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V. Jahrgang, III. Stück, den 18. January 1775.

I. Wissenschaften.

Noch im verfloßenen Jahre 1774. hat der privilegirte Buchdrucker in Preßburg, Herr Johann Michael Landerer gedruckt und verlegt: Meliboer ungarischer Sprachmeister, in einer ganz veränderten Gestalt; itzo bey der fünften Auflage mit einem neuen Anhange von den allernöthigsten Wörter, Idiotismen, Sprichwörtern, Gesprächen, Briefen, Gedichten, ergötzenden Erzählungen, und einem Grundriße, von einer Ungarischen Handbibliothek vermehret. 17.Bogen in 8vo.

Die unter diesem Titel bekannte Anfangsgründe der ungarischen Sprache, die man dem berühmten und großen gelehrten Mathias Bel zu verdanken hat, haben noch immer ihren Werth behauptet, und die öfteren Auflagen derselben können das beste Zeugnüß davon abgeben — Bey dieser fünften Auflage, hat der Herr Verleger, der sonst schon, als ein eifriger Patriot, und Beförderer der ungarischen Litteratur rühmlich bekannt ist, das meistentheils erfüllet, was er auf dem Titel versprochen; und er verdient, auch hier öffentlich gelobt zu werden, daß er den Ausländern, und der Jugend zum Besten, diese kleine Sprachlehre, immer richtiger und vollständiger zu machen suchet. Er hat die Sprachkunst des Herrn Adami zum Leitfaden seiner Verbesserungen angenommen, und Kenner wissen es, daß er dabey den rechten Weg nicht verfehlen können. — Freylich hat dieses Werk, denjenigen Grad der Vollkommenheit, den man wünschet, noch nicht erreichet, aber man kann aus einer Nacherinnerung sehen, daß man dasselbe erst zu vermehren, und zu verändern angefangen habe, als der erste Bogen schon abgesetzet war. Der Herr Verleger verspricht jedoch, daß

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II. Policey

Fortsetzung der Untersuchung wegen der fremden Gold- und Schatzgräber.

Man muß in der That über dieser Erdichtung erstaunen; aber auch vernünftiger Weise, diesen Beschreibungen schlechterdings allen Beyfall augenblicklich versagen, so bald man nur das Verzeichniß der unerschöpflichen Reichthümer und Schätze lieset, die in dieser Schatzkammer vorhanden seyn sollen. Wir wollen nur etwas weniges zur Probe davon anführen, um daraus zu erkennen zu geben, daß sich Menschen in der Welt finden, die auch denen ungereimtesten Erdichtungen allen Beyfall zu ertheilen bereit sind. Ein Goldklumpen, mit denen kostbarsten Edelsteinen, die bald Haselnüßen, bald Taubeneyern in ihrer Größe gleichen, soll daselbst in einem Gemach liegen, in eben der Gestalt und Größe, wie ein Weinfaß. Nicht weit davon, heißet es, ist ein anderes unterirdisches Gewölbe welches auf zwölf silbernen Pfeilern ruhet, und eben so viele Männer aus purem Golde in sich fasset, die daselbst in einem Creise nebeneinander stehen, und den dreyzehenden, der aus einem Karfunkelstein in Gestalt eines Priesters gebildet ist, und mitten unter den Zwölfen stehet, umringen und einschließen. Alle Wände dieses unterirdischen Gebäudes, sind nach dieser Beschreibung mit Diamanten, Saphiren, Rubinen mit Perlen von außerordentlicher Größe, wie auch mit andern kostbaren Edelsteinen reichlich besezt und ausgeleget. Noch nicht genug! auch wilde Thiere und zahmes Vieh, als Löwen, Bären, Ochsen, aus dem feinesten Golde zusammen gesezt, und in Lebensgröße gebildet, sollen da wechselweise untereinander, wie auf einer Wiese stehen. Um diese Thiere herum sitzen abermal goldene Vögel, als Gänse, Adler, Straußen, Auerhüner und dergleichen mehr, auf goldenen Eyern die beständig Schockweise unter ihnen liegen, also, daß wenn gleich einige von diesen Eyern weggenommen werden, es dennoch an der richtigen Zahl niemalen mangeln darf; und daß vielmehr solcher Raub, durch die Kraft dieser Vögel schleinig wieder ersezt werde, und daher dieser Reichthum unerschöpflich bleibe.

