Kreuzprobe
Erläuterung: Bei der Kreuzprobe mussten die Streitenden mit ausgebreiteten Armen vor einem Kreuz stehen, bis einer die Arme sinken ließ.
"Kreuz=Gericht, Kreuz=Probe, Iudicium s. Experimentum crucis, war eine in alten Zeiten übliche Gattung von Ordalien oder Gottes=Gerichten oder Gottes=Urtheilen, welches gebraucht wurde, die Unschuld einer Person, oder die Gerechtigkeit einer Forderung darzuthun. Der Beschuldigte, oder auch bey bürgerlichen Forderungen, beyde Parteyen, mußten, in Ermangelung eines andern Beweis=Mittels, sich eine Zeitlang mit erhabenen und ausgestreckten Armen vor ein Kreuz stellen, und wenn der Beschuldigte die bestimmte Zeit nicht unbeweglich aushalten konnte, so wurde er für schuldig gehalten; oder welcher von beyden Parteyen die Arme am ersten sinken ließ, oder gar ermüdet niederfiel, der verlor seine Streit=Sache.
Man pflegte ihnen eine gewisse Zeit zu setzen, wie lange sie die Probe machen sollten, wer am besten stehen könnte, und dies waren manchmahl 40 Tage und Nächte. Weil man wohl einsahe, daß es unmöglich sey, daß jemand, natürlicher Weise, so lange stehen könnte, so glaubte man, daß Gott, der Wahrheit zum Behuf, den Unschuldigen ausserordentlich stärken würde, und also rechnete man diese Probe auch zu den Gottes=Urtheilen oder Gottes=Gerichten.
Man hatte, bey nicht vorhandenen Zeugen, gemeiniglich die Wahl zwischen diesem Kreuz=Gerichte und dem so genannten Kampf=Rechte. Man glaubte aber in der Folge, daß dergleichen Ceremonie zur Geringschätzung der Kreuzigung Christi gereiche, und deshalb wurde der Gebrauch desselben bereits vom Kaiser Lotharius I. in den Legg. Longobard. L. 2, Tit. 55, I eg. 32, wieder verbothen. Seitdem ist das Stehen unter dem Kreuze nur noch bisweilen als eine Art der Pönitenz gebraucht worden."
Siehe auch Gottesurteil!

Quellen: BROCKHAUS, kRÜNITZ
Topic revision: r6 - 29 Nov 2011, KatalinBlasko
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