INHALTSVERZEICHNIS PRIVILEGIRTE ANZEIGEN
Blättern: < V. Jahrgang, III. Stück -
V. Jahrgang, V. Stück >
(25)
V. Jahrgang, IV. Stück, den 25. January 1775.
I. Geschichte.
Zusätze zum Nachtrag der Geschichte des gräflich Thökölischen Hauses.
Was wir in dem lezten Stück unseres Nachtrags, zur Geschichte des Thökölischen Hauses von desselben Wappen behauptet haben, das setzet auch Herr Wagner in seinen Analect. Scep. T. II, p 344. Durch die Anführung einer in der Parochialkirche zu Käßmark annoch befindlichern Grabschrift auf den Sebastian Thököli, und die dabey verkommende Vorstellung und Beschreibung, seines Familienwappens außer allen Zweifel*). Und so ist uns auch dieser Tagen, das Original, eines merkwürdigen Schenkungsbriefes von dem Emerik Thököli, in die Hände gekommen, durch welchen er einem gewissen Andreas Raditsch, seinem gewesenen Hauptmann und Commendanten der Festung Munkatsch in den Besitz gewisser adelicher Landgüter, in der Grafschaft Schaarosch einsetzet, die er dem Sylvester Joanelly, weil derselbe seinem Anhang nicht folgen sollte, entrißen hatte**), in
*) Insignia Generosi ac Magnifici Domini Domini Sebastiani Teckely Domini in Kesmark, heißet es l. c. S. den IVten Jahrgang XLVIII. p. 384. Die Grabschrift ist eigentlich auf seine Gemahlinn, die Susanna Doczy; wie sichs gleich mit mehreren zeigen wird: und diese Verse sind nur in Absicht auf das Wappen ihres Herren hinzugesezt.
**) Es ist hier der Ort nicht von der Ungültigkeit und Gesätzwidrigkeit dieses und anderer vorgangener ähnlicher
(26)
welchem sich***) auf den darinn befindlichen Abdruck seines großen Kanzleysiegels, seines von uns beschriebenes Geschlechtswappens in Zusammensetzung, mit dem gräflichen Srinischen, wegen seiner Heyrath mit der Helena Srini verwittweten Rakoczy auch sehr schön und genau sehen lässet. Der Schild ist quadrirt, die Hauptfigur im Thökölischen, der aufgebaumte befawnete Tiger, und in dem Srinischen ein aufgebaumter fortschreitender gekrönter Löwe, eine Krone in den Datzen haltend; in der Mitte ist der dopplete kaiserliche Adler, als ein Gnaden oder Ehrenwappen in einem Schildlein eingerücket, wovon wir, wenn es nicht auch blos was angemaßtes ist, den Grund mit völliger Gewißheit, nicht anzugeben wissen. Unter dem Wappen stehet die Jahrezahl: 1682. und die Umschrift ist: EMERICUS THÖKÖLI PRINCEPS, AC PARTIUM REGNI HVNGRIAE DOMINUS.
