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III. Jahrgang, L. Stück, den 15. Christm. 1773.

I. Allerhöchste Verordnungen.

Das Versorgungsgeschäft der Soldatenkinder bey ein Provinciali betreffend.

Vom 13. November dieses Jahres.

Erstens: Diejenige, welche ein Soldatenkind männlich- oder weiblichen Geschlechts von 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. bis 8. Jahren, in die Versorgung übernehmen, haben dafür täglich zwey Kreuzer, oder jährlich zwölf Gulden, aus der in jedem Lande vorhandenen Kriegs- oder Invalidenkasse, in quartaligen oder halbjährigen Terminen, so lange zu empfangen, bis das Kind das achte Jahr vollstrecket hat; weil die Kinder von diesem Jahre an, ihre Nahrung, durch Verrichtung verschiedener leichter Arbeiten, schon verdienen können.

Zweytens: Eben aus dieser letztberührten Rücksicht, bekommen diejenigen, welche ein Kind, so schon 8. Jahre alt ist, in die Versorgung übernehmen, keinen täglichen Beytrag, sondern zwey Gulden ein für allemal auf die Anschaffung der ersten Kleidungsnothdurften.

Drittens: Gleichwie die Pflegältern für die Nahrung und Erziehung der Soldatenkinder von der einen, wie von den andern Gattung, zu sorgen haben, also können dieselbe dagegen diese Kinder nach Zulassung ihres Alters und ihrer Kräften, als Dienstbothen gebrauchen, und nach Umständen mit Einwilligung der Obrigkeit, und mit Einverständniß des Militaris auch andern überlassen.

Viertens: kann kein Soldatenkind ohne Einwilligung der Pflegältern und Obrigkeit sich anderwärts in Dienst begeben; nur mag, wenn dergleichen Kinder durch Heurathen oder

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in andere Wege eine bessere Versorgung erhalten könnten, solches nicht verwehret werden, und einverständlich mit der Obrigkeit und dem Militari zum gehörigen Erfolge gelangen.

Fünftens: Einem jeden Inwohner und Unterthan, so kein Leibeigener ist, stehet frey, Soldatenkinder an Kindesstatt an- und aufzunehmen, mithin, wenn sie sonsten keine Kinder haben, ihren gerichtlich adoptirten Kindern ihre Wirthschaften und Grundstücke sowohl in Lebzeiten, als nach ihrem Tode eigenthümlich zu übergeben; nur haben solche Unterthanen und Inwohner, deren Gründe der Heimfälligkeit unterliegen, hierzu die Verwilligung der Grundherrschaft vorläufig einzuholen.

Sechstens: Die Orts Seelsorger und Schulmeister sind schuldig, die vom Landmanne in die Versorgung übernommene Soldatenkinder in der Christenlehre, in dem Lesen und Schreiben, gründlich und ohne allem Entgelt zu unterrichten.

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Verrufung einer Gattung Churbayrischer Thaler.

Vom 20ten Nov.

Neulich sind falsche Churbayrische Thaler; mit dem Frauenbildniße, unter welchem der Buchstab Λ stehet, und mit der Jahreszahl 1764. zum Vorschein gekommen, welche den ächten derley Thalern am Gepräge ganz gleich sehen; doch ist dasselbe, und besonders das Churfürstliche Bildniß, etwas zu seicht und nicht deutlich genug ausgeprägt; auch sind einige dieser Thaler mit keiner Rollirung oder sogenannten Rändel versehen: im übrigen aber von den ächten an ihrer etwas schwärzlichen Farbe, und wenn sie gewogen werden, am Gewichte; welches gegen den ächten merklich geringer ist; sehr wohl zu unterscheiden.

Damit nun ein jeder bey Einnahme der Churbayrischen Thaler genaue Acht zu haben, und sich für Bevortheilung und Schaden zu bewahren wissen möge: so ist allergnädigst befohlen worden, dieses öffentlich kund zu machen.

