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II. Jahrgang, XXXIV. Stück, den 19. August 1772.

I. Nützliche Bücher.

Wien.

Mit von Trattnerischen Schriften ist hier neulich gedruckt worden: Versuch über die historischeStaatskunde in groß Oktav 56. S. stark.

In diesen wenigen Blättern liefert der gelehrte und fleißige Hr. Verfasser: die vorläufigen Grundsätze aus der zu unsern Zeiten sehr beliebten Wissenschaft, und erinnert dabey, daß gegenwärtiges System aus den berühmten Staatsschriften eines Achenwall, Bielefeld, Justi, Mably, Montesquieu, Sonnenfels, und Teze zusammen getragen ist, welches er nicht gesinnt wäre, einer öffentlichen Vertheidigung auszusetzen; weil es in Grundsätzen bestehet, die von ihren Erfindern längstens behauptet worden. Seine Absicht gienge nur dahin, sich desselben in Erklärung der Staatsverfassung von Spanien, Portugall, Frankreich, und England zu bedienen.

Das ganze System wird in 6. §§. abgehandelt. In dem 1sten wird die Erklärung der Statistik oder historischen Staatskunde mitgetheilet. Es bestehet dieselbe in einer wahren Kenntniß sowohl des natürlichen, als politischen Zustandes der Staaten. Hierauf wird gesagt: was ein Staat? was die Oberherrschaft? was die Regierung? und was der Regent oder das Oberhaupt des Staates genennet werde? Ferner wird von der Gewalt des Regenten, von den Unterthanen, von den Regierungsformen, von den Grundsätzen, wodurch sie bestimmt werden? Von der despotischen Regierungsform, woher sie entstehe? von dem Staatakörper verbundener Völker, das Nöthige erkläret.

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Im 2ten §. kommt jenes vor, was bey dem natürlichen Zustand eines Staates zu erforschen ist; als erstens, die Lage: zweitens, die Größe: drittens, die Eintheilung: viertens, die Luft und Witterung des Landes. Zur Güte der Luft fordert der Hr. Verfasser S. 6., daß sie mehr schwer, als leicht, weder zu trocken, noch zu feucht, und mit wenigen oder gar keinen schädlichen Ausdünstungen angefüllet sey: fünftens, die Berge und die Flächen des Gebietes. Ebene Länder sind den gebirgigten vorzuziehen; weil sie zum Ackerbaue, und zur Bevölkerung bequemer sind. Sechstens , Gewässer und Flüsse; oder Mangel an denselben. Siebentens, die Erzeugnisse des Landes nach allen drey Reichen.

Indem 3ten der politische Zustand. Bey diesem ist zu erwägen. Erstens, die Anzahl des Volkes, als der Grund der Stärke und Macht des Staates. Nach Süßmilchs Berechnung soll die ganze Welt 14000. Millionen Menschen enthalten können; da dermalen sich die Anzahl derselben, nicht über tausend oder 11020. Millionen erstrecke. Zweytens, die Eigenschaften des Leibes und Gemüthes im Volke. Hier folgen in einer bündigen Kürze viele wichtige Anmerkungen. Drittens, die Eintheilung des Volkes. Viertens, die Art, nach welcher, das Volt regieret; und wie darinnen die Oberherrschaft erhalten werde? von Ritterorden. S. 16. der Wohlstand aller regierenden Monarchen ist mit der Glückseligkeit ihrer Unterthanen unzertrennlich verbunden.

Man hat daher nach dem 4. §. zu sehen: erstens, auf die Beschäftigung des Monarchen in Beförderung des sittlichen Zustandes seiner Unterthanen. Der 1ste Gegenstand hierbey ist die Religion. Die Gesellschaft der Menschen, welche sich in dem Staate einer gewissen Religion widmet, wird die Kirche genennet; diese ist verbunden, den Gesätzen und der guten Ordnung des Staates in allen gemäß zu handeln. Der 2te ist der Zustand der Wissenschaften. S. 20. werden auch die Künste, wie billig, dazu gerechnet, und der Nutzen gezeiget, welchen Akademien und Gesellschaften gelehrter Leute einem Staate verschaffen. 3tens, die Landesgesätze und die Gerechtigkeitspflege, wodurch die Ordnung in einem Staate erhalten wird. 4tens, der Fleiß und die Aemsigeit der Bürger: hier sind, die Landwirthschaft und Kunstarbeit, nämlich Manufakturen und Fabriken zu betrachten. 5tens, das Handelswesen. Hier ertheilet der Hr. Verfasser kurze doch deutliche Begriffe vom Gelde; vom innern und auswärtigen Handel, vom Seehandel; von der Erfindung des Wechsels und dessen Eigenschaften; von öffentlichen Banken von Handlungsgesellschaften und ihrer Einrichtung; vom öffentlichen Credit, und dessen wichtigen Folgen für den Staat. S. 33. 6tens, die Einkünfte des Staates. Alle Gelder und Einkünfte des Staates, sammt al-

