oder Fuchses, ja eines jeden der kleinsten Raubthiere macht sie schüchtern, und ich habe selbst gesehen, daß mehr als 20. Trappen, durch einen von ungefähr aufgejagten Hasen, in die Flucht getrieben wurden. Das zahme Vieh hingegen, als Ochsen, Lämmer, Pferde, u. d. gl. scheuen sie gar nicht, sie gesellen sich vielmehr zu ihnen, und durchsuchen hauptsächlich den Mist der letzteren, in dem sie meist einige halbverdaute Körner finden.

In Ungarn ist dieser Vogel gleichsam zu Hause, und wird fast auf allen Ebenen, besonders aber in sumpfigen Gegenden sehr häufig angetroffen. Er wird meist hinter den Pferden, und Ochsen geschossen, oder der Jäger legt sich in einen Karren, der von einem Pferde gezogen wird, und schießt ihn dann mit leichter Mühe. Oft werden ihrer viele durch Leute, die hinter den Pferden gehen, zusammengetrieben, und sodann nicht selten ein helbes Dutzend mit einem Schusse getödtet. Wann er mit Hunden gejagt wird, lauft er überaus schnell, die ihn auch oft einholen, und fangen, indem er wegen seiner Schwere, sich nicht ohne große Mühe schwingen kann, und ihm immer ein günstiger Wind im Fluge forthelfen muß. Man fängt denselben bey uns, auch zuweilen mit Netzen; nimmt die Jungen, und erzieht sie in Häusern, wo sie ziemlich zahm werden, aber niemals, eben so wenig, als die man aus den Eyern gezogen hat, brüten.

Das Fleisch der jungen Trappen giebt ein vortrefliches Wildprät, der alten ihres aber, kann man kaum genießen. Warum es Hypokrates, denen, die mit der fallenden Sucht behaftet sind, verboten habe, kann icht nicht sagen: und eben so wenig getraue ich mir mit dem Plinius zu behaupten, daß ihr Fett, eine besondere Kraft habe, die Schmerzen in den Brüsten der Kindbetterinnen zu stillen.

Aus den Spulen werden eben so gute Schreibfedern, wie aus den Gänsestielen geschnitten; und das Gefieder derselben, braucht man beym Angeln, weil man glaubt, daß die Fische, die kleinen schwarzen Flecken auf derselben, für Fliegen ansehen.

v. W.

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IV. Vermischte Nachrichten.

Von dem vermittelst, der Kunst zuwege gebrachten, sehr geschwinden, und recht wunderbaren Wachsthum des Pflanzenreiches erzählt Christoph Langhaus, eine sonderbare Begebenheit, in seiner neuen Ostindischen Reisebeschreibung S. 553. Es ließe sich in Suratte, (sagt er) ein indianischer Bauer oder Gärtner bey meinem Patron, dem Herrn Commissarius anmelden, um ihn nach Belieben etwas Rares sehen zu lassen. Als ihm dieses zugestanden worden: so ließe er durch seinen Kameraden, die bey ihm habende Körbchen aufmachen, in welchen Schlangen sich befanden, die nun tanzen musten. Sie richteten sich bis an die Hälfte auf die Höhe, und schlankerten den Kopf hin und her: endlich musten sie auf seinen Befehl in die Körbchen kriechen. Alsdenn forderte dieser Mann einen Apfel von Sina: diesen eröffnete er, nahm einen Kern heraus, und steckte ihn in die Erde, welche er mit einem gewissen Wasser begosse, und ein Körbchen 4. Spannern hoch drüber deckte. Nach einer halben Stunde deckete er den Korb auf, und zeigte uns, daß eine Pflanze in Zeit dieser halben Stunde aus der Erde von dem eingesteckten Korn gewachsen wäre. Hierauf deckete er sie wieder zu. Nach einer kleinen weile, deckete er den Korb wieder auf. Die Pflanze war nunmehr so hoch, als der Korb, und hatte rechte Blüthe, die einen natürlichen Geruch von sich gaben. Nach abermaligem darüber gedeckten Korbe, und kleiner Verweilung, nahme er den Korb wieder hinweg, und zeigete uns 5. schöne refe Aepfel von Sina, brach auch solche ab, und gab sie auf die Probe. Ich habe selbst davon gegessen, und sie am Geschmacke, wie einen natürlichen Sinesischen Apfel befunden. Der Herr Commissarius ließe einen Apfel davon aufheben, welcher auch, gleich andern, gut bliebe. Den Baum riesse der Bauer aus der Erde, und wurfe ihn ins Wasser.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 21 Jun 2011, AgostonBernad
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