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II. Jahrgang, XII. Stück, den 18. März 1772.

I. Künste.

Fortsetzung des im II. Jahrgangs X. Stücke abgebrochenen Verzeichnisses der Satzungen der k. k. freyen Zeichnungs – und Kupferstecherakademie.

Vom Direktor der Akademie, dessen Ernennung, Vorzügen und Obliegenheiten.

Die zwote Stelle gebühret dem Direktor, zu welcher Stelle der Hofkupfersiecher Jakob Schmuzer ernennet worden. Und gleichwie solcher jederzeit ein Künstler seyn muß, so ist in Hinkunft der akademische Rath befugt, drey Personen aus seinen Mitgliedern der ersten Klasse, welche für die wichtigsten und geschicktesten gehalten werden, durch die Mehrheit der Stimmen, und mit Genehmhaltung des Protektors zu erkiesen, und solche allerunterthänigst in Vorschlag zu bringen; damit einer aus diesen dreyen zu der Direktorsstelle gnädigst ernennet werden möge.

Der Direktor hat in den akademischen ordentlichen Versammlungen den Vorsitz, und träget jene Punkten, worüber zu berathschlagen ist, vor, oder läßt selbige durch den Sekretär verlesen. Ihm stehet zu, den Eid von den Personen, welche in der Akademie, als Rathe, Beamten, oder Mitglieder aufgenommen werden, zu empfangen. Alle Tage findet sich derselbe in der Akademie ein, um mit den Profeßoren die ausgearbeiteten Zeichnungen der studirenden Jugend zu verbessern, von ihrem Fortgange urtheilen, und jene , die durch ihre Fähigkeit und ihren Fleiß vor andern einen Vorzug verdienen, anzumerken: auch den Profeßorn zu Ertheilung des weitern Unterrichtes die Anleitung zu geben. Eben demselben lieget ob, die Urkunden und Zeugnisse, welche die Akademie, vermög der ihr erteilten k. k. landesfürstlichen Privilegien, nach Mehrheit, der Stimmen, in gewissen Fällen zu ertheilen befugt

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ist, auszufertigen, und mit dem akademischen Siegel durch den Sekretär versehen zu lassen.

Von den besoldeten Professoren.

Drittens: Folgen nach demselben die besoldeten Profeßores, welche aus den geschicktesten Künstlern und Mitgliedern des akademischen Raths von der ersten Klasse jedesmal genommen werden sollen. So oft derohalben eine Profeßorsstelle erlediget ist, so erwählet der sämmtliche akademische Rath drey Personen durch die Mehrheit der Stimmen, und werden solche durch den Protektor in Vorschlag gebracht, damit die erledigte Stelle mit einer aus diesen dreyen, allerhöchsten Orts, ersetzt werde. Die Profeßores haben sich täglich zu den gesetzten Stunden in der Akademie einzufinden : das Modell, wornach man zeichnet, in die gehörige Stellung zu setzen : oder aber die von den angehenden Künstlern selbst angeordnete Stellung des Modells, entweder zu billigen , oder ihrer Einsicht nach zu verändern; die Ausarbeitung der Schüler zu untersuchen, und solche nach den Regeln der Kunst zu verbessern ; auch alles das, was zur Bildung eines geschickten Künstlers nöthig ist, den Schülern deutlich und offenherzig vorzutragen. Zuweilen werden zwo Modelle aufgestellet, damit die angehenden Künstler in der Zeichnung der Gruppen, sich üben können. Der Professoren Pflicht erfordert ferner: daß sie die täglich vorkommende Sachen besorgen: über die Erhaltung einer guten Ordnung, und über die Beobachtung der nöthigen Zucht unter der studirenden Jugend festhalten, und jenes, so dawider vorgenommen wird, zu ahnden wissen.

Vom Sekretär der Akademie.

