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III. Jahrgang, XL. Stück, den 6. Weinm. 1773.

Oedenburg.

Daselbst ist mit Johann Joseph Sießischen Schriften gedruckt worden: Conjectura de origine, potestate & antiquitate nominis Nador-Ispàn, quod vulgo Palatinum Regni Hun.ariae Comitem interpretantur, rationibus philologicis & historicis firmata, studio Joannis Szarka Gym. A. C. Sopr. olim. Conrectoris. In klein Oktav auf 60. Seiten: ohne Jahrzahl.

Der Palatinus des Königreichs Ungarn wird in der Landessprache Nador-Ispán genennet. Schon der gelehrte Pater Timon gab sich Mühe die eigentliche Abkunft dieser Benennung zu untersuchen: er nahm seine zuflucht zu einer fremden Sprache: und leitet ihren Ursprung von Wörtern ab, deren sonst gewöhnliche Bedeutung der Sache selbst, eine Art von Wahrscheinlichkeit beyleget. Unzufrieden mit dieser Meynung, war der gelehrte Herr Szarka befließen: die wahre Abstammung dieses uhralten Würdenamens zu berichtigen: die Hoheit dieser Würde in ein Licht zu setzen, und seine Muttersprache wider die unverdienten Vorwürfe der Armuth zu vertheidigen.

Von Seite 1. bis 9. handelt er von den Staatsgeschäften, deren Besorgung dem Palatinus des Königreiches ehemals obgelegen: er nennet darunter vorzüglich: das Finanzwesen: die Schlichtung der, bey Hof und in den Provinzen, entstandenen Streithändel; das Kommando der Armee in Abwesenheit des Königs, als Statthalter.

S 13 zeiget der Herr Verfasser, daß sowohl die Palatinal- als die meisten andern Kronwürden im Königreiche, nach dem Beyspiele der Franken, (welchem zu folgen der H. König Stephanus, sich vorgesetzet hatte, Decr. Lib. II.) eingeführet; S. 15. die freye Wahl derselben aber, vom Könige Peter, als dem die Reichs-

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verfassung nicht bekannt gewesen, den Ständen überlassen; von den folgenden Königen ihnen ganz heimgestellet; dann hierdurch zur Gewohnheit und endlich zum Gesetze geworden. Er bemerket S. 16. daß, weil die vom H. Könige Stephano ertheilten Privilegia, jenen, die von den damaligen römisch deutschen Kaisern vorhanden sind, ihrem Anfange und der Unterschrift nach, ganz ähnlich sind, man glauben sollte, der Verfasser derselben müße ein gebohrner Deutscher gewesen seyn. Alles dieses wird in der Absicht ausdrücklich gesagt, damit der Argwohn, als ob die Könige von Ungarn, sich nach den Slavischen gerichtet hätten, weggeräumet werde. Er erkläret die Ursache, warum die Ungarn die Benennung eines Bans dem Vicekönig von kroatien, und jene eines Vajvoden dem Fürsten von Siebenbirgen gelassen: da beede Worte Slavischen Ursprungs sind.

Das Wort Kiraly, welches in der ungarischen Sprache den König bedeutet, hat der gelehrte Pater Timon von dem Slavischen Kral hergeleitet: der herr Verfasser ist mit dieser Ableitung unzufrieden: er suchet desselben Ursprung S. 18. im Griechischen; er bildet es aus dem zusammengezogenen Kyr Alexios, welchen Namen der zur Kaiserkrone bestimmte ungarische Prinz Bela der III. in Constantinopel geführet hat, der nachher bey seiner Rückkunft nach Ungarn, da ihn sein Gefolge beybehalten, unter das Volk verbreitet, wegen der Länge und des ungewöhnlichen Buchstaben X. letztere Sylbe davon weggelassen, und nur das abgekürzte Kyraly beybehalten worden. Die Abkürzung fremder Namen und Benennungen ist bey den Ungarn gar nicht ungewöhnlich; so haben sie aus Bartholomäus Bertha, aus Vincentius Vintze u. d. gl. m. gemacht, und der herr Verfasser stehet in den gedanken, das Wort Kyraly wäre vor den Zeiten Bela des III. in Ungarn gar nicht bekannt gewesen.

