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II. Jahrgang, XIV. Stück, den 1. April 1772.

I. Wissenschaften.

Josephi Habermanni Austriaci Viennensis Dissertatio inauguralis midica de Salubri Sepultura hat hier erst kürzlich die Kalivodische Presse verlassen. Diese Schrift von der heilsamen Beysetzung der Leichen verdienet, in verschiedenem Betrache, in unsern Blättern angezeigt zu werden.

Gleich in der Einleitung zu der Abhandlung bemerket der gelehrte Herr Verfasser überhaupt, die schädlichen Wirkungen der Dienste, welche aus der Fäulniß thierischer oder verwesender menschlicher Körper entstehen. Eben die traurigen Folgen davon, veranlaßten ihn, diesen Gegenstand genauer zu erwägen; und eine, im vorigen Jahre den 14ten Februarius, ergangene allerhöchste Verordnung gereichte ihm zur Aufmunterung, ihn auseinander zu setzen, zu verfassen, und seinen Mitbürgern mitzutheilen.

Wir wollen aus diesem lesenswürdigen Werke, worinnen das Hauptaugenmerk auf die kais. königl. Residenzstadt immer gerichtet ist , den Inhalt kürzlich mittheilen. In dem 1.. 2. und 3. §. wird gezeiget, daß die Luft nirgends ganz rein; sondern mit allerhand fremden Theilchen vermischt sey. Es fänden sich darinnen schädliche Dünste, welche §. 4. von stehenden Wassern aufsteigen: im 5. 6. 7. §. wird von dieser Seite die Residenzstadt betrachtet, auch §. 8. die hier im Jahre 1770. herrschende kalte Fieber diesen Ausdünstungen zugeschrieben.

§. 9. folget der Kohlendunst, §. 10. die Ausdünstungen von den gährenden Weinen. §. 11. wird von den Ausdünstungen der lebendigen Thiere, der Menschen, und besonders der Kranken, und §. 12. vom Rauch, Wildprettmarkt u. d. g. wovon die vielen Feinde unserer Gesundheit und unseres Lebens entstehen, und in der Luft, welche wir einathmen, herum-

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schweben, in Rücksicht auf die Stadt gehandelt. Der Hr. V. eifert, und zwar mit guten Gründen, wider die zu frühe Beziehung neu gebauter Häuser, welches in unserer Stadt, seit fünf Jahren, vielfältig geschehen ist, und macht einen heilsamen Vorschlag: wie den hieraus entstehenden üblen Folgen vorzubeugen wäre. Im 13. §. stellet er das Ungemach vor, welches die, der hiesigen Gegend sonst zuträglichen Winde, zur Sommerszeit durch Erhebung ganzer Staubwolken verursachten, und rühmet §. 16. die weißen Anstalten, welche aus landesväterlicher Fürsorge, sowohl darwider, als erst neuerlich auch zur Verschönerung der Gegend um die innere Stadt, getroffen worden sind.

Nun schreitet der Herr Verfasser näher zum Zwecke: und zeiget in den 13ten und folgenden §§. die Schädlichkeit der Ausdünstungen, welche von todten Thieren aufsteigen; im 21. die Notwendigkeit: daß die Polizey auf eine Abänderung sehe; im 22sten und 23sten führet er Gründe, und die traurige Erfahrung an, daß der verwesende menschliche Körper, sie am üblen Gerüche und andern schädlichen Wirkungen noch weit übertreffe.

Im Vorbeygehen wird §. 24. eine, bey den sich hier aufhaltenden Griechen, übliche Gewohnheit getadelt. Und §.27. von der verschiedenen Weise gehandelt, wie solchen üblen Wirkungen, bey verschiedenen Völkerschaften durch Wegraumung der Verstorbenen begegnet worden. §.28. theilet er mit dem Gyraldus, die Gräber der Verstorbenen in Lebendige und Leblose ein, und führet §. 28. verschiedene alte Völker an, welche gewohnt waren, ihre Kranke, oder auch nur zu einem gewissen Alter gelangte, zu schlachten und aufzuzehren. Welcher Ehre, ihre Philosophen, dadurch zu entgehen suchten, daß sie auf einen Holzhaufen sich gesetzet, und selbst verbrennt haben. Auch das Beyspiel der Artemista ist nicht vergessen worden. §. 30. folget ein Verzeichniß jener Völker, welche ihre Todte, wilden Thieren, zur Speise bestimmten. So viel von lebendigen Gräbern. Nun werden die Völker genennet, welche sich der leblosen Gräber bedienten: und zwar §. 31. die ihre Leichen ins Wasser warfen; §. 32. die sie verbrannten; unter welchen auch unsere Worfahrer die Deutschen vorkommen. §. 33. welche sie der freyen Luft überliessen; wie ein Geschlecht der Scythen. §. 34 die besondere Beysetzungsart der Verstorbenen, bey einigen Aethiopern, durch welche ihre Körper bis auf die spätesten Nachkommen aufbehalten wurden. Hierauf wendet sich der Herr Verfasser auf die Beerdigungsarten der verschiedenen Nationen, welche überhaupt ihre Verstorbenen, theils vorher verbrannten, oder einbalsamirten, theils auch ohne aller Vorbereitung zur Erde bestatteten, wovon er §. 36. bis 45. handelt, und behauptet: daß das Verbrennen der todten Körper eine Erfindung späterer Zeiten gewesen seyn möge, welches Constantin der