Viertens: gehöret zu den Beamten der Akademie, der Akademie Sekretär, wozu in Ermanglung eines geschickten Künstlers, ein Gelehrter, der von den freyen Künsten eine hinlängliche historische Wissenschaft, und außerdem, einen gereinigten Geschmack besitzet, bestellet ist. Desselben Pflicht erfordert, daß er das Protokoll führe: alle Vorfälle, welche die Akademie betreffen, darein verzeichne: die akademischen Berathschlagungen zu Papier bringe: die durch Mehrheit der Stimmen gefaßte Schlüsse aufsetze; die Ausfertigung der Urkunde und Zeugnisse, welche die Akademie ertheilet, besorge, und nebst dem Direktor solche unterschreibe. Bey Ausfertigung der Preise hält der Sekretär jedesmal eine Rede, welche mit der Würde der vorzunehmenden öffentlichen Handlung übereinkömmt.

Vom akademischen Rath, und dessen ersten Klasse.

Fünftens: ist der akademische Rath in zwo Klassen abgetheilt, und bestehet aus 28 Gliedern. Die erste Klasse begreift 14 Akademieräthe, worunter 6 von Adel, oder solche Gelehrte sind, welche sich durch die Zuneigung gegen die schönen Künste, und durch eine vorzügliche theoretische Kenntniß

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derselben hervorthun. Dann ferner aus 8 Künstlern, wozu man solche Mahler, Bildhauer, Baumeister und Kupferstecher aussucht, welche sich durch ihre Werke berühmt gemacht haben, auch die Kunst in ihrem ganzen Umfange ausüben, und deren Fähigkeiten nicht lediglich auf einen, oder den andern Theil der Kunst eingeschränkt sind. Unter diesen sind 4 durch die Wahl zu erkiesen, welche denen besoldeten Professoren an die Seite zu setzen sind: und deren Stelle bey einer vorfallenden Krankheit, oder Hinderniß, in Unterrichtung der akademischen Schüler zu vertreten haben. Hingegen wird auch bey einer eröffneten Professorsstelle vorzüglicher Bedacht auf ihre Verdienste genommen.

Von des akademischen zwoten Raths zwoten Klasse.

In die zwote Klasse des akademischen Raths werden diejenigen Mitglieder durch eine freye Wahl aufgenommen, welche, durch ihre Naturgaben, denen von der ersten am nächsten kommen. Alle Würden- Ehren- und Professorsstellen bey der Akademie werden nur den Personen von der ersten Klasse der akademischen Räthe vorbehalten seyn: jedoch stehet denen von der zwoten Klasse das Recht zu, bey den Beratschlagungen, ihre entscheidende Stimme, eben sowohl, als den Räthen von der ersten Klasse zu geben.

Vorzüge und Obliegenheiten der akademischen Herren Räthe.

Ein jeder akademischer Rath ist befugt, in der Versammlung frey vorzubringen, was er zum Vortheil der Akademie nützlich zu seyn glaubet. Die Künstler, welche Mitglieder des akademischen Raths sind, haben die Obliegenheit auf sich, jährlich eine Zeichnung, oder ein anders Werk ihrer Kunst zur Belohnung der Jugend in die Akademie zu liefern.

v. P.

II. Von Fabriken.

Leonische Drathzugsfabrike.

Hier in Wien.

Von ihrer Errichtung und itzigen Beschaffenheit ist in folgendem Schreiben eine genaue und umständliche Nachricht enthalten.

Freund!

Können Sie wohl im Ernste auf mich ungehalten seyn, daß ich bey Ihrem Hierseyn unterlassen habe, Ihnen die hiesige leonische Drathzugsfabrike zu zeigen? wie ist es möglich in einer Zeit von vierzehn Tagen alles zu übersehen? warum haben Sie Ihre Abreise so sehr beschleuniget? warum haben Sie von nichts, als seidenen und wollenen Fabriken gesprochen? wie habe ich wissen können, daß Ihnen an einer solchen Fabrike vorzüglich viel gelegen sey? jedoch, Ihrem Verlangen gemäß, schicke ich davon einen Nachtrag, um dasjenige zu ergänzen, was

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Ihnen an der Erkenntniß des wienerischen Fabrikwesens abgehen möchte.

