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II. Jahrgang, XLIII. Stück, den 21. Oktober 1772.
I. Allerhöchste Verordnungen.
Wegen der Stempelpapiersverfälschung.
Unter dem 19ten September, haben Ihre kaiserl. königl. apostol. Majestät auf die allerunterthänigst gemachte Vorstellung, daß das Stempelgefäll nicht wenig, durch das im Schwang gehende Aufleimen der ächten Stempelzeichen beinträchtiget werde ; zu Steurung dieses Unfugs und Frevels, allergnädigst zu entschliessen geruhet, daß derjenige, der sich wissentlich eines aufgeleimten Stempels bedienet, mit der zwanzigfachen Stempelstrafe beleget: jener aber, welcher die Aufleimung des Stempels selbst verrichtet, als ein Verfälscher angesehen, und nach
Anleitung des 3ten und 10ten §phi des 72. Art. der Criminalordnung unnachsichtlich bestrafet werden solle.
v. P.
II. Wissenschaften.
Fortsetzung des Auszuges, aus dem Werke: Sechstes Jahrhundert der zu Mariam nach Zell in Steiermark angefangenen Wallfahrt.
Die fünfte Abtheilung handelt von dem wunderreichen Mariä Bild in der Schatzkammer. Wie dieses nach Zell gekommen, erzählet der Hr. Verfasser mit des schon angeführten
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Johan. Mannersdorfers eigenen Worten, die wir gleichfalls hersetzen: unter dem unüberwindlichsten Kaiser Karl dem vierten. Item von dem streitbaren Fürsten zu Steiermarkt Leopoldo, so ein Enkel des Kaisers Friederichen des III. Item von Alberto den IV. Herzogen aus Oestreich, so ein Enkel des Ladislai König in Ungarn und Böheim, auch Herzog in Oestreich ec. Als der Wittrich Tyrann der Türk aus Asien und Tratien durch die Enge des Meeres durchschifte, Banonien und die ganze Wallachey zu überziehen, zu bestreiten, zu verheeren und zu verderben, auch in ihren Gewalt und mahometanischen Glauben zu bringen vermeynte; hat sich allda sehen lassen der alte unüberwindlichste und christlichste König Ludwig in Ungarn, ist dem türkischen Heer mit 20000 Reutern und Fußknecht begegnet: da aber König Ludwig das große Heer der Feinde wahrnahme (dann ihr mehr, als in die achtzig tausend waren) hat er sich entsetzet, sein und der Seinigen Leben mit der Flucht zu erhalten vermeint. Unter dem, als er in großer Traurigkeit war, überfiel ihn ein Schlaf, und kam ihm für dasjenige, so er von vielen zuvor gehört, wie die selige Maria zu Zell mit gar großen Mirakeln und Wunderwerken gezieret sey. Als er nun in solchen Gedanken war, ist ihm die allerwürdigste Jungfrau Maria erschienen, und hat ihre Bildniß auf sein Brust gelegt, gestärkt und befohlen, er soll beherzt den Feind angehen, und mit ihm ein Schlacht thun. Als nun König Ludwig ermuntert, und die Bildniß unser lieben Frauen auf seiner Brust gefunden, hat er alsbald die Sach seinen Mitgefährten erkläret, welche sich erfreut, und gestärkt mit dem König Ludwig an den Feind haben einen Angriff gethan, und gar glückselig Sieg und Victori erlangt. Denn bald hat sich König Ludwig mit seinem ganzen Kriegsheere aufgemacht, und wie er verlobt, gen Zell zu unser lieben Frauen verfüget.
Da aber die Zell, welche von obgemeldten Marggrafen aufgericht, gar zu eng, und nicht zum besten füglich gebauet; hat er stracks dieselbe Zelle lassen abbrechen, und diesen herrlichen Tempel, welchen wir itzt vor Augen haben, mit eignen Unkosten auferbauen lassen. Hat auch damals dieß obbemeldte Bild Unser Frauen, so auf seiner Brust gelegen, mit Gold und Edelgesteinen aufs zierlichst gezieret, geschmückt dieser Kirchen aufgeopfert. Weiter das Täflein, so mit Heilthume der Heiligen erfüllet, welches er selbst am Halß zu tragen gepflegt. Item den Kelch mit der Paten, so aus lauter guten Gold, auch ganz goldene Meßgewänder mit goldnen Lilien, und vielmehr ander Glänäter, in welche alle seine Wappen eingedruckt, in der Sakristey allhier gefunden, und gezeigt werden, hab obgedachter König Lud-
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wig dieser Kirchen übergeben und aufgeopfert.
