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II. Jahrgang, XXXIX. Stück, den 23. Sept. 1772.

I. Wissenschaften.

Wien.

Erst kürzlich hat in der von Trattnerischen Buchdruckerey die Presse verlassen: Trauerrede auf den hochwohlgebohrnen Herrn, Herrn Gerard Freyherrn van Swieten, Kommendeur des Ritterordens von heiligen Stephan, Ihrer k. k. apost. Majaestät Hofrath und ersten Leibarzt ec. auf dem akademischen Hörsaale gehalten von Ignaz Wurz der G. J. P. der Gottesgelahrheit Doktor, und öffentlichen Lehrer der geistlichen Beredsamkeit auf der Universität. 85. Seiten stark: mit einer vorstehenden in Kupfer sehr fleißig gearbeiteten Abbildung des sel. Herrn Barons van Swieten.

Der berühmte Herr Verfasser sagt gleich anfangs: man findet kaum einen glänzendern, einen begreiflichern Beweiß von der Unsterblichkeit des Namens, als bey dem Tode gelehrter Männer. Denn worinnen besteht diese von so vielen gesuchte, von so wenigen erlangte, von allen beneidete Unsterblichkeit? in Thaten, welche, unser eigener Geist sich erfunden, aus reinen Absichten beschlossen, aus eigener Kraft unternonmen, und ausgeführet hat; in Thaten, welche sich über die Sphäre gemeiner menschlichen Handlungen erheben, und von einer Hoheit der Seele , Tiefe der Einsicht, und Größe des Herzens zeugen, welche in jedem Jahrhunderte nur seltne Erscheinungen sind; in Thaten, derer Wirkungen und Vortheile sich nicht allein auf den Mann, der sie hervorbringt; sondern auf andere Menschen: nicht allein auf einzelne Personen; sondern auf ganze Völker: nicht allein auf unsre Zeiten; sondern auch auf unsre Nachkommen erstrecken; in Thaten, welche tausend Jahre nach uns eben sowohl bewundert werden, als wir sie bewun-

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dert haben, und die daher auch damals noch, wenn die gerechte Vergessenheit alles dasjenige, was etwan Schmeicheley, Eigennutz, Partheylickeit, Erdichtetes oder Uebertriebenes hinzu gesetzt hat, wird verschlungen haben, gemeinnützige, vortrefliche, außerordentliche Thaten seyn werden.

S. 4. und 5. zeigt der Hr. Verfasser, daß die Unsterblichkeit der Großen der Erde in der Einbildung bestehe. Die verscheuchte Wahrheit lauret irgendwo in einem Winkel des Erdkreises. Und wenn einmal der bezaubernde Schimmer ihrer Größe mit dem Scheine ihrer Leichenfackeln verlösche, wenn das Grab ihre gefürchtete Macht mit ihrem Staube verschliesse: alsdenn würde ihre allzu frühzeitige Unsterblichkeit verschwinden. S. 6. Der wahre Gelehrte ist nur durch seine eigene Thaten, seine seltnen Erfindungen, seine unvergleichlichen Schriften groß ec.: Seine Entdeckungen sind für allezeit dem menschlichen Geiste zur Zierde, der menschlichen Gesellschaft zum Nutzen geworden. Unpartheyische Richter setzen den Ruhm der Sokrate, der Platonen, der Neutonen, der Leibnize weit über den Ruhm der Cäsarn und Augusten hinauf. S. 9. stehet: der selige van Swieten habe allezeit die Wissenschaften durch seinen unermüdeten Fleiß erweitert, durch sein mächtiges Ansehen unterstützet, durch seine seltenen Tugenden verherrlichet. S. 11. sagt der große Redner von dem Geschlechte derer van Swieten ein Haus, das vor mehr als vier hundert Jahren schon berühmt gewesen, und sich in seiner ordentlichen Geschlechtsreihe bis auf unsre Zeiten erhalten hat; Verbindungen mit mehr der vornehmsten Häuser der Niederlande; ansehnliche Bedienungen an den Höfen großer und mächtiger Fürsten, Kriegesdienste, wo merkwürdige Beweise der Tapferkeit in Schlachten und Belagerungen abgelegt wurden; Güther und Reichthümer, von deren Größe mehr herrlich gestiftete Klöster Zeugen waren, alles dieses würde mir Stoffes genug zu reden verschaffen. Allein hat wohl van Swieten eines entlehnten Lobes vonnöthen? vielmehr muß man sagen, daß, wenn seine Vorältern den Glanz ihres Namens und ihrer Würde ihm zum Erbtheile hinterlassen haben, er ihnen denselben durch seine herrlichen Unternehmungen für die Wissenschaften gedoppelt zurückgestellet hat. In dieser Art des Verdienstes, ist er der erste, ist er der einzige, in seinem Hause gewesen. S. 13. was muß nicht ein Geist leisten können, welcher gleich anfangs alle die guten Eigenschaften von sich blicken ließ, die den künftigen Gelehrten bilden; welcher mit einer unersättlichen Begierde die Laufbahn der Wissenschaften betrat; welcher einen Vorrath des Scharfsinnes mit sich dahin brachte; welcher eine Weitläufigkeit besaß, das ganze Reich der Gelehrsamkeit nicht nur zu durchwandern; sondern sich auch viele Theile derselben eigen zu machen;