Diese Fabrik hatte vor einigen Jahren das Unglück, durch eine, man weiß bis itzt noch nicht, wie, entstandene Feuersbrunst wieder in ihr erstes Nichts verwandelt zu werden. Von der Zeit dieses Unglücks ist sie mir bekannt, und schon damals hörte ich, daß die Rechtschaffenheit ihres Besitzers, sie diesem Untergange entrissen habe.

Ohnlängst, nämlich nach Empfang Ihrer Zuschrift, habe ich diese Fabrike in Begleitung einiger erfahrnen Freunde besehen, und alles genau betrachtet, um Ihnen etwas Zuverläßiges davon melden zu können.

Man muß gestehen, daß sie, wegen ihrer beträchtlichen Vortheile, die Aufmerksamkeit eines Mannes, wie Sie sind, sonderlich verdiene; weil Sie auf verschiedene Gegenstände eingerichtet ist, die den sogenannten leonischen Handel ungemein befördern.

Nach allgemeiner Einsicht hat eine Fabrik, welche ihre zu bearbeitenden Materien im Lande selbst findet; einen Vorzug vor allen andern Fabriken, welche ihr Hauptmateriale, oder wenigstens die erforderliche Nebenmaterialien, nicht im Lande selbst haben können.

Das Hauptmateriale, dessen sich diese Fabrik zur Verarbeitung bedienet, ist eine gewisse feinere Gattung Tyroler, Steyrer und Kärnther Kupfererztes, welches ehedem in verschiedene, außer den k. k. Erbländern gelegene, Städte verführet worden ist. Dafür bekam man nicht mehr, als etwa der natürliche einfache Werth dieses rohen Metalls überall auszumachen pfleget, und welches meistens den Gewerkschaften des Bergbaues wieder zufloß. Die fremden Fabrikanten verfertigten daraus die leonischen Drath-und Blättwaaren, Borten, Spitzen u. s. w. Durch den Verkehr dieser Waaren, die sie größtentheils in den k. k. Erbländern absetzten, wurde nicht nur dasjenige Geld, so sie für das rohe Materiale gezahlet, sondern auch mit demselben wohl zwey und dreymal mehr hinaus getragen.

Hier, mein Freund, sehen Sie, was eine kluge Wahl bey Errichtung der Fabriken vermag, und was die eigene Industrie eines Volkes ausrichten kann. Betrachten Sie, daß nur ein kleiner Theil in den großen Städten der k. k Erbländer von dieser Fabrike zu finden sey, was man in Menge in kleinen Städten, in Klöstern, Kirchen und in Ungarn sogar auf dem Lande unter dem Bauernvolke hin und wieder zerstreuet antreffen kann.

Was für Verbindlichkeit ist nicht ein Staat solchen Fabrikanten schuldig, die für rohes Kupfererz ansehnliche Summen theils ersparen, theils auch fremdes Geld dafür ins Land bringen? Sie machen es fast eben so, wie die italiänischen Mahler, die für Leinwand und Farben große Summen in ihr Vaterland gezogen haben, oder wie einige gelehrte und berühmte Kupferstecher noch itzt für alte Fetzen , woraus man Papier macht, ansehnliche

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Gelder aus Europa überall an sich ziehen. Es kann eben so wenig einem klugen Volke gleichgültig seyn, ihr Kupfererz durch eine solche Fabrik in Gold zu verwandeln. Gelehrte, Künstler, Fabrikanten und Manufakturisten sind demnach die wahrhaften Quellen alles Ueberflußes.

