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IV. Jahrgang, XXV. Stück, den 22. Junii 1774.
I. Wissenschaften
Erbländische Geschichte.
Fortsetzung der Nachrichten von dem Gräflich Thökölischen Hause.
Stephan Thököly, dieses Namens der ältere*) des Sebastian Thököly mittlerer Sohn, ward im Jahre 1581. gebohren, und nach dem Tode seines Vaters, und dem Wegsterben seiner übrigen Geschwister, der Universalerbe, der ganzen so sehr beträchtlichen väterlichen Verlassenschaft. Er vermehrte diese noch mehr, durch die glückliche Vermählung mit der Catharina Thurso, einer Tochter des berühmten ungarischen Palatins, Georg Thurso, der 1616. im 49. Jahre seines Alters, auf seinem Schlosse zu Birsch, das Zeitliche verlassen, und dieselbe mit seiner zwoten Gemahlin der Elisabeth von Czobor, erzeuget hatte. Ihr Bruder war der einzige hinterlaßene männliche Erbe dieses Hauses, Emericus Thurso, der 1621. den 19. October im 23. Jahre seines Lebens auch schnell dahingestorben, und dem Thököli durch die Verknüpfung mit seiner Schwester, zu einer so neuen großen Erbschaft in Absicht auf die weitläufigen Thursonischen Güter, aus dem Weg getretten ist. Die Hochzeit des Stephan Thököli mit dieser so glücklich gewählten reichen Braut, ward auf
*) In den Nachrichten der Ausländer von diesem Hause, findet man besonders in Absicht auf die zween Stephan Thököly große Verwirrung. Die meisten machen aus beyden, dem ältern und dem jüngern, oder Vater und Sohn eine Person, und legen dem letzern, der doch gar nicht alt gestorben, ein sehr hohes Alter bey. Wir haben zween eigenhändig unterschriebene Briefe, den einen vom ältern, und den andern vom jüngern Stephan Thököly, in welchem leztern, der eigentlich ein Leichenbrief ist, ein benachbartes adeliches Haus zur Beerdigung seines Vaters, Stephan Thököly des Aeltern, von ihm und seinem Bruder Sigmund, eingeladen wird; daß also der Unterschied dieser zween Thököli, des Vaters und des Sohnes ganz offenbar ist.
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dem gedachten Residenzschloß Birsch im Jahre 1620. den 1. März vollzogen**). Und hieraus lässet sich nun der große Anwachs des Reichthums und die Macht dieses Hauses begreifen. Man hat glaubwürdige Zeugniße, durch welche behauptet wird, daß sich die Einkünftge dieses Hauses von allen seinen Herrschaften und Gütern, zu dieser Zeit, schon auf etliche Tonnen Goldes jährlich belauffen haben, und noch immer weiter angewachsen sind. Sein Hofstaat war, als die Hofstaat eines Ungarischen Magnaten, besonders, nach der damaligen Zeit und Art, ungemein glänzend: und gleichwie er von seinen, durch die vornehmesten Europäischen Länder gemachten Reisen, einen ungemein guten Geschmack, an der Baukunst, Mahlerey, und andern solchen schönen, und vorzüglich auf reiche und große Häuser sich beziehenden Künsten mit sich in sein Vaterland zurückgebracht hatte, und dabey mit allem Ueberfluß am Gelde, zur möglichsten Aeußerung desselben, versehen war; also unterließ er es auch nicht, denselben durch die Aufführung der prächtigsten Gebäude, kostbare Meublirung, und andren solche, mehr fürstlich als freyherrliche Einrichtungen, recht sichtbar zu machen. Man muß erstaunen, wenn man besonders beym Bel in seinem Prodromus und großen historisch-geographischen Werke, bey der Beschreibung der von den Thökölischen inne gehabten Schlösser, die Nachrichten von dem Aufwande lieset, der in den ungeheuersten Geldsummen, in Betracht eines solchen Hauses, auf den Bau in denselben gemachet worden. Wir wollen davon zum Beweise etwas weniges anführen, in Meinung daß es unsern Lesern nicht ungangenehm seyn könne. Bel giebt in seinem Prodromus, Seite 103. vom Käßmarker Schlosse, wie es besonders dieser Stephan Thököly der ältere, erbaut und zur Vollkommenheit gebracht hatte, folgend Beschreibung: "Es ist dieses Schloß mit zwey Mauern (welche, wie wir als Augenzeuge dazu setzen können, und besonders die innere, ausserordentlich hoch und stark sind) umgeben, die dazu noch von fünf sehr festen und mit schönen rothen Ziegeldächern gedeckten Thürmen gezieret und beschützet werden. Um die Mauren gehet ein breiter tiefer Graben: Der Zugang geschiehet durch ein einziges Thor, welches in die Mauren der Stadt Käßmark hinengebauet ist, und nocht izt das Wappen des
