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II. Jahrgang, XLIV. Stück, den 28. Oktober 1772.

I. Künste.

Zur Bequemlichkeit des Lebens, zur Auszierung unsrer Zimmer', und zum annehmlichen Gebrauch des größten Theils unsrer nothwendigen Moeublen haben, wir itziger Zeit solche Mittel und Wege, als jemals die Griechen in ihrem prächtigen Lüstre gehabt haben mögen. Die Aufhelfung aller ihrer Künste und Wissenschaften, und die Erhebung der Künstler selbst, giengen nur dahin, um sich die damit vereinigten Vortheile, vor allen andern Völkern allein eigen zu machen. Hierinne gehen wir von ihnen ab: wir sehen es gerne, wenn unsre Nachbarn, ja alle Nationen, geschickte Köpfe aufzumuntern trachten: da indessen das nämliche auch bey uns geschiehet.

Unter den vielen Künsten, womit Griechenland vormals prangete, wollen wir ein, jederzeit nützliches, aber doch in gewisser Maaße schlecht geachtetes Handwerk anführen, welches erst in den neuesten Zeiten bey uns zu derjenigen Höhe gekommen, in der es in dem Zeitlauf der alten Griechen stunde. Wir meynen das Töpferhandwerk; dieses bey der ersten menschlichen Gesellschaft vermuthlich schon gebräuchliche Handwerk ist es, von dem wir unsern Lesern etwas sagen wollen. Hier gienge es auch, wie bey andern Sachen: nach der Nothdurft, folgte die Bequemlichkeit, und auf diese der Pracht. Dieses geschahe bey den Griechen. Aus der Geschichte des Alterthums wissen wir, daß die Etrusker, als griechische Abkömmlinge, Gefäße verfertigt haben, die wegen ihrer Schönheit in großem Rufe stunden. Ihre Neigung zu diesem Haußrathe war so groß, daß sie sogar begehrten, man sollte ihnen solche Geschirre mit in ihr Grab setzen. Dieses geschahe, aber nur bey den Reichen. Man findet noch itzo dergleichen etruskische Geschirre, die wirklich zur Bereiche-

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rung der Antiquitätenkabinetter dienen.

Der Herr Graf Hamilton ehemaliger bevollmächtigter königlich großbrittannischer Minister in Neapel hat dem Publikum eine Anzeige von seiner großen Sammlung dieser Geschirre gemacht, welche er während seinem langen Aufenthalte in Italien überkommen hatte. Desgleichen der verstorbene Graf Caylus, der beste Antiquarius in Frankreich, hat auch eine Anzahl etruskischer Gefäße, die entweder ihm eigen, oder doch in den reichsten Kabinetern zu Paris sind, bekannt machen lassen. Besonders ist diejenige starke Sammlung der regulirten Kanonikorum zu St. Genev betrachtungswürdig.

So sehr als man die Reinlichkeit und Schönheit der Formen an diesen Geschirren bewundert: eben so stark muß man die grobe und schlechte Mahlereyen tadeln, welche gewöhnlichermaßen entweder gelblicht oder roth auf einem schwarzen Grunde: oder aber schwarz auf einem rothen, oder gelben Grunde sind: dabey ist alles schlecht gezeichnet.

Die Masse von diesen Gefäßen ist sehr fein: sie besitzet eine große Gleichheit mit der chinäsischen braunen Erde. Die gemeine Erzählung in Italien ist: die erste Materie der etruskischen Erde wäre von den Gegeden von Nola in Campanien genommen worden, einer Stadt, die in der Kirchengeschichte wegen Erfindung der Glocken bekannt ist.

Die auf den Untergang des griechischen Reiches, und nachgehends der Römer, erfolgte Revolution in den Künsten, traf auch schier gänzlich das Töpferhandwerk: doch siehet man noch im Toskanischen und Neapoltanischen die allergemeinsten Geschirre bey nahe nach der Art der ehemaligen etruskischen, gebildet.