Der Besitzer dieser Fabrike ist ein Oestreicher, welcher sie durch eigene Mittel aus patriotischer Gesinnung errichtet, und durch seinen eigenen Credit und unermüdete Sorgfalt im Flor erhalten hat. Da dessen Familie zahlreich und dem Fabrlkwesen besonders ergeben ist, so ist nicht so leicht zu befürchten, daß man sie werde zu Grunde gehen lassen. Zumal da noch eine besondere Niederlagshandlung damit verbunden ist, welche ihre Verschleißlager in Brünn, Prag und Grätz hat.

Es ist weltkündig, was für Maaßregeln von dem k.k. Hofe gefaßt worden sind, um, wegen der Bevölkerung, auch den Unterthanen Gelegenheit zu geben, sich durch nüzliche Gewerbe ihren Unterhalt zu verschaffen. Deswegen hat man schon längst auf die Einführung der Manufakturen und Fabriken gedacht. Durch diese preiswürdige Absicht ist das deutsche Kommerzium je mehr und mehr unterstützet worden, damit in Zukunft sich ganz Deutschland desselben zu erfreuen haben möge.

Ueberlegen Sie nur, mein Freund! wie weit sich der Nutzen dieser einzigen Fabrike ausbreite, und was für gute Folgen von daher für den Staat entstehen: ohnerachtet die leonische Waare dem Ansehen nach nicht von besonderer Erheblichkeit zu seyn scheinet. Denn Sie finden hier verschiedene Gattungen von Drath, von Blatten, von Pläsch, Flinderlein, Polienen, Borten, Spitzen, wie auch goldenes und silbernes Gespinnstwerk, u. s. w. Das Hauptmateriale, so man in dieser Fabrike, das Jahr hindurch verbrauchet, soll sich auf 600 Centner vom oben gemeldten Kupfer belaufen, so wie mich die Fabrikanten selber versichert haben. Die Nebenmaterialien, so man damit, verarbeitet, bestehen in Silber, Gold, in Zwirn, Garn, Seide, Stahl, Eisen, Spuhlenholz, und in dem, was zu den Triebwerken und zur Schmelzung weiter erforderlich ist, und welches alles im Lande selbst erzeuget wird.

Ich nahm mir die Freyheit, mich zu erkundigen, wie viele Personen von dieser Fabrike unterhalten würden; und nach einem kleinen Ueberschlage brachten wir eine Anzahl von mehr als 500 Menschen zusammen. Unter diesen sind meistentheils solche Arbeiter, die aus Mangel des Verlags nicht fortzukommen wüßten, und sich gezwungen sehen würden, ihr Brod in fremden Ländern zu suchen. Da man nun gar nicht mehr daran zweifelt, daß ein Staat um desto glücklicher sey, je volkreicher er geworden ist; so kann man auch hier die Anwendung auf die errichteten Fabriken machen. Auf diese Art wird es nicht schwer fallen zu begreifen, wie durch dieses gemeinschaftliche Werk des

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Drathzuges bereits itzt eine Summe von mehr als 200000 Gulden zuwegengebracht, und zum Beßten des Staats im Umlaufe erhalten; wie mich solches die Berechnungen selber gelehret haben.

Ein weit größerer Verkehr wäre, nach Aussage erfahrner Handelsleute, mit dergleichen leonischen Waaren nach der Levante, nach Italien, Frankreich, Spanien, Pohlen, Rußland und noch andern Gegenden zu machen, wofern das hiesige Kommerzium einen so glücklichen Fortgang gewinnen sollte, als man bereits den Entwurf dazu gemacht hat.

Entschuldigen Sie es, mein Freund, ich bitte sehr, wofern ich in diesem Briefe so manches unnöthig gesagt habe. Mein Eifer, den ich zu allen Zeiten für die Fabriken hege, hat mich dazu verleitet. Wie sehr wünschte ich, Ihnen und mir reiche Kapitalien, um die Manufakturen und Fabriken zum Glück der Bürger in bessern Flor zu bringen, und darinne zu erhalten. Wir müssen uns indessen mit den blossen Wünschen befriedigen, und solches den Mächtigern und Reichern im Staate anempfohlen seyn lassen. In Erwartung glücklicherer Zeiten kann man sich auch dieses versprechen; indem Könige und Fürsten genugsam von dem überzeuget sind, was ihre Staaten blühend machen, und befestigen könne.