Nachdem an gemeldtem Ort vorkommenden weitern Anzeigen des Herrn Wagners können und müssen wir auch eine Unrichtigkeit, verbesseren, die wir aus damaliger Ermangelung dieses Documents, in die Geschichte dieses Hauses, in Absicht auf den Sebastian Thököli, und seine erste Gemahlinn die Susanna Doczy haben einfließen lassen. Wir haben zwar schon damals etwas von einer zweymaligen Verheurathung des Sebastian Thököli gemuthmaßet, endlich aber doch aus einigen Gründen nur die einmalige mit der von Doczy behauptet. Allein durch Herrn Wagner eines bessern belehrt, müssen wir nun diese unsere Behauptung ändern, und mit völliger Gewißheit sagen, daß Sebastian Thököly wirklich zwy verschiedene Gemahlinnen gehabt habe, nämlich erstlich, die Susanna von Doczy, mit welcher, wie die von Herrn Wagner l.c. angeführte
=Schenkungsbriefe zu handeln: wir verfolgten bloß allein unsere Absicht, nach der wir die eingeschlichenen Irrthümer wegen des Wappens dieser sonst im Lande hoch angesehenen und mächtigen Familie zu heven suchen. =
***) Wir wollen das wesentliche dieser donationalium Thökölinarum hieher setzen. Nos Emericus Thököli Princeps & partium Regni Hungariae Dominus. Notum facimus, per praesentes, universis quod virtutibus & meritis, sicuti per universum orbem, justum tribuitur aestitur: ita vel maxime &c. Cum igitur & nobis Generosi Andreae Radics Capitaneid nostri Munkacsiensis fide, & constantissima serviendi dexteritas -- perspectissima sit, sperantes eundem etiam &c. Ideo supra memorato Andreae Radics contulimus, dedimus & per manus assignari jussimus possessiones in Inclyto Comit. Saaros, pagos nempe, Isip, Bajor, &c. a Gen, quondam Nicolai Belevary relicta vidua, Generosa Elisabetha Madarasz, Sylvestro Joannelli, hypothecario modo concessas, sed per ejusdem Joanelli Itali pravas contra patriam machinationes - tum etiam proper recusatam - insurrectionem amissas, & Fisco nostro applicatas &c. Datum in Civitate Leutschoviensi, die 21. Febr. Anno millesimo, sexcentesimo, octuagesimo tertio. Emericus Thököly m. p. (L.S.) Daniel Absolon Conservator & Vice Secretarius.
(27)
Grabschrift*) zeiget, er sechzehen Jahre in der vergnügtesten Ehe gelebet, und die, nachdem sie eine Mutter von 12. Kindern, 8. Söhnen und 4. Töchtern gewesen war, von welchen sie aber nur viere, nämlich Stephan, Nikolaus, Elisabeth und Anna überlebet, in einem noch sehr blühenden Alter von 31. Jahren, im Jahre 1596. dahin gestorben; worauf er sodann, nur ganz wenige Jahre vor seinem Tode, um das Jahr 1602. sich noch die zwote Gattinn, deren Nahmen wir aber nicht nennen können zugesellet, und mit derselben im Jahre 1603. sein leztes Kind, den Andreas erzeuget hat. Diese zwote Heurath, in seinem ziemlich hohen Alter, war ohnstreitig auch die Ursache, daß sein Sohn Stephan der von seiner siebenjährigen gelehrten Reise, kaum zu Hause eingetroffen war, sich alsobald wieder davon entfernet, und nicht eher, als nach dem Tode seines Vaters, welcher im Jahre 1607. erfolgte, sich als der einzige männliche Universalerb zu seiner ihm zufallenden weitläuftigen väterlichen Herrschaft wieder eingefunden hat. Eben dieses Zeugniß bestättiget auch unsere gethane Behauptung, daß Sebastian Thököli der gegenseitigen Meynung völlig zuwider, die Susanna Doczy in ihrer blühendesten Jugend, nämlich in einem Alter, von noch nicht völlig vollen sechzehn Jahren geheurathet, und giebet uns dazu die Gewißheit, daß Stephan, und nicht Nilolaus, wie wir gemeinet, unter diesen zweeen Söhnen des Sebastians der ältere gewesen.