Welch ein süsser Traum ist nun alles dieses für einen geldhungrigen Menschen! der noch zum Ueberfluß in dieser Beschreibung so verführerisch vorgestellet ist, daß ein für

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dergleichen Vorurtheilen nicht genügsam gesicherter Mensch, sehr leicht dadurch auf den Vorsatz verleitet werden kann, vermittelst dieses Weges sein Glück zu suchen, und die angepriessene Schatzkammer, wenn es ihm auch noch so sauer ankommen sollte, einmal in seinem Leben zu besehen; in Hofnung auf einmal reich zu werden, und sich in einen glücklichen Zustand plötzlich zu versetzen. Die Sache kommet einem solchen Menschen desto glaublicher für, je mehr der Verfasser dieser Schrift befließen war, in seinem ganzen Vortrag, sich ernsthaft, aufrichtig und recht andächtig zu stellen; wobey er noch, auch vorgiebt, wie er selbst in eigener Person, diese Schatzkammer besucht, alle darinne befindliche Schätze mit Augen gesehen, und daß er von diesem reichen Vorrathe so viel für sich genommen habe, als er vermeynte, zu einer ehrlichen Unterhaltung und Auskommen bey seiner zukünftigen Lebenszeit, hinlänglich zu seyn.

Wie möglich war es nun, daß auch Ausländern eine Beschreibung von dieser Art in die Hände fiel, bey denen sie um desto mehr Beyfall erhielte, je reitzender die Sache ist; und je weniger sie, als Fremde, sowohl von der Lage des Orts, als auch von der übrigen Beschaffenheit und Umständen dieses Gebirges, Erkenntniß und Erfahrung besaßen. Sie wagten es also, indem sie sich anderer Verrichtungen halber im lande aufhielten, bey einer so bequemen Gelegenheit, die Thäler und Felsen dieses ungeheuren Gebirges in der Nähe zu betrachten, um, wo nicht Schätze zu erbeuten, doch wenigstens von diesem Gebirge einen deutlichern Begrif zu erhalten, und einem leicht möglichen Vorwurf auszuweichen; daß da sie einem berühmten Orte so nahe gewesen wären, sie dennoch denselben weder besucht noch gehörig erforschet hätten. Dieses mag nun der Bewegungsgrund und die Triebfeder gewesen seyn, die dergleichen Ausländer in diese Gebirge etwas tiefer sich zu begeben, bewogen hat: Neugierde und Hofnung. Daß aber dieses keine bloße Muthmaßung sey, sondern sich in der That so verhalte, können wir aus sichern und gewißen Begebenheiten darthun und mit Beyspielen erweisen. Es sind kaum etliche Monathe über ein Jahr verflossen, daß die Neuwalddorfer Bauern*) die sich gewisser Verrichtungenhalber in denen Wäldern unter dem karpatischen Gebirge aufhielten, auf eine Gesellschaft von Fremden, und ihnen unbekannten Ausländern trafen. Bey dem ersten Anblick befremdete es sie, daß ihnen dergleichen Leute, in einer wüsten und wilden Gegend vor ihr Angesicht kämen, und dachten vielleicht, ob diese nicht ebenfalls Schwarzkünstler wären? Allein in-

*) Neuwalddorf, ist ein Dorf in Zipß, welches unter der Schlagendorfer Spitze des karpatischen Gebirges liegt, dessen Einwohner sich auf die Gämsenjagd sehr wohl verfielen und neben dem Feldbau, so oft es  die Zeit und Witterung gestattet, derselben fleißig nachgehen.

