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V. Jahrgang, VII. Stück, den 15. Horn. 1775.

I. Wissenschaften.

Anmerkungen.

Ueber die in den ungarischen Münzen vorkommenden Buchstaben.

Die Buchstaben K. und B. welche auf den ungarischen Münzen, besonders aber auf den Dukaten vorkommen, sollen, nach der gemeinen Meynung, die Stadt, in welcher die Münze gepräget worden, bezeichnen; so, daß K. die Bergstadt Kremnitz, B. aber das ungarische Wort Bánya welches eine Aerzgrube bedeutet, anzeigen sollte. Es wird daher immer der Mühe werth seyn, diese Meynung, welche aus einer alten, nicht recht verstandenen, Gewohnheit herrühret, den Liebhabern der ungarischen Münzwissenschaft zu gefallen, hier etwas genauer zu prüfen.

Gewiß ist es: daß auf den Münzen der Könige Karl Roberto,

und Ludwigs des ersten — denn auf ältern ist es außer allem Zweifel*), — diese Buchstaben nicht gefunden werden. Nicht minder gewiß ist es auch, daß diese beyde Buchstaben zuerst auf die Münzen Ludewigs des zweyten, und Ferdinands des ersten gepräget worden.

Und diesen Gebrauch hat man auf allen Münzen unserer Könige, aus

*) Denn die ältesten Münzen der ungarischen Könige, haben nebst dem Orte wo sie geschlagen worden, auch meist die Worte: Pannonea, oder Vrbs regia. Wann aber auf der Rückseite einzelne Buchstaben stehen, so bezeichnen sie den Namen des Königes, als B. Bela, L. Ladislaus. u. s. f. welches  die ungarische Münzwissenschaft sehr beschwerlich machet, indem, da mehrere Könige die nämlichen Taufnamen hatten, es überaus schwer ist, einem jeden den Rechten zuzueignen; man mußte nur aus dem ungeformten, und  rohen Gepräge schließen, als welches allzeit ein sicheres Kennzeichen des Alterthums ist.

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dem östreichischen Hause, einige wenige ausgenommen, bis auf unsre Zeiten beybehalten. Einem andern Gebrauche, der, wie ich vermuthe, unter dem Könige Sigmund entstanden, sind auch die folgenden Könige, oder vielmehr die Kammergrafen gefolget, ohne jedoch in dem zweyten Buchstaben, der dem K. N. und H. nachgesezt worden, übereinzustimmen. Wir wollen aus dem Jakob von Mellen zur Unterstützung unserer Meynung einige Beyspiele anführen.

Auf den goldenen Münzen des Königes Sigmund stehen die Buchstaben V. K. und dergl. aber nie ist der zweyte ein B. Auf Alberts Münzen, findet man K. und L. auch H. gegen über aber entweder ein Lamm, oder K. und P. Auf denen des Statthalters Johann von Hunyad N. und an dem Orte des andern Buchstaben, einen Schild, mit zwey umgekehrten Hufeisen; auf Uladislaus des ersten H. und G. auch zuweilen N. und gegenüber einen Stern; auf Ladislaus des Vten (Posthumus) K. und G. auch öfter N. mit einem Schild auf der andern Seite oder mit einer Lilienförmigen Krone, und einer Rose.

Die Münzen aber des Mathias Corvinus, deren bekanntlich, sehr viele unter seiner Regierung gepräget worden, sind fast alle voneinander unterschieden. Denn es giebt einige, welche ein H. mit einem Rade, einige die ein H. mit einem Kreuze; andere ein N. mit zween

Hammern; oder ein K. mit einem abgetheilten Schilde, in dessen oberem Theile ein Löwe, in dem untern aber ein Stern zu sehen ist; und noch andre; die ein N. mit drey Muscheln, und endlich K. und P. welchem lezterem eine Rose beygefüget ist, darstellen. Eben so verschieden sind auch die Münzen des Königs Uladislaus des IIten; indem man einige mit dem Buchstaben N. und einem gegenüber stehenden Einhorn; andre mit N. und A/G oder K. und A/H und wieder andere mit H. und A. findet. Die vom Könige Ludewig dem IIten haben ein K. und G. auch ein N. mit A/T; des Johann von Zapolya H. und T. vor welchem leztern Buchstaben ein umgekehrtes G. stehet. Johan Siegmund, der Sohn des Zapolya hat auf seinen Münzen statt der Buchstaben, zwey kreuzweise gelegte Schwerdter, welches das Wappen der Siebenbürgischen Stadt Hermanstadt ist. — Endlich stehen auf den Münzen des Königes Ferdinands des ersten durchgehends die Lettern K. und B. welches hernach, bey allen zu Kremnitz ausgeprägten Münzen beybehalten worden. Ein gleiches gilt auch von den zu Nadbanja geschlagenen, die seitdem immer N. und B. beybehalten haben. Doch findet sich eine Münze, mit den Buchstaben B. und C.*) — Der leztere Fehler, hat aus

*) Nach den Riedmiller würden diese Buchstaben ganz richtig die Bergstadt Kremnitz bedeuten.

