Zuwanderung von Siebenbürger Sachsen

Erläuterung: Die Siebenbürger Sachsen sind Nachkommen von deutschen Kolonisten, die der ungarische König Géza II. und seine Nachfolger seit 1150 ins Land riefen. Sie siedelten sich auf »Königsboden«, v. a. im Gebiet um den oberen Alt (Zentrum: Hermannstadt), im Nösnerland (Zentrum: Bistritz) und 1211–25 mithilfe des Deutschen Ordens im Burzenland (Zentrum: Kronstadt) an. Es waren zunächst überwiegend Moselfranken (in frühen Urkunden »Flandreses« genannt) aus dem Gebiet zwischen Mosel, Maas und Niederrhein, später auch aus anderen Gebieten Deutschlands (deutsche Ostsiedlung). Der sich bildende Neustamm erhielt von der ungarischen Kanzlei den Namen »Saxones« (Sachsen). – Die Siebenbürger Sachsen legten eine Reihe von Städten an und gründeten etwa 250 Dörfer. Das 1224 von König Andreas II. erlassene »Privilegium Andreanum« (»Goldener Freibrief«) legte ihre politische und rechtliche Sonderstellung fest. Das Gebiet des »Königsbodens«, auf den sich das Privileg bezog, unterstand seit der Mitte des 14. Jahrhunderts einem (seit 1477) gewählten »Sachsengrafen«; die rechtliche Einheit der Siebenbürger Sachsen erhielt im 15. Jahrhundert den Namen »Sächsische Nationsuniversität«. 1437 verbanden sich die Siebenbürger Sachsen mit den Szeklern und dem ungarischen Adel zur Verteidigung ihrer ständischen Rechte in der »Union der drei Nationen«. Die durch J. Honterus eingeführte lutherische Reformation mündete 1547 in die Entstehung einer selbstständigen Landeskirche mit eigenem Bischof (ab 1553); das 1583 im »Sächsischen Statut« zusammengefasste Landrecht der Nationsuniversität blieb bis 1853 in Kraft. Unter Kaiser Joseph II. begann ein Abbau der Privilegien; die lutherische Landeskirche stärkte das Eigenbewusstsein der seit 1848/49 der Magyarisierung widerstehenden Siebenbürger Sachsen. Dennoch kam es 1876 zur Auflösung des »Königsbodens« und zur Aufhebung der Autonomie. – Aus Österreich im 18. Jahrhundert (1734–76) ausgewiesene Protestanten, seit dem 19. Jahrhundert als »Landler« bezeichnet, siedelten im Gebiet der Siebenbürger Sachsen, in deren Gemeinschaft sie sich unter Bewahrung ihrer österreichischen Identität integrieren konnten.

Quelle: BROCKHAUS
Topic revision: r6 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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