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XLIV.

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Beschluß von der abscheulichen Undankbarkeit.

In der Raserey schlug ich Spiegel und Porcellain in tausend Stücke, und warf alles, was mir vor die Hände kam, dem Bösewichte ins Gesicht , welcher durch meine Wuht erschrecket, durch eine Hinterthüre entwischte, welche er verriegelte. Einige Frauenspersonen, welche er mir zuschickte, brachten mich aus einer starken Ohnmacht wieder zurecht. — Die theuern und zärtlichen Bilder meines Gemahls und meiner Kinder, stellten sich hernach meinen Augen dar. Mein Wahnwitz verlor sich in meinem Schmerze. Ich weinte, und ächzete ohne Aufhören. Drey Wochen blieb ich in diesem verzweiflungsvollen Zustande eingekerkert, und so oft Riot vor mich kam, stellten sich die Anfalle der Raserey auch wieder ein. Endlich faßte ich mich so weit, daß ich ihm die bittersten Verweise, wegen der unauslöschlichen

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Schande , in welche er mich gestürzet hatte, wegen des Verlusts meiner Ehre, und was noch unendlich schwerer war, meines Gemahls und Kinder, welchen ich nie wieder unter die Augen kommen durfte, geben konnte. „ „ Als ich meinen Verrähter diese Vorwürfe noch machte, hörten wir einen Lärm unten an der Treppe. Er floh nach einem Paar in der Kammer hängenden Pistolen. Die Thüre sprang auf, und plötzlich trat mein Gemahl herein. Lord Riot feuerte auf ihn, und wir hörten jemand fallen. Ich wartete aber nicht, den Ausgang des Tumultes zu sehen. Der Anblicks meines beleidigten Gemahls, war mir itzt fürchterlicher, als der von meinem Räuber. Da die Thüre offen stand, stürzte ich mich auf die Gasse hinaus. Ich rannte ohne zu wissen, wohin, und floh endlich in eine kleine Bude, wo ich mich bey dem Zahltische niedersetzte, und in Ohnmacht sank. Die Frau des Hauses begegnete mir sehr leutseelig. Ich erzählte ihr etwas von meiner unglücklichen Geschichte, und da ich ihr meinen Entschluß erklärte, daß ich mich auf ewig vor meiner Familie, und vor meinen Freunden, ja, wo möglich, auch vor der Welt Verbergen wollte, verschaffte sie mir

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Gelegenheit, in ihre Dienste Madame zu treten, wo ich den einzigen Trost, dessen ich disseits des Grabes fähig bin, nämlich Dero Schutz und Gewogenheit gefunden habe. „ — Hiemit schloß Madame Grace ihre schreckliche Geschichte. Gleichwie der Ritter H und ich sie sehr hoch schätzte, und deswegen innigst bedauerten, bemühten wir uns, sie durch die Vorstellung zu beruhigen, daß in ihrem Vorfalle nichts wäre, woraus auch der strengste Richter, ja selbst der allerempfindlichste Ehemann ihr Vorwürfe machen könnte. — Ach Madame antwortete sie, wenn auch mein Körper so wäre, wie meine Seele ist, so wurde ich doch des Herrn Grace nicht würdig seyn: darf ich denn nun seinem tugendhaften Busen Befleckung bringen? Was wird die Welt davon denken, daß ich drey Wochen in dem Hause eines Ruchlosen gewesen bin? Ach! ich kann meinen allerliebsten Kindern nur Schande, und meinen Verwandten nichts, als Beschämung nachlassen! — Doch ich fühle, daß das Ende meines Elendes mit starken Schritten herannahet! — Indem sie dieses sagte, veränderte sich ihr Gesicht, und wir bahten sie, sich niederzulegen, um etwas Ruhe zu bekommen. —

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Ein, oder ein paar Stunden hernach, trat ein Aedelmann ins Haus, und verlangte sehr hastig meinen Gemahl zu sprechen. Es war Herr Grace. — Freue dich sagte er sehr hitzig, mein wehrtester Ritter, mit mir! meine Peggy ist unschuldig! Sie ist noch so tugendhaft, als sie allzeit gewesen! Der Bösewicht, Lord Riot, hat durch Versprechung von tausend Guineen, ihr Kammermägdchen vermocht, ihr einen Schlaftrunk zu geben, und sie, da sie nichts von sich selbst wußte , in sein Haus bringen lassen. — O meine Peggy! möchte ich dich doch nur einmal wieder sehen! — Wie Riot es unmöglich gefunden, sie zu seinem Willen zu zwingen, hat er dem Mägdchen, auch den Lohn ihrer Verrähterey nicht geben wollen; worauf sie, um sich zu rächen, mir den Ort, wo er meine Gemahlinn verschlossen, bekannt gemacht. — O! mein geqwälter, mein beschämter Engel! wo bist du hinkommen? — Ich nahm eine Bemächtigungsordre von der Oberkeit, und brach mit Gewalt in des Bösewichts Haus. er schoß eine Pistole nach mir, traf aber zum Glücke seine Mitschuldige. Daraufzog er den Degen, ich durchbohrte ihm aber im zweyten Gange sein gottloses Herz. — Die

