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IV. Jahrgang, XXVI. Stück, den 29. Junii 1774.
I. Wissenschaften
Erbländische Geschichte.
Fortsetzung der Nachrichten von dem Gräflich Thökölischen Hause.
Der Platz des Schlosses ist geraumig, und schön, auf dessen mitternächtlichen Seite, die Schloßkapelle stehet, die ungemein kostbar erbaut, und mit aus Stein gehauenen, Bildnißen der Ungarischen Könige von Außen gezieret ist: der darauf angebrachte kleine schöne Thurn war mit Kupfer gedeckt; inwendig ist alles sehr prächtig, mit Marmor und dem künstlichsten Schnitzwerk ausgeschmücket: die Todtengruft ist unter dem untern Gewölbe auch vortreflich angebracht; die rechte Seite des Schlosses hat eine lange Reihe von Wohnzimmern und Speißsälen, welche so geräumig und mit der schönsten Stukatur und Mahlerey so prächtig gearbeitet sind, daß sie füglich zur Aufnahme und Wohnung der Könige hätte dienen können. Bey und um das Schloß herum waren die schönsten Lustgärten, Fischteiche, Thiergärten u. s. w. kurz, es war alles so prächtig und glänzend ein Pferde, mit den schönsten Wölbungen, Säulen, und aus verschiedenen Marmorarten verfertigten Freß- und Trinkkrögen , gepranget haben *). Jezt ist alles im Ruin:
*) „Est arx ipsa (sunt verba Belii) gemino muro circumdata, quem validissimae turres quinque, laterculis intectae, ornant & praemuniunt. Circum moenia, fossa bcne alta-Aditur una admodum porta, moenibus Kesmarkiensibus inaedificata, quae adhuc Tököliorum & Thurzonum insignia praefert, scitissime marmori incisa- Area arcis ampla fatis est, & eleganter facta, in cujus septentionali latere sacellum visitur, oppido sumtuosum, atque regum Hungariae simulacris, e lapide factis ornamtum. Turricula ei imposita, laminis aeris cyprii vestita fuit. Intus magnifica sunt omnia. & multo marmore, atque sculpturis elegantissimis diste et. Crypta emortualis faeello substructa - Latus arae dectum longo
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doch muß jedermann, auch noch bey dem Anblicke dieser Ueberbleibsale der ehemaligen Pracht, und besonders der von einem sich noch im schönen Stande befindenden Schloßkirche, mit ihrem ungemein kostbar gearbeiteten Hochaltar, wie auch bey dem Anblicke der von außen sich noch in ziemlich gutem Zusatande zeigenden Thüre und Mauren auf die Gedanken, und das Urtheil geleitet werden: hier müssen gewiß jemals sehr reiche und mächtige Leute gewohnet haben! Das Thor des Schlosses ist und war eigentlich dreyfach, nämlich das äußere Schloß - Stadtthor, welches noch in seinem völligen guten Zustande da ist, und von der pohlnischen Seite den Zugang zur Stadt und zum Schlosse zugleich eröfftnet, von solcher Länge, und so vielen Abtheilungen, die zur Sicherheit und Vertheidigung eingerichtet gewesen, daß man wenig seines gleichen hierinn sehen wird; alsdenn das innere Schloßthor, durch welches aus der Stadt in das Schloß der Eingang eröffnet wurde, mit einem darüber aufgeführten sehr breiten schönen Thurm, in dessen mittleren Theile einer der vor-
ordine palatia habet, & coenacula ita ampla, & picturis & incrustationibus aflabre factis insignia, ut, si usus ita tulisset reges hospitio potuisset accipere. Arci-viridaria, piscinae atque vivaria circumposita erant; verbo tam magnifica Arci fuere omnia, ut equorum etiam stabula - elegantissimis concamarationibus columnnis, quin aqualibis etiam, ex vario, ac fusco in primis, marmore factis, superbierint.
nehmsten Speißesäle gewesen, auf welchem der Herr des Schlosses im Gesichte der ganzen Stadt Käßmark, nach ihrer längsten Hauptgasse speisen konnte; und endlich das Seitenthor duch die Stadtmauer, welches vorzüglich bey den Spatzierfahrten, in die auf diese Seite liegende Gärten zur Sommerzeit war gebraucht worden, mit einer Aufziehbrücke, das aber jezt zugemauert ist.
