Templer
Erläuterung: Templer, Tempelherren, Tempelritter, ursprünglich die Mitglieder des 1119 von
Hugo von Payens in Jerusalem unter dem Namen Pauperes Commilitones Christi Templique Salomonis (Arme Ritter Christi vom Tempel Salomonis) zum Schutz der christlichen Pilger und der heiligen Stätten gegründeten geistlichen Ritterordens; nach dem Ordenssitz auf dem Jerusalemer Tempelberg auch Fratres Militiae Templi (»Ritter vom Tempel«) genannt. Die von
Bernhard von Clairvaux redigierte Ordensregel wurde 1128 bestätigt, der Orden 1139 unmittelbar dem Papst unterstellt. Besonders der wachsende Einfluss des Ordens aufgrund seiner führenden Rolle im Handel mit dem Orient und im Kreditgeschäft, verstärkt durch vielfältige Privilegien (Befreiung von Steuern und Zöllen), sowie seine universalistische Religionspolitik, die wohl auch gnostisch-esoterisches Traditionsgut aufnahm, führten zum wirtschaftlichen und geistigen Aufstieg des Ordens bis zum Fall der Stadt
Akko (1291). Der dem Templerorden damit auch zugewachsene politische Einfluss kann für den französischen
König Philipp IV. Grund dafür gewesen sein, gegen die Templer vorzugehen und die Aufhebung des Ordens zu betreiben. Unter Berufung auf Denunziationen eines ehemaligen Templers wurde bei der Inquisition ein Verfahren wegen Häresie, Blasphemie und Unzucht eingeleitet. Papst
Klemens V. gab, obgleich von der Haltlosigkeit der Vorwürfe überzeugt, dem Druck des französischen Königs nach. 1307 ließ Philipp IV. die führenden Persönlichkeiten der Templer verhaften und ihr Vermögen beschlagnahmen. Klemens V. verfügte 1312 auf dem Konzil von Vienne die Aufhebung (Suspendierung) des Templerordens, nicht jedoch seine Verurteilung.
Im Gegensatz zu Frankreich fanden die gegen die Templer erhobenen Vorwürfe in Schottland, Portugal und Norditalien keine Anerkennung, sodass sich die Templer als militärischer christlicher Laien-Ritterorden neu formieren konnten (1705 Verabschiedung der Ordensstatuten). In Frankreich gestattete
Napoleon I. die Wiederzulassung des Templerordens. Die seit 1845 gewünschte Wiederanerkennung durch die katholische Kirche konnte bislang nicht erreicht werden. Derzeitiger Sitz des Templerordens ist Jerusalem; Sitz des internationalen Generalsekretariats ist Köln.
Die geschichtliche Bedeutung der Templer sowie ihre noch ungeklärten Beziehungen zu gnostisch-esoterischen Lehren und Praktiken haben zahlreiche Legenden hervorgebracht, die zur Bildung neuer (religiöser) Gemeinschaften in der angeblichen Tradition der Templer beitrugen. Im 18. Jahrhundert äußerten Freimaurer die Auffassung, sie seien die legitimen Nachfolger der Templer, was zur Entstehung eines freimaurerischen Templertums führte. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden die Templer als Träger »alten Wissens« angesehen und okkult-esoterische Templerorden gegründet.
Quellen:
BROCKHAUS