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dem ersteren seinen Ursprung. Denn gleichwie man geglaubt, daß durch K. und B. die Kremnitzer Gruben, also sezte man auch außer Zweifel, daß die zu Nadbanja, durch N. und B. bezeichnet würden.

Der Gebrauch, die Buchstaben K. und B. auf die Münzen zu schlagen, hat seinen Anfang unter der Regierung des Königes Ferdinand des ersten genommen, aber nie die Erzgrube; sondern allzeit den Namen des Kammergrafen angedeutet, welche Würde dazumal Bernhard Böheim bekleidete. Und daher bezeichnet der Buchstabe K. auf den Münzen dieses, und des Königes Ludewig des IIten, die Stadt Kremnitz, B. aber den Kammergafen Bernhard Böheim. Man muß also wohl merken, daß, wie der erste Buchstabe K. die Stadt Kremnitz, also auch der andere gegenüber stehende, allzeit den Kammergrafen andeutet. So kommen in den Münzen Uladislaus des IIten die Buchstaben K. und H. vor, wovon der leztere den Kammergrafen Hans Thurso bezeichnet*). Auf andern Münzen findet man K. G. von welchen G. den Georg Thurso; nicht minder auch K. A. da der leztere Buchstabe den Alexius Thurso, anzeiget. Ein gleiches Beyspiel findet sich in einigen Münzen, welche zu Nadbanja geschlagen worden. Einer davon hat die Buchstaben: N. H., der andere aber N. A. der erstere Buchstaben bedeutet auf beyden die Stadt Nadbanja, H. aber wie schon gemeldet, Hansen, und A. den Alexius Thurso. — Zuweilen wurde nicht nur der Anfangsbuchstabe des Taufnamens sondern auch des Geschlechtnames auf die Münzen gesetzet, davon wir ein Beyspiel auf einer Münze Ludwigs des IIten haben, wo dem N. (Nagybanya) gegen über A/T stehet, und den Alexius Thurso bedeutet. Eine ähnliche Bewandtniß scheinet es auch mit einer Münze Königs Siegmund zu haben, deren Buchstaben ich ober erwähnet habe, nämlich V. K. wovon der erste Buchstabe Ujbanya**), oder Nagybanya bedeutet, die andern aber denTauf-und Zunamen des Kammergrafen. —

Es wurden auch nicht selten zwey Kammergrafen, durch die Anfangsbuchstaben ihrer Namen auf die Münzen gesetzet, wie solches zwo Münzen des Königes Uladislaus des IIten beweisen, auf deren einer N. und A/G auf der andern aber K. und A/H stehet. Die Buchstaben der erstern bedeutet Nadbanja, dann Alexius und Georg; die der zwoten aber Kremnitz dann Hans und Alexius, alle aus dem Geschlechte der Thurso.

*) Denn dazumal waren in den ungarischen Münzen lauter Deutsche, indem die Ungarn diese Kunst entweder nicht verstunden, oder solche zu gering schätzten, als daß sie solche treiben wollten.

**) Denn ehedem hat man sich beyder Benennungen dieses Orts bedienet.

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Und auf diese Art haben die leztern über quer stehenden Buchstaben auf den Münzen, allezeit den Namen der Kammergrafen, nie aber die Aerzgrube (Bánya) bedeutet. Wo sich aber, auf den Münzen keine solche Anfangsbuchstaben der Namen der Kammergrafen befinden, dort stehen immer auf ihrer Stelle, etweder ihre, oder die Wappen derjenigen Städte, in welchen die Münzen geschlagen worden, wie solches in den Münzen Johannes v. Hunyad durch die Hufeisen; in jenen des Alberts, durch das Lamm, des Königes Uladislaus des ersten, durch den Löwen und Stern, drey Muscheln, zwei Hämmer, das Wagenrad, und Uladislaus des IIten durch das Einhorn, ausgedrucket worden.

