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III. Jahrgang, XXXII. Stück, den 11. Augustm. 1773.

I. Wissenschaften.

Fortsetzung des Auszuges aus der Anleitung zu der Bergbaukunst von (Titl.) Hrn. Christoph Traugott Delius.

§132. Schreibet der Herr Verfasser zur Beschürfung der Gänge, in so lange deren Fündigkeit noch unbekannt ist, vorzüglich die Schurfschächte vor. Stöllen, sagt Er, die in dergleichen frischen und unverritzten Gebirgen so gar durch Quergestein bloß zur Untersuchung, iherer Beschaffenheit nach, noch unbekannter Gänge getrieben werden, sind gar nicht bergmännisch und zeigen einen schlechten Verstand des Angebers an. Indessen hat nach § 133. auch der Schurfstollen, unter gewissen Umständen, einen Vorzug. § 137. Erhaleten die Baulustigen einen sehr brauchbaren Unterricht, wie sie sich in Gebirgen, wo die Alten gebauet haben, verhalten sollen. § 141. Von der Art zu schürfen auf den Flötzgebirgen. § 142. Von dem nützlichen Gebrauche des Erdbohrers bey Flötzgebirgen. § 144. Von Entdeckung der Seifenwerke. Nun folgen § 145. allgemeine Regeln, die bey Erhebung des Bergbaues in unberitzten Gegenden mit Nutzen angewendet werden können. § 148. Wird eine gewisse Vorschrift in Betreff des Laub- und Nadelholzes widerleget. § 149. In Kremnitz wird durch eine Wasserführung aus der sogenannten Turz, das zum dasigen Bergbau erforderliche Aufschlagwasser auf 10285. Klafter weit, herbey geführet. Zum Beschluß dieses Kapitels wollen wir die eigenen Worte des Hrn. Verfassers aus dem 150. §. gebrauchen: Man muß bey einem neue angefangenen Bergbau, trachten, den Bau nach aller Möglichkeit in die Tiefe und in das Feld zu betreiben, um die obern Erztmittel als einen vorräthigen Schatz aufzuheben: man muß in Zeiten, während dem, als die Erztgrube bey guten Kräften ist, Erdstöllen

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anlegen, und Hofnungsörter betreiben, um dadurch immer neue Erztanbrüche ausfindig zu machen, und den Bau gleichsam zu verewigen: man muß regelmäßige Richt- oder saigere Schächte absinken, die den Gang in einer mittleren Tiefe durchkreuzen, um dadurch von allen Seiten die Förderniß zu erleichtern; man muß den Bau in der Grube selbst regelmäßig und wirthschaftlich betreiben, allen verkrüppelten und allen Raubbau vermeiden, und wegen Beybringung guter Wetter, und Ausförderung des Grubenwassers, die schicklichsten Anstalten machen.

v. R.

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Fortsetzung des Entwurfs der ökonomischen Kenntniße, welche in dem k. k. Theresianum der adelichen Jugend beygebracht werden.

Zweyter Absatz.

Die Oekonomie der Erzeugniße in den unterirdischen Lagen der Erde.

Die zu diesem Endzwecke errichtete Sammlung bestehet

1) Aus verschiedenen Arten der Erde, als der schwarzen, rothen Sumpf- Wurzel - und Thiererde, Umber, Torf: aus manchen Arten der Kreide, des Thons, des Mergels.

2) Aus sehr vielen Arten des Sandes, als da sind: Mahlsand, Staubsand, Triebsand oder Trippel ic. Gries, Perlsand, Erztsand.

3) Aus verschiedenen Gattungen der Steine, als: Kalkstein, Marmor, Gyps, Spat; hieraus entstehen der Kristalle.

Folgendes wird ein jeder Patriot mit Vergnügen lesen:

In der Sammlung befindet sich schon eine Menge von ausländischen, und noch mehr von einheimischen Marmorarten (Man sehe unsern 1ten Jahrgang S. 124.) bey deren Aufweisung zugleich der Werth und die Art, sie zu bearbeiten gezeiget wird.

Hier kommen noch vor die Arten des Schiefersteins, des Kohnsteins ic. des Sandsteins, des Schleifsteins; des Kieselsteins, Karniols, Chalcedons, Opals, Onypes, Agaths, das Weltaug: Die Arten des Jaspis, Quarzes, der Kristalle samt ihren Abänderungen, die Arten des Glimmers, des Talkes, des Tofsteins, des Hornsteins, des Amianths, des Asbestes: endlich die Arten der Felsensteine.

