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II. Jahrgang, XLII. Stück, den 14. Oktober 1772.

I. Künste.

Freunden der Künste und Wissenschaften wollen wir itzo melden, daß nächstens im k. k. Lustschloß Belvedere, ein durch Kunst und Fleiß verfertigtes Meisterstück der edlen Mahlerey zu sehen seyn werde. Gewiß! es ist eine für wahre Patrioten angenehme Empfindung, wenn sie sehen, daß die Arbeit ihrer Mitbürger, durch eine der Vollkommenheit nahe kommende Fähigkeit, das Auge aller Großen, und den Beyfall aller Kenner an sich zieht.

Herr Franz Mesner und Herr Jakob Koll sind die Verfertiger dieses großen Kunststückes. Sie suchten die Zufriedenheit der allerhöchsten Herrschaften zu gewinnen, und es gelunge ihnen, sie zu erlangen. Nach der den 5ten Oktober vor sich gegangenen Beurtheilung der kais. königl. Zeichnungs- und Kupferstecherakademie, über diese ihre Arbeit, dörfen sie sich versichert halten, daß ihr Werk den allerhöchsten Beyfall verdiene.

Diese mit gleichen Vorzügen vereinigten Freunde haben die feyerliche Handlung durch ihre Kunst vorgestellet: wie Se. königl. Hoheit der Erzherzog und Großherzog von Toskana Peter Leopold seinen durchlauchtigsten Söhnen, denen Erzherzogen Franz Joseph und Joseph Ferdinand, die Ordenskette des goldenen Vließes umhänget.

Se. königliche Hoheit sitzen mit der Ordenskette des goldenen Vließes und dem Ordensbande des Theresienkreuzes umgeben auf dem großherzoglichen Throne. Um Höchstdieselben stehen die großherzoglichen Minister und Große des Landes. Das väterliche Vergnügen dieses Landesfürsten, den Enkeln der großen Theresia, einen Orden umzugeben, der nur den Mächtigsten der Erde zur

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Zierde verliehen werden kann, ist sehr naturähnlich und richtig ausgedruckt. Vor diesem zärtlichen Vater seines Volkes stehen die durchlauchtigsten Kinder, denen Freude, Munterkeit und Liebe aus den Augen strahlen. Beyde sind in Silberstoffe gekleidet. Sie umfassen das Geschenke des allerdurchlauchtigsten Kaisers. Merkmale des spätesten Wohls aller Unterthanen verbreiten sich in ihrer noch zarten Gesichtsbildung. Ohnweit davon siehet man Ihre königliche Hoheit die durchlauchtigste Großherzoginn und Infantinn von Spanien, die verehrungswürdigste Mutter mit ihren durchlauchtigsten Töchtern.

Einzelne Beschreibungen sind bisweilen eckelhaft: Hier aber darf man dieses nicht fürchten. Das Auge, das scharfsichtige und entscheidende Auge ächter Künstler kann kein anders, als ein untrügliches Urtheil fällen. Kontrast, Lebhaftigkeit der Farben, Richtigkeit der Gesichtszüge, ruhiger Faltenbruch in Kleidungen vervollkommnen das Ganze. Die Verschiedenheit des Goldes hat in Farben eine abwechselnde Annehmlichkeit. Auch diese ist vor das Gesicht der Kunstverständigen ein Gegenstand, durch welchen Künstler Achtung verdienen; wenn sie, wie hier geschehen, gut angebracht sind.

Der Saal, in welchem diese hohe und feyerliche Handlung vorgehet, ist sehr reizend abgebildet. Wir können sagen: was die Natur und Kunst immer schönes und angenehmes hat, das ist in diesem Kunstgemählde vereinbaret anzutreffen.

Herr Brand, Professor bey der kaiserl. königl. freyen Zeichnungs-und Kupferstecherakademie, hat die zwo auf beyden Seiten neben dem Eingange angebrachten Landschaften gemahlet, und hierdurch seinen bereits erworbenen Ruhm nicht wenig vermehret. Wie glücklich sind wahre Künstler zu preisen, wenn sie Gelegenheit überkommen, ihre Talente an den Tag zu legen: durch ihre Werke wichtige Handlungen auf die Nachkommenschaft zu überbringen, und sie zu verewigen : um sich zugleich dadurch den Beyfall der Ausländer, die Achtung aller Mitglieder berühmter Akademien, und die Zufriedenheit der Monarchen zu verdienen.

v. P.

