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II. Jahrgang, XXIII. Stück, den 3. Juni 1772.

I. Gelehrte Nachrichten

aus Böhmen.

Einige für die Wissenschaften patriotisch gesinnte Männer haben es über sich genommen, die Bildnisse der Gelehrten, Künstler und anderer um die Gelehrsamkeit verdienten Männer, die entweder in Böhmen gebohren worden, oder sich wenigstens daselbst aufhielten, so viel deren aufzubringen seyn werden, auf ihre Kosten in Kupferstechen: und nebst einer kurzen Beschreibung der Verdienste, die sich jeder dieser Männer um die Wissenschaften erworben, abdrucken zu lassen. Sie haben bereits eine beträchtliche Anzahle böhmischer Gelehrten, die theils vormals schon in Kupfer gestochen, theils auch in Gemählden, oder Handzeichnungen aufbehalten worden, zusammen gebracht, und zeichnen lassen, und das Verzeichniß dieser Bildnisse in einem besondern gedruckten Blatte dem Publikum mitgetheilet.

Bey diesen löblichen Absichten fordern die Herren Unternehmer ihre Landesleute, insbesondere aber die Vorsteher der Klöster und Gemeinden auf, diese zur Ehre ihres Vaterlandes abzielende Arbeit, nach dem Beyspiele der Väter der Gesellschaft Jesu (welche das Ihrige zu diesem Vorhaben beyzutragen, sich gütig anerbothen haben) zu fördern und durch Beyträge zu unterstützen. Die Herausgeber nehmen keinen Anstand, nach Erfordern, die Namen derjenigen bekannt zu machen, welche Zeichnungen, Gemählde, oder Beyträge zur Geschichte solcher Gelehrten mittheilen: auch die Kosten auf die Abzeichnung der Gemählde in entfernten Gegenden von Böhmen zu ersetzen.

Indessen werden sie mit der Ausgabe ihrer bereits vorräthigen Bildnisse mit der Hälfte Julii den Anfang machen. Von diesen Kupferstichen, die allein Großoktav sauber gestochen werden, sollen zu Ende eines jeden Mo-

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nats 4. Stücke, und zu jedem Bildniß ein einzelnes Oktavblatt mit dem kurzen Innhalt des Lebens, und der Werke des Gelehrten in deutsch- und lateinischer Sprache ausgegeben werden. Pränumeration wird nicht angenommen; hingegen stehet es jedermann frey, bis den 20sten Julius auf die Abnahme bey Hrn. Wolfgang Gerle, Buchhändler auf der Altstadt in Prag zu subscribiren, wobey man sich diesen Vortheil verschafft, daß jedes Bildniß sammt der Lebensbeschreibung für 12 kr. verabfolget wird. Diejenigen, welche nicht unterzeichnet haben, bekommen das Stück einzeln, oder zusammen nicht anders, als für 15 kr. Bey Unterschreibung des Namens können die Subscribenten äussern, ob sie die Lebensbeschreibungen in deutscher, oder lateinischer Sprache verlangen, um sich hiernach mit dem Abdruck richten zu können: sie haben ferner noch den Vortheil, daß mit Ende eines jeden Jahrganges ihnen ein Titelkupfer, und eine Vorrede gratis ausgetheilet wird.

Auf dieses Werk wird Subscription angenommen

in Berlin, beym Buchhändler Hrn. Himburg.

in Dresden, beym Hofbuchhändler, und Kommerzienrath Hrn. Walther.

in Wien, bey Hrn. Gräffer und von Ghelen.

in Presburg, bey Hrn.Löw.

in Regensburg, bey den baaderischen Erben.

in Leipzig, bey Hrn. Weidemanns Erben und Reich.

Alle diese können, wegen darauf kommenden Unkosten, dieses Werk nicht für den oben ausgesetzten Preiß liefern. Den andern Herren Buchhändlern und Liebhabern wird für 10 Subscribenten ein ganzes, und für 5 ein halbes Exemplar gratis verabfolget; wo sie sich denn an obgemeldten Buchhändler Hrn. Wolfgang Gerle zu wenden, und die geschwindeste Beförderung, als auch ungehinderte Fortsetzung zu versprechen haben.

