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V. Jahrgang, IX. Stück, den 1. März 1775.

I. Geschichte.

Erste Fortsetzung, der verschiedenen Gebräuche fremder Völker bey ihren Verheurathungen.

Die Tatarn, welche an dem Fluße Irtisch in Sibirien wohnen, und der muhametanischen Religion zugethan sind, fangen ihre Hochzeiten, allzeit, mit einem Pferderennen an, dazu sowohl der Bräutigam, als die Braut, die Kosten der aufgestellten Preise tragen. Diese bestehen in allerhand Zeugen, Fellen, und Häuten, welche vor dem Hochzeithause, auf langen Stangen aufgestecket werden. In der Stube des Bräutigams sind unterdessen einige Musikanten, die auf einem mit Leder überzogenen alten Hafen, und auf einem Rohre, eine recht tatarische Musik machen, und ihre rauhen Stimmen, mit dem düsteren Klange dieser Instrumente vermischen. Bald

darauf wird der Bräutigam durch seine Anwerber und Anverwandten, in die Stube der Braut geführet, in welcher sich einige Priester, und zween andre Männer befinden. Die Anwerber fragen sodann, ob der Bräutigam seine Liebste zur Frau haben könnte. Nachdem diese darum befraget worden, das Jawort zurückgekommen, und die Väter ihre Einwilligung gegeben haben, saget einer der Geistlichen dem Bräutigam einige Gesetze vor, worunter dieses das vornehmeste ist, daß er ohne Einwilligung seiner Frau, keine andere nehmen sollte; welches denn seine Werber an seiner Statt zu geloben pflegen. Sodann giebt der Oberste von den Geistlichen seinen Seegen, und und es werden verschiedene Hochzeitgeschenke, an Zucker und andern Sachen gebracht, und unter die Anwesenden ausgetheilet. Endlich fängt man an, zu essen und zu trinken, und dieses zwar etliche Tage hintereinander.

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Aber, was den Tag vor der Trauung mit der Braut vorgehet, ist nicht einem jeden erlaubt zu sehen. Der Herr Professor Müller hatte jedoch Gelegenheit, einmal ein Zuschauer zu seyn. — Abends vor der Trauung waren in dem Hause der Braut eine Menge Mädchen und Frauen, die wie es schien, die Jungfrauschaft beweinten. Anfänglich speisten sie darauf aber ließ sich eine Violine, und eine tatarische Schalmey hören, darnach einige Knaben tanzten, und verschiedene Lieder sangen. Während diesem allen, saß die Braut hinter einem Vorhange, auf einem Teppiche, und hinter ihr ein junges Mädchen von ihren Gespielinnen, welches so, wie die Braut mit einem weissen leinennen Tuche bedecket war. Die anwesenden Frauen und Mädchen, deren eine gute Anzahl zugegen gewesen, küßten sich mit der Braut und nahmen Abschied. Endlich erschienen zween Männer von Seiten des Bräutigams, welche sich mitten in die Stube stellten, die das Brautlied, welches sehr erbärmlich klang, anstimmten, und des Innhalts erkläret wurde: daß die Braut vorher in in ihrer Eltern Gewalt gewesen, nun aber von den Bräutigam erkaufet worden: daß er solche von nun an, als seine Gattinn ansehen, und mit sich nach Hause nehmen müßte. — Während diesem Gesange weinte das meiste Weibsvolk mit der Braut, nach dessen Endigung die Sänger nebst einigen andern Mannspersonen hinter den Vorhang sprangen, und die Braut mit ihrer Gespielinn, sammt dem Teppiche auf dem sie sassen, an den vier Zipfeln aufheben, und in ein anderes, doch nicht in das Haus des Bräutigams unter dem Klange der Musik brachten. In dem neuen Hause setzte man sie wieder hinter einen Vorhang, auf den nämlichen Teppich nieder, daselbst war anderes Frauenvolk, von des Bräutigams Seite, welcher die Braut mit Küssen und allerhand tröstlichen Worten empfiengen. Die Musik fieng nebst den Tanzen wieder an; und die Braut blieb nicht nur die Nacht über, sondern auch während der ganzen Hochzeitfeyer in demselben Hause, aus welchem sie sodann der Bräutigam abholte, und in sein eigenes Haus brachte.

