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IV. Jahrgang, XXVII. Stück, den 6. Julii 1774.

I. Wissenschaften

Ungarische Litteratur.

Im XX. Stücke des dritten Jahrganges unserer Blätter haben wir vou den Grafen Wolfgang von Bethlen einige Nachrichten mitgetheilet, die uns zugeschickt worden sind. Sie bestunden in einem Auszug aus dem Rintelischen Anzeigen, vom Jahre 1768. S. 374. Diese Nachrichten wurden in den folgenden XXI. Stücke S. 163 mit dem aufrichtigen Wunsche beschlossen, daß der Herr Doktor Schwarz, Professor zu Rinteln, dieses so seltne Werk, durch eine neue Ausgabe, allgemeiner machen, und mit seinen gelehrten Anmerkungen bereichern möchte.

Der unermüdete Eifer dieses um die Geschichte seines Vaterlandes in vielem Betrachte verdienten Gelehrten, trieb ihn an, diesen unsern Wunsch zu erfüllen: Wir erhielten nämlich vor kurzem von seiner Freundschaft 3. gedruckte Bögen, unter folgendem Titel: D. Gottfrieds Schwarz Anzeige von des Herrn Grafens Wolfgangi de Bethlen HISTORIARUM HUNGARICO - DACICARUM Libri XVI, als einem, nach dem gedruckten ersten und ungedruckten andern Theil zum Verlag ganz ausgefertigt liegenden Werke. Lemgo zu finden in der Mayerischen Buchhandlung 1774. in 4to.

Zur Berichtigung der vorhin mitgetheilten Nachrichten von dem Gräflichen Herrn Verfasser des Werkes, und von dessen Schicksalen, gelunge es unsrem Herrn Professor, einige Umstände aus den zuverläßigsten Quellen zu schöpfen. Es hat nämlich ein junger Herr Graf L. de Bethlen von Basel aus unterm 19ten Dec. 1769. wider alles Verhoffen, an ihn geschrieben, und ihn aufgemuntert, sich mit seinem Herrn Vater, Sr. Excellenz dem Herrn Grafen Paul von

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Bethlen, beyder kaiserl. und königl. apostol.Majesäten wirklichen geheimen Rath, Kammerherrn, und der hochlöbl. königl Gerichtstafel in dem Großfürstenthum Siebenbürgen höchstverordneten Präsidenten, in einen Briefwechsel einzulassen.

Aus diesen gewechselten Briefen, die wir uns künftighin mitzutheilen vorbehalten, hat der Herr Doktor Schwarz folgendes gezogen und angemerket.

1) Ist Wolfgang von Bethlen, der Verfasser des beschriebenen Werkes, Albensis Comes supremus, d. i. Vorsitzender und dirigirender Graf (oder wie man in der landesüblichen Sprache sagt, Obergespann) der Grafschaft Weißenburg in Siebenbürgen, und des Fürsten Apafi des I. und ältern wirklicher Geheimerrath gewesen. Er hat es aus dem Landesarchiv, welches er unter seinen Händen gehabt, auf eine pragmatische Weise verfertigen können; er wäre aber darüber, in einem frühzeitigen Alter von vierzig Jahren verstorben. Sein Grabmal wäre vorhanden. (Herr D. Schwarz bittet hier um die gütige Einsendung einer Abschrift). Es fället also weg, daß ihn die Tartarn gefangen weggeführt, und er in solcher Gefangenschaft sein Leben beschlossen habe.

2) Den angefangenen Abdruck des Werkes hätte man Alexio de Bethlen zu danken, des Verfassers Wolfgangen seinem leiblichen Herrn Bruder, der Grafschaft Solnock in Siebenbürgen vorsitzenden und dirigirenden Grafen (Obergespann) und Fürst Michael Apafi des I. nachmals Sr. kaiserl. königl. Majestät Leopod des Ersten wirklichen Geiheimenrath. Dieser sey es eigentlich gewesen, der das Werk auf seinem Schlosse Kereschd, drucken zu lassen übernommen: der völlige Abdruck aber sey durch seinen gleichfalls schleunig, zu Siebenbürgisch Weissenburg (nun Karlsburg) erfolgten Tod, an einen Schlagfluß, unterbrochen worden.