**) In dem Diario des Georgii Závodskii, welches Bel in seinem Adparatu Dec. 1. Mon. VIII. mittheilet, der ein vieljähriger Rath und geheimer Secretaire bey diesem großem Hause gewesen, heißet es hievon, ad A. M. DC. XX. "Die 1. Martii Magnificus Dominus Stephanus Thököly , Dominus in Kesmark, feliciter celebravit nuptias, cum Magnifica virgine, Catharina Thurzo, perpetua Comitissa de Arva, Byttschae.“ Vom berühmten Palatino, Georg Thurzo, kann das nöthige am besten, aus dem Buche Palatini Regni Hungariae &c. so zu Tyrnau im Jahre 1752 in Fol. edirt worden. pag. 169. u. f. wie auch in dem jezt gedruckten Diario des Zavodski. pag. 372. u. f. Adpar. Belian. ersehen werden.
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Thökölyschen und Thursonischen Hauses auf einem schönen Marmor ausgehauen zeiget.
(Die Fortsetzung folgt.)
II. Nachricht.
Von einem bey der königlich-ungarischen XIII. Stadt Poprad, ohnlängst gefundenen Golddrath.
Zips hat noch nicht aufgehört, seinen Einwohnern, unter der Erde verscharrte Schätze und Kostbarkeiten durch Zufälle zu entdecken und vorzuzeigen. Die Begebenheit, die sich im Jahre 1772. bey Teplitz ereignet hatte*), ist noch im frischen Andenken, und es sind kaum zwey Jahre verstrichen, so ist eine ähnliche wieder da, die wir jezt, unsern geehrten Lesern, umständlich vorlegen wollen.
In den ersten Tagen des Brachmonats, gieng ein Innwohner, aus der königlichen 13. Stadt Poprad (Deutschendorf) in den auf deren Gebiet befindlichen Wald, in der Absicht, um einige alte Stöcke von abgehauenen Bäumen auszugraben, und dadurch seinen Mangel am benöthigten Brennholz abzuhelfen. Zur Hilfe bey diesem Geschäfte, nahm er, einen bey ihm in Diensten stehenden Knaben, mit sich, der das Unglück hat, weder von seinem Geburtsort, noch von seinen Eltern etwas zu wissen. Dieser Bauernjunge, machte sich ganz alleine über den ersten alten Stock, den er vor sich sahe, und suchte seine Wurzeln von dem Erdreich loß zu machen, und zu befreyen: er hakte zu dem Ende mit seiner Haue, fest neben dem Stock, in die Erde hinein, und verjagte damit zwo Fledermäuse, die unter dem Rasen ihren Aufenhalt hatten, aus ihrer Wohnung heraus; womit er einige Augenblicke, nach Gewohnheit der Knaben, sich verweilte, bald aber wieder an seine Arbeit gieng. Er haute zum zweytenmal in die Erde, lüftete den Rasen, und rückte ihn
*) Siehe im II. Jahrgang, das XIV. Stück, S. 358. hier müssen wir noch anmerken, daß bey Umgrabung des Rebenakers, nicht lange hernach, wieder ganze Stücke von solchem Golde gefunden worden, die rund wie Ringe von dem Umfang eines Trinkglases aussahen, und am Gewichte, mehr dann 5. Pfund hatten. Die Bauern wurden darauf schlüßig, dieses gefundene Gold, Ihro Majestät, der Kaiserinn Königinn, selbst allerunterthänigst zu Füssen zu legen; welches sie auch den 15. Junius des vergangenen Jahres bewerkstelligten, da sie Ihrer Majestät, auf allerhöchsten Befehl, durch Vermittlung Sr. Exzellenz des Herrn Grafen von Balascha vorgestellt worden sind. Die allegnädigste Monarchin, hat einem jeden insbesondere 12. Dukaten, für ihre zurückgebliebene Weiber austheilen und ihnen zugleich andeuten lassen, daß jeder von ihnen lebenslang, alle Monate einen Dukaten, aus dem ihren Dorfe nächst anliegenden Salz- order Dreyßigstamte, zu erheben haben würde. Das gefundene Gold ist auf allerhöchsten Befehl geprüft, geschäzt, und dann bestimmt worden, was den Bauern Bauern dafür zu zahlen sey.
