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II. Jahrgang, XI. Stück, den 11. März 1772.

I. Wissenschaften.

Nützliche Bücher.

Wien.

Noch im 1770sten Jahr ist auf Kosten des Universitätsbuchhändlers Hrn. Augustin Bernhardi zum Druck befördert worden: Dimensio Graduum Meridiani Viennensis & Hungarici Augusti. jussu & auspiciis peracta, a Josepho Liesganig, Soc. Jesu. cum figuris aenis. In Quart 1 Alph. 10 Bögen, nebst 10 besondern Kupfertafeln, ohne Zueignungsschrift und Einleitung.

In der an unsre allergnädigste Monarchin gerichteten Zueignungsschrift eröffnet der Herr Verfasser, daß er seit mehrern Jahren, in der östreichischen Geographie verschiedene Fehler wahrgenommen: daß er sie zu verbeßern gewünschet, und daß diese Wünsche, die große Beschützerinn der Künste und Wissenschaften erhöret, und eben damals, wo allerhöchstdieselbe mit den wichtigsten Staatssicherheitssorgen beschäftiget gewesen, allergnädigst geruhet haben, ihn in den Stand zu setzen, seinen sehr nützlichen Vorsatz auszuführen.

In der Einleitung erkläret der verdienstvolle Hr. P. Liesganig den Nutzen, welchen man von der Kenntniß der eigentlichen Gestalt der Erde ziehen kann, für die Hauptursache, warum ihre genauere Bestimmung unter königlichem Aufwand, durch die Bemühungen verschiedener Gelehrten, so eifrig gesucht worden: es wäre nunmehr kein Zweifel übrig, daß die Erdkugel gegen der Mittagslinie erhabener, und gegen den Polen platt sey: und daß auch daher, die Grade, je näher sie sich bey den Polen finden, um so viel größer ausfielen; indessen wäre das Verhältniß, nach welchem sie zunehmen, noch zweifelhaft, und könnte auch nicht anders, als durch die Menge der Ausmessungen, und andere Versuche berichtiget werden. Und dieses waren die Ursachen, wel-

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che den Herrn Verfasser bewogen haben, sich einer so mühsamen und beschwerlichen Arbeit zu unterziehen.

Schon im Jahre 1759 hat er in Gesellschaft des berühmten Hrn. P. Karl Scherfers das Werk angefangen. Verschiedene Hinderniße aber zwangen ihn, es dazumal nur dabey bewenden zu lassen, daß er auf verschiedenen Bergen die Plätze gewählet, von welchen nach der Hand die Ausmessungen angestellet werden sollten. Im Jahr 1762 erhielt er den allergnädigsten Auftrag, wenigstens zween Grade von dem wienerischen Meridianus auszumessen. Wobey er von dem großen Beschützer der Wissenschaften und Künste, des Fürsten von Kaunitz durchl. nachdrücklichst begünstiget wurde. Den 21 May trat er mit seines Ordens Bruder, dem H. Joseph Ramspöck, welcher unter seiner Anleitung die nöthigen astronomischen Maschinen verfertigt hatte, seine Reise an; Hr. Pater Scherfer konnte ihn dießmal nicht begleiten.

Der Anfang dieser Arbeit ist von hieraus, gegen Mitternacht zu Sobieschiz, Brünn ec. gemacht, und stationenweiß gegen Mittag bis Warasdin fortgesetzet worden: woselbst sie, theils wegen des späten Herbstes, theils wegen der dichten Waldungen, recht fürchterlichen und fast unbesteiglichen Höhen des Berges Ivancschitschasica, auf welchem eine Station hätte genommen werden müssen, derselben Gränzen setzten.