3) Sey dessen sein minderjähriger Herr Sohn, gleiches Namanes Alexius Graf von Bethlen, unter die Vormundschaft des Grafen Georg Banfy, Gubernators von Siebenbürgen (welches er vom Jahre 1691 bis 1709, wo er gestorben, gewesen) gekommen. Er Graf Banfy, der Vormund, hätte nicht nur die Verwaltung der Güter seines Pupillen übernommen, sondern auch die ganze väterliche Verlassenschaft desselben zu sich bringen lassen.

Mittlerweile wären

4) die Rakozischen Unruhen eingetretten, welche vom Jahre 1701. bis 1711. angehalten. Und bey solchen, theils im Lande, theils in dem Gräflich Bethlenischen Hause vorgegangenen Veränderungen, wäre

5) der Bethlenischen Familie das Werk, zumalen auch Se. Excellenz der Herr Graf Paulus von Bethlen, der diese Umstände unserm Gelehrten

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so gütig überschreiben wollen, unter vormundschaftliche Pflege gerathen ist, abhanden gekommen.

Da aber Se. itzt gedachte Excellenz in Dero Schreiben bezuegen, daß verschiedene vornehme Herren, selbst in unserm Wien, sich beeifern, ihren Bücherschatz mit dem belogten Bethlenischne Werk zu bereichern: so muß dasselbe

6) so rar es auch in der That ist, doch nicht auf einige wenige, geschweige zwey vollständige Exemplaren eingeschränket werden.

7) Hätten Se. Excellenz weder der handschriftlichen, von dem Herrn Doktor bezeichneten Kontinuation des Werkes widersprochen, noch denselben von einer wiederholten Auflage desselben im Ganzen abgerathen, vielmehr ihn dazu ädelmüthig angefrischet.

Der Herr Professor fähret hierauf fort: „und unter einer so großmüthigen Vergünstigung biethe ich den Liebhabern der Geschichte das unvergleichliche Werk, und zwar im Ganzen an: nämlich, sowohl nach dem abgedruckten Theil, von neuem aufgelegt; als auch die handschriftliche Kontinuation, als den zweyten Theil, zum erstenmal an das Licht gestellt.“

Man wird darinne verschiedenes mit Erstaunen lesen. Man wird über den Gebrauch gewisser Mittel erschröcken, welche sich die verschiedene Leidenschaften erlaubet haben, um zu ihrem ziegellosen Zwecke zu gelangen.

„Siebenbürgen, dieses edle Land des kultiviertesten Europens, würde mit seiner Nachbarschaft, zu einer Einöde, und zu einem Aufenthalt der Bären und Wölfe worden seyn: wo nicht Gott es, wie einen Brand aus dem Feuer, gerettet hätte, und die Güte des Landes demselben wieder zu statten kommen wäre. Die hochlöbl. Nationen und Stände Siebenbürgens werden insonderheit dankbar einsehen, die glücklichen Zeiten, in welchen sie unter Handhabung der Gerechtigkeit, Huld - und Gnadenerweisungen ihrer itzigen höchsten Obrigkeit, nächst Gott, leben. Sie werden zur Treue, Gehorsam und ungefärbten Liebe gegen ihre allergnädigste Landesherrschaft um desto mehr gereizt und angeflammet werden, je deutlicher sie die erbärmlichsten Schicksale beschrieben finden, und denselben nachsinnen werden, die ihre würdige Vorfahren, unverdienter Weise vor der Welt erfahren haben. Ich sage vor der Welt; vielleicht nicht unverdienter Weise vor Gott; in Betracht des einheimischen Religions- Nations- und Famlilienhasses, heimlichen und öffentlichen Verfolgungsgeistes. Welches sie ja zu angelegener christlicher Verträglichekeit bürgerlichen Eintracht, und Familienverbindung wird antreiben müßen. Ich wenigstens,

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wenn ich noch so glücklich seyn soll, einen so zärtlich gesinnten Patrioten, Wolfgang von Bethlen ans Licht zu stellen, werde mich bescheiden, auch nur die allergeringste Veranlassung zu irgend einem Mißverständniß zu geben.