Bey dieser Manneredorfischer Nachricht merket der Hr. Verfasser folgendes an: „Was die Zeit und Gattung des Feindes, mit welchem es Ludovicus zu thun gehabt, angehet, so sind die meiste zellerische Geschichtschreiber (auch Lambecius in Diario S. Itineris Cellensi p. 51.) der Meinung, daß diese merkwürdige Schlacht, mit dem türkischen Heer, welches unter Anführung Amurath I. das erstemal aus Asien in Europa übersetzt, fürgegangen sey, nicht zwar um das Jahr 1363 ; sondern gegen die Jahre 1373 oder 1374.“
Aus dem Chronico Lambertino M.S., worinnen zwölf von dem Könige Ludwig l.
theils in eigener höchster Person, theil durch seine Befehlshaber unternommene Feldzüge verzeichnet sind, führet er pag. 105. folgende fünfe an : 1., im Jahre 1433. zur Vertheidigung seines Vetters Casimirs Königs in Pohlen wider die Lithauer. 2., im Jahr 1351 wider die nämlichen, da sie in Gesellschaft der Tartarn und Ruthenen, nicht nur Pohlen, sondern auch das Ludovico untergebene Reußen beunruhiget. 3., im Jahre 1352. gegen die Tartarn allein. 4., 1354 wider die Rätzen, und 5., im Jahre 1366. wider die Bulgarn. Aus allen diesen Feldzügen aber wäre jener vom Jahre 1352. der wichtigste gewesen.
Seite 110. Sagt der Herr Verfasser; „Nebst den Denkopfern, die in dem Verzeichnis des alten Mannersdorfers vorkommen, finden sich noch heut bey uns des Königs (Ludovici) wie auch seiner königl. Gemahlin grün gefärbte Oberkleider, sammt zwey Hembden, deren äußerster Saum, sowohl um die Hände, als um den Hals mit Goldfäden, woraus das ungarische Patriarchenkreutz gemacht ist, ein, gefangen wird. Abermal seine Ausrüstung zu Pferd, nämlich die Steigrieme, Steigbiegl, und Sporn von gelben Meßing, sammt dem siegreichen Schwerdt.
Der in der Mitte befindliche Thurn, welcher meistentheils aus Quadersteinen aufeinandergesetzt, seinen Gipfel 43. Klafter und etwas darüber von der Erde erhebet, ist noch immer ein Denkmal seiner königlichen Freygebigkeit.“
Die vom Könige Ludwig erbaute Kirche ist wegen der jährlich angewachsenen Zahl der Pilger, im Jahre 1644. erweitert, und zu dem neuen kostbaren Kirchenbau den 6ten May der Grundstein geleget worden.
Die innere Länge der itzigen Kirche
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erstrecket sich auf 201. Wienerschuh; die Breite auf 67., und die Höhe auf 56. Die Gnadenkapelle macht davon den Mittelpunkt also aus, daß der rückstehende Theil die Gestalt eines neuen und gleichsam abgesonderten Gotteshauses hat. Die daselbst befindliche oval oder eyförmige Kuppel ist 150. Schuhe hoch; 48. lang und 30. breit: der hohe Altar ist sehenswürdig, da auch bauverständige nicht wissen: ob sie die kunstreiche Erfindung des Werkmeisters Herrn von Fischer, oder den unglaublichen Werth bewundern sollen.