D.

II. Erziehungsanstalten.

Glückliche Zeiten, in welchen die Liebe des Nächsten besonders für die Armen wachet: und nur gebrechliche, abgelebte und Kinder in ihren Schooß aufnimmt. Unter die vielen preißwürdigsten Anstalten, welche unter der glorreichen Regierung der besten Kaiserinn Maria Theresia sind glücklich ausgeführet worden, gehöret auch die Erbauung des hiesigen schon weit berühmten Waisenhauses unsrer lieben Frau am Rennwege.

Denjenigen Lesern zu gefallen, die noch keinen ganzen Begrif von diesem merkwürdigen Gebäude, seiner Einrichtung und dem daraus fliessenden Nutzen haben, wollen wir hiemit einige Nachricht mittheilen. Sein Ursprung ist dieser:

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Im Jahre 1742. hat Hr. Michael von Khienmayr aus einer andern heiligen Absicht diesen ganzen Grund sammt dem Acker gekaufet. Nach Veränderung der Umstände wurde hernach gegen der Landstraße eine reiche Zeugfabrike angeleget. Eben damals, hatten die armen Waisen in Wien keinen andern Ort zu ihrer Verpflegung, als das Arbeitshaus in der Leopoldstadt. Sie bewegten jedermann zum Mitleiden, insonderheit, daß den Armen ohnehin sehr geneigte Gemüth des vorgemeldten Hrn. von Khienmayr. Es wurde dahero ein Häusgen gegen den Rennweg dazu gekaufet, und 20 Kinder aus dem Arbeitshause hinein gebracht. 1743. hat Herr Michael von Khienmayr mit Beywirkung des Hrn. Weihbischoffen Franz Anton von Marxer das erste Gebäude zu bauen anbefohlen: dieses wurde in zweyen Jahren vollendet. Weil es nun bey 40000 Gulden gekostet, so hat auch die Allmosenkasse etwas beygetragen: desgleichen andere Gutthäter.

Ihre k. k. apost. Majestät Maria Theresia hatten bey Besichtigung dieses Hauses im Jahre 1745 ein solches Wohlgefallen, daß sie zur Verpflegung der Kinder und anderer Armen das Schloß Eberstorf an der Donau geschenkt: wohin auch im nachfolgenden Jahre arme Mägdlein nebst andern Armen gebracht wurden; wie denn auch itzo etliche hundert Arme daselbst unermüdet versorget, verpfleget und erhalten werden.

1759. Wurde das zweyte Gebäude gegen St. Marx von Hr. von Khienmayr angefangen, und im nachfolgenden Jahre geendiget.

1762. hatte sich die Zahl der Kinder von 308 auf 448 vergrößert. Der Platz wurde überall zu eng. Die angestammte Milde unsrer Durchlauchtigsten Landesmutter aber liesse den ganzen Grund, sammt allen Gebäuden dem ofterwähnten Hrn. von Khienmayr abkaufen, und durch einen förmlichen Stiftungsbrief diesem Waisenhause einverleiben.

v. P.

III. Landwirthschaft.

Fortsetzung von den Pflanzen, die zur Anbauung künstlicher Wiesen gebrauchet werden.

Der sogenannte Faronche wächst in den südlichen Provinzen in Frankreich. Sein Stengel gehet gerade in die Höhe; er wird im Garten bis anderthalb Schuh hoch, und ist etwas haaricht. Drey Blätter stehen auf einem Stiele. Die Blumdecke ist mit Rippen durchzogen: ihre Gestalt ist wie eine Glocke; sie ist haaricht. Die Farbe der Blume ist ein dunkler Purpur mit einem Glanze. Sie ist lang und schmal. Sie schließt eine Frucht mit einem einzigen, einem Ey gleichenden, doch aber einer Niere ähnlichen Saamen ein.

Die französischen an die ökonomische Gesellschaft zu Bern eingelangten Berichte rühmen diesen Klee, als ein

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gutes Futter. Der Herr von Haller glaubt, diese Pflanze werde, da sie nur ein Jahr lebt, die Unkosten nicht bezahlen. In Frankreich ist aber der Arbeitslohn weit niedriger als in der Schweitz.