Noch finden sich in der Sammlung folgende Hauptabtheilungen: Salzarten, Schwefelarten, Halbmetalle, Versteinerungen, Abdrücke, Korallen, Muschelwerke, Steinähnlichkeiten, Zubereitungen aus Erde Steinen, Salzen u. s. f. Metallvermischungen.

Bey diesem Absatze erinnert der Hr. Verfasser auf der 27. Seite, daß bey den besondern Behandlungen dieser Hauptabtheilungen, zum vollkommenen Unterrichte der Jugend, nicht nur ihre unterscheidende Karaktere;

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sondern auch die Lage ihres ersten Entstehens, der Anwendung, der Verarbeitung, des Preises und jedes hieraus entstehenden Vortheiles, Erwähnung geschehen solle.

Dritter Absatz

Die ökonomischen Hilfsmittel.

Hier öffnet der Herr Verfasser ein sehr weites Feld von Wissenschaften, auf welches unsere adeliche Jugend geführet werden soll, um die Oekonomie in ihrem ganzen Umfange nicht nur einzusehen, sondern auch mit Nutzen betreiben zu können.

Wir wollen es unsern Lesern im Kleinen vorzeichnen: „Diese Hilfsmittel können entweder auf Seiten der Kräfte selbst; oder auf Seiten der Anwendung derselben, oder auf Seiten beyder gemeinschaftlich gebrauchet werden.

Wer begreifet es nicht, daß zur nützlichen Anwendung erfordert werde: 1) daß man die Kräfte erkenne; 2) daß man sie anzuwenden wiss, 3) daß man sie anwenden wolle. Alles dieses wird in Absicht auf eine vollkommene Oekonomie in möglicher Kürze gezeiget.

Die Hilfe in Bearbeitung des Erdbodens hat der Mensch noch immer bey dem Last - und Zugvieh gefunden. Diese ist oft nicht hinlänglich: man muß zur Mechanik seine Zuflucht nehmen.

Es lieget also die Nothwendigkeit der mechanischen Kenntniße, der Kenntniße seiner eigenen Kräfte, und der Kräfte des Viehes: der Kenntniß ihrer Dauerhaftigkeit, und der Art, sie anzuwenden, klar am Tage.

Man wird oft bemüssiget, in Ermangelung anderer Hilfsmittel, oder weil man dabey viel ersparen kann, sich des Druckes der Luft, der Bewegung und der Gewalt des Wassers zu bedienen.

Es ist also die sogenannte Aerometrie die Hydraulik und Hydrostatik, die lebendigen Kräfte theils zu vermehren, theils gänzlich zu ersetzen, höchst nothwendig.

Eben das Wasser, besonders dasjenige, welches in Flüssen, Strömen und Bächen versammelt ist, verdienet eine neue Aufmerksamkeit.

Man muß dem adelichen Jünglinge — einen ächten Bericht von dem Wasser beybringen, und die innere Beschaffenheit der Flüsse und Ströme samt ihren Eigenschaften anzeigen: damit er wisse, die Art einen Wassergraben zu führen, kleinere Bäche und Quellen in größere Ströme zu sammeln, Schleißen anzulegen; Flüsse mit Dämmen und Wehren zu bezwingen, ihren Schwall auf einen gegebenen Punkt zu leiten, mehrere Flüsse zu verbinden, den Rinnsal zu reinigen, und brauchbar zu machen.

Die Gährung, die Ausdünstung, die Schmelzkunst sind in Ansehung der Erzeugniße sowohl auf der Oberfläche, als in den unterirdischen Lagen sehr einträgliche Hilfsmittel der Oekonomie.

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Dazu wird nun die Kenntniß einer mässigen und eingeschränkten Chymie erfordert.

Nun folget: auf welche Weise man auch von Seiten der Anwendung der Kräfte helfen könne.

Die Kräfte des adelichen Eigenthümers sind nicht so viel seine eigene, als seiner Unterthanen. Die Vortheile der Erträgniß der Erde fallen meistens auf ihn zurück, verbreiten sich von da auf andere, und befördern die Glückseligkeit des ganzen Staates.

Jeder Eigenthümer ist daher verpflichtet, seine Kräfte und jene der Unterthanen zu vermehren, und zwar 1) als Herr, zum Besten seiner Untergebenen 2) Als Vater, wegen seiner Familie, 3) als Bürger des Staats aus Pflicht, die Glückseligkeit desselben zu vermehren.

Diese dreyfache Schuldigkeit soll von dem Lehrer der Oekonomie seinen Zuhörern fleißig eingepräget werden.