Das nämliche bemerket man an den siebenbürgischen Münzen, die durch den Pempflinger geschlagen worden, in welchen der Buchstabe H. die Stadt Hermannstadt, diesem gegen über aber, ein Wappen stehet, welches entweder das Geschlechtswappen der Pempflinger, oder der Stadt seyn muß. Warum aber auf den Münzen des Königes Siegmund und dessen Gemahlinn maria, diese Wappen seltener, desto öfter aber auf des Königes Mathias Corvinus seinen, sich finden lassen, scheinet dieses die Ursache zu seyn; weil zu den Zeiten des leztern Königes, und nacher die Adelsbriefe sich in unserm Vaterlande, um ein merkliches vermehret haben. Und daher ist es unfehlbar entstanden, daß die Kammergrafen, wann sie von den Königen geadelt worden, ihr Wappen aus Eitelkeite und Ruhmbegierde, anstatt ihrer Namensbuchstaben auf die Münzen setzen lassen.

Wir kehren zu den Buchstaben K. B. zurücke, welche, wie wir oben sagten, unter der Regierung Königs Ferdinand des ersten, ihren Anfang, auf den Münzen genommen haben, und deren lezterer nicht das Wort Banja, sondern den Namen des damaligen Kammergrafen Bernhard Böheim bedeutet. Dieser Gebrauch hat unter diesem Könige so lange, als dieser Böheim lebte, gedauert. Nach dessen Tode aber sind keine Kammergrafen mehr; sondern nur Verwalter zu Kremnitz gewesen, die, da sie der alten Gewohnheiten und des Münzwesens völlig unkundig waren, auf ein Gerathewohl, auch nach dem Tode des Bernhard Böheim, die schon gewöhnlichen Buchstaben K. B. auf die Münzen schlagen lassen. Und daher sind auch, in den folgenden Zeiten, dieselben immer beybehalten worden, besonders , da man von dem K. außer allem Zweifel war, daß es die Bergstadt Kremnitz bedeutet, das B. aber hat man aus Unwissenheit für Banja erkläret; welcher Fehler denn auch bey denen in Nadbanja gemünzten Stücken, wie wir schon erinnert haben, sich eingeschlichen, auch bis gegen das Jahr 1580. gedauert, um welche Zeit, Wolfgang Roll die

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Kammergrafens Würde wieder erhielt, und nach dem alten Gebrauche, neben dem K. den Anfangsbuchstaben seines Namens W. nothwendig hätte sollen setzen lassen. Aber auch dieser, der sein Recht nicht verstund, sezte den eingeschlichenen Fehler fort, der bis auf unsere Zeiten fortdauert: so, daß nun auf unsern Münzen, die Buchstaben K. B. und N. B. allzeit vorkommen, und aus einer ganz andern Ursache, als man sie beyzusetzen angefangen, und dem alten Gebrauche völlig zuwider, gebrauchet werden.

In diesen Muthmaßungen hat uns Herr Riedmiller bestärket, da er in der Fortsetzung der Thurnschwammischen Denkwürdigkeiten, hievon also schreibet: „ Die zween Buchstaben, so man auf die Silber- und Goldmünze in Ungarn schlagt, bedeute, in welcher Kammer die geschlagen ist worden, und bey welches Kammergrafen Zeiten. Also auf der Kremnitz, da der Herr Thurso die Münz angenommen, hat man auf einer Seiten K. geschlagen, und auf der andern Seiten H. bedeutet Kremnitz und Hauß. Nach ihm hat man auf die Münz geschlagen, K. und G. bedeutet Kremnitz und Georg Thurso. Nach ihn hat man geschlagen K. und A. bedeutet Kremnitz und Alexius Thurso: und bey seinen Zeiten hat die Königin Maria die Kammer Kremnitz wieder eingezogen, und ist Bernhard Böheim Kammergraf gewest; da hat man die Münze geschlagen. K. und B. bedeutet Kremnitz und Bernhard Böheim. Darnach ist kein rechter Kammergraf gewest, sondern allein ein Verwalter unter andern Thobrovitzka Balthasar, und Himmelreich, die haben alles lassen bleiben. Aber jetzund mag man billig schlagen K. und W. das ist Kremnitz und Wolf Roll.

In der ungarischen Neustadt hat man auf die Münz geschlagen, weil der Thurso allda Kammergraf gewesen, N. und H. bedeutet Neustadt und Hannß Thurso. Und ich habe in der ungarischen Neustadt*) gemünzt Gold und Silber, und darauf lassen schlagen N. und A. das ist Neustadt und Alexius Thurso.