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Große unter den Völkern, so die christliche Religion angenommen, gänzlich abgeschafft.

Auf diese Vorbereitung folget eine genaue Untersuchung der Eigenschaften der besten Begräbnißart; und nachdem dargethan worden, daß die bey uns übliche Besetzung der Verstorbenen in Kirchen und Kirchhöfen der Gesundheit der Bürger nachtheilig und schädlich sey; so eröffnet der Hr. Verfasser kürzlich seine Gedankenn, was in Ansehung des Orts und der Begräbnißart verbessert werden könnte. §. 47. führet er die Gründe an, welche das Verbrennen der Todten nicht gestatten, §. 48. und 49. erkläret er die Vorzüge des Einbalsamirens, und zeiget zugleich, daß es wegen seiner Kostbarkeit in unsern Gegenden nicht Statt finde. Die simple Beerdigung wurde im Heydenthum der Religion selbst eingewebt, weil nach §. 54 in jenen düstern Zeiten, der gemeine Mann durch die Religion am leichtesten gelenket wurde. In den folgenden §§. werden die eigentlichen Ursachen der einfachen Beerdigung hergeleitet, aus der Billigkeit, die man den Verstorbenen, und aus der Gerechtigkeit, die man den Lebenden schuldig, ist, und Beyspiele angeführet. §. 66. wird von den Begräbnissen angemerket, daß sie in alten Zeiten von den Städten und Wohnsitzen überhaupt entfernet gewesen: §. 67. Gesätze der Griechen und §. 68. 71., der Römer. §. 73. 74. 75. kommen die Ursachen dieser Verordnungen, vor §. 76. und in den folgenden, wird erzählet, wie man von dieser heilsamen Einrichtung nach und nach abgewichen ist: §. 82. wie bey den Christen die Beysetzung der Leichen in den Kirchen und Kirchhöfen aufgekommen, und allgemein worden; so daß man ihr §. 83. durch weltliche Gesätze; und auf Kirchenversammlungen zu begegnen getrachtet. Seit dem Jahr 911. wurde diesem Herkommen freyer Lauf gelassen, und wir finden wenige Kirchen, die nicht mit Gruften versehen wären. §. 86. wird von Wien gemeldet, daß die Begräbnisse auf den Kirchhöfen abgeschafft: in den Kirchen aber eben hierdurch vermehret worden: wo wider der gelehrte Hr. Verfasser §. 87. aus Liebe, für die Gesundheit seiner Mitbürger, eifert, und in diesen gerechten Eifer trachtet er § 90. auch die Bewahrer der Religionsgehemnisse zu bringen, welche die heiligsten Liebespflichten mit größtem Nachdruck einzuschärfen, und für die Ehrerbiethung der Gotteshäuser, wie billig, öffentlich von der Kanzel zu streiten, pflegen. §, 89. wird von der Schädlichkeit der Dünste, welche aus den Gruften aufsteigen, insbesondere gehandelt, §. 99. verschiedene Beyspiele, wo Menschen durch diese Dünste getödtet worden, angeführet, §. 100. die Art, wie sich das Uebel verbreite, erkläret, auch demselben zum Theile die Ursache zugeschrieben, daß unsere Stadt seit 1187. bis 1712. die Pestseuche 24mal erlitten. §. 103. wird das allerhöchste Verboth, nach welchem die Gewohnheit, die Gruften im Monat No-