Von dem Schloß Lykawa, welches die Thökölischen, unter andern, in der Grafschaft Liptau auch besessen hatten, schreibet Bel im zweyten Tom. seines großen Werkes S. 574. daß bey dem Bau und Befestigung desselben, bloß zur Aufführung eines auf besondere Art, zur Einschließung und Sicherung eines Brunens eingerichteten Gewölbes und Bevestigungswerkes, bis gegen hundert tausend Gulden sind verwendet worden. Man soll in der ganzen Gegend die Eyer zusammengakauft, und daraus eine Art Maurerleimen oder Kütten zubereitet: auch statt des Wassers, Wein zum kalche gebraucht, und dadurch ein solches Brunnengewölbe zu Statue gebracht haben, daß es nicht sowohl aus verschiedenen Theilen und Materialien zusammengesezt, als vielmehr aus einem einzigen Felsen ausgehauen zu seyn geschienen*). Von
*) Nescio an fidem mereatur (sind die Worte des Bel l. c.) quod vnige perhibent Stephanum Thököli, coemits ex utroque ubi late dominabatur. Arvensi & Liptoviensi Comitatibus ovis gallinaceis, parando ca coemento adhibuisse, vinoque
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den kostbaren Meublen, und vortreflichen Schildereyen des Käßmarker Schlosses finden sich in einem und dem andern Hause dieser Stadt, noch manche betrachtungswürdige Ueberbleibsäle. Unter andern ist in dem Hause eines gewissen wohlhabenden Bürgers ein vortrefliches, etwa acht Schuhe in die Länge, und viere in die Breite habendes Gemälde, einen römischen Triumph vorstellend, welches wenn es bekannt wäre, in der schönsten Bildergalerie einen Hauptplatz verdiente. Manche große Kenner dieser Kunst, haben sich darum Mühe gegeben, und vieles dafür gebothen; allein der eigensinnige Besitzer hat den löblichen Grundsatz: ich habe das Bild mit dem Hause gekauft, es mag auch in dem Hause bleiben! Es ist aber nun nöthig, daß ich mich wieder zu meiner Hauptsache wende, doch muß ich noch eines zur Ergänzung und Bestättigung der in unsre Blätter eingerückten Geschichte der Stadt Käßmark berühren. Es hatte diese gute Stadt in Absicht auf die Kränkung ihrer Freyheiten und Gerechtsame unter diesem Thököly wirklich das härteste Schicksal, ohne daß selbst die Unterstützung des
loco aquae calci adsuso, effecisse, quo moles illa, cum fornice solida adeo evaderet, ut non oagmentatam, sed e vivo caelam lapides crederes. Certe cum anno 1707. Rakótzii jussu dissuccretur opus, ita erat ref actarium ac torax, ut arcem universam, desolare citius quam molem istam vel temerare potuerint operarii.
allerchöchsten Hofes ihr dazumal recht zu statten kommen konnte. Es erhellet dieses unter andern am deutlichsten, aus dem CXVIII. Artikel, des im Jahre 1647 unter dem Kaiser Ferdinand dem III. als Könige von Ungarn, zu Preßburg, gehaltenen Landtages in welchem durch Beyhilfe der Stände, dem Thököly, sein Recht auf die Stadt Käßmark, der königlichen Protektionsbriefe ohngeachtet, eingeräumet worden *). Doch es wurde dieser für die arme Stadt bey ihrer gerechten Sache sehr harte Artikel im Jahre 1655 wieder aufgehoben, wie wir unten gedenken werden.