Im Vorbeygehen redet der Herr Verfasser Seite 113. und 114. „von der prächtigen Kanzel, die durchgehends aus sehr großen Marmorstücken mit besonderer Kunst zusammengesetzt ist, und unter die seltsamsten Gebäude von dieser Art billig gezählet wird; von der Menge der vor dem Gnadenbilde brennenden Lampen; von den in Mannsgröße eben daselbst stehenden zwey silbernen Engeln; sammt mehr andern theils aus dichtem Golde, theils mit kostbaren Steinen versetzten Denkmählern; dann von den zwölf Seitenkapellen; von den durchaus mit silbernen Tafeln behängten Säulen, und von dem allgemeinen Behältnisse der übrigen Kostbarkciten, das ist, von der Schatzkammer. Der Verfasser des Mausoleum Regum Hungariae, welcher vorgegeben, daß alles, was immer der großmüthige König Ludovicus in Zell gebauet, zu Boden gerissen, und kaum ein Stein über dem andern gelassen worden wäre, bekommt hierauf die verdiente Abfertigung.“
Seite 116. wird gemeldet: „Von dem wunderreichen Frauenbilde haben bisher einige geglaubt, es wäre selbiges kein Werk menschlicher Hände; sondern eine außerordentliche Gabe, welche der König unmittelbar vom Himmel erhalten hätte. Diese Meynung aber ist irrig; indeme wir aus unsern Schriften zuverläßig wissen, daß selbes schon vorhin, ehe nämlich die allerseligste Himmelskönigin, Ludovicum ihrer Erscheinung gewürdiget, bey dem königlichen Hof in Verehrung gestanden, und des fromen Fürsten gewöhnlicher Hausaltar gewesen.“
Seite 125. heißet es: „Der erste, so diese angenehme Bildniß auszuschmücken angefangen, war der gottseligste Erzherzog Maximilianus Ernestus, dessen freygebige Hand nicht nur die silbergeschmölzten Platten, sondern auch einen beträchtlichen Theil der darinnen befindlichen Perlen und Steine verschaffet hat. Die goldene Kron aber, womit das Haupt der heiligsten Mutter umgeben, ist sammt dem Schmuck noch ein altes Geschenke vom König Ludovico, und von diesem kommen auch die
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am Rande festgemachten Wappen der drey Königreiche Ungarn, Frankreich und Pohlen her.
Nach der Zeit thaten sich immer neue und hohe Verehrer hervor, die theils mit Darreichung kostbarer Juweln, theils auf andere Weise ihre geistliche Hochschätzung zu dieser heiligen Bildniß geäußert haben — — und wir bekennen, daß uns hierdurch die bedenklichen Kosten, welche wir im Jahre 1747- zur Errichtung, des neuen silbernen Gezelts oder heutigen Altars zu machen hatten, großmüthig erleuchtert werden.“
v. R**
III. Landwirthschaft.
Fleißigen Landwirthen ist es gar wohl bekannt, daß das Garn- und Leinwandbleichen mit unter ihre nützlichen Beschäftigungen gehöret. Selbst eigene dazu eingerichtete Leinwandbleicher suchen dieses Geschäft durch Fleiß, Achtsamkeit und Sorgfalt zu verbessern, damit die Leinwand eine besonders sich auszeichnende Weiße erhalte, und zur vorzüglicher Kaufmannswaare tüchtig gemacht werde. Und wem ist der schlesische, sächsische, und dann der holländische Leinwandhandel unbekannt ? die ausnehmende Weiße trägt vieles dazu bey, daß diese Waare von Inn-und Ausländern gesucht, und in die entferntesten Gegenden des Erdbodens verführet wird.
Wir wollen den Liebhabern der edlen Landwirthschaft eine Art einer Leinwandbleiche hier bekannt machen, die alle gehörige Weiße dem Garn und der Leinwand zutheilet, und dabey diesen Vortheil besitzet: daß sie nicht so kostbar als die gewöhnliche ist, und doch die Weiße an vielen Oertern übertrift. Das Mittel, welches man dabey gebrauchet, ist sehr gering. Wir sagen es itzo:
Man nimmt eine beliebige Größe von Pferdemist, und läßt ihn gähren. Wenn diese Gährung vorüber ist, so muß er drey Tage lang im Fluße oder offenen Brunnenwasser weichen. Hierauf läßt man die ganze Masse durch eine Asche laufen: nämlich was das Flüßige davon anbelangt. Um diese neue Veränderung zu stärken; so werden etliche Stückchen Kalch auf die Asche, ehe man die Masse aufgiesset, geworfen. Nach diesem muß das durch die Asche gelaufene Wasser so lange stehen bleiben, bis es ganz klar geworden. Wer nun bey diesem Absatz stehen bleiben wollte, und einen Versuch zum Düngen damit zu machen verlangte: der würde auch hierdurch eine große Wirkung in Absicht auf die Düngungskraft inne werden.