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len zu ihrer Verwaltung gehörigen Geschäften, werden unter dem allgemeinen Namen der Finanzen begriffen. Vom Eigenthume des Staates, als Domänen und Regalien; von dessen andern Einkünften, welche die Bürger entrichten, als Steuern, Accisen, vom Zolle ec. ec. Lotterien, Leibrenten, Tontinen.

Im 5ten §. wird von den äußerlichen Regierungsgeschäften gehandelt, und zwar 1stens von der Aufmerksamkeit auf die übrigen, besonders auf die benachbarten Staaten, daß man ihre Absichten erforsche. Die Richtigkeit dieses Satzes wird durch Beyspiele aus der Geschichte der europäischen Staaten, alter, mittlerer, und neuer Zeiten, besonders aber aus jener des allerdurchlauchtigsten kaiserl. königl. Hauses, erläutert, 2tens, von Unterhandlungen, Verträgen und Bündnissen, durch welche sich ein Staat die übrigen Völker geneigt macht, 3tens, von der Kriegesmacht. Diese wird sonsten, ben Seemächten, in die Landmacht und Seemacht eingetheilet.

Mit dem 6ten §. schliesset der Hr. Verfasser seine vorläufigen Grundsätze, und deutet auf eine andere verwandte Wissenschaft, nämlich die Staatsklugheit, welche die Regeln an die Hand giebt, nach denen, die innerlichen und äußerlichen Regierungsgeschäfte, zur Erhaltung der innerlichen, und äußerlichen Sicherheit und Wohlfahrt, zu befördern sind. Der Inbegriff dieser Klugheitsregeln wird das Staatsinteresse insgemein genennet.

Nach Anleitung dieses Versuches sind den abgewichenen 9ten und 11ten in den Nachmittagsstunden, vor einer ansehnlichen Versammlung von Adelichen und Gelehrten, in dem berühmten k. k. Theresiano, dem wir schon mehrere verdiente Männer zu danken haben, von dem gelehrten Verfasser und unermüdeten Lehrer Hrn. Pater Pierer selbst, öffentlich geprüfet worden: die Grafen Joseph von Erdödi k. k. Kämmerer; Paul Amor von Soria, und Johann von Brandis: der Freyherr Anton von Rehbach, Franz von Kienmacher, Joseph Friedrich von Retzer, Ludwig von Sobeck, und Joseph von Thoren.

Ihre Fertigkeit im Antworten, welche durch nähere Bestimmungen erkläret und unterstützt wurde, zeigte von der Gründlichkeit der angehörten Vorlesungen, und zugleich von der gebrauchten Aufmerksamkeit und dem Fleiße der Zuhörer.

v. R.

II. Künste.

In unserm ersten Jahrgange, Seite 44 haben wir, die im Jahre

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1767. allhier allergnädigst aufgerichtete k. k. freye Zeichnungs-Pußier und Gravier Hofakademie beschrieben, und von den, im vorigen Jahre, ausgetheilten Prämien gemeldet. Nun wollen wir unsern Lesern folgende Fortsetzung anzeigen.

Den abgewichenen 9ten August sind in der, unter dem Protektorate des (Titl.) Herrn Fürstens von Kaunitz stehenden, k. k. Graveur- und Medailleurakademie, die Preise, in Gegenwart einer ansehnlichen Menge von Kunstliebhabern und Kennern, in nachfolgender Ordnung ausgetheilet worden.

Im Pußiren, worinn die Aufgabe, das Urtheil des Paris war, erhielt den ersten Preiß, Michael Lehrner, mit 8. Dukaten: den zweyten, Christian Würth, mit 6. Dukaten.

Im Zeichnen, worinnen Apollo, wie er den Marsias strafet, mithin eine Gruppe von einer jugendlichen und einer stärkern männlichen Figur, aufgegeben war, empfieng den ersten Preiß Michael Lehrner, mit 8. Dukaten: den zweyten Langer mit 6. Dukaten.