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welcher ein reiches Maaß des Witzes hatte ec.; welcher eine reife und schnelle Beurtheilungskraft zeigte ec.; welcher mit einem Gedächtnisse begäbet war, das seiner erstaunlichen Belesenheit gewachsen ec. ; welcher endlich einen Eifer an den Tag legte, der mit der Vergrößerung der Kenntnisse immer neues Wachsthum bekam ec. S. 15. Der junge van Swieten wurde in dem 14ten Jahre seines Alters nach Löwen gesendet, um sich in den Lehren der Weltweißheit zu unterrichten, und einen dauerhaften Grund für alle andere Wissenschaften zu legen. S. 17. Nach dem Verlaufe zweyer Jahre kehrte er nach Leiden, seiner Vaterstadt zurück. Hier wurde er ein Schüler des großen Boerhaave. S. 18. Boerhaave wird, ungeachtet der Vorzüge seines Alters, seines Ansehens, seines Ruhmes, der vertraute Freund seines jungen Schülers, sieht in ihm seinen Nachfolger, seinen Nebenbuhler, einen beliebten Lehrer, einen Mann, der es ihm an Ruhm gleich thun würde, ohne darum eifersüchtig zu werden, ohne seinen Unterricht zurück zu halten, ohne die Geheimnisse seiner Kunst zu verbergen ec. Und S. 19. van Swieten bestrebt sich, voll der edelmüthigsten Dankbarkeit, bis an das Ende seines Lebens, den unsterblichen Namen Boerhaavens auch in seinen Schriften gedoppelt zu verewigen. S. 21. Der Weg großer Geister ist allezeit außerordentlich; und van Swieten sah dadurch schon in seinem 25sten Jahre seinen Fleiß mit der Doktorswürde gekrönet, und sich mit dem Namen eines Gelehrten beehret. Wenn er sich gleich nach erlangter Doktorswürde noch immer in Boerhaavens Hörsaale einfindet, und diesen großen Lehrmeister in die 20. Jahre lesen hört;so geschieht es nicht, ohne zugleich selbst, als ein Lehrer, die Schätze seiner Wissenschaft zu öffnen, und sie jedermann mitzutheilen. Es war der reinste Trieb S. 22. der Menschlichkeit, es war die edelste Begierde, der menschlichen Gesellschaft nützlich zu werden, welche ihn dazu veranlasseten ec. Die ganze Natur schien vor seinen Augen aufgedeckt zu stehen, und wie er sie sah, zeigte er sie seinen Zuhörern ec. S. 23. Daher eilte man aus fremden Provinzen, aus Deutschland, Frankreich, und besonders England, dessen tiefsinnige Söhne sich von einem gelehrten Dunste so wenig verblenden lassen, herbey , sich unter seiner Anleitung, und vor seinen Augen zu unterrichten; daher endlich, und dieses ist das untrüglichste Kennzeichen des wahren Verdienstes, wurde er auf einmal von den tückischen Kunstgriffen des Neides angefallen. Man verhüllte den Neid mit dem schielenden Deckmantel der Religion ec.: die Universität mußte dem Strome weichen, und mit Verdruß sehen, daß man ihr eine ihrer schönsten Zierden raubte; welcher Raub Leiden von lernenden Fremdlingen entvölkerte, und die Ehre der Republik, der blinden Wuth der Leidenschaft aufopferte. S. 25. stehet: Ihr neidischen Gei-