Gegen das 15te Jahrhundert fienge das Hafner- oder Töpferhandwerk an, sich zu verfeinern. In der kleinen Stadt Faenza in Italien verfertigte man Gefäße, die emaillirt, und schön gemahlt wurden: und diese neue Kunsterzeugnisse nennte man nach - ihrem Erfindungsortc Fayanze. Kaum aber war diese Art von Kunstgefäßen erfunden, so sahe man bereits Meisterstücke hiervon. Der größte Meister in der Mahlerey Raphael Sanzio aus Urbin, mahlte in seiner Jugend dergleichen Geschirre: von dessen Hand man noch über 250 Stücke in der Apotheke des Pilgramspitals zu Loretto siehet. Diese Gefäße sind aus der Galierie des letztern Herzogs von Urbino, welchen die Päbste geerbet hatten. Man bewundert die Schönheit der damaligen Fajanzarbeiten, und beklaget ihren Verlust in Italien, wenn man die itzo darinne verfertigten Geschirre dagegen betrachtet. Die Einwohner um Faenza herum, schätzen die alten Gefäße

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so hoch, daß sie ihre Zimmer damit zieren.

Diese Art von Pracht hat uns noch mehr Anleitung gegeben, aus neue Arten zu gedenken, sowohl, um die leeren Plätze in einem Zimmer damit zu besetzen, als auch eine gute Simetrie dadurch zu befördern. Und das ist dasjenige Geschäfte, welches heutiges Tages so viele Personen unterhält, und nachsinnend machet, um eine nützliche Anwendung, und einen bäldesten Verschleiß dieser Waare ausfindig zu machen. Die Italiäner wurden gar bald von andern europäischen Nationen in Verfertigung dieser Kunstgefäße nachgeahmet, ja gar übertroffen. Zu Nevers, Ronen, Marseille, Straßburg, Neuweiler, desgleichen in Holland und in Deutschland als zu Cölln, Bareuth, Braunschweig, Hanau, Memmingen, Ludwigsburg, Hollitsch, und noch in mehrern Oertern entstunden nach und nach Fayanzfabriken, welche alle berühmt wurden, und welche aller italiänischen Arbeit, sowohl der alten als der neuern, gleich kommen, ja sie in verschiedenen Stücken noch übertreffen. Itziger Zeit siehet man selbst zu Faenza nichts mehr, als gemeines Gut arbeiten. Alles vorherige Schöne haben sie beynahe ganz vergessen.

Unsrer erbländischen Fayanzfabrik zu Hollitsch in Ungarn in dem Neutrer Komitate müssen wir das Zeugniß geben, daß es daselbst weder an geschickten Arbeitern, Erfindung allerley Formen und Figuren: noch an guter Erde, schöner weißer Emaille, und übrigen Farben fehle. Die Zeichnung ist so schön, richtig, und fleißig gearbeitet, desgleichen das Auftragen der Farben, als es beym feinen Gut, nämlich beym Porcelan, immer angetroffen wird. Wegen aller dieser Vorzüge findet diese Fabrike starken Abgang: hierzu kömmt noch der wohlfeile Preiß. Man siehet von den meisten dieser Kunsterzeugnisse eine Niederlage auf der Laimgrube ohnfern der Mariahülferkirche, welche gar oft von Fremden besuchet, und wegen der daselbst befindlichen Kunstsachen bewundert wird. Nun da die Mode auch diese Waare beständig fort trift, so ist kein Mangel am Absatz, und sie ist nebst dem Porcelan kein geringer Zweig der Handlung.

v. W.

II. Fortsetzung des Gellertischen Urtheils über die meisten Werke der Gelehrten itziger Zeit.

Von den schönen Wissenschaften.

Klaßische Schriftsteller unter den Alten: Plato, Aristoteles, Homerus, Sophocles, Euripedes, von Steinbühler übersetzt.

Biblioteca Graeca: vortreflich, sind 14. Bände in 4to.

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Unter den Neuern.

Hederichs Lexicon: eines der besten.

Cellarius: ist itzt der brauchbarste.

Nolten: zu seinem Lexicon machte Mosheim eine Vorrede.

Kirsch Lexicon: nicht gut.

Faber: sein Thesaurus ist vortreflich.

Geßner: dessen Thesaurus ist besonders vorzüglich.

Harles in Erlangen schrieb eine gute historiam latinae linguae.

Fabricius: seine lateinische Bibel ist gut.

Müller: Anleitung ist ohne Wahl und Geschmack durcheinander übersetzt, und dichtet schlecht: starb kürzlich zu Dresden.

Hamberger: Professor zu Göttingen, ist gut.

Le Moine d'original von 1749. in Paris. Dieser hat die dunkeln Jahrhunderte mit Zuverläßigkeit, Verstand, Wahl und Geschmack geschrieben.

Goguet de l'origine de Ia science, ist alt. Der Autor war ein Parlamentsrath, schrieb mit großer Einsicht: ist von Hamberger übersetzt.