Bey den Tscheremissen *) geben die Eltern ihren Söhnen von fünf bis sechs Jahren schon Weiber, damit sie solche in ihrer Haushaltung brauchen können: denn die Weiber sind bey ihnen, wie bey den Tatern, hauptsächlich nur zur Arbeit und Unterthänigkeit bestimmt. Die Mägdchen aber, werden ehe nicht, als zwischen 15 und 20 Jahren verheurathet. Bey den Verlobungen und Hochzeiten wird nicht viel

*) Nach den Beschreibungen des Herrn Qmellin und Müller.

*) Nach eben demselben.

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Weitläufigkeit gemacht. Der Bräutigam kauft seine Braut für ein gewisses Geld, welches der Vater der Braut nach Verhältniß des Brautschatzes, den sie hat, mehr, oder weniger fordert. Die ganze Dorfschaft wird zur Hochzeit geladen, und soviel das Haus vermag, den Gästen vorgesetzet. Die Brautleute werden einander nicht angetrauet, sondern der Hausvater, oder ein anderer der ansehnlichsten Einwohner verrichtet ein Gebet, in welchen Gott angeruffen wird, ihre Ehe zu segnen.

Wann sich ein Kamtschadale *) zu heurathen entschließet: so sieht er sich um eine Braut um, und dienet einige Zeit bey ihren Eltern, um dieselbe. Hat er während der bestimmten Zeit, das Mißfallen der Eltern auf sich gezogen, so wird er mit einer kleinen Belohnung für seine Dienste verabschiedet, hat er aber den Beyfall der Eltern erhalten, so wird ihm die Tochter zugestanden. Und nun bemüht er sich seine Braut zu holen. Dieses aber geschieht eben nicht so leicht, weil diese um solche Zeit von allen Weibern des Dorfes beschitzet wird; und deswegen wartet er die Gelegenheit ab, daß er sie einmal allein, aber in kleine Gesellschaft antrift. Er wirft sich sodann auf sie, und reißt ihr alle Kleider ab; aber auch das kostet ihm viele Mühe, wenn von ungefähr einige Weiber dazu kommen: denn, diese fallen über ihn her, schlagen, und mißhandeln ihn auf das grausamste. Ist er aber trotz aller dieser Hinderniße so glücklich, seine Braut zu entkleiden, so läßt er sie nackend stehen, und geht weg. Sie erkennt sich sodann für überwunden, ruft ihn mit sanfter Stümme zurück, und wirft sich in seine Arme. Ein solcher Kampf dauert manchmal ein ganzes Jahr; denn nach jedem mißlungenen Versuche, wagt der Bräutigam noch öftere Anfälle, sobald er von seinen Wunden geheilet worden. — Man hat ein Beyspiel von einem solchen Bräutigam, der sieben Jahre lang vergeblich gestritten, bis er endlich von den Weibern so barbarisch zugerichtet worden, daß er an statt einer Frau zu bekommen, zum Krüppel geworden. — Sobald nun ein Kamtschadal seine Frau erhalten, bedient er sich ohne Umstände auch von dieser Zeit an aller Freyheiten eines Ehemanns. Nach ein paar Tagen besuchen die neuen Eheleute ihre Eltern, und dann wird die Hochzeit gefeuert. Ungeachtet nun bey diesem Volke die Männer ihre Weiber so hart bekommen, so haben sie doch meist zwey bis drey derselben.

(Die Fortsetzung folgt.)

*) Aus Stephans Krascheninikow Beschreibung von Kamtschatka.

