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III. Jahrgang, VII. Stück, den 17. Hornung 1773.
I. Wissenschaften.
Ungarische Geschichte.
Folgende Gelehrte Abhandlung, wodurch die alte Geschichte einer, uns in vielem Betrachte, verehrungswürdigen Nation aufgekläret wird, theilen wir unsern Lesern unabgeändert mit, so wie wir sie von einem gelehrten Freunde erhalten haben.
„Ich wage mich nun wieder, mit einer Abhandlung zu erscheinen, die etwas zur Erläuterung der ältesten Geschichte meines Vaterlandes beyträgt: indem ich zeige, daß die atilaischen Hunnen, mit einigen dieser Völker, nicht eben in einer Gemeinschaft lebten; sondern daß sie mit den Türken oder vielmehr Türken, gewiß ein und eben dasselbe Volk ausgemacht haben. Und bey dieser Geschichte, nehme ich auch zugleich die, diesen Türken nächstwohnenden scythischen Völker vor, um dadurch die Länder anzuzeigen, durch welche man reisen mußte, wenn man ihren eigentlichen Sitz wissen wollte. Es ist zwar wahr, daß die Untersuchung der ältesten Geschichte, uns nur immer mehr und mehr Dunkelheiten zeigt. Sollte sie aber deswegen gänzlich unterlassen werden? Nein! vielmehr sollte es unsre Pflicht und Beschäftigung seyn, kühn durch alle Dunkelheiten zu dringen, um auch in diesem Zeitraum ein größeres Licht anzustecken. Unsere Zeiten, können viele wackere Männer meines Vaterlandes aufweisen, welche sich in diesem Stücke treflich hervorgethan haben. Ihre Mühe ließ ich mir auch meine Mühe werden; und ihr Eifer bey der Erläuterung der alten Geschichte von Ungarn, soll auch ins künftige für mich eine beständige Aufmunterung, und dieser Gegenstand, eine meiner angenehmsten Beschäftigungen werden. Ich fange also an:
§. 1. Von den Sauromaten.
Herodot sagt, daß jenseits des Tanais, an dessen östlichen Ufern, zu allererst die Sauromaten wohnten.* Heut zu Tage wohnen daselbst die Czyrkassen
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und vielleicht, doch gebe ich dieses für eine blosse Meinung aus, ist dieses, dem Namen nach, mit den Sauromaten völlig einerley Volkf. Der name der Sauromaten bedeutet nach dem Strahlenberg**), so viel, als rothe Männer. Bey den Tatarn heißt Sari oder Schari soviel als roth, oder, von der Sonne braun gebrannt seyn; die Kalmucken sprechen es Schara, und wir Ungarn Scharga aus. Von diesem Wort, ist noch das Wort Saur bey den Franzosen, Italiänern und Spaniern***) geblieben, und um es im Vorgeygehen anzumerken, so kann dieses Wort auch dazu dienen, die Wahrheit meiner Meinung zu erhärten: daß viele Wörter, unter uns Ungarn Slavonischen, ja wie man hier sieht, sogar tatarischen Ursprungs sind. Madur heißt im Isländischen ein Mann; daher z. E. Spaemadur ein Prophet, Rfermadur, die Obrigkeit, Strydzmadur, ein Soldat, Hofudsmadur, ein Hauptmann, u. s. w. Sauromadur ist also, nach eben der Analogie ein rother Mann. Indessen hüte man sich, dieses vom eigentlichen Rothen zu verstehen. Ich habe schon angeführt, daß es von der Sonne braun gefärbt heißt, und gewiß ist die Farbe derer, so von der Sonne verbrannt sind, nicht roth, auch die Bicklingen, sind wahrlich nicht roth, sondern schwarzbräunlicht: also nicht sowohl roth, als schwarzbräunlicht bedeutet unser Saur. Diese Behauptung kann ich aus andern tatarischen Dialekten befestigen. Kara und Chara heißt bey den Tatarn um Tubolsky herum, schwarz; und hiemit stimmt die Sprache der Dakutsky überein. Also Sauromaten wären schwarze Männer. Aber Czyrkassen, was sollten die wohl seyn? Wäre es dann sogar unrecht an das Slavonische Czerny, schwarz zu denken, welches Wort wir in allen Slawonischen Dialekten finden. Bey den Pohlen heißt Czarny schwarz, und Czarnos'c die Schwärze. Czernobog der Schwarzgott, ist der bekannteste Arimanius der Wenden; und die Russen nennen einen Fichtenwald, seiner Schwärze wegen, Czorny Laefs, den schwarzen Wald.