Fahren Sie nur fort, Ihre in Wien zurück gelassene Freunde, und auch mich zu lieben, der ich Ihnen im Namen derselben eine freundliche Begrüßung machen soll. Geben Sie uns bald wieder eine erfreuliche Nachricht von ihrem Wohlbefinden.

v. V.

III. Landwirthschaft.

Von Dorn- oder lebendigen Zäunen.

Auch gering scheinende Dinge können ihren wahren Werth dem forschenden Auge des fleißigen Landwirths nicht entziehen. Sie müssen ihm zum Nutzen dienen, und dieser wird durch die daran gewendete Mühe vergrößert. Wir haben im ersten Jahrgange verschiedene unansehnliche Zweige der Landwirthschaft angeführet, und dabey bewiesen, daß die Natur uns vieles vor unsre Augen hinstelle, um unser Nachdenken zu erwecken, unsern Fleiß zu erregen, und uns zur Bearbeitung oder Auferziehung ihrer jugendlichen Geschöpfe aufzumuntern: und dann belohnet sie unsre Aemsigkeit mit gedoppeltem Nutzen.

Die meisten Regeln der Holzersparniß sind in den Blättern. 23, 24, 25 und 26 abgehandelt, und die Einrichtung der Zimmer und Küchen nach ihnen abgemessen worden. Nun wollen wir uns auf das Feld begeben, und daselbst eine Untersuchung zu eben diesem Endzwecke anstellen. Vielleicht sind wir so glücklich, unsre Leser mit solchen Naturgeschöpfen näher bekannt zu machen, welche das ohnehin be-

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reits in zimlichem Preise stehende Holz in seiner Konsumption vermindern helfen können. Unter vielen hieher dienenden Mitteln ist die Anpflanzung der Dorn - oder Stachelhecken nicht das geringste. Diese sind von gedoppeltem Nutzen: sie können zur Bewahrung der Nutzgärten, Aecker, Wiesen und Weingärten dienen; und zur Einfeurung im Winter gebraucht werden.

Die Engländer, welche, in den meisten Gegenden, sehr starken Mangel an Holz leiden, erziehen diese Dornhecken fast überall auf dem Lande. Ihre Felder, Gärten und Wege sind damit umzäunet, wovon sie, sobald diese Hecken ihre rechte Größe erreichet haben, alle Jahre die äußern Zweige abhauen, und für taugliches Brennholz in Städten verkaufen. Dieser Nutzen ist sehr beträchtlich, besonders in einem Lande, wo die Natur wenig Holz erzeuget. Wenn man noch überdies bedenket, was eine Mauer oder hölzerne Gartenwand im Anbau und Erhalten kostet. Lobenswürdige Einrichtung!

Es ist aus der Erfahrung genugsam bekannt, wie viel Holz auch unsere Gärten auf dem Lande zu ihrer nothwendigen Einfassung hinweg nehmen. Und wenn auch nur todte Reisser hierzu genommen werden: so sind diese von keiner Dauer, dabey wird doch der Feuerung ein ihr zugehöriger Theil entzogen, und das gute Holz dafür verbrauchet. Wenn nun ein Landwirth seine Gärten, Wiesen, Weingärten und Saamenfelder mit diesen hier beschriebenen lebendigen Zäunen verwahret, die ihm in wenig Jahren die beßte Schutzmauer zur Abhaltung des Viehes, und auch der Diebe abgeben; so ist dieses bereits ein Nutzen.

