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V. Jahrgang, XXVI. Stück, den 28. Junii 1775.

I. Wissenschaften.

Ungarische Numismatik

Ein gemeiner Ducaten Ludwigs des ersten Königes von Ungarn, vom Jahre 1342. bis 1382.

I. Beschreibung der Münze

Die Hauptseite dieser Goldmünze, enthält einen nach der Länge getheilten dreyeckigten Schild, mit dem ungarischen und neapolitanischen Wappen, in einer ans sechs Bogen bestehenden zierlichen Einfassung. Die Umschrift heißt: + LODOUICI D.ei G.ratia R.egis VNGARIE (scil. moneta. aurea) Auf der Reversseite erscheint der heilige Ladislaus, ehemaliger König in Ungarn, vowärts sehend, mit einem königlichen Mantel bekleidet, die Streitaxt in der rechten, und den Reichsapfel in der linken Hand haltend. Das gekrönte Haupt des heiligen Königes, ist mit einem Schein umgeben; beyde Seiten aber, mit vier untereinander gesetzten Lilien besäet, worüber zur linken eine kleine Krone stehet. Die Umschrift ist: SANTUS (Sanctus) LADISLAUS. R. ex. Die lateinischen Buchstaben, arten hier schon größtentheils, in die so genannte Mönchsschrift.

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II. Historische Erklärung.

Unsre ungarischen Könige, haben von jeher, nicht nur silberne Denarios, in großer Menge; sondern auch goldene Münzen, da sie das Metall dazu im Lande häufig hatten, ausprägen lassen *). Unter dem heiligen Ladislaus, waren die Byzantiner * *) in Ungarn schon stark gang und gäbe, wie dieses aus seinen De-

*) Der kaiserliche Antiquarius Herr von Haeräus konte von dem ersten ungarischen Könige Stephan dem Heiligen, einen goldenen Bracteaten aufweisen. S. des berühmten Joh. Jac. Mosers 15te Anmerkung über Joh. Peters v. Ludwig, Einleitung zu dem deutschen Münzwesen, mittlerer Zeiten Seite 67. Unser gelehrter H. D. Schwarz erwähnt auch eines goldenen Bracteatens von diesem Könige, welcher in dem weltberühmten Münzschatz zu Gotha aufbehalten wird, in seiner Commentation: Samuel Rex Hungariae, qui vulgo Aba audit, &c. Seite 53. In der allgemeinen Einleitung, in das ungarische Münzwesen, werden wir davon umständlich handeln.

**) Die goldenen Münzen wurden ehedem Byzantii, Byzantiner genennet. Byzantii aber, waren goldene Münzen, welche unter den griechischen Kaisern, zu Konstantinopel gepräget waren. Diese Art Goldmünzen kamen erstlich in Italien in Gang, hernach aber auch in andern europäischen Ländern, ja sie hatten nicht nur in den europäischen Ländern einen starken Lauf: sondern die europäischen Regenten, fiengen sehr zeitig an, dieselben nachprägen zu lassen, welchen der Name, der ehedem nur jenen eigen gewesen, nämlich Byzantiner gleichfalls beygeleget worden ist. Mehrere Nachrichten, davon kann man lesen, in Du Prelne dissert. de inferioris aevi numismatibus, und Josephi Liruti a Valle Frigida, Dissertatione sopra la moneta die Friuli, Cap. 22. bey Argelato de monetis Italiae Part II. pag. 168. sequ.

creten in dem ungarischen Gesetzbuch oder Corpore Juris, zur Genüge erhellet. Die nachfolgenden Könige haben, bis auf Karl den I. diese Gattung Goldmünzen, im Lande, nach dem Beyspiel anderer europäischen Fürsten, beybehalten *). Karl der I. hat darauf aus nachahmung seiner neaplitanischen königlichen Vorfahren, an statt der Byzantiner, die Florenen oder Goldgulden eingeführet, und alles Gold, nach florentinisch- neapolitanischen Schrot und Korn ausmünzen lassen, wie wir dieses ein andersmal ausführlicher vorzutragen gedenken. Das Decret dieses Königes, vom Jahre 1342 in dem Corpore Juris Hungarici, P. I. pag. 159. u. f. der neuesten Tyrnauer Ausgabe, sagt es uns * *) Sein