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etwas von seiner Stelle: da ward er mit Verwunderung eines Klumpens gewahr, der aus lauter zusammen gerolleten, und verschiedentlich gewundenen, bald etwas dickern, bald etwas dinnern gelben Drath bestund. Diesen ergreift er sehr begierig, und lauft damit zum Wasser, um solchen vom Sand und Erde zu reinigen und abzuwaschen. So bald er seinen gefundenen Schatz rein hatte, zeigte er denselben andern Knechten und Gesinde vor, die mit ihm gleiche Arbeit im Walde verrichteten, und sich häufig um ihn her einfanden. Weil der Knabe nichts weniger dachte, als daß dieser klumpen Drath, ächtes und feines Gold sein sollte; fieng er gleich an, damit freygebig zu seyn, und andern kleine Stückchen davon auszutheilen. Endlich kam sein Hauswirth dazu, der von der ganzen Sache noch nichts wußte. Kaum ward der Knabe seiner ansichtig, so both er ihm diesen Drath mit folgenden Ausdrücken zum Verkaufe an: Seht, ich habe einen gelben Drath gefunden, den ihr in eurer Haushaltung, besonders bey eurer Sense, womit ihr das Getraide pflegt abzumehen, gar wohl gebrauchen könnet, gebt mir etwas dafür, ich will ihn euch gern, um einen geringen Preiß überlassen. Unter diesem Handel des Knabens von ohngefähr ein angesehener Bürger, den der Anblick des Draths so gleich befremdete, und auf den Gedanken brachte, dieser gelbe Drath, den beyde nur für Meßing hielten, könnte Gold seyn. Er gab daher, ohne Verzug dem Richter des Orts H. Maleter, davon Nachricht, der aus Vorsichtigkeit, alles, auch die vertheilten Stückchen von einem jeden abfordern, und zu sich bringen ließ. Und nach dem es sich in Wahrheit befunden, daß der gefundene Drath ächtes Gold sey, ist der ganze Vorrath versiegelter, dem Stadtmagistrate, bis auf weitere Anordnungen, zur Verwahrung übergeben worden. Der Dienstboth bekam indessen zu seiner Beruhigung, ein neues Kleid, welches ihm auf Kosten der Gemeine, angeschaft wurde.
Als diese Begebenheit unter den Pöbel kam, so giengen den folgenden Morgen ganze Schaaren goldhungriger Menschen, an den nämlichen Ort hinaus, in Hofnung, nach dieser Spuhr, mehreres Gold zu finden. Allein aller Bemühungen waren vergeblich. Eine einzige Person von der ganzen Schaar dieser Goldsucher, trug doch ein altes, und nach einem ganz besondern Modell verfertigtes Hufeisen zur Beute davon, welches sie mit vieler Mühe unter den Wurzeln, eines halb vermoderten Stocks hervor zog.