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II. Policey

Beschluß der Abhandlung von denen Gold - und Schatzgräbern.

Es sind noch kaum 9 Jahre verstrichen, daß, einen gewissen Binder aus Menhartsdorf, Namens Jakob Koch sich so weit wagte, daß darüber seine Schenkel zerbrochen wurden; ein anderer; von seinen Mitgesellen aber, der in Wintschendorf wohnhaft war, und sich der Gefahr noch mehr, als jener ausgesetzet hatte, den halben Kopf und das Leben verlohren. Der erstere wurde mit viel Mühe herabgebracht und kurirt, und lebte noch einige Jahre; indeme er erst vor zwey Jahren eines natürlichen Todes in seinem Hause gestorben: des letzteren Körper aber wurde, an eben der Stelle mit Steinen verschüttet, wo er seinen Geist aufgegeben hatte. Dergleichen, und diesem ähnliche Schicksale haben manche erfahren, die entweder die blosse Neugierde, oder der Hunger nach Reichthum dahin getrieben hat; von keinem aber lässet sich ein Beyspiel anführen, der daselbst Vortheile erjagt, und sein Glück gemacht hätte. Woraus es sich den leicht schliessen lässet, was von dieser Gespenster Historie, und von diesen Schätzen zu halten sey?

Wir kommen nun auf die Untersuchung jener Beweise, die eine solche Goldrauberey auf eine bessere Art zu bestättigen scheinen. Man sagt es wäre unbegreiflich, wie sich Leute in die Mausfallenhändler Heuchelmacher und Barometerkrämer entschließen könnten, blos wegen eines so gewinnlosen Handels, und mühsamen Gewerbes, ihr Vaterland zu verlassen, und in fremde Länder zu begeben; sie müßten nothwendig eine andre Absicht dabey haben, die sie eine weit grössere Belohnung hoffen lässet, um welcher willen sie weder Mühe noch Gefahr scheuen: oder mit andern Worten: ihr gewinnloser Handel dienet ihnen nur zum Vorwand herein zu kommen: sie graben hier Gold und Schätze, und nehmen sie verstohlner Weise mit sich in ihre Heymath. Allein es kommt hier lediglich darauf an, wie man sich ihren Handel und Gewerbe vorstellet, es ist dasselbe eben nicht so nathloß, wie es bey einem flichtigen Anblick in die Augen fällt, wenn man sich ihre ganze Sache mit allen Umständen nicht gehörig vorstellet. Jene, die mit Glaßwaaren handeln, bringen ihre Kramm gewiß hoch hinaus. Denn sie treffen allzuoft auf unversuchte Abnehmer, denen der gemeine Preiß solcher Dinge ganz und gar unbekannt ist, und geschiehet daher nicht selten, daß sie bey einem Barometer, oder bey einem Vergrößerungsglaß? zwey auch mehrmal so viel gewinnen, als die Sache Werth

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ist. Nach und nach verlegen sie sich Galanteriewaaren bey, und vermehren damit beständig ihren Kramm, bis aus einem so unansehnlichen und geringen Anfang eine merkliche Handlung erwächst, dabey sie augenscheinlich reich und Vermögend werden. Die Zienngießer lassen sich ihre Arbeit ebenfalls wohl bezahlen, und besitzen darinne eine Fertigkeit, und gute Handgriefe, vermittelst deren sie in kurzer Zeit vieles auszufertigen im Stande sind. Diejenigen die sich mit allerhand Spielwerken abgeben, finden gleichfals ihre Liebhaber und treffen mit unter auf diskrete Leute, die ihnen ihre gute Tandlereyen recht gut bezahlen. Hierzu kommt die Sparsamkeit, welcher sie sich bey ihrer Lebensart insgemein bedienen, und dadurch eben soviel, als durch ihren Fleiß und Mühe zu gewinnen pflegen. Und durch diese Mittel und Wege sammlen sie sich in der That nach und nach wenn ihnen nur sonsten bey ihrer Handthierung und auf ihren Reisen keine Krankheit oder ein ander Unglück zustößt) einen nicht geringen Schatz, und begeben sich damit vergnügt wiederum in ihre Heimath.

