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IV. Jahrgang, XXX. Stück, den 27. Julii 1774.
I. Wissenschaften
Wien.
Bey Johann Tthomas Edlen von Trattenern ist zu haben: Abhandlung von den Titeln und Wappen, welche Maria Theresia, als Apostolische Königinn von Hungern führet, Verfasser von Franz Karl von Palm, Weltpriester, der Gottesgelahrtheit auf der uralten wienerischen Universität Baccalaureus 1774, auf 94. S. in 4. nebst 2. Geschlechtstafeln.
Man hat zwar bereits in dem hiesigen Diarium, von diesem beliebten Werke des Herrn von Palm, eine umständliche Recension gelesen: allein dieser Umstand hält uns nicht ab, auch unsere Gedanken davon, besonders den hochgelehrten Lesern unserer Blätter, mitzutheilen.
Die Absicht seiner Abhandlung zeiget der gelehrte Herr Verfasser in der Vorrede an. Er will hier dasjenige in einem Zusammenhang liefern, welches sonsten in vielen Schriften gesucht werden muß, und nicht ohne großer Mühe zusammen gebracht werden kann. Er will zeigen, wie die Könige von Ungarn neue Königreiche nach und nach erworben, und mit der heiligen Krone verknpfet haben.
Die Gerechtsame eines apostolischen Königes auf die Königreiche Gallizien und Lodomerien sind der vorzüglichste Gegenstand seiner Arbeit. Er hat sich große Mühe gegeben, dieselben in ein helleres Licht zu setzen, um die gegenseitigen in der Staatschrift Recherches sur Halicz & sur la Wlodzimir angeführten Gegengründe umzustoßen. Dieses nun wird auch das Hauptsächlichste seyn, welches man in dieser Recension genauer zu untersuchen, und mit einigen Zusätzen zu erläutern bemühet seyn wird.
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Im I. §. handelt der Herr Verfasser von dem Gebrauch der Titel und Wappen der heiligen Krone überhaupt. In der Anmerkung S. 12. wird gezeiget, daß man bey der Krönung der Könige von Ungarn zehen besondere Fahne, auf denen die Wappen der zehen Königreiche abgemahlet sind, welche die Könige von Ungarn nach und nach erworben, und mit der heiligen Krone verknüpfet haben vorzutragen, und dadurch die Gerechtsame eines apostolischen Königes auf dieselben anzuzeigen pflegte. Dieses bestättigen nicht nur die von dem Herrn Verfasser angeführten merkwürdigen Münzen: sondern man ist auch im Stande, alle die hohen Magnaten von Ungarn, welche sothane Fahnen vor dem König getragen, seit Matthias II. seiner Krönung und Regierung, mit Namen anzuführen; und zwar aus Jo. Jessenii Regis Hungariae Mattbiae II, Coronatione . S. 16. Petr. De Reva de monarchia & Sacra Corona Regni Hungariae Cent. VII. Khevenhüllers annal. Ferdinandei. IX. Theil S. 19. Caroli Caraffa Germania sacra S. 67. Fransiscu Wagner in hist. Leopoldi M. 1. Theil S. 8. Becmanni Syntagmate dignit, dissert. VI. Cap. IV. S. 665. Scbwandtner Scriptor. rer. Hungarie. II. Theil S. 522. 583. ,
Im II. §. handelt der Herr von Palm, von den Titeln und Wappen des Königreichs Ungarn insbesonder. Ich will nicht untersuchen, ob Arpad das scytische Reiche, welches Attila aufgerichtet, und das nach seinem Tode zerstöhret worden, hergestellet habe. Das Königreiche Ungarn scheinet von demselben sehr verschieden gewesen zu seyn. So ist es auch nicht ausgemacht, ob der heilige Stephan die kostbare Krone von Sylvester dem II. bekommen, oder aber, ob Sylvester solchen nur eingeweihet habe. So wenig scheinet auch dargethan zu seyn, daß dieser heilige König das alte Wappen von Ungarn abgeschafft, und dagegen eine neues angenommen, und auf seine Thronfolger fortgepflanzt habe: noch findet man hiervon nirgends einen Beweis. Die alten vorhandenen Siegel unserer Könige, und andere Gründe scheinen dieser Meinung gar nicht zuzusagen. Das Bildniß der H. Jungfrau Maria ist auf einer unter Bela dem IV. geschlagenen Münze anzutreffen.