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Verähterinn starb nicht alsobald an der Wunde, sondern sie hat bis diese Stunde gelebet, und mir in ihren Todesängsten den ganzen Zusammenhang dieser höllischen Verschwörung entdecket. — Wir trösteten den Herrn Grace, und sagten , daß seine Gemahlinn in Sicherheit bey uns, aber etwas unpäßlich wäre, weswegen sie sich zur Ruhe begeben hätte. Er war aber viel zu ungedultig, als daß er sich abhalten lassen wollte, sie sogleich zusehen. Ich gieng voran in ihre Kammer, um ihr die Ankunft ihres Gemahls bekannt zu machen. Als er sich ihr auf das Zärtlichste nahete, richtete sie sich plötzlich im Bette auf, aber in ihrem Busen regten sich tödtliche Empfindungen. Sie starrte ihn mit wilden Blicken an, und bestrebte sich zu reden, konnte aber kein Wort hervorbringen. Endlich ergriff sie seine Hand , drückte sie an ihre Lippen, sank sanft nieder, und verschied unter dem Kusse.

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Die kindliche Liebe, eine chinesische Anekdote.

Es war zu China ein altes Gesetz , welches die Oberkeiten , wenn sie Betrügereyen vorgenommen hatten, verdamte, daß ihnen die Hände abgehauen werden sollten. Ein Mandarin wurde dieser Strafe schuldig befunden, und eben sollte sie an ihm vollzogen werden, als seine Tochter, mit allem Reitze der Jugend und Unschuld geschmücket, seine Vertheidigung über sich nahm. Sie hielt eine kurze, aber nachdrückliche Rede. „ Nichts ist gewisser, grosser Kaiser, sagte sie, als sie sich dem Monarchen vorstellte , als daß mein Vater das Schicksaal, seine Hände zu verlieren, verdienet hat. Hier sind sie, setzte sie hinzu, indem sie die ihrigen aus dem Aermel hervor zog, womit sie verdecket waren. Ja diese Hände, o grosser Kaiser, diese Hände, o grosser Kaiser, die hier sehen, gehören meinem unglücklichen Vater. Zum Unterhalte seiner Familie unfähig, überliefert er sie der Strenge der Gesetze, um diejenigen zu erhalten, die uns, meinen Großvater, meinen Brüdern

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dern, und mir den Unterhalt verschaffen können.,, —Der Kaiser konnte bey einem so rührenden Auftritte sich kaum der Trähnen enthalten. Der Vater wurde begnadiget , und die verehrungswürdige Tochter vermehrte den Glanz ihrer Schönheit noch durch die Lobsprüche, die der ganze Hof ihrer Tugend machte.

Alle Arten von Pelzwerk unbeschädigt zu erhalten.

Im Aprile läßt man das Pelzwerk mit einer Ruhte gut ausklopfen, und wickelt selbiges ohne es sehr in einander zu drücken, in ein Tuch, oder in ein Stück Leinwand ein. Zwischen die Falten derselben legt man eine Unze gröblich zerstossenen Kampfer. Hierauf legt man das eingeschlagene Pelzwerk in einen Kasten , oder wohlverschlossene Lade. Es wird auf solche Weise von Motten nie berühret werden. Will man es wieder gebrauchen, so läßt man es nochmal ausklopfen, und hängt es 24. Stunden in die Luft, damit sich der Kampfergeruch

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verliere. Bey langhaarichtem Pelzwerke thut man zu dem Kampfer, gleichviel schwarzen pulverisirten Pfeffer.

Leichtes Mittel die Bücher vom Schimmel, und Würmern zu bewahren.

Aus der Gazette Salutaire.

Wann man an einem Buche, oder des sen Bande Schimmel, und Würmer entdecket, so streut man ein wenig Coloquintenpulver darauf, welches man zu dieser Absicht in einer kleinen Phiole aufbehält, die oben mit Pergament verwahret ist, in welches man soviel Löcher sticht, als nöhtig ist, das Pulver dadurch ausstreuen zu können. Es ist auch nöhtig, die Bücher von Zeit zu Zeit wohl abzustauben, und bisweilen das Aufstreuen des Coloquinten Pulvers zu wiederholen.


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Topic revision: r6 - 15 May 2011, MarleneBurgstaller
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