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XXVIII.
(P225)
Dritte Fortsetzung des XXVI. Stücks.
Daß aber der Himmel rund aussieht, kann zum Theile daher kommen, weil die Gestirne, welche wir an demselben erblicken, von uns so entsetzlich weit abstehen , daß sie uns daher, wegen Schwäche unseres Gesichts, allenthalben, wo wir nur Hinsehen, rings um und über uns im Horizonte zu stehen, und also ein Gewölb über uns auszumachen scheinen. (S.
Kästners Ausgabe von
Smiths Optik S. 54 - 55. §. 161 - 163.) Zum Theil aber läßt sich auch, diesen optischen Gründen unbeschadet, nicht unwahrscheinlich behaupten, daß diese erscheinende Rundung von der sphärischen Beschaffenheit des Weltsystems (§. 22—23. 25.) an sich herkomme.
§. 42. Sagen, daß das Weltgebäu wirklich metaphysisch oder physisch
(P226)
unendlich sey, heißt etwas Widersprechendes behaupten. Daß es aber unendlich groß und unermeßlich, oder, welches einerley ist, von solcher ungeheuren Größe sey, die sich mit keinen Gedanken erreichen, vielweniger durch Worte und Zahlen ausdrücken oder bestimmen läßt, das ist einigermassen aus dem vorigen (§.28. 31.) abzunehmen. Denn man gelangt schon zu ungeheuren Weiten, wenn man nur hundert Ordnungen der Fixsterne setzet (§.30), und jeglicher Ordnung von der nächsten eine Distanz von etwa 400,000. Erddistanzen von der Sonne, zu theilet, und auf diese Weise den Durchmesser des Weltgebäudes, wiewohl ganz unbestimmt und viel zu gering, ausdrücken wollte. Es ist aber gewiß, daß das Weltgebäu allerdings seine Gränzen hat. Denn Gott hat nichts erschaffen können, welches im eigentlichen Verstande uneingeschränkt und unendlich wäre,
Zwote Abtheilung.
Von unserm Sonnensysteme insbesondere.
§.43. Unter den unzähligen Sonnensytemen, woraus das ganzeWeltgebäu zusammengesetzet ist (§.11.), giebt es eines, worinnen sich unsere Erde und unsere Sonne befinden; welches eigentlich
(P227)
unser Sonnen- (oder Planeten-) System heißt; und welches nach dem Zeugnisse der Geschichte und Sternkunde, viele Jahrhunderte hindurch der einzige Gegenstand aller Sternkunde gewesen.
§. 44. Die Ordnung, oder Einrichtung desselben kömmt, nach den neuesten Wahrnehmungen und Erweisen, darauf an: die Sonne ist in einem gemeinschaftlichen elliptischen Brennpunkte aller Bahnen ihrer Trabanten befindlich ; um selbige bewegen sich erstlich sechs große Weltkörper, oder Hauptplaneten (§.9.) mit ihren zugehörigen Nebenplaneten, nach gewissen Gesetzen. Hernach laufen auch um diese Sonne die Bahnen aller noch nicht völlig gezählten Kometen, davon wahrscheinlich 16 nördliche, und 16 südliche angegeben werden können.
§. 45. Diese sechs Hauptplaneten stehen in folgender Ordnung von der Sonne und um dieselbe. Der nächste bey ihr ist Merkur; dann folgen Venus, die Erde, Mars, Jupiter und Saturn. Außer denen finden sich noch die schon angezeigten Kometenbahnen (§.45.)
§. 46. Der angeführte Bau (§.45.)
unsers Sonnensystems, welcher zum Theile von den alten Griechen eingesehen, vom
Kopernicus aber in neuern Zeiten zuerst
(P228)
deutlich erwiesen und behauptet worden, heißt daher der kopernikanische Weltbau; zum Unterschiede anderer, besonders des
ptolomäischen alten, und sehr berufenen
Tychonischen neuen, Planetensystems.
§. 47. Die Wahrheit des kopernikanischen Weltbaues ist heut zu Tage unter verständigen Mathematikern, Naturforschern und gründlichen Theologen unleugbar; und es wird unter ihnen schwerlich jemand ferner gefunden, der den irrigen Ideeen der Alten, oder aus einer ungegründeten Schrifterklärung dem tychonischen, Beyfall geben sollte. Die Gründe, worauf der kopernikanische beruhet, sind vorzüglich folgende: 1) Die nohtwendigen Folgen aus den Wirkungen der Naturkräfte und der davon abhängenden Bildung eines Sternsystcms (§. 18.19. 29). 2) Weil diese Weltordnung in ihrer heutigen Vollständigkeit alle Erscheinungen, die vergangenen, gegenwärtigen, und spät zukünftigen, auf das natürlichste, genaueste und leichteste erkläret. 3) Weil Venus und Merkur nie der Sonne entgegen gesetzet sind. 4) Weil diese bey den Planeten ab- und zunehmen, ihre Viertel haben, und wieder voll werden; folglich ihre Bahnen die Erde nicht mit einschließen. 5) Weil sie beyde unter der
(P229)
Sonne als runde Körper vorbey gehen. 6) Weil die Bahnen des Saturns, Jupiters und Mars die Erde in sich enthalten. 7) Weil diese Weltordnung der heiligen Schrift gar nicht widerspricht.