Die Gegend, in welcher dieser Golddrath verscharrt gelegen, ist etwas feucht und sumfigt, etwa eine halbe Stunde, von demjenigen Orte, entlegen, an dem die Teplitzer Bauren vor zwey Jahren, einen ähnlichen Golddrath zu finden das Glück hatten. Nur war dorten der Vorrath viel beträchtlicher, als hier; da
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das ist gefundene Gold, nicht mehr als vierzehen Loth am Gewichte beträgt. Es scheint im übrigen von eben derselben Güte und Arbeit zu seyn, wie jenes war; denn der Drath, davon der Dickeste, einer Federkiele, der Mittlere einem Strohalmen, und der Feinste, einer subtilen Gabelspitze gleichet, ist auf mancherley Weise in Ringe gekrümmet, und zusammengebogen, wie der Teplitzer gewesen ist.
Wir lassen einem jeden die Freyheit, von dem Ursprung unseres Golddraths in diesen Gegenden, nach seinen Belieben und Einsichten zu denken und zu urtheilen. Uns kommt es sehr wahrscheinlich vor, daß es ein besonderer Schmuck des 14ten oder 15ten Jahrhunderts gewesen seyn müsse. Denn es ist mehr als zu wohl bekannt, daß die ungarische Nation, von je her an massiven Golde und Silber, ein ganz eigenes Belieben fand; also, daß sie ohne Unterschied des Geschlechtes, verschiedene Schmuck und Zierathen von dergleichen Metall, vorzüglich an ihrem Leibe trugen. Die Kriegeshelden belegten damit ihre Kleider, ihre Waffen, ja auch ihre Pferde. Wie möglich war es nun, daß in gefährlichen und unruhigen Zeiten, deren wir in unserem Vaterlande nur allzuviel hatten, dergleichen Kostbarkeiten, in die Irre gerathen konnten? Mancher verscharte sein Gold und Silber selbst in die Erde, um es sicher zu erhalten, starb darüber, oder kam auf eine andere Art weg, und der vergrabene Schatz, blieben in der Erde. Ein anderer floh vor seine Feind, verlohr seinen Schmuck, oder warf ihn vorsätzlich von sich, und weil niemand da war, der ihn sogleich aufheben sollte, so überwuchs er mit Gebüsche und Graß, senkte tiefer in die Erde hinein, und nun nach Verlauf einiger hundert Jahre kann ein anderer, durch einen ohngefähren -Zufall, dadurch reich und glücklich gemacht werden*).
Man hat im übrigen, noch mehrere Beyspiele, daß in unsern Gegenden theils alte Waffen, theils Gold- und Silberrath, gefunden worden sey. Im Jahre 1736. zogen die Arbeiter in einem Steinbruch, einen Golddrath, unter der Dammerde herfür, welcher beynahe, eine halbe Klafter lang war, von welcher Begebenheit ein glaubwürdiger Augenzeige noch am Leben ist. Eben so hat man vor einigen Jahren, Drath von schlechtem Silber, mit dem Pfluge herausgeworfen, der so verwickelt und gewunden war, daß niemand errathen konnte, zu was vor einem Gebrauch derselbe ehemals gedienet
*) Auch das zu Toplitz gefundene gold, war fast nichts anders, wie es der Augenschein hernach lehrte, als ein ritterlicher Schmuck aus dem mittleren Zeitalter; denn man fand in eben diesen Gegenden, wo das Gold gelegen, zwo mit Innschriften versehenen Uren, daraus zu ersehen war, daß auf den dortigen Gefilden, zween heldenmüthige Balascha, ihr Leben, in Verfechtung ihrer geistlichen Sicherheit, verlohren haben.
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haben sollte. Solche Begebenheiten ereignen sich zwar nicht täglich; doch sieht man hieraus, daß dergleichen sich in Zips mehrmalen schon ereignet haben, und in Zukunft, auch noch öftere ereignen können.
v. H. in Z.
III. Vermischte Nachrichten.
Fortsetzung der im vorigen Stücke abgebrochenen patriotischen Betrachtungen.
