Die Korrespondenz zwischen Daniel Cornides und Tamás Róth

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*Brief 19*

DANIEL CORNIDES AN TAMÁS RÓTH DE KIRÁLYFALVA

Wien, 28. März 1780

Cornides erhofft sich von Róth die Abschrift eines Privilegs, welches König Karl Robert den Jassen erteilte, da er gerade eine Studie zu diesem Thema schreibt. Diese werde die Aussagen über die Kumanen und Jassen, die von Fürst Jablonowski, dem Hallener Professor Thunmann, Kaprinai, Pray, Palma, Katona etc. widerlegen. Kaprinai , Pray und Libertinyi erwähnen dieses Diplom in ihren Werken. Cornides hofft, mit Róths Hilfe auch noch zwei Privilegien König Sigismunds finden zu können.
Cornides hat zu diesem Zweck auch den apostolischen Nuntius, Giuseppe Graf Garampi aufgesucht und gebeten, ihm alte Schriften über die Geschichte der Kumanen und Jassen aus der Vatikanischen Bibliothek zu besorgen.

Illustris Domine,
Patrone Gratiosissime!

Verba non reperio, quibus TIBI, Illustris Domine, pro TUAE in me benevolentiae testificatione, nuperrimis Litteris TUIS declarata, condignas agam gratias. Pudet me sane, quod, non exspectatis Litteris meis, preces meas anteverteris. Rogaveram, fateor, Illmum nepotem TUUM Ladislaum, ut per occasionem insinuaret TIBI praevie desiderium meum Privilegii illius, quod Carolus Robertus Jazygibus concessit, potiundi. Verum enim vero, interveniente morbo Spectabilis Dominae, consilium mutani, rursumque petii e Comite Ladislao, ne qua ratione, quum dolori insto, ex invaletudine Spectabilis Dominae Coniugis concepto, indulgeas, nugarum mearum caussa vel verbulo saltem negotium TIBI facesseret. Is tamen, pro suo bene de me merendi studio, nullam, ut video, cautionis meae rationem duxit. Itaque, cum rem factam infectam facere non possim, veniam oro, si citra intentionem meam, gravis TIBI, Vir Illustris, fortassis acciderim. Iacta cum semel sit alea, illicet rem omnem exponam. Nimirum molior Commentationem aliquam de Cumanis et Jazygibus, S. R. I. Principi Jablonovszkio, Thunmanno item Professori Hallensi, Kaprinayo denique, Prayo, Palmae, Katonae, &c. oppositam. Quam quidem destinationem meam innisset mirifice Privilegium Caroli Roberti Regis, Jazygibus nostris collatum, cuius apographum Szirakini apud TE, Illustris Domine, vidisse olim mihi videbar. Sed nempe memoria lapsus sum, ut ex Litteris TUIS intelligo, siquidem Privilegii memorati ne famam quidem audivisse TE significas. Faciunt tamen Privilegii illius mentionem, Kaprinay Histor. Diplom. P. II. pagina 213. not. 2., et Pray Dissert. Histor. Critic. in Annales veteres Hunnor. &c. pag. 122. Quid quod etiam inter Jazygum Privilegia, quae Perill. Dnus Libertinyi abs se descripta, ante complures annos mecum communicaverat Pestini, Carolinum illud, velut antiquissimum, prae caeteris notavi. Piguit tum temporis describere, quae nulli mihi usui futura rebaret quae, si sic tempus et necessitas flagitarent, facile semper haberi posse existimabam. Iam nunc desidiae meae me poenitet. Utinam vero vel bina saltem, quae praesto sunt, Sigismundea Privilegia, redux in Hungariam, e beneficio TUO nanciscerer! Cuius quidem voti mei quin compotem me facias, eo minus dubito, quo magis cognita mihi est et TUA in me Gratia singularis, et Majorum nostrorum res gestas illustrandi studium summum. Adii his diebus Nuncium Apostolicum, Excellmum Comitem Josephum Garampi, cui instituti mei rationem exposui, additis precibus, ut ex Archivo Bibliothecae Vaticanae vetera mihi procuraret monumenta, ad res Cumanorum & Jazygum attinentia. Non solum supra exspectationem meam me excepit humanissime, sed et facturum se esse, quod rogavi, liberalissime omnino pollicitus est. Qui, si steterit promissis, nae ego mira proferam in lucem! Sed haec hactenus. Spectabilis Dominae gravem, quo laborabat, morbum, non sine ingenti meo dolore intellexi. Laetor nunc vehementer, quod per Dei Clementiam, remittente vi morbi, vires prostratas sensim sensimque recuperet. Spes est, fore, ut lectum propediem deserat, pristinaeque sanitati ex integro restituatur, quod ut eveniat brevi, Deum Optimum Maximum precari non desistam. Siccine igitur Jóska noster iam et verba conatur, et gressus tentat facere suapte sponte? Vix fero illius videndi desiderium. Habes, Illustris Domine, quocum otium TUUM oblectes. Numen supremum conservet hoc Domus Inclytae delicium, spesque maximas, quas eius aetatula promittit, olim impleat clementissime. Illustrissimam Dominam Comitem, Heram meam, cum voto perennantis felicitatis, humillime revereor, Illustrissimae quoque Virgini, nepti, carissimisque Nepotibus TUIS, Ladislao et Stephano, salutem plurimam adscribo. Ad extremum, me Gratiae TUAE, eo, quo par est, venerationis cultu, ultro quoque commendo, perpetuo futurus
Illustris TUI Nominis
Cultor devotissimus, & obsequentissimus Servus
Daniel Cornides.