Im Graviren, ward der erste Preiß von 12. Dukaten dem Lehrner zuerkennt. Das Preißstück war ein Pygmalion, der seiner Statue gleichsam noch die letzte Schönheit ertheilt, mit einer andern bekleideten Figur zur Seite, und verschiedenem Kunstgeräthe auf dem Boden, alles in einem länglich gevierten Basrelief, dessen Grund einen Saal vorstellet. Den zweyten Preiß von 8. Dukatens empfieng Christian Würth. Sein Preißstück war ein Medaillon , auf dessen Hauptseite das Brustbild des erhabenen Protektors, Fürsten von Kaunitz, auf der Gegenseite Herkules, welcher die Kunst belebt, in einer Nachahmung eines Donnerischen Basreliefs, mit einer Aufschrift vorgestellet war.

Die Zöglinge dieser Akademie verheißen überhaupt dem Staate geschickte Künstler, und machen ihrem Direktor, dem bekannten Hrn. Anton Domanöck Ehre. Insbesondere aber haben die aus der Klasse der Gravierer, durch die Richtigkeit der Zeichnung und Nettigkeit der Ausführung, die Aufmerksamkeit und den Beyfall der Kenner destomehr auf sich gezogen; wenn man den Eiufluß bedenkt, den die Schönheit der Münze, Medaillen und geschnittenen Steine aus den Ruhm einer Nation haben, in denen wir noch heute Griechenland und Rom verehrend bewundern.

Bey dieser Gelegenheit stellte Franciskus Domanäck, ein Sohn des Direktors, eine Zeichnung mit Rothstein, nach Troger, zur Beurtheilung aus, die von allen Künstlern, recht großen Beyfall erhielte. Das Trogerische Original, ist das, aus der biblischen Geschichte, bekannte Wunder, da ein Todter von den Israeliten zu Grab getragen, bey Erblickung

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der Moabitischen Kriegsleute aber, aus Furcht für denselben, in die Grabstätte Klisä geworfen, bey Berührung der Gebeine dieses Propheten, wieder lebendig geworden, und auf seine Füße getretten. Der junge Künstler hat neben der freyen und richtigen Zeichnung der Figuren und des Gebäudes, die ganze Schönheit des Originals, welches hauptsächlich, in einem starken Helldunkeln bestehet, und durch die mit Verstand angebrachten zwey auffallenden Lichter, eine große Wirkung macht, durch seinen Rothstein erreichet: mit dessen Spitze er das Ganze geschickt überdecket , und solcher Gestalt seiner Zeichnung eine schmeichelnde Vereinigung der Thöne ertheilt hat.

* * *

III. Naturgeschichte.

§. 1. Fortsetzung von den karpatischen Seen im Zipser Komitat.

Die Seen des karpatischen Gebirges in der Grafschaft Zips, haben in Absicht auf ihren Bau, Situation und andere Umstände, eben so viel Außerordentliches, als Anmerkungswürdiges; ja sie übertreffen zum Theil jene, die wir §. 7. beschrieben haben, in verschiedenen Stücken.

Der erste, welcher würdig , hier angezeigt und beschrieben zu werden, ist der Fölk-See: er liegt im Fölk-Grund zwischen der Schlagendorfer und Gerlsdorfer Bergspitze, zimlich hoch, stehet grün aus: doch ist das Wasser, wenn es geschöpft wird, ganz hell und zum Trinken angenehm. Oberhalb dem See ist ein Wasserfall, und von der rechten Seite eine Steinwand, wie eine der höchsten Mauern, Mit lauter Granaten angefüllet. Von beyden werden wir §. 9. und 11. umständlicher handeln. Ueber dem Wasserfall ist eine Ebene, da ein Fluß, aus einem niedrigen Orte, gleichsam aufwärts zu fliessen scheinet. Wenn man diesem Fluß nachgehet, so gelanget man wieder zu einem See, welcher blaue Flecken hat, und weiter hinauf findet man noch einen dritten, bey welchem Zinober anzutreffen ist. Aus diesen Seen, entstehet das Fölk-Wasser, welches mitten durch Fölk, eine der Zipser XIII. Städte, fließet, und hernach bey Georgenberg, in die Popper fällt. Man sieht in diesem ganzen Grunde verschiedene gräßliche und rauhe Gebirge, auf beyden Seiten, die aus puren Felsen bestehen; und wenn man bis hinauf steiget, so heißt der Ort, der polnische Grot, auf welchem man, in einer erstaunenden Höhe, wie auf einem Sattel sitzen, und von einer Seite Pohlen, nämlich die ganze Gegend um Neumark; von der andern aber Ungarn -besonders das Zipser Gebiete übersehen kann. Auf der Seite gegen Pohlen, gerade herunter, erblicket man in der Tiefe, einen zugefrornen

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See, welcher allem Ansehen nach beständig mit Eiß bedecket bleibt, und nur hin und her auf dem Schnee, theils blaue, theils rothe Flecken zeiget.