Daß aber diese Ausländer mehr auf dem Lande, als in großen und volkreichen Städten ihren Handel und Gewerbe treiben, darzu werden sie durch ganz andre Ursachen genöthiget: denn was die Zinngiesser betrift so dörfen sich dieselben nicht einmahl unterstehen in großen Städten, wo es Professionisten von dieser Art giebt, ihre Handthierung zum Nachtheil derer einheimischen Bürger zu treiben, es wird ihnen solches auf keinerley Weise gestattet; darum eben müßen sie einzig und allein bey dem Adel und bey der Geistlichkeit auf dem Lande, und in kleinen Städten, wo es an dergleichen Profeßionisten fehlet, etwas zu verdienen suchen. Die Hechelmacher finden hier bey uns den sichersten Verschleiß in den XIII. Städten, und in den Ortschaften die beym karpatischen Gebürgen liegen, weil sich hier das Volk mit Flachsarbeit (als wobey sie dergleichen Instrumente nöthig haben) am meisten abgiebt, worinnen wir zugleich den Grund und die Ursach entdecken, warum sich diese Leute so oft in diesen Gegenden haben sehen lassen. Die Schattenspieler, und die so mit Glaßwaren, Bären, und Affen im Lande herumgehen, finden sich zwar auch in denen großen und volkreichen Städten ein, weil ihnen aber hier, theils durch gewiße Abgaben, theils durch einen kostbaren Unterhalt ihr Gewinn geschmälert wird, so halten sie sich um desto lieber auf dem Lande auf, je wohlfeiler sie daselbst leben, und ihr Gewerb ungehindert und freyer treiben können.

Aus allen diesen kann man nun deutlich genug sehen, wie schwach die Gründe sind, auf welchen dieser Argwohn beruhet, und aus was vor seichten Quellen man denselben herzuleiten gesucht habe ? Wir wollen aber auch noch zum Ueberfluß Gegenstände in der folgenden Abtheilung anführen, die diesem wider die Ausländer gefaßten

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Verdacht allen Schein der Wahrheit benehmen, und diese Meynung gänzlich aufheben und vernichten.

Die IIIte Abtheilung von denen Gold- und Schatzgräbern.