Ich kann zur Zeit noch, von meinem Vorhaben nur überhaupt diese Anzeige thun: werde aber nach Entwicklung einiger hinterstelliger Umstände, mit allem Fleiß daran und besorgt seyn; damit ich den, nach dem völligen Werk begierigen Liebhabern, nächstens möge mit einer genauen Nachricht aufwarten. Will ein anderer mir die Arbeit abnehmen: auch gut! Ich wünsche, daß sie alle weissageten mit Verstand und gehöriger Sorgfalt.“

(Die Fortsetzung folget)

II. Erbländische Geschichte.

Fortsetzung der Nachrichten von dem Gräflich Thökölischen Hause.

Sigmund und Stephan, zum Unterschied von seinem Vater, eben dieses Namens, der jüngere, waren demnach, die vom Stephan Thököli dem ältern hinterlassene zween Söhne, und folglich auch, die Erben seiner weitläufigen Herrschaften, und Güter. Allein mit einer sehr großen Ungleichheit: denn Sigmund, als der ältere Sohn, und ältere Bruder, erhielt nur die, an sich zwar sehr beträchtliche, aber denen, von seinem jüngern Bruder Stephan, nach dem Tod des Vaters, in Besitz genommenen vielen weitläufigen Gütern, gar nicht angemäßene Herrschaft Cschawnick mit einigen andern geringern Landgütern zu seinem Antheil; auf welchen er, ohne an der gräflichen Würde seines Bruders Theil zu nehmen, bis 1671. Jahr, und vielleicht noch etwas länger, blos unter dem Titel: eines Freyherrn von Cschawnik fortgelebet.*) Wir haben diesen Unterschied in der Succession und dem Ansehen dieser zween Brüder, nach den in Händen gehabten Nachrichten zwar gleich bemerket, aber die Ursache davon nicht eingesehen, wenigstens die wahre Ursache nicht entdeckt; weil wir den ältern Stephan Thököli nur für einmal verheurathet, und wie unser voriger Abschnitt lehret, beyde Söhne, für Söhne der Catharina Thurso gehalten haben. Nun aber

*) Georg Buchholz der ältere gedenket seiner, in seinem in diesen Blättern schon erwähnten Dialium ad annum 1671. mit diesen Worten: „Im Jahre 1671. bin ich auf Anstalt Herrn Johann Olmützer der XIII. Städte Grafens, durch zwey Diener des Freyherrn Sigmund Thököli von Cschwnik, aus Topschau nach der XIII. Stadt Georgenberg in Zipß abgeholet worden." Ein gleiches erhellet aus einigen Vollmachtsbriefen, die wir von ihm von diesen Jahren in Händen haben.

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ist die Sache völlig entwickelt. Denn, nachdem wir unterdessen Gelegenheit gefunden, die oben gemeldte schöne Parochialmatrikel der Stadt Käßmark, welche vom Jahre 1601. bis zum Jahre 1640 fortgehet, zu unserm Zweck genauer zu benutzen; so sind wir in den Stand gesetzet worden, verschiedenes in diesem unsern Ausatze zu berichtigen, und besonders die Verschiedenheit der Erbschaft und des Ansehens, bey diesen zween Söhnen des ältern Stephan Thököli, wie darinn angezeiget wird, zu zweymalen verheyrathet; erstlich mit der Sophia von Hoffmann, mit der er sich um das Jahr 1614. vermählet, und im Jahre 1618. den Sigmund erzeuget hatte*); und so dann, da diese seine erste Gehamlinn, eben in diesem Wochenbette verstorben, zum zweytenmal mit der Catharina Thurso, wie im vorhergehenden Abschnitt gemeldet worden, welche ihm im Jahre 1623 seinen Sohn Stephan gebohren, und ihm, in Absicht auf die Thursonischen Güter, den gedachten Vorzug vor seinem ältern Bruder Sigmund verschaffet hat.