Im III. §. wird von den Titeln und Wappen der Königreiche Dalmatien Croatien und Sklavonien gehandelt. Das Erwergungsrecht unserer Könige auf Dalmatien und Croatien scheinet der Herr Verfasser in einer freyen Wahl zu suchen. Doch die angeführten Zeugnisse därften nicht hinreichend seyn, seine Meinung zu erhärten. Und wie wäre es, wenn man aus mehrern, als einem Grunde, dieses Recht herleiten wollte? Unsere Ungarn hatten sich kaum in dem Königreiche Ungarn fest gesetzet, als sie Croaticn und Dalmatien unterjocht haben. Der ungenannte Notarius des Königes Bela zeiget dieses
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im 42. Kap. und berufet sich auf ältere Geschichtschreiber, aus welchen er seine Nachrichten hergenommen hat. Sie werden,allem Ansehen nach, diese zwey Königreiche, dem damaligen Fürsten gelassen haben; jedoch mit der Bedüngniß, daß er als ein Lehensmann von Ungarn solche besitzen, und daß nach Abgang seiner männlichen Erben, beyde Reiche, als offene Lehen von Ungarn eingezogen werden sollten. Einen Theil davon, nämlich Sklavonien, haben sie gleich für sich behalten, und mit dem Königreiche Ungarn vereiniget. Dieses wird bey der Gelegenheit, als des heiligen Königes Ladislaus siene Schwester dem König Zwonimir zur Gemahlinn gegeben worden, erneuert worden seyn. Und so kann man auch zeigen, warum dieser König, auch seine Gemahlinn, und nach ihrem Tode, ihren Bruder Ladislaus, und die Krone von Ungarn zum Erben eingesetzet habe. Eben dieses scheinet M. Thurocz anzeigen zu wollen, P. II. Chronic. cap. 56.*)
Man kann auch davon nachlesen. Balthas. Adam. Kercselich in notit. praeliminar. de Regnis Dalmatiae, Croatiae &Sclavoniae S. 169. 121. 128. wovon wir in diesen Blättern im Iten Jahrgange gehandelt haben. Da aber die Dalmatiner nach der Zeit von dieser Verordnung abgehen, und sich dem Könige von Ungarn nicht unterwerfen wollten: so war dieser befugt, sie feinlich zu behandeln, und mit Gewalt zum Gehorsam zu bringen. Es kam zum Kriege: als sie aber sahen, daß sie außer Stand wären, den nöthigen Widerstand zu leisten; so faßten sie den Entschluß sich zu unterwerfen, und ihn für ihren rechtmäßigen König zu erkennen. Kereselich in notit. praeliminar. S. 137 Außer der Crone Ungarn, konnte niemand, als die morgenländisch römischen Kayser einigen Anspruch auf diese Königreiche machen. Man weiß aus den Geschichten, daß sie sich ein Recht auf Dalmatien und Croatien beyzulegen getrachtet haben.
Im IV. §. werden die Titel und Wappenb der Königreiche Rama, oder Rastien und Servien angeführt. Rama und Rascien scheinet dem Herrn Verfasser einerley zu seyn. Jedoch gehet er von dieser Meynung gar bald ab; da er S. 31. folgendermaßen schreibet: einige behaupten, Rama sey das nämliche Reich mit Bosnien, welches der König Mathias Corvinus, nachdem er den Mahomed vertrieben, der heiligen Krone zurückgestellet hat. Und noch viel deut-
*) Cum Rex Zolomerus, sine liberis decessisset, uxor ejus, soror Regis Ladislai, ab inimicis viri sui, multis injuriis praegravata, auxilium fratris sui Regis Ladislai, in nomine Jesu Christi, imploravit, & Croatiam atque Dalmatiam integraliter sibi r restituit; quam postea praedicta regina, suo subdidit dominio; quod tamen Rex non fecit, propter cupiditatem, sed qua secundum regalem justitiam sibi competebat haeriditas. Bonfin. Dec. II. Lib. IV.
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licher S. 84. Und diese leztere Meinung scheinet jener erstern vorzuziehen zu seyn. Man weiß aus der ungarischen Geschichte, daß die Despoten von Rascien von den Banen und nachherigen Königen von Bosnien, im XIV. und XV. Jahrhundert ganz unterschieden waren. Beyde sind Lehnmänner der Könige von Ungarn gewesen: und dieses wird nicht so leicht in Zweifel zu ziehen seyn.