Clericus: Gut: aber in seinen Urtheilen nicht allezeit der sicherste.

Home's: Uebersetzer ist Mainhard. Gut.

Rollin starb 1741 : dessen Vater ein Messerschmid : er sollte es auch werden. Seine Maniere d'enseigner & d'etudier les belles lettres muß nicht einmal gelesen werden. Sonst ist er auch dem Fleury weit vorzuziehen, welcher nicht so allgemein ist, wie Rollin. Seine Anmerkungen bey der Kirchengeschichte sind gut.

Gottscheds Sprachlehre ist brauchbar. Bassedows Auszug ist besser.

Schottel ist zu alt.

Rödicker: dieser folget gleich auf Gottscheden in Betracht seiner Anweisung zur Sprache.

Popowitsch: ein sehr gelehrter Mann, dessen Sprachlehre mit erstaunender Kenntniß geschrieben.

Frisch: Deutsches Wörterbuch ist das Beste in seiner Art.

Freyers Anleitung zur deutschen Sprache ist gut.

Wolfens (Joh. Christ.) Unterricht der Rechtschreibung der deutschen Sprache ist besser.

Morhof wird nicht viel gelesen: etwas brauchbar. Reflexions sur le Style Epistolaire & modeles des lettres françoises: sehr gut.

v. S.

III. Landwirthschaft.

Weil auch viele unter unsern Lesern Liebhaber von der Landwirthschaft, und von Gärten sind: und wir ihnen zu gefallen bereits manches dahin einschlagendes Stück in die Anzeigen gesetzt: so wollen wir in diesem Fache zuweilen noch fortfahren, und itzo von Vertilgung

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der so schädlichen Ameisen, ein untrügliches Mittel angeben, welches an vielen Plätzen ist gut befunden worden. Dieses den Gärten und Feldern recht schädliche Ungeziefer kann auf folgende Art ausgerottet werden: man siebt über ihre Haufen oder Hügel, die sie auszuwerfen pflegen. und ihnen zur Wohnung dienen, ein wenig Ofenruß: oder vermischt die Erde dieser Haufen damit, wovon sie augenblicklich sterben: wenigstens dadurch vertrieben werden. Dieser Ofenruß ist auch wider manch anderes Ungeziefer dienlich, und weil er zugleich, wenn er im Frühjahr auf die Aecker, oder auf Gartenbetter gebracht wird, einen treflichen Dung abgiebet; besonders aber auf kaltem Boden: so kann er auf solche Art gedoppelten Nutzen einbringen. Selbst die auf einem solchen gedüngten Boden wachsende Kräuter unterscheiden sich am Geschmack, und an der Güte in Betreff der Gesundheit. Weil die im Ofenruß befindlichen ölichten Theile alle aus dem Kräuterreiche ihren Anfang nehmen, also können sie zur Vermehrung dieses Reiches auch das Ihrige wieder hergeben.

Wir därfen versichern, daß das Wachsthum der Bäume sehr befördert wird, wenn Ofenruß und Asche ihnen an den Fuß ihres Stammes ringsherum im Frühjahre gegeben werden: wobey nur dieses in Acht genommen werden muß, daß sie bis zur völligen Auflösung des darinne steckenden Salzes fleißig mit Regenwasser begossen werden; damit ihnen die im Ofenruße und in der Asche liegenden hitzigen Theile keinen Schaden zufügen können. Auch hier werden die, sonst auf den Bäumen sehr fleißig, auf und absteigende Ameisen abgehalten, und, davon gänzlich vertrieben.

v. K.

* * *

Mit Freuden rücken wir hier eine Nachricht ein, die uns ein eifriger Liebhaber der Landwirthschaft aus Oberungarn eingeschicket hat. Sie zeiget von den guten Folgen welche angebaute Futterkräuter für die Viehzucht haben. Hier ist sie:

Hiemit habe ich das Vergnügen, Ihnen von dem Anbaue, gutem Fortgange, und nahmhaften Gedeihen, des unter dem Namen der Lucern berühmten Futterkrauts, aus unsern Gegenden, eine ausführliche Beschreibung, mit desto größerer Freude einzuschicken, je größere Vortheile ich, bis itzo schon, aus dessen, obgleich schon spät vollzogenem Anbau überkommen. Ich wohne in einer kalten Gegend, und die stäts mit Schnee bedeckten karpatischen Gebürge in meiner Nachbarschaft, hatten jedermann zweifelnd gemacht, daß ich in meinem Vornehmen reusiren sollte: Allein aufgemuntert von einer hiesigen ökonomischen Gesellschaft, und durch anderweite Beyspiele des Fleißes aufgefordert, wodurch die unfruchtbarsten Haiden, in die schönste Futterländer verwandelt