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ster habet Dank, daß ihr ihn durch eure Stärke von euch entfernet. Eine große Prinzeßinn, die unser Glück machet, wird auch das Glück der Wissenschaften machen; sie stehet mitten unter dem Schwarme der königlichen Geschäfte, mitten unter den Verwirrungen des Krieges, das wahre Verdienst ; sie wird diesen berühmten Mann in ihre Reiche einladen, und ihn auf den Gipfel der Ehre setzen, die man ihm in seinem Vaterlande mißgönnt hat. S. 26. sagt unser vortreflicher Redner von den Kommentaren über die Lehrsätze Boerhaavens von der Kenntniß und Heilung der Krankheiten: Ich müßte van Swieten, selbst seyn, um den Werth seines Werkes also zu erklären, wie er das Werk seines Lehrmeisters erkläret hat, und woran er bis in die letzten Tage seines Alters gearbeitet, und nur wenige Tage vor seinem Tode den Schluß desselben im Druck erblicket hat. S. 35. 36. 37. werden die übrigen Wissenschaften des sel. Freyherrns beschrieben. S. 38. wird erwogen: ob ein solcher Mann nicht verdiene, das Orakel, der Schiedsrichter, die Stütze aller Wissenschaften, und aller Gelehrten zu werden? S. 42, Es ist dem Freyherrn van Swieten weit rühmlicher, wenn man sagt, er habe die Wissenschaften aus der Mittelmäßigkeit herausgehoben, und zur Vollkommenheit geführet; weil der Weg von der Mittelmäßigkeit zum Vollkommenen tausendmal mehr Sorgen und Anstrengung fodert, als vom Nichts zum Mittelmäßigen. S. 45. und auf einmal sehen sich neue Wissenschaften bey uns eingeführt, die Alten verbessert, die Mißbräuche verbannet, und die Universität in einer Gestalt, welche den Neid und die Eifersucht aller Auswärtigen erwecken könnte: S. 49. wo sind jene vortreflichen Rathschläge, jene Erinnerungen, die er bey der Verbesserung, der Gottesgelehrtheit, und der Rechtsgelehrsamkeit mitgetheilet hat ? wo jene glücklichen Entwürfe, die er gemacht und ausgeführt hat, um mehrern Künsten und Wissenschaften, und ihren Lehrern einen dauerhaften Wohnort unter uns einzuräumen; ich verstehe die neuerrichteten Lehrstühle der deutschen Litteratur, der Beredsamkeit, der griechischen Sprache, der weltlichen Geschichte, der Zeichner- Mahler-und Bildhauerkunst ? ec. S. 58. redet der gelehrte Hr. Verf. von den Tugenden, von der ächten Menschenliebe des sel. Freyherrns. S. 65. ruft er aus: O ihr Menschen, die ihr immerdar strenge gegen andere, und nachsichtig gegen euch, fremde Handlungen nach Grundsätzen der Tugend, und die eurigen nach der Erfahrung menschliche Schwachheit beurtheilet, saget! wo ist der Sterbliche, dessen Tugend frey von den Flecken der Menschlichkeit ist, bey dem der Verstand nicht eben so oft ein irrender Wegweiser des Herzens; als das Herz ein Betrüger des Verstandes wird, und manchmal aus Mangel der Einsicht eine Tugend die andere verdringt? was ist überhaupt