Man säet diesen Faronche um Michaelis. Die junge Pflanze dauert den Winter aus. Sie wächst im Frühlinge so geschwind, daß man sie daselbst mähet. Alle Arten von Vieh lieben dieses Kraut. Es giebt den Pferden, welche es grün fressen, so gute Kräfte als der Haber. Nur trinken sie darauf sehr wenig.

Der weisse Klee ist auch eine vortrefiiche Pflanze für trockne Wiesen. Indessen übergehet ihn der Herr Verfasser, so wie die staudenartigen Cytisos (Eisenholz), unter denen verschiedene Schriftsteller den wahren Cytisus der Alten suchen, mit Stillschweigen.

Noch ist eine Klasse der Pflanzen mit Erbsenblüthen übrig, welche gepaarte Blätter haben. Unter diesen verdienet billig den Vorzug:

Esparcette Hist. Lugd. p. 489. Breßl. Saml. 1758. diese Benennung ist besser als Sainfoin, da dieser Name oft auch der Luzerne gegeben wird.

Sie wächst auf den meisten Alpen, auf den härtesten und ganz nackten Felsen. Man findet sie auch auf niedrigen Hügeln. Die Wurzel ist sehr lang, dauerhaft, und dringet durch die Ritzen der Felsen tief in die Erde hinunter. Die Stengel sind aufrecht, fest, ästig, Schuh - und Ellenhoch. Die Blätter sind gepaart, von acht bis zehen paaren. Die Blumenarten sitzen auf den obersten Aesten, und ragen über die Blätter empor. Die Blume ist sehr schön, fleischfarb mit scharlachenen Adern, die bald heller, bald blasser sind. Die Frucht ist zusammengedrückt, oval, mit einer stachlichten Rinde gänzlich überzogen, und enthält einen einzelnen nierenförmigen Saamen.

Der Hr. Verfasser sagt: alles berechnet, scheinet sie mir vor allen zur Fütterung des Viehes bestimmten Pflanzen den Vorzug zu verdienen: so 'wie sie auch eine der ältesten ist, die von der Hand der Menschen ist angebaut worden. Sie verträget jede Art von Boden. Sie ist minder zart, als die Luzerne, und dauert deswegen auch länger; ihr Saamen kommt leichter zur Reife. Sie wird auch an die Stelle schlechter Weinberge gesetzt. Sie läßt sich aber nicht leicht zu Heu trocknen, und es erfordert nicht geringe Sorgfalt, daß sie nicht durch allzu starkes Dörren ihre Blätter verliere, auch muß sie niemals in die Scheuer geführt werden, ohne mit Stroh vermischt zu seyn. Sie ist allerdings zum frischen Futter dienlicher. Ihr Anbau ist leicht. Sie wird im Herbste mit Gerste ausgesäet. Die Gerste giebt drey Erndten, zwo an grünem Futter, und eine am Korn: und das zweyte Jahr konnte ich die Esparcette abmähen lassen. Sie muß sorgfältig vom Unkraut gereinigt werden, bedarf aber keine Düngung. Man muß sie dicht säen. Sie muß abgemalt werden, wenn sie noch blü-

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het. Tull zählt sie unter die besten Futterkräuter.

Diese Pflanze bringt der Herr von Linnee zum Hedysarum. Sie scheinet aber wegen ihrer längern Blumenflügel, und mehreren Gelenken seiner Schoten davon sehr verschieden zu seyn. Aus diesem Geschlechte ist eine Art neulich zum Anbauen angerathen worden.

Hedysarum caule erecto ramaoso, foliis pinnatis ovtis, siliquis pendulis levissimis hist. stirp. helv. n. 3 9 5.

Hedysarum saxatile siliqua levi floribus purpureis, inodorum, Aman. plant. Ruthen. n. 152.