*) Ob Ladislaus der I. und seine Nachfolger Bela der I. und Geysa der II. zu Constantinopel,oder aber im Lande selbst, Goldmünzen, nach dem Bizantinischen Schrot und Korn, schlagen liessen; oder, ob sie nur die Byzantinerm, der griechischen Kaiser, im Königreich Ungarn einführten, und auch beständig bearbeiteten, wird wohl bey der so großen Dunkelheit der Geschichte hierinnen, und dem Mangel an zuverlässigen Zeugnissen, nicht eher mit Gewißheit entschieden werden, als wenn eine solche Goldmünze, durch einen glücklichen Zufall zum Vorschein kommen sollte, und diese würde die größte Zierde eines ungarischen Münzkabinets seyn. Denn alles, was die ältesten Zeitbücher davon sagen, ist so viel: Byzantiosque permisit currere per districtum regni sui. Wie unbestimmt ist dieses. In der allgemeinen Einleitung, wollen wir einige Muthmaßungen darüber wagen.

**) Daß Karl der I. Florenen oder Goldgulden (florenus auri ) zuerst in Ungarn schlagen lassen, haben unsere Numismatiker, bis jetzt durchgängig behauptet. Es sind auch die Goldgulden desselben, zur Zeit, die ersten, in dem ungarischen Dukatenfach. Wir wollen bey Erläuterung eines solchen Goldguldens, uns umständlicher hierüber erklären. Wenn einem Diplom Ladislai des IV. vom Jahre 1278, beym Wagner. Analect. Scepusii P. I. pag. 118. sequ. zu trauen ist, so wird es sehr wahrscheinlich, daß schon unter diesem Könige, die Byzantiner in Abschlag gekommen, und an deren Stelle, Goldgulden, wenigstens florentinische Goldgulden eingeführet werden, und ziemlich im Gang gewesen sind. Die Worte des Diploms lauten also: Quod annuatim - - - idem Elias Comes - assumsit solvere unum florenum auri &c. Karl der I. der im Jahre 1312. Dieses Diplom bestättiget hat, setzt die Richtigkeit der Wagnerischen Lesart außer Zweifel, mit den Worten: qoud florenum auri,  quem nobis ratione  terragii-----secundum tenorem privilegii ipsius Regis Ladislai superius inserti, dare tenerentur. Um das Jahr 1250- sind die Goldgulden zu Florenz . aufgekommen, von da aus haben sie sich bald, durch den starken Handel, den diese Stadt damals führte, in den benachbarten Ländern ausgebreitet, wie dieses der Verfasser notitiae Urbium Mscpt. bey Muratorio de monetis  Italiae pag. 60. bezeuget. Es konnten Cj also schon um das Jahr 1278. florentinische Goldgulden in Ungarn gang und gäbe seyn; zumal da Ladislaus der IV. eine Italienische Prinzeßin, des Königes von Sicilien, Karl des I. Tochter zur Gemahlinn hatte. Doch wir getrauen uns vor jetzt, noch nichts zu entscheiden, bis wir davon mehrere Urkunden und Beweise in die Hände bekommen.

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Sohn und Nachfolger, Ludwig der große, hat diese Art Goldmünzen beybehalten, und alle nachfolgende Könige von Ungarn, wiewohl mit einigen Abänderungen, wie wir es in der Folge unserer Münzarbeit, bemerken werden.

Von Ludwig dem I. hat man Goldgulden, von zweyerley Schlag. Die eine Art derselben führet auf dem Reverse, das Bild des heiligen Johann des Taufers, und auf dem Avers, entweder eine Lilie, oder das ungarisch-neopolitanische Wappen *). Diese sind höchst rar. Die zweyte Gattung ist diejenige, die wir hier in Kupfer vorstellen, mit dem Bildniß des heiligen Ladislaus, welche auch zu den seltenen in dem ungarischen Ducatenfach zu zehlen ist. Es ist dieses die erste Goldmünze mit dem Bild des heiligen Ladislaus. In dieser Stellung — kommt das Bild dieses heiligen, auf allen ungarischen Ducaten vor, bis auf den König Mathias den II. aus dem glorwürdigen Erzhause von Österreich, der hierinne eine Aenderung macht, und statt des heiligen Königes, sein eigenes Bildniß, auf die Ducaten prägen ließ. Ja Ludwig der Große, hat auch auf einige seiner Silbermünzen, davon wir ein gut conservirtes Original besitzen, den heiligen Ladislaus, in der nämlichen Stellung, schlagen lassen, welches man weder auf einer ältern zur Zeit bekannten Silbermünze, noch auf den silbernen Denariis der nachfolgenden Könige antreffen wird.