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das tugendhafteste Leben hier unten, als das Gute mit dem wenigsten Bösen vermischet? S. 69. und 70. wie schön ist es nicht, diesen Mann bey der ganzen Größe seiner Talente und, Einsichten sagen hören: er habe nichts gethan, was nicht jeder andere hätte thun können; sagen hören, es gäbe noch gar viele Dinge in dem Bezirke menschlicher Kenntniß , die er nicht wüßte; sagen hören, man müßte mit Ehrfurcht vor dem undurchdringlichen Vorhange stehen bleiben, den die göttliche Vorsehung und Güte dem menschlichen Geiste bey der allzu tiefen Untersuchung hat ziehen wollen? S. 79. Noch dieser Ausruf unsers Wohlredners! In der That, wer gab wohl mehr Beweise seines thätigen Christenthums als unser gottesfürchtiger Freyherr? was kann man verlangen; ja was fordert die Religion selbst von ihren Kindern, das er nicht erfüllet hat?

S. 83 fährt er fort: lasset mich nichts weiter sagen, nachdem die verehrungswürdigste Hand von der Welt diese kurze Nachricht selbst aufgezeichnet hat: Es habe dieser große Mann sich von allem, was irrdisch war, gänzlich abgeschälet, um sich seinem Schöpfer, mit einer Bereitwilligkeit, Ruhe und Hoffnung auf Gott, ganz zu ergeben, welche die Bewunderung aller derjenigen erregten, die zugegen waren: und Maria Theresia selbst, welche ihn, die letzten acht Tage vor seinem Tode öfter besuchte, habe sich nicht enthalten können, ihn zu bewundern, and die Thränen ihres bittern Schmerzens mit den Thränen der Bewunderung und Erbauung zu vermischen. O Triumph der Religion! Thränen einer Monarchinn bey dem lebhaften Glauben ihres sterbenden Unterthans.

Das Ende dieses unvergleichlichen Musters einer Trauerrede heisset: daß Verdienste, wie sie der Freyherr van Swieten erworben hat, niemals ein Ende nehmen werden.

Wir können von dieser Schrift nichts weiter sagen. Wem sind die Arbeiten eines Doktors und Professors Wurz unbekannt? seine Reden sind Muster der Beredsamkeit. Ihr innerlicher Werth übertrift das Lob selbst. Und wir wünschen, daß Männer welche um das kaiserl. königl. Haus, um die Person des Monarchen, und um den Staat , wirkliche Verdienste gesammelt haben, solche Lobredner haben möchten.

v. M.

II. Commercium

Unsre Leser haben im ersten Jahrgange dieser k. k. privilegirten Anzeigen S. 22. gelesen, wie man wegen der großen Menge von Fischen in den Erbstaaten der allerdurchlauch-

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tigsten Kaiserinn, besonders aber in dem gesegneten Königreich Ungarn, wünschte, daß solche zu beständig guter Kaufmannswaare zugericht werden könnten. Man hätte sich auch damals entschlossen, dem Mittheiler eines solchen Geheimnisses 50. kaiserliche Dukaten zu geben, und dieses bloß, wie leicht zu glauben, aus Liebe zum allgemeinen Besten; wenigstens doch zur größten Anzahl der erbländischen Unterthanen, die alle aus der Erfahrung wissen, wie theuer die Fasttäge ihnen gar oft werden müssen.