Nach dieser Vorbereitung kommet er S. 20. auf den Nador-Ispán, und zeiget unter andern, wie die timonischen Ableitung von dem Slavischen Nadwur auch darum nicht bestehen könne, weil die übrigen Kronämter in Ungarn keine von Fremden abgeborgte, sondern aus der Landessprache genommene eigene Benennungen S. 23. erhalten haben: woraus von selbst folget, daß auch das Nador-Ispán einheimisch seyn müsse.

S. 25. leitet er es von Nagy-Ur, welches einen großen Herrn bedeutet, her, und zeiget durch Beyspiele, daß in vorigen zeiten, das ungarisch eigene gy sehr oft mit dem einschichtigen D. verwechselt worden, welches, da die Aussprache des im Ungarischen gewöhnlichen sehr weichen D. Ausländern schwer gefallen (wie wir denn auch heut zu Tage noch, anstatt Nagy groß, entweder Nad, oder Nagi hören müßen) ganz gewöhnlich gewesen.

S. 27. führet er Beweise an, nach welchen Geysa, der Vater des H. Stephanus in der Sprache seiner

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Unterthanen Nagy-Ur, von Ausländern der Großherr, wie dieser Titel bey der Ottomanischen Pforte, noch heut zu Tage üblich ist, genennet worden seyn möge: auch vom Arpad führet er aus dem Constantin Porphyrogenet ein Beyspiel an: und endlich bestättiget er dieses auf der 31. S. durch den bis auf den heutigen Tag beybehaltenen Sprachgebrauch.

S. 32. verbessert er die Lesart bey dem Ditmar von Merseburg, wo der Vater des H. Stephanus Dewir oder Dejux genennet wird, indem er das D in G verwandelt, und das x als einen Schreibfehler mit r verwechselt, auf eine sinnreiche Weise, und bringet Geschur, sodann das Ungarische geysa-Ur (der Herr Geysa) heraus.

S. 39. führet er Beweise an, daß das Wort Kyrály, welches einen könig bedeutet, unter den Ungarn zur Zeit ihrer Bekehrung zum Christenthume, nicht bekannt gewesen. Wie denn nach S. 44. auch noch heut zu Tage das eigentliche Ungarische Wort, welches ein Königreich bedeutet (Kiralysag) ungewöhnlich ist.

Nachdem er nun weitläufig gezeiget, daß nicht allein ehemals die Landesfürsten, sondern auch nachher die Könige von Ungarn, in der Landessprache anfänglich Nagy-Ur (Großherr) genennet wurden; so kommet er näher zu seinem Nador Ispan, nämlich der Benennung des Palatinus des Königreichs Ungarn. Eigentlich soll dieser Würde Namen, Nagy-Ur Ispan geschrieben werden, und so viel als den ersten und vornehmsten Minister des Königs bedeuten.

Wie leicht das Wort hat verstümmelt werden können, zeiget der Hr. Verfasser auf der 55. S., und auf der 57. S., daß bey den Ungarn diese Würde viel älter, als die königliche sey. Wer immer diese kleine Abhandlung lieset, der wird es dem Herrn Verfasser zum Ruhme eingestehen, daß er den gewählten Gegenstand in ein helleres Licht gesetzet habe.

W.

II. Landwirthschaft.

Forstwesen.

Von der nützlichen Fortpflanzung der Erle.