*) Ich finde, daß diese Völker sehr häufig auch Sarmaten genannt werden. Aminian. Marceli. 1. 22. p. 392. ed. Boxhorn. Tacit. anna. 1. 6. 33. c.3.4. vorzüglich Constantinus Porphyr de adm. imp. c 53. Die Sarmaten waren ein den Deutschen benachbartes Vok, so vielleicht ursprünglich von Tanais herkam, und sich in den Folgezeiten, Deutschland, immer mehr und mehr näherte. Pauciner, Wenden und Finnen sonderten sie zu Tacitus Zeiten, von den Germaniern ab. Tacit. Germ. 46. c. 1, und zu den Zeiten Kaiser Aureliens, gränzeten sie mit den Sveven. Vopisc. Aurel. c. 5. hingegen haben die Sauromaten immer am Tanais gewohnt; woselbst nocht Constantin, ihren König , Raufimodus bekriegte. Zosim. Const. & Licin. c. 5. Scriptores Hiitor. Aug. apud le Preux T.II. p.783.
**) Strahlend Beschreibung des nord- und westlichen Theils von Europa und Asia p. 69.
***) Bey den Franzonsen; z. E Cheval Saur ein Fuchs (nämlich unter den Pferden) Harengs Hüringe-bickeln.
§. 2. Von den Budinern.
Auch von diesen sagt Herodat: es sey ihr Land, an Baumfrüchten gesegnet gewesen. Die Nation der Budiner war sehr zahlreich. Fast alle hatten himmelblaue Augen, und rothe
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Haare, sie bewohnten eine hölzerne Stadt, die Gelonus hieß. Die Befestigungswerke derselben waren Holz, und jede Seite der Stadt 300 Stadien lang. Ihre Tempel waren nach griechischem Geschmack gebaut, und nach Art dieser Nation, mit Bildern, Altären u. d. g. gezieret. Entweder ich irre mich völlig, oder wir befinden uns in den Gegenden, wo itzt Astracan liegt. Das Klima, um Astracan herum, ist gerade so, wie Herodot jenes der Budiner beschreibet, glücklich und mit allerhand Arten von Baumfrüchten versehen; auch sind die Einwohner dieser Gegend, noch den Berichten aller Reisebeschreiber, blauaugigt, und haben rothe Haare, worinnen sie, den Sitten fast aller tatarischen Nationen gemäß, ein großes Stück der Schönheit setzen*) Ja was das Meiste ist, so wissen wir aus Monumenten des Orients, daß die Tatarn, so diese Gegenden bewohnten nicht wie ihre Mitbrüder Hamaxobier waren; sonbern daß sie Städte, ja , was noch mehr, schöne Städte bewohnten. Hier lag an den Ausflüssen der Wolga, die berühmte Stadt Atbel**), welches vermuthlich keine andere, als die war, die in den russischen Annalibus Zarefgorod heißt, und von Timur- Leng zerstöhrt ward; aus deren Ruinen sich dann in spätern Zeiten Astracan erhub***). Die Hauptstadt des Königreichs Cosar; dessen Entstehen einige unwissende Priester geläugnet, und darüber dem ehrlichen R. Jehudah Halleui und seinem Ausleger dem R. Jehudah Muszato****) Betrügereyen auf den Kopf Schuld gegeben haben. Eben daher, weil diese Scythen, nicht, nach Art der übrigen, auf Wagen herumfuhren, und um es kurz zu sagen, weil sie keine Hamaxobier waren, bekamen sie