Hierauf folget das Verzeichniß der Oerter, wo die Stationen gewählet worden, nebst einer genauen Beschreibung der Zeichen, die bey den Spitzen der entworfenen Dreyecke anstatt der Punkte gedienet haben: und war von Sobieschiz über Brünn, Wien, Graz bis Varasdin. Es können dahero die Ausmessungen der Winkel, welches hiebey die Absicht des Hrn. Verfassers ist, auch von jenen, die Lust, Mittel und Wege dazu haben, geprüfet, und bey fernerer Untersuchungen, die dermalen unterblieben sind, zum Grunde geleget werden.

Eigentlich bestehet dieses Werk aus zwoen Abhandlungen: jede derselben ist in zwey Theile: jeder Theil in zween Abschnitte, und diese ferner in Artikel und Absätze eingetheilet.

In der ersten Abhandlung, de gradibus Meridiani Viennensis, wird in dem ersten Theile, welcher die Geometrie zum Gegenstände hat, mitgetheilet: in dem ersten Abschnitte, die Beschreibung der, zu solchen Unternehmungen, erforderlichen Instrumente, und die Art sie zu prüfen: folglich Art. 1 von der Wiener - und Pariserklafter p. 1. von den Verhältnissen des Wienerschuhes gegen andere bekannte sogenannte Schuhe und Maaße. S. 19. Art. 2. Von den zur Ausmessung der Basen bestimmten Maaßen. S. 23. Art. 3, von dem Bau des Quadranten, und wie er zu prüfen. S. 27. in dem 2ten Abschnitte aber, die geometrische Ausmessung des Polygons selbst, in vier besondern Artikeln, genau und gründlich gehandelt. In dem 2ten astronomischen Theile wird in dem ersten Abschnitte in zween Artikeln vorge-

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tragen, wie die Weite des Meridianbogens zu bestimmen, und was für Vorkehrungen hierzu nöthig sind. S. 160. in dem 2ten Abschnitte wird die Weite der verschiedenen Bögen, welche an den vielerley Oertern der Stationen ausgenommen worden. S. 183, und in dem dritten Abschnitte die eigentliche Länge einer simplen Pendul zu Wien, durch angestellte Versuche, bestimmet.

Die zwote Abhandlung betrift den

Gradum Meridiani Hungarici.

In der Vorerinnerung, welche mit der 227sten Seite anhebet, sind Anmerkungen enthalten, wovon einige unsern Lesern nicht unangenehm seyn werden.

In dem ersten Absatze meldet der Hr. Verfasser, daß unsre allergnädigste Monarchinn, die nämliche Ausmessung auch in Ungarn vornehmen zu lassen, und ihm zu diesem Ende, den Hrn. Oberlieutenant Leopold Unterberger, und den Hrn. Unterlieutenant Hippolitus Verite zuzugeben, allermildest geruhet. Der vorhin belobte Künstler Hr. Joseph Ramspöck war auch bey dieser Arbeit.

2) Ist die Reise den 7ten Augustus 1766 von hieraus angetretten worden, und den 11ten langten sie in Ofen an.

3) Fand der Hr. Verfasser auf der Reise nach Peterwardein, woselbst er den 11ten eingetroffen, daß die müllerische Karte fehlerhaft; daß die Benennungen der Oerter auf ein Gerathewohl hingesetzt worden, und viele gar nicht vorhanden wären. Er entschuldiget zwar diesen Abgang, und schreibet ihn der Verwüstung der Türkenkriege zu. Die Lage dieser Gegend schiene dem Hrn. Verfasser zur Ausmessung besonders günstig zu seyn: da sich die Ebene des Gefieldes zwischen Mitternacht und Mittag auf etlich und zwanzig deutsche Meilen; und von Morgen gegen Abend über zwölfe erstrecket. Welches Maaß auch bey jener, die von der Theiß gegen Morgen lieget, zutreffen soll.

In den folgenden Absätzen führet er die Schwierigkeiten an, womit die Unternehmung in diesen Gegenden verknüpfet war, und rühmet dahero den Beystand, welcher ihm durch den gelehrten Hrn. Major Heinrich von Schröder mit Rath und im Werke hierbey geleistet worden.