Der sogenannte grüne See, ist mit hohen und über denselben recht fürchterlich ragenden Felsen umgeben. Doch hat er auf der Seite, gegen Norden, einen fast ebenen Platz, von etlich hundert Schritten, bis an den Fuß eines neuen Berges, welcher mit Graß bewachsen ist , so daß man zu Pferde, ganz bequem dahin kommen kann. Es liegt dieser See, auf den karpatischen Bergen im Käßmarker Gebiete, nicht weit von der sogenanten Kupferbank, und wird von dem gemeinen Manne, das Meer-Auge genennt. Weil man nach einer fabelhaften Sage, zuweilen Stücke von gescheiterten Schiffen darinnen angetroffen haben soll; daraus man freylich hätte schliessen können, daß dieser See, eine unterirdische, Gemeinschaft mit irgend einem Meere haben müßte. Welcher vernünftige Naturkündiger aber wird dieses glauben? Viel sicherer ist der Umstand, den man in den Jahrbüchern von Zipß, davon wir ein Manuskript besitzen, angemerket, findet, daß sich der grüne See, und viele andere in dieser Gegend, im Jahre 1662. dergestalt ergossen haben, daß der dadurch verursachte Schaden, für die benachbarten Einwohner in Ungarn, und Pohlen, sehr beträchtlich gewesen, ist. Die Felsen der karpatischen Berge, sind bey dem gewaltsamen Herfürdringen des Gewässers entzwey gespalten, so, daß man die entsetzlichen Spalten derselben auch itzt noch sehen kann. Der gelehrte Belius gedenket dieser Begebenheit, ln seiner Notitia Hungariae novae Tomo II. p. 526., und drucket sich darüber in einer Note p. 527. also aus: perruptis Cataractis, lacus Carpatici tantum in substitam regionem aquarum essudere, ut diluviumDeucalioneum credi potuisset. Fissurae Carpati, per quas equor illud effusum est, notari hodieque possunt, in montis praecelso latere. Das Uebrige von diesem See, wird bey der Beschreibung des Wasserfalls § 9. angezeigt werden.

Gleich beym grünen See seitwärts, ist auch ein schwarzer See, welcher wie ein Teich, von der einen Seite mit einem Wall von Steinen, umgeben ist; von der andern hingegen, fest unter einem hohen Felsen liegt. Seine Lage benimmt ihm fast alle Sonnenstrahlen, und dieses mag die Ursache seyn, daß er schwarz aussiehet; denn wenn man aus diesen und andern Seen, die grün, oder auch roth zu seyn scheinen, das Wasser schöpfet, so ist es rein und helle, hat gar nichts sonderliches, und ist dabey zum Trinken angenehm. Aus dem schwarzen See fliesset ein Bach, welcher sich mit dem aus dem grünen See vereiniget, und aus beyden entstehet der Fluß, welcher bey Käßmark erst den Namen des weißen Wassers, und seinen ordentlichen Lauf, bekommt.

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Gegen Mitternacht oder Nordost, auf dem Gebiete der Xlll. Stadt Bela, liegt der sogenannte weiße See. Er übertrifft an Größe alle bisher beschriebene, und hat eine Menge Forellen. Allein diese Forellen sind so mager, und unschmackhaft, daß man sie gar nicht geniessen kann. Die Ursache davon ist der Mangel an nöthiger Nahrung, in einer öden Gegend, da man nichts als kahle Felsen antrift.

Endlich verdienen auch noch angemerkt zu werden, der Steinbachsee, und der sogenannte Krotensee. Der Steinbachsee liegt in einem fürchterlichen Bergthal unter dem sogenannten Steinbacher Grott von Mittag gegen Norden zu. Er hat eine etwas länglichte Figur, und ist beynahe 100. Schritte breit. In der Mitte raget ein sehr großer Felß hervor, auf dessen Spitze, diejenigen, welche diesen Felsen mit Schwimmen erreichen können, ihre Namen einzugraben pflegen. Fische giebt es in diesem See sehr wenige.