Er starb, wie der oben erwähnte Leichenbrief ausweiset, den 8ten November im Jahre 1651. im siebenzigsten Jahre seines Alters, und ward
Es lautet gemeldter Diaetal Articul, unter der darüber gesetzten kurzen Anzeige seines Inhaltes: Magnificus Stephanus Tököli, erga Kesmarkienses ] priori jure suo uti potest, nach seiner ' völligen Extension folgender massen: „ Et siquidem intellexissent status & ordines Regni, Oppidanos Kesmarkienses, in -derogamen juris & usus consueti, Magnifici Domini Stephani Tököli, Protectionales litteras , a Majestate suae sacretissimae extraxisse, ob id decernunt iidem status & ordines, ut idem Dominus Stephanus Tököli, non obstantibur iisdem Majestatis suae sacretissimae litteris protectionalibus imposterum etiam jure suo priori & continuato erga ipses oppidanos Kesmarkienses uti possit.“ Man kann darüber das Corpus Jur. Hung. nach der neueßten Tyrn. Edit. nachsehen.
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durch einen langen Auffschub wegen vieler Zubereitungen (wie es bey dem vornehmen Ungarischen Adel auch noch jetzt zum Theil zu geschehen pfleget) erst in dem darauf folgenden 1652. Jahre, in die Pfarrkirche zu Käßmark, unter einem sehr großen und prächtigen Leichenkondukte, in die dasige Familienkruft, so wie sein Vater Sebastian beygesezt. . Von seiner Gemahlin der Catharina Thurso, können wir in Ansehung ihres Lebens und Absterbens vor jezt nichts genaueres berichten; ausgenommen dieses, daß die, mit ihr gepfolgene Ehe an Kindern ziemlich gesegnet gewesen, obgleich die meisten vor ihm wieder dahin gestorben. Nach dem Verzeichniße in der schon oben erwähnten Parochialmatrikel der Stadt Käßmark, sind ihm folgende Kinder daselbst gebohren worden: Stephan im Jahre 1623. den 8. Febr. Maria, den 13. April 1624. Barbara, den den 19. Julii 1625. Christina, den 5. Jänner 1627. gestorben 1629. Elisabeth, den 27ten August 1629. Johannes, den 1ten August 1630. gestorben 1632. In dem gedachten Leichenbriefe stehet erstlich sein Sohn Sigismundus, und unter ihm sein Sohn Stephan der jüngere, unterschrieben; woraus erhellet, daß Sigmund sein älterer und ohstreitig erstgebohrner Sohn gewesen, und im Jahre 1621. oder 1622. vielleicht auf dem Thursonischen Schloße zu Bitsche, wo seine Mutter das erste Kindbette halten wollen, gebohren worden. Die Eigenschaften und der ganze Lebenslauf dieses Stephan Thököli des ältern, lassen sich am besten, aus der, über der Thökölischen Gruft ausgehängt gewesenen Begräbnisfahne*), und der darauf befindlichen Aufschrift abnehmen, welche folgenden Inhalts ist: „Es ruhen an diesem Orte die entseelten Gebeine des Weyl. Hochwohlgebohrnen Herrn Herrn Stephan Thököli des ältern, Freyherrn von Käßmark und Schawnik ic. welcher von Kindheit an zu aller Gottesfurcht auferzogen worden; und nachdem er in den Schu-
*) Die Labara oder vexilla emortualia, mit welchen diese Parochialkirche sehr angefüllt gewesen, so daß dadurch das Licht darinne stark benommen worden, sind vor einigen Jahren sowohl an diesem, als auch anderen Orten hierlandes völlig hinweggethan worden, welches zwar an sich selbst nicht zu tadlen, doch aber zu wünschen wäre, daß es so viel möglich ohne Nachtheil der vaterländisc hen Geschichte geschehen seyn möchte. Weil diese Denkmäler, besonders in Absicht auf große Familien, oder auch einzelne berühmte Männer, eben das, was die cipppi und epitaphia, und alle Todtenmonumente, und wie Kenner wissen, in der Geschichtskunde, und bey ihren Hilfsmitteln nämlich der Genealogie und Chronologie von vielem Gebrauche, sind. Es wäre unseres Erachtens eben keine schlechte und unangenehme Arbeit, wenn man, so wie Hollinger seine cippos Hebraicos der Welt mitgetheilet, auf den Einfall käme, dem Publikum eine auserlesene Sammlung, von solchen cippis oder labaris Hungaricis vorzulegen. Wir haben ohnlängst bey einem vornehmen adelichen Hause, die Sammlung solcher zur Familie gehörigen Begräbnisfahnen gesehen, welche dasselbe, nachdem sie aus der Kirche hinweggethan, worden, an sich gezogen und verwahret hat; und wir wünschten, daß andre solche Häuser diesem, von dem wir reden, hierinn nachfolgen mögen.