Die erste Station wurde in einem Wirthshause bey Schurock ohnweit der berühmten Römerschanze, und die letzte zu Kistelek gewählet. Dieses ist die historische Nachricht von der wichtigen Unternehmung. Nun folget auf der 235sten Seite der geometrische erste Theil dieser Abhandlung. Wir wollen daraus nur kürzlich anmerken, daß die erste Basis, die an besagter Römerschanze ist festgesetzet und ausgegossen worden:

Pariser-Kl. Wiener-Kl.

3981, 40 ═ 4091 , 55.

Und die zwote Basis bey Kistelek.

2704, 00 ═ 2778, 73

betrage. Wer den Nutzen dieser mühsamen Beschäftigung kennen ler-

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nen will, den wollen wir auf den zweyten astronomischen Theil dieser Abhandlung, welcher mit S. 253 anfänget, verweisen. Er rühmet darinn unter andern, die Bemühungen eines Jakob Marinoni, und unsers verdienstvollen P. Joseph Franz, wie auch des berühmten P. Hell. Wir billigen es an dem Verfasser, daß er sein Werk so einrichten wollen, ut utilitatis haberet amplius, quam splendoris.

v. W.

II. Münzwissenschaft.

Von einem alten ungarischen Denarius.

Vor Kurzem ist mir eine alte ungarische, wohl erhaltene Silbermünze zu Händen gekommen. Sie schien mir so wichtig zu seyn, daß ich mich sogleich entschloß, eine kurze Beschreibung derselben zu entwerfen, um sie in die lesenswürdigen gelehrten Anzeigen einrücken zu lassen. Es verdienet nämlich diese Münze, in vielen Absichten bemerkt zu werden. Sie gehöret zuvörderst in das Fach derjenigen ungarischen Münzen, welche seltner vorkommen. Meines Wissens ist sie auch in keinem Münzbuch noch angezeigt und beschrieben worden. Außerdem, wird durch eben diese Münze, ein besonderer Umstand, in der ungarischen Staatsgeschichte, wie es bald angezeiget werden soll, ungemein erläutert und bewiesen. Die Bekanntmachung und Beschreibung derselben wird daher, Liebhabern der ungarischen Geschicht-und Münzkunde, eben nicht gleichgültig seyn.

Meine Münze, die ich beschreiben will, ist ein silberner Denarius, aus den Mittlern Zeiten. Die Hauptseite stellt vor, das Bruststück eines gekrönten Frauenzimmers mit vollem Gesichte, und von beyden Seiten zierlich Herabhängenden Haarlocken; neben dem Haupte stehen zur Seite die Buchstaben E. und R. Auf der Rückseite ist eine offene Krone, mit der Umschrift: Moneta Regis Hungariae. Ich ergänze die Buchstaben auf der Hauptseile E. und R. also: Elisabetha Regina.

Ein gelehrter Münzfreund hat zwar behaupten wollen, die Buchstaben E. und R. bedeuten Emereicus Rex: folglich wäre dieses, eine so lang gewünschte Münze von dem ungarischen Könige Emericus. Allein diese Muthmaßung hat verschiedene wichtige Gründe wider sich. Zwey der Vornehmsten wollen wir anführen. Zuerst ist das Gepräge, die Züge der Buchstaben, und die Umschrift selbst, auf meiner Münze, den Zeiten, da Emericus die königliche Würde bekleidete, nicht gemäß. Wenn man die silbernen denarios Stephani, Petri, Ladislai, und anderer Zeitgenossen des Königs Emerici gegen unsern Silberpfennig hält ; so sind jene, im Gepräge , in den Zügen der Buchstaben, und in der Umschrift der Rückseite, von dieser himmelweit unterschieden. Hernach kommt noch dieses dazu: der König Emeri-

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cus, hat seinen Namen in allen Urkunden beständig Henricus oder Hemericus, nie aber Emericus geschrieben; folglich würde auch auf seinen Münzen, der Anfangsbuchstabe seines Namens, ein H. und nicht ein E. seyn müssen.