In der Hermannstadt in Siebenbürgen hat man geschlagen auf die Gulden, H. und des Kammergrafen Wappen, und nach ihm hat man auch ein H. das ist Hermannstadt und des Pempflinger Wappen ein klein Schildlein; und also hinter sich findet man auf den alten Gulden, jeder Stadt und des Kammergrafen Namen. Ist ein groß Uebersehen, daß man auf der Kremnitz noch das B. schlagt auf die Münze; so doch Bernhard Böheim nicht mehr am Leben ist, oder Kammergraf. Und wenn man die kaiserliche oder königliche

*) Oder Nagybánya, denn wie wir oben erwiesen haben, hat man diese Stadt ehedem sowohl  Nagy -als Uj - banya genennet.

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Majestät, oder die Obristkammergrafen Herrn soll derowegen berichten, wird das B. auf der Münz abgeschaft werden. Daß aber jetziger Zeit das 1580. Jahr auf die ungarische Münz B und C. geschlagen, wird meines Riedmillers Erachten nach verstanden, mit B. Bergstadt, mit C. Kremnitz oder Kammer Kremnitz.

Und dieses ist alles, was wir von den Buchstaben auf den ungarischen Münzen, mit einiger Wahrscheinlichkeit haben sagen können. Es wäre zu wünschen, daß wir aus den Zeiten des Königes Sigmund und anderer ungarischen Könige, auch einen Thurnschwam oder Riedmüller hätten, aus welchen wir die Buchstaben auf den älteren Münzen gleichfalls erklären könnten, welches zur Beleuchtung der Münzwissenschaft von keinem geringen Nutzen seyn würde.

P. mit W.

II. Policey.

Die IIte Abtheilung der Abhandlung von denen Gold- und Schatzgräbern

In dieser Abtheilung wollen wir die oben angeführten Quellen prüfen, aus denen der Verdacht wider die Ausländer geschöpfet wird, und die Gründe, womit man denselben bestättigen will, etwas näher, und genauer untersuchen.

Das erste war nun, welches unsre Landeseinwohner auf diese Gedanken verlieret hatte, die hergebrachte Meynung, daß die ungeheure Karpatische Gebirge so leer nicht seyn könnten, und mit Gold, Silber, und Edelsteinen nothwendig angefüllet seyn müßten, und dieses glaubten sie einzig und allein darum; weil diese Berge so hoch, steil, weitläufig und felsigt sind. Wer siehet nicht sogleich, daß man hier eine bloße Muthmaßung, als eine gewisse und ausgemachte Wahrheit angenommen, und daraus Schlüsse und Folgerungen gemacht habe. Und zwar eine Muthmaßung, die nicht die geringste Wahrscheinlichkeit führt, sondern vielmehr wichtige Gründe wider sich hat, und daß sie aus eben den Gründen, aus welchen sie hergeleitet wird, geläugnet werden kann. Wie könnten also die Folgerungen und Schlüsse daraus richtig gezogen werden, und wahr seyn?

Diejenigen, die, durch Erfahrung und Nachdenken, sich eine gründliche Erkäntniß in denen Wissenschaften des Bergbaues erworben, haben vielmehr dieses sicher befunden, und als einen Grundsatz bereits angenommen und und festgesezt: Daß man in steilen, stücklichen und felsigen Gebirgen reiche und ergiebige Erzgänge vergeblich suchen werde, nachdem man

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durch die Erfahrung herausgebracht hat, daß dergleichen Gänge vielmehr solche Berge lieben, die etwas leg, schön und sanftig sind*). Nun aber zeiget es der Augenschein, wie die Zipser und Liptauer Bergspitzen vom karpatischen Gebirge, aus lauter steilen, kahlen, und recht gräßlichen Steinfelsen zusammen gesezt, und aufgethürmet sind. Wie kann man also vermuthen, daß sie so reiche Erzgänge, oder gar gediegenes Gold und Silber in sich enthalten sollten? Die Erfahrung hat den angeführten Grundsatz auch noch allezeit bis auf diese Stunde, in Beziehung auf die karpatischen Gebirge, vollkommen bestätiget: denn wiewohl man hier nach vielen Suchen, einige Spuren von Zinober und allerley Metall endlich gefunden: so konnte man doch sehr selten einen Gange erreichen; sondern die Erzte zeigen sich nur hie und da Putzenweis; und gesezt, man trift auch auf einige Gänge, so pflegen sie insgemein so arm und geringhältig zu seyn; daß es nicht einmal der Mühe lohnet, Kosten auf einen ordentlichen Bau zu verwenden.