II. Ungarische Denkwürdigkeiten.

Wenn wohlthätige, und auf das Beste ihrer Staaten aufmerksame Regenten, diejenigen, mit entscheidenden Merkmalen ihrer Huld und vorzüglicher Gnade beehren, welche sich in ihrem Persönlichen, oder

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des Vaterlandes Diensten, mit außerordentlichem Eifer hervorthun: so ist billig, auch solche Kennzeichen der Gnade; ingleichem diejenigen Männer, die solche verdienen, öffentlich anzuzeigen: eben sowohl, als sie durch den Druck in patriotischen Blättern bekannt zu machen. Es fordert dieses die Pflicht; es verlangt dieses das Publikum, damit alle rechtschaffendenkende, durch Lesung oder Anhörung dergleichen Begebenheiten aufgemuntert werden, ihrem allerhöchsten Oberhaupte und dem Vaterlande nützlich, getreu und eifrigst zu dienen. Geschiehet dieses, so wird ihr Fleiß, ihre Treue und Bemühung, auch für die Nachwelt, in segnendem Andenken bewahret. Und gewiß ists: das glückselige Zeitalter unsser huldvollen Beherrscherinn wird einst die Geschichte mit einer ganzen Reihe erhabener Handlungen bereichern.

Die Belohnung von der besten Kaiserinn, für die seltenen Eigenschaften, Treue, Wachsamkeit und den Fleiß des ungarischen Hofkanzlers, Herrn Grafen Franz Esterhazy von Galantha Excellenz ist es, von welcher wir unsern Lesern einige Nachricht mittheilen wollen. Schon damals, als Ihre kais. königl. apost. Majestät, unsre allergnädigste Landesregentinn, geruhet haben, das Großmeisterthum von dem hochansehnlichen königl. ungarischen St. Stepdanorde, Seiner Majestät, dem glorwürdigst regierenden Kaiser zu übergeben, beschenkten allerhöchstdieselben, hochgedachten ungarischen Hofkanzler, den Herrn Grafen Franz Esterhazy von Galantha, mit dem aus Brillanten zusammengesetzten Ordenszeichen, welches Ihre k. k. apostol. Majestät bey den Ordensfeyerlichkeiten selbst getragen thaten. Dieses recht kaiserliche Gnadengeschenke war mit den allerhuldreichesten Ausdrücken begleitet. Unter andern: daß des Herrn Hofkanzlers Excellenz, solches, durch ihre nützlichen Rathschläge und besten Mitwirkungen verdienet; mit welchen sie Ihrer Majestät Absichten in Wiederaufrichtung dieses hochberühmten königlichen Ordens unterstützt und befördert hätten.

Im December verwichenen Jahres geruheten Ihro k. k. apost. Majestät, sowohl, nach dem allerunterthänigsten Verlangen, dieses für die künftige Ehre Seines hochgräflichen Hauses eifrenden Ministers; als auch in immer gleichen Absichten der fortdauernden Gnade, den besonders glänzenden -Vorzug des, dem Hrn. Hofkanzler allergliädigst vererhrten Ordenszeichens, noch damit zu verbinden: daß dasselbe, als ein ewiges Merkmaal der allerhöchsten Gnade, bey der hochgräflichen Familie bleiben; und solches jederzeit einer von des Herrn Hofkanzlers Excellenz Abkömmlingen, und zwar erstens in gerader - nach deren Abgang aber, auch in den Seitenlinen erhalten solle, sobald er in diesen hochansehnlichen Orden erhoben zu werden verdienen würde.