(Die Fortsetzung folgt.)

*) Accurate Abbildungen derselben, wird man finden, in D. Burgharts Supplementen, zu des Jacob a Mellen, Serie Regum Hungariae, e numis aureis. Tab. II. n. 19. 20.

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II. Vermischte Nachrichten.

Fortsetzung der Muthmaßungen, von dem Ursprung und dem rechten Vaterlande der Zigeuner.

Wir wollen einen Versuch wagen, und sehen, ob es nicht möglich wäre; den Ursprung dieses Volks in einer ganz andern Weltgegend zu entdecken, und ob eine Muthmaßung (denn für keine Gewißheit wollen wir sie nicht ausgeben) die wir hier vorlegen, nicht eben so viel Wahrscheinliches auf ihrer Seite haben möchte, als des Vulkanius seine; ob sie gleich von denen meisten entweder verworfen, oder vernachläßiget worden ist; weil man beständig nur darauf bedacht gewesen, die eigene Aussage der Zigeuner wahrscheinlich oder glaubwürdig zu machen. Wir lesen in der Geschichte der Mogolen von einem gewissen Chan oder Beherrscher dieses Volks, der uns, als ein Stifter der ersten Periode in der mogolischen Monarchie, vom Jahre 1206. beschrieben wird. *) Dieser

*) Wenn wir hier von der mogolischen Monarchie reden, so ist darunter nicht diese zu verstehen, welche noch heute in Indien von dem großen Mogol beherrschet wird; indem diese erst im Jahre 1498. von Babur gestiftet worden ist; jene hingegen von Dschingis Chan im Jahre 1206. S. Schlötzers Vorstellung seiner Universalhistorie, von Mogolen S. 212. u. f.

hieß Cinghis Chan, oder nach der Arabischen Schreibart Dschinkis Chan, dessen Descendenten nach seinem Tode lange Jahre, doch mit abwechslendem, Glücke dieses Volk beherrschten. Dieses Haus oder Geschlecht derer Cinghis Chan, stehet noch heute unter dem Krimischen Tartarn, die doch ohnstreitig wahre Abkömmlinge der Mogolen sind, im Flor und großen Ansehen; zumalen auch in dem letzten Friedensschluß zwischen Rußland und der Pforte dieses fest gesetzet worden, daß die Krimischen Tartarn und alle dahin gehörigen Völker, sich allezeit einen Chan aus dem Cinghis Chanischen Stamme nehmen sollenund müssen. Halte man nun den Namen Zindelo, dessen Aventinus **) als eines Zigeunerischen Königes oder Herzogs gedenket, gegeneinander, und stelle zwischen beyden eine Vergleichung an, so wird man sichs bald vorstellen können, wie durch ein blosses Mißverständniß, aus einem Cinghis ein Zindelo, oder Zinadel entstehen konnte. Wenn man ferner bendenkt, daß die Namen einer Familie, gesetzt, wenn auch die Sprache eine Volks untergehet, dennoch unverrückt und ungeändert beybehalten werden, weil man darauf seine Rechte pfleget zu gründen, so ist es gar nicht ungereimt zu schließen, daß Zindelo eintweder ein wahrer oder auch nur ein angemaßter Anverwand-

**) Avent. Annales Boiarum Lib. VII. pag. 509.

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ter der Dschinkiser gewesen seyn mag. Als sich nun nach der Zeit das ungeheure Reich der Mogolen, wegen seiner Weitläuftigkeit zerdrümmerte, und in sieben von einander abgesonderte Hauptstaaten zerfiel: so wurde unter diesen einer Dschagatai genennet, und ihr Chan, der Dschagataische Chan: ein andere Stadt hieß Dsongar, und seine Gleider Dsongari. Endlich hat sich auch in dem letzten Kriege zwischen Rußland und der Pforte, ein Heerführer der krümmischen Tartarn herfürgethan, den man Devlet Sveray nannte. Lauter Benennungen, die mit der Zigeunersprache, so wie dieselbe noch heute unter ihnen im Gange ist, die größte Verwandtschaft haben *) Wenn wir uns weiter vorstellen, daß die Mogolen ein schmutziges Volk waren * *) welches sich in gewisse Hor-