Nachdeme wir in dem verhergehenden die Quellen von dem entstandenen Gerichte der vermeinten Goldraubereyen so wohl angezeiget, als auch geprüfet haben: so ist nocht übrig, daß wir auch die Gegengründe anführen, die mit dieser Meynung streiten, und einen solchen Argwohn völlig haben. Vor allem andern ist hier dieses zu merken: daß es der wällischen Nation größtentheils eigen sey, in auswärtigen Ländern, insbesondere durch den Handel, als wozu sie mehr Neigung und Geschicke, als zum Ackerbau bezeiget, ihr Fortkommen und ihr Glück zu suchen. Man beobachtet dieses in Deutschland und anderer Orten, und siehet nicht selten, wie mancher, eben dadurch seinen Zweck erreichet, und sich in vortheilhafte Umstände versetzet habe. Warum sollten sie dieses nicht auch in Ungarn, und zugleich in denen Gegenden des karpatischen Gebirges versuchen? Sie gehen aber nicht bey diesen Gebirgen allein herum, sondern auch auf dem platten Lande, wo keine Berge vorhanden, und folglich auch keine dergleichen Schätze, wie man vorgiebt, gar im geringsten nicht zu vermuthen sind. Ja aus Ungarn begeben sich, besonders die Zinngiesser nach Pohlen, und bleiben drey, vier, auch wohl mehrere Jahre von ihrer Heimath aus, also daß ihrer nicht wenige auf dieser Herumreise sterben, und sochergestalt ihr Vaterland nicht mehr zu Gesichte bekommen: wozu dieneten nun diese Weitläuftigkeiten und Umstände, wenn ihre Absicht lediglich dahin gienge, fertige, und ihnen bereits sichere Schätze abzuholen, und zu übernehmen? wäre es denn nicht füglicher, und dem Verhalten eines klugen und vernünftigen Menschen gemäßer, ohne Umschweife einen solchen Schatz ungesäumt zu heben, und damit in sein Vaterland zu eilen? besonders wenn es wirklich an dem wäre, wie man ihnen solches andichtet, daß sie durch ihre geheime Künste, die Felsen eröfnen, sich nach eigenem Belieben sichtbar und unsichtbar machen, und in denen Lüften herumfliegen können. Allein so nimmt man im Gegentheil gewahr, wie sauer diese Leute ihr Brod verdienen müssen, wie sie ihre Werkzeuge, die doch eine ziemliche Schwere haben, recht mühsam und im Schweiß auf ihrem eigenen Rücken von einem Dorfe zum andern hintragen; wie sie auf ihren Reisen sehr oft Hitze und Kälte, Regen, Schnee und allerhand Ungewitter vertragen, und bey allem dem Ungemach noch sehr sparsam und kümmerlich leben. Wie lässet sich nun ein solches Verhalten von Menschen gedenken, die auch nur die mindeste Hoffnung haben möchten, Schätze und Reichthümer zu erbeuten, und noch viel weniger von dergleichen, die

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solche bereits in ihrer Gewalt hätten, oder die Wissenschaft besaßen, dieselben mit sehr leichter Mühe in ihre Hände zu bekommen? Eine so wichtige Sache hätte auch sehr schwer eine so lange Zeit verborgen bleiben können: denn gesetzt, es wären die geheimen Schliche dieser Leute verdeckt und zweifelhaft verblieben, so hätte man doch wenigstens aus denen Ländern, wo diese vermeinten Schwarzkünstler zu Hause sind, gewisse Nachrichten erhalten, wie einige Innwohner daselbst plötzlich und durch einen unbekannten Weg reich geworden sind: allein wir zweifeln, daß uns jemand nur ein einziges Beyspiel aufzuweisen im Stande seyn werde? Man pflegt auch hier noch allezeit auf dergleichen Leute, die in einem solchen Verdacht stehen, aufmerksam zu seyn, sie finden beständig ihre Beobachter, und man hat nicht unterlassen, sie im Vertrauen darüber zu befragen zu prüfen und zur Rede zu stellen: allein man fand ihre Entschuldigungen allezeit mehr, als den wider sie gefaßten Argwohn in der Sache gegründet: denn wenn dieses nicht wäre, so hätte man auch hier bereits auf Mittel und Wege gedacht, einen so nachtheiligen Landesraub zu verhindern und ihnen mit allem Ernste und Nachdruck einhalt zu thun; so aber war es nach einer reifen Ueberlegung niemalen möglich, in einer zweifelhaften und so schlecht gegründeten Sache, etwas vorzunehmen. Und aus was vor einem Grunde sollte man denn glauben: daß eine so vortheilhafte Sache, nur Ausländern und Fremdlingen allein bekannt werden könnte, da sich doch die Einheimischen und Landeseinwohner nicht wenig Mühe darum geben, und endlich doch nichts erhalten? Viele von diesen haben beynahe ihre ganze Lebenszeit mit solchen Geschäfften hingebracht, alle Gegenden und Winkel dieses Gebirges durchstrichen, keine Mühe, keine Gefahr gescheuet, und zuletzt doch, einige Kleinigkeiten ausgenommen, nichts erhebliches angetroffen.*)

Alles, was man hiebey etwa einwenden, oder sagen könnte, bestehet in nichts andern, als darinnen; Die Ausländer sind Schwarzkünstler, sie wissen durch geheime Künste dergleichen Schätze zu entdecken, und sich dererselben zu bemächtigen, welches alles unsern Landeseinwohnern verborgen und unbekannt ist, und eben aus diesem Grunde, bleiben ihnen auch diese Schätze, die vor ihnen liegen, unentdeckt. Allein wir haben Beweise, daß Ausländern eben sowohl, als unsern Landesleuten dergleichen Bemühungen mislungen sind.