Viennae, d. 28. Martii, 1780.

[Beigefügter Briefumschlag:] de Vienne Mosieur
Monsieur Thomas Roth de Királyfalva, Premier Assesseur
de pluieurs Comitats &c. &c.
par Bude à Bag Atsa Szirák

[Notiz von Róth auf Kuvertlasche:] 1780. 28. Martii Cl. Dni Cornides
Szirakia

Deutsche Übersetzung des Briefes

Illustrer Herr, Gnädigster Schutzherr!

Ich finde keine Worte, mit denen ich Dir, Illustrer Herr, für die Bezeugung Deines Wohlwollens für mich, in Deinem neuesten Brief ausgedrückt, entsprechend Dank ausdrücken könnte. Es erfüllt mich mit Scham, dass Du meiner Bitte in dem unerwarteten Brief zuvorgekommen bist. Ich bekenne, ich hatte Deinen vornehmsten Enkel László gebeten, dass er Dir bei Gelegenheit vorausgehend meinen Wunsch nach Besitz jenes Privilegs, das Karl Robert den Jassen gewährte, mitteilt. Aber ich habe wirklich, wegen der dazwischenkommenden Krankheit der Achtenswerten Herrin, den Entschluss geändert, und ich habe den Grafen László andererseits gebeten, dass er Dich nicht durch irgendeine Theorie, wegen meiner Kleinigkeiten oder wenigstens durch ein Wörtchen Mühe bereitet, wenn Du Dich dem aus dem Unwohlsein der Achtenswerten Frau Gemahlin entstandenen gerechtfertigten Schmerz hingibst. Er aber zeigte in seiner guten Ergebenheit zu mir beim Erwerben, wie ich sehe, keine Rücksicht für meine Behutsamkeit. Daher bitte ich, weil ich die gemachte Sache nicht ungeschehen machen kann, um Vergebung, wenn ich ohne meine Absicht, Dir, Illustrer Mann, vielleicht schwer zu nahe gekommen bin. Wenn einmal der Würfel gefallen ist, gehört es sich nicht, dass ich die ganze Sache erörtere.
Selbstverständlich arbeite ich an irgendeinem Studium über die Jassen und Kumanen, das entgegengesetzt ist zum Fürsten Jablonovszki, ebenso dem Hallener Prof. Thunmann, schließlich Kaprinai, Pray, Palma, Katona &. So sehr beeinflusste freilich das außergewöhnliche unseren Jassen zugeschriebene Privileg König Karl Roberts, dessen Apograph ich einst bei Dir, Vornehmer Herr, in Szirák gesehen zu haben schien, mein Schicksal. Aber ich schwebte freilich in Erinnerung, wie ich aus Deinem Brief verstehe, weil Du ja andeutest, dass Du nämlich das Gerücht des erwähnten Gesetzes nicht gehört hast. Dennoch machen Kaprinai in Histor. Diplom. Band II, S. 213 Not. 2 und Pray in der Dissertatio Histor. Critic. über die alten Annalen der Hunnen & auf Seite 12 die Erwähnung jenes Privilegiums. Das was auch unter den Privilegien der Jassen ist, die der vornehmste Herr Libertinyi von sich beschrieben hatte, hatte er mir vor mehreren Jahren in Pest mitgeteilt, ich habe von den Übrigen jenes Karolinische, gleichsam älteste, beschrieben. So reute die