Die Erle*), eine, in unsrem Vaterlande, und den benachbarten Gegenden sehr wohl bekannte Baumart, hat durch ihre zufällige Veränderungen neue**) besondere Arten erzeuget. Bey uns kennet man die weiße und die schwarze, oder Rotherle die mit grauen Blätter aber, ist nur

*) Man nennet die Erle auch sonst: eller, Ellert, u.s.w. lateinisch Alnus.

**) In des Tournefourt. Inst. Rei Herb. findet man ihre Benennung und physikalische Beschreibung.

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sehr selten anzutreffen***). Die weiße Erle, hat ein weißes Holz, und wächst an dürren Oertern; die rothe aber kommet nur im Wasser und sumpfigten Erdreiche fort, und hat ein röthlichtbraunes Holz. Diese ist unter allen arten die bekannteste, und brauchbareste, und wir wünschen, ihre Planzung, durch unsere Beschreibung, und Aufmunterung, noch mehr zu befördern.

In morastigen, Fetten, schwarzen und schwammigten Böden, an Seen, teichen, Bächen und Pfützen, kommet sie sehr gut fort, und erwächst zu einem ansehnlichen, geraden, acht, bis zehen Klaster hohen Baume. Ihre Blätter sind am Rande ausgekerbet, stehen wechselweise an den zweigen, und haben an der untern Seite ziemlich hervorstechende Adern.

Der Saame hängt in kleinen grünen Trauben, welche endlich braun, und zuletzt schwarz werden. Im Weinmonate wird dieser Saame reif, da er dann ausfällt, und wenn er guten grund findet: sich selbst einsaamet. Zum Gebrauche wird er also eingesammelt: Wenn die Zapfen reif sind, legt man sie auf leinene Tücher in die Sonne, damit sie sich eröffnen. Alsdann klopfet man sie in einem Sacke aus, stäubet das, mit dem Saamen, herausgefallene klebrigte Pulver weg, und reiniget den Saamen durch ein Sieb. Er muß im Herbste****) gesäet werden, und es ist eben nicht nöthig die erde, wenn sie die beschriebenen Eigenschaften hat, vorher zuzubereiten, oder aufzuhauen.

Da nun das Erlenholz in seinem natürlichen Boden sehr geschwind wächst; so muß man in allen gegenden, wo das Holz theuer ist, auf die Fortpflanzung desselben auf das möglichste bedacht seyn. Dieses geschiehet 1) durch den von selbst ausgefallenen Saamen, wenn er in eine ihm taugliche Erde kommet; oder 2) durch den zu rechter Zeit gesammelten, und ausgestreuten Saamen; oder 3) durch das Einsetzen der jungen Bäume, oder aber 4) durch das Wiederaustreiben der Stöcke und Wurzeln.

Einige rathen*) daß man bey Vermehrung des Erlenholzes, eben so, wie bey den Satzweyden (felbern) verfahre. Nämlich: daß man Stecken hauen lassen, und solche, wenn sie zuvor einige Tage im Wasser gele-

***) In der, der königl. freyen Stadt Preßburg zugehörigen Aue, habe ich einige angetroffen; die Güte ihres Holzes aber, ist mit dem von der Schwarzerle gar nicht zu vergleichen.

****) Denn, wenn solches im Frühlinge geschiehet, so gehet gar wenig davon auf, wie ich es mit öftern Proben erfahren habe.

*) Siehe Heinr. Christian von Brocke wahre Gründe der Forstwissenschaft, b. m. auf der 319. S.: und das allgemeine ökonomische Forstmagazin auf der 1(???). S. des 5ten und auf der 88ten S. des 11ten Bandes.

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gen, auf anderthalb Schuh tief, in feuchten Boden stecken soll. Allein, obgleich diese Stecken in den ersten Jahren ziemlich frisch treiben; so verdorren doch die meisten gar bald wieder. Man kann daher lieber, ganz junge Erlen, welche von dem Saamen aufgegangen, und an manchen Orten zu dicke stehen, ausziehen, und an öde Plätze versetzen; nur müssen solche, die Dicke enes kleinen Fingers übersteigen**).

