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Zeitschrift von und für Ungern
Hrsg. von
Ludwig Schedius
Pest, Patzko, 1802
Band 1, Heft 3
I. Abhandlungen und kürzere Aufsätze
Text 6 (S. 379-381)
Autor:
Zuordnung:
(P379)
6. Goldwäscherey an der Drau in Croatien.
(Aus dem Brünner patriot. Tagesblatt, Num. 29.)
Das Gold wird nur in dem Districte gewaschen, der zwischen Wahrburg, einer Kameral-Stadt in Steyermark, und der Gegend bey dem Dorf Dernye in dem Warasdiner Generalat liegt, weil unter dem Dorf Dernye der Fluß schon ein regelmäßigeres Bett hat, und nur wenige Sandbänke mehr anlegt; daher ist das Gold, welches in diesem Bezirk nicht angefangen wird, auf immer verloren.
Die Goldwäscher sind Bauern aus dem Salader und Kreutzer Komitate, die nach verrichteter Feldarbeit auf das Waschen ausgehen; hieraus folgt, daß manche gute Gelegenheit verabsäumet wird, weil der reißende Fluß fast alle Monate die Sandbänke abändert.
Die Art, wie man dabey verfähret, ist folgende: die Goldwäscher packen einen Kahn, und ihr Werkzeug auf die Wägen, und fahren zu Land bis nach Mahrburg, hier setzen sie sich auf das Wasser, und im Herabfahren besuchen sie die angelegten Seigerwerke; finden sie einen anständigen Platz, so wird gleich Hand angelegt, das Werkzeug ausgelegt und gearbeitet. Das Werkzeug besteht in einem fünf Schuh langen, und drey Schuh breitem Brette, welches dicht an einander, und tief eingeschnittene, quer laufende Kerben hat, und als ein planum inclinatum aufgestellt wird. Auf dieses Brett oben wird der Schotter (der grobe Flußsand) mit der Schaufel geschüttet, und mit Wasser mittelst eines Sechters herab herabgeschwemmt, wodurch das grobe Gestein abgesondert, und der Sand in die Kerben gebracht,
(P380)
und abermals in eine Mulde herausgewaschen wird. Ist dieses geschehen, so wird dieser Sand auf einem etwas mehr als einen Quadratschuh großen, concaven, und schwarz angebrannten Brett mit Wasser abgespühlt, wo zuerst der Letten (?) und Flugsand, dann anderer grober Sand, nach diesem ein eisengrauer schwerer, und endlich ein rother Sand, und mit diesem das Gold in Vorschein kommt. Wenn dieser rothe Sand, so viel als möglich, abgespühlt worden; dann wird Quecksilber auf letzteres geschüttet, gut gemischt, durch ein Hirschleder durchgetrieben, und zuletzt von dem Quecksilber durch das Feuer gereinigt, und zum Verkauf in die k.k. Aemter gebracht. Daß dieser ganze Prozeß recht bäuerisch und plump verrichtet wird, versteht sich von selbst, wobey viel Gold verschleudert und Quecksilber verloren wird.
Der jährliche Ertrag ist ungleich, je nachdem mehr, oder weniger Ueberschwemmungen eintreten, und neue Sandbänke oder Seigerwerke sich bilden. Indessen ist in diesen letzten 20 Jahren der Ertrag viel geringer, weil in älteren Zeiten nur in dem Amte zu Dernye bey 300 Ducaten bisweilen eingelöset wurden. Die Ursache mag wohl darin liegen, daß in neuerer Zeit der gemeine Mann mit dem Strassenbau und Vorspannsfuhren, die in diesen Kriegszeiten unabläßlich waren, mehr beschäftigt, nicht so viel Zeit hat, dem Goldwaschen nachzugehen, wie vorher. Auch arbeiten diese Leute nur manche Sandbänke auf; die ärmeren aber lassen sie stehen, denn sie rühren gewiß nichts an, wenn sie nicht sehen, daß täglich wenigstens 30 kr. Per Kopf gewonnen werden können; sie machen daher ihre Proben, und sind sehr geschickt in der Schätzung des ausgezogenen Sandes.
Das Goldwaschen ist ein Regale; jeder Goldwäscher muß sein Patent haben. Die Grundherren haben zwar das Vorrecht, auf ihrem Grund die Wäscherey zu treiben, müssen aber das gewonnene Gold, so gut wie andere dem Aerario (?) geben; gegenwärtig geschieht die Einlösung in dem Dreyßigstamte zu Warasdin, und in den
(P381)
Salzämtern zu Prelok und Canischa, wo die Schwere eines Ducaten mit 3 fl. (?) 24 kr. bezahlt wird. In letzteren Jahren sind zu Warasdin 50 bis 60, zu Prelok, zwischen 5 bis 600, und zu Canischa 1000 bis 1200 Ducaten im Durchschnitte eingelöset worden.
Nach der Tradition sollen italienische Hechelkrämer das Goldwaschen in der Drau zuerst heimlich getrieben haben; von diesen haben es die Grundherrn übernommen, bis dann zu letzt das Aerarium die Hand darauf legte.