Zeit zu beschreiben, was ich meinte, dass es mir in Zukunft nichts nützen, und was, wenn so die Zeit und Notwendigkeit es verlangen würden, ich glaubte immer es leicht haben zu können. Jetzt schon mag mich meine Vernachlässigung strafen. Wenn ich doch wirklich wenigstens zwei der Privilegien des Sigismund, die förderlich sind, aus Deinem Verdienst finden würde, wenn ich nach Ungarn zurückkehre! Dass Du mich dieses meines Wunsches nämlich mächtig machst, je weniger ich zweifle, desto eher ist mir auch Deine einzigartige Gunst für mich bewusst, und das höchste Studium, die Taten der Vorfahren aufzuklären. Ich bin in diesen Tagen zum Apostolischen Nuntius, seiner Exzellenz Giuseppe Graf Garampi, gegangen, dem ich den Grund meines Vorhabens erörtert habe mit den angefügten Bitten, dass er mir aus dem Archiv der Vatikanischen Bibliothek alle Schriften besorge, die die Geschichte der Kumanen und Jassen betreffen. Er hat mich nicht nur über meine Erwartung sehr menschlich empfangen, sondern hat auch insgesamt sehr edel versprochen, was ich gebeten habe, zu machen. Wenn er die Versprechen halten würde, würde ich ja die Wunderbaren ans Licht führen! Aber dies soweit. Über die schwere Krankheit der achtenswerten Herrin, von der sie geplagt wurde, habe ich nicht ohne meinen gewaltigen Schmerz erfahren. Ich freue mich nun sehr, dass sie durch Gottes Milde, da die Schwere der Krankheit nachgelassen hatte, die vernichteten Kräfte allmählich wieder erlangt. Es besteht die Hoffnung, sage ich, dass sie das Bett in den nächsten Tagen verlässt und die vorige Gesundheit von neuem wiederhergestellt wird, damit das bald geschieht, werde ich nicht aufhören, den größten und besten Gott zu bitten. Also wagt unser Jóska schon sowohl die Worte, als er auch versucht aus eigenem Antrieb Schritte zu machen? Kaum ertrage ich das Verlangen, jenen zu sehen. Du hast, Illustrer Herr, womit Du Deine Freizeit vertreibst. Die höhere Macht möge diesen Liebling des Vornehmen Hauses bewahren, und er möge die größten Hoffnungen, die das Versprechen seines zarten Alters sind, einmal sehr milde erfüllen. Die Vornehmste Herrin Gräfin, meine Gebieterin, verehre ich demütigst mit dem Wunsch des andauernden Glücks, auch der Vornehmsten Jungfrau Enkelin und Deinen liebsten Enkeln, László und István, lasse ich den größten Gruß zukommen. Zuletzt empfehle ich mich Deiner Güte, soweit es sich geziehmt, und auch der Kultur der Verehrung, fortan bleibe ich
Deinem Vornehmen Namen
unterwürfigster Verehrer und gefälligster
Diener
Daniel Cornides

Wien, 28. März 1780
Topic revision: r3 - 09 Mar 2011, AndreaSeidler
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