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vember, die ersten zweenTäge, offen zu halten, abgeschaffet worden, eben von dieser traurigen Erfahrung hergeleitet: §. 106. und diese dadurch noch mehr bestättiget, daß jene Reconvalescenten, welche wider den Rath ihrer Aerzte die Kirchen zu bald besuchen, gemeiniglich wieder erkranken: und daß nach §. 127. die bößartigen Fieber sich sehr stark äußern. §. 108. wird das Ausbleiben der betrübten und schädlichen Wirkungen, welche die Ausdünstungen der vielen Körper, die in den Kirchengruften vermodern, in dieser Residenz nach sich ziehen könnten, der günstigen Abwechslung der Winde verdanket: und da diese in unserer Gewalt nicht stehet, die heilsamere Beysetzungsart, welcher besonders das nächtliche Hinausführen der Särge aus den Grüften nach §. 114. gar nicht gemäß ist, um so mehr empfohlen: als nach §. 111. die Ausdünstungen von Verstorbenen, wie ein heimliches und langsames Gift, nach der Meynung des Thomas Philologus Ravennas dem langen Leben insbesondere nachteilig sind.

Er will dahero §. 112. daß die Todten außerhalb der Stadt begraben würden. Doch nimmt er davon aus, regierende Häuser, und einige andere im Staate erhabene Personen, zu deren Verdiensten §. 113. auch dieses gerechnet werden sollte, daß sie aus Liebe zu ihren Mitbürgern, mit dem berühmten Doktor Philipp Verheyen, nach §. 101. verordnen, also beygesetzt zu werden: ne templum dehonestent, aut nocivis halitibus cives inficiant.

Indessen sollten auch diese Leichen nach Art der Aegyptier, der Juden oder Assyrier, die er §. 39. und 48. oben beschrieben, wider die Verwesung verwahret, oder wenigstens die Särge auf das sorgfältigste verpicht, und in den Grüften abgesondert, vermauert werden.

Für alle übrige Abgestorbene sollten, nicht sowohl vor der Stadt, als außerhalb der Vorstädte; denn auch in diesen wohnen Bürger; Begräbnisse veranstaltet: und dazu eine trockene, sandigte und den Hauptwinden offen stehende geräumige Gegend gewählet, die Gräber, soviel möglich, und zwar in dieser Absicht, tief gemacht werden, damit man mit dem dazu bestimmten Raume, desto länger auskommen könnte.

Diese lesenswürdige Schrift, worinnen Belesenheit und Gelehrsamkeit durch die Liebe zum Vaterlande geleitet worden, ist dem k.k. Hofmedikus, unserm berühmten Herrn Doctor Joseph Habermann, dermaligen Decanus der löbl. medicinischen Facultät, von dem Hrn. Verfasser seinem würdigen Sohne zugeeignet; und bestehet aus 120. Seiten in Octav, auf Regalpapier.

v. B.

II. Landwirthschaft.

Fortsetzung des im II. Jahrgange Xl. Stücke abgebrochenen Verzeichnisses der verschiedenen Gattungen der Erde.

Von denjenigen Erdarten, welche die Fruchtbarkeit zu bewirken im

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Stande sind, haben wir in den vorhergehenden Blättern geredet. Wir wollen nun auch die gegenseitigen Erden betrachten, deren Vermögen sich nicht dahin erstreckt, weil es von der Natur zu andern Dingen bestimmet ist. Es ist die Sand - und Kieserde. Wir schmeicheln uns: auch diese Beschreibung soll fleißigen Landwirthen, und andern Freunden der Naturlehre und der Landwirthschaft nicht mißfallen. Vielleicht schaffet sie einigen Nutzen, welches unser einziger Endzweck bleibet.

Diese Abhandlung zerfällt in zwey Theile, nämlich in die künstliche-und dann in die natürliche Nutzniessung der Sand- und Kießerde.

Wir wollen von dem durch die Kunst zuwege gebrachten Nutzen zuerst reden.

Es ist vielen nicht unbekannt, daß der Sand und Kieß hitzig und trocken ist. Man findet davon große Strecken, die freylich ihren Eigenthümern keinen sonderlichen Nutzen abwerfen, da sie von der Natur noch nicht aus gebildet sind, welches wir unten erklären werden. Soll nun eine Sandgegend zum Fruchttragen oder Weinbau, wozu sie die Natur nicht berufen hat, geschickt gemacht werden: so muß sie von kalter, feuchter und klebrichter Erde eine Vermischung überkommen. Hierzu dienet die schwere, fette, schwarze, desgleichen die thonigre, leimichte Erde. Von einer von diesen Erden wird die Oberfläche überführet; nachgehends durch Ackern untereinander gebracht. Wir haben von der Verbesserung schlechter Erden bereits im ersten Jahrgange Seite 30. und 142 geredet.