Da nun die Theisse bekanntermaßen der fischreicheste Fluß in ganz Europa ist, wie dieses auch S. 274. in itzigem Jahrgange ausweiset, und nur allein mit der darinne anzutreffenden unglaublichen Menge von Fischen alle k.k. Erbstaaten manches ganze Jahr hindurch versehen werden dörften, wenn sie anders gut zubereitet würden; so müßte eine solche Entdeckung höchst nützlich seyn. Wir gestehen, daß wir uns alle Mühe gegeben haben, ein solches Mittel ausfindig zu machen, auch unsre Correspondenten gebäthen, uns hierinne an die Hand zu gehen. Allein ungeachtet aller vergeblichen Mühe, Anmahnung und Nachsuchung liessen wir dennoch die Hoffnung nicht aus der Hand. Wir gedachten: was nicht da ist, kann endlich kommen. Und dieses traf ein, wenigstens nach unsrer Meynung. Vielleicht ist doch unser Wunsch erfüllt. Auch gute Vorschläge und Meynungen sind uns willkommen. Nun zur Sache: Wir erhielten vor einigen Tagen ein Schreiben, worinnen der Freund unter andern uns dieses meldete:

Neulich sah ich in dem Studierzimmer meines Anverwandten Ihre Anzeigen aus sämmtlichen k. k. Erbländern: ich durchblätterte solche, und las auch Verschiedenes, das nach meinem Geschmak war, besonders dachte ich dem Inhalt ihres 7ten Stückes S. 22. des ersten Jahrganges nach. Nicht sowohl die Begierde 50. Dukaten zu gewinnen, als vielmehr Ihrem lobenswürdigen Verlangen, dem Publikum mit einer gemeinnützigen Entdeckung zu dienen, ein Genüge zu leisten, triebe mich an, Ihnen meine Herren, mit meinen auf Reisen erlangten Kenntnissen zu dienen. Ich habe mich in Seestädten ziemlich umgesehen, und da ich ein Freund von Wissenschaften bin, so mußte meinen Augen und Ohren nichts entgehen, was meinem wißbegierigen Geist zur Nahrung gereichen konnte. Unter vielen Anmerkungen, und erlaubten Raubereyen, (wovon ich von Zeit zu Zeit etwas mittheilen werde) schriebe ich mir auch, die nöthigsten Vortheile beym Fischeinsalzen auf, die gewiß gut, nothwendig und sehr nützlich sind: da ohne diese das ganze Einsalzen nicht bestehet. Sie wissen selbst, wie oftmals die geringsten Vortheile die Kunst vollkommen machen können, und in ihrer Ermanglung alle übrige Vorsicht vergebens angewendet wird. Wir haben in Ungarn das beste Steinsalz. Ein Hauptstück zum

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Fischeinsalzen! lassen Sie eine beliebige, Quantität davon an denjenigen Ort hinbringen, wo Sie gedenken, Fische einsalzen zu wollen. Bestimmen Sie einen Tag im Frühjahr oder im Herbste dazu, an welchem der Himmel klar und hell ist. Lassen Sie des Morgens früh eine Anzahl Fische fangen, und aufs geschwindeste das Eingeweide ausnehmen, und eben sobald mit Salzwasser auswaschen. Hierauf sogleich durch andere Hände mit gröblicht zerstossenem Steinsalze inwendig einstreuen, und von aussen einreiben, alsdenn auf Brettern an die Luft hingelegt, worauf sie 24. Stunden liegen bleiben, doch so, daß sie weder die Sonne noch der Regen erlangen können, welches in einer offenen, großen Hütte, oder sonst unter einem Dach geschehen kann. Des andern Tages in der Frühe lassen Sie diese nunmehr eingesalzene Fische in gehörige Tonnen einpacken, worinn sie dann, so weit man will, verschickt werden können. Das Salz darf ja nicht gespahrt werden. Wollte man einige davon räuchern, so müssen diese darauf nur ein wenig wieder durchs Wasser gezogen werden, damit sie einen Theil ihres Salzes verliehren; nachgehends werden sie, nach vorhergegangener Abtrocknung, in die Rauchkammer gehängt.