*) Dschagatai, kan von dem Zigeunerischen Wort Dscha d. i. geh, hergeleitet werden, und so viel, als ein herumstreichendes Volk bedeuten. Dsongari, und Zingari, ist fast einerley. Devlet, stammen vielleicht von Devla her, worunter die Zigeuner die Gottheit verstehen, und kann bey denen Tartarn auch ein Name seyn, womit sie alles, was hoch und ansehnlich ist, verehren. Wenn jemand diese beyde Sprachen vollkommen in seiner Gewalt hätte, so ist nicht zu zweifeln, er könnte viel ähnliches darinnen finden und entdecken.

**) Zwinger in theatr. vitae hum. Vol. 17. pag. 3900. giebet uns von denen Tartarn folgenden Abriß, dessen Bild mit der . Lebensart der Zigeuner sehr genau übereinkommet: Uno in loco non diu commorantur, sed depastis pascuis, cum armentis uxoribus & liberis, quos in plaustris & equit secum circumserunt, alio commigrant, gravem  infelicitatem putantes, diu in codem loco morari itaque liberis suis sic grave malum imprecantur: Utinam eodem in loco perinde ut Christianus perpetuo haereas, propriumque foetorem olfacias. An einem Orte halten sie sich nicht lange auf, sondern wenn die Wayden einmal abgehütet worden, so ziehen sie mit ihren Viehe Weibern und Kindern, welche sie auf Karren und Pferden mitschleppen anderswohin. Sie halten es für ein großes Unglück an einem Orte lange zu verbleiben: eben deswegen, wenn sie ihren Kindern etwas Uebels auf den Hals wünschen wollen, so pflegen sie zu sagen: daß sie an dem nämlichen Orte, eben so wie die Christen, immer verbleiben, und den eigenen Gestank riechen müssen.  Conf. Bilder Geographie S. 335. Die Tartarn sind Leute von einer schwarzbraunen Farbe, stark vom Leibe und mitttler Statur. Ihre Kost ist Pferdefleisch, welches sie von gefallenen Aesern nehmen. Sie schlagen gemeiniglich ihre Zelte in offenen Feldern auf, und pflanzen dieselben von einem Orte zum andern.

den, deren jedwede außer dem Großchan, ihren besondern Chan hatte, getheilet hatte, und daß dieses Volk um das Jahr 1401. in dem westlichen Asien, nahe an den Staaten der Osmanner herumschwärmte: wie leicht konnte es angehen, daß sich einige, und zwar solche Horden, die aus den niederträchtigsten Leuten bestunden, von dem großen Haufen abgerissen, und sich bald darauf, theils in Africa theils in Europa ausgebreitet haben? Hieraus ist eben zu ersehen, wie sowohl die Sprache dieser beyden Völker, als auch ihre Sitten, nebsts denen historischen Umständen, unserer Muthmaßung von dem Ursprunge und dem rechten Vaterlande der Zigeuner,

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gar im geringsten nicht entgegen sind.

Nun ist nichts mehr übrig, als daß wir auch noch etwas von ihrer eigenen Tradition sagen, worauf sich diejenigen so große Rechnung machen, die das Zigeunervolk, für ursprünglich und gebohrne Egyptier, meistens deswegen halten wollen; weil sie dieses selbst gestanden und gesagt haben. Wir können aber dagegen mit eben solcher Zuverläßigkeit darthun und behaupten, daß sie sich zuweilen auch Tartarn nannten. Es bezeuget zwar dieses, so viel uns wissend, außer Zierizio *) sonsten niemand; allen Zierizius ist ein glaubwürdiger Schriftsteller, und der Name Tartarn, Thatern und Tatten, welchen man den Zigeunern nicht allein in Deutschland, sondern auch in Ungarn mehrmalen, sowohl im gemeinen Sprachgebrauch, als auch in öffentlichen Schriften * *) beygeleget hat, kann diesem Zeugniß das größte Gewicht geben. Denn eben so, wie der Name Egyptier und

*) Zierzieus c. 39. ad Const. Carol. V.