II. Wissenschaften.

Noch hört das erfreute Siebenbirgen nicht auf, den kaiserlichen allergnädigsten Besuch zu bewundern und zu erheben. Noch immer überlassen sich die schönen Geister Daciens den entzückenden Andenken, an den besten Kaiser, und besingen den erhabenen und menschenfreundlichen Charakter, eines Monarchen, der das Vergnügen des menschlichen Geschlechts ist. Erst neulich ist uns ein Sinngedicht, dieser Art,

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das den Herrn Andreas Funk*) zum Verfasser hat, zugeschickt worden. Wir wollen es seiner Schönheit wegen, da es ohnehin kurz ist, hier einrücken, um es theils bekannter, und allgemeiner zu machen; theils aber auch der Vergessenheit zu entreißen, da dergleichen einzelne Gedichte, bald vergriffen, und endlich ganz unsichtbar werden. Dem erhabensten und geliebtesten Kaiser sind zwar die erfurchtsvollen und ergebensten Gesinnungen, seiner getreuen Unterthanen bekannt, nur allzusehr bekannt; aber sie müssen auch vor dem Angesicht der ganzen Welt, bekannt gemacht, und für die spätern NAchkommen, zum Beyspiele aufbewahret werden. Hier ist das vortrefliche Sinngedicht.

Nenn mir o Rom, August, nenn mir Vespasian,

Nenn Cäsar, Antonin, und Nerva, dann Trajan,

So groß wie Joseph ist, war keiner von den Kaisern.

Man nenne, wen man will, von allen Fürstenhäusern.

Von seltner Gnade schön, schön von Gerechtigkeit

Macht Er der Götter Sohn, das Alter unsrer Zeit.

Vor waren Menschen Kaiser; sonderbar Geschicke,

Nun Werden Kaiser Menschen; welch erwünschtes Glücke.

Wir müssen es gestehen, daß uns beym Durchlesen, der Wunsch eingefallen ist, mehrere dergleichen Sinngedichte zu lesen, damit unser Vergnügen nicht so geschwinde abgebrochen werden möchte.

v. Z.

III. Freye Künste.

Das, im abgewichenen Frühjahre durch ein besonderes Blatt, angekündete Werk: Der musikalische Dilettant, eine Abhandlung der Komposition, von Johann Friedricj Daube, Rath und ersten Sekretär bey der kaiserl. Franciscischen Akademie der freyen Künste und Wissenschaften in Wien und Augspurg, hat vor einigen Tägen die von Trattnerische Presse verlassen: es enthält, ohne die Vorrede 333. Seiten in 4to.

Da wir den Herrn Verfasser bereits durch seine vorigen Schriften kennen; so haben wir mit gleicher Begierde auch dieses von ihm neu herausgekommene Werk durchlesen. Wir müssen sagen: es herrschet darinne das Gründliche und Deutliche; sogar die ganz kurze Vorrede enthält

*) Der Herr Verfasser ist Andreas Funk, Evang. Pfarrer in Reppendorf, nahe bey Hermannstadt.

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Ausdrücke und Lehren, die Liebhabern und angehenden Komponisten nicht anders, als nützlich seyn können. DFas erste Hauptstück von der Harmonie giebt Gelegenheit zu weiterem NAchdenken, in Ansehung der Wirkung, der, auf verschiedene Art vorzutragenden Harmonie. Hier sind Sätze und Meynungen, die durchs ANchdenken in ein weites musikalisches Feld hineinführen, und die zum Nutzen und Aufnahme der Musik gereichen können. Wie wahr sind seine am Ende dieses Hauptstückes angebrachte Worte: Bey der Harmonie ist die Veränderung, sowohl in Absicht auf die Folge der Akkorde, als der Vertheilung ihrer Intervallen, sehr nöthig, und so nothwendig, als bey der Melodie, wenn sie anders zum Vergnügen des Ohrs, und zur Ausdrückung der Affekte dienen soll: und ferner: Diejenige Harmonie ist die beste, welche mit der Natur der Melodie übereinkommet, und zu ihrem Vortheil, zur Ausdrückung desjenigen Affekts, der ihr eigen ist, dienet.

Im zweyten Hauptstücke findet man die Erklärung der drey verschiedenen Bewegungen der Stimmen. Ob man gleich hiervon in allen Kompositionsbüchern eine Beschreibung findet, so ist sie doch jedesmal sehr kurz, und ihr Nutzen bey weitem nicht so deutlich und ausführlich, wie hier angewiesen. Unter andern hat uns diese Anmerkung gefallen: die gerade Bewegung kann die natürliche; die widrige die sicherste, und die Seitenbewegung die künstlichste und schönste Setzart genennet werden.