Die Wurzel ist sehr groß und holzern; der Stengel ästig und aufrecht, ja der ganze Bau hat viel ähnliches mit der Esparcette. Der Hr. Verfasser glaubt aber nicht, daß jemals Versuche damit seyen gemacht worden. Diese Pflanze wächst sonst häufig auf den hohen und niedrigen Alpen.

In dem Königreiche Neapolis wird eine andere Art von Hedysarum gebaut, die unter die Blumengewächse gezählt, und in den Gärten gepflanzet wird.

Hedysarum clypetum, flore suaviter rubente. Hort. Aichstaett. aest. n. 13. t. 2. f. 1.

Hedysorum Rivin. 98.

Italiänisch Sulla.

Diese prächtige Pflanze wird in unsern Görten bis 3 Schuh hoch. In dem gemäßigten Kalabrien treibt sie noch weit höher. Die Wurzel ist daselbst dauerhaft: hier aber dauert sie nicht lange.

Der Stengel ist hart, ästig, aufrecht, und hat ausgebreitete Aeste. Die Blätter sind von 4 Paaren, und ein unbepaartes schließt den Zweig. Sie sind dick, ohne Zähne, und wie mit Seide überzogen. Der Blumenstiel trägt eine dichte und aufgerichte Traube von Blumen. Die Blume ist besonders schon: derjenige Theil, der davon aus der Blumdecke hervorragt, hat eine hohe Purpurfarbe, die Saamen sind rund, und an dem einen Ende etwas eingeschnitten.

Diese Pflanze erfordert einen kreidichten und zähen Boden. Der Saamen wird nach der Erndte unter die Stoppeln ausgesäet: darauf werden diese Stoppeln angezündet. Im Wintermonat bricht der Saamen herfür. Den folgenden Frühling stehet eine Wiese von fünf Schuh hohen Pflanzen da. Im Brachmonat wird die Sulla abgemäht. Im Herbst wird der Acker umgepflüget, und mit Korn angesäet. Nach der Erndte werden die Stoppeln wieder angezündet; und dann kommt die Sulla von sich selbst herfür. Und so liefert der Acker ganze 40 Jahre hintereinander ohne Aufhören wechselsweise eine Erndte von Waitzen und Sulla : so daß es ohnmöglich ist, einen größern Ertrag eines Ackers zu erwarten. Ob aber diese unter einem warmen Himmelsstriche wohnende Pflantze auch bey uns so fortkömmt, und den Anbau belohnet, ist nicht wohl zu hoffen.

Das genügsame bekannte Geschlecht der Wicken, übergeht der Herr Verfasser. Die Vicia Sylvatica piso similis lässet sich leicht bauen, und ist aller-

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dings höher und zärter als die gemeine Pferdewicke. Doch haben sie diesen Fehler, daß fast alle ihre Saamen, von Würmern durchfressen werden.

Nicht wenig ist zu erwarten von der Copronilla caule anguIato, brachiato, foliis vigenis, aristatis, floribus umbellatis. Hist. stirp. helv. n. 387.

Sanfoin commun. Pluche speos. de Ia natur. III. p. 29.

Diese angenehme Pflanze wächst in der Schweitz durchgehends auf den Feldern, obschon nicht um Bern herum; sowohl in sandichten als thonigtem Grunde. Im Garten bekömmt sie ein weit besseres Ansehen, sie wird größer, und ihre Aeste breiten sich auseinander, so daß, wie der Hr. V. sagt, an ihrer Fruchtbarkeil nicht zu zweifeln seye, wenn sie angebaut würde. Müller spricht, man säe sie in England, ob man gleich sonst nirgends davon lieset. Die Versuche selbst sind dem Hrn. V. mißlungen, weil in den langen und schmalen Schoten die Saamen allzuschwerlich zur Reife kommen.

Der angenehme Kranz ihrer Blume ist kenntlich genug. Ihre Fahne ist purpurfarb, und gestreift, die Flügel sind fteischfarb, die Blumen machen, da ihre Stiele gegeneinander zugekehret sind, einen Kranz aus.