Was man von dem Krotensee fabelhaftes erzählet, daß darinn die Kröten Gold bey sich führen, übergehen wir, als ein blosses Hirngespinnste für den leichtgläubigen Pöbel, mit Stillschweigen. Belii Prodromus Hung. antiquae & novae p. 72. sequ. David Fröhlich, medul. Geograph. pract. p. 337. des Hrn. Samuel ab Horris Bemerkungen.

A. J. Cz.

IV. Landwirthschaft.

Nicht eine geringe Beyhülfe, zur Verhütung des sich etwa ereignenden Brodmangels, ist die gute und sichere Aufbewahrung der Früchte. Wie vieles hieran liege, haben schon manche mit ihrem großen Schaden erfahren. Man hat sich dahero in England, in der Schweitz, in Ungarn, und noch in mehrern Ländern seit vielen Jahren nicht wenig bemühet, hierzu taugliche Kornhäuser, und gute Fruchtbehältnisse ausfindig zu machen, welches die engländilschen Anzeigen, und die Beyträge der Berner Gesellschaft uns zum Theil zur Gnüge beweisen. Wir haben auch selbst in unsern Blättern, im 27. Stücke S. 213. der verschiedenen Getreidegruben in Ungarn gedacht, und ohnerachtet einige davon noch zimlich fehlerhaft sind: so sind dennoch Beyspiele, von der sehr langen Dauer ihrer guten Fruchtaufhebung, vorhanden. Weil aber diese Arten nicht in allen Ländern und Oertern zu gebrauchen wären so wollen wir unsern Lesern itzo eine neue Erfindung eines Kornmagazines vorlegen, welche (nach der Hamburger Staats - und gelehrten Zeitung, deren Verfassern, wir für diese Bekantmachung, nach unsrer Gewohnheit, hiemit öffentlich Dank sagen:) sich aus England her-

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schreibet; die auch, nach unserm Erachten, wegen ihrem Vorzug vor vielen andern, allen Beyfall verdienet. Der Erfinder glaubet: das Getreide könne hierinne ganz frisch und unbcschädiget ein ganzes Jahrhundert und noch länger aufbehalten werden. Die Form des Gebäudes gleichet unterwärts einem Glaßhause, und gehet in Gestalt einer Pyramide in die Höhe. Es kann so hoch gebaut werden, als man will: oder, als es nach der Menge der Einwohner auf ein- oder etliche Jahre nöthig ist, um damit in ereigendem Nothfall mit dem darinn liegenden Vorrath auslangen zu können.

Das Gebäude selbst wird von Ziegelsteinen aufgebaut, auf solche Art, daß kein Ungezifer hineindringen kann. Inwendig soll der Boden von festem Eichenholz seyn. Durch diesen werden hier und da Löcher, ohngefähr von der Größe einer Spanne lang und breit, gemacht: und über diese Löcher Bleche genagelt, die allenthalben mit vielen kleinen Löchern durchbohrt sind. Diese müssen aber noch kleiner als die Fruchtkörner seyn, damit nichts davon hindurch fallen könne. Der Boden bleibt unterwärts hohl. Die innwendige Seiten dieses Gebäudes müssen durchaus getäfelt seyn, um zu verhüten, daß das Getreide keinen üblen Geschmack oder Geruch von dem Stein - und Mördel an sich ziehen möge.

Der oberste Gipfel dieses Magazi-nes wird von aussen und innen solchergestalt zugerichtet, damit er vor dem Zutritt der Sperlinge und anderer Vögel versichert ist. Auf diese Höhe wird ein Ventilator gesetzt, der durch einen Cylinder die Luft durch den ganzen Haufen Korn cirkuliren lässet.

Wer Belieben trüge, ein solches Gebäude, nach dieser Beschreibung aufrichten zu lassen, der würde vielleicht auch noch Verbesserungen andringen können. Zum Beyspiel: wie der Ventilator vor dem eindringenden Schnee oder Staub zu verwahren wäre? Ob die, durch dieses Instrument eingebrachte Luft auch den ganzen Kornhaufen durchgehen könne? ob es nicht besser, einige Ventilators an den Seitenwänden in der Höhe anzubringen? Ob es nicht nach Art der meisten Kornhäuser verschiedene Abtheilungen durch so viele Böden zu machen, und in jeder etliche Ventilators zu gebrauchen, nützlicher wäre?

v. K.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r3 - 10 Dec 2010, AgostonBernad
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