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werden, gab ich mir Mühe den Saamen von Wien zu erhalten, und an einem, nahe an meinem hiesigen Mayerhofe gelegenen verwüsteten, auch ziemlich magern Stück Landes, auf nachstehende Art und Weise, die Probe zu machen. Ich hatte diese Gegend, welche durch die hin und her darinn befindlich gewesene sumpfigte Oerter völlig unbrauchbar geworden, durch einen Graben, den ich ringsumher ziehen lassen, von dieser Feuchtigkeit befreyet, und völlig trocken gemacht: sodann den vorigen Herbst den Wasen umreissen, und mit selbigem, wiewohl mit vieler Mühe und Unkosten das völlige Land, mit einem, zween Schuhe breiten, und sechs Schuhe hohen Damm, einfassen lassen, um desto zeitlicher im Frühling mit diesem Anbau den Anfang machen zu können. Da ich aber wegen der schlechten Witterung, und anhaltenden Kälte daran verhindert worden, so konnte auch das zweyte Umackern nicht ehender als erst im Anfang Aprilis vorgenommen werden: gegen die Mitte besagten Monats, ließ ich dieses Feld nochmalen, und zum drittenmal umackern, und alsdann auf das möglichste von allem Wecken und Unkraut säubern. Den Anbau selbst hingegen war ich bemüßiget, wegen der großen Schollen, die zuvor zerschlagen werden mußten, bis in Monat May zu verchieben.

Wie nun dieses Stück Feld, auf die beschriebene Art zuvor behandelt, und zubereitet gewesen: so habe ich den 14ten May, nachdem zuvor noch dieser Acker mit einer Egge überfahren worden, den Saamen ziemlich dünn aussäen, alsdann aber mit einer über Quer gelegten Egge neuerdings überfahren lassen. Die eingefallene Dürre hatte verursacht, daß der Saamen etwas später, als ich verhofte, ausgegangen; unterdessen sahe ich, in Zeit von 4. Wochen, mein vorhin wüst gelegenes Feld in die schönste Aue verwandelt, und die darauf erfolgten Regen begünstigten das Fortkommen so sehr, daß die Pflanzen gegen Ende Juny schon sechs Zoll: in der Mitte aber des Monats July über einen Schuh hoch gestanden. Ich theilte daher dieses Feld: und die Ordnung, die ich bey der täglichen Abmähung meinen Leuten vorgeschrieben, machte, daß bis in die Mitte Oktobris noch, da ich dieses schreibe, fünfzig Stück Kühe mit diesem grünen Futter versorget und unterhalten werden. Es ist nämlich dieses Stück Landes so groß, daß bis die völlige Abmähung desselben geschehen, dieser Klee dort wo man das Abmähen angefangen, schon wieder einen Schuh hoch, und viel dicker, auch reicher an Blättern als anfangs gestanden. Was nun das nahmhafte Gedeihen, welches ich bey Verfütterung dieses Futterkrauts wahrgenommen habe, anbetrift; so kann ich mich vor andern, nicht nur des vollkommensten, und gesundesten Viehes rühmen;

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sondern (welches hier bey uns ein recht seltsames Exempel ist, und deswegen auch mit vieler Verwunderung aufgenommen wird,) von meinem Mayerhofe, wurden mir die von jedem Stück Viehes hier ausgesetzten 20. Halben Butter vor der gewöhnlichen Zeit abgetragen; gleich, wie ich nun diesen so glücklich ausgefallenen Effekt einzig und allein diesem Futterkraute zuschreibe, so habe ich auch, nicht allein, den gewünschten Beyfall von jedem erhalten, sondern es wurden durch diese Probe, viele andere mehr aufgemuntert, den Lucern Saamen sich anzuschaffen, um durch dessen Anbau, ihr Vieh, welches wegen der, hiesiger Orten, sehr mager und wüsten Haiden, halb hungerig nach Haus getrieben wird, in einen bessern, und eben so vollkommnen Stand zu versetzen. Wegen vorgemeldter Verzögerung des Anbaues, konnte ich vor Heuer zu keinem Saamen kommen. Im übrigen gebrauchte ich, 10 Maaß, auf diesen zwey Presburger Metzen ohngefähr erfordernden Acker.