Der Hauptentwurf einer zur Oekonomie erforderlichen Moral erstreckt sich auf folgende Sätze:

1) Der Eigenthümer soll alle Theile der Oekonomie nebst den Hilfsmitteln kennen, und ein Verlangen tragen, sie anzuwenden.

2) Die Ausübung dieser Kenntniße des Eigenthümers kann nur durch die stuffenweiseife untergeordnete Unterthanen geschehen.

3) Die Mithelfer zur Erreichung dieses Vorhabens sind zweyerley: nämlich die Wirthschaftsbeamten, und die Seelsorger.

Wie schön zergliedert hier der Herr Verfasser die Gegenstände der Markt- und Dorfpolizeiy, für welche die herrschaftlichen Beamten zu a wachen haben. Wie glücklich leitet er die Glückseligkeit und Wohlfahrt der Unterthanen her von dem Eigenthümer; welcher aber auch, wenn er seine Pflichten nicht kennen, oder ihrer nicht achtet, die Quelle ihres Unglücks werden kann. Auf der 43. S. haben wir die Schilderung, wie der Bergbau dem Ackerbau die Hände biethet, und wie sehr wichtig er für den Staat sey, mit Vergnügen gelesen.

S. 46. sagt der Herr Verfasser: Der Seelsorger neiget den Willen, und machet (bey den Unterthanen) o.e ausgebreiteten Kenntniße thätig. Er beschreibet hierauf, wie sich ein Seelsorger in Predigten, in vertraulichen Zusammenkünften und freundschaftlichen Gesprächen zu verhalten habe.

Diese von der Moral entlehnten Hilfsmittel der Oekonomie werden, nicht zur bestimmten Schulzeit, sondern bey sich ereignender Gelegenheit beygebracht.

Vierter Absatz.

Diesen wollen wir mit Stillschweigen übergehen.

Fünfter Absatz.

Von der gemeinen öffentlichen Oekonomie.

Dieser Theil der Oekonomie hat zu seinem Gegenstande alle sowohl rohe,

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als schon verarbeitete Stoffe, Erzeugniße und Kunstwerke, welche ursprünglich entweder von der Oberfläche oder von den unterirdischen Lagen der Erde hergeholet, zwischen Provinzen, oder fremden Völkern verwechselt, oder erkaufet, und endlich in Magazinen und Niederlagen zum Verkaufe ausgesetzet werden.

Wie nöthig diese Kenntniß einem adelichen Jüngling sey, erkläret der Herr Verfasser auf der 49. Seite.

In dieser Sammlung sollen nur Stücke von beträchtlichen Stoffen, kleine Muster von verschiedenen Kunstwerken, und die zu dieser Absicht nothwendigen Maschinen und Werkzeuge anzutreffen seyn.

Die Fache sind folgende:

1) Muster und Stoffen, die dem Menschen zur Wohnung, Kleidung und Zierde,

2) Zur Nahrung und Ergötzlichkeit und

3) Zu Heilungsmitteln dienen.

Durch diese Vorkehrungen wird dem jungen Adel die Gelegenheit an die Hand gegeben, zu erlernen:

1) Auf welche Weise er alle mögliche Vortheile aus seinem Landgute ziehen; und zu den Bedürfnißen des Staats das Seine beytragen:

2) Sich das Beste des Landesfürsten, in den Regalien und Kammergütern zu befördern, tüchtig machen,

3) Den Handel des ganzen Staates mit Rath und That unterstützen könne.

v. W.

II. Ungarische Geschichte.

Von den Aerzten der Ungarischen Gespannschaften, und freyen und königlichen Städte: oder sogenannten Comitats- oder Stadtphysicis.

Unter die weisesten Verordnungen, welche das Apostolische Königreich seiner Allergnädigsten Landesmutter Maria Theresia, in aller Unterthänigkeit zu verdanken hat, gehöret auch jene, vermög welcher, eine jede Gespannschaft, ja beynahe eine jede freye und königliche Stadt, ihren eigenen Arzt, den man sonsten einen Physikum zu nennen pfleget, ihre Wundärzte, und hiernächst eine wohl eingerichtete Apotheke haben muß. Damit aber dieselben ihren wichtigen Pflichten nachkommen, und dem Königreiche, diejenigen Vortheile, welche von denselben erwartet werden, verschaffen möchten: so haben Ihre kaiserl. königl. apostol. Majestät für gut befunden, alle ihre Obliegenheiten durch eine neue in diesem Jahr bekannt gemachte weiseste Verordnung auf das genaueste zu bestimmen.

Man hat zwar schon unter der glorreichen Regierung Karl des VI. darauf gedrungen, daß eine jede Gespannschaft mit einem Arte versehen seyn möchte; man konnte es aber aus Mangel geschickter Subjekte nicht dahin bringen, daß diesem allergnädigsten

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Befehle überall nachgelebet worden wäre.