Ist also unsere Münze, kein Gepräge von dem Könige Emericus, so bleibt es dabey, was gleich anfangs behauptet worden: die beyden Buchstaben E. und R. bedeuten Elisabetha Regina, da auch das Brustbild selbst einem Frauenzimmer vollkommen ähnlich sieht. Nun fragt es sich aber; wer diese Elisabetha gewesen? da so viele ungarische Königinnen Elisabeth geheißen haben. Es kann wirklich keine andere seyn, als Karls des I. Gemahlinn, und Ludwigs des großen Mutter. Ich habe überwiegende Gründe dieses zu glauben. Denn erstlich hat dieser silberne Denarius mit den Silberpfennigen Karls I, den man sonsten in der ungarischen Geschichte Carolum Robertum nennt, und mit dem Silberpfennige seines Sohnes Ludwigs I, oder des Großen, einige Kleinigkeiten ausgenommen, in den Hauptsachen die größte Aehnlichkeit. Man vergleiche unsere Münze mit den Pfennigen Karls des l. und Ludwigs des Großen, so wird man deutlich wahrnehmen, daß Gepräge, Züge der Buchstaben, und die Umschrift auf beyden Arten von Münzen einander so gleich sind, daß man zuverläßig behaupten kann , sie müssen von gleichzeitigen Münzherren gepräget worden seyn. Auf den Münzen der folgenden Könige findet man diese Aehnlichkcit nicht.

Hierzu kommt zum andern dieses: Ludwig der I. oder der Große, hat der verwittweten Königinn Elisabeth, seiner Mutter, die Mitregentenwürde, gleich bey dem Antritt seiner Regierung, in seinen weitläufigen Staaten übertragen; und mit ihr zugleich die mühsamen und weit ausgearbeiteten Regierungsgeschäfte getheilet. Eusebius Verinus hat diesen wichtigen Umstand, aus der ungarischen Staatsgeschichte, in seiner gelehrten Abhandlung: de Haereditario Jure Serenissimae Domus Austr. in Apostolicum Reg. Hungariae. cap VI. §, 39 pag. 98. gründlich dargethan: Er führet davon die diplomatischen Beweise an. Hier ist nun ein numißmatischer Beweiß, da auf der einen Seite unserer Münze, die Königinn Elisabeth, als Mitregentinn vorgestellet wird ; auf der andern aber die Umschrift: Moneta Regis Hungariae, deutlich genug beweiset, wer der eigentliche Regent oder König des Landes gewesen: und darauf zielet auch allem Ansehen nach, die Krone auf der Rückseite.

Ehe ich schließe, muß ich noch einem Einwurf begegnen. Wie wäre es, wenn man sogar wollte: die Elisabeth auf unserer Münze, ist die Gemahlinn Ludwigs des Großen. Ein artiger Gedanke, der einen zimlichen Grad der Wahrscheinlichkeit dadurch erhält, wenn man erwäget, daß Ludwigs des Großen Gemahlinn, eine herrschsüchtige Dame gewesen. Allein einer solchen Muthmaßung den Beyfall zu

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geben, wird man sich nur dann entschließen können; wenn es vorhero aus der Geschichte wird erwiesen worden seyn, daß der König Ludwig l, auch jeine Gemahlinn zur Mitregentenschaft erhoben habe. Nun ist aber davon zur Zeit, nicht die allergeringste Spur, in der Geschichte anzutreffen. Wir beharren daher, bey unserer oben erwiesenen Meinung; sind aber immer bereit, die gegenseitige anzunehmen, wenn uns jemand mit Gründen und Zeugnissen aus der Geschichte eines Bessern belehren wird. Ich schließe mit den bündigen Worten des erstangeführten Verini: Quare his in documentis (er redet von dem zum Beweiß seines Satzes beygebrachten Diplomen) Rex matrem suam vocat Reginam Hungariae? cur nullam Uxoris suae facit mentionem? — — Nullam profecto rationem aliam a me expectaveris, qum quod Ludovicus, non Uxorem, sed Matrem, in Partem curarum Imperii vocaverit. Quis ei Corregentis Honores contulit? Crediderim, vel Carolum maritum id paulo ante mortem fecisse, vel Ludovicum Filium.