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dem sie zu ihnen etwas näher hinzutratten, und sich um ihr Vaterland; wie auch um ihre Verrichtungen genauer erkundigten, so erhielten sie den Bescheid und das offenherzige Geständniß: daß sie in Mähren zuhause, und von ihrer Profeßion Tuchmacher wären; daß sie sich aber durch die süssen und reitzenden Erzählungen von denen Reichthümern und Schätzen dieses Gebirges hätten einnehmen und dahin verleiten lassen, diesen weiten beschwerlichen Weg zu betretten. Nun aber, indem sie die unbesteiglichen Felsen und gefährlichen Zugänge dieses Gebirges vor Augen sähen, und noch tausend andere Hinderniße fänden, so verlangten sie nichts mehr von diesen ihnen vorgebildeten Schätzen, wenn sie auch wirklich da wären, und nicht anders, als mit sehr vieler Mühe und Gefahr erbeutet werden könnten. Kurz sie bereueten ihre Leichtglaubigkeit und Leichtsinn, ihre Mühe und Kosten, und kehreten unverrichteter Sache wiederum zurück in ihre Wohnungen, mit dem Vorsatz: nimmermehr in Zukunft eine so vergebliche Reise nach Gold vorzunehmen: indem sie weiter nichts mit ihrer gewesten Mühe gewonnen hatten, als daß sie klüger und vorsichtiger dadurch geworden sind.

Im Jahre 1749. kam ein Tischler oder Schreinergeselle Namens Joh. Andreas Papirus aus Preußen gebürtig, mit eben dem Vorurtheile, in diese Gegend, und tratt in Martsdorf einer der königl. XIII.nunmehro XVI. Zipserstädte, bey einer Wittib, von dieser Profeßion, in Arbeit. Dieser im übrigen gute und ehrliche Mann, war allezeit den Winter über in seiner Berufsarbeit unermüdet und fleißig; so bald er aber, im Monath July merkte, daß sich der häufige Schnee von den karpatischen Gebirgen allgemach verlöhre, und die Witterung daselbst erträglicher zu werden anfing; so legte er sein Werkzeug nieder, nahm die Beschreibung der Schatzkammer zur Hand, und gieng mit großer Hofnung hin, dieselbe aufzusuchen und zu finden. Allein er kam allezeit mit matten Gliedern ohne verrrichteter Sache und leer wieder zurücke; indem, wie er sagte, ihm bald die Witterung, bald die Geister, bald etwas anderes Hindernisse im Weg legte, und seine Absichten vereitelte. Ob nun gleich dieser Mann sehr oft und vielmal, durch seine karpatische Reisen angeführt worden, und aus eigener Erfahrung überzeugt werden können, daß an der Sache, die er sich aufzusuchen so viele Mühe gab, nichts sey; so wollte er dennoch so wenig sein Vorurtheil, als den einmal gefaßten Vorsatz fahren laßen, so sehr sich auch verschiedene bemüheten (weil er ein guter Handwerker und sehr verträglicher Mann war) ihn von seinem fruchtlosen Bemühungen abzuhalten und für einem Unglücke zu warnen. Nachdem also niemand vermögend gewesen, diesen Menschen auf andere Gedanken zu bringen, oder dahin zu bewegen, seine Gesinnungen zu ändern; so bestund er darauf und setzte