den Namen der Budiner. Denn Buda heißt im Wendischen ein Haus. (Vielleicht ist daher bey uns noch der Ausdruck Budenhaus zu erklären? ) Ihre Nachkommen sind vermuthlich die Budziakischen Tatarn, die itz und an der Ostseite des Borysthenes wohnen; ich werde in dieser Meinung bestärkt, wenn ich bemerke, daß diese griechische Erdbeschreiber des mittlern Zeitalters ohngefähr, um eben die Gegend, wo itzt die Budziakischen Tatarn wohnen, die Chazaren hinsetzen, und das Chozar der Orientaler, gerade da ist, wo Herodot, und andere , seine Budiner hinsetzt.*****)
*) Bey allen Tatarn, ja auch Türken und Russen geht die Achtung für die rothe Farbe so weit, daß sie das Epitheton roth, nicht anders, als die guten Lateiner, ihr aurcus und purpureus brauchen. Es heißt nichts sonsten als veortreflich; ein recht schönes Mädchen eine puellam auream, nennt der Russe Krasna Dewitza, d.i. ein rothes Mädchen. Eine Stadt, die sie loben wollen, nenne sie Krasna Gorod, eine rothe Stad. Und nach eben dieser Analogie wird Rom von den Türken Kisil Alma Roth-Stadt genennet.
**) Stephan Duchas fol. 134 b. Geograph. Nub. dim . V. p. 7.
***) Olear neuere, pers. Reisb. p 283.
****) Gedruckt 1594. unter dem Titel Kol. Jehudah.
*****) Gegen dem, was ich hier behaupte, könnte man mir einwenden, daß gleichwohl Herodot und Pomonius Mela l. i.c. 18 p. 135. edit. Meisn. behaupten: die Budiner seyen so gut, als alle übrigen Scythen, Hamaxobier gewesen, nur mitten in ihrem Lande, läge
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eine Stadt, mit Namen Gelonus, in dieser hätten die Einwohner griechische Sitten |gehabt; allein dieses möchten auch wohl keine Budiner, sondern eine Kolonie Griechen gewesen seyn: hierauf gebe ich zur Antwort: es sey sehr wahrscheinlich, Herodot und Mela, sein Abschreiber, hätte sich geirret . Nicht die Einwohner des Landes hiessen Budiner, und nicht die Einwohner der Stadt, sondern des Landes, hiessen Geloner. Buda, wie wir gesehen haben, ist Wendisch ein Haus, und hingegen im Rußischen heißt Gelabn ein Acker, der brache liegt, welchen die Gothen in ihrer Sprache Gaele nennen. Ist es nun nicht wahrscheinlicher, daß die Bewohner des wüsten Landes, Geloner; und die der Stadt Budiner, als umgekehrt, gennent sind worden.
II. Staatswirthschaft.
Vom Landstrassenbau.
Meine Herren!
Das freundschaftliche Bezeigen, welches Sie bey der Ueberschickung meines Aufsatzes vom Strassenpflastern geäußert haben, und ihre Bereitwilligkeit, ihm einen Platz in ihren wöchentlichen Anzeigen zu gönnen, vergnüget mibeydes verbindet mich aber auch zu gleicher Zeit zu einer Gegengefälligkeit. Wie soll ich dann diese abstatten? voll von Hoffnung, es könnte geschehen, erwarte ich ihre Befehle; indessen danke ich Ihnen, weil ich dermalen michts anders thun kann: und mein Freund danket mit mir!