A. J. C

III. Landwirthschaft.

Da wir uns ein Vergnügen daraus machen, alle einlangende nützliche Nachrichten unsern Blättern einzuverleiben: so haben wir folgenden Artikel desto freudiger aufgenommen, als er aus der Feder eines patriotisch gesinnten Landwirths geflossen, und in Ansehung der itzigen Umstände von merkwürdigem Inhalt ist. Auf der gräfl. von Ugartischen Herrschaft Jayspiz in Mähren bey Znaim zwo Meilen aufwärts, sind folgende Landwirthschaftserzeugniße zu verkaufen.

An heurigem, zur bevorstehenden Frühlingsaussaat brauchbarem Getreide: nämlich an reinem Weitzen, Winterkorn, Gersten, Haber, Erbsen, Hirschen, und auch an Hopfen über 10000 nied. öster. Metzen.

An Fischen: für jene, welche Teiche anlegen, oder, mit guten Fischen besetzen wollen; gerechte durch viele Jahre nachgeziegelte Karpfenbrut, von den sonst seltenen sogenannten Königs-oder Spiegelkarpfen, welche Gattung noch nicht sehr bekannt, und doch ansehnlich und schätzbar ist: von 1. 2. und 3jährigen über 2000 Schock; ferner, seltene Spiegelkarpfenstreicher, oder sogenannte Königsstammkarpfen; dann Schile oder sogenannte Centaten.

An Holzwerk: für Bauliebhaber, dürres, eichenes Bau- oder Brückenholz, in verschiedener Länge und Dicke, zur Verfertigung oder Ausbesserung der Brücken und Wasserwerke; eichene kühnene und föhrnene Pfosten, auch Pfalzbretter, worunter über 500 Stück dürre, kühnföhrnene oder kieferne Pfosten sich befinden.

An Heu und Grumet: eine Quantität wohleingebrachtes ungeschläm-

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tes Heu, und gegen 2000 Centner Grumet.

Die Herren Abnehmer dieser nothwendigen und nützlichen Produkten belieben wegen dem Preiß und Proben an den daselbsiigen Wirthschaftsinspektor Hrn. Reichard zu schreiben: die Briefe können entweder in dessen Behausung zu Znaim auf dem untern Platz No. 441, oder aber an die Jayspitzer herrschaftliche Amtskanzley addresiret werden.

J. v.

IV.

Fortsetzung des im II. Jahrgange X. Stücke abgebrochenen Verzeichnisses der verschiedenen Gattungen der Erde.