Von den Kindern dieses seines Sohnes Stephan des ältern müßen wir auch noch erwähnen, daß seine Tochter Elisabeth, welche im Jahre 1629. gebohren, an einem Stephan von Petroczi, welches Geschlecht auch sehr alt und vornehm ist, vermählet worden, und im Jahre 1662. gestorben, wie solches das, von einem
*) Insignia Generosae ac Magnificae Domiae Susannae Dóczy de Nagy - Luche. Sunt Leo, stella, globus proavita isignia gentis, Quae sub Docziadum nomine clara viget: Stella micans, Leo magnanimus, perfecta figura , Magnificum decorant, quam bene juneta genus! Susannae Doczy, Generosi & Magnifici, Domini Gabrielis Doczy de Nagy-Luche , & Christianae Nyari &c. parentum longe optimorum, quam similimae filiae, quae postquam in sedecim annorum concordi matrimonio 12. liberorum, nempe 8. filiorum & 4. filiarum mater facta fuisset, e quibus Gabriel, Franciscus, Michael, Paulus, alter Franciscus, filii; item Helena & Christina filiae ante ipsam defunct, in hoc communi monumento quierunt: Grorgius cum illi supervisisset, annum subiecutus, & in materni avi scpulchro Zarnoczy conditus est; Stephano & Nicolo, Elisabetha & Anna superfuitus relictis IX. Junii mensis, & anno MDXCVL diem extremum pie, sancteque clausit, aetatis anno XXXI. Sebastianus Teökely hujus civitatis Dominus conjugi, desideratissimae, liberisque dilectissima, denique & suis omnibus monumentum hoc fieri curavit.
(28)
gewissen Nikolaus Fabricius darauf verfetigte, und zu Trentschin gedrucktes lateinische Trauergedicht ausweiset*).
II. Policey.
Fortsetzung der Untersuchung wegen der fremden Gold- und Schatzgräber.
Wir werden vielleicht gar nicht fehlen, wenn wir auch dieses noch hinzusetzen, daß manche verschmitzte Ausländer, oder auch Einheimische, solche Leute in ihrem Wahn noch mehr zu bestättigen suchten, um sie dadurch in Furcht zu setzen, und den — von ihnen etwa zu besorgenden Mißhandlungen dadurch vorzubeugen. Ein Freund und Mitglied unserer Gesellschaft, dem wir trauen können, entdeckte uns ohnlängst einen besonderen Vorfall, der diese Muthmaßungen vollkommen rechtferfiget. Vor ohngefähr 20 Jahren lebte ein verdorbener Gelehrter J. G. in unsern Gegenden, dessen Hauptverrichtungen im Hin- und Herreisen und in Besuchen seiner alten Freunde und Bekannten, bey denen er sich zuweilen einen guten Tag machte, befunden. Er reiste aber nach seiner Gewohnheit und nach Beschaffenheit seiner Umstände meistens ohne Begleitung und zu Fuß. wenn er nicht etwa auf einem Bauerwagen von ohngefähr unterwegens traf, auf den er sich auflud, und mit Gelegenheit ein wenig weiter kam. Einstens wollte dieser ehrliche Mann aus Zipß in den Schaaroser Komitat gehen, und mußte folglich den so genannten Purzelgrund (Branisko) der diese Gespanschaft von Zipß scheidet, und ehemals in Ansehung der Rauberey für Reisende unsicher war, paßiren. Er gieng seinen Weg zu Fuß und einsam, dabey aber auch sehr getrost fort; indem er bey sich nichts, als nur einen alten schwarzen Rock auf dem Leibe hatte, und sich dahero getrauete, bey seiner Armuth allen Raubern Trotz zu bieten. Dem ohngeachtet konnte er aller Gefahr nicht entgehen. Die schwarze Nacht überfiel diesen Wanderer wider seine Ausrechnung zu zeitig, wobey er des vorhin gemachten rechten Weges verfehlte, und auf seinem Irrwege unvermuthet auf eine Bande von Schaafhirten fließ, die nicht leicht eine Gelegenheit zum Rauben und Plündern zu unterlassen gewohnet waren. Diese freueten sich schon,
*) Vide Gymnasiologiam Rezikio - Matthaeidesianam MS. von welcher zu einer anderen Zeit und bey bequemerer Gelegenheit ein mehreres soll gesagt werden, Sect. I. Cap. VIII. §. XXIII. M. Isaacus Zabanius hat seine Synopsin controv. Metaphys. Leutschoviae impressam Ao. 1668. seqq. unter andern, diesem Petroeczio, mit diesem Titel dedicirt; Spectabili item ac Magnifico Domino, Domino Stephano Petroczi de eadem. Libero Baroni, Equiti Aurato, Perpetuo & Haereditario Domino Arcis Kaszsza &c.