Wenn wir nun weiter gehen, und auf die oben beschriebene Schatzkammer des karpatischen Gebirges zurückdenken, so ist der völlige Begrif davon so lächerlich und offenbar falsch, daß ein vernünftig denkender Mensch, diese ungereimte Erdichtung so gleich bey dem ersten Anblick verabscheuen muß. Denn wer kann so albern seyn, und sich einreden lassen, daß in dieser Schatzkammer aus purem Golde gewachsene oder verfertigte Abbildungen von Menschen, Ochsen, Bären u. s. w. wie auf einer Wiese stünden? Wird nicht ein Mensch, der ordentlich zu denken gewohnt ist, so gleich fragen, wer hat alle diese Dinge gemacht, und hergesezt? und wozu? Wie gehet es zu, daß eine solche Menge von Schätzen, so lang an einem Orte verborgen bleiben konnte? Sollte denn der Landesherr nicht ein größeres Recht dazu haben, als ein Zauberer, Schwarzkünstler, oder sonsten ein alberner und aberglaubischer Mensch? Und wie ungereimt ist es auch nur zu denken, daß man von denen goldenen Eyern, die sich in dieser Schatzkammer befinden sollen, eine gesezte Anzahl, ohne Verminderung derselben hinwegnehmen könne, indem (wie es daselbst heisset) dieselbe alsobald wiederum ergänzet werde. Wer siehet nicht aus allem dem, wie schlecht die Beschreibung dieser Schatzkammer, für die Goldrauberey, den Beweis führe?

Und eben so wenig lässet sich dieses aus denen Erzählungen, und sonderbaren Erscheinungen, von denen wir oben erwähnet haben, erweisen. Bey den Erzählungen ist die Hauptsache allezeit ungewiß und verdächtig, es hänget darinnen nichts recht

*) S. des  k. k. Herrn Hofcommissionsraths Herr Christoph Traugott Delius, Einleitung zur Bergbaukunst §. 117.

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zusammen und wenn man sich nur ein wenig Mühe giebt, der Sache nachzudenken, so stellen sich unauflößliche Zweifel dar. Ein und eben dieselbe Begebenheit, wird auf tausenderley Art, mit unterschiedenen Zusätzen und veränderten Umständen erzählet: Was einer dabey schlechterdings laugnet, das will der andre behaupten: Niemand aber kann dafür gut stehen, ob es wahr sey oder nicht, und wenn man bis auf den Ursprung gehet, so geräth man ins stecken, und wird gewahr, daß es erdichtet sey.

Mit denen Erscheinungen kann es gewissermassen seine Richtigkeit haben, in so ferne man sich die Sache vorstellet, wie sie bey dem ersten Anblick in die Sinne fällt, und von einem mit dieser vorgefaßten Meynung behafteten Menschen beurtheilet wird. Möglich ist es, daß jemand, einige Menschen in diesen Gebirgen von ferne erblickt habe, die vor einem Felsen saßen, stunden, oder sonsten bey einer beliebigen Leibesstellung ein Papier oder ein Buch in Händen hatten, nach einer kleinen Weile aber unsichtbar wurden, und

bald wiederum zum Vorschein kamen. Allein folget denn daraus, daß diese Menschen Goldrauber und Schwarzküntler gewesen seyn müssen? konnten es nicht Leute gewesen seyn, die auf ihrer Reise ein beliebiges Buch mit sich führten und in demselben vor die lange Weile lasen; indem sie sich an einem Orte niedersezten und ruheten? konten es nicht Leute gewesen seyn, die eine Beschreibung der Schatzkammer vor sich hatten, und vor einem Felsen stehend, nachsehen wollten, ob die in dieser Beschreibung angegebene Merkmale, die den Weg zu dieser Schatzkammer bezeichnen, eintreffen, oder nicht? Solche müßen es gewesen seyn, wenn man von der Sache ordentlich und natürlich denken will. Nachdem sie dieses gethan, so verließen sie den Ort, giengen etwa weiter, und durch diese Entfernung mögen sie sich dem Auge ihres Beobachters, indem sie entweder in eine Tiefe, oder hinter einen Steinfelsen geriethen, zufälliger weise plötzlich entzogen haben, und bald darauf wiederum, da sie den Ort veränderten, zum Vorschein gekommen seyn.

(Die Fortsetzung wird folgen.)


In Wien zu haben in dem von Ghelenschen privil. Zeitungscomtoir, in der Sinngerstrasse Nro. 931.
Topic revision: r3 - 08 Mar 2012, AgostonBernad
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