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seine karpatischen Besuche, mit mancherley Gefahr, bis in das zwey und zwanzigste Jahr, alle Sommer und Herbste fort, ohne in so langer Zeit, den mindesten Gewinn oder Vortheil davon zu erhalten; sondern dagegen lauter Schaden, sowohl an seinen Leibeskräften, als auch an seinem Vermögen zu erfahren, indem er alles, was er den Winter über durch seine Handarbeit gewonnen, im Sommer und Herbst auf seine karpatische Reisen nothwendig verwenden mußte; bis er, endlich im Jahre 1771. im Monathe October zum letzenmal hingieng, und nicht mehr zum Vorschein kam. Unglücklicherweise beschloß er sein Leben dort zwischen den ungeheuern Felsen, wo ihm entweder ein Fall, oder, weil es so spät im Jahre gewesen, und auf eine schöne Witterung, plötzlich ein häufiger Schnee ausgefallen ist, der Frost und die Kälte den letzten Rest gegeben haben mögen. Und so fand dieser gute Mann, welcher eben in der Absicht eine so weite Reise gemacht hatte, nach vieljährigem und mühsamen Suchen, anstatt der Schatzkammer, in diesem Gebirge, seinen Tod, wovon man erst im folgenden Jahre vergewißert wurde; nachdeme bey einem Felsen sein Gerippe und einige Stücke von seinen vermoderten Kleidern gefunden worden sind.

Hieraus können wir deutlich genug sehen, wodurch auch Ausländer bewogen werden, das karpatische Gebirge zu besuchen, und was mancher dabey vor Absichten habe? Es sind aber auch noch mehrere Ursachen, warum dieses geschehen kann, und oftmalen in der That und wirklich geschiehet. Es giebt in diesen Gebirgen allerhand Fußsteige, durch welche man aus Pohlen, Schlesien und Mähren theils zu Fuß, theils auch, an einigen Orten, zu Pferde, bis nach Ungarn kommen kann. Die Ausländer, denen dergleichen Fußsteige bekannt sind, wählen zu ihrer Reise diese viel lieber, als die ordentlichen Landstrassen; indeme sie dadurch (weil die Steige um ein merkliches gerader und kürzer sind) viele Zeit und Mühe bey ihrer Reise ersparen können. So bald nun, besonders in denen alten Zeiten, ein Bauer, ein Schaafhirte, oder ein Jäger, eines solchen reisenden Ausländers gewahr wurde; so erstaunte er| bey seinem Anblick; weil er es nicht entwickeln konnte, was ein solcher Mensch allda für Verrichtungen haben, und was ihn in diese Gegend zu kommen bewogen haben möge? In dieser Verwirrung machte er den übereilten Schluß, daß hinter dieser Sache etwas verborgenes stecken müßte; und daß diese Fremdlinge, ohne erhebliche und wichtige Ursache in diese wilde Gegend nicht kämen, es auch nicht anders seyn könnte, als daß sie heimliche Absichten dabey hegten, und uns unsere Schätze und des Goldes, die sie durch Zauberey an sich zögen, beraubten. Mit einem Worte: man bildete sich ein, und glaubte es festiglich diese Fremde wären Schwarzkünstler.

(Die Fortsetzung folgt.)

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III. Vermischte Nachrichten.

Schreiben an das gelehrte Fräulein von S.*)

Die Gelehrsamkeit des ungarischen Frauenzimmers betreffend.

Ja, meine Freundin! nicht allein durch Tapferkeit, auch durch Gelehrsamkeit hat sich ihr Geschlecht in unserm Vaterlande rühmlich hervorgethan! — Freylich haben uns die Geschichtschreiber nur wenige Beyspiele davon aufbehalten; denn sie hatten genug von Staatsveränderungen, innerlichen Unruhen, verderblichen Kriegen, und Schlachten zu reden. Ueber dieses waren auch unsere Schönen, von jeher, viel zu bescheiden; als daß sie sich mit ihren gelehrten Kenntnissen hätten brüsten sollen! Ich beruffe mich hierinnen auf Sie selbst, und auf Ihre gelehrte Freundinn, die Frau von K. ** die allzeit erröthet, wann man ihren geistvollen Gedichten den verdienten Beyfall geben muß! — Doch, ich will izt nicht von Ihnen, nicht von ihren Freundinn reden; ich will Sie nur an einige Ihrer Landsmänninnen erinnern, deren Verdienste um die Wissenschaften Ihnen unmöglich unbekannte geblieben seyn können!