*) Mathias Fabricius, ein guter Kenner und Liebhaber von Naturalien, wohnte mit den Seinigen in Georgenberg, war aber selten zu Hause anzutreffen, sondern brachte die meiste Zeit seines Lebens in denen karpatischen Gebirgen zu. Er durchsuchte hier alle Gegenden mit allem möglichen Fleiß unermüdet, er kroch noch in seinem hohen Alter über alle Felsen, und in alle Höhlen hinein, fand aber niemalen etwas von dergleichen Schätzen, sondern starb vor sieben Jahren in seiner Armuth.

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Oben haben wir bereits einige Beyspiele davon angeführet, und es ist nicht zu zweifeln, daß sich dergleichen nicht wenige ereignen, die aber nicht öffentlich bekannt werden, noch an den Tage kommen.

Zuletzt müssen wir auch dieses noch anführen: daß die Mausfallenträger, oder wie man sie hier nennet, die Hechelmacher (die ansonst, was die Goldräuberey betrifft, in dem allergrößten Verdacht stunden) schon seit mehr, als zehen Jahren, im Lande nicht mehr erscheinen. Was ist nun die Ursache ihres Ausbleibens? sind diese Leute etwa schon reich genug, oder sind die Schätze des karpatischen Gebirges endlich ganz erschöpft worden. Keines von beyden; sondern das ist der rechte Grund und die Ursache ihres Ausbleibens: weil solche Profeßionisten bereits hier im Lande seßhaft, und alle Einwohner mit dergleichen Werkzeug hinlänglich zu versehen im Stande sind, so mußte das Gewerbe dieser Herumstreicher nothwendig nicht allein geschwächte werden, sondern zuletzt gar aufhören. Und so wird es auch einstens unfehlbar mit den Zinngießern auch ein Ende nehmen, wenn von ihnen auf dem Lande eine hinlängliche Anzahl sich niedergelassen haben wird; so kann es sich auch in Zukunft ereignen, daß man Wettergläser, Perspektive, Schattenspielereyen u. d. g. ebenfalls von hiesigen Leuten im Ueberfluße erhalten wird, und daß alsdann alle dergleichen Erzählungen und Fabeln von den Schwarzkünstlern und Goldraubern von selbsten werden aufhören müssen.

So viel mag wohl in vorigen Zeiten geschehen seyn, daß unsre eigene Landsleute, hiesige Edelsteine (besonders was die Granaten und Opale betrifft, die zu unsern Zeiten so selten sind) weil sie selbsten keinen Gebrauch davon zu machen wußten. in andre Länder und Provinzen unbearbeitet vertragen, oder an Fremde, die hier im Lande einen Verkehr hatten, und den Werth derselben kannten, mögen abgesetzt haben: dieses aber, daß Ausländer entweder durch Geschicklichkeit und natürliche Kenntniß, oder durch geheime und unbegreifliche Künste, aus den karpatischen Gebirgen, Gold und Edelgesteine herausbringen, und in ihr Vaterland tragen, nehmen wir billig Anstand zu glauben, und zweifeln daran mit allem Rechte, bis uns nicht jemand mit bessern Gründen, als uns bisher bekannt sind, und mit tüchtigen Beweisen, von der Richtigkeit der Sache überführet haben wird.

ab H.


In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.
Topic revision: r5 - 08 Mar 2012, AgostonBernad
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