Haben diese Hecken ihre Höhe und Dichte erreichet; alsdenn dienen sie auch nicht wenig zur Abhaltung der Winde, welche den Feldfrüchten und andern Gewächsen nicht geringen Schaden zufügen können. Um diese Zeit ihrer erlangten Größe dörfen auch alle Jahre die äußern Zweige abgehauen, und zum Küchengebrauch verwendet werden. Will man im 6ten oder 7ten Jahre junge Schößlinge darneben hinsetzen: so können im 8ten oder 9ten Jahre die alten Hecken vom Boden hinweg abgehauen werden, und die junge sind schon wieder soweit heran, gewachsen, daß sie zur Abhaltung des Viehes dienen können. Das Abgehauene kann bey einer mittelmäßigen Landwirthschaft schier alles andere Brennholz entbehrlich machen, welches der zweyte Nutzen ist. Der Landmann kann dieses Reißich verbrennen, und den Inwohnern in Städten das Holz überlassen.

Diese Dornhecken können auch selbst zur Zierde der Lustgärten gepflanzet werden. Der itzige Geschmack bey Anlegung solcher Gärten bestehet darin: daß neben der genauesten Simetrie das Auge eine beständige Abwechselung von Gegenständen wahrnimmt. Hierbey muß Kunst und Natur sich zeigen. Der werth der schönsten Gegenstände wird erhöhet, wenn

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schlechte oder geringschätzige Dinge vor- oder nachfolgen.

Wir wollen denjenigen, welche Landwirtschaften besitzen, die Ansaat dieser recht nutzbaren Hecken empfehlen. Ihr Saamen wird zu Ende des Märzen ausgesäet: in zwey Jahren ist er schon so stark aus dem Boden in die Höhe gewachsen , daß kein Mensch noch Vieh, wegen seinen Stacheln durchkommen kann. Währender Zeit müssen die junge Schößlinge durch eine Umzäunung von todten Reisern vor dem Abfressen des Viehes verwahret werden. Der Saamen kömmt in jedem Erdreiche fort : doch liebet er den sandigten Boden. Wenn hingegen die Erde sehr leimicht ist: so muß sie ein wenig abhängig gehalten werden, damit der Regen abwärts fliessen möge, der sonst, wenn er auf dem Saamen, oder den jungen Sprößlingen, liegen bleibet, die Verderbung verursachet. Vor der Einsaat soll die Erde durchs Pflügen ein wenig mürb oder locker gemacht werben, welches den Wachsthum befördert. Der Saamen wird folgendermaßen eingesäet: man läßt zwo Reihen Furchen einen Fuß breit , oder auch etwas darüber, dazu pflügen. In diese beyde Reihen wird der Saame geworfen. Hieraus bestehet die künftige Hecke. Wollte man sie aber zum alleinigen Holzgebrauch, oder zum Verkauf der noch jungen Schößlinge bestimmen, so können 6 und mehrere Reihen hintereinander gepflüget, und eingesäet werden.

Der Besorgniß, daß sie ihre Wurzeln zu weit ausstrecken, wird dadurch fürgebogen, wenn neben dem Zaun ein schmaler Graben gehalten wird. Durch diesen werden die ästigen Adern abgehalten, den nahen Boden weiter zu durchschlingen.

Diese Hecken blühen zweymal im Jahre, nämlich im Frühling und im Herbste. Die Bienen besuchen die Blüthe häufig. Sollte ein Stamm in großer Kälte verfrieren, so muß man ihn an der Erde abhauen; alsdenn treibt er aufs neue wieder nach. Wer diese Hecken nicht aus dem Saamen ziehen will, der kann sie durchs Versetzen der jungen Schößlinge, auch der abgeschnittenen Ruthen selbst befördern, wodurch sie in wenig Jahren, zu ihrer eigentlichen Größe gelangen. Wir werden ein andersmal von diesen und andern, zu Hecken gewöhnlichen, Sträuchen, ausführlich reden, dermalen aber nur noch anführen: daß die resp. Herren Liebhaber den Saamen hierzu bey der hiesigen Saamenhändlerinn auf dem Hofe neben der Nunciatur loth- oder pfundweiß überkommen können.

v. H.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 11 Nov 2010, AgostonBernad
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