Es gereicht dem allerdurchlauchtigsten Erzhause Oesterreich zum unsterblichen Ruhme, daß auch in denen Spanischen Niederlanden, eben dergleichen Bequemlichkeiten, für die Handlung, und für Reisende, vorhanden, und nur vor wenig Jahren, durch des Prinz Carls von Lothringen königl. Hoheit, ruhmwüridge Anstalten ein neuer Schiffreicher Kanal, von Brüßel bis Lowen, zu Stande gekommen ist. Wer bewundert nicht,königliche Werk der Vereinigung zweyer Meere, nämlich des abendländischen Oceans, mit dem Mittelländischen, in Frankreich, durch den, viele Meilen langen Kanal von Toulouse bis Defieres im Languedoc, wie auch den Kanal oder neuen Graben, zur Vereinigung der Oder, mit der Elbe, unterhalb Frankfurt, bey Mühlrose, welche der glorwürdigste Churfürst von Brandenburg, Friedrich Willhelm der Große, durch die Spree und Havel, bewerkstelliget, und im vorigen Jahrhunderte, zum großen Vortheil der Handelschaft, vollendet hat! Zu diesem kommet noch, was des itzt regierenden Königes in Preußen Majestät, zu Vereinigung der Oder mit der Weichsel, durch die Netze und Warta, und den Kanal bey Bromberg, Pakosch und Thorn, noch im Werke hat.
Aus allem diesen so gut gelungenen, als höchstlöblichen kaiserl. und königlichen nicht ohne Ursach angeführten Exempeln, schließe ich nun dieses, daß, durch welche Mittel obgedachte auswärtige Länder, kultivirt, und glücklich gemachet worden sind, durch eben diese, auch die Glückseligkeit, des mit allem, mehr als obige Provinzen, versehenen Königreichs Ungarn, durch erwünschte kaiserl. und königl. Vorsorge, befördert werden könne.
Ich habe in meiner im XLV. XLVI. und XLVII. Stücke des III. Jahrganges dieser Anzeigen, einverleibten Abhandlung, von denen, mit viel oder wenigerm Luftgeist begabten ungarischen Wassern, S. 368. Not. (*). nur im Vorbeygehen, einige Erwähnung gethan, ob es nicht rathsam wäre, daß, so wohl zur Beförderung des Kommerzii, als auch zur merklicher Verbesserung der Luft, und davon dependirender Gesundheit bey Menschen und Vieh, Verbesserung des Ackerbaus, Wiesewachses, und der einer gesunden Wütterung, auf denen dürren Haiden Niederungarns, höchst
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benöthigten Viehzucht, genugsame Kanäle, und Wasserleitungen, aus denen obern Comitatern, in die tieferen Ebenen, und hart an volkreiche, am Wasser mangelnde Oerter, als Zeglid, Körösch, Ketschkemet, im Pester Comitat, und von der über Halasch, Janko, nach Baja, oder allenfalls, noch tieffer in die Donau zu leiten?
Ein hoher Gönner, und Beförderer, wie aller, also auch dieser dem Lande nützlicher Gedanken, würdigte mich nicht allein seines vollkommenen Beyfalles hierüber, sondern befahl mir auch ausdrücklich, diese meine vorläufige Gedanken fortzusetzen, und dann, auch dieses zu beweisen, daß die Vereinigung der Theiß mit der Donau, unterhalb bemeldten Ortschaften, zur Verbesserung der nieder Ungarischen Luft, zur Vermehrung einer bessern Viehzucht, zur Beförederung des Ackerbaus, und Emporbringung des Kommerzii, und hiezu nöthigen Bequemlichkeiten der Reisenden und Fahrenden, allerdings möglich, nützlich, und zu besserem Aufkommen des Königreichs, nöthig sey.
Ich will, mit meinen ohmaßgeblichen Gedanken, niemanden vorgreifen, doch aber, um solche, als ein getreuer Unterthan, bey meinem bereits 68. jährigen Alter, solche mir nicht absterben zu lassen, gewissen Principia hiermit bekannt zu machen, wovon bey künftiger, kurz oder langanstehender, und vorzunehmender Bewerkstellung, Gebrauch gemachet werden kann.