Das dritte Hauptstück lehret auf eine sehr leichte und deutliche Art die Zusammenfassung zwoer Stimmen. Hier ist keine Kunst, sondern nur Natur, dem Anfänger vorgeleget. Die Erzeugung der ganzen Harmonie aus denen zum Grunde gelegten dreyen Hauptakkorden: die zur Hülfe des Singbaren gehörige durchgehende Töne: die aus der Ab- und Zunehmung der Tonlänge entspringende Melodie: die Anweisung zur Setzung eines gründlichen Baßes, und die verschiedenen Vorschläge ec. machen den Inhalt dieses Hauptstückes aus. Auch die Wiederholung der Hauptanmerkungen, die zur Verfertigung eines Baßes gehören, scheinet uns, besonders für einen Anfänger, nothwendig zu seyn.

Im veirten Hauptstücke finden die Liebhaber eine ausführliche Beschreibung von zwoen Arten der dreystimmigen Setzkunst: von der natürlichen und künstlichen Zusammensetzung dreyer Stimmen. Von dieser sagt der Author: hier muß Kunst und Natur sich vereinigen, damit dadurch das wahre Schöne erhalten werde. Die dreyfache Bewegung der Summen: die NAchahmung eines melodischen Gliedes in allen drey Stimmen: die Abwechslung des Brillanten mit dem Singbaren: die schöne Symetrie oder Eintheilung der Hauptmelodie, nebst der, aus dem Forte und Piano herkommenden Veränderung der Harmonie: alles dieses be-

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stimmet die zwote Art. Sowohl über diese, als jene Art, sind auserlesene Beyspiele anzutreffen, und zwar über jeden Charakter: besonders hat uns dasjenige Stück, S. 68., auch jenes S. 78., und am Ende das ausgeführte Andante sehr wohl gefallen. Die Erklärung bey jedem Beyspiel wird Anfängern angenehm und nützlich.

Die vierstimmige Komposition wird im fünften Hauptstücke gelehret. Der Hr. Verfasser gehet hier, wie durchgehends, vom Leichten zum Schweren. Ausgesuchte Beyspiele, nebst ihren Erklärungen zieren dieses Hauptstück, worunter besonders S. 105., und das sehr wohl gerathene Adagio S. 113. gehören.

Aus dem Beyspiele zu Anfang des sechsten Hauptstückes von der fünf- und mehrstimmigen Komposition lässet sich verschiedenes erlernen, sowohl in Ansehung der Veränderungen der Harmonie, Eintheilung der Stimmen, als auch der Melodie: die übrigen Beyspiele gehören zu Anfängen bey Koncerten und Sinphonien, wo sie mit ihren Erklärungen als Muster können gebraucht werden. Und es ist wahr, von solchen Einrichtungen der Anfangsmelodie, Erklärungen und hieher gehörigen Regeln ist noch sehr wenig in andern Schriften gesagt worden.

Das siebente Hauptstück giebt eine Anweisung, die Variation gründlich zu erlernen. Weil aus ihrer Unendlichkeit alle mögliche Melodien entspringen; so kann man sich den Nutzen dieses Theiles der musikalischen Schreibart wohl vorstellen. Die Beyspeile sind hierbey gut angebracht.

Im achten Hauptstück von der Nachahmung stehet: die Nachahmung in der Musik ist unentbehrlich; ohne sie kann nichts Gutes weder in der Melodie noch Harmonie ausgerichtet werden. Hier verstehet der Hr. Autor aber hauptsächlich die, in einer Melodie vorkommen sollenden melodischen Glieder.

Das neunte Hauptstück handelt vom Kanon. Auch hier trift man eine deutliche Unterweisung an, wie die allermeisten Arten von Kanons zu verfertigen sind: welche alle durch Beyspiele gewiesen und erkläret werden. Bey diesem Hauptstück bewundern wir die Geduld des Hrn. Verfassers, so viele trockene Beyspiele und mühsame Ausarbeitungen vorzutragen: er sagt zwar selbst S. 170. ein Stück, in welchem nur Kunst und keine Natur herrschet, ist selten für das Ohr geschaffen. Und von den Beyspielen: die hierinn vorkommende Kanons gründen sich mehr auf die Anweisung und deutliche Erklärung dieser Wissenschaft, als auf die gute Melodie.