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Diese abermalige allerhöchste Gnade wurde durch ein in den allerhuldreichsten Ausdrücken abgefaßtes kais. königl. Handschreiben, vom 14ten December vorigen Jahres, bekräftiget, und besonders darinne, die ehemalige wahre und eifrige Ergebenheit für die Person des höchstseligen Kaisers Franciscus l. Majestät, als auch für die Monarchinn selbst, allergnädigst angeführet worden. Das hierüber ausgefertigte Diplom beziehet sich gleich anfangs auf die Verdienste, welche die uralte und berühmte Familie der Grafen Esterhazy von Galantha, sowohl, in weiser Verwaltung aller Würden in Staats-Kriegs- und geistlichen Aemtern, durch mehrere Jahrhunderte um die Krone Ungarn; als auch um das allerdurchlauchtigste erzherzogliche Haus erworben hat. Nachgehends werden die ganz besonderen, und verschiedenen Dienste angeführet, welche Se. Excellenz der Herr Hofkanzler, für seine Person, insonderheit gleich nach der Vermählung des höchstseligen Kaisers, damaligen Herzogen von Lothringen und Großherzogen von Florenz, als Kammerobergespann des wieselburger Komitats, und wirklicher Hofrath beym gewesenen k. k. Direktorium, und bey der k. auch k. k. Hofkammer, für das Beste des Staats, ersprießlich gearbeitet: endlich auch, als nachgehends allergnädigst ernannter erster Kanzler des Königreiches Ungarn, für den allerhöchsten Dienst sich solchergestalt verwendet-hat, daß seine Verdienste, Ihm die Obristkämmererstelle des gedachten Königreiches, dann die Kanzler- und Großkreuzwürde bey dem hochansehnlichen königl. St. Stephansorden zuwegegebracht haben; zuleßt wird angeführet, daß Er auch in den hohen Ritterorden des goldenen Vließes aufgenommen worden.

Außer diesem kömmt in erwähntem Ploma noch vor: daß des Herrn Hofkanzlers Excellenz, diesem hohen Reichsamte zu allerhöchstem Wohlgefallen, und zum allgemeinen Besten immerfort vorstehen: überhaupt aber in allen, Ihrer Person allergnädigst anvertrauten Aemtern und Würden; welche nach dem allergnädigsten Ausdrucke: Seine Excellenz ehe verdienen, als erhalten: auch bey den schweresten Zeitläuften, mit aller Aufrechtsamkeit und Ergebenheit, dem Könige getreu und werth; dem gemeinen Wesen aber nützlich sich bezeiget, mithin der vorzüglichen kaiserlich königlichen Gnade sich würdig gemacht haben: Und daß eben diese allerhuldreicheste Bewilligung, erwähnten Herrn Hofkanzler, und seiner Nachkommenschaft zum immerwährendenZeugnißdienen solle: wie Ihre k. k. apostolische Majestät den Glanz seines hochgräflichen Stammhauses bey der Allerhöchstdenenselben werthen ungarischen Nation, zur Anfeuerung des Wohlverhaltens allergnädigst zu vermehren gesinnet seyen.

v. B.

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III. Wissenschaften.

Erziehungsanstalten.

Nun dörfen wir unsern Lesern sagen : die vor zweyen Jahren von Ihrer kais. königl. apost. Majestät allermildest gestiftete Realhandlungsakademie hat die gegebene Hofnung bestättiget: da die, gleich bey Errichtung dieses löblichen Instituts, eingetretene erste Klasse, vor etlichen Tagen, nach einer vorhergegangenen genauen Prüfung, ihren Kurs geendiget; und alles dasjenige öffentlich gezeiget, und bewiesen hat, was nach dem Entwürfe des Plans, nach welchem diese. dem Staate und dem Publikum, recht nutzbare Anstalt eingerichtet ist, binnen zweyen Jahren erlernet werden sollte. Wir haben dieses, auf der 3ten und 164sten Seite des ersten Jahrganges angezeigt.

Die letztere Prüfung hat, wie die vorhergehende, drey Tage gedauert. Es haben sich, die ganze Zeit hindurch, viele Zuhörer, worunter nicht wenige vom hohen Adel, von k. k. Hof- und Kommerzienräthen und andern Personen von Distinktion gewesen, eingefunden.

Erst verwichenen 5ten Oktober wurde Vormittags der Anfang zur öffentlichen Prüffung aus der Geographie mit beyden Klassen gemacht, und man hörte die, aus dieser Wissenschaft vorgelegte Fragen, mit vieler Fertigkeit beantworten.

Des Nachmittages sind alle in die Handlung und in die Wechselgeschäfte einschlagenden intressantesten Rechnungsarten umständlich geprüffet worden. Die besondere Fertigkeit in Auflösung recht schwerer Aufgaben zeigte von dem bisher gewährten Fleiße des Lehrers und der Lernenden.