Diese vermischte Erde nun wird im ersten Jahre noch wenig Kräfte haben. Wir rathen dahero, auch nur gemeinen Graßsaamen das erstemal darauf zu säen. Das daraus gewonnene Graß läßt man bis in den spätesten Herbst stehen, alsdann, nachdem es recht trocken oder dürre geworden, zündet man es auf dem Boden an , damit alles hinweg brennen könne. Nach vollbrachtem Brande muß die Asche so lange liegen bleiben, bis ein Regen nachgefolget, nach welchem sie untergeackert wird: welches jedoch bey abhängigen Feldern eine Ausnahme erfordert. Im folgenden Frühjahre wird der Pflug noch einmal angesetzt, und die rechte Aussaat vorgenommen. Die Stoppeln läßt man nach der Erndte aufs neue hinwegbrennen, und die Asche wie vorhin unterackern. Durch dieses Verbrennen überkömmt der Boden mehr alkalisches Salz. Selbst die Hitze ziehet mehr, mit Feuchtigkeiten vermischtes, Nitrum aus der Luft an sich. Die Erde wird lockerer, und durch günstigeres Regenwetter aufgelöset, wodurch der Boden verbessert, und zum Frucht- oder Kräutertragen geschickt gemacht wird. Auf einer solchen Erde mag der Flachs, Hanf, und besonders der Toback gezogen werden.

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Wollte man den Sandboden noch geschwinder verbessern: so suche man nur einen Theil davon mit ausgehobenen Graßschollen zu belegen. Dieses geschiehet auf folgende Art: man leget auf den zu verbessernden Sandboden hier und da, einige Scheiter Tannen- oder Fichtenholzes; auf diese und dazwischen dürre Holzreiser. Nun wird der ausgestochene Wasen verkehrt oben drauf gelegt, so daß das Graß gegen den Boden, und seine Wurzeln, nebst der daran befindlichen Erde, in die Höhe stehen. Auf solche Weise geleget, bleibet alles beysammen etliche Tage im Sommer liegen: nachgehends wird es an verschiedenen Seiten von Unten angezündet, und alles miteinander verbrennet. Die Asche muß wieder so lange liegen, bis ein Regen erfolget ist, nach diesem wird dieses Feld wohl untereinander geackert, und zu seiner Zeit eingesäet.

Wir sind versichert, daß dieser Vorschlag von erwünschter Wirkung seyn werde. Der nachkommende Regen und Schnee hilft auch zur Verbesserung eines solchen Erdreiches. Wir haben im ersten Jahrgange S. 143. und in diesem auf der 23. Seite von einer Erdenuntersuchung geredet: wie solche anzustellen, damit man bald wissen könne, welche Früchte dieser oder jener Boden gerne trage. Auch diese Probe könnte hier anfangs gemacht werden. Wir halten dafür: alle diejenige Früchte, welche viele Wurzeln oder Stamm haben, die sollte man etliche Jahre hintereinander einsäen oder einsetzen, und wachsen lassen, weil diese Wurzeln selbst zum Dung und Verbesserung der Erde vieles beytragen. Ein solcher Boden kann, wie gesagt, durch diese Wege, mit Beyhülfe der ihnen günstigen nassen Witterung, in wenig Jahren dahin gebracht werden, daß man ihn unter die fruchttragenden Erden mit Recht zählen könne.

Will man aber, auf einen Sand -oder Kießboden einen Weingarten anlegen: so hat man nicht so viele Mühe. Wenn eine dergleichen Erde nur mit einer thonigten Oberfläche versehen wird: alsdenn können Weinstöcke schon darinne geplanzet und groß gezogen werden. Die Stöcke müssen nur etliche Jahre hintereinander wohl mit schlechter Erde, Leberkieß oder Thonerde umgeben seyn, welche Beylage im Spät- oder Frühjahre geschehen kann. Man lese hiervon die 30ste Seite des ersten Jahrganges. Die weitere Vermischung, oder Verbesserung überläßt man dem Himmel. Genug, daß wir wissen, daß der Weinstock hitzigen Boden liebe, welchen er bey der Sand - und Kießerde antrift. Wollte man auch die Mühe dieser, und aller vorigen Arbeiten erspahren: so dörfte ein solcher hitziger Boden nur mit Tannen - oder Fichtensaamen angesäet werden, welche ihm aufs neue zur Nahrung und Verbesserung dienen. Zum Versuche könnte man auch alle andere Arten von Holzsaa-men, eine jede besonders, auf ihren

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Wachsthum untersuchen. Wir halten dafür: es könne keine solche unfruchtbare Erde gesunden werden, woraus nicht eine Pflanze wachsen sollte. Ein Wald, in welchem vielerley Holzarten wachsen, muß auch eben so vielerley verschiedene Erden zum Grunde haben. Obgleich dieser Unterschied bey einigen Erden nicht in die Augen fällt: so ist doch dieses klar, daß Früchte, Blätter und Zweige da wider verfaulen, und zur Erde werden, wo der Baum stehet.

