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ZUM GESAMTINHALT

Ungrisches Magazin, Band 2, Heft 1, Text 1 (S. 1-4)
Hrsg. von Karl Gottlieb Windisch
Preßburg, Löwe, 1782
Autor: Karl Gottlieb Windisch
Zuordnung: Geschichte

(p1)

1. Denkmaal der grossen Kaiserinn Königinn Maria Theresia in Ungern errichtet.


Auch der nachkommende forschende Nationalkünstler in Ungern, findet einen wichtigen Beweis, von dem glücklichen Fortgange der bildenden Künste, unter der glorreichen Regierung der grossen Maria Theresia. — Der Tag, an dem diese von Ihren getreuen Ungern so sehr angebehtete Königinn aufhörte sterblich zu seyn, hat einigen Standespersonen Gelegenheit dargeboten, nicht nur ein Leichendenkmaal auf diese ihre so sehr geliebte Fürstinn, sondern der Geschichte der Kunst selbst ein überaus schätzbares Monument zu errichten. Es bestehet solches in einem auf groß Folio veranstalteten Kupferstiche. — Aufmerksam auf alles, was andere Nationen über diesen uns so traurigen Tag herausgegeben, habe ich nichts Aehnliches in dieser Art, nichts so Simpelschönes gesehen, das dem erhabenen Gegenstande so ganz angemessen wäre. Der

(p2)

durch seine ausgebreiteten litterarischen Kenntnisse rühmlich bekannt gewordene dermalige Sekretär bey der Königl. Ungrischen Statthalterey, Hr. Lazarus Schomschitz von Schárd, hat sich durch die Erfindung dieses ganz einfachen, aber desto deutlicher bestimmten Gedanken gewiß viel Ehre erworben, so, wie er durch die vortreffliche und bündige Inschrift, die ihren eigenen Lobredner verdienet, ihn in diesem Werke findet. Der Kais. Kön. Kämmerer und Raht bey der Ungrischen Hofkammer, Freyherr von Schilson aber, der schon so manche Proben seiner vorzüglichen Einsichten in die schönen Wissenschaften, und freyen Künste abgeleget, hat die Zeichnung gemacht.

Inhalt des Leichendenkmaals.

In einer grossen und sehr prächtigen Nische stehet der Aschenkrug der Kaiserinn Königinn mit einem runden Fußgestelle, auf einen drey Stuffen hoch, vom Boden erhabenen, würfelförmigem Grabsteine, dessen Vorderseite sowohl, als der Bauch des Aschenkruges die wichtigen Inschriften enthält:

CASTAE. PIAE. FELICI.
CONIVGI. MATRI. PRINCIPI.
THERESIAE MAGNAE.

IMBELLIS. PVELLA. EVROPAM. ARMIS. IN.
ME. FURENTEM. FREGI.
INIMICVM. CAESAREM. SOCIORVM. FOE-
DERE. FEROCIENTEM. DITIONE. EXVI.
VIRO. IMPERIVM. GERMANIAE. NOVAM.
CAESARVM. DOMVM. DEDI.
HVNGARIAM. AETERNIS. VEXATAM. BEL-
LIS. PERENNI. PACE. FOVI.
VETERIBVS. REGNIS. AVXI.
THEMIDEM. MVSAS. REVEXI.
SOCRUS. REGVM.

(p3)

FILIA. CONIVX. MATER. CAESARIS.
HAC. BREVI. CLAVDOR. VRNA.
MDCCLXXX.

So wenig es sich auch der Uibersetzer zutraute, diese so körnichte, und der lateinischen Sprache ganz eigene Kürze in der seinigen zu erreichen: so hat er es doch dem schönen Geschlechte, und einem Theile seiner Leser zu gefallen, gewagt, diese vortreffliche Inschrift deutsch herzusetzen:

Marien Theresien
der keuschen Gemahlinn,
der zärtlichen Mutter,
der glückseligen Fürstinn.

Jung, und ohne alle Anlage zum Kriege, entwaff-
nete ich das mit Toben wider mich streitende
Europa;
Meinen Feind, den auf die Macht seiner Bundsge-
nossen trotzenden Kaiser, verjagte ich von
Land und Leuten;
Meinem Gatten hab ich den Zepter des Reichs, und
dem Reiche einen neuen Kaiserstamm gegeben.
Ungern hat sich in der Fortdauer des Friedens un-
ter meiner Regierung von den hundertjährigen
Drangsalen des Krieges wieder erholt,
Ich habe es durch Wiederbringung alter Reiche
erweitert,
Und Themis mit den verscheuchten Musen in seinen
Schoos zurück geführt.
Nun aber fasset mich
die Schwieger christlicher Könige,
die Tochter, Gemahlinn, und Mutter
Römischdeutscher Kaiser,
diese unansehnliche Urne.

(p4)

Die Basreliefs, in der Nische sowohl, als alte übrigen Verzierungen, die diesen Ort mit Pracht erfüllen, entsprechen dem Endzwecke vollkommen. Das runde Fußgestell ist eine abgeschnittene kanalirte dorische Säule, mit einem reichen ausgesetzten Gürtel. (Bossage) An der linken Seite steht auf der oberen Stuffe ein weinendes Weib, welches das ungrische Wappen in der linken Hand hält, ihren Kopf aber auf die rechte stützet. Ihr Angesicht ist mit Flor umhüllet, und ihr Trauergewand stießt nachläßig bis zur Erde hin. — Sie drückt den Schmerz der Nation, über den Verlust ihrer Königinn aus. Herr Schmutzer, Direktor der K. K. Akademie der bildenden Künste in Wien, hat durch einen sanften, und tiefen Grabstichel, nicht nur die vortrefflichste Haltung, in dem Hervorstechenden sowohl, als in dem Zurückweichenden sehr schön zu erhalten gewußt, sondern auch der Platte hinreichende Stärke zu vielen Abdrücken gegeben. Es muß übrigens für die Liebhaber der Kupferstiche kein geringes Vergnügen seyn, ihre Sammlungen mit diesem schon wegen des erhabenen Gegenstandes so merkwürdigen Stücke bereichern zu können, indem der Konigl. Ungrische Hofkammerraht Freyherr Ladislaus von Ortzy, welcher die Kosten der Platte getragen, auf die Vorstellungen so vieler Patrioten, dem Verleger dieses Magazins einige Abdrücke zustellen lassen, um solche denjenigen, die ihn als ein Geschenk aus seinen Händen zu erhalten nicht hoffen können, um den sehr geringern Preis von 15 Kaisergroschen hintanzugeben.
v. Windisch.
Topic revision: r18 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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