**) Mandatum poenale Com. a Stolberg A. 1579. Septemb. Conradi Spervogel,Diarium ad A. 1534. in Manuscripto originali p. 300. Dominica ante Philippi & Jacobi Dominus de Csernako (Capitaneus Leutschoviensis) misit aliquos equites ad novam Villam (Neudorff) ub jacuerunt Pagani nominantur die Ziganen. Vid. Selecta ex Chronicis Leibitzeriana ad eundem annum in Analect. Scepusii Caroli Wagner P. II. pag. 52.

Pharaoner, sich auf ihre eigene Aussage gründet: also konnte auch der Name Tartarn, den nämlichen Ursprung haben. Daß aber die Zigeuner weder in der Sprache, noch in den Sitten mit denen Egyptiern übereinkommen, solches sagt Ahasv. Fritschius mit ausdrücklichen Worten *). Es lassen sich doch beyde Muthmaßungen auf eine gewisse Art vereingen: indem es nicht unmöglich ist, daß diese Landstreicher auch in Egypten gewesen sind, und sich eine Zeitlang daselbst aufgehalten haben, ehe und bevor sie in unsere Gegenden einrückten. Vom Jahre 1401 da sie sich von dem großen Haufen der Mogolen, wie wir oben erinnerten, abgerissen hatten, bis 1411. und weiter hinaus, da sie sich hier sehen ließen, und also innerhalb zehen oder auch mehr Jahren, haben sie wohl Zeit genug gehabt, bey ihrer gewöhnlichen Wanderungssucht, diesen Plan auszuführen. Nachdeme aber Einigen von ihnen der Wohnplatz in Egypten nicht allerdings anständig war, aber wie Vulcanius meynet, daß sie von dem Sultan vertrieben worden wären, so konnte es geschehen, daß sie, mit Zurcüklassung eines Theils von ihrem Volke, deren Nachkommen noch heute da

***) Ahasv. Fritschii, Diatribe hist. politic. de Ziganorum origine &c. Aegyptios esse, ut vulgo quidem persuatum, non facile dixerim, com moribus ac linguae Aegyptorum dissimilimi semper fuerint.

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zu sehen sind, davon, und durch Palästinam, Syrien, klein Asien, über den Hellespont, bis die Gegenden an der Donau und so weiter vorgerückt sind. Und auf diese Art, könnte man des Vulkanius Meynung gelten lassen und zugeben, daß die Zigeuner zwar aus Nubien oder Egypten anhero kommen, dem ungeachtet aber, dennoch ursprünglich von denen Mogolen und Tartarn abstammen können.

Diejenigen die das Zigeunergeschlecht von Hunnen, Arabern Patschinaciten, und dieser Art Völkern herleiten, weichen von unerer Meynung nicht gänzlich ab; indem es noch unausgemacht ist, ob die Hunnen des Attila, nicht auch schon Mogolen gewesen sind*)? Nur daß diese weiter

*) Schlözer sagt in der Vorstellung seiner Universal hist. S. 212. Vermuthlich waren schon die Hunnen des Attila Mogolen. Und der berühmte Georg Pray, der wegen seiner historischen Kenntniß seinem Vaterland Ehre machet, hat der gelehrten Welt eben dieses Rätzel vorgelegt, indem er eine ganze Sammlung Mogolischer Wörter, die mit der hungarischen Sprache überein kommen, anführet, und endlich hinzusetzet: Quod si his ea jungamus, quae olim de Mogolibus congesseram, & cum nostris, ut ex contentione vocum constabit, pulchre consentiunt, fortasse erunt ex viris cruditis, quibus occasio ad manum erit, nec exotica despicatui sunt, qui id sibi dent operae, ut affinitatem Mogolorum cum Hungaris, qui se priscis temporibus Mogoros dixere, diligentius indagent. Video hinc, nisi fallor, januam aperiri, ad plures detegendas gentes, quae nobiscum cognatae sunt. V. Ejus. Dissert. Criticas in Annales veteres  Hunnorum Avarum. Dissert. II. pag. 41. - 42.