Die Hauptnahrung der Bäume und Kräuter steckt unter der Oberfläche der Erde; diese mag im Anfang des Wachsthums noch so gering seyn: so ist sie doch hinlänglich, einer gewissen Art von Pflanzen einigen Unterhalt abzugeben. Die drey Reiche der Natur sind so genau miteinander verwandt, daß ein jedes dem andern zu seinem Fortkommen aushülfet. Dahero auch die unfruchbar scheinende Erde nur deswegen unfruchtbar ist, weil man noch nicht genügsame Versuche mit ihr angestellet hat. Man mache ganz geringe Proben mit allerley Saamen von Kräutern, Wurzeln, und wie wir schon gesagt haben, mit Baumsaamen: so wird man aus deren verschiedenem Aufkommen leicht urtheilen können, welcher Saamen den Boden liebet, durch dessen Fort« Pflanzung, und eigene Düngung von Blättern und Wurzeln diese Erde nach und nach verbessert, und auch zu mehrern Erzeugnissen geschickt gemacht wird, wie wir dieses an einem andern Orte bereits gesagt haben. Verlangt man aber die Fruchtbarkeit geschwind zu befördern: so müssen die Kräuter, Wurzeln oder Bäumchen nach obiger Anleitung im Spätjahre verbrennt werden: alsdann wird ihre Asche nicht wenig zur Verbesserung helfen können.

Hier kann Fleiß und Mühe vieles ausrichten. Wollte man auch nur eine schlechte Erdenvermischung vornehmen: so hätte man dabey nicht nöthig nach einer andern Erde weit zu schicken, um diese Sand - oder Kießerde zu vermengen. Die erste an der Gränze liegende Erde dienet hierzu, wenn sie auch nur Unkraut träget. Der Satz ist längst wahr: Eine Erde verbessert die andere, zumal, wenn Vernunft und Urtheilungskraft die Hände anlegen.

v. M.

III. Werke erbländischer Künstler.

Ein großer Beweiß des erlangten Ruhms und der Geschicklichkeit ist es, wenn die Arbeiten erbländischer Künstler, nicht allein von Ausländern bewundert, sondern auch verlanget, und in entfernte Gegenden gebracht werden. Doch, wer kennet nicht die Kunsterzeugnisse eines schon lange berühmten Hrn. Schmutzers! eines Mannes, der sich so sehr bemühet,

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dem Staate wahre Künstler zu ziehen, und auszubilden. Wir beschreiben mit wahrem Vergnügen, die von ihm erst kürzlich wohlausgesonnene und verfertigte Zeichnung eines Basreliefes, welches dieser große Künstler und würdige Direktor, der k. k. Kupferstecher und Zeichnungsakademie nach Hamburg für den daselbst befindlichen Kauf- unk Handelsmann, Hr. Johann Valentin Mayer, Ehrenmitglied der Akademie, ausgearbeitet hat.

Dieses Kunststück ist mit weiß und schwarzer Kreide auf Pergament gezeichnet: die Hauptvorstellung ist ein Opfer. Ein Altar mit einer Fruchtschnur umgeben, befindet sich in der Mitte; auf ihm liegen zwey Herzen. Rechter seits stehet die Juno, als Göttin des Ehestandes und segnet das Opfer, neben ihr siehet man die Mutter Erde, welche zwey Hörner des Ueberflusses hält. Hinter ihr kommt ein junger Priester zum Vorschein, und ein anderer spielet die Leyer. Zur Linken bringet eine Göttinn das Feuer in einer Opferschale zum Altar, und neben ihr befindet sich die Göttinn des Friedens, welche in der linken Hand den Vermählungsring hält. Rückwärts schlüßet sich die Aussicht mit einem Tempel, dessen Gebälke gleichfalls mit Bändern von Früchten ausgezieret ist.

Wir können hier nichts anders sagen, als was der Ruf von diesem großen Künstler schon ausgebreitet hat. Richtige Zeichnung, Ordnung und gute Gruppirung, nebst der genauen Vorstellung der schönen Natur sind die sichern Merkmaale der Schmutzerischen Arbeiten: die feine Abwechslung der dabey gebrauchten zwo Farben, hat die täuschende Wirkung, daß bey dem ersten Anblick, das Stück, als ob es pußirt wäre, in die Augen fällt. Kenner bewundern es, und Freunde der schönen Künste wünschen: es gehe diesem erbländischen Künstler wohl.

v. P.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r4 - 08 Nov 2010, AgostonBernad
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