(29)
bey dem ersten Geräusche, welches dieser Reisende durch seine verdoppelte Schritte verursachte, einer bevorstehenden Beute entgegen, die ihnen nach ihren Gedanken, zu einer so bequemen Zeit, sich selbsten anböthe: allein so bald dieser Mensch näher kam, und sich ihren Augen darstellte; so entfiel ihnen der Muth, und mit demselben zugleich alle Hofnung. Sie sahen ein ausgehungertes Gesichte, einen mageren Körper, und einen abgeschabten ausländischen Rock, der auf denselben nicht im geringsten paßte, sondern wie eine Fahne um ihn herumflog. Dieser ganze Aufzug war ihren Augen ungewöhnlich und fremd, und sezte si in Furcht und Erstaunen. Einer sagte dem andern in seiner Muttersprache ganz leise ins Ohr*): Dieser Mensch ist gewiß ein Zauberer oder Schwarzkünstler. Der
Reisende merkte dieses, und wußte von ihrer Thorheit einen guten Gebrauch zu seiner eigenen Sicherheit zu machen. Er bestättigte ihre Muthmassung mit einem verstellten Bekenntniß, welches die Noth aus ihm herauslokte, und redete sie mit folgenden Worten an: Ihr habet vollkommen recht, indem ihr urtheilet, daß ich ein Schwarzkünstler bin; ich bins in Wahrheit, und ihr betrüget euch nicht, wenn ihr das von mir glaubet: allein ich gebe euch auch diesen wohlmeinenden Rath, daß ihr mich nicht antastet, sonst werde ich gezwungen seyn, meine Kunst und Macht zu beweisen, und sowohl an euch, als auch an eueren Heerden Rache zu üben. Sie glaubten seiner Rede zu seinem größten Glücke, und bewirtheten nicht allein diesen vermeynten Schwarzkünstler nach ihren Umständen und Vermögen auf das Beste; sondern sie ließen ihn auch den folgenden Morgen mit Freuden von sich, nachdem sie ihm vorher, bis auf die Landstrasse ein sicheres Geleite gegeben hatten. Durch diesen Kunstgrif ist dieser Mann aller Gefahr und Mißhandlung glücklich ausgewichen, er bestärkte aber zugleich diese Leute in ihrer Meinung von den Schwarzkünstlern auf das allerkräftigste. Wie leicht ist nun aus dieser einzigen Begebenheit zu vermuthen, daß auch andre mehr in änlichen Umständen auf den nämlichen Einfall gerathen sind; sich dadurch in Sicherheit zu sezen, und das Gerichte von den Schwarzkünstlern unter dem Pöbel immer mehr und mehr auszubreiten?
Nachdeme es nun mit dieser Sache so weit gekommen war, daß beynahe jedermann glaubte; in diesen Gebirgen sind große Schätze verborgen; und daß daher viele Ausländer, die eine geheime Wissenschaft davon besitzen, und oft da herustreichen, diese Schätze auffachten und sie aus dem Lande trügen: alsdenn nehmen die Fabeln von solchen Goldraubern und Schwarzkünstlern ihren Anfang, die in großer Anzahl, theils durch die Einfalt gemeiner, theils
*) Ten gest Cernokneznik.
(30)
auch durch Boßheit anderer niederträchtigen Leute erdichtet, ausgebreitet und mit neuen Zusätzen vermehret wurden. Ein jedre Schaafhirte, Jäger oder Bauer, der sich in diesem Gebirge einige Tage aufhielt, machte sich eine besondere Ehre und
Vergnüngen daraus, wenn er sich rühmen konnte, daß er einige Schwarzkünstler
gesehen, und ihre wunderbare und seltene Verrichtungen selbst beobachtet hätte.