Am folgenden Tage, als den 6ten, ist die Naturgeschichte mit der jüngern Klasse vorgenommen worden. Diese hat wegen vieler darinne enthaltenen Materien und vortreflichen Anmerkungen großen Beyfall erlanget. Es sollte nach dem bestimmten Plane noch eine Prüffung in der französische, und wälschen Sprache angestellt werden: sie mußte aber wegen Mangel der Zeit unterbleiben. Jedoch kann man versichern, daß diese Jünglinge auch hierinne genugsame Proben ihres Fleißes einem jeden darzulegen sich im Stande befinden.

Nachmittages bewiese die ältere Klasse ihre gründlich erlernte und erlangte Einsicht in der Naturlehre, Geometrie und Trigonometrie.

Die Privathandlungswissenschaft war der Vorwurf am nachfolgenden 7ten Oktober des Vormittages. Beyde Klassen wurden hierinne nach allen Theilen geprüffet. Nachgehends

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zeigte die ältere Klasse ihre Kenntniß in den wechselrechten, zum Vergnügen des zahlreichen Auditoriums.

Nachmittages ist der Styl mit beyden Klassen: und die doppelte Buchhaltung mit der ältern Klasse vorgenommen worden: indeme eben mit dieser Wissenschaft der Beschluß dieses durchaus wohl angefangenen, ernstlich fortgesetzten, und mit allgemeinen Beyfall gut geendigten Kurses in dieser ersten Klasse gemacht wurde.

Wie viele saubere und fleißig verfertigte Muster der Schreib-und Zeickenkunst vorhanden waren, das ist allen zugegen gewesenen bekannt: und wir können mit Wahrheit sagen: alle Proben, in diesen beyden Wissenschaften, haben die Erwartung, binnen einer Zeit von zweyen Jahren, übertroffen. Die vorhin Anfänger und recht schlechte Buchstabenschreiber gewesen, haben hier am Ende ihres Kurses, eine sich besonders auszeichnende Handschrift in deutschen, lateinischen, französischen und italiänischen Schriften vorgezeiget.

Aus allen diesen Proben ist der Satz richtig bewiesen: nicht die lange Zeit des Lernenden; auch nicht sein besondrer Fleiß sind es, welche den geschickten Mann ausbilden: sondern die Art des Vortrages, der Unterweisung des Lehrers ist es, was den Jüngling zur gründlichen Erlernung nützlicher Wissenschaften führet. Wahr ist es: wenn der Fleiß des Lehrers mit dem Fleiße und der Achtsamkeit des lernenden jederzeit in einer genauen Verbindung stehet! dann werden Früchte, ja frühzeitige Früchte geerndtet.

Wir wünschen, daß diese hier ausgetretene Anzahl von, geschickten Jünglingen Gelegenheit haben möge, ihre gründlich erlernte Wissenschaften, dem Vaterlande zum Nutzen und ihnen zur Ehre, zur Ausübung zu bringen. Wir zweifeln auch nicht, die Belohnung ihres Fleißes werde nicht ausbleiben, welche alle diejenigen zu erwarten haben, die bey diesem allergnädigst aufgerichteten Institut ihre Zeit mit Hören, Lesen, und Lernen gehörig zugebracht haben.

v. P.

IV. Fortsetzung des Gellertischen Urtheils über die meisten Werke der Gelehrten itziger Zeit.

Von Romanen:

Arminius: gehöret zwar bereitsunter die alten Romanen; massen er 1631. von dem Herrn von Lohenstein geschrieben wurde: allein er verdient hochgeschätzt zu werden. Ein Meisterstück der damaligen deutschen Sprache.

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Banise: ein garstiges Buch. Vom vorigen Jahrhundert hat man nicht vielmehr. Der Edelmann ist der beste.

Der redliche Mann am Hofe: von Herrn von Loen. Er paßirt, ist sehr unschuldig.

Hier wollen wir einen Roman anführen, der von Hrn. Gellert selbst ist geschrieben worden, und das ist, was er seyn soll. Er führtt den Titel: die schwedische Gräfinn: unschuldig, annehmlich und zeitverkürzend ist sein Karakter. Der zweyte Theil ist der beste. Ein Beweiß seiner Güte ist zum Theil die Uebersetzung in andere Sprachen. Man lieset ihn in der französischen, engländischen, italiänischen, schwedischen, pohlnischen, dänischen, rußischen und spanischen Sprache.

