Grillenfänger
Erläuterung: "Grille*, eine mühsame mit Nachdenken verbundene Beschäftigung des Gemüthes, in verschiedenen Fällen.
*Im Dän. Grille, im Schwed. Griller. Martinius und nach ihm Wachter leiten dieses Wort von den Grillis, d. i. seltsamen Vorstellungen der römischen Künstler her, deren Plinius gedenkt, und B. 35. C. 10. von einem Mahler Antiphilus sagt: Idem iocoso nomine Gryllum ridiculi habitus pinxit; vnde hoc genus picturae grilli vocantur. Siehe Grillenwerk. Ihre hat den Ursprung dieses Wortes glücklicher entdeckt, welches ihm desto leichter war, da seine Muttersprache noch das Zeitwort gracla hat, welches graben bedeutet, so wie grafla das Diminutioum von grafwa, graben, ist, und mit unserm Deutschen grübeln übereinkommt. Eine Grille bedeutet also eigentlich eine Grübeley, und diese Abstammung läßt sich aus den Mundarten gar schön bestätigen. Im Nieders. heißen seltsame Einfälle, Grillen, Grappen, Grapjes, gleichfalls von graben; imgleichen Grimpen, welches eigentlich ein Nahme der Gründlinge ist, und ohne Zweifel einen ähnlichen Ursprung hat. Des Plinius Meinung entscheidet hier nichts, weil es schon bekannt ist, wie schlechte Etymologen die Römer bey ihrer Unkunde der nordischen Sprachen waren. Das Lat. Grillus scheint vielmehr mit dem deutschen Grille aus einer und eben derselben ältern Quelle herzufließen. Es erhellet daraus zugleich, daß die Nebenbegriffe des Seltsamen und des Unnützen, dem Worte nicht wesentlich ankleben. Indessen irret Ihre, wenn er das Schwed. graela, verwirrt schreyen oder reden, als eine Figur von graela, grübeln, ansieht. Das erstere gehört zu dem Nieders. grölen, und ist eine Nachahmung des Lautes.
1. Ein jeder seltsamer Einfall. Er hat die Grille, daß er sein Urtheil niemahls ändern will. Das sind Grillen, seltsame Einfälle.
2. In engerer Bedeutung, künstliche mühsame Gedanken und Vorstellungen ohne Nutzen. Grillen fangen, solchen Gedanken nachhängen; zu welcher R. A. die Zweydeutigkeit des Wortes Grille Anlaß gegeben, weil das unter diesem Nahmen bekannte Insect schwer zu fangen, und zu nichts zu gebrauchen ist.
Daher der
Grillenfang, der Zustand des Gemüthes, da man den Grillen, d. i. unnützen mühsamen Gedanken, verdrießlichen Vorstellungen und trübsinnigen Sorgen nachhängt; der Grillenfänger, eine Person, welche Grillen fängt; die Grillenfängerey, 1. der Zustand des Gemüthes, da man Grillen fängt; 2. Grillen selbst. Das ist eine Grillenfängerey, ein zwar künstlicher aber doch unnützer Gedanke. Grillenfängereyen im Kopfe haben."
Quellen:
KRÜNITZ