Der Baronesse von Hellenbach Abhandlung von Erziehung der Kinder welche zu Leipzig 1760 in groß Oktav gedruckt worden, haben Sie nicht nur mit Vergnügen gelesen; sondern auch gründlich beurtheilet. Jedes Frauenzimmer sollte dieß Werkchen lesen, und jede Mutter sollte es zu ihrem Handbuch wählen! — Sollte die gelehrte Verfasserinn, die, wie ich weiß, ihre übrige Stunden den Musen widmet, es wohl bey dieser Probe allein bewenden lassen? Nein, wir wollen hoffen, und wir wollen Sie ersuchen, uns noch mehr Werke, ihres schönen Geistes zu schenken!

Die Sammlung geistlicher Betrachtungen aus Johann Arnds Büchern vom wahren Christenthume, in ungarischer Sprache, welche die Katharina Sidonia Petrozy, eine Dame von vortreflichen Tugenden, und ausgebreiteter Gelehrsamkeit zur Verfasserinn haben, fand ich selbst sehr oft in ihren schönen Händen, die 1705 zu Klausenburg herauskam, und die sie besitzen, hat auch die Baronesse Veschelenyi eine andere erst 1764. veranstaltet. — Noch schrieb diese Dame in unserer Muttersprache:

*) Das gelehrte Fräulein von S. hat in unserm vorigen Jahrgange die angeführten Beyspiele von der Tapferkeit des Ungarischen Frauenzimmers gelesen: hier werden Ihme nun Beyspiele angeführt und gezeiget, daß sich das Ungarische Frauenzimmer auch auf dem Felde der Gelehrsamkeit hervorgethan habe.

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Das einen guten Geruch ausduftende Herz, eben nach Anleitung des obenberührten Johann Arnds, welches Werk 1708. in Leutschau an das Licht trat; und endlich hat sie auch des Johann Mayers Traktat: von den Zweifeln der Seligkeit in unsere Sprache übersezt; ja noch viel andere, meist der Erbauung gewidmete Schriften hinterlassen, die alle würdig wären, durch den Druck allgemein gemacht zu werden.

In die rühmlichen Fußstapfen dieser vortreflichen Dame, trat auch ihre Enkelinn, die obenbelobte Gemahlinn des Freyherrn Stephan Veschelenyi von Hadad, Polyxena eine Tochter Stephan Daniels von Vargyas. Außer einer mehr als gemeinen Kenntniß der meisten europäischen Sprachen, war sie auch der Griechischen und Lateinischen völlig mächtig, und übersezte aus der leztern des Benedictus Pictets christliche Sittenlehre in das Ungarische, welche 1752. zu Klausenburg in 8. sehr niedlich, gedruckt ward. Sie vermehrte auch den Ruhm ihres gelehrten Vaters, durch eine ungarische Uebersetzung des von ihm geschriebenen weitläufigen Werks: Paterna monita betitelt, welches sie durch den Druck gemeinnützig machte.

Die Sophia Bathory, eine Dame, die nebst den vortreflchsten weiblichen Tugenden, eine männliche Seele besaß, haben Sie schon oft bewundert! Sie war die Gemahlinn des Siebenbürgischen Fürsten, Georg Rakoczy, und die Mutter des rebellischen Franz, dessen Anschlag Munkatsch zu erobern, sie durch ihre Tapferkeit vernichtete; indem sie ihn zwang, die Belagerung dieser Festung mit nicht geringem Verluste aufzuheben. Mit dem größten Schmerze sah sie, die Meutereyen ihres Sohnes, und mit den rührendsten Ausdrücken ermahnte sie ihn, zum Gehorsam, und Treue gegen den Kaiser. Ja, sie nahm es über sich, Gnade für ihn zu erflehen, welche sie auch endlich erlangte. — Nachdem sie die Ruhe in ihrem Vaterlande wieder hergestellet sah, widmete sie sich ganz dem Dienste Gottes, und schrieb ein Gebettbuch, welches in Tyrnau gedruckt warb. — In ihrer lezten Krankheit sezte sie die Gesellschaft Jesu, zu Erben ihres beträchtlichen Vermögens ein, das aber, als es der Orden in Sicherheit zu bringen suchte, dem Thököly in die Hände fiel. — Denn, wie sie wissen werden, sie verließ gleich nach dem Tode ihres Gemahls, die Lehre des Calvins, und nahm den römisch- katholischen Glauben an.