Beym Ende meines vorigen Schreibens versprach ich: Ihnen auch einige Gedanken über die Chausseen, oder gebaute Landstrassen zuzusenden. Mein Vergnügen« würde wachsen, wenn ich hierdurch einen Theil meiner Erkänntlichkeit abtragen könnte! doch wer weis es: vielleicht finden Sie etwas darunter, was ihrer Wißbegierde angemessen scheinet. Ich schmeichle mirs. Sie wissen, wie groß der Nutzen ist, den die Strassenverbesserung einem Lande schaffen kann. Auch Sie werden auf Ihren Reisen genugsam erfahren haben, wie oft, wie gar oft, der Fahrende, Reutende und der Fußgänger, denen Strassenverbesserern entgegen danket, wenn eine wohlgebaute Landstrasse einer recht schlimmen nachfolget: wenn schwer beladene Fuhrwägen, die ganz gebeuget unter Kaufmannsgüthern so oft krachen müssen, nicht mehr stecken bleiben dörfen. Wie muthig gehen hier die Pferde fort, und ersparen ihren oft unvernünftig handelnden Anführern das Schreyen und Fluchen. Alles dieses hat man der Menschenliebe, dem Fleiß Nachsinnen und den Beobachtern des Nützlichen zu Hause und in der Fremde zuzuschreiben. Hierzu kommt noch die Anwendung, und die nöthige Unterstützung in solchen Fällen, welche der Menschlichkeit dienen. Es ist nicht lange, daß man in Deutschland angefangen hat, den für das Publikum, besonders aber für das Kommerzium, so nützlichen Landstrassenbau vorzunehmen. In den kais. kön. österreichischen deutschen Erbstaaten siehet man, wie Sie selbst wissen, überall die stärksten Beweise dieses allgemeinen
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Nutzens. Und ich hoffe, ganz Europa wird noch seine gangbarsten Landstrassen nach diesem Vorgang zu verbessern suchen.
Ich muß Ihnen indessen doch sagen: obgleich der Landstrassenbau in Deutschland hier und da, stark unternommen worden, wodurch sowohl die Landstrassen eine große Verbesserung gewonnen, als auch ein gutes Ansehen erhalten haben: so fehlet es doch, wie michs dünket, hier wiederum an der Dauer. Gewöhnet an die aufmerksame Betrachtung neuer Vorwürfe, sahe ich dieser Arbeit , in einigen Gegenden, auf meinen Reise zu; ich fragte nach; ich urtheilte über die verschiedenen Arten bey dieser Bauart: endlich wählte ich mir ein Modell, welches, nach seiner ganzen Einrichtung die Dauer anzeigte. Wie gut kam mir dieser Vorsatz nicht zu statten! denken Sie einmal, meine Herren: meinen Berufsgeschäften, wurde unvermuthet, auch die Besorgung des Landstrassenbaues hinzugefüget. Als ein Diener mußte ich gehorchen. Mein Bau wurde auf folgende Art eingerichtet:
Ich liesse einen sogenannten Rost von halbschuh- und darüber hohen Steinen sehr fest aneinander in Boden stossen. Seine noch etwaige Lücken mußten durch Sand stark ausgefüllt werden. Ueb er diesen Rost wurden klein zerschlagene Steine aufgeschüttet, und diese wieder mit Sand recht fest ausgestopfet, und eingeschlagen: alsdenn kamen etwas größere Steine oben auf zu liegen, welche mit Sand aufs neue verbunden, und eingestampfet wurden.