zurück in die alten Zeiten gehen; wir aber uns die Mogolen also vorstellen, wie sie in der neuen Geschichte vom Jahre 1200. u. f. vorkommen. Der scharfsinnige Otrokotschi hält dafür, daß sich dieses Volk mit denen Abaren zugleich, in diese Gegend eingeschlichen habe, und führet dieses zum Grund an: weil die Abaren ihre Heerführer Chagane zu nennen pflegten, und die Aussprache des nämlichen Worts einen Zigeuner viel geläufiger und seiner Mundart angemessener wäre, als einem andern unter uns * *) Joh. Tomka Sasky, sahe dieses Volk an, für Abkömmlinge, entweder der Avarischen Tartarn, welche Karl der Große im neunten Jahrhundert vertreiben, oder der Patschinaciten, die im 12ten Jahrhundert ausgerottet wurden, und einige Ueberbleibsel von sich in der Walachey sich dasselbe fortgepflanzet hätte * * *).

**) Fr. Foris Otrokocs, Orig. Hung. P. I. p. 171. Succurrit mihi annon ex hisce Ciganis olim multi imo plures fuerint inter Abares, quam intcr alios Hunnos citius egressos, quibus familiarior poterat ess vox illa (Chagan) Abaribu» usitata, qui suos Duces appellarunt Chaganos: quam nostris — Etsi ignota mihi illorum linqua, tamen ut ex pronunciatione illorum colligo, nomen Chagan facilius illi hodie pronunciabunt, quam nostri.

***) Szaszky Comment. de diversis populis Hung. §. 7. Addo loco ultimo singulare Zingarorum genus, quod vel ex Tartarorum, Avarum, quos Carolus Magnus Seculo IX. profligavit, vel ex Paozinaczitarum, qui Seculo XII. extinciti sunt, risiduis in Valachia reliquiis propagatum esse opinor. — Es hat also das Ansehen, als habe sich Bodinus übereylet, wenn er Lib. V. de Rep. Cap. 2. schlechterdings sagt: Nec Tartaros vel Scytas esse (sc. Zingaros) adsenerare licet, quamvis quoad mores & vitae genus iis non adeo videantur absimiles.

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Das sicherste, welches wir von diesem Geschlechte wissen und sagen können, bestehet darinne: daß sie im Anfange des funfzehnten Jahrhunderts und zwar entweder im Jahre 1414, wie Zeiler berichtet *), oder wie es die meisten Geschichtschreiber, im Jahre 1418, nach Deutschland gekommen sind. Ihre Anzahl bestund in 14000. Menschen, Männer, Weiber und Kinder zusammengerechnet, die sich aber nicht beysammen hielten; sondern in verschiedene Haufen theileten, deren einer sich hie, der andere dorthin wendete, und Pferde, Esel und Maulesel mit sich führeten * *). Sie stunden unter

*) Zeiler schreibt, daß sie dazumal zuerst in Hessen angekommen. Ep. 276.

**) Stumpf, und aus demselben Crusius p. 156.

dem Befehl eines Königs, oder Obristens Namens Michael, und da sie im Jahre 1439. in Bayern erschienen, hatten sie einen König, der sich Zindelo oder Zindadel nennen ließ *). Stumpfius schreibet, daß sie bey ihrer ersten Ankunft die nöthige Lebensmittel für bares Geld gekauft, und viel Gold und Silber bey sich gehabt, ob sie gleich in schlechten und zerrissenen Kleidern giengen. Daß aber diesen Leuten auch dann und wann ein mehreres aus ihrem Vaterlande zugeschicket worden sey, daran ist wohl billig zu zweifeln, und scheinet, daß dieser Gechichtschreiber hierinnen zu viel gesagt habe: Denn, wenn dieses geschehen wäre, hätte man wohl ihr Vaterland so vermiessen können, daß darüber so viel gestritten werden mußte?

(Die Fortsetzung folgt.)

***) Avent. Annal. Bojarorum Lib. VII. pag. 509. Eadem tempestate (Scil. 1439) furacissimum illud genus hominum, colluvies atque sentina variarum gentium, quae in Confinio Imperii Turcarum atque Ungariae habitant (Zingaros appellamus) Rege Zindelone nostras peregrare coepere regiones.



Das Blatt wird fortgesetzt und auf das künftige halbe Jahr Pränumeration angenommen.
Topic revision: r3 - 05 Aug 2012, KatalinBlasko
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