Ein Schwarzkünstler aber war in den Augen eines solchen Beobachters ein jeder Mensch, der ein ausländisches Kleid an sich hatte, oder an dem er sonsten etwas Sonderbares und Ungewöhnliches bemerkte, es mag derselbe auch nur ein Reisender, oder der allerunschuldigste Wurzeln- und Kräutersammler gewesen
seyn.
Wir wollen aus Tausenden nur eines oder zwey von dergleichen Histörchen hier anführen, um daraus folgern zu können, wie es dem gemeinen Pöbel von jeher eingthümlich ist, sich mit erdichteten Dingen zu unterhalten; Fabeln auf ihre Nachkommen fortzupflanzen; an der Ausbreitung derselben ein Vergnügen
zu finden; und dadurch unter sich selbst ein ganzes Lehrgebäude von Thorheiten aufzuführen. Wir müssen aber auch unsre geehrte Leser zum voraus ersuchen,
es uns nicht übel zu deuten, wenn wir bey diesen Erzählungen zweifelhaft
reden, und anstatt es ist, uns des Ausdrucks: es soll, nur allzuoft werden bedienen müssen: nachdem diese Nachrichten, weder bey einem glaubwürdigen Geschichtschreiber, noch in einem öffentlichen Prothokoll anzutreffen sind; sondern sich nur durch mündliche Ueberlieferung mit vielen Veränderungen und Zusätzen begleitet, nach Art und Gewohnheit solcher Dinge, bis auf unsre Zeiten erhalten haben. Hier folgen sie:
In dem nächst verfloßenem Jahrhunderte um das Jahr 1679. lebte ein Bauer in Großlomnitz (welches Dorf im Zipserkomitat an dem Fuß des karpatischen Gebirges liegt) nahmens Paul Knot. Bey diesem pflegte ein Ausländer, vermuthlich ein Italiener, beständig einzukehren, und sich in seinem Hause, einige Tage aufzuhalten, so oft er in diese Gegend kam. Einstens soll dieser Gast seinen Hauswirth inständig ersuchet haben: er möchte ihm doch den Gefallen thun, und mit ihm zugleich in das vor ihren Augen liegende Gebirge gehen. Der Wirth war um desto leichter dahin
zu bewegen, je besser ihm sowol sein Gast, als auch der Weg, wohin sie gehen sollten, bekannt war. , Sie wähleten einen Tag, da ihnen der Himmel günstig zu seyn schien, und eine heitere Witterung hoffen ließ, zur Ausführung ihres Vorhabens und gelangten auch glücklich an die Stelle, wohin der Fremde sein Ziel gerichtet hatte.
Dieser hub etliche Steine auf und packte sie in seinen Ranzen, einen gleich großen
Vorrath aber legte er auch seinem
(31)
Wirth davon auf seinen Rücken, und mit dieser Fracht beladen, giengen nun beyde miteinander wiederum in das bemeldete Dorf zurück. Hierauf machte sich der Ausländer zu seinem Abzug gefaßt, und ersuchte abermal seinen bisherigen Hauswirth, ihme noch eine Gefälligkeit in seinem Leben zu erweisen, und bis an den
Waagfluß 6 Mailen von diesem Dorfe zu begleiten, damit er seine Steine bis dahin und von daher auf dem Wasser weiter fortbringen könnte. Der gute Bauer war so gefällig, und erwieß auch diesen Dienst seinem Gaste, insonderheit, weil dieser sich
ausdrücklich erklärte: daß er nun zum leztenmal bey ihm gewesen sey, und in Zukunft dieses Land nimmermehr betretten wollte. Allein als sie dahin kamen, versuchte es der Ausländer, sich die Gesellschaft seines Wirths auch noch auf weiter auszubitten, und fand denselben auch dazu bereitwillig, bis er ihn durch dergleichen Bitten und Ueberredungen, in seine Geburtstadt und vor sein eigenes
Wohnhaus brachte. Hier wollte sich dieser Mann mit seinem ehemaligen Hauswirth und bisherigem Reisegeferthen eine Kurzweil machen, und sprach zu ihm: verziehet vor der Thür dieses Hauses einige Augenblicke, indem ich hier hineingehe, und meine Sache ausrichte, ich werde mich kurz abfertigen und bald wiederum an dieser Stelle bey euch seyn. Mit diesen Worten gieng er in das Haus, legte ein prächtiges
Kleid an, und erschien in einer ganz anderen Gestalt wieder bey seinem ihn erwartenden Reisegefährten, der ihn in einem solchen Aufzug nicht mehr kannte. Dieser verkapte Freund redete den Bauer in einem ganz ernsthaften Tone scharf an und fragte ihn: um sein Vaterland, und um seine Verrichtungen. Er sezte ihm zu; ob er nicht ein verdächtiger Landstreicher, Auskundschafter oder sonsten ein gefährlicher Mensch wäre? Der arme Bauer kam außer sich, bey dieser unverdienten und unerwarteten Beschuldigung, doch vertheidigte er sich dagegen, so gut als er wußte.