In Ansehung der Farbe trift man von Mergel sieben Gattungen an. Man findet grauen, welches der Häufigste in den meisten Ländern ist; gelben, weißen, braunen, rothen, blaulicht und schwarzen Mergel. Sollte man hierbey nicht fragen: woher entspringen doch diese Farben im Mineralreiche? nirgends anders, als von der ungleichen Bewegung und Mischung der Theile des urstoffes aller mineralischen Körper. Diese Bewegung ist nothwendig, weil sie zur Erzeigung aller Geschöpfe das wirkamste Mittel ist. Im unterirdischen Reiche ist so wenig ein Ruhepunkt als bey allen andern Geschöpfen zu finden. Alles eilet, alles ringet nach ihm. Ein Körper dränget den andern, und doch ist kein Stillstand bis zum Ende dieses ganzen Körpers vorhanden. Das Daseyn des Lichtes beweiset die weiße Farbe; wird die Lichtskraft durch eine etwas stärkere Bewegung angestrenget; so entspringet die gelbe, und ebenso, nachdem diese Bewegung noch geschwinder und heftiger geschiehet, nach diesem Verhältniß, entspringen die andern Farben: wie denn zum Beyspiel, die purpurrothe Farbe den allerstärksten Grad der Bewegung, und der daraus abstammenden Wärme anzeiget. Endlich nach dem Verhältniß der Vermischung entspringen auch die grüne und blaue Farbe. Zuletzt zeiget sich die schwarze Farbe, welche gleichsam einigen Stillstand der Bewegung vorstellet, weil sie von allen Lichts- und Erwärmungsstralen ganz entfernet ist; dahero sie auch ein Bild der kalten und tobden Natur abgiebt. Diese bleibet aber nur so lange stille stehen, als kein Beytritt von Wärme und Feuchte geschiehet. Die Natur verweilet schier keinen Augenblick, um das Todte wieder zu beleben, und ihm dabey eine andere Gestalt zu geben. Dieses geschiehet insonderheit bey einem aus dem Kräuter- oder Thierreich durch die Fäulniß entstandenen schwarzen Körper. Er wird beweget, nimmt eine andere Farbe an, und verwandelt sich nach dem Wink der Natur. Aus allen diesen verschiedenen Bewegungen, und besondern Vermischungen kommen die Farben im Mineralreiche: und von diesem werden sie auch im Kräuter – und Thier-

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reiche fortgepflanzet. Weil es nun hauptsächlich die Metallen hier angehet : so läßet sich daraus mit einiger Gewißheit folgern: die verschiedene Farben unter der Mergelerde rühren auch daher; weil ein jeder Mergel mit einem, oder dem andern Metall einige Verwandtschaft besitzet, welches auch leicht zu finden wäre, wenn es naturgemäß untersucht würde. Was zeiget uns der rothe Mergel anders, als daß er viele Eisentheilchen enthalten müsse. Und der weiße deutet auf Silber u. s. f. Man mache einmal den Versuch nach der becherischen Methode, die verschiedene Mergelarten auf Metall zu probiren. Wir hoffen, diese Mühe werde nicht unbelohnet bleiben, wenn sie recht getrieben wird. Selbst der schwarze Mergel weiset metallische Spuren, ob er gleich durch Vermehrung seines fetten ölichten Wesens oft auch in Steinkohlen übergehet , welches besonders in der Nachbarschaft von Schwefel und Erzerzeugnissen geschiehet.

Liebhaber der Naturgeheimniße werden uns eingestehen, daß das ganze Mineralreich, wie wir im vorhergehenden Blatte bereits gesagt haben, nach der Eigenschaft der 7 Metallen eingetheilet ist: und daß es nur einigen Fleiß erfordere, um jeden Erdenkörper demjenigen Metall beyzuzählen, von dem er seine Farbe entlehnet hat. Wir können diese Übereinstimmung auch im Pflanzenreiche bemerken.

Es liegt gar viel daran, die Ordnung, Verhältnisse und Uebereinstimmung der Körper zu wissen. Wie vielen Menschen könnte sie durch ihren Einfluß in so vielerley Wissenschaften und Künste, dienen! allein, wie gering ist hierinn unsere Kenntniß! — welche Verbesserung würden wir alsdenn in dem unterirdischen Reiche und auf dem Erdboden anzustellen vermögend seyn! — Alles ist doch vom Schöpfer in Maaß, Gewicht und Ordnung gesetzet. Und alles, was wir sehen, ist zu guten Absichten erschaffen worden. — Warum sind denn noch so viele Strecken aus dem Erdboden unbenutzet? Zeigen sie von Natur noch keine Früchte, so würde der Mensch sie doch durch Fleiß und Nachdenken dazu bringen können. — Keine Wüsteneyen unter der kalten Zone, und keine Sandfelder in den heißesten Ländern sind so ungeschickt, daß sie nicht der menschliche Witz brauchbar machen könnte. —

v. P.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r6 - 04 Nov 2010, AgostonBernad
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