§. 48. Diese Hauptplaneten laufen demnach, nebst ihren Trabanten, welche sie um sich führen, alle um die Sonne, in unterschiedenen Entfernungen, Zeiten und Geschwindigkeiten, und zwar in länglicht runden Kreisen, herum. Diese ihre Kreise oder Bahnen liegen beynahe alle in einerley Fläche: oder die Flächen ihrer Bahnen machen doch, wo sie am weitesten von einander abstehen, nicht über 7 1/2 Grad in ihrer Schiefe zu einander aus.
§. 49. Die Fläche der Laufbahnen der Planeten ist die Aequatorfläche der Sonne, die sich im elliptischen Brennpuncte aller Gravitation von Westen nach Osten um ihre Achse drehet; und nach eben dieser Gegend drehen sich auch die Planeten um die Sonne; welches eine gemeinschaftliche, und nach einer Richtung wirkende Ursache ihrer anfänglichen Bewegung anzeiget.
§. 50. Daß sich die Sonne um ihre Achse drehet, erhellet aus den Flecken, welchen man auf ihrer Scheibe beweglich
(P230)
erblicket. Aus den Observationen derselben hat man geschlossen, daß die Sonne fast in 26 1/2 Tagen sich um die Achse wälze. Der scheinbare Weg, den diese Flecken über dem Sonnenteller nehmen, zeiget, daß der Sonnenkörper eine Kugel sey, auf deren Oberfläche er befindlich, und mit der die Flecken herumgedrehet werden.
§.51. Außer dieser Bewegung um die Achse, hat man allen Grund zu glauben, daß sich die Sonne auch noch in einer kleinen und kurzen Bahn um den gemeinschaftlichen Schwerpunct aller Gravitation der gesammten Planeten, nach ihrem verschiedentlichen Stande gegen dieselbe, bewege.
§. 52. Wenn man die Größe des Sonnenkörpers, sowohl als der übrigen Planeten, bestimmen will: so geschieht solches nach ihrem Mittlern scheinbaren Diameter und ihrer Entfernung von einander; woraus man zugleich ihre wahren Diameter erkennt. Denn die Flächen dieser großen Weltkörper verhalten sich geometrisch wie die Quadrate ihrer Diameter, und ihr körperlicher Innhalt, wie die Cube ihrer Diameter. Ihre Entfernungen von der Erde, werden aus ihren Parallaxen und aus den bekannten
(P231)
Gesetzen ihrer Bewegung gefunden. Die Quadraten ihrer Umlaufszeiten um die Sonne verhalten sich, nach
Kepplers Gesetze, wie die Cubi ihrer mittlern Entfernungen. Die Dichtigkeiten richten sich nach der Hitze, die der Planete von den Sonnenstralen empfängt; und die Anziehungskräfte umgekehrt nach den Quadraten der Entfernungen.
§. 53. Die wahren Diameter der Planeten, im Verhältniß zur Sonne, sind in neuern Zeiten verschiedentlich angegeben worden; wie in Folgendem zu sehen :
nach Hugenio. |
nach der Berliner Akad. |
☉ |
= 111 |
= 77 |
= |
☿ |
= ⅓ |
= 0,32 |
= ⅓ fast |
♀ |
= 1 ⅓ |
= 0,87 |
= 4/5 fast |
♁ |
= 1= |
= 1, |
= |
♂ |
= ⅔ |
= 0,73 |
= ⅔ fast |
♃ |
= 20 1/6 |
= 7,70 |
= |
♄ |
= 15 |
= 4,19 |
= |
Die Größen dieser Weltkörper, ihre mittleren Entfernungen von der Sonne, Länge der Laufbahnen, Zeit des Umlaufes, und andere Umstände, sind, nach den vorhin angezeigten Gründen (§.52.) folgende:
(P232)
Größe der Weltkörper. |
Mittlere Entfernung von der nach ☉ in semid. ♀ |
Länge der Laufb. in semid. ♁ |
Zeit der Revol. um die ☉ |
Zeit der Revol. um die Achse. |
Geschwind. der Beweg. u. des Laufs in deutschen Meilen. |
Dichtigkeit der Weltkörper. |
Entf. v. der ☉ in kleinen Zahlen und in doppelter geometrisch. Progr. |
|
|
|
|
J. T. St. |
T. St. M. |
in St. in Se. |
|
|
☉ |
1,000000 |
= = |
= = |
= = = |
25 6 - |
|
|
|
☿ |
7/9 |
8514 |
53468 |
- 87 23 |
unbekannt |
21672=6= |
= 2800 |
4 = 4 |
♀ |
5 ⅓ |
15906 |
86489 |
- 324 16 |
0, 23 - |
15929=4½ |
= 800 |
4☩3 = 7 |
♁ |
1= |
21948 |
157000 |
- 365 -5 |
0, 23 56 |
15404=4¼ |
= 400 |
4☩6 = 10 |
♂ |
10/13 |
33528 |
210556 |
1 321 23 |
1, 0 - |
10982=3½ |
= 200 |
4☩12 = 16 |
|
|
|
|
|
|
|
|
4☩24 = 48 vac. |
♃ |
21952 |
114400 |
718432 |
11 314 12 |
0, 9 - |
5942=1 5/8 |
= 94 ½ |
4☩48 = 52 |
♄ |
8000 |
209836 |
1317770 |
29 167 22 |
unbekannt |
4397=1 1/5 |
= 67 |
4☩96 = 100 |
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