Im V. §. kommt er auf die Hauptsache nämlich auf die Titel und Wappen der Königreiche Gallizien und Lodomerien. Hier ist der Herr Verfasser etwas weitläufiger, und führet einige bishero noch nicht bekannte Urkunden an, um die Gerechtsame des apostolischen Königes, und der heiligen Krone auf diese Königreiche, außer allen Zweifel zu setzen. Er leitet S. 33. dieses Recht vom heiligen Ladislaus her. In der Anmerkung aber berührt er, daß einen Theil davon schon Andreas der I. durch eine Heyrath bekommen hätte. Wie gut hätte der Herr Verfasser gethan, wenn er dieses durch ein Zeugniß eines glaubwürdigen Geschichtschreibers, oder auch durch ein Diplom bestättiget hätte. Daß sich Andreas der I. ehe er den Ungarischen Thron bestiegen, nach Rothreußen begeben, und dorten einige Jahre gewohnet habe, scheinet deßwegen geschehen zu feyn, weil das Land schon vorhero zu Ungarn gehörte. Dieses bezeiget der ungenannte Notarius des Königes Bela im VIII. IX. X. XI. Kap. und aus der Ursache wurde auch der heilige Emerich, Dux Ruizorum genennet. S. 34. folg. zeiget der Herr Verfasser, wie Bela der III. dieses Recht erneuert, und wider die Pohlen behaptet habe. Er beschuldiget den vornehmsten Pohlnischen Geschichtschreiber Dlagossus, daß er diese Sachesehr partheyisch beschrieben hätte, und setzet ihm die Erzählung des weit älteren Geschichtschreibers Viecenti Kadlubko entgegen. Wenn man die Wahrheit bekennen soll, so muß man gestehen, daß auch Kadlubko für sein Vaterland sehr eingenommen gewesen sey. Es hat das Ansehen, daß die Pohlnischen Geschichtschreiber, diese Rußische Unruhen mit Fleiß so verworren, und dunkel beschrieben haben. Sie wollten nicht recht mit der Sprache heraus. In den ungarischen Geschichtschreibern findet man davon gar keine Nachricht, worüber man sich gar nicht zu wundern hat, wenn man bedenket, daß sie von Bela dem III. und einigen ungarischen Königen, die vor ihm, und nach ihm, auf dem Ungarischen Throne saßen, ihren Thaten, wenig oder nichts berühret haben. Wenn man aber der Pohlnischen Geschichtschreiber ihre Erzhählung mit andern vorhandenen Nachrichten vergleichet und beurtheilet; so erhellet, wenigstens so viel daraus;
Daß 1) schon zu Ende des XII. Jahrhunderts zwischen Ungarn und Pohlen, wegen der Königreiche Gal-
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lizien und Lodomerien viele Kriege geführet worden.
2) Daß die Ungarn auf die lezt die Oberhand behalten, und Gallizien und Lodomerien unter sich gebracht haben. Denn, wenn diese Meinung ungegründet wäre; so wüste ich nicht, wie sich König Andreas der II. entschlossen hätte, an den Römischen Bischof folgendermaßen zu schreiben: Noverit Sanctitas Vestra, quod Gallicienses principes & populus, nostrae ditioni subjecti, humiliter a nobis postularung, ut filium nostrum Colomanum ipis in Regem praeficeremus. Wie hätten sich die Stände des Königreiches Gallizien überreden lassen, den Herzog Kolomann vom Könige Andreas den II. auszubitten, und ihm die königliche Krone aufzusetzen? Wie wären die Pohlen dahin zu bringen gewesen, daß sie solches nicht nur genehmiget, sondern auch die Krönung des neuen Königes Kolomann begünstiget hätten? daß aber solches geschehen sey, bezeigen ihre einheimische und älteste Geschichtschreiber.
(Die Fortsetzung folgt.)
II. Topographische Nachrichten.
Von dem Königreiche Bosnien.
Da die Beschreibung, die wir von dem Königreiche Bosnien erhalten haben, zuverläßig ist: so glauben wir unsern Lesern gar nicht unangenehm zu fallen, wenn wir ihnen solche hier mittheilen: besonders da man in keinem, von den bekannten Geographischen Büchern, eine umständliche Nachricht davon findet.
Um aber von dieser Beschreibung den wirklichen Nutzen zu ziehen, ist es nöthig, daß eine Landkarte von Bosnien vor die Hand genommen werde, um die hier benennten Oerter darinne aufzusuchen.