Sie sehen aus dieser ganzen Behandlung, daß sie naturgemäß: daß sie aber auch mit vielen Leuten betrieben seyn wolle. Zum Beispiel: ein Theil überreicht die Fische: ein andrer schneidet sie auf, und nimt das Eingeweide und Blut heraus: noch einer wascht sie mit Salzwasser, und der vierte Theil überstreut sie inwendig mit Salz, reibet sie auswendig auch damit, und legt sie sodenn auf die Bretter. Alles dieses muß mit einer Geschwindigkeit geschehen, theils, damit sogleich auf den Tod des Fisches die völlige Behandlung des Einsalzens erfolge: theils, damit die Zeit und das hierzu besonders taugliche Wetter nicht vorüber gehe, welches hauptsächlich hieher gehörige Vortheile sind.

Soll aber ja ein Fehler vorgehen; so mag er eher im überflüßigen Einsalzen bestehen. Sie kennen die Wirkung des Salzes: Sie wissen auch, worinn seine Verschiedenheit bestehe, und wie weit das Steinsalz, das ungarische Steinsalz, andre Arten von Salz übertreffe.

v. L.

III. Fortsetzung des Gellertischen Urtheils über die meisten Werke der Gelehrten itziger Zeit.

Aristoteles ist die Quelle, woraus folgende Authores ihre meiste Gelehrsamkeit entlehnt haben.

Von seiner Rhetorik ist die Schröderische Edition die beste. Im ersten Theile handelt er von den Beweisen:

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im zweyten Theile von den Leidenschaften, welches besonders schön ist. Es sind Anmerkungen, die aus dem gemeinen Leben genommen sind. Das dritte Buch handelt von der Beredsamkeit.

Longinus de sublimitate: ist von Boileau ins Französische, und von Heinicke ins Deutsche übersetzt worden. Seine Urtheile zeigen, daß er die Größe fühlete. Er entdeckte nicht nur die Tugenden; sondern auch die Fehler der größten Schriftsteller. Seine Kritiken wurden für Orakulsprüche zu seiner Zeit angesehen.

Aquessau denket edel und stark. Der Vortrag ist gesucht, und nicht selten schwer. Es scheinet, daß es ihm nicht um die Sache zu thun seye; sondern, daß er stets schön rede. Er liebte sehr die Mathematik, und gieng mit Racine und Boileau fleißig um; er war in Widerwärtigkeiten, wie bey seiner schmerzhaften Krankheit , an welcher er starb, sehr ruhig, wozu seine gute Eigenschaften vieles beitrugen.

Giesekens Predigten sind vor Anfänger sehr gut. Sein Plan ist leicht und sehr faßlich, nicht versteckt, wie bey Kramer, stets angenehm, sein Vortrag steigt mit der Sache, die er abhandelt.

Von Romanen.

Daß das Lesen der meisten Romanen Fantasten und Verliebte mache kann man zuversichtlich glauben. Boileau Huetius, P. Debonnaire, und andere mehr eiferten sehr dawider. Die Orientalischen, als die Verliebtesten, schrieben am ersten; sie suchten zu gefallen, und brachten Schaden. Die Milesischen Geschichten sind die abscheulichsten. Die Griechen sind nicht so gut, als die Franzosen: jene bestehen im Heliodorus von Emesa in Phoenicien gebürtig. Er schrieb in seiner Jugend die Liebesgeschichte des Theagenes und Chariklea, die ein berühmter und sinnreicher Roman ist, und welche nachmals andern Schriften dieser Art zum Muster dienete. Er wurde nachgehends Bischoff zu Trika in Thessalien. Vom 4ten Jahrhundert war Achilles: Tatius vom 5ten: Dacius vom 7ten : Eustachius vom 8ten, und Crodropus vom 12ten Jahrhundert.

v. S.


In Wien zu haben in der Baderischen Buchhandlung neben dem Todtenkopf in der Bognergasse.
Topic revision: r5 - 05 Apr 2011, AgostonBernad
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