In den vorigen Jahrhunderten waren der Aerzte in Ungarn nicht viele: doch ist dieses nicht der Unwissenheit zuzuschreiben, deren die Ungarn und ihre Könige von einigen ausländischen Geschichtschreibern beschuldiget worden. Denn, ob zwar dieses Königreich in beständigen höchst kostbaren und schweren Kriegen verwickelt war; so waren unter den Königen nicht wenige, welche die Wissenschaften hochschätzten, und dieselben mildreichst beförderten. Ich will vor diesesmal unsere Leser nur an diejenigen erinnern, welche hohe Schulen in Ungarn gestiftet haben. Hieher gehöret vor andern Ludwig der I., welcher in der bischöflichen Stadt Fünfkirchen eine berühmte Universität, die man nach der damaligen Gewohnheit: Studium Quinqueecclesiense nannte, angelegt hatte. Die herrlichen Freyheiten, womit er diese Universität beschenkte, wurden von dem damaligen Papst Urbano V. in dem fünften Jahre seiner päpstlichen Regierung, und also anno 1358. nach Christi Geburt bestättiget. Er giebet dieser hohen Schule die Freyheit, alle diejenigen Wissenschaften, welche damals auf andern hohen Schulen gelehret worden sind, zu lehren, und zu erklären, auch die gewöhlichen akademischen Würden und Vorzüge in allen Fakultäten, die Theologische ausgenommen, zu ertheilen. Er drücket dieses folgendermaßen aus: Nos dicti Regis in hac c parte supplicationibus inclinati de fratrum nostrorum consilio slatuimus ac etiam ordinamus, ut dicta civitate uinqueecclesiensi de caetero sit studium generale, ibique perpetuis temporibus inihi vigeat, tam in Juris Canonici & Civilis, quam alia qualibet licita , praeterquam in theological facultate, & quod legentes & studentes ibidem, omnibus privilegiis, libertatibus & immunitatibus concessis, Doctoribuslegentibus & studentibus commorantibus in sludio generali gaudeant , sibique doceudi lecentiam, ut alios erudire valeant ec.

Gregor. XI hat dem sechsten Jahre seiner Regierung, und also an. 1377. diese Freyheit bestättiget, und erweitert. Die Urschriften von diesen Gunstbriefen sind in dem päpstlichen Archiv zu Rom anzutreffen.

Ob nun zwar diese zween Päpste die Freyheit, alle Wissenschaften auf der Universität zu Fünfkirchen zu lehren, und zu erklären, ertheilet haben: so hat man doch Ursache daran zu zweifeln, daß auch die zur Arzneygelehrtheit gehörige Wissenschaften auf derselben vorgetragen worden sind.

(Die Fortsetzung folget).

III. Vermischte Nachrichten.

Kurze Beschreibung der Kopernikanischen Planetenmaschine, welche sich in der kaiserl. königl. Hofbibliothek befindet.

Unter den Seltenheiten, welche in der kaiserlich. königl. Hofbibliothek

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aufbewahret werden, verdient die Kopernikanische Planetenmaschine einen besonderen Vorzug. Wir wollen, unsern Lesern einige Nachrichten davon ertheilen. Die Beschreibung, welche der Erfinder selbst entworfen, und zu Bamberg, bey Georg Johann Gärtner, im Jahre 1761. zum Druck befördert hat, wird uns hierinn zur Richtschnur dienen; sie ist in Folio 67. Seiten stark.