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Soll aber dieses aus dem Pferdemist ausgezogene alkalische Wasser zum Leinwandbleichen angewendet werden; so giesset man noch ein wenig Kalchwasser darunter. Und wenn man besonders hiervon nicht zuviel darzu nimmt, so ist nicht zu befürchten, daß der Faden auch etwas von seiner Stärke verliehre. Die Leinwand wird in einen Zuber voll von diesem alkalischen Pferdemistwasser gelegt, und darinn sechsmal des Tages wohl umgerühret, nämlich vom Boden bis an die Oberfläche, und von da bis an Boden, damit das alkalische Salz mehr Macht über das in der Leinwand befindliche Acidum gewinnen möge.
Kömmt diese Leinwand nach einiger Gewohnheit des andern Tages auf die Bleiche, und wird nach gewonnener Trockne aufs neue mit solchem Wasser besprengt oder begossen, und auf diese Art bis zu der erlangten hohen Weisse damit fortgefahren, welches bey schönem Sommerwetter in wenig Tagen geschiehet: so darf man versichern, durch dieses Mittel die schönste Weisse mit sehr geringen Unkosten überkommen zu können, die sonst auf dem andern Weg viel Holz, viele Asche, viele Sorgen und Mühe erfordert.
Dasjenige, was die röthlichte Farbe beym Faden erhält, ist das Acidum, welches in jeder Leinwand ist, ehe sie gelblicht oder weiß wird. Es ist bekannt, daß die rohe Leinwand lange Zeit mit Wasser, welches von der Sonne erwärmet worden, begossen wird, um diese saure Theilchen zu vertilgen, ehe man dahin kömmt, sie in Lauge zu legen. Allein eine Behandlung, welche die nämliche Wirkung darreichet, wenig Mühe und sehr geringe Kosten erfordert, wenn sie auch die gewöhnliche nicht übertrift, ist dennoch schätzbarer, und verdienet gar wohl den Landwirthen angepriesen und empfohlen zu werden.
v. M.
IV. Naturgeschichte.
Das wunderbare in der Natur, und das manigfaltige in ihren Wirkungen spüren und sehen wir, ohne einen großen Theil davon begreifen zu können. Ist es daher ein Wunder, wenn ein Theil, wirklich geschehene Dinge in der Natur, verwirft, bloß, weil er die Ursach davon nicht einsehen kann, die ein anderer etwas weiters sehender Theil glaubet, ob er gleich nicht weis, wie es zugehe? Ein Beweis giebt uns die zu Anfang dieses Jahres eingegangene Nachricht von einem unterirrdischen Ouellenseher, von welchem wir unsern Freunden einen vollständigern Bericht, als uns die Zeitun-
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gen gebracht haben, vorlegen wollen. Es stehet dieser, im Journal Encyclopedik auf der 129 Seite im Monat Julius. Wovon wir die Uebersetzung liefern.
Jean Jaques Parangue, ein junger Mensch aus einer französischen Provinz, zeiget nichts, weder in seinem Karakter, noch in seinen Manieren, welches nicht mit dem freyen und ungezwungenen Wesen seines Alters übereinstimmete. Er weis kein französisches Wort: er kennet kein Geld, von dem er eben so viel Gebrauch , als von einer Blume machet, und er zeigt zuerst eine Verwunderung, , daß man sich über seine wichtige Entdeckung, oder Anzeige der unterirrdischen Quellen verwundert, als über eine Sache, die ihm so wenig Mühe macht. Nicht einmal weis er, wenn, oder wie er dieses Talent erlanget hat. Unterdessen gestehet er, welches auch sein älterer Bruder, der weit älter ist, bejahet, daß er seit dem fünften Jahre seines Alters die ersten Merkmale dieses Naturgeschenkes wahrgenommen und gegeben habe. Damals konnte er die tiefen und verborgenen Wasser in der Erde, von denen über derselben nicht unterscheiden. Oft befürchtete er, in Gegenden sich naß zu machen, wo doch nicht die geringste Spur einer Feuchtigkeit zu sehen war. Auch unmerksam fuhr er fort, seine wenige Urtheilskraft zu verbessern; indem er endlich den Unterschied des auf der Oberfläche des Erdreiches befindlichen Wassers, und desjenigen, was im Bauche der Erden fließet, kennen lernete, und auch dahin gelangte, daß er von dessen Tiefe urtheilen konnte. Bey allem dem hat er von diesem letzten Artikel nur unvollkommene Kenntnisse; dennoch aber ertheilet er ziemlich nahe kommende Anzeigen.