Hr. Baptista Bohadsch hat in einer besondern Abhandlung, den Anbau des Schotendorns (Pseudo – Acacia Rivinit 83.) zum Futter für das Vieh empfohlen. Dieser Baum, den der Hr. von Linnee Robinia heisset, wird hin und wider an den Häusern und Strassen, wegen seiner Schönheit, der Nutzbarkeit seines Holzes, und dem angenehmen Gerüche seiner Blumen gepflanzt; er verträgt auch unsere Luft. Die Abschneidung der Blätter nach der Meinung des Bohadsch widerräth der Hr. V. weil sie zu viele Zeit erfordere. Und wollte man ja Baumblätter zum Füttern gebrauchen, so würden die Esche und andere geschwind aufwachsende Bäume uns hierzu dienen können, welches auch im Amte Aelen geschehen, da daß Graß durch den heissen Sommer äußerst selten geworden ist, daß man die Pferde und anderes Vieh mit Laub gefüttert hat.

Die Schweden erheben den gelben Lathyrus, weil er die Nässe wohl verträget. Andere loben den Cicer vulgare serratis foliis. Das Süßholz.

Will man ja aus der Klasse der Erbsenblüthen mit gepaarten Blättern einige anpflanzen: so rathet der Hr. V. den Orobumcaule ramoso erecto foliis ovato lancatis. hist. stirp. Helv. n. 419. Keine Abzeichnung ist noch nicht vorhanden.

Er wächst durchgehends in den niedrigen Gebirgen der Alpen.

Unter den Pflanzen dieser Klasse in der Schweiz erhält dieser Orobus die größte Höhe, und verspricht viel Futter, ist auch dem Viehe, da er nicht hart ist, angenehm. Der Stengel ist zwey und mehr Elen hock, ästig, eckigt, und gehet vollkommen gerad in die Höhe, welche gute Eigenschaft sehr wenige Futterkräuter außer den

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Gräsern, besitzen. Die Blätter sind paarweiß von 5 Paaren, ohne ein ungepaartes Blatt, glatt, oval und zugespitzt. Aus allen Winkeln der Blatter erheben sich 9 Zoll lange Stiele, die eine weitläufige Aehre von ungefehr 10 nieder hangenden blaßigel-ben Blumen tragen. Die Schote ist lang, zusammen gedruckt, und mit vielem Saamen angefüllt.

Man kann sich auch etwas versprechen von der Coronilla montana Rivin. t. 99.

Der Galega ebendaselbst t. 72.

Dem Astragalus caule erecto ramosissimo, soliis ellipticis hirsutis, siliquis vesicariis, hist. stirp. Helv. n. 411.

Der Astragaloides elatior erecta. Amman. Ruthen. p. 148.

Dem Astragalus vesicarius oder Glaux Riv. t. 108.

Die Landwirthe wären zu loben, die Versuche über diese Kräuter anstellten. Doch sind wenige und einträgliche allezeit vorzuziehen. Denn wer ein Landgut bauet, (des Hrn. V. Worte) weiß am besten, wie kurz die Zeit ist, und wie schwer es ist, für alle nothwendige Arbeiten die Tage zu finden.

Außer diesen Kräutern giebt es noch zwey andere Kräuter, die wirklich angebaut werden. Die erste wird in Flandern häufig angepflanzt, weil sie sandigen Boden verträget. Diese ist

Alsine foliis linearibus verticillatis, seminibus rotundis. hsit. stirp. Helv. n. 873.

Spergula Dodon. cereal p. 179. Und Du Hamel t. VI. p. 150. 151. t. 1. welches auch ihr gewöhnlicher Name ist.

Sie hat einen niedrigen Stengel: viele Blätter entspringen aus dem Kreise des Stengels; ihre Blumen sind weiß und fünfblätterich.

Sie wird frisch verfüttert, und schmeckt dem Viehe recht wohl. Auch in sandigten Gegenden von Deutschland fängt man an, sie stark zu bauen. Gunner läugnet, daß sie den Ochsen angenehm seye.