Der nächste und sicherste Weg aber, diese Gattung Bäume zu vermehren, ist unstreitig die Ausstreuung des Saamens, wobey man also verfähret. Etliche Tage vor der Aussaat vermischt man den Saamen mit feuchtem Sande, damit er etwas erweichet, und im Aussäen nicht zu dicht fallen möge; und da er, wie schon gemeldet worden, nur naße Oerter liebet, so ist es auch überflüßig, den Grund aufzuhauen.

Im guten Grunde braucht die rothe oder schwarze Erle, mehr nicht als 20. bis 25. Jahre zu ihrem völligen Wachstume. Man muß sie also um diese Zeit, und ehe sie zu alt wird, und abstehet, fällen; wo sie sodann aus den Stöcken und Wurzeln sehr häufig treibet. Bey dem Fällen aber muß man wohl Acht haben, daß der Hieb nicht zu tief an der Erde geschehe, denn sonst wird der Stock mit Graß und Kräutern überzogen; er faulet sodann, und verstocket; es muß auch nicht zu späte im Frühlinge geschehen, weil dadurch der folgende Trieb zu sehr geschwächet wird.

III. Nachricht.

Nachricht, aus einer nachricht, von der am 6ten Aril 1742. in den tiefesten Theilen, der Salzgrube zu Wieliczka, entstandenen Feuersbrunst.

Schon im Jahre 1644. entstand eine Feuersbrunst bey den Salzgruben in Wieliczka; vornämlich bey dem damaligen Hanthierungsschacht Bonner, als daselbst für die Pferde, so in den Gruben unterhalten werden, Heu hinunter geworfen wurde. Dieses Feuer solle beynahe ein ganzes Jahr gedauert haben, bey welchem viele Officianten und Bergleute unglücklich gewesen. Vier Wochen darnach, ist endlich mit einer erderschütterung ein so starker Einbruch geschehen,*)

**) Ich habe damit verschiedene sehr nützliche Versuche gemacht, und nun habe ich das Vergnügen einige tausend solcher Bäume in dem schönsten Wachsthume zu sehen.

*) Der Hr. Bergrath Schober hat von den Einbrüchen, die sich hier ereignen, folgendes angemerkt: Wenn dergleichen Einbruch geschiehet, so empfinden sie durch die ganze Stadt ein Zitter, wie bey einem Erdbeben. Bey einer ann. 1745. erfolgten, waren die

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daß nicht allein etliche große Salzkammern in die gänzliche Verwüstung gerathen, und zwey darauf stehende Häuser bey dieser Gelegenheit ganz verschlungen worden; sondern auch der ausgebrannte Schacht Bonner dermassen zusammengefallen, daß man in der Grube, auch die Kennzeichen davon nicht gefunden.

Im Jahre 1696. ereignete sich eine andere, welche unversehens in der Grube angezündet worden: sie hat etliche Monate angehalten. Viele Menschen, die dem feuer beyzukommen vermeynten, wurden durch den Rauch erstickt.

Solche Unglücksfälle sind in den tiefesten Theilen allemal schrecklicher, als in den mittelsten.