Dieser Sigmund Thököli, hatte sich im Jahre 1639. mit der Susanna von Monoki vermählet, aus welcher Ehe uns blos ein Sohn, mit Namen Nikolaus bekannt ist, der zwar ein reifes Alter erreicht hat; nach aller Wahrscheinlichkeit aber unverheurathet, wenigstens ohne aller Nachkommenschaft, und noch vor seinem Vater, weggestorben ist**). Sonst haben wir von diesem Sigmund Thököli, und seinem besondern Hause keine weitere Nachricht, können auch nichts gewisses in Ansehung der Zeit, des Orts und der Art seines Todes so wie auch des Absterbens seiner Gemahlinn, bestimmen. So viel ist gewiß, wie bereits oben angemerket worden, daß er blos in dem von seinem Vater mitgeerbten Charakter eines Freyherrn sein Leben geendet,

*) Das hofmannische Geschlecht, aus welchem diese Sophie entstammte, war von sehr gutem Adel, und zu damaliger Zeit, im vorzüglichen Ansehen. Er führte das Prädikat: Hofmann de Csatár, welches ein Ort in der Biharer Gespanschaft ist. Wir wissen, daß unter andern, einer dieses Geschlechts Präses der Zipsekammer, und ein andrer Bischop zu Fünfkirchen gewesen, welches das Ansehen dieses Hauses sattsam erweiset.

**) Es gedenket desselben, Stephan Pilarik in seiner Lebensbeschreibung, die er unter dem Titel: Currus Jehovae mirabilis, zu Wittenberg im Jahre 1679 drucken lassen, ad Anuum 1661. Da es unter andern heißet: "Acht Tage hernach machte sich der Graf Nikolaus Thököli (von dem Schlosse Bezlan nacher Zipß zu seinem Herrn Vater Sigmund Thököli und befahl mich -- seinem treuen Hofrath Emericus Dzbanowßky - welches zugleich beweisen konnte, daß Sigismundus an der gräflichen Würde auch Theil genommen, obgleich andere Nachrichten, die uns hierinnen gültiger zu seyn scheinen, das Gegentheil beweisen. Wir werden schon von Zeit zu Zeit, das das Gewissere nachtragen.

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und um das Jahr 1671. da sein jüngerer Bruder Stephan, wie wir gleich erzählen werden, schon dahin war, noch am Leben gewesen; und wie daraus zu schließen, in sein Schicksal nicht hineingegangen worden, sondern sein Gut bis zum Tode in Ruhe besessen; welches aber nach der Zeit, wie das ganze Thökölische Vermögen, ebenfalls dem Fiskus zugefallen ist.