Der Erfinder dieser Maschine ist Johann Georg Neßtfell, ein Teutscher aus Hesen; seines Handwerks ein Tischler. Ein Tischler! was mag ihn wohl zu dieser Erfindung geleitet haben? Er beantwortet diese Frage selbst, in seiner Vorrede: Mich brachte das, mir günstige Glücke, eben dazumal, da ich, als ein, in eingelegter Arbeit von Vorstellungen der Figuren und Landschaften von aller Gattung der Metalle, Gebeine und gebeizten Holze, geübter Schreinermeister in der berühmten Benediktiner Abtey zu Banz, und in dem hochgräflichen Schönbornischen Schloße zu Wissentheyd, nach meinem eigenen Entwurf, die annoch allda befindlichen Bibliotheken einzurichten, die Gnade hatte, durch einen ganz besondern Antrieb, in Betrachtung deren allda aufgestellten Globorum, oder Himmels- und Erdkugeln, auch durch Lesung verschiedener, mir zur Einsicht erlaubt gewesenen mathematihischen Bücher, auf die Spuhre, der Astronomie etwas tiefsinniger nachzuforschen. Ich widmete demnach manche schlaflose Nächte zu Beschauung des Himmelslaufes Ich bildete mir selbsten einige , von mir ersonnene kleinere Machinen, um mir in dieser neu angefangenen Kunst einen desto leichtern Begriff von den Bewegungen der Planeten und Himmelskörper beyzubringen. Hierdurch erlangte ichl, unter Begünstigung des, mir in allen meinen Unternehmungen zur Seite gestandenen Glückes, einen vollkommenen Begriff von verschiedenen Systemen. Ich verfiele endlich dahin, diese meine hievon erlangte Wissenschaft, dem Publiko zum Besten, in einer großen Planetenmachine deutlich vorzustellen. Ich erwählte mir hierzu das Systema Copernicanum. Zu diesem Ziel und Ende legte ich den Grund durch ein Modell von Holz. Dieser Anfang versprach mir durch sichere Berechnung einen glücklichen Fortgang mit solcher Richtigkeit, daß in demselben, bey 1000 Jahren, vergangener und zukünftiger Zeiten keine Minute abgienge.

Gleichwie man nun aus dieser öffentlichen Bekenntniß, die Wege, durch welche dieser außerordentliche Mann zur Einsicht der astronomischen Wissenschaft gelanget ist, zuverläßig erfähret: s o erzählet er im folgenden, wie er zur Verfertigung der oben bemeldten Machine gebracht und verbunden worden.

Nach also verfertigtem, diesem kleinen Modell, ist diese meine in der Astronomie erworbene Wissenschaft, bey der Krönung zu Frankfurt, Ihro Kaiserl. Majestät Francisci I. also angerühmet worden, dass aller-

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höchstdieselbe sogleich bey Dero Ankunft in Wien ein allergnädigstes Schreiben samt einem merklichen Reisgeld durch den Hrn. Baron Pfitschner an den Kanzleydirektor zu Wiesentheyd ergehen, und mich also nach Wien berufen lassen.

Hr. Neßtfell begab sich mit seinem hölzernen Modell, nebst einem andern von ihm erfundenen Instrument, welches zur Geometrie, wie nicht weniger zur Artillerie so dienlich als nützlich ist, nach Wien. Nun fähret er fort:

Der unvergeßliche Monarch hat über beyde Instrumente ein allergnädigstes Wohlgefallen blicken lassen, auch mit Darreichung 200. Dukaten in Specie und nahmhaften Reisgelde allerhuldreichst zu befehlen geruhet, nach der von mir erfundenen und aus Hold gemachten Machine, eine neue von Meßing und Metall zu verfertigen. 1753. wurde diese kostbare Machine (von welcher der Erfinder sagt, daß er dabey nichts vergessen, und, ohne eigenen Ruhm zu schreiben, sich befließen, in Ausarbeitung derselben Kunst und Pracht zu vereinigen) nach Wien gebracht, und 1754 auf allerhöchsten Befehl ind die kaiserliche Bibliothek, wo sie sich bis nunzu befindet, übersetzet: auch der Erfinder mit einer goldenen Gnadenkette und einer jährlichen Pension allerhuldreichst begnadiget.

Nun wollen wir auch den Endzweck, welchen der Verfasser bey der Verfertigung dieser Beschreibung gahabt hat, mit seinen eigenen Worten hier anführen:

Damit nun das, so schreibet er, durch den anbethenswürdigsten Beystand Gottes, als meines wunderthätigen Lehrmeisters verfertigte, der allerhöchsten Gnade Ihrer kaiserl. Majestät würdig geachtete, und der gelehrten Welt zur öffentlichen Beschauung ausgestellte Werk, von den Anfängern, sowohl, als denen, in der Astronomie bereits geübten, desto mehr möchte können benutzet werden: so ersuchte ich einen meiner ehemaligen Discipuln, mir an die Hand zu gehen, und nach meiner eigenen, ihm von meinem Mund aus gegebenen, Erklärung, über diese kopernikanische Planetenmaschine, und seiner selbstigen Erfahrenheit, sich kurzer, eigentlicher und deutscher Ausdrückungen zu bedienen. Ich fande denselben auch zu meinem Vergnügen zu diesem meinem Begehren so willig, daß er die Erklärung aus meinem Munde in die Feder und aus solcher zu Papier brachte; wie er dann um nichts dabey zu vergessen, mit mir die bewährtesten Schriftsteller zu Rathe nahm.

(Die Fortsetzung folget.)


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 30 Apr 2011, AgostonBernad
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