(Die Fortsetzung folgt.)
III. Landwirthschaft.
Die Art Tarüffeln (Triflen) zu pflanzen.
Diese in Italien und Deutschland, Ungarn und andern Ländern hin und wieder unter der Erde wachsende Frucht wird sehr selten in Gärten gepflanzet. Die Ursache ist: weil sie weder Stängel, Blühe oder Blätter von der Natur empfangen hat, auch in den meisten Ländern nicht einmal von Menschen aufgesucht werden kann, sondern jederzeit durch hierzu besonders abgerichtete Hunde entdecket wird, als welche durch ihren Geruch den Ort ihrer Wohnung finden, und
(32)
anzeigen: wo sie sodann ausgegraben werden. An einigen Gegenden werden
die Tartüfeln auch von den Schweinen aus dem Boden gewühlet. Etwas besonders ist die Art und Weise, wie sie in Siebenbürgen gefunden werden. Die daselbst wohnende Wallachen gehen des Morgens frühe aufs Feld, auf die Wiesen und Berge und legen sich auf die Erde nieder: dann geben sie acht, an welcher Stelle ein kleiner Dunst aus dem Boden in die Höhe steiget; diesen Platz bezeichnen sie mit einem Stückchen Holz. Und dieses auf den Bauch sich legen treiben sie hin und her so lange, als sie solche kleine Dünste aus der Erde aufsteigen sehen. Nach diesem graben sie die bezeichnete Plätze auf, um die darinne gewachsene Tartüffeln
herauszunehmen, die sie nachgehends noch ziemlich theuer verkaufen.
Wir führen diese Art zu Ueberkommung einer sowohl gesunden als schamckhaften
Frucht deswegen an, damit sie auch in andern Ländern möge nachgemacht werden. Die Pflanzung in Gärten bestehet hierinne: man sucht hierzu recht große schwarze Tartüffeln aus, und schälet sie: die Schälfe wird sodann in kleine Stückchen zerschnitten, und eine solche Erde geweählet, die derjenigen, worinn
sie gewöhnlich zu wachsen pflegen gleich ist. In dergleichen Boden wird eine Grube von beliebiger Länge gegraben, in welche die Schälfen eben so tief, als es ihre Natur erfodert, eingeleget werden; wobey dennoch zu merken, daß die Stückchen Schälfen nicht zu nahe, etwa eine Hand breit eines vom andern zu liegen kommen. Die Erde wird so dann wieder drauf geworfen, und wenn die Tartüflen in der Gegend unter dem Wiesengrund gewachsen; so wird auch wiederum ein Wasen mit einiger Erde darauf gelegt. Das Jahr darnach wird man nach Beschaffenheit des Bodens auch ziemlich gewachsene Tartüffeln finden. Bey der Aufsuchung werden die kleinesten in der Erde gelassen, und aufs folgende Jahr aufgehoben, wo sie dann eine
proportionirliche Größe erlangt haben. Die Schälfen können also immer zur Fortpflanzung beybehalten werden, weil noch bisher kein anderer Samen bekannt worden ist.
In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.