Wir wenden uns also zu seinem Bruder, Stepahn Thököli, dem jüngern, welcher eine größere Rolle, als er, in der Welt gespielet, aber, wie es sonst bey größeren Glücke gemeiniglich zu gehen pfleget, dieselbe auch auf eine unglücklichere Weise ausgespielet und geendiget hat. Die Thursonische Erbschaft, die ihm durch die Mutter, wie wir gemeldet, als dem einzigen hinterbliebenen Sohne dieser Ehe zugefallen ist, machte ihn, in Verbindung mit dem vom Vater geerbten großen Vermögen, sehr mächtig, und das Ansehen seines Hauses stieg durch ihn, zum nahen traurigen Sturz, aufs höchste. Er ward bald nach dem Tode seines Vaters Graf und Obergespann der Grafschaft Arva, und häufte, durch den großen Ueberfluß an Geld, hierzu in Stand gesetzt, eine Herrschaft mit der andern, und dann folgte bey ihm Würde auf Würde *). Seine Gemahlinn war Maria aus dem vornehmen Hause der Gyulafi de Ráthoth, welche im Jahre 1659. in dem zwey und zwanzigsten Jahres ihres Lebens schnell dahin gestorben, und in der Gruft der oben beschriebenen prächtigen Schloßkapelle zu Käßmark beygesetzet worden. Hievon wuste, nachdem dieses Haus, wie gleich wird gemeldet werden, seinen völligen Untergang erreichet hatte, und in Vergesseneheit gekommen war, Niemand nichts, so daß auch Bel in seinem Prodromus, l. c. schreibt, er habe nicht erfahren können, ob jemand von der Thökölischen Familie in der gedachten Schloßgruft begraben läge: denn wenn die Herrlichkeit eines Hauses einmal dahin ist, so fragt man nicht viel nach den Lebendigen, geschweige, daß man sich noch um die Todten bekümmern sollte. Diese Vergessenheit war inzwischen die zufällige Ursache der ungestöhrten Grabesruhe, dieser Gräfin. Denn da man, wie oben gemeledet worden, in der Parochialkirche die Thökölische Todtengruft von allen darinn gewesenen Leichen ausgeleeret, und darinn alles beysammen geglaubt, so hatte man darüber dieser in der Schloßkirchen eingesargten Gräfinn vergessen, und ihre Gebeine in ungestöhrter Ruhe liegen lassen. Ein besonderer artiger Vor-

*) Wir besitzen in so genanntes Album oder Stammbuch, in welchem außer vielen andern ungarischen Magnate, auch dieser Stephan Thököli sich eigenhändig mit diesen Formalien eingeschrieben: Spes mea est Christus. Comes Stephanus Thököli. perpetuus de Kesmark. Eques Auratus. Comitatusque Arvensis Supremus Comes. In arce Kesmark die 25. Aug. a. 1658 m. p.

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gang aber, brachte auch diese in Bewegung. Als im Jahre 1766. das k. k. Hußerenregiment Kayser-Almaschi bey der Stadt Käßmark kampirte, entschloßen sich einige Hußaren, durch das in den Graven, außer dem Schlosse fallende ziemlich räumliche Luftloch, in die Gruft hineinzusteigen, um darinn, nach dem gemeinen Gerüchte, von dem Thökölischen Reichthum, einen reichen Raub und Ausbeute zu suchen. Sie sezten diesen Entschluß auch glücklich ins Werk, weil dabey, wenn nur Resolution und Herz da war, das Leuten dieser Art nicht fehlen kann, eben keine sonderliche Schwierigkeit im Wege gestanden. Denn der hintere Theil, oder die Rundung der Kirche gehet völlig durch die Schloßmauer in den trocknen Graben hinaus, wie gemeldet, und hat eine hinlängliche Oeffnung. Da sie außer den übrigen Kostbarkeiten, die sie etwa mögen gefunden haben, sich auch den schönen zinnernen Sarg zu Nutze machen wollten, und ihn doch nicht ganz heraus bringen konnten, so arbeiteten sie denselben durch, und verkauften die herausgenommenen großen Stücke an die Zinngießer, wodurch die Sache entdeckt worden. Man öfnete darauf die Gruft, und ward durch die, an einem der zurückgebliebenen Theile des Sarges, gefundene Aufschrift belehret, was darinn für eine Leiche hingeleget gewesen sey*).

Die Stadt Käßmark, deren Schicksal unter der Herrschaft derer Thököli, wie aus diesen Blättern schon bekannt ist, sehr hart gewesen, hatte unter diesem Stephan Thököli, dem jüngern, durch die kräftige Unterstützung des allerhöchsten Hofes, in Ansehung ihrer alten Freyheiten und Gerechtsamen, obgleich unter, gar nicht geringen Bedingungen, ihren Zweck endlich doch erreichet: so daß der, wider sie, zu Gunsten derer Thököli im Jahre 1647. abgefaßte Landtatsartikel kassirt, und durch den LXV. Artikel des 1655. Jahres, ihr, ihre alten Rechte und Freyheiten, wieder eingeräumet und zugeeignet worden*).