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Schulen des Vaterlandes einen guten Grund in Erlernung der freyen Künste, und schönen Wissenschaften geleget, und darauf auf den berühmtesten Akademien des deutschen Reiches, seine Einsicht und Gelehrsamkeit; durch die durch Frankreich, Engeland, die Niederlande und Italien gemachten Reisen aber, als auch durch die bey dem Erzherzog Mathias verrichteten Hofdienste, seine Erfahrenheit, zur Reiffe und Vollkommenheit gebracht hatte, seinen übrigen Lebenslauf so dann, als ein die Tugend und den Frieden liebender Herr mit Ruhm fortgesezt, und endlich in einem, durch einen Steckkatharr erfolgten Tode unter den heiligsten Gedanken und in gottseligster Andacht, seeliglich vollendet hat, den VIII. November, im Jahre Christi MDCLI. seines Alters im LXX.“*)
(Die Fortsetzung folget.)
II. Naturgeschichte.
Von denen Steinverhärtungen im Wasser.
Eine besondere Abtheilung unseres abzuhandelnden Gegenstandes, ist noch rückständig, in welcher wir von solchen Steinen, die aus dem Wasser erzeuget werden, reden sollen. Sie heißen Pori aquei, Tofi, Undulagines, und aus einem Mißverstand, nennen manche diese Steine, versteinertes Wasser. Ob nun gleich alle hierunter begriffene steinigte Körper ihrem Wesen nach voneinander nicht sonderlich unterschieden sind, so hat man ihnen dem ohngeachtet, wegen ihrer verschiedenen Entstehungsart und Figur, besondere Namen gegeben. Alle diese Steinverhärtungen nehmen ganz gewiß den Stoff ihres Daseyns, aus einem zarten, unsichtlichen und im Wasser selbst befindlichen Steinpulver: allein manches davon setzet sich beym Gestehen des Wassers ab; manches beym Abtröpfeln desselben, und verhärtet sich in beyden Fällen für sich alleine; manches aber sezt sich an einen andern Körper an, und legt sich um denselben herum, also, daß dieser mit einem Stein, wie mit einer Rinde überzogen wird. In dem ersten Falle nennet man sie Tuf oder Duksteine (Tofus); in dem zweyten Tropfsteine: und in dem
*) Inscriptio labari sepulchralis Stephani Thököli senioris: „Spectabilis ac magnificus Dn. Dn. Stephanus Theokeoli senior L. B. in Kesmark & Schavnik &c. a teneris ad omnen pictatem educatus; bonarum artium fundamentis in schola patria probe jactis, in Germania studiis academicis, eruditionem: peregrinatione iem in Galliam, Angliam, Belgium, Italiam, & tandem servitiis, apud Matthiam Archiducem, aulicis experientiam summam allecutus; vitae curtu pietatis ac pacis studiis laudabiliter peracto, sanctissimas cogitationes & in pia devotione, diem suum pacide obiit. Die VIII. November. Anno Christi MDCLI Aetatis XLL.“
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dritten Steinkürste oder Rindenstein (Incustratum). Wir werden nun von einer jeden Art, das nöthige hier trachten herauszubringen.
Von dem eigentlichen Tuftstein.