Leben des Grafen von P. vom Herrn Pfeil, ist auch unschuldig.

Bocaz: dessen Decamerone. ist anzüglich und wohllüstig. 1745. kam zu Florenz lstoria del Decamerone di Giov. Bocaccio heraus; worinnen von seinem Leben und Schriften umständliche Nachricht gegeben wird.

Cento Novelle: unschuldig, unterhaltend.

Bibliotheque de Campagne: schlecht gewählet, untereinander. Wiedmanns Landbibliothek ist besser.

Cents Nouvelles de la Reine: sind lesenswürdig.

Pfandspiel: ist nicht gut.

Zum Beschluß dieses Artikels sagt Gellert: die meisten Romane schaden, ehe mans denket.

v. S.

V. Landwirthschaft.

Fortsetzung des im XVIII. Stücke angefangenen Schreibens, den Tokayer Wein betreffend.

Ich habe angemekt, daß die Strecke des Gebürges, worauf der edle Tokayer Wein wächset, in ungarischer Sprache Hegy - allyagenennt werde. Nun will ich sie etwas umständlicher beschreiben. Es finden sich darinnen folgende Ortschaften, die insgesammt vor Zeiten, eine Herrschaft ausmachten. Der Hauptort ist Tokay, wovon die Herrrschaft nicht minder, als der Wein den Namen bekommen; dann Tarczal; ein Theil von Santo, und zwar nur der sogenannte Berg Schator; Tallya, Mada, Sombor, Bodrog Kereßtur, Kischfalu, Segh, Benje, Lißka, Toltschwa, Ujfalu, Schadan Olaszi und Batulo.

Dieser ganze Bezirk begreifet in der Länge nicht mehr, dann ungefähr 4. ungarische Postmeilen. Es läßet sich hieraus leicht folgern,

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daß auch in den ergiebigsten Jahren, das erzeigte Quantum an guten und rechten Tokayer Weinen, so gar groß nicht seyn könne; und daß daher eine Menge von andern Weinen, die auf den benachbarten Gebürgen wachsen, und den erstem an Güte bey weitem nicht gleich kommen, unter diesem beliebten Namen, besonders außer Landes , abgesetzt und genossen werde.

Ich will von jenen hier nichts erwähnen, die sich die Kunst, ihn nachzumachen, beygelegt, und sie in Uebung gebracht haben: die vielen Händler, welche seit der Zeit, als das alte System in Vergessenheit gerathen ist, jährlich zahlreicher werden; und die, ohne Wringärten zu besitzen, sich in der Lese einfinden, und beym Einkaufen freye Hände haben; sind die eigentliche Ursache, warum dieses Kommerzium zu seiner Vollkommenheit bisher nicht gelangen können: und daß die Ausländer, denen sichere Correspondenten fehlen, gegen diesem Landesprodukte, ob sie ihm schon die gebührenden Vorzüge nicht absprechen; gleichwohlen mißtrauisch worden sind.

Man hat diesem Uebel durch Landesgesätze bereits zu begegnen getrachtet, und nicht allein im Jahre 1723 den 118ten; sondern auch im Jahre 1729 den 12. Artikel dahin verfasset, daß über jene, welche diese Weine verfälschen: oder aber das Gewächse schlechterer Gebürge, für ächten Tokayer ausgeben, dadurch aber die Käufer hintergehen, und das Kommerzium schwächen, schwere Strafen verhänget werden sollten.

Es ist auch in Gemäßheit des angeführten letztern Artikels, eine Convention getroffen worden, nach welcher, eben diejenigen Ortschaften, die oben benennet sind, für die ächten, Tokayer Gebürge zu halten; und von den andern umliegenden, als Serentsch, Mischkolz, Sixo, Aßalo, Wadasch u. d. g. wohl zu unterscheiden sind: indeme die daselbst erzeugten Weine, an Güte und Dauer, den andern nicht gleich kommen, und daher auch im Preise, meistens um die Hälfte wohlfeiler verkauft werden.

v. K.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 05 Apr 2011, AgostonBernad
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