Wenn dieser kleine unterirdische Quellenseher seine Bemerkungen macht, so hat er seinen Hut herunter gedruckt, und hält die Augen gegen den Boden gewendet, den er mit Aufmerksamkeit ansiehet. Es scheinet, daß er sich mit keinem andern Objekt, was ihm etwa dazu dienen, oder Anweisung geben könnte, beschäftige. Wenn er unter währendem Gehen, Wasser in dem Innern der Erde siehet, so zeigt er die Größe an, folget dessen Lauf nach, und führet die bey sich habende, und ihm zusehende, bis an den Platz, der oftmals sehr entfernet lieget , wo die Quelle ihren Ursprung nimmt. Zuweilen ist er gezwungen, wegen der dazwischen stehenden Zäune, Gebäude, großen und dicht neben einander wachsenden Bäume, seinen Leitfaden, nämlich den Gang des Wassers, zu verlassen; hier macht er einen Umweg, und gelangt auf der andern Seite wieder dahin, wo das Wasser hinfiiesset. Wenn auch einige Wassergänge, die auf der Seite hinstreichen, oder sehr tief sind, sei-
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ner Bemerkung, entwischen, so verfolgt er sie bis zu ihrer Eröfnung, ohne durch einige Hinderniße aufgehalten zu werden: nicht einmal durch die kleinen Bäche, welche auf der Oberfläche der Erde über den Wassergängen, die er in dem Erdenbauche gewahr wird, und deren Lauf er mit seinen Schritten auszeichnet, hinlaufen.
Man hat indessen dennoch wahrgenommen, daß dazwischen kommende Verzäunungen von Holz, oder Bleyröhren ihn verhindern, etwas zu sehen. Allein die allerhärteste Erdrinde: die tiefsten Felsenbänke: das dichteste Steingemäuer: alle diese hindern seine Entdeckungen nicht im geringsten. Doch siehet er diejenigen Wasserquellen besser, welche unter bebauten Feldern und Weinbergen überzwerchs hinlaufen, als die unter Wiesen und unterm Gehölze streichen. Mehrere Personen haben zu verschiedenenmalen versuchen wollen, ihn in seinen Bemerkungen irre zu machen. Es war aber vergebens. Eines Tages vergrube man zwey Gefässe voll mit Wasser in die Erde: ein jedes eine Strecke vom andern. Der ungefähre Zufall verursachte, daß sie just nahe zu einer Quelle hingesetzt wurden. Jean Jaques schiene anfangs darüber verwundert zu seyn: er sahe lang dahin; endlich sagte er: er sehe Wasser, allein er sähe am nämlichen Platze einiges, welches fliessend wäre, und ein anders, das still stünde. Dieses druckte er mit einer sehr lebhaften Art durch sein Patois aus: n`en vesi que boulégo & d'autro que bouléguo pas.
Diese Nachricht mag eine angenehme Unterhaltung für Naturkündiger seyn. Seit der Zeit hat man auch so etwas aus dem Passauischen vernommen. Es ist aber weiter nichts mehr davon gehört worden. Wir glauben; so, wie ein jedes Jahrhundert neue Revolutionen unter den Völkern aufweiset, wodurch es sich von andern unterscheidet: so haben auch Künste und Wissenschaften ihre gewisse Erhebungsperiode , worinne einige ihre bestimmte Größe erreichen: und eben so ist es auch mit den Naturbegebenheiten, in Ansehung ihrer Kräfte, und deren zu erlangenden Einsicht beschaffen. Es muß auch etwas Neues vor die Nachkommenschaft aufbehalten werden. Nicht alles für uns.
v. Sch.
In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.