Die Festung und die Stadt Sarajevo, ist ziemlich volkreich, und hat einige Kompagnien zu Besatzung. Die Festung liegt gegen Sonnenaufgang, unterhalb dem Gebirge, und verschaft dem Auge eine überaus schöne Ansicht. Sie ist ziemlich groß, und hat zu ihrer Bevestigung ein zwo Klafter breites Gemäuer, jedoch keine Schanze, wohl aber 12. Batterien, und eben so viel Thürme, worauf 80. mittlere Kanonen gepflanzet stehen. In einiger Entfernung, unter der Festung liegt die Stadt in einem Thale, und von der Mittagseite entspringet der Fluß Milatzka, welcher, nach seinem Laufe, durch die Stadt, sich eine Stunde weit unterhalt derselben in den Fluß Bosna ergießet. Man zählet in der Stadt 12000. Häuser, und die Residenz des Pascha sowohl, als die Wohnungen einiger anderer Officier, sind, nach türkischer Art, sehr gute Gebäude. In der Festung befindet sich ein Kommendant, (Musselim) ein Janitscharen Aga, und ein Generalauditeur (Muphela) Die Altgläubigen
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(Graeci ritus) haben hier eine Kirche und einen Bischof, und machen bis 1000 Familien aus. Die Römisch - Katholischen sind auch bey 500. Haushaltungen, — Von der Seite des Bosnaflußes ist in einer Fläche ein Zugang zu der Festung, und über derselben ein mäßiges Gebirge. In der Stadt befindet sich über dem Fluß Milatzka eine Brücke; auch ist der Fluß Bosna mit einer solchen versehen, von der gedachtes Gebirg, und der Ursprung ds lezteren Flußes, zwischen zween Felsen, ganz deutlich ausgenommen werden kann. Von dieser Brücke theilen sich drey Wege, und zwar von der mittägigen Seite über das Gebirge, gegen den Schwarzwald (Herzegowina) der Stadt Mostar zu; von der Abendseite gegen Dravnik: von Mitternacht aber längst dem Bosna in den Saufluß, massen die Bosna, sich bey der Lukatscher Schanze in den Saustrom ergießet. Vom Aufgange der Sonne unterhalb der Stadt Sarajevo, sind auf eine ganze Tagreise weit, die schönsten Felder, auf welchen verschiedene Dörfer, sowohl von Türken, als den altgläubigen Christen angesiedelt liegen. Zu Ende dieser Ebene, unweit der Stadt Sarajevo, geht ein Weg, über die so genannten romanischen Gebirge, und Wälder, nach dem Marktflecken Vißegrad zu, und von dannen nach Konstantinopel. Linkerhand ist der Fluß Drina, welcher ein ziemlich flaches Gebirge vor sich hat, das sich bis an den Marktflecken Rogatitza unweit Herzegowina erstrecket. Dieser Flecken bestehet nur aus 52. Häusern. Auf der Sarajever Ebene längst des Flusses Bosna, befinden sich drey Marktflecken, nämlich: Wißoko, Kakan, und Besnitza, welche alle von lauter Türken bewohnet werden. Der estere hat 65, der zweyte 50, und der dritte 76. Häuser. Zu Ende dieser Ebene gegen Aufgang befinden sich zwey Klöster, und bis zu denselben kann man bequem mit Wagen kommen. Dort aber fängt sich das Gebirge Kraljewa Gora an, über welches ein Weg von Zwornik nach beyden Soli, oder sogenannten Tußla gehet, der aber nur zu Pferde gemachet werden kann. Unterwegs stehet ein ödes katholisches Kloster, Ollowo genannt, und nicht weit von diesem ein kleiner Marktflecken von 50. Häusern, Namens Gladan, nebst einigen Dörfern in dem Gebirge. Von dannen, gegen dem Fluß Bosna befinden sich zwey Fraciskaner Klöster, Sutjeßka und Kreßovo, und links von dem Fluße zwischen dem Gebirge ziehet sich ein Weg über den Bach Kriwa Rika, welcher sechszehnmal paßiret werden muß, in die Eisenbergwerke Sebeßich und Varesch. Von da rechter Hand, auch am bemeldtem Fluße, liegt ein großer Marktflecken, Schebtsche genannt. Er hat bis 350 Häuser, und ernähret seine Einwohner, mit den verschiedenen Geräthschaften, die sie aus Eisen sehr gut verfertigen. In diesem Flecken hat ein Staabsauditeur (Kodia) seine Station, dessen Gerichtsbarkeit sich bis an das Gebirge Spret-
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scha, in der Gegend von Zwornik erstrecket. Auf den Gebirgen Priluk, und Massitza stehen verschiedene Dörfer, von welchen zwey, lauter Christen, die andern aber allein Türken bewohnen.
Dem Gebirge Spretscha gegen Mitternacht, liegen noch andere drey Gebirge, die Gostowitz, Woßutja, und Osren heißen. Auf jedem dereselben befindet sich ein griechisches Mönchenkloster, (Kaludjer) gleiches Namens, die Gegend um das leztere ist auch sonsten stark, und zwar meist von Christen bewohnt.