Einen unsterblichen Namen machte sich Katharina, eine Enkelinn des Johann Bethlen, welche mit unglaublicher Mühe und sehr großem Aufwande, eine — hauptsächlich aus ungarischen Büchern, und Handschriften bestehende Bibliothek sammelte, und solche noch bey Lebzeiten, dem Enyedergymnasio schenkte. Die Arzneywissenschaft liebte sie vor andern,

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und machte daher Bekanntschaft, mit den, in dieser Wissenschaft berühmten Doktorn, Martin Simoni, Samuel Kölöscheri, und Martin Boroschnai; sie brachte es auch darinnen so weit, daß sie dieselbe zum erheblichen Nutzen ihrer Nebenmenschen anwenden konnte. — Zuerst war sie mit dem Grafen Ladislaus Haller, hernach aber mit dem Grafen Joseph Telecki verheurathet; lebte auch nach dem Tode des lezteren noch 27. Jahre im Witwenstande, in welchem sie ein Buch geistlicher Betrachtungen und Gebether in ungarischer Sprache schrieb, und durch den Druck gemeinnützig machte.

Die Juditha Ujfaluschi eine Klarissernonne zu Tyrnau, wird Ihnen vielleicht auch nicht unbekannt seyn. Sie war ihrer Frömmigkeit sowohl, als ihrer Gelehrsamkeit wegen, in großem Ansehen, und übersezte aus der böhmischen in die ungarische Sprache: Das Leben Jesu und Maria, welches zu gedachtem Tyrnau verschiedenemale, und 1746. wieder in Quart aufgelegt worden.

Endlich muß ich der Susanna Loranfi nicht vergessen. Diese gelehrte Dame beförderte nicht nur verschiedene Werke der Gelehrten zum Drucke; sondern schrieb selbts ein Buch in ungarischer Sprache, unter dem Titel: Moses, und die Propheten

ec. welches 1641. zu Stuhlweißenburg die Preße verließ. Ich weis nicht: ob Ihnen dieses Werk bekandt ist? Seiner Zeit machte es viel Aufsehen, ward gelobt und getadelt. Auch die. Satyre blöckte die Zähne darüber, wovon ich Ihnen ein paar abgeschmackte Zeilen, die Ihnen Ihr Bruder verdeutlichen soll, hersetzen will:

Nunc Paullina tonant , madidis oracular mappis,

Ante focum nutrix, potaque mussat anus;

Quid mirum , si fit nobis Ecclesia discors,

Dant passim bibula, Biblia voce sonos.

Ich könnte Ihnen noch eine gute Anzahl ungarischer Schönen namhaft machen, deren ausnehmenden Verstand, und vortrefliche Geistesgaben, ich mit vielen andern bewundere; wann ich nicht befürchten müsste ihre Bescheidenheit eben so sehr zu beleidigen, als ich dadurch den Ruhm meiner Nation allerdings vermehren würde. — Aber ohne ihre Namen zu nennen, will ich der Welt ehestens einige ihrer gelehrten Arbeiten in diesem unserem Blatte mittheilen, und — erröthen Sie immer — mit ein paar Stücken Ihrer zärtlichen Muse den Anfang machen.

v. W.


In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.
Topic revision: r4 - 08 Mar 2012, AgostonBernad
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