Es wäre in der That etwas überflüssiges, von einem Steine, der jedermann bekannt und sehr gemein ist, eine weitläufige Beschreibung zu liefern; oder auch bey unserm dißmaligen Vorhaben, alle die Stellen und Oerter namhaft zu machen, und in einer Reihe anzuführen, wo Steine von dieser Art in Ungarn erzeuget werden. So weit gehet vor dießmal unsere Absicht nicht; sondern nur anzu zeigen, daß sie da sind, und ihre Gestalt und Beschaffenheit in etwas zu zu schildern. Wir können zwar nicht behaupten, daß man sie in allen Gegenden unseres Vaterlandes antrefe; indem manche so gar an ordentlichen Mauersteinen einen Mangel spühren: in einigen Gespannschaften aber sind sie in einer großen Menge und im Ueberfluß. Der Liptauer Komitat ist damit von beyden Seiten des Wagflusses besonders in denen Gegenden bey Lutschka und den Sent Iwan, bis zur Verwunderung besezt. Im Zipser Komitate, trift man ganze Hügel und Berge an, die aus nichts anderm, als dergleichen Steinen bestehen, und folglich eben so wie diese aus dem Wasser nach und nach entstanden sind. Bey denen Dorfschaften, Sent Andrasch und Ganotz, Kann man es ordentlich und deutlich beobachten, wie die Sache zugehet. Man findet daselbst kleine runde Hügel, auf deren Gipfel das Wasser mit einer Getöse, und Brausen nicht anders, als wenn man Feuer unterleget und dadurch das Wasser zum Sieden gebracht hätte, gewaltig herausquillet. Die Quelle ist mit einem Stein umfangen, oder vielmehr in einen steinernen Kessel, den sich das Wasser selbst gemacht hat, eingeschlossen. Wenn nun dieser vom Wasser übergeht (welches fast unaufhörlich geschiehet): so sezt sich der Tuf um die Quelle von außen an an, und steiget nach und nach, in Form eines abgekürzten Kegels, in die Höhe, bis ein kleiner Berg daraus erwächst. Und wenn dieser schon seine Höhe erreicht hat, so verlieret sich die Quelle, und sicht einen Ausgang wiederum auf einer andern Stelle, wo sie das vorige Werk von neuem anfängt. Daher siehet man in dieser ganzen Gegend, lauter kleine und große Hügel wechselweise stehen, die aus purem Tufstein zusammen gesezt sind, und entweder schon vollbracht, und ohne Wasser: oder mit einer Quelle versehen, aus welcher sie noch täglich einen neuen Zuwachs erhalten. Merkwürdig ists, daß diese Berge und Hügel, ohnerachtet sie aus einem Stein bestehen, dennoch den ganzen Sommer über mit Graß und Kräutern bewachsen sind. Doch ist dieses eben nicht so sehr zu bewundern; indem der Wind, Erde und Staub, auf die Oberfläche des Hügels anwehent, und denselben mit einem Bette beleget, auf welchem Gras, Kräu-
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Kräuter, und Wurzeln wachsen können: allein dieses ist seltsam, daß an solchen Stellen, wo sich das Wasser noch beständig aus der Quelle ergießet, und den weißen Tuf ansezt, auch am Boden zurück läst, dennoch das grüne Graß aus dem Boden hervorraget, und aufrecht stehet; nicht anders als wenn dasselbe aus einem Stein herausgewachsen wäre. Dergleichen Graß grünet eine Zeitlang, und wird endlich, entweder in Stein verwandelt, mit dem Tuf vereiniget, und in demselben eingeschlossen; oder es verweset, und läßt an seiner Stelle, Löcher und Narben im Steine.