J. B. v. J.

IV. Vermischte Nachrichten.

Von der kleinen Post.

In dem Xten Stücke des itzigen Jahrganges auf der 73. Seite haben wir unsern Lesern, die allerhöchste Verordnung mitgetheilet, kraft welcher die kleine Post bey der kaiserlichen königlichen Residenzstadt eingeführet worden; sodann lieferten wir in dem XVten Stücke, auf der 118. Seite einen kurzen Auszug aus dem Entwürfe, welchen die Herren Unternehmer, wegen ihrer Verfassung, bekannt gemacht hatten. Dermalen fügen wir eine Nachricht hier an, die uns von der Administration dieser kais. königl. privilegirten kleinen Briefpost mit dem Ersuchen zugeschickt worden, sie in unsere Blätter eindrucken zu lassen. Hier ist sie von Wort zu Wort.

Die Administration der kais. kön. privilegirten kleinen Briefpost allhier hat sich bis anhero äußerst angelegen seyn lassen, durch richtige Bestellung der aufgegebenen Briefe das Vertrauen des Publikums zu verdienen, dennoch aber nicht verhindern können, daß, besonders wegen all zu später Bestellung der Briefe, verschiedene Klagen eingelaufen sind. Es ist dieses eine natürliche Folge neuer Unternehmungen, zu welchen man Leute gebrauchen muß, von deren Eifer und Geschicklichkeit man noch nicht die Gelegenheit gehabt hat, versichert zu seyn; dahero sich dann Fehler ereignen, welche man erst in der Folge der Zeit verbessern kann. Auf diese nothwendige Verbesserung hat dermalen die Administration ihre ganze Aufmerksamkeit gerichtet, und ist wirklich mit Veränderung sowohl einiger Unter- und

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resp. Filialämter zu besserer Bequemlichkeit des Publikums, als auch des Dienstpersonalis beschäftiget. Die richtigste und schleunigste Beförderung der aufgegebenen Briefe ist die Amstpflicht eines jeden wohl eingerichteten Postwesens: diese zu erfüllen, und die Briefträger mit grössserm Nachdruck zu ihrer Schuldigkeit anhalten zu können, hat man von Seiten, der Administration die Vorsehung gemacht, daß fürohin in dem Oberamte bey jedesmaliger Expedition der Tag und die Stunde auf den Briefen bemerkt werden wird, wenn solche den Briefträgern zur gehörigen Bestellung abgegeben worden: diesen lieget sodann bey Strafe der Kassation die Schuldigkeit ob, die Briefe innerhalb der Stadt längstens in einer Zeit von anderthalb Stunden: jene in den Vorstädten bis an die Linien in 2. Stunden: und in den Stationsörtern außerhalb den Linien in 4. Stunden, an die gehörige Oerter abzugeben.

Sollte nun jemand einen Brief später, als in diesen ausgesetzten Zeitfristen erhalten: so wird derselbe anmit gebetten, solches mittelst Vorzeigung des Briefkouverts, um aus solchem den schuldigen Briefträger erkennen zu können, dem Oberamt alsogleich anzuzeigen.

Gleichwie man nun von Seiten der Administration die äußersten Kräfte anwendet , damit das Publikum durch dieses, lediglich zu dessen Bequemlichkeit, errichtete Postwesen, mit aller nur möglichen Genauigkeit bedienet werden möge: also ersuchet man dasselbe zugleich, sich durch die ungegründete Reden übelgesinnter Personen, deren Zahl durch die vorzunehmen nöthig befundene Reduktion des überflüßigen Dienstpersonalis sich leichtlich vermehren dörfte, nicht irre, noch, von dem in dieses gemeinnützige Postwesen bishero gesetzten Vertrauen, abwendig machen zu lassen. Es ermangeln der zu Unterstützung dieses Unternehmens verbundenen Gesellschaft keinerdings die Kräfte, dieses Werk bey einer wohlgeordneten Wirtschaft noch länger, hin zur Zufriedenheit des Publikums fortzuführen; indessen fernere Wohlgewogenheit und Vertrauen man diese kais. königl. privilegirte kleine Briefpost anmit bestens, empfiehlet. Wien den 15ten Oktob. 1772.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 05 Apr 2011, AgostonBernad
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