den Beweis davon, hat die Feuersbrunst den 6ten April, vorigen Jahres, welche wir hier umständlich beschreiben wollen, an den Tag geleget; als in der Nacht halb auf 2 Uhr, ein Zimmermann und zwey Bergleute solche wahrgenommen und angezeiget hatten. Sie wurden nämlich in der Janiner Gruben, einen Rauch gewahr, welchem sie, da sie ihn noch ausstehen konnten, bis in die dritte Etage,*) die mittlere Adamow benannt, nachgiengen. Sobald sie hinkamen, so entdeckten sie daselbst einen im Feuer stehenden Kasten. Die Nothwendigkeit aber, theils wegen dem übel vorkommenden Wetter, theils wegen des durch die Hitze sich ablösenden Salzes, so wie Granaten um sich warf; trieb sie mit großen Schritten von dannen zu eilen, und solches bey dem hiesigen Amte anzuzeigen. Um 2 Uhr, war alles ruchbar. Sowohl der Hr. Administrator, als auch der hr. Podzupek machten in aller Eil die Anstalt, Beamte und Bergleute in die Gruben und Tagschächte zu ordnen; ja sich selbst halb auf 3. Uhr, in Person, nach Danielowiec zu verfügen. Der Hr. Administrator blieb bey Danielowiec,**) um alle nöthige Anstalten bey der Sache zu treffen. Der Hr. Podzubek aber nebst mir (nämlich dem Geometer Friedhuber, dem verfasser dieser beschreibung) fuhren bey Danielowiec ein. Wir bemühten uns auf das eifrigste zu dem feuer zu kommen; allein kaum waren wir die Kapelle St. Johann v. Nepomuck paßiret; so trieb uns der dicke Rauch und Dampf (welche so dick waren, daß man 5. Schritte weit die Grubenlampen nicht mehr sehen konnte) eiligst zurück. Nachdem wir unsren Bericht, dem Hrn. Administrator, welchen wir noch bey Danielowiec angetroffen, abgestattet hatten; so entschloß sich der Hr. Podzupek, nebst mir, und noch

Wirkungen der Luft, die durch das Niedergehen des Gebirges zusammengepreßt ward, erstaunend. Man hat gefunden, daß dadurch Beswannen (Stücke Salz von 30 bis 40 Centnern) die der Reihe nach neben einander lagen, so zusammen geblasen, und auf einander in die Strecke geschoben worden, daß sie mit Mühe wieder aus einander gearbeitet werden müssen.

*) Daselbst stehen vier Kästen von Holz gebauet.

**) Ist einer von den Schächten.

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einem Steiger bey dem, ohnweit dem Feuer gelegenen Schacht Janina, ferner einzufahren, um daselbst das Feuer zu beobachten. Aber auch hier war es eine bloße Unmöglichkeit. Das fataleste war dabey, als man uns berichtete, daß einige Bergleute, zum Feuer hingelaufen, aber noch nicht zurückgekommen wären. Wir haben daher bey allen Schächten, wo nur ein Zutritt genommen werden konnte, herunter gerufen, um diese Leute zu retten, und ihnen Kennzeichen unserer Gegenwart zu geben, damit sie ausfahren sollten: allein wir erhielten keine Antwort, hielten sie für verlohren, und wurden genöthiget auszufahren, ohne nur das geringste bey dieser unglücklichen Sache thun zu können.*)

Von Janina richteten wir unsern Weg nach Lesno, woselbst ein mit bösen Wettern vermischter gewaltiger Rauch herausschlug, der uns verwährte näher zu tretten. Wir liessen daselbst einen Beamten zurück, der uns von ferneren Vorfällen Bericht erstatten sollte. Wir aber wagten es aufs Neue bey Danielowiec einzufahren. Bey dieser Gelegenheit fanden wir diejenige Bergleute unter Danielowiec, welche wir unter Janina gesucht hatten. Als wir nun versichert waren, daß niemand mehr von Leuten unten in den Gruben anzutreffen sey, so machten wir zwischen 4 und 5 Uhr des Morgens Anstalt,


*) Bey Janina wird eben so, als bey Danielowiec an der Beine eingefahren.