So wie diese beyde Gespanschaftgen, Liptau und Zipß mit Tufsteinen reichlich versehen sind: also haben auch außer diesen viele andere keinen Mangel daran. Die Thurozer und Sohler Gespanschaften, und beynahe alle Gegenden von Ungarn, wo warme Bäder, Sauerbrunnen und Kalck-Bäder in ihrem Umfange angetroffen werden: können sich dessen rühmen. Doch aber sind auch diese Steine nicht allenthalben einerley: sondern so wohl in der Farbe und Gestalt, als auch am Gewichte merklich von einander unterschieden. In Ansehung der Farbe, findet man weißen, grauen, gelblichten, schwarzgrauen auch röthlich und grau oder weiß gestreiften Tufstein, und gar oft trift man die meisten von diesen Farben, in einer und eben derselben Revier an, deren Verschiedenheit wohl zuweilen, aber nicht allezeit, von der Beschaffenheit des Steinpulvers herrühret, aus welchem sie entstehen. In den meisten Fällen geschiehet es, daß sich bey dem Gestehen des Wassers, allerhand fremde Theile mit dem angesezten Steinpulver vermischen, in den Tuf hinein gerathen, und eben dadurch zu seiner Gestalt und Farbe vieles beytragen. Der Wind pflegt Staub, Erde und allerhand Unrath, an solche Oerter hinzuführen, wo soch das Steinpulver vermittelst des Wassers auf den Boden sezt. Diese Dinge dringen in die Materie hinein, da sie noch feucht und locker ist, und geben dem Tufstein, Gestalt und Farbe. Und daher kommt es, daß ein und eben dasselbe Wasser verschiedentlich gefärbten Tufstein hervorbringen und erzeugen kann: ob es gleich beständig nur einerley Steinpulver mit sich führe, nach dem entweder der Boden, auf welchem das Wasser sein Pulver absezt, beschaffen ist: oder die Dinge, welche es bereits auf dem Boden findet, oder die sonsten zuvölligerweise dahin gerathen, und sich in den Stein hinein drängen. Zuweilen (besonders, wo das Wasser ist) kommen mineralische Theile dazu, von denen der Stein röthlich gefärbt oder gestreift wird, wie dieses besonders bey Beschenowa im Liptauer Komitat und an andern Orten mehr zu sehen ist.
Eine ganz besondere Art von Tufsteinen, können wir bey dieser Gelegenheit nicht unangemerkt vorbeyge-
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gehen, welche man auf dem Altgebürge im Sohler Komitat bey Motitschka, theils aus der Erde heraus gräbt, theils auch auf der Oberfläche des Erdbodens findet. Die erste Gattung, die meist mit Rasen bedeckt ist, scheinet aus inkrustirten und übereinander gelegten Holzstängeln und Tannenreisern, die anfänglich mit einer Steinrinde überzogen wurden, und nach der Zeit unter derselben vermodert sind, und an ihrer Stelle eine Höhlung und leeren Raum hinterlassen haben, entstanden zu seyn. Diese sind grau in der Farbe, und auf der Oberfläche ungleich wie ein rauher Sandstein. Die andere Gattung ist gar nicht röhricht, sondern kompakt und ohne fremde Theile in sich einzuschliessen, aus dem Wasser, auf der Oberfläche des Erdbodens in der freyen Luft koagulirt und verhärtet worden. Diese ist nicht mehr so ungleich wie die vorige; sondern glatt, und in der Farbe etwas gelblich. Unter beyden aber findet man die schönsten und seltsamsten Steinspiele. Man darf dabey nur ein wenig die Einbildungskraft zu Hilfe nehmen; so wird man nicht allein verschiedene Gewächse und andere durch Kunst verfertigte Dinge darunter antreffen; sondern so gar Menschengesichter, ganze menschliche Körper in allerhand Positur und Kleidung, also daß eine Sammlung ausgesuchter Steinverhärtungen von dieser Art, bey einem Zuschauer, Verwunderung und Vergnügen zugleich erwecken würde. Vor ohngefähr acht Jahren haben die Köhler, die in dieser Gegend arbeiteten, ein Kruzifix von dergleichen Steinart gefunden, dabey die Abbildung der hochgebenedeyten Mutter des Heylandes und des Jüngers, unter dem Creuz stehend, zu sehen war. Und viel tausend andere Figuren, kleine Statuen und Bilder kann man allda finden; nur ist zu bedauern, daß die meisten sehr zerbrechlich sind, und daher ohne Beschädigung in entfernte Gegenden nicht verführt werden können.
Was nun die eigentliche Schwere dieser Steine betrift; so sind sie im Vergleich mit andern überhaupt leicht und geringe: doch verstehet sich dieses schon von selbsten, daß diejenigen, die durchlöchert oder röhricht sind, und sich ungleich und scharf, wie ein Bunsenstein anfühlen, allezeit leichter seyn müssen, denn jene, die auswendig glatt, inwendig aber dicht und kompakt sind.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.