*) Die Inscription des Sarges ist folgende: Illustrissimae Comites, Mariae Gyulaffi de Rathoth, Illustrissimi Comitis Stephani Thököli, perpetui in Kesmark, conjugis, mortatlitatis exuvias haec urna claudit: quam pietas Deo, morum probitas marito, humanitas omnibus commendavi. Sed ecce, in ipso vitae apparatu, anno aetatis XXII. die IX. Novembris, anno M. D. C. LL. esse desiit, trium filiorum & totidem filiarum Mater, duos filios praemisit, reliquos orphanos,maritum vero orbum reliquit, qui moestus haec posuit. Reliqua viator, quod illi optaveris. tibi eveniant.

*) Es lautet dieser Landtagsartikel also: "Siquidem sua Majestas Sacratissima, ex speciali sua gratia, civitates Kaesmark & Breznobanya, antiquis earundem Priviliegiis, confirmatus, ac dictae civitati Kaesmark etiam noviter collatis, in numerum & ordinem aliarum liberarum ac regiarum civitatum Regni Hungariae tmjuri* recipiendas aggregandasque duxisset: status quoque & ordines, pari omnium voto, easdem pro liberis regiisque civitatibus acceptantes, in numerum reliqiorum statuum & Or-

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Als im Jahre 1670. die bekannte große Konspiration entdecket, die vornehmsten Häupter davon gefangen genommen, und zur verdienten Strafe gezogen worden; ward dieser Stephan Thököli der jüngere auch in dieselbe mit eingeflochten, und von den kayserl. Völkern unter den Befehlen des Generalen von Sporck in seinem vesten Bergschloß Arva belagert und dasselbe eingenommen. Bey dessen Eroberung aber, fand man so wohl ihn, den Thököli, als auch den Oberpräfektus aller seiner Güter, Ambrosius Ketzer, tod: Beyde Leichname blieben einige Zeit unbegraben liegen, bis sie endlich nach eingelangter allerhöchster Erlaubniß zur Erden bestattet worden. Sein einziger lebender Sohn Emericus, der damals 14. Jahre alt gewesen, ward vorher durch zween seiner treuesten Hofbedienten, nämlich den Daniel Absolon, seinen geheimen Sekretar, einen gebohrnen Käßmarker, und den Stephan Botzko einen gebohrnen Oraver und tapfern Kriegsmann, verkleidet und durch unbekannte Wege nach Siebenbürgen zu seinen mütterlichen Blutsfreunden in Sicherheit gebracht. Alle seine Güter wurden darauf konfiscirt, und eingezogen, nebst dem unsäglichen Reichthum, den man an allen, diesem Grafen zugehörigen Orten fand, welcher theils in den Landesschatz abgeführet, theils den Kriegern, theils auch andern, die sich in die Umstände zu schicken gewust, auf eine oder die andre Weise zu theil worden. Verschiedene noch jetzo reiche und vermögende Häuser in Zipß, und besonders in der Stadt Käßmark, können ihr Aufkommen von diesen Zerstreuungen herleiten. Und so hatte die Herrlichkeit dieses Hauses, welche eigentlich, wie wir gesehen, mit dem Sebastian Thököli den Anfang genommen, schon mit diesem seinem Enkel, als dem zweyten Erben, ihr Ende erreichet. Wer siehet das unbeständige und vergängliche solcher Scheingüter nicht, auch hier, mit Augen: und wer kann vernünftig seyn, und dennoch auf dieselben Vertrauen setzen?

(Die Fortsetzung wird folgen.)

dinum liberarumque civitatum regni Hungariae partiumque annexarum recipiendas statuunt, saluo ex parte civitatis Kaesmark contractu, inter ipsam & familiam Thököly, inito, in omni sui parte permanente.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 02 Aug 2011, AgostonBernad
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