Die Festung Maglai liegt an dem Fluße Bosna, auf einer Anhöhe, und gehöret in den Schevtscher Distrikt, oder so genannte Kadiluk. Sie ist nicht sonderlich groß, und ihre Vorstadt, hat mehr nicht als fünfzig Häuser. Man kann sich derselben nur allein, und zwar ohne viele Schwierigkeiten, von Seiten des Flußes nähern; denn von der andern Seite bedecket sie das Gebirg Osren.
Jenseits des Bosnaflußes, gegen Untergang der Sonne, stehet die Festung Vranduk. Sie ist nur einen Kanonenschuß weit, unter dem Gebirge Sarajevo zu, mit groben Geschütze bestrichen werden. Sie hat eine geringe Besatzung, und ist klein, auch daher nicht im Stande, die Sarajever Strasse streitig zu machen. Von dem Saufluße kann man ihr sehr leicht beykommen, und ein gutes Stück bis zu dem Scheptscher Gebirge vordringen.
Die Festung Tessan ist in dieser Gegend die erheblichste. Sie liegt auf einer Anhöhe, die von mittelmäßigen Bergen umgeben ist. Von der Seite des Bosnaflußes ist sie mit einer Schanze, und außerhalb mit Palisaden versehen, hat auch 3. Batterien, und 15. große Kanonen. In derselben befindet sich ein Kapitän, als Befehlshaber, nebst einem Staabsauditeur, und einer ziemlich starken Besatzung. Die Gerichtsbarkeit dieser Festung erstrecket sich bis an Ukrina, und den Saufluß.
Oberhalb des Bosnaflusses befindet sich noch die Festung Dobuy, welche ziemlich haltbar ist. Sie ist mit einer Ringmauer und einer Schanze versehen. Die Gegend ist ein flaches Feld, und es ist ihr daher leicht beyzukommen. Sie hat eine Vorstadt von etwa 50. Häusern, die von lauter Türken bewohnet werden: ein Aga führet hier das Kommando.
Ungefähr 5. Stunden gegen den Saustrom befindet sich die Festung Derbent, welche zwar schon von Alters her bekannt ist; jedoch erst in neueren Zeiten ausgebessert und befestiget worden. Sie ist mit guter Artillerie versehen, und den Befehlen eines Oberkapitäns unterworfen. Ihre Vorstadt hat bis 300 Häuser, welche von der Besatzung bewohnet
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werden. In der Gegend um die Festung sind verschiedene Dörfer, größtentheils von Christen angesiedelt.
Das Schloß Dobor ist sehr alt, jedoch ziemlich fst, aber ohne alle Besatzung. An demselben liegt ein Dorf von 40. Häusern, wird von Türken bewohnet, und hat den Namen von der Festung. Jenseits des Bosnaflußes sind abermal zwey nahe aneinander liegende Marktflecken, Modritza und Tarefetze genannt, welche ungefähr 160. Häuser enthalten. Es ist dabey eine Fuhrt über den Fluß, die auf die Strasse, nach der Stadt Gradatschatz führet. Von dieser Ueberfuhrt, bis dahin, sind ungefähr zwo Stunden, und ziemlich guter Weg.
Bemeldte Stadt ist ziemliche befestiget, und mit 3. Batterien versehen, die mit 15. schweren Kanonen bespickt sind. Ein Oberkapitän, der noch andere 3. Filialposten unter sich hat, stehet derselben als Commendant vor.
In der kleinen Festung Kratschamitza hat ein Kadia, oder Stabsaudieteur seine Station, und die dabey befindliche Vorstadt wird von lauter Türken bewohnet, die etwas 120. Häuser inne haben.
Nicht weit davon ist das alte und ziemlich feste Schloß Szokol, in welchem sich ein Aga, aber gar keine Artillerie befindet.
Von hier über dem Bache Tirya liegt das gleichfalls alte Schloß Srebernik, dem man nur von einer Seite, und zwar von dem Saustrome, aus der Gegend der Lukatscher Schanze und von Reyewo Selo beykommen kann. In dieser Gegend befinden sich viele Dörfer, deren christliche Einwohner aber, dreymal so stark, als die Türken sind.
Zu Tußla ist sein einigen Jahren eine Festung angelegt worden, welche aber nicht viel bedeutet. Die Stadt zählet beynahe 250. türkische Häuser, und rings herum sind viele angesiedelte Dörfer, von welchen drey Vierhtele von Christen bewohnet werden.
(Die Fortsetzung wird folgen.)
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.