Hierauf folgen alle Arten der einfachen Fugen, mit dazu gesetzten Beyspielen und Erklärungen im zehnten Hauptstücke, wobey uns besonders die Klavierfuge S. 248. wohlgefallen, da der Hr. Verfasser aus den vier sehr kurzen Gliedern des Anfangsthema die ganze Fuge geschrieben hat, welche dennoch Veränderung der Melodie und Zusammenhang zeiget. Ein

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klarer Beweis, daß die ganze Melodie eines Stückes gar oft aus einem kurzen Eingang entspringen könne. Nothwendig zur Erfindung der Melodie und ihrer Fortsetzung.

Das eilfte Hauptstück beschreibet uns den doppelten Kontrepunkt: wir finden hier unsers Wissens alle Arten dieser Kunst durch Beyspiele angezeiget und erkläret. Viele Kunst! viele Mühe, und selten eine Belohnung, oder großer Nutzen, es sey dann durch die S. 279. beschriebene Anwendung bey Setzung einer Sinphonie, oder eines Chors. Indessen ist dennoch die Kunst des doppelten Kontrepunktes allen anwachsenden Komponisten, die die Komposition mit ihren verschiedenen Theilen aus dem Grunde zu erlernen gedenken, unentbehrlich.

Die Lehre von den Doppelfugen wird im 12ten und letzten Hauptstücke vorgetragen. Hier siehet man die Methode der arbeitsamen Alten: wie sehr sie bemühet waren, dasjenige in der Kunst aufzusuchen, was sie vielleicht nicht glaubten, in der Natur zu finden: dieses sind Worte des Hrn. Verfassers. Die Fortsetzung der Melodie war ihnen noch ganz unbekannt, und diese ist den Neuern vorbehalten gewesen. Die hieher gehörigen Beyspiele und Regeln werden nur zum Beweis der alten Setzkunst, keineswegs aber zur Nachahmung aufgestellet.

Die Gedanken des Hern. Autors gegen das Ende vom Fortgang der Musik und von der Beyhülfe ihrer Schwester der Poesie müssen auch einem Musikwissenden gefallen.

So weit gehet der Inhalt dieses Werkes. Wir halten dafür, diese Abhandlung der Komposition kann Anfängern und Liebhabern der Tonwissenschaft sehr nützlich seyn: auch erfahrnen Komponisten zu weiterm Nachdenken Gelegenheit geben. Wir kennen keinen Schriftsteller, der so gründlich, deutlich und kurz, von der Musik geschrieben hat, als der Hr. Verfasser dieses Werks, wie dieses ein jeder Musikgelehrter, und Wahrheitsliebender bezeugen muß. Bey der Musik gehet es, wie bey mehrern mathematischen Wissenschaften: man lernet niemals aus. Unzählbar ist ihre Veränderung, und unendlich ihr Vorrath.

IV. Naturgeschichte.

Beschreibung einer karpathischen Bergreise, auf den so genannten Kriwan, samt den dabey gemachten Beobachtungen.

Gleich Anfangs bey der Beschreibung des karpathischen Gebirges, die wir im zweyten Jahrgang, diesen Blättern stückweise eingerücket haben, versprachen wir unsern Lesern, Zusätze und Verbesserungen; welche unsere Beschreibung entweder erweitern, oder das, welches von uns nicht

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richtig genug angezeigt worden ist, besser berichtigt sollten. Aus diesem Grunde entschloßen wir uns, noch im vorigen Jahre, eine kleine Bergreise, auf den berühmten karpathischen Krywan anzustellen, und das merkwürdigste dabey, welches uns, theils noch gänzlich unbekannt gewesen, theils von andern, aus Mangel eigener Erfahrungen, irrig beschrieben und erzählet wird, sorgfältig zu beobachten und aufzuzeichnen. Diese Bergreise setzet uns nun in den Stand, unser Versprechen einigermassen zu erfüllen, wenigstens einen Anfang dazu zu machen. Wir wollen zuerst die Reise sebsten, umständlich beschreiben, und dann unsere Beobachtungen dabey, samt einigen Verbesserungen, verschiedener, wider unsern Willen, eingeschlichener Fehler, unsern Lesern vorlegen.

