Daniel Cornides an Karl Gottlieb Windisch

Wien, 27. März 1782

Cornides berichtet Windisch seine Kenntnisse den Drachenorden und den Ursprung des Tabakrauchens in Ungarn betreffend, zwei Themen, die im Ungrischen Magazin später behandelt wurden. Weilt wegen des Papstbesuches längere Zeit in Wien und bittet um Auskunft über Seiverts geplante Publikation über Siebenbürger Gelehrte.

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Wien, 27. März 1782

[...] [ANFANG DES BRIEFES FEHLT]
weniger als zureichend. Denn haben nicht schon im XVten Jahrhundert Albertus und Ladislaus posthumus das Ungrische Patriarchenkreuz mit dem Oesterreichischen Querbalken auf die nehmliche Art in Münzen sowohl als Siegeln vereinigt?
Der Drachenorden ist von K[önig] Sigismund zu Anfang des XVten Jahrhunderts errichtet worden, aber nach seinem Tode wiederum eingegangen. Das eigentliche Jahr, wenn der Drachenorden zuerst entstanden ist, weiß ich nicht zu bestimmen, und ein anderer vielleicht ebenso wenig, als ich. Man hält gemeinlich dafür, es hätte dieser Orden eine Verbindung wider die Hussiten zur Absicht gehabt. Mir kommt aber dieses Vorgeben aus mehr als einem Grunde höchst unglaublich vor. Es ist übrigens dieser Orden vom Kais[er] Siegismund auch auswertigen verliehen worden; Hervoya, Herzog zu Spalato, ist hievon ein Beyspiel. Damen mögen gleichfalls in diesen Orden aufgenommen worden seyn: denn mich dünkt, irgendwo gelesen zu haben, daß Sigismundi zweyte Gemahlin Barbara ein Mitglied des Drachenordens gewesen sey; doch für gewiß will ich dieses nicht behaupten; ich kann mich irren. Das beste meines Wissens, was wir von dieser Materie haben, ist eine kurze Abhandlung des seel[igen] Herrn Hofrath Böhm in Leipzig: de Ordine Draconis. Ich vermuthe, daß Herr Benczur diese Dissertation gleichfalls besitze. Was den Ursprung des Tabakrauchens in unserem Vaterlande anbetrifft, so läßt sich hievon gleichfalls nichts mit Gewißheit sagen. So viel scheint dennoch erweislich zu seyn, daß das Tabakrauchen in Ungarn nicht eher, als kurz vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts aufgekommen seyn könne. Sie werden dieses sehr wahrscheinlich finden, wenn Sie die Materialien zur Geschichte des Tabaks, die ich aus Herrn Johann Beckmanns Technologie, Seite 149–151 in einem beyliegenden besondern Blatt ausgeschrieben habe, mit einiger Aufmerksamkeit durchzulesen belieben. Das älteste Denkmal des in Ungern bereits stark überhand genommenen Gebrauchs des Tabakschmauchens, welches mir vorgekommen, ist ein großer meerschaumener Pfeifenkopf, worauf des Ungrischen Palatini, Grafens Franz Weschenlenyi Nahmen und Wappen ausgeschnitten ist, und welches zu Clausenburg in der Bibliothek des reformierten Collegii aufbewahret wird. Herr Baron Niklas Wesselenyi, mein ehemaliger ungerathener Eleve, hat selben dahin verehret. Lächerlich ist es, daß man in der Bibliothek des reformierten Collegii zu Feired unter anderen Seltenheiten auch eine ungeheure Tabakspfeife des Königs Attila gewesen seyn soll, fremden vorzuweisen pflegt. Es ist aber dieses nur ein bloßer Scherz der Herrn Füreder Witzlinge. Sie beliebten mir des 2ten Bandes zweytes Stück des Ungrischen Magazins zu versprechen wenn ich mich wenigstens per veder il Pontefice, noch einige Zeit in Wien aufhalten würde. Eccolo qui in Vienna il Pontefice, ho gia veduto Sua Santita una volta, e spero di verderla anche domani; ich halte Sie also beym Worte, und erwarte von Ihrer Güte das versprochene zweyte Stück. Sie werden sich dadurch ungemein verpflichten
Ihren aufrichtigen Verehrer
Dan[iel] Cornides
Wien, d[en] 27. Martii [1]783
N.B. Ich bitte es mir zu berichten, ob Herr Seivert sein vortreffliches Werk von Siebenbürgisch-Sächsischen Gelehrten Ihnen bereits überschickt habe, um solches zum Drucke zu befördern? Ich bin darum aus dem Theresianum begfragt worden; und das schon durch zwey Briefe.
[Auf dem Umschlag:] de Presbourg á Monsieur Monsieur de Cornides Maitre [d]es Arts et Secretaire
de Msr. le Comte Joseph Teleki de Szék, Chambellan de S.M.I. et R.A. Im ersten Stock des Ferrerischen Hauses No. 526, auf dem hohen Marktplatz á Viene
Topic revision: r4 - 26 Sep 2012, KatalinBlasko
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