vor der Kapelle St. joh. v. Nepomuck beyde daselbst befindlich: Thore, wegen der von Janina, gegen die neuen und alten Berge, ziehenden Luft und dem bösen Wetter zu sperren und eine Taraße zu appliciren. Diese Strecke oder Stolle war über 5 Maß, welches etwas über 5 Wiener Ellen beträget, ins Gevierte breit und hoch; die Taraße aber über 3 Maß dicke, erstlich mit in der Dicke durchgesägtem Holz, hernach mit Letten und Räumen oder Halden, mit Salzstohle durchgearbeitet, und derb angeschlagen. Es ereignete sich aber, eine große Hinderniß dabey, indem bey den jetzigen Unruhen Pohlens, der königliche Schatz in solchen Verfall gerathen, daß bey einem so nahmhaften Werk, auch nicht einmal das nöthige Holz, hierzu vorräthig gewesen; folglich wir genöthiget worden sind, die untergestempelten Strecken auszuhauen, und das Holz zu diesem Vorfall, der keinen Aufschub litte, anzuwenden.

Als ebengedachter Taraß halb angenagelt war, so ließen wird den Schacht Janina, wo die Tagwetter hineingezogen, nebst dessen Brunnen*)


*) Brunnen nennet man hier die von den Hauptschächten etliche Klaster weit entlegene kleinere Schächte, die, ohngefähr auf die Hälfte des Hauptschchtes abgesunken, dazu dienen, daß die Wässer, die sich in dem feuchten Gebirge nach den Schächten zuziehen, und insgemein in der 8. oder 10. Lachter sehen lassen, durch Riemen aus den Hauptschächten, darein geleitet werden: wo man sie nachher, wenn sich eine Parthie gesammlet, entweder in zusammengenäheten Och-

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imgleichen die Wendeltreppe Lesno, samt den dazu gehörigen Brunnen, zwischen 5 und 6 Uhr des Morgens, mit Schwertlingen und Mist, dergestalt verlegen, daß vom Rauch nicht das geringste mehr zu spüren war. Der Taraß wurde indessen stark verschmieret, und wegen unverhoften Fällen Tag und Nacht vn zwey Officianten und einigen Bergleuten bewacht, um bey dem geringsten Vorfall, sogleich gehörigen Ortes, anchricht zu geben.

Den 7ten Tag wurde in der Nacht um 12 Uhr der bericht eingebracht, daß vor dem Taraß und hinter der Kammer Blum, woselbst anno 1757 eine Strecke von 350 Ellen berg versetzet worden, eine subtile und unerträgliche Luft zu spühren wäre, die kein Mensch ausstehen könnte. ich eilte alsobald, bey Danielowiec einzufahren, fand aber daselbst, einen, in dieser Nacht, Wachehaltenden Beamten, auf der Erde, in Ohnmacht liegen, von welchem ich nicht sogleich erfahren können, was ihm fehlte, oder wo die andern Wachthabenden geblieben wären. Endlich sprach er mit gebrochenen Worten, daß wenn die übrigen vom Taraß nicht gerettet würden, sie alle in Gefahr stehen, daß Leben zu verlieren. Sobald geschah die Anstalt, einen geistlichen und einen Chyrurgum, nebst andern Beamten und Bergleuten hereinzubringen, hingegen, die in Ohnmacht liegende herauszuschaffen.

Nachdem ich von allen diesen Vorfällen höhern Orts, im Amte Nachricht gegeben habe, fuhr ich nebst zweyen Steigern ein, den Vorfall zu beobachten. Als wir nur noch 40 Schritte weit vom Taraß waren, so fiel ein Junge von unsern Vorleuchtern, ohne vorher über das geringste zu klagen, in eine Ohnmacht und fast ohne Leben dahin. Die übrigen zwey Vorleuchter fiengen auch an, wankelbar zu werden, ja sie wurden so matt, daß wir uns genöthiget sahen, den in Ohnmacht liegenden unter den Schacht zu tragen. wir kehrten sogleich, und machten Anstalten, 15 Ellen weit davon, einen neuen Taraß zu schlagen, damit die übrigen Reviere, in den neuen und alten bergen, von diesem üblen Wetter nicht auch infiziret würden.

senhäuten durch Pferde, oder in Kübeln durch Menschen ausziehet.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r12 - 07 Jul 2011, AgostonBernad
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