Es wäre nämlich 1) vor allem, das Terrain, jenseits des Pesther Komitats, und der ganzen Ebene, zwischen der — unterhalb Solnok fliessenden Theyß, und der, oben, nicht viel über 9. Meilen davon gelegenen unten aber, allgemach spitzig zugehenden, und in der Breite der W. Entfernung stets abnehmenden Donau, kennen zu lernen: denn, ob zwar, wie bekannt, die Theiß ohnedem oberhalb dem Temeschwarer Banat, bey Titel, in die Donau fließt, so dienet doch diese, viel zu tief liegende Kommuniakation, denen obern, mehr bevölkerten, und zu der Handlung mit Oestreich besser gelegenen, Gespanschaften, zu wenigem Vortheil. Der ins künftige zu hoffende Nutze, erfordert daher eine höher gelegene Vereinigung, wenigstens zwischen Solnok, und folglich einen, bis nach Baja, schräg zugehenden Kanal.
2) Diese Revieren müßten,*) mit akkuraten Nivellierinstrumenten und Wasserwagen, genau abgewogen, und mit Ausweichung aller auch nur kleineren Feldanhöhen, und Santhügel , wohl aufgenommen werden, ob das Ufer der Theyß, mit jenem der Donau in horizontaler Linie, von Solnok, bis Dömschöd, an, zu messen sich gleich befinde, oder, ob das eine, höher als das andere sey?
*) Nach des Gullielmini de Natura fluminum (in Act. Erud. Lips. A. 1720. p. 297.) item des Manfredi (ibid A. 1720. p. 291.) recensirten, und bey dem Po gebrauchten Principiis.
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3) Da es der Augenschein giebet, daß die Donau, zwischen Ofen und Pest einen schnellen Lauf und Fall hat, und deshalben auch nicht in so krummen schlangenförmigen Linien, wie die Theiß, ober und unter Solnock rinnet, so ist dieses, auch ohne Instrumenten abzunehmen, daß bey Pest, das Ufer der Donau, viel höher, als jenes der Theyß, bey Solnock, sey; folglich, man in dem Bette der Donau, etliche meilen hinunter, ohngefähr bis Baja, durch Nivellirungen, und Wasserwagen, einen solchen Ort suchen müsse, welcher nebst der Oberfläche des Donauwassers, um sehr viel tiefer, als die Oberfläche der Theyßwassers bey Solnock liege, um, bey diesem, den Ausfluß, bey jenen aber, den Einfluß, des etwann künftig zu beschließenden Kommunikationskanals, in einen durch abhängige oder sumpfichtge Gegenden (per declivia terreni oder paludum) schreghin zuführenden Linie, zu bestimmen.
4) Da auch die Oberfläche der Flüsse, sich nach der Beschaffenheit des Bettes richtet, so müste in beyden Flüßen auf Schiffen oder Flößen, auch die Tiefe des Wassers, und die Höhe desselben, über beyder abwärts gehenden Grund, durch etliche ℔ schweres Senkbley abgemessen, und absonderlich dahin gesehen werden, daß an dem Ort des zubestimnenden Einflußes, des durch den Kanal rinnenden Theyßwassers, der Donaugrund, wo möglich, nicht nur in der Mitte der Donau, sondern an dem Einflußufer, tiefer, als derjenige der Theyß sey, um einen bessern Zug dahin, zu erhalten, zumalen diese, nur durch eigene Schwere fließen muß.
5) Sollte die Ausführung dieses Vorschlags, durch obbemeldte Untersuchung, über kurz oder lang, für möglich erkannt werden, so wäre, ohne Maaßgebung, ein Kanal, von 12. Klaftern Breite, und 2. Klaftern Tiefe, auf die Länge, ohngefähr von 8. Meilen, anfangs genug; maßen das Wasser, mit der Zeit, sich selbst eine größere Tiefe ausspühlet.
6) Der augenscheinlich zu hoffende Nutzen, von der verbesserten Luft vom Ackerbau, und der Viehzucht; die Ausbreitung der Handlung, und Erleichterung der Zufuhr, würden die hierunter aufgewandten Kosten, mit der Zeit reichlich wieder ersetzen, und die Güter der Eigenthümer, in den an der Theyß gelegenen Comitatern, würden auch dieses Nutzens sich zu erfreuen haben, daß, durch einen großen Theil des abzulenkenden Wassers viel Erdreich gewonnen, und die übermäßigen Ueberschwemmungen, evitiret werden könnten.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.