Die andere Pflanze, die seit wenigen Jahren in England durch einen Saamenhändler Namens Rocques ist berühmt worden, ist die Bibernelle. Die Engländer suchten eine Pflanze, die auch frisches Futter im Winter liefern könnte. Auch der Hr. Verf. ist hierüber befragt worden. Dann in England läßt man die Schaafe den ganzen Winter unterm freyen Himmel weiden, weil daselbst die Winter sehr gelinde sind, und die Schaafe sich allerdings mit den Blättern der Bibernelle den Winter durch ernähren können. Dahero wird sie nunmehr mit großem Eifer gebauet, welches auch in der Schweitz, obschon etwas seltener, geschiehet.

Von dieser Pflanze muß die weiße Bibernell, Pimpinella saxifraga, welche Tournefort Tragoselinum nennet, unterschieden werden. Diese gehöret in die Klasse der Sonnenschirme tragenden Gewächse mit kleinen fünfblätterichen Blumen.

Ferner ist auch des Hrn. v. Linee Sangisorba, spicis ovatis 1. p. 169. verschieden.

Pimpinella spica brevi rubro. Oeder. flos. Dan. p. 97.

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Und die Pimpnella tetrapemon spica brevi. hist. stirp. helv. n. 705.

Diese Pflanze, welche Müller und Comber für das Burnet der Engländer halten, ist in den feuchten Wiesen der Schweitz allzugemeii: Sie treibt einen hohen Stengel gegen 3. Schuh lang, der hart und wenig Aeste besitzet. Die Blätter sind mit netzförmigen Adern gezeichnet von 6. Paaren, und mit einem ungepaarten zu äußerst, hart, trocken und glatt. Die Blumenköpfgen sind kurz, oval, sehr dicht, in der jungen Pflanze rothlicht; in der erwachsenen fallen sie in eine schwarze Purpurfarbe. Die Blume ist der rechten Bibernelle ähnlich, desgleichen die Frucht.

Des Hrn.Roques seine Burnet ist die bekannte Pimpinella polypemon hist. stirp. helv. n. 706. Sie wächst häufig an Hügeln und auf trockenen abhängigen Wiesen.

Der Geruch dieser Bibernelle ist angenehm. Sie ist niedriger und ästiger als die große. Die Blätter haben mehrere Paare. Die Blumenköpfe sind den vorigen ähnlich und rund. Die jungen Blumen sind grün, im Alter purpurfarb, doch etwas heller als jene. Einige Blumen enthalten bloß männliche Blüthen, und die andern bloß weibliche Blüthen mit der Frucht, alle zusammen in dem nämlichen Kopfe. Die Frucht ist oval, und viereckigt. Sie wird mit einem Ringe gekrönt, aus dem die Blume sich in 4 sehr tiefe Abschnitte vertheilet.

Sie dienet vorzüglich zum Weidgange, doch giebt sie auch Heu, das den Pferden nicht unangenehm ist, und kann zweymal abgemäht werden. Sie soll den Schaafen zur Arzney dienen, denen die Hydrocotyle schädlich ist. Nach den neuesten Versuchen kömmt sie schlecht auf magern Grunde fort, und erträgt schwerlich in einem Jahre zwo Erndten.

In dem vortreflichen Werke des Hrn. Arthur Pounge erhält die Bibernelle ein ziemliches Lob. Ein Landwirth hat bis 35 Morgen damit besäet, mit Haber und Wisenklee. Den Milchkühen ist sie am zuträglichsten.

Der Waid, der Krapp , wie auch die Muttern und der Löwenfuß reichen auch ein angenehmes Futter. Die Muttern ist auf den Alpen wegen der häufigen Milch, die sie verschafft, berühmt. Der Löwenfuß hat auch diese gute Eigenschaften, und verspricht, wegen seiner breiten Blätter, einen Ueberfluß an Heu. Die Wurzeln, Rüben, Kohlrüben und Möhren übergehet der Hr. V. mit Stillschweigen. Der im Wasser wachsende Butomus umbellatus wird von dem berühmten Hale zum Anpflanzen empfohlen, allein gewiß nicht, um Heu daraus zu machen. Die Wasserpflanzen verliehren durchs Dörren den größten Theil ihres Gewichts.

v. K.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r4 - 20 Nov 2010, AgostonBernad
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