Ich reisete mit einer ansehnlichen Gesellschaft, welche aus denen vornehmsten Gewerken des Krywaner Goldbergwerkes bestund, den 3ten August von zu Hause weg. Wir hatten den ganzen Tag, das anmuthigste Wetter, folglich auch einer der schönsten Aussichten, auf das karpatische Gebirge, welches uns bald im Gesichte, bald zur rechten Seite stund. Je näher wir demselben kamen, je mehr fanden wir dabey zu beobachten; und zu bewundern. Bergspitzen, welche wir in einer vier bis fünfstündigen Entfernung von dem Gebirge, gar nicht bemerket hatten, stellten sich dem Auge auf einmal dar, als wenn sie erst den Augenblick entstanden wären. Andere hingegen, die das Auge in der nämlichen Entfernung, als eine einzelne, und ganz ungetheilt in die Höhe ragende Bergspitze angesehen, befanden wir, in zwey bis drey scharf zugespitzte Zacken, am am höchsten Gipfel abgetheilet, die als eben so viele Pyramiden da stehen. Die näcvhsten Einwohner am Gebirge nennen deswegen dergleichen Bergspitzen den Kamm*) Gegen 6 Uhr erreichten wir das Dorf Waschecz (die Wag) ein mittelmäßiges Dorf, in der Liptauer Gespanschaft, am Fuß des so genannten Höwalds, welches entweder dem Wagfluß den Namen gegeben, oder ihn von dem, an der einen Seite des Dorfes fließenden Wagfluß erhalten hat. Der Krywan liegt dem Dorfe, an der Nordseite gegen über, und zeigt sich hier in seiner völligen Größe: so, daß man bey dem Anblick desselben, sogleich gewahr wird, er übertreffe an Höhe, beynahe alle karpatischen Bergspitzen. Doch dieser Umstand wird viel deutlicher, wenn man erst den höchsten Gipfel des Krywans erreichet hat. Wir setzten demnach den folgenden Tag unsere Reise weiter fort, auf den Krywan selbsten, theils auf Pferden, theils auf Maulthieren, welche bey dem Bergwerk, zum Lasttragen gebraucht werden.

*) Eine solche Benennung, merkten wir an, im zweyten Jahrgange St. XXVIII. S. 223; wovon wir aber die Ursache, damals nicht angezeiget haben.

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Der Weg zu dieser karpatischen Bergspitze fänget gleich von dem Dorfe an zu steigen, wird aber oft, durch kleine Bergebene, unterbrochen, bis er endlich immer rauher und steiler wird, je näher man zum Gipfel des Berges kommet. Drey Stunden ohngefehr gehet der Weg, zuerst über einige Felder, welche damals meist mit Haber besäet waren, dann durch einen dicken Wald, und durch dazwischen liegende kleine Waiden, wo Schaafe und Schaafhütten zu sehen sind. Hernach kommet man, in die sogenannte Krummholzgegend, wo die Wege steiler und schmäler werden, und bald an einer, bald an der andern Seite, tiefe Abkürzungen haben. Dem ohnerachtet aber kann man den Weg, bis zum Bergwerk, welches unter der höchsten Spitze des Krywans lieget, zu Pferde, wiewohl nicht ohne Gefahr fortsetzen. Es ist im übrigen diese ganze Straße vom Dorfe aus, sehr anmuthig und lustig, aber auch zuweilen wild und fürchterlich. Hier sind lustige Bergebene mit Gras und Blumen bedeckt; da erblicket man viele, theils aufrechtstehende, theils von heftigen Winden niedergerissene, und über einander geworfene Bäume. Hier ragen ungeheure Felßsteine von den aufgethürneten Felßwänden herab, als wenn sie alle Augenblicke einstürzen sollten; da liegen viele Centner schwere Felsen, in den Thälern, welche von den Bergspitzen entweder herabgeschwemmet, oder durch heftige Erderschütterungen abgerissen worden sind. Von allen Seiten der Berge höret man, anmuthig rauschende, aber auch sich mit starkem Getöse herabstürzende Bäche, deren Wasser nach und nach, in die benachbarten Ebenen sich ergießen, und das Land wässern. Die Bergthäler, wo das Krummholz wächst, sind auch noch anmuthig genug, und ziemlich begraset. Je höher man aber steiget, desto öder und fürchterlicher werden sie, und man findet vor- und neben sich, nichts, als Felsen und Plätze mit Schnee bedeckt.

(Die Fortsetzung folget.)


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r7 - 26 Jun 2012, KatalinBlasko
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