Diese Ausschüttung stiege, bis gegen 1000 Schritte hin, ganz unvermerkt in die Höhe; von da sie eben so viel Schritte wieder heruntergienge, und abnahme. Nun ließe ich hier eine kleine ovale steinerne Brücke bauen, um dadurch den Ablauf des Regenwassers zu befördern, welches, durch die unvermerkt herunter gehende Strasse, auch bis an die Brücke laufen, und allda in den auf beyden Seiten gemachten Graben fallen kann. Von der andern Seite der Brücke nämlich gerade über derselben, stiege die Strasse wieder bis auf 1000 Schritte unvermerkt in die Höhe, und wie vorher, eben so viel herunter, wo wiederum eine kleine Brücke zu obigem Endzweck hingesetzt wurde. Diese Erhöhung und Abfallung kontinuirte ich so lange, als die Landstrasse durch meines Herrn sein Territorium währte. Damit nun diese aufgeschütteten kleinen Steine auch durch das unterliegende starke Pflaster getragen werden könnten; so bestehet der zweyter Hauptgrund hierinne: auf beyden Seiten der Strassenseite liesse ich eine Reihe von Steinpfosten, oder anderthalb Schuh langen Steinen schief in den Boden setzen: diese wurden recht fest eingedränget, und auch hart neben einander hingesetzet. Sie mußten also gleichsam die beyden Wände oder Mauern vorstellen, zwischen welchen die Strasse eingschlossen ward. Sie sind die Halter der kleinen Steine, damit diese nicht außerhalb der Strasse fallen können: und sie müssen auch das Meiste zur Dauer einer solchen gebauten Landstrasse beytragen.
Diese Vorsorge ist gut, werden Sie,
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meine Herren, sagen: aber wozu dienet die Höhe auf der Landstrasse? Geduld! darzu: damit das, auf diese Strasse fallende Regenwasser auf beyden Seiten, der Länge hin, ablaufen, und kein Loch oder eine Rinne auf der Strasse machen könne. Genug, daß es auf beyden Seiten der Brücken in einen 3 bis 4 Zoll tiefen Graben sich einsenket. Die gar zu geringe Tiefe dieser beyden Gräben soll nur zur Ableitung des Regenwassers dienen; wozu keine größere Tiefe erfordert wird: und dann, damit dadurch das Umfallen der Kutschen und Wägen bey der Nacht verhindert werde, welches bey der Einfassung einiger gebauter Landstrassen manchesmal geschehen ist, wenn man einem schwer beladenen Fuhrwerke auszuweichen verlangte. Noch habe ich wahrgenommen, wie die tiefen Gräben auch Gelegenheit gaben, daß die beyden Steinwände durch die Last des vielen Sandes, der kleinen Steine, und den Druck der darüber fahrenden oft zu schwer beladenen Güterwägen, in Graben weichen mußten, wodurch eine alljährliche Reparition unvermeidlich wird.
Sie haben rundgebaute Landstrassen gesehen? Ich habe aber gefragt, wozu diese Rundung diene: hören Sie! das Wasser soll dadurch abgehalten, oder, was sage ich, gezwungen werden, seinen immer natürlich gerade fortlaufenden Gang zu ändern, und über Zwerg herunter in den auf beyben Seiten befindlichen tiefen Graben stürzen. Welcher Gedanke! Die beständige Trockenheit soll dadurch zuwegegebracht werden: und es geschiehet das Gegentheil. Sogar können Kutschen und andere Fuhrwerke, wenn die Rundung zu stark ist, darauf leicht umfallen, insonderheit des Winters, wenn es gefroren, oder Glatteiß hat. Besser ist es: man bauet die Strassenbreite platt, und giebt ihr gar keine Rundung. Damit Sie aber hören, meine Herren, daß meine Beschreibung vom Landstrassenbaue nicht aus meinem Hirn entsprossen, sondern daß sie wirklich vor mir, und meiner ehemals mir aufgetragenen Unternehmung, durch die Erfahrung ist bestättiget worden: so sage ich Ihnen! diese Methode ist schon lange in Frankreich üblich: und allda wohnet Reinlichkeit und Dauer auch auf den Landstrassen.
Wie oft geschiehts, daß scharfe Augen Dinge nicht sehen, weil sie solche für gering halten! und diese sind doch stark genug, auch die beßte und gemeinnützliche Unternehmung zu hindern. Der Beweiß lieget hier. Wir sehen, die Natur bedienet sich der leichtesten, als ihren nächsten Mittel, um zu ihrem Endzweck zu gelangen. Und wir! Wir wollen dagegen den künstlichen Weg aufsuchen, der uns schwer, mühsam und gar oft kostbar wird. So handeln wir nicht selten.
v. M.
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III. Vermischte Nachrichten.
Unter die Gegenstände unsrer Anzeigen gehören auch auswärts gedruckte Bücher, wenn sie das Gepräge der Brauchbarkeit und des Nutzens bey sich führen. Folgendes Werk aber zeigen wir desto williger an, als das schöne Geschlecht, für welches es vorzüglich gesammlet, und nun wieder herausgegeben worden, daran ein Geschenke erhält, das ihm, in vielen Fällen, angenehm und schätzbar seyn wird. Wir schreiben den ganzen Titel her:
Nutzbares, galantes und curienses Frauenzimmerlexikon: worinn alles, was ein Frauenzimmer in der Hauswirthschaft, Kochkunst, Zuckerbeckerey Kellerey, in anderen weiblichen Arbeiten, imgleichen zur Erleichterung ihrer Lekture zu wissen nöthig hat, erkläret wird. Nebst einem Anhange von Küchenzetteln und Rissen zu Tafelaufsätzen. Leipzig 1773. Dritte Auflage.
Schon gereichet es diesem Frauenzimmerlexikon zur Empfehlung, daß die ersten Auflagen einen so guten Abgang gefunden haben. Im Jahre 1739 erschien die letztere. Seitdem hat sich in der Wirthschaft, der Lebensart, und den Moden sehr vieles verändert; es waren dahero auch bey denselben große Veränderungen, und viele Zusätze allerdings nöthig. Die Verleger wendeten allen Fleiß daran. Das Buch ist nun gleichsam ganz verändert, mit vielen tausend Artikeln vermehret, und um ein Großes brauchbarer gemacht worden; so daß man sagen kann: es werde auf dem Titel gar nicht zu viel versprochen.
Der Herausgeber sagt in der Vorrede zum Werke: und wer wird ihm hierinne nicht beystimmen? daß die Welt, gelehrte, aber nicht häusliche und verständige Frauen entbehren könne: indessen sind gleichwohl, auch diejenigen Artikel, welche den Verstand eines Frauenzimmers zieren, nicht aus der Acht gelassen, und das Nützliche mit dem Angenehmen sorgfältig verbunden werden. Man findet zum Beyspiel: ausgesuchte Stellen aus der heydnischen Göttergeschichte: Nachrichten von den geistlichen und weltlichen Frauenzimmerorden, von den berühmtesten Personen des schönen Geschlechts, und Erklärungen vieler Wörter, die einigermaßen in die schönen Wissenschaften einschlagen.
Die Artikel der Kochkunst sind aus den neuesten Kochbüchern, insonderheit aus dem Dictionaire de Cuisine, d' Office & de Destillation von 1767, und aus dem franzöisischen Zuckerbecker genommen.
Eine Menge Kräuter und deren Nutzen, so, wie überhaupt, die sogenannten Hausmittel, hat man besonders fleißig aufgezeichnet; je mehr es einer jeden Frau oblieget, für das Wohl und die Gesundheit der Ihrigen zu sorgen. Ohne Widerspruch müssen wir, vielen Personen von dem schönen Geschlechte
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den Vorzug einräumen, daß sie uns in der sorgfältigen Verpflegung der Leidenden übertreffen: desto angenehmer aber wird es ihnen seyn, sich hier in manchen Stücken Raths erholen zu können; zumal wenn sie sich auf dem Lande befinden. Aus eben dieser Ursache ist es auch bey den meisten Speisen angezeigt worden, was für eine Wirkung auf den menschlichen Körper haben.
Was zu den Trachten, Moden und dem Putz gehört, hat der Herausgeber, theils aus dem Dictionaire domestique portatif, von 1764 genommen; theils aus mündlichen Nachrichten von erfahrnen Kennerern, nach seiner Landesart ergänzt. Die Ergötzlichkeiten, und gesellschaftlichen Spiele, sind dabey nicht aus der Acht gelsassen worden.
Aus diesem kurzen Abrisse kann man ohngefähr schliessen, was in diesem Buche zu suchen ist. Wenn man es, aus dem Gesichtspunkte betrachtet, daraus es betrachtet werden muß, daß es nämlich bloß, ein dem Frauenzimmer nutzbares Handbuch zum Nachschlagen seyn solle; so ist der dabey gehabte Zweck ziemlich erreicht, und das Buch für allerley Stände gemeinnützig gemacht worden. Es wird allemal eine Frauenzimmerbibliothek zieren; man mag nun bloß auf die Wirthschaft oder auch auf die Verbesserung des Verstandes und Geschmacks sehen.
Der Hamburger Herr Recensent, aus welchem wir den Stof zu dieser Nachricht genommen haben, wünschet, daß es sich viele anschaffen, und demselben eine Viertelstunde widmen: sie werden, sagt er, viel darinn zu lernen finden; und bittet zugleich die Leserinnen, sich nicht zu sehr in den Artikel des Putzes und der Moden zur vertiefen; weil er befürchtet, daß sie auf die Ausübung des gelesenen zu sehr fallen, und es sodann vielleicht besser seyn möchte, es nie gelesen zu haben.
Zu dem schönen Geschlechte in hiesigen Landen, besonders zu unsern Leserinnen, haben wir ein viel gößeres Vertrauen: und aus diesem Grunde zeigen wir ihnen dieses Werk an; ohne an dem, was wir erst angeführt haben, Theil zu nehmen.
Wir wünschen aber, daß sich ein patriotisch deutender Verleger finden möchte, der durch die Gemeinnützigkeit eines solchen Buches aufgemuntert, jene Zusätze dazu sammeln, und ausarbeiten liesse, die den Sitten, und der Denkungsart unsers Frauenzimmers angemessen, und aus den erbländischen Gewohnheiten und Gebräuchen hergenommen wären.
v. Sf.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
(unpag. a)
Nachricht.
Geographisches Handbuch, welches die Beschreibung aller Länder in der Welt, ihre Eigenschaften, Klimate, den Karakter der Einwohner, ihre Hauptstädte, Natur- und Kunsterzeignisse enthält, nebst einem vollständigen Berichte der Postkoursen in sämmtlichen kaiserl. königl. Erbländern, wie auch in die vornehmste Residenzstädte, Handlungsplätze und Seehäven, nebst Passagier- Geld – Kaufmannswaaren - und Aktentaxe. Wien 1773, 8vo.
Das ganze Werk bestehet aus zween Theilen, dem Geographischen Handbuche, und dem Postberichte. Wir wollen von jeden etwas melden, um von diesen gemeinnmützigen Werkchen einen Begriff zu geben.
Das Geographische Handbuch ist eine Uebersetzung des Manuel geographique des berühmten Abbtes Expillty. Man weiß wie grosse Beyfälle dieses Werk in Frankreich erhalten hat, wo in wenigen Jahren mehrere Ausgaben vergriffen wurden; man hat es mit allgemeinen Kredit zu Taschenbuche in der Geographie, und zu einem Lehrbuche für junge Leute gewählet. Sollte es unter den Deutschen eine weniger günstige Aufnahme zu hoffen haben! Man ersieht aus der Aufschrift den Inhalt der vorzüglichen Materien. Wir wollen nur noch hinzusetzen, daß bey dieser Uebersetzung einige Stellen, die nur allein auf den Verfasser, oder auf einige besondere Umstände eine Beziehung hatten, hinweg gelassen, an deren Platze aber
eine beträchtliche Anzahl neuer Anmerkungen aus den beßten Weltbeschreibern hinzugesetzet worden.
Wir kommen nun auf den zweeten Theile, den Postbericht. Dieses Werk hat das Publikum schon viele Jahre gewünscht: allen Reisenden war en Buch nöthig, in welchen sie finden könnten, welche Poststationen, wie viele Meilen von unserer Hauptstadt in andere, mehr oder weniger entfernte Länder wären; wie viel sie bis an diesen, oder jenem Orte zu bezahlen hätten; ob auch an einen oder andern Orte der Postweg, ob eine Hauptpost, oder untergetheilte, oder eine Komunikationspost gehe; wie es mit Versendung der Briefe, und verschiedener Waaren, und mit der dafür zu erlegenden Taxe gehalten würde, u.s.w. Man hatte zwar einige ältere Postkarten, allein diese möchten wohl zur Zeit, als sie geschrieben worden, nützlich gewesen seyn, itzt aber, nachdem so viele, und für die Reisenden
(unpag. b)
sowohl, als die aufzugebenden Briefe und Waaren nützliche Anatalten gemacht worden, waren sie ziemlich unbrauchbar, und überdies unrichtig.
Es ist also gegenwärtiges Werk nach den neuesten und zuverläßigsten Posteinrichtungen verfaßt, über dies noch auf hohen Befehl von einer löbl. Postkommißion untersucht und verbessert, auch mit einem allergnädtigsten kaiserl. königl. Privilegium versehen worden. Wir glauben also, daß wir bey solchen Versicherungen seiner Zuverläßigkeit diese Arbeit allen und jeden aufs beeßte empfehelen können. Nicht allein für Wien, nicht allein für Oesterreich, oder andere Erbländer ist es eine angenehme und nützliche Schrift, sondern auch die Ausländer werden sie mit Vergnügen aufnehmen. Und alle die Städte, die in dem Werke genennt sind, und deren Entfernung bestimt ist, können mit leichter Anwendung auf ihre Lage u. s. w. davon Gebrauch machen.
Dieses Werk ist in der Kurzböckischen Buchhandlung auf dem Hofe umgebunden für 1 Fl. 30 Kr. zu haben.
NB. NB.
Wir müssen hiebey das Publikum noch erinnern, daß eben itzt in der von Ghelenschen Buchdruckerey auch ein Reise- und Potallmanach herausgekommen der auf dem Titel sehr gute Aussichten verspricht, allein seine hebt auch seine Brauchbarkeit von selbst auf. Die Postkourse sind aus den oben gesagen alten Tabellen ausgeschrieben; die Hauptpostkourse falsch, alle Kommunikations- und Seitenposten ausgelassen, bey den Distanzen niemals die Poststationen, sondern nur die Meilen gesetzt, öfters bey einem Kourse 3, 4 und mehr Posten gar vergessen worden, und überhaupt ist das meist verworren und unrichtig. Es sind auch die Hauptsummen sehr falsch, wie man aus dem ersten Kourse nach Paris, und und vielen andern ersehen kann, und wenn man die Distanzen verschiedener Hauptstädte, wie sie in diesem Allmanach, und unserm Werke angeben werden, zusammen hält, wird man finden, daß öfters um 10, 20 und mehrere Meilen gefehlet worden. Dieses nicht aus Neide, sondern aus Liebe zur Wahrheit, und Warnung des Publikums. —
Besonders ist hier zu erinnern, was die Aufgabe und Abnahme der Briefe betrift: der Verfasser sagt, das kaiserl. königl. Oberhofpostamt wäre um 7 Uhr abends geschlossen. Man muß daher das Publikum vor diesen Nachrichten warnen. DAs Ausgabenfenter bleibt bis 7 Uhr offen, das Einnahmefenster täglich